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«Alle außer das Einhorn» heißt die Chatgruppe der Klasse. Alle sind dabei, nur Netti darf nicht mitmachen. Dafür muss sie hilflos zusehen, wie ihr Handydisplay sich mit Lügen, Hasskommentaren und Drohungen füllt. Nicht mal Nettis bester Freund Julius hält mehr zu ihr, seit Fever, die Neue, in der Klasse das Sagen hat. Und was sollen die Eltern oder die Lehrerin schon ausrichten gegen die Flut an anonymen Beschimpfungen? Also tut Netti nichts, bis zum Tag des Kostümfests. Heute soll Netti, das Einhorn, endlich richtig aufs Horn kriegen – doch dann geht die Sache ganz anders aus … Cybermobbing unter Jugendlichen nimmt dramatisch zu, der Umgang damit überfordert Eltern und Pädagog_innen gleichermaßen. Kirsten Fuchs nähert sich dem Thema auf so unterhaltsame wie drastische Weise, ohne dabei das Internet und soziale Medien zu verteufeln.
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Seitenzahl: 51
Veröffentlichungsjahr: 2018
Kirsten Fuchs
«Alle außer das Einhorn» heißt die Chatgruppe der Klasse. Alle sind dabei, nur Netti darf nicht mitmachen. Dafür muss sie hilflos zusehen, wie ihr Handydisplay sich mit Lügen, Hasskommentaren und Drohungen füllt. Nicht mal Nettis bester Freund Julius hält mehr zu ihr, seit Fever, die Neue, in der Klasse das Sagen hat. Und was sollen die Eltern oder die Lehrerin schon ausrichten gegen die Flut an anonymen Beschimpfungen? Also tut Netti nichts, bis zum Tag des Kostümfests. Heute soll Netti, das Einhorn, endlich richtig aufs Horn kriegen – doch dann geht die Sache ganz anders aus …
Cybermobbing unter Jugendlichen nimmt dramatisch zu, der Umgang damit überfordert Eltern und Pädagog_innen gleichermaßen. Kirsten Fuchs nähert sich dem Thema auf so unterhaltsame wie drastische Weise, ohne dabei das Internet und soziale Medien zu verteufeln.
Kirsten Fuchs, 1977 in Karl-Marx-Stadt geboren, gewann 2003 den renommierten Literaturwettbewerb Open Mike, seither hat sie einen festen Platz in der jüngeren deutschen Literatur. 2005 erschien ihr vielgelobter Debütroman «Die Titanic und Herr Berg», 2008 der Roman «Heile, heile» und 2015 «Mädchenmeute», das mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis 2016 ausgezeichnet wurde. In Moabit betreibt sie seit 2014 die Lesebühne «Fuchs und Söhne». Für ihr erstes Theaterstück «Tag Hicks oder Fliegen für vier» erhielt sie den Berliner Kindertheaterpreis und den Brüder-Grimm-Preis des Landes Berlin.
Veröffentlicht im Rowohlt Verlag, Hamburg, März 2018
Copyright © 2018 by Rowohlt Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg
Covergestaltung any.way, Walter Hellmann
Coverabbildung Umschlagabbildung: CTRPhotos/iStockphoto.com
ISBN 978-3-644-90409-5
Schrift Droid Serif Copyright © 2007 by Google Corporation
Schrift Open Sans Copyright © by Steve Matteson, Ascender Corp
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NETTI
Nennen wir diesen Tag mal Einhorntag. Der Einhorntag heißt Einhorntag, weil – das werdet ihr ja gleich verstehen. Wenn ich den Einhorntag wiederholen könnte, würde ich alles anders machen. Ich würde einfach klüger sein. Ich würde mutiger sein, und ich würde …
… alles anders machen. Das fängt schon morgens an. Ich würde aus dem Zimmer kommen und mit meinen Eltern über die Sache reden.
Hab ich aber nicht.
MUTTER
Netti!
VATER
Nettchen.
NETTI
Hallo, ich bin Jeanette. Mama und Papa sagen …
MUTTER
Nettiiiiiii!
VATER
Nettiliebileinchen.
NETTI
Sie sagen, dass sie sich echt viele Gedanken gemacht haben, wegen meinem Namen, damit es der richtige ist, damit er zu mir passt. Sie haben sich um alles andere auch Gedanke gemacht. Die richtige Ernährung und hier der richtige Ranzen, gut für meinen Rücken und da das richtige Brot. Von gestern. Hab ich gar nicht aufgegessen. Muss ich verstecken, aber dann finden das meine Eltern. Oh Mann, NERV! (Isst das alte Brot.)
MUTTER
Netti? Was machst du denn da so lange?
NETTI
(mit vollem Mund) Nöchts!
VATER
Lass sie doch. Sie darf doch auch mal Geheimnisse haben.
MUTTER
Hast du Geheimnisse? Du darfst Geheimnisse haben, ja? Ich will nur wissen, ob du welche hast.
NETTI
Nein.
VATER
Hörst du, sie hat keine.
MUTTER
Das würde sie uns doch nicht sagen, wenn sie welche hätte. Hast du welche?
NETTI
Nein.
MUTTER
Siehst du, sie hat also welche. Hoffentlich ist es nichts Schlimmes.
NETTI
Jetzt machen sie sich wieder Gedanken. Direkt vor meiner Tür.
MUTTER
Wenn du nicht bald rauskommst, kommen wir rein.
VATER
Wir müssen ihre Privatsphäre respektieren.
MUTTER
Netti, mach doch bitte auf und komm raus, ja? Wir wollen zusammen frühstücken. Es gibt Müsli mit frischen Früchten.
NETTI
(isst immer noch Brote vom Vortag) Kein Hunger.
MUTTER
(flüstert zu Vater) Hat sie eine Essstörung? Hatte sie zu viel Zucker? Oder zu wenig? Oder den falschen? Oder zu spät am Tag?
VATER
Nun beruhige dich mal.
NETTI
Ich muss noch was für die Schule machen.
VATER
Gut, gut. Kein Problem.
MUTTER
Ja, klar. Na klar. Das Müsli packe ich dir ein, ja?
NETTI
Dann muss ich morgen früh also altes Müsli essen. Vielleicht denke ich mal dran, es heute gleich in der Schule wegzuwerfen. (Schaltet ihr Handy an, liest schweigend, weint)
Du Hässlichkeit
Ich rasier dich hinten
Ich rasier dich
Deine Mutter
Heul doch
Heul doch
Deine Mutter, ey
Bring dich um
Bitte lösch dich
MUTTER
Nettchen
Heulopfer
Pickelface
Du kleiner Hund
MUTTER
Mäuschen, jetzt komm doch.
VATER
Kirschenäuglein.
Deine Mutter ist so arm wie ein Penner
Du bist ein Bastard
Deine Mutter ist eine Hure
Geh dich vergraben, du Wichskind
Dein Vater ist schwul. Deine Mutter so fett wie die Sonne.
Wenn du heute zum Kostümfest kommst, verprügeln wir dich.
NETTI
Mama, Papa, ich muss euch was erzählen. Wäre doch gar nicht so schwer gewesen, das zu sagen. Hier kuckt mal (hält ihnen das Handy hin oder imaginären Eltern oder Publikum): Die schreiben mir gemeine Sachen. Und dann hätte Mama gesagt:
MUTTER
Wir helfen dir.
NETTI
Und Papa hätte gesagt:
VATER
Wir kommen jetzt direkt mit zur Schule, und dann reden wir mit deiner Lehrerin, und dann wird das vor der Klasse ausgewertet. Was fällt denen ein, zu dir zu sagen …
Na, hast du gepetzt, du kleine Wurst?
Hat deine Mutter dich eigentlich schon geboren, oder steckst du noch in ihrer Muschi fest?