Alpengold 300 - Rena Bergstein - E-Book

Alpengold 300 E-Book

Rena Bergstein

0,0
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Nur seine Magd
Sie war bitterarm und er der reiche Erbe
Von Rena Bergstein

Die tiefe Trauer um den Tod seiner über alles geliebten Frau setzt Hubert, dem Bauern vom Schernthannerhof, auch nach zwei Jahren noch mächtig zu. Maria war seine große Liebe, und er kann ihren Verlust nicht verwinden.
Erst als die lebensfrohe Karoline, eine Cousine seiner verstorbenen Frau, für ein paar Wochen auf den Hof kommt, erwacht der junge Mann aus seiner Erstarrung und lernt, wieder zu lachen. Hubert ist so glücklich darüber, dass er Karoline bittet, seine Frau zu werden. Ihre Gemeinschaft soll auf Freundschaft und Zuneigung beruhen, denn lieben wird Hubert niemals eine andere als seine Maria. Dessen ist er gewiss.
Doch wenige Wochen vor der Hochzeit entbrennt im Herzen des Mannes doch noch einmal das Feuer der Liebe, aber es brennt nicht für Karoline ...

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 140

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Cover

Impressum

Nur seine Magd

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Michael Wolf

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar

ISBN 9-783-7325-8272-3

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Nur seine Magd

Sie war bitterarm und er der reiche Erbe

Von Rena Bergstein

Die tiefe Trauer um den Tod seiner über alles geliebten Frau setzt Hubert, dem Bauern vom Schernthannerhof, auch nach zwei Jahren noch mächtig zu. Maria war seine große Liebe, und er kann ihren Verlust nicht verwinden.

Erst als die lebensfrohe Karoline, eine Cousine seiner verstorbenen Frau, für ein paar Wochen auf den Hof kommt, erwacht der junge Mann aus seiner Erstarrung und lernt, wieder zu lachen. Hubert ist so glücklich darüber, dass er Karoline bittet, seine Frau zu werden. Ihre Gemeinschaft soll auf Freundschaft und Zuneigung beruhen, denn lieben wird Hubert niemals eine andere als seine Maria. Dessen ist er gewiss.

Doch wenige Wochen vor der Hochzeit entbrennt im Herzen des Mannes doch noch einmal das Feuer der Liebe, aber es brennt nicht für Karoline …

Durch die grünen Tannenzweige schien die Nachmittagssonne auf den kleinen Gebirgsfriedhof. Niemand sollte die Tränen sehen, die ihm über sein gebräuntes Gesicht liefen.

Doch er war allein. Niemand aus dem Dorf hatte um diese Uhrzeit die Muße, den Friedhof zu besuchen. Das war ihm, dem jungen Bauern vom Schernthannerhof, nur recht. Nichts hasste er mehr als die neugierigen Blicke, die sie ihm immer noch zuwarfen, obwohl seit Marias Tod nun schon mehr als zwei Jahre vergangen waren.

Wie glücklich war er mit ihr gewesen! Sein Vater hatte ihm zur Hochzeit mit der Tochter vom Radstetterbauern den großen und schönen Hof übergeben. Und mit Maria hatte er das hübscheste Mädchen im ganzen Umkreis vor den Altar geführt.

Glühend hatten ihn seine Freunde beneidet, alle hatten sie das liebenswerte Mädchen ins Herz geschlossen gehabt.

Die Verlobungszeit war kurz gewesen, weil er es nicht hatte erwarten können, die geliebte Frau für immer bei sich zu haben. Zwei kurze Jahre nur voller Liebe und Glück waren ihnen vergönnt gewesen, dann war das Entsetzliche geschehen.

Sie hatten sich beide von ganzem Herzen ein Kind gewünscht. Der Arzt hatte sich skeptisch geäußert, weil die junge Bäuerin so zart und schmal gewesen war. Aber sie hatte nur darüber gelacht.

„Wirst sehen“, hatte sie gemeint und gestrahlt vor Glück, „der alte Doktor irrt sich, Hubert. Ich bin gesund und werde dir mindestens drei Kinder schenken.“

Als sie dann schwanger gewesen war, hatte sie Freudentränen geweint. Doch schon nach den ersten Monaten war es ihr gesundheitlich immer schlechter gegangen.

Als sie beide endlich eingesehen hatten, dass der weise Dorfarzt doch recht gehabt hatte, da war es bereits zu spät gewesen.

Maria hatte zwar einen gesunden, kräftigen Buben zur Welt gebracht, aber sehen konnte sie ihr Kind nicht mehr. Aus ihrer Ohnmacht war sie nicht mehr aufgewacht.

Eine ganze Nacht lang hatte Hubert vor ihrem Bett auf den Knien gelegen und ihre kalten Hände in den seinen gehalten. Und schließlich hatte man ihn gewaltsam aus der Kammer hinausbringen müssen.

Ein trockenes Schluchzen schüttelte jetzt den Mann, der eine rote Rose auf die dunkle Erde legte.

„Warum, Liebste, warum?“, flüsterte er und wusste, dass er auf diese Frage niemals eine Antwort bekommen würde.

Noch war kein Tag vergangen, an dem er nicht an diesem Grab gestanden hatte. Bei Regen und Schnee und bei glühender Hitze kam er jeden Tag um diese Stunde auf den Dorffriedhof.

Er war nicht immer allein, manchmal trug er seinen Buben, den kleinen Thomas, auf dem Arm. Er zeigte dem Kind das Grab mit dem Bild der Mutter, doch der Bub sah ihn nur verständnislos mit den dunklen großen Augen an. Er verstand es nicht, warum der Vater immer traurig war und nie mit ihm lachte und scherzte.

Hubert Schernthanner stand auf und warf einen letzten Blick auf das Grab, in dem die Frau lag, die sein ganzes Glück gewesen war. Dann ging er zu seinem Hof zurück.

Dort saß man gerade bei der Vesper, und alle hatten es vermieden, den leeren Stuhl des Bauern anzusehen. Wusste doch ein jeder vom Gesinde, wo er um diese Zeit hingegangen war.

Rosl, die rundliche Magd, die schon seit einer Ewigkeit auf dem Schernthannerhof diente, hatte den kleinen Thomas auf dem Arm und fütterte ihn mit einem Butterbrot. Der Kleine lachte unbeschwert und klatschte vor Vergnügen in die Hände. Er war seiner verstorbenen Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten. Dieselben dunklen, fast schwarzen Augen, das Grübchen am Kinn und die lockigen dunklen Haare.

Der alte Schernthannerbauer, der seit dem Tod seiner Schwiegertochter wieder im Haus lebte, räusperte sich.

„Wird Zeit, dass sich der Hubert nach einer jungen Magd umschaut, die den Buben betreut. Er läuft schon so schnell, dass ihm Rosl mit ihren alten Füßen nimmer nachkommt.“

Voller Liebe sah er auf sein einziges Enkelkind. Der kleine Thomas war das Einzige, was das Leben für ihn nach dem entsetzlichen Schicksalsschlag noch lebenswert machte.

Rosl machte ein beleidigtes Gesicht.

„Ich hab den Hubert als Kind betreut, und für seinen Buben reicht es auch noch. Ich bin noch keine siebzig, und wenn ich auch nimmer die Schnellste bin, entwischt ist er mir noch nie.“

Der alte Bauer lenkte ein.

„So hab ich es net gemeint, Rosl! Ich weiß schon, was du wert bist. Aber jünger werden wir halt alle net, und auf deine alten Tage solltest du dir ein bisserl mehr Ruhe gönnen.“

Die Küchentür ging auf, und Hubert betrat den Raum. Sofort begann das Kind zu jauchzen und wollte zu seinem Vater. Der nahm ihn auf den Arm und drückte ihn fest an sich.

„Mein Bub“, sagte er leise und setzte sich mit dem Kind auf die Ofenbank.

Das Gesinde war aufgestanden, um an die Arbeit zu gehen. Noch war nicht Feierabend, das restliche Heu musste noch eingebracht werden. Der alte Schernthanner sah seinem Sohn zu, wie er den Buben herzte. Wie froh war er, dass wenigstens das Kind am Leben geblieben war! Sonst wäre dem Hubert womöglich alles sinnlos erschienen.

Michl, der Postbote, kam in die Küche. Mit einem Taschentuch wischte er sich den Schweiß von der Stirn.

„Herrgott, ist das eine Hitze“, stöhnte er und nahm dankbar die kühle Limonade, die Rosl ihm hinstellte.

„Was bringst du denn Wichtiges?“, wollte der alte Bauer wissen, und der Postbote zog ein schmales Kuvert aus seiner Umhängetasche.

„Mir scheint, der Brief kommt aus München“, sagte er und reichte Hubert das Kuvert. Der sah erstaunt auf und setzte den Buben neben sich auf die Bank.

„Wir kennen doch in München niemanden. Wird wohl ein Versehen sein.“

Er riss den Umschlag auf und las die wenigen Zeilen, die an ihn gerichtet waren.

„Lieber Hubert,

Du wirst erstaunt sein, heute von mir zu hören. Wahrscheinlich kannst Du Dich auch nicht mehr an mich erinnern. Ich bin Karoline Kaiser, eine Cousine von Maria. Wir haben uns bei Eurer Hochzeit gesehen. Ich erfuhr erst von ihrem Tod, als ich von einer Auslandsreise zurückgekommen bin.

Ich möchte Dich und den Buben gern sehen. Wäre es Dir recht, wenn ich für ein paar Wochen auf Deinen Hof komme? Von München ist es nicht allzu weit mit dem Wagen. Ich erwarte Deine Antwort.

Karoline“

Hubert lächelte verhalten. Nur sehr undeutlich konnte er sich an jene Verwandte seiner Frau erinnern. Trotzdem wusste er noch, wie erstaunt er damals gewesen war. Obwohl nur weitläufig verwandt, war sie Maria sehr ähnlich gewesen. Einige Jahre jünger, ein junges Mädchen damals.

Er hielt seinem Vater den Brief hin.

„Da, lies und sag mir, was ich tun soll.“

Der Vater lachte, als er die Zeilen gelesen hatte. Schien viel Spontaneität zu haben, diese Karoline Kaiser. Er war dafür, dass sie zu ihnen kam. Etwas Abwechslung würde Hubert guttun, und diese junge Dame aus der Stadt würde ihn vielleicht von seinen traurigen Gedanken ablenken.

„Schreib ihr, dass wir sie erwarten. Platz genug haben wir ja. Ich kann mich net an sie erinnern, aber das ist ja zu ändern.“

Hubert legte den Brief beiseite. Wenn er am Abend Zeit fand, würde er ihr antworten.

Der Postbote hatte sich inzwischen ein wenig erholt, sodass er seinen Weg bis zu den letzten Bauernhöfen fortsetzen konnte. Er schlug dem jungen Bauern, mit dem er auf der Schulbank gesessen war, auf die Schulter.

„Wird Zeit, dass du wieder zum Stammtisch kommst, Hubert. Sie warten alle auf dich und würden sich freuen.“

Hubert lächelte wehmütig.

„Sei mir net bös, Michl, aber mir ist immer noch net danach zumute. Und außerdem bin ich jetzt während der Heuernte am Abend immer rechtschaffen müd.“

Der Postbote nickte gutmütig.

„Ich will dich net drängen, Hubert. Aber wenn dir einmal die Decke auf den Kopf fällt, dann komm zu uns. Dein Platz ist immer noch frei.“

***

An diese Worte musste der junge Bauer denken, als er in der Dämmerung über die abgemähte Wiese ging. Vor langer Zeit war er diesen Weg mit Maria gegangen. Heute war es ihm, als hörte er ihr silberhelles Lachen. Sie waren um die Wette gelaufen wie die Kinder, und zur Belohnung hatte es für den Sieger einen langen Kuss gegeben.

Den ganzen Tag über hatten sie sich auf diese Stunde des Alleinseins gefreut, und war die Arbeit auch noch so viel gewesen, zu müde waren sie nie gewesen.

Seit zwei Jahren nun ging Hubert allein. Aber von irgendwoher schien ihr Lachen zu kommen. Nicht selten geschah es dann, dass ihn wieder stumme Verzweiflung überfiel und sich seine Hände in den Hosentaschen zu Fäusten ballten. Dann schien es, als wolle er sich auflehnen gegen das Schicksal, das es so grausam mit ihm gemeint hatte.

Er sah den glühend roten Abendhimmel über der Alpspitze. Wenn er die Heimat nicht so sehr geliebt hätte, wäre es vielleicht einfacher gewesen. Der Vater war rüstig genug, um den Hof für eine Weile allein weiterzuführen. Dann hätte er sich die Welt anschauen können, und vielleicht wäre dadurch der Schmerz leichter zu ertragen gewesen.

Der Brief fiel ihm ein. Hubert drehte um und ging mit langsamen Schritten zum Haus zurück. Er wollte Marias Cousine noch heute eine Nachricht zukommen lassen.

***

Karoline Kaiser kauerte vor dem Fernseher. Missmutig nagte sie an ihrer Unterlippe.

Seitdem ihr die Mutter verboten hatte, abends auszugehen, langweilte sie sich tödlich. Dabei hatte die Mutter ja im Grunde recht! Sie war durch die Prüfung gefallen, weil sie alles andere im Kopf hatte als das Studium.

Ihr Vater war Innenarchitekt gewesen, und der größte Wunsch ihrer Mutter war es, dass die Tochter in seine Fußstapfen trat. Leider fehlte ihr dazu jegliche Lust.

Als junges Mädchen war die Mutter von Kaltenbrunn, einem kleinen Gebirgsdorf im Wettersteingebirge, weggegangen, um ihrer großen Liebe in die Stadt zu folgen. Sie hatte ihre Heimat nie wiedergesehen, weil ihr Bruder, der den Hof des Vaters übernommen hatte, stur geblieben war und ihr diese Heirat niemals verziehen hatte.

Vor wenigen Jahren hatte Elisabeth den geliebten Mann verloren und lebte seitdem mit ihrer Tochter allein in der gemütlichen Wohnung am Stadtrand von München.

Karoline war ein echtes Kind dieser Stadt. Sie war lebenslustig und hatte gar nichts von der schwerblütigen Art ihrer bäuerlichen Vorfahren. Der Vater hatte genügend Geld gespart, damit sie ihr Studium finanzieren konnte. Dass sie nun die Prüfung nicht bestanden hatte, war auch ein wenig die Schuld eines jungen Mannes namens Gregor.

Dieser Gregor war Medizinstudent, ein paar Jahre älter als Karoline, und seit einem ausgelassenen Faschingsfest waren sie zusammen. Karolines Mutter hatte nichts gegen den jungen Mann aus gutem Hause, aber diese Zweisamkeit störte sichtlich Karolines Lerneifer.

Damit die Tochter sich eine Zeit lang nur auf die Prüfungsvorbereitungen konzentrierte, hatte die umsichtige Mutter beschlossen, Karoline für ein paar Wochen zu Verwandten aufs Land zu schicken.

Da sich der Bruder unversöhnlich zeigte, war ihr der Gedanke an Hubert Schernthanner gekommen, den jungen verwitweten Bauern, mit dem sie entfernt verwandt war. Sicher würde er Karoline gern aufnehmen, und dort in dem kleinen Ort konnte die Tochter dann tüchtig lernen.

Karoline hatte ihm geschrieben, und heute war die Antwort gekommen.

Ein Zimmer auf dem Schernthannerhof würde bereitgehalten werden für den jungen Gast, und Karoline machte ein recht missmutiges Gesicht. Morgen schon sollte sie abreisen, ohne Gregor noch einmal gesehen zu haben. Würde er ihr treu bleiben? In einer Stadt wie München, in der es so viele schöne Mädchen gab?

Er war ein äußerst charmanter und gut aussehender junger Bursche. Aber dann kam ihr Selbstbewusstsein wieder durch. Sicher gab es in so einem Dorf auch nette Burschen, und auf jeden Fall wollte sie das neue Dirndlkleid mitnehmen.

Die Mutter sah ihr kopfschüttelnd zu.

„Pack lieber mehr Bücher ein, Karoline! So viele Kleider für so ein kleines Dorf, das ist doch Unsinn!“

„Wer weiß, Mama, vielleicht finde ich dort den Mann fürs Leben.“ Das schöne Mädchen lächelte spöttisch.

Die Mutter holte tief Luft.

„Wenn du das vorhast, dann bleib lieber hier. Es lohnt sich net, einem der Bauernburschen den Kopf zu verdrehen. Für das Landleben bist du net geschaffen.“

„Glaubst du, dass Gregor auf mich warten wird? Der kann an jedem Finger zehn haben, und keine macht es ihm schwer. Wenn es auseinandergeht mit uns beiden, bist du schuld.“

„Aber er ist doch bis über beide Ohren verliebt in dich, Kind. Was machen denn da ein paar Wochen Trennung? Wenn es wirklich Liebe ist, werdet ihr beide aufeinander warten.“

Bei diesen Worten betrachtete Frau Kaiser ihre Tochter wohlwollend. Karoline war groß und sehr schlank. Das dunkle Haar fiel ihr lang und seidig über die Schultern. Aber das Auffallendste waren wohl die dunklen, unergründlichen Augen. Schon so manches Burschenherz hatte bei ihrem Anblick höhergeschlagen.

Die Mutter gab ihrer Tochter einen Kuss auf die Wange.

„Jetzt fahre erst einmal. Wirst schon sehen, dass die Sehnsucht deinen Gregor nicht mehr ruhig schlafen lässt.“

Der junge Medizinstudent rief am gleichen Abend noch an, um sich von Karoline zu verabschieden.

„Vergiss mich net bei all den feschen Dorfburschen“, sagte er scherzend.

Karoline musste lachen.

„Ich werde tun, was ich kann. Und eine gute Bäuerin würde ich bestimmt abgeben.“

Er schwieg eine Weile, und was er dann sagte, ließ ihr Herz schneller schlagen.

„Ich finde, als Arztfrau eignest du dich mehr.“

Ganz sachlich und unromantisch hatte er es gesagt, und doch war sie gerührt.

„Bis bald, Gregor“, sagte sie leise, „ich hab dich lieb.“

„Ich dich auch, Kleines. Lerne fleißig und denk daran, was ich dir eben gesagt habe.“ Mit diesen Worten legte er auf.

***

Die Bauern von Kaltenbrunn, die auf dem Feld arbeiteten, sahen dem hübschen Mädchen in dem kleinen Wagen staunend nach, nachdem sie einen von ihnen nach dem Weg zum Schernthannerhof gefragt hatte. Ihre Ähnlichkeit mit der verstorbenen Maria Schernthanner hatte sie erschreckt.

Auf dem Schernthannerhof sah sich Karoline suchend um. Außer ein paar Hühnern war nichts Lebendiges zu sehen. Sie fuhr ihren Wagen unter einen schattigen Obstbaum und schaltete den Motor aus.

Im Hausflur war es angenehm kühl. Aus der Küche kamen Stimmen, und zögernd klopfte sie an die Tür.

„Herein!“, rief eine tiefe Stimme, und mehrere Augenpaare sahen das junge Mädchen staunend an. Der alte Schernthanner musste gleich zweimal hinschauen und traute seinen Augen kaum. Er glaubte, dass ein Spuk ihn narrte, und seine Kehle wurde ganz trocken.

Karoline lachte unsicher.

„Ich bin Karoline Kaiser aus München. Hubert hat mir geschrieben, dass ich erwartet werde.“

Der alte Mann hatte sich umständlich erhoben, während das Gesinde die Fremde noch immer ungläubig anstarrte.

„Sei net bös, dass wir so überrascht sind, Madl“, sagte der Mann, „aber du siehst aus wie unsere Maria selig.“

Das junge Mädchen nickte betreten.

„Meine Mutter hat schon oft über die Ähnlichkeit gesprochen. Hoffentlich macht es dem Hubert nix aus. Wo ist er eigentlich?“

„Zum Friedhof ist er gegangen, wie jeden Tag um diese Zeit. Willst du ihm ein Stück entgegengehen?“

„Ja, sehr gern. Nach der langen Autofahrt wird mir etwas Bewegung guttun.“ Karoline verabschiedete sich freundlich und verließ die Küche.

Der alte Bauer schaute ihr nach, bis sie hinter den Obstbäumen verschwunden war.

„So eine Ähnlichkeit gibt es doch gar net! Ob das gut ist für den Hubert? Mir ist auf einmal, als käme mit dem Madl das Unglück ins Haus.“

Die alte Rosl hatte ähnliche Gedanken.

„Jetzt wird er wieder täglich an sein Unglück erinnert. Er hätte sie net kommen lassen sollen! Wer aber hätte schon so etwas gedacht? Damals bei der Hochzeit war die Ähnlichkeit mit der Bäuerin net allzu stark gewesen.“ Sie drückte fest den kleinen Thomas an sich, der schon schläfrige Augen hatte.

***

Bei glühender Hitze war Hubert zum Grab seiner Frau gegangen. Und wie so oft trug er eine einzelne rote Rose in seiner Hand. Maria hatte den Strauch mit den herrlichen Blüten noch selbst im Garten gepflanzt.