Alltag auf der Seeleninsel - Britta Wisniewski - E-Book

Alltag auf der Seeleninsel E-Book

Britta Wisniewski

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Beschreibung

Kann eine Seele sprechen? Haben Gefühle ein Gesicht? Und was passiert da eigentlich, im Innersten eines Menschen? Britta Wisniewski hat Ihren Gefühlen Persönlichkeit gegeben. Und lässt sie in diesem Buch ihre Geschichten einfach einmal selbst erzählen! Begleiten Sie die Autorin auf die Seeleninsel und machen Sie einen Ausflug in die Welt der - vielleicht auch eigenen - Gefühle.

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Seitenzahl: 75

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Alltag auf der

Seeleninsel

Eine Reise ins Innere

Kurzgeschichten von Britta Wisniewski

Kann eine Seele sprechen? Haben Gefühle ein Gesicht? Und was passiert da eigentlich, im Innersten eines Menschen? Britta Wisniewski hat Ihren Gefühlen Persönlichkeit gegeben. Und lässt sie in diesem Buch ihre Geschichten einfach einmal selbst erzählen! Begleiten Sie die Autorin auf die Seeleninsel und machen Sie einen Ausflug in die Welt der - vielleicht auch eigenen - Gefühle.

Copyright Britta Wisniewski

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, verboten. Kein Teil dieses Werkes darf ohne schriftliche Einwilligung des Verlages in irgendeiner Form (Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Inhalt

Das Seelensanatorium

Verständnis kommt nicht von „Verstand“

Pass auf, was Du dir wünscht …

Geben ist seliger als Nehmen

Der Geheimdienst der Gefühle

Hinter geschlossenen Türen

Das Geheimnis liegt im Loslassen

Die dunkle Seite der Welt

Der Besuch der Gewohnheit

Der Sieg gegen die Angst

Die Seeleninsel

Du bist zu Gast auf meiner Seeleninsel, Fremder. Und ich lade Dich ein, zu verweilen, auszuruhen an der Seite meiner Gefühle. Meine Sehnsüchte kennen zu lernen und meine Ängste. Dich an meinen Freuden zu erfreuen aber auch, meine Tränen zu weinen – die der Freude und auch die des Leids.

Du bist zu Gast in einer Welt, die nicht die Deine ist und nie die Deine wird, das muss Dir klar sein, wenn du herkommst. Und so lange Du hier bist, bist Du herzlich willkommen – wenn Du als Gast kommst und Dich auch so benimmst!

Tritt ruhig heran und schau Dich um. Sie tun dir nichts, meine Gefühle – sie sind nur da, wie die Insel mit ihrem Meer aus den Wogen des Schicksals und den Wellen der Zeit. Sie alle machen mich zu dem, was ich bin – ein Eiland in den Weiten des Universums, eine kleine Insel im Meer der Zeit.

Mach ruhig hier Urlaub, komm vorbei, wann immer du willst und wisse, Du bist willkommen! Nein, du bringst keine Unruhe in meine geordnete Welt, nicht, solange Du als Freund kommst!  Das Wetter hier ist auch nicht immer schön, Gott bewahre! So manchen Sturm musste diese kleine Insel schon verkraften und oft greifen Wellen und Wogen nach ihr und drohen ihr Land zu entreißen – doch wir sind auf der Hut.

Wir leben hier einfach, musst du wissen! Einfach und bescheiden. Ein jeder und ein jedes hat seinen Platz und seine Zeit und oft wirst Du mehr als eines zugleich antreffen, lass Dich nicht ängstigen, auch in der Gruppe sind sie nicht gefährlich, meine Gefühle, die diese Insel bewohnen. Sie mögen mächtig scheinen, doch sie sind verletzbar – drum achte sie. Wie sie Dich achten, als ihren Besuch und Dich und ihre Anwesenheit ehren in ihrer Welt.

Komm als Freund, Fremder – und Dir werden sich Türen öffnen. Türen zu Orten, die vor Dir kein Mensch zuvor erblickt hat. Jedes meiner Gefühle hat sein eigenes Reich und sie sind Meister darin, dafür zu sorgen, dass Du Dich wohl fühlst bei ihnen. Sie wollen Deine Freunde sein, jedes von ihnen … sogar Zweifel und Angst.

Du bist zu Gast auf meiner Seeleninsel, Fremder. Und wenn du sie wieder verlässt, so wisse, dass Du nicht als derselbe gehen wirst, als der Du kamst! Auch diese Insel wird nicht mehr dieselbe sein, denn Deine Schritte werden ihren Sand mit ihren Spuren überzogen haben und Deine Blicke die Orte berührt, die niemand außer Dir je sah.

Vielleicht wirst Du Geschenke mitnehmen, wenn du wieder gehst! Und wenn Du das tust, dann achte sie! Denn mit jedem Geschenk, das Du mitnimmst, bringst Du ein Stück aus meiner Welt in Deine! Achte und ehre es, wie die Dich achteten, die es Dir gaben!

Du bist zu Gast auf meiner Seeleninsel, Fremder.

Und ich hoffe, Du bleibst.

Das Seelensanatorium

Ich hole meine Seelenteile zurück. Jedes einzeln und jedes eine voller Schrammen und Blessuren. Bei manchen nur ein Kratzer, doch andere tragen tiefe Risse und offene Wunden. Manche eitern schon.

Doch jedes von ihnen wehrt sich. Verweigert mir den Zugriff, beißt mir in die Hand, wenn ich es packen will, keines will weg von da, wo es selbst entschieden hat, sein zu wollen, festmachen zu wollen, ankern zu wollen. Ihr Zustand interessiert sie nicht, stelle ich mit Verwunderung fest. Sollte er aber. Schließlich sind es Teile meiner Seele, die hier blutend herumliegen und Wochen und Monate, wenn nicht sogar Jahre brauchen werden, um heil und gesund zu werden. Noch während ich mit den Neuankömmlingen beschäftigt bin, bemerke ich einen Ausbruchsversuch zweier Seelenteile am Nordfenster.

„Los komm, jetzt!“, höre ich das eine flüstern. Ich könnte sie aufhalten, ich müsste nur einmal quer durch den Raum spurten und das Fenster schließen. Aber ich lasse sie ziehen. Sie würden mir mit ihrer Rebellion den ganzen Laden aufmischen, würden selbst die schwächsten Teile dazu bringen, sich noch einmal gegen mich zu stellen und schlussendlich nur dafür sorgen, dass der ganze, mühsam geordnete Betrieb hier wieder völlig aus den Fugen geht.

Dass meine Seele kein Ganzes mehr ist, sondern ein Flickwerk aus unterschiedlichen Splittern, das kam durch Zufall ans Licht. Ich musste sie schon häufiger zurückholen – und dass das mit jedem Mal schwerer wurde, schob ich darauf, dass auch immer wieder alte Verletzungen betroffen waren, wenn neue hinzukamen. Doch irgendwann besah ich mir das Bild genauer. Es war kein Ganzes mehr, sondern ähnelte einem Ameisenhaufen. Der auch komplex wie ein Gebäude wirkt und doch aus Tausenden und Abertausenden wuselnder kleiner Käfer besteht, die emsig hin und her laufen und von denen jeder etwas anderes tut. Nur, dass sie nicht herumliefen sondern still pulsierten, Unterschiedlich stark. Manche hell, lodernd, manche nur noch schwach, kurz vor dem Erlöschen. Und manche fehlten ganz … sie hatten sich von der Hauptseele abgetrennt und an einem anderen Menschen festgemacht. Hatten an seiner Seele festgemacht, ungeachtet der Meinung des dazugehörenden Menschen eine Seelenverbindung geschaffen. Wenn ich merkte, dass es ihnen gut tat, ließ ich sie einfach da.

Besser, einen heilen Teil Seele außerhalb meines Schutzes, als ein verletztes Teil in meinem Inneren. Dort hatte ich Arbeit genug.

Denn es gab nicht nur gute Menschen! Wann immer eines meiner Seelenteile sich aufmachte, Kontakt zur Seele eines anderen Menschen herzustellen, musste ich mit Verletzungen rechnen. Die Menschen hatten keine Ahnung vom Wesen der Seele mehr. Sie achteten sie nicht mehr, schützten sie nicht mehr. Und wenn, dann allenfalls ihre eigene. Wie streunende Hunde mussten sich meine Seelenteile manchmal behandeln lassen und

„Geh weg, ich will Dich nicht!“, war noch die harmloseste Aussage. Ein so geschundenes Seelenteil war leicht zur Rückkehr zu überzeugen. Und schwer zu heilen. Es wurde teilnahmslos, phlegmatisch und verlor jedes Interesse daran, Kontakt zu anderen Seelen aufzunehmen. Viel häufiger waren aber Verletzungen durch Unachtsamkeit. Die Menschen konnten sich einfach nicht vorstellen, dass da nicht nur ein anderer Mensch vor ihnen stand, sondern er seine Seele gleich mitbrachte.

Und meine Seele hatte die dumme Angewohnheit, selbst zu entscheiden, wohin sie ihre Bänder knüpfen wollte. Das war selten da, wo man sie nicht verletzten konnte.

Manchmal bin ich neugierig, wenn meine Seelenteile verletzt zu mir zurückkehren.

„Geht dieser Mensch mit seiner Seele denn genauso um?“, frage ich sie dann. Und allesamt schütteln sie den Kopf und lächeln traurig.

„Nein, seine eigene Seele ist eingesperrt. Hinter Glas, Stacheldraht und Dornen hält er sie, immer darauf bedacht, dass nichts und niemand zu ihr durchdringt. Sie leidet unter ihrer Einsamkeit und freut sich über jedes liebe Wort. Sie ist schwer zu erreichen, obwohl sie hell pulsiert und nach außen strahlt. Sie würde so gerne mit einer anderen Seele kommunizieren, doch wann immer eine zu ihr durchdringt, muss sie aufpassen, dass sie nicht von der Angst ertappt wird. Die Angst wird sofort die Wachen rufen – und dann geht es der fremden Seele an den Kragen!“

Die Angst kenne ich auch. Auch bei mir schützt sie das Seelensanatorium, aber die Gute ist alt geworden. Alt und langsam. Oft kommt ihr Ruf nach den Wächtern zu spät und auch diese haben schon die Gicht in den Knochen. Ich merke es daran, dass nur noch junge, unverletzte Seelenteile von ihnen in die Flucht zu schlagen sind. Sie rechnen nicht mit Gegenwehr und ziehen schnell von dannen, wenn sie damit konfrontiert werden. Kommen alte Seelen zu Besuch, lachen sie über meine Schutzmaßnahmen. Oder ignorieren sie einfach. Und manchmal steht dann eben eine komplette andere Seele in meinem Sanatorium und das einzige, was meiner Angst noch dazu einfällt ist:

„Hoffentlich ist das kein trojanisches Pferd. Denn dann wird sie uns alle vernichten!“

Verständnis kommt nicht von „Verstand“

„Ich verstehe es nicht, ich verstehe es einfach nicht!"