Alle Antennen auf Empfang - Mira Mondstein - E-Book

Alle Antennen auf Empfang E-Book

Mira Mondstein

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  • Herausgeber: Humboldt
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2018
Beschreibung

Zu laut, zu ungewohnt, zu viel: Hochsensible Kinder haben extrem feine Antennen für ihre Umgebung und erleben daher schnell eine Reiz-Überflutung. Das löst bei ihnen puren Stress aus – sie reagieren mit Angst, Wut oder Abschottung. Dieser Ratgeber hilft euch als Eltern dabei, mit den Herausforderungen souverän umzugehen: Was geht in meinem Kind vor? Wie helfe ich, Stress Situationen aufzulösen oder von vornherein zu vermeiden? Wie stärke ich mein Kind? Die hilfreichen Tipps und praktischen Ideen lassen sich direkt und unkompliziert im Alltag umsetzen.

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Seitenzahl: 156

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INHALT

Was ist Hochsensibilität?

Das Internet, eine Recherchequelle mit Schwachpunkten

Forschungsgebiet Hochsensibilität

Wozu hat die Natur Hochsensibilität „erfunden“?

Was ist im Kopf eines hochsensiblen Menschen anders?

Arten von Hochsensibilität

Introvertierte und extrovertierte Kinder

Introvertierte hochsensible Kinder

Extrovertierte hochsensible Kinder

Das Phänomen „Klassenclown“

Die Bedeutung von hochsensiblen Kindern für die Familie

Der „alleingeborene Zwilling“ und Hochsensibilität

Hochsensibilität und Hochbegabung

Ein Gespür für Übernatürliches

Mein Kind sieht Wesen, die es nicht gibt

Die Bezeichnung Kristallkinder

Typische körperliche Auffälligkeiten

Verspannungen

Unruhe

Sensible Haut

Ernährung

Auffällige Art der Bewegung

Das Baby- und Kleinkindalter

Hilfe, ich habe ein Schreibaby!

Wind, Wetter und Natur

Kälteempfinden

Kontakt mit ungewohnten Materialien

Regenschauer

Reisen mit einem hochsensiblen Baby

Wenn die Haut des Babys ständig gereizt ist

Das Babybett

Krabbelgruppen und Eltern-Kind-Kurse

Rituale für hochsensible Babys

Geeignetes Spielzeug für hochsensible Babys

Babywippen

Strahlung von Elektrogeräten

Das Kindergartenalter

Der Start in den Kindergarten – Die größten Probleme

Das Kind zieht sich zurück

Wenn das Kind nicht spricht

Fernsehen und Märchen – Beides nur bedingt geeignet

Wenn die Kleidung den ganzen Tag vermiest

Hochsensible Brillenträger

Haare waschen

Wenn hochsensible Kinder krank sind

Wenn Kinder viel alleine spielen

Medizin und hochsensible Kinder – Ein Drama

Ängste von hochsensiblen Kindern

Definierbare Ängste

Diffuse Ängste

Wenn Kinder ausfallend gegenüber anderen werden

Das Drama mit dem Hunger

Stressfaktor Kindergeburtstag

Verhalten in disharmonischen Gruppen

Das leidige Thema „Schlaf“

Mögliche Ursachen für das Klammern

Das Essverhalten hochsensibler Kinder

Zwei Arten von Sensibilität

Diagnose „Depression“ bei einem hochsensiblen Kind

Warum ecken die Kinder so oft an?

Hochsensible Kinder, ihre Eltern, Erzieher und Lehrer

Warum viele hochsensible Kinder das Autofahren lieben

Hochemotionale Situationen

Gesellschaftsspiele

Hochsensible Kinder im Urlaub

Flugreisen

Im Hotel

Das Grundschulalter

Auf welche Schule soll mein Kind gehen?

Hilfe, mein Kind hat keine Freunde!

Mobbing

Häufige Bauchschmerzen

Häufig erschöpft

Hochsensibilität und ADS beziehungsweise ADHS

Hochsensibilität und Essstörungen

Gefühlsausbrüche

Der Zahnarztbesuch

Perfektionismus bei hochsensiblen Kindern

Unverständnis des Umfelds

„Überlebensstrategien“ im Alltag

Das perfekte Kinderzimmer

Minimalismus, aber bitte nicht zu kaltherzig

Atmosphäre

Umzüge und hochsensible Kinder

Natur – Die Waschmaschine für Kinderköpfe

Kinder dürfen auch mal weinen

Pseudo-Langeweile und warum sie gut ist

Abgrenzung, eine wichtige Ressource

Vertrauen stärken

Streicheleinheiten reinigen die Filter

Meditation – Entspannung für die Kinderseele

Kinderfreundliche Meditationen

Meditation „Kopf frei“

Meditation „Windstreicheln“

Imaginations-Meditation „Dein Krafttier“

Yogaübungen zur Reinigung des Kopfes

Die Haltung des Kindes

Die Glückliche-Kind-Haltung

Der Schustersitz

Der Krieger

Was können Eltern für sich tun?

Kleine Auszeiten vom Elternsein nehmen

Achtsamkeit

Verbundener Atmen

Den Kopf freibekommen

Frieden mit unserem inneren Kind schließen

Kopiervorlagen

Informationen für Erzieher/Betreuer von hochsensiblen Kindern

Informationen für Lehrer von hochsensiblen Kindern

Tabelle für Eltern und Pädagogen – Auffällige Situationen festhalten

Test: Ist mein Kind hochsensibel?

Danksagung

Register

INFO ZU UNSERER WEBSEITE

Um die Möglichkeit zu haben, neue Informationen zum Thema hochsensible Kinder an unsere Leser zu vermitteln, haben wir eine Webseite eingerichtet:

  http://hochsensibleskind.org

Dort habt ihr auch die Möglichkeit, uns zu kontaktieren.

Zudem findet ihr eine Liste mit den Webseiten und Blogs, die wir empfehlen. Da wir die Seiten ständig aktualisieren, wird euch keine wichtige Neuigkeit entgehen.

Was ist Hochsensibilität?

Hochsensibilität ist ein Phänomen, das die Gesellschaft vor viele Fragen stellt. Fast wirkt sie wie eine Modekrankheit. Sie wird belächelt, gefeiert, beschimpft, nicht ernst genommen, und oft wird versucht, sie totzureden. Nur wenige Ärzte und Wissenschaftler setzen sich derzeit ernsthaft mit dem Phänomen Hochsensibilität auseinander.

In den letzten Jahren konnte man jedoch beobachten, dass die Hochsensibilität immer weniger suspekt wahrgenommen wird, was nicht zuletzt an den vielen wissenschaftlich fundierten Studien über das Phänomen liegt. Für Eltern hochsensibler Kinder ist das Durcheinander nicht gerade hilfreich. Schnell landet man bei der Suche im Internet in esoterischen Foren oder auf Seiten, die behaupten, Hochsensibilität existiere gar nicht und sei nur eine netter klingende Diagnose für verhaltensauffällige Kinder. Es erfordert daher viel Geduld, wirklich hilfreiche Informationen zu finden und vor allem ein starkes Selbstbewusstsein, denn nicht selten werden die Eltern als eine mögliche „Ursache für Hochsensibilität“ dargestellt.

Um euch die Hochsensibilität verständlich zu erklären und bewährte Tipps für den Alltag zu geben, schreiben wir dieses Buch. Wir möchten euch als Eltern stärken und euch die Angst davor nehmen, dass mit eurem Kind „etwas nicht stimmt“. Mit diesem Buch werdet ihr lernen, euer Kind zu verstehen und merken, dass ihr nicht alleine mit euren Fragen seid.

Wir schlüsseln typische Alltagssituationen auf und geben euch Einblicke, was im Kopf eures Kindes passiert. Und zum Schluss bekommt ihr Handwerkszeug an die Hand, mit dem ihr das Leben eures Kindes sowie euer eigenes wesentlich entstressen könnt.

UNSER TIPP: HOCHSENSIBILITÄT IST EINE CHANCE

Lernt, die Hochsensibilität als Chance für eure Familie zu sehen. Familien mit hochsensiblen Kindern sind „aufgefordert“, viel Verständnis füreinander sowie für die „eigene“ Andersartigkeit zu entwickeln.

Um nachvollziehen zu können, wie sich das Kind in vielen Situationen fühlt, versetzt euch einmal in folgende Lage:

Du stehst in deiner Stadt mitten auf dem Marktplatz. Um dich herum findet ein Wochenmarkt statt. Die Marktschreier bewerben lautstark ihre Produkte. Das könnten sie sich eigentlich sparen, da die Lebensmittel so intensiv duften, dass du das Gefühl hast, du würdest deine Nase abwechselnd in die verschiedensten Körbe tauchen.

Die Sorge einiger Standbesitzer, nicht genügend Geld einzunehmen, überträgt sich auf deine Gefühlswelt. Während dein Geruchssinn noch am Erdbeerstand hängenbleibt, rempelt dich versehentlich eine Frau mit ihrem Rollator an. Zu den Rufen der Marktschreier kommen nun auch noch die weinerlichen Entschuldigungen der alten Frau. Du spürst, dass sie sich an diesem Ort völlig überfordert fühlt, die Enge macht auch ihr zu schaffen. Ihre Angst, noch mehr Menschen über die Füße zu fahren, krabbelt langsam deinen Hals hinauf. Übrigens nimmt der blaue Fleck an deinem Oberschenkel, der vom Rollator stammt, einen gewaltigen Teil deiner Wahrnehmung ein. Du spürst, wie das Blut sich sammelt, es kribbelt und schmerzt an der Stelle.

So langsam spürst du, wie dir alle Eindrücke zu viel werden. Du beschließt, ohne deine Einkäufe erledigt zu haben, in deine Wohnung zu flüchten, um dem Lärm, den Gerüchen und den Emotionen der anderen Menschen zu entkommen.

Das Internet, eine Recherchequelle mit Schwachpunkten

Viele Eltern, die erstmals mit der Hochsensibilität ihres Kindes konfrontiert sind, beginnen ihre Suche zunächst im Internet. Dort wird man schnell fündig und trifft auf Foren, Facebook-Gruppen und Blogs. Es gibt darunter sehr empfehlenswerte Blogs, auf die wir im Anhang hinweisen. Das Schöne an Blogs ist, dass man dort Erfahrungsberichte anderer Eltern mit hochsensiblen Kindern findet. Diese vermitteln zum einen das angenehme Gefühl, nicht alleine zu sein mit den Problemen und Andersartigkeiten eines hochsensiblen Kindes, zum anderen bekommt man gerade durch Eltern, die ihre Erfahrungen teilen, wundervolle, praxiserprobte Tipps für den Alltag.

Was Foren und Facebook-Gruppen angeht, möchten wir euch jedoch gerne folgenden Ratschlag an die Hand geben, um eigene Verunsicherungen zu vermeiden:

Esoterikforen können einem helfen, indem sie plausibel klingende Erklärungen dafür geben, warum euer Kind hochsensibel ist. Oftmals trifft man dort auf Begriffe wie „Kristallkinder“.

Wir behaupten nicht, dass dies alles Quatsch ist. Aber wirklich helfen wird es euch im Umgang mit der Hochsensibilität eures Kindes nicht. Manche Aussagen und Erklärungen in den Foren können gegebenenfalls sogar schädlich sein – wir werden später noch etwas genauer darauf eingehen.

Facebook-Gruppen haben den Nachteil, dass sie selten von Experten moderiert werden. So manch eine Mutter wurde in solchen Gruppen regelrecht von anderen Müttern emotional zerpflückt, die eine Erziehungsmethode für nicht tragbar oder für eine Zumutung halten. Einerseits sind Tipps anderer Eltern hochsensibler Kinder oft sehr hilfreich, andererseits muss man sich selbst davor schützen, Beleidigungen zu nahe an sich heranzulassen.

Forschungsgebiet Hochsensibilität

Bis vor Kurzem war das Thema Hochsensibilität ein viel diskutiertes, aber wenig erforschtes Gebiet der Psychologie. Es gab sehr viele Menschen, die der Hochsensibilität die Existenz absprachen. Hinzu kam, dass die Hochsensibilität durch ihre Symptome oft mit Eigenschaften wie zum Beispiel der Hysterie gleichgestellt wurde. Es gab viele Diskussionen um die Fragen, was Hochsensibilität überhaupt ist und wie sie entsteht.

Inzwischen können wir auf viele Forschungsarbeiten zugreifen, die sowohl tatsächlich die physischen Merkmale der Hochsensibilität aufzeigen als auch die Streitereien um die Existenz minimieren.

Wir möchten euch jetzt nicht zu viel Theorie auftischen, deswegen haben wir hier erst einmal die wichtigsten Fakten zusammengestellt, kurz und knapp.

FAKTEN ÜBER HOCHSENSIBILITÄT

1. Hochsensibilität ist weder eine Krankheit noch eine „ Ausrede“ für seltsames Verhalten.

2. Sie kann inzwischen wissenschaftlich erklärt werden.

3. Sie ist nicht der Esoterik zuzuordnen.

4. Die Hochsensibilität ist ein Persönlichkeitsmerkmal, das nicht erst in der Kindheit entsteht, sondern angeboren wird.

5. Offensichtlich haben Hochsensible einen sehr stark ausgeprägten Gerechtigkeitssinn, einen guten Blick für Details und eine überdurchschnittliche analytische Fähigkeit.

6. Hochsensibilität ist nicht mit Hysterie oder ADHS/ADS zu verwechseln.

Wozu hat die Natur Hochsensibilität „erfunden“?

Viele Eltern sowie hochsensible Menschen selbst fragen sich, wozu es überhaupt Hochsensibilität gibt. Dazu wird viel geforscht, und es gibt Vermutungen, die sich sehr plausibel anhören. Diese gehen davon aus, dass die Menschen ganz am Anfang der Evolution in Stämmen zusammenlebten. Um das Überleben der Mitglieder in solchen Gruppen zu sichern, haben die Menschen verschiedene Talente entwickelt, wie zum Beispiel besonders schnelle Beine, starke Arme, gute Augen zum Jagen und ein gutes Gehör, um nahende Gefahren frühzeitig wahrzunehmen.

Die Hochsensibilität diente der Sicherheit der Menschen. Hochsensible Menschen können beispielsweise erspüren, wenn Tiere in der Umgebung vor heftigen Wetterveränderungen oder Naturkatastrophen in Panik geraten.

HOCHSENSIBLE MENSCHEN SPÜREN MEHR

Kurz vor dem Tsunami 2004 in Thailand spürten einige Menschen die heftigen Fluchtinstinkte der Tiere und sprachen diese auch an. Leider wurden sie nicht direkt ernst genommen, da in der heutigen Zeit Intuition oft als „esoterischer Quatsch“, Spinnerei oder als Zufall abgetan wird.

Was ist im Kopf eines hochsensiblen Menschen anders?

Wir haben eine wunderschöne, einleuchtende Erklärung gefunden, die es wirklich leicht verständlich macht, warum manche Menschen so unfassbar viele Reize ungefiltert aufnehmen. Es handelt sich dabei darum, dass eine sehr niedrige sensorische Wahrnehmungsschwelle vorliegt. Man kann sich das so vorstellen:

Wenn zwei Synapsen miteinander Reize austauschen, so muss ein Reiz eine wesentlich niedrigere Energie besitzen, um überzuspringen. Es reicht also schon eine kleine Stimulation, um Informationen an das Gehirn als „wichtigen Impuls“ weiterzuleiten, der nach Dringlichkeit beurteilt und eingeordnet werden muss. Das alles passiert gleichzeitig mit vielen verschiedenen anderen Reizen. Der Arbeitsspeicher im Kopf wird also extrem gefordert, er muss viel mehr Informationen verarbeiten, als er eigentlich kann. Und wenn der Arbeitsspeicher überlastet ist – das wissen wir alle aus langjähriger Erfahrung am Computer –, dann geht einfach nichts mehr.

Nun ist so ein menschliches Gehirn natürlich viel komplexer als ein Computer. Zudem hat jeder Mensch aber nur einen begrenzten Arbeitsspeicher. Wenn der überlastet wird, kommt es zu „Kurzschlusshandlungen“ wie Programmabstürzen oder schlichtweg zu einem „Herunterfahren“ des Systems.

Das erkennt man bei Kindern meist daran, dass sie plötzlich leicht apathisch wirken und mit starrem Blick regungslos stehen oder sitzen bleiben. Manche Erwachsene können mit diesem Verhalten absolut nicht umgehen und machen sich Sorgen um den Zustand des Kindes. Wir können euch beruhigen: Dies ist ein Verhalten, das für hochsensible Menschen sehr typisch ist.

Untersuchungen mit der Magnetresonanztherapie ergaben: Die Hirnareale, die für Aufmerksamkeit,Empathie und Selbstreflexion zuständig sind, weisen bei Hochsensiblen eine deutlich höhere Aktivität auf als bei Menschen, die nicht als hochsensibel gelten. Man kann dies auch wieder mit dem Arbeitsspeicher in Computern vergleichen. Aufgrund der gründlicheren Informationsverarbeitung erleben Hochsensible häufig Entscheidungsschwierigkeiten und brauchen länger, um Aufgaben zu lösen.

Ebenfalls zeigen die bisherigen Forschungen, dass sich die Zahl der extrovertierten sowie der introvertierten Hochsensiblen die Waage hält. Somit kann man nicht behaupten, alle Hochsensiblen wären sehr in sich gekehrt. Was man jedoch bei fast allen Hochsensiblen beobachtet, ist, dass sie sich häufiger als andere mental zurückziehen. Das dient ihnen dazu, sich den übermäßigen Reizen in der Umgebung zu entziehen beziehungsweise die aufgenommenen Informationen zu verarbeiten.

Arten von Hochsensibilität

Es gibt ganz unterschiedliche Ausprägungen von Hochsensibilität. Manche Kinder sind in einer Richtung extrem sensibel, manche in allen Richtungen ein bisschen.

DIESE ARTEN VON HOCHSENSIBILITÄT WERDEN UNTERSCHIEDEN

• Sensitive Hochsensibilität

• Kognitive Hochsensibilität

• Olfaktorische Hochsensibilität

• Auditive Hochsensibilität

• Emotionale Hochsensibilität

Die sensitive Hochsensibilität macht sich vor allem über die Haut bemerkbar. Kinder, die sensitiv hochsensibel sind, mögen viele Arten von Kleidung nicht, meiden Schmutz und Flüssigkeiten am Körper und mögen manchmal partout keine Creme auf ihrer Haut. Wir haben oft von Kindern gehört, die den Sand im Sandkasten absolut eklig finden oder auch keine Wachsmalstifte anfassen wollen.

Die kognitive Hochsensibilität ist durch ein enormes Auffassungsvermögen sowie einen sehr ausgeprägten Sinn für Logik gekennzeichnet. Die Kinder mit dieser Hochsensibilität erkennen blitzschnell Zusammenhänge. Man sagt ihnen nach, dass sie auch gut im Erkennen von Wahrheit und Unwahrheit sind und Situationen aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten können.

Die olfaktorische Hochsensibilität macht sich über den Riechnerv und den Geschmackssinn bemerkbar. Kinder mit dieser Hochsensibilität sind extrem wählerisch, was das Essen betrifft. Zudem sind sie extrem empfindlich gegenüber Gerüchen. Gerüche und Geschmackserlebnisse können sie sogar kognitiv außer Gefecht setzen.

Die auditive Hochsensibilität betrifft den Hörnerv. Kinder mit dieser Form der Hochsensibilität können kleinste Nuancen von Tönen unterscheiden und lassen sich von Musik und Umgebungslärm total vereinnahmen. Oft können sie Lieder auf einem Instrument nachspielen, wenn sie diese nur ein paar Mal gehört haben und erinnern sich an Melodien, die sie vor sehr langer Zeit nur ein Mal aufgeschnappt haben.

Die emotional hochsensiblen Kinder spüren jegliche Emotionen um sich herum. Dabei ist es übrigens egal, ob von Mensch oder Tier. Sogar Musik kann sie gefühlsmäßig völlig aus der Bahn werfen.

Wenn sie einen Raum betreten, wissen sie sofort, wie die Stimmung ist. Sie spüren die inneren Regungen anderer Menschen sogar dann, wenn sie diesen nicht ins Gesicht schauen. Das kann ganz klar als Vorteil gewertet werden, macht aber den meisten Kindern extrem zu schaffen, da sie sich nicht von den Emotionen der anderen Menschen abgrenzen können und deren Gefühlen „ausgeliefert“ sind.

Introvertierte und extrovertierte Kinder

Wenn wir auf den verschiedenen Webseiten und in Ratgebern über hochsensible Kinder stöbern, fällt uns auf, dass viele Eltern sehr überrascht sind, dass auch ihre extrovertierten Kinder zu den hochsensiblen Kindern gehören könnten. Die meisten Menschen glauben, dass hochsensible Kinder in sich zurückgezogen sind und einfach schneller weinen als andere Kinder. Man muss jedoch zwei Typen von hochsensiblen Kindern unterscheiden: intro- und extrovertierte.

Introvertierte hochsensible Kinder

Introvertierte hochsensible Kinder sind der Typ Kind, der viel mit sich selbst ausmacht, in sich gekehrt wirkt und dazu neigt, alles in sich hineinzufressen. Da diese Kinder so still sind, fallen sie in der Masse von Kindern selten auf. Sie stehen ungerne im Mittelpunkt und möchten nicht rund um die Uhr aktiv beschäftigt werden. Manche sind richtige Eigenbrötler. Oft bemühen sich Lehrer/Erzieher vergebens darum, diese Kinder zu mehr Aktivität zu animieren.

Regeln sind unumstößlich – Eine Erzieherin erzählt

„Seit einem Monat ist ein neues Kind bei uns in der Gruppe. Der Junge ist normalerweise sehr zurückhaltend und redet kaum. Doch es gibt Situationen, da wird er geradezu aufbrausend, sogar richtig laut, nämlich dann, wenn ein anderes Kind eine der im Kindergarten geltenden Regeln bricht. Auch vor uns Erzieherinnen macht er keine Ausnahme, wir müssen uns ständig belehren lassen, wenn wir beispielsweise in der Bastelstunde in einem vermeintlich unbeobachteten Moment mal schnell einen Schluck Kaffee trinken.

Die kleinen „Schulhofpolizisten“: Viele introvertierte hochsensible Kinder sind penible Verfechter von Strukturen und Regeln. Dieses Verhalten führt nicht selten zu Hänseleien und Verwirrung zwischen dem hochsensiblen Kind und seinem Umfeld.

WOZU REGELN DIENEN

Regeln geben hochsensiblen Kindern Halt in unserer sich schnell verändernden, turbulenten und oft chaotischen Umwelt.

Regeln geben allen Kindern Halt, egal ob hochsensibel oder nicht, aber insbesondere hochsensible Kinder reagieren sehr schnell, wenn jemand diese Sicherheit zerschlägt.

Kennt ihr auch Situationen, in denen das Kind euch mit scheinbar sinnlosen, eher nervenden Fragen überhäuft? Diese können so lauten:

„Kommt der Ketchup immer auf die linke Seite vom Teller?“

oder:

„Muss man erst die Gummistiefel ausziehen oder erst die Jacke?“

Diese Fragen sind ein Zeichen dafür, dass euer Kind sich gerade darum sorgt, etwas falsch zu machen. Es will nicht selber aus Versehen gegen Regeln verstoßen, wo diese doch so wichtig für das Kind selbst sind. Diese Kinder sind mitnichten Besserwisser! Sie haben lediglich wahrhaft Angst davor, dass Chaos ausbricht und sie die Übersicht verlieren.

INTROVERTIERTE HOCHSENSIBLE KINDER

Introvertierte hochsensible Kinder sind oft ängstlicher, unsicherer und gleichzeitig ruhiger als andere Kinder. Schnell ziehen sie sich in ihr inneres Schneckenhaus zurück.

Von außen sollten sie nicht gezwungen werden, sich mehr zu äußern oder aktiver am Geschehen teilzunehmen. Was ihnen guttut, ist die Stärkung ihres Selbstbewusstseins. Sie müssen mehr bestärkt werden und möchten gerne an die Hand genommen werden, wenn sie etwas Neues tun sollen.

Anstatt laut und energetisch auszuflippen, fressen diese Kinder ihre Sorgen und Gedanken in sich hinein. Sie verarbeiten eine Reizüberflutung nicht, indem sie Energie abgeben. Durch dieses Anstauen von negativer Energie im Körper zeigen hochsensible introvertierte Kinder öfter passive Ausbrüche, die sich anders zeigen, zum Beispiel durch Allergien, Hautirritationen, Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder Bauchschmerzen.

Extrovertierte hochsensible Kinder

Die extrovertierten hochsensiblen Kinder laufen gut und gerne Gefahr, als ADS-Kinder abgestempelt zu werden (Kapitel „Hochsensibilität und ADS/ADHS“). Sie sind meist nicht zu übersehen und oft laut. Sie stehen gerne im Mittelpunkt und sind sehr mitteilungsbedürftig. Auffällig ist zudem, dass ihre Stimmungen sehr schwanken. Sind sie in der einen Sekunde gerade entspannt und gut gelaunt, so können sie eine Sekunde später geradezu vor Wut explodieren. Oft passiert dies auch sehr unvorhergesehen.

Viele Eltern erzählen uns von Gefühlsausbrüchen, die ihren Kindern viel Energie rauben. Man sagt ihnen nach, dass sie extrem gut schauspielern können und sehr gerne die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Das ist ihre Art, die Reize, die sie aufsaugen, zu verarbeiten. Sie sind sehr aktiv und spiegeln ihren Mitmenschen, was diese gerade bewegt.

EXTROVERTIERTE HOCHSENSIBLE KINDER

Extrovertierte hochsensible Kinder sind oft sehr mitteilungsbedürftig. Sie lassen die Emotionen aus sich heraussprudeln und verarbeiten Erlebnisse aktiv durch Äußerungen und körperliche Tätigkeiten. Sie wirken dadurch oft unberechenbar und impulsiv.

Das Phänomen „Klassenclown“

„Klassenclowns“ überspielen ständig ihr Inneres. Meist sind es eben gerade feinfühlige Kinder, die sich nicht erlauben, ihre Gefühle ehrlich nach außen zu zeigen, um sich vor möglichen Verletzungen zu schützen. Hier beißt sich die Katze in den Schwanz, denn gerade das Überspielen wirkt so albern, dass gerade das wieder den Klassenkameraden den besten Aufhänger dafür bietet, das Kind zu hänseln.

Es hat sich bewährt, einmal bei sich selber zu überprüfen: Kann es sein, dass wir Eltern – die wichtigsten Vorbilder unserer Kinder – selbst zu Hause ungern unsere Gefühle zeigen?

Eine weitere Strategie, um dem Kind die Last des Klassenclowns zu nehmen, ist, mit ihm zu üben, die eigenen Emotionen richtig zuzuordnen. Wir haben gemerkt, dass viele hochsensible Kinder zwar immer erklären können, wie sich ein Gefühl anfühlt, aber die Zuordnung, um welches Gefühl es sich handelt, fällt vielen von ihnen schwer.

Die Bedeutung von hochsensiblen Kindern für die Familie

Lernt, die Hochsensibilität als Chance für eure Familie zu sehen. Denn Familien mit hochsensiblen Kindern sind „aufgefordert“, viel Verständnis füreinander sowie für die „eigene Andersartigkeit“ zu entwickeln.