Alpengold 216 - Rosi Wallner - E-Book

Alpengold 216 E-Book

Rosi Wallner

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Beschreibung

Es sieht schlecht aus auf dem Altenbacherhof - und genauso schlecht auf dem Anwesen des Josef Murner. Die einst stattlichen Höfe beginnen zu verfallen, es fehlt an allen Ecken und Enden, denn Gustl Altenbacher und Josef Murner setzen ihr ganzes Geld und ihre Kraft dafür ein, einander durch Verleumdungen, Beleidigungen und teure Prozesse zugrunde zu richten. Kein Wunder, dass Stefan, der Hofsohn vom Murnerhof, es daheim nicht mehr aushält und sich abends ins Wirtshaus flüchtet, um hier seine drückenden Sorgen zu vergessen.

Durch einen Zufall lernt er dort Bert Leitner, den neuen Lehrer, kennen, und aus einem plötzlichen Gefühl der Freundschaft und des Vertrauens heraus, schüttet Stefan ihm sein Herz aus. Und Bert macht ihm einen Vorschlag, der dem jungen Bauern den Atem raubt ...

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Seitenzahl: 104

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Inhalt

Cover

Impressum

Es war Liebe, die ihn zähmte

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2016 by Bastei Lübbe AG, Köln

Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: shutterstock / Antonio Guillem

Datenkonvertierung E-Book: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam

ISBN 978-3-7325-2804-2

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

Es war die Liebe, die ihn zähmte

Wie ein Mann lernt, an das Glück zu glauben

Von Rosi Wallner

Es sieht schlecht aus auf dem Altenbacherhof – und genauso schlecht auf dem Anwesen des Josef Murner. Die einst stattlichen Höfe beginnen zu verfallen, es fehlt an allen Ecken und Enden, denn Gustl Altenbacher und Josef Murner setzen ihr ganzes Geld und ihre Kraft dafür ein, einander durch Verleumdungen, Beleidigungen und teure Prozesse zugrunde zu richten. Kein Wunder, dass Stefan, der Hofsohn vom Murnerhof, es daheim nicht mehr aushält und sich abends ins Wirtshaus flüchtet, um hier seine drückenden Sorgen zu vergessen.

Durch einen Zufall lernt er dort Bert Leitner, den neuen Lehrer, kennen, und aus einem plötzlichen Gefühl der Freundschaft und des Vertrauens heraus, schüttet Stefan ihm sein Herz aus. Und Bert macht ihm einen Vorschlag, der dem jungen Bauern den Atem raubt …

»So, dann willst du also bei uns im Dorf als Lehrer anfangen, nachdem unser alter Grindlhuber in Pension gegangen ist«, sagte der Sonnenwirt und setzte das schaumgekrönte Bierglas vor dem jungen Mann auf den Tisch. Dann ließ er sich dem Gast gegenüber nieder. »Was hat dich denn hierher verschlagen? Die jungen Leut haben doch eher den Wunsch von hier wegzukommen, als in so ein kleines abgelegenes Nest zu ziehen. Und die Bauern hier, die sind ein besonderer Schlag – verstockt und dickschädelig«, fügte der Wirt hinzu und grinste.

»Weißt du, ich wollt hierher, weil ich grad in so einem Dorf aufgewachsen bin! Und mit den Bauern kenn ich mich schon aus«, erklärte der junge Fremde, und ein Lächeln huschte über sein gut geschnittenes Gesicht, das jungenhaft und sympathisch wirkte.

Dem Sonnenwirt gefiel, was er sah.

»Schadet nichts, wenn junges Blut ins Schulhaus kommt«, meinte er. »Der alte Grindlhuber ist mit der Zeit immer ärger geworden und hat seinen Stock nur zu gern tanzen lassen.« Er verzog das Gesicht, als verspürte er jetzt noch die Schmerzen, die Grindlhubers willkürlich ausgeteilten Hiebe ihm während seiner Schulzeit zugefügt hatten.

Bert Leitners Augenbrauen zogen sich missbilligend zusammen, und er setzte das Glas hart ab.

»Das gibt’s bei mir net! Das geht auch anders, es dauert nur länger, wenn sie von daheim eher Hiebe als Liebe gewöhnt sind!«

Bert wollte sich noch ausführlich über seine Vorstellungen von Kindererziehung auslassen, als sich plötzlich laute, streitende Stimmen erhoben.

»Dass du dich traust, dich hier unten überhaupt noch blicken zu lassen, du Haderlump!« Unflätige Schimpfworte folgten, die nicht weniger ausfallend zurückgegeben wurden.

»Das Gleiche könnt ich dich fragen, du elendiger Lügner und Betrüger!« Auf diese Weise ging die Auseinandersetzung weiter, von den Anwesenden mit Interesse verfolgt und teilweise sogar durch anfeuernde Zurufe unterstützt.

»Da, schau her, Sonnenwirt! Langweilig geht’s hier aber net zu!«, sagte Leitner spöttisch und beobachtete die zwei Männer, die sich wütend gegenüberstanden.

Sie waren mittleren Alters, hager und sehnig, und ihre Kleidung verriet, dass sie einstmals wohlhabend gewesen sein mussten. Sie glichen sich nicht nur in ihrem Äußeren, sondern auch in der Art des Auftretens – ein tiefer, unversöhnlicher Groll schien sie zu erfüllen, dem sie jetzt freien Lauf ließen.

»Ich werd net eher ruhen, bis du dein Geraffel verkaufen musst und zum Teufel gehst! Du und deine Sippschaft!«, schrie der eine, was mit höhnischem Gelächter quittiert wurde.

»Da kannst du lange warten! Schau lieber zu, dass du mit deinen Hypotheken zurechtkommst! Es pfeifen doch die Spatzen vom Dach, dass du nur noch Schulden hast! Deine Frau lässt sogar bei der Krämerin anschreiben, sonst wärt ihr längst verhungert …«

Als sie drohend die Bierseidel hoben und aufeinander losgingen, wuchtete sich der Sonnenwirt wütend auf.

»Sind’s wieder so weit, die zwei Deppen! Es ist doch net zu fassen!« Erstaunlich flink für seine Fülle bewegte er sich auf die beiden zu. »Hört sofort auf! Bei uns hier wird net gerauft! Und wenn ihr euch net daran haltet, lass ich euch hier nimmer rein. Schämt ihr euch net? Ihr seid gestandene Mannsbilder und benehmt euch wie die Kinder!«

Die Tirade des Sonnenwirts blieb nicht ohne Wirkung auf die Streithähne. Nachdem sie noch hasserfüllte Blicke und halblaute Beleidigungen ausgetauscht hatten, zog sich jeder an einen Tisch zurück, der von dem anderen möglichst weit entfernt war.

Vor sich hin schimpfend, nahm der behäbige Wirt wieder seinen Platz ein, nicht ohne sich vorher noch ein Bier gezapft zu haben.

»Sind wohl net gut aufeinander zu sprechen, die beiden«, meinte Bert mit kaum verhohlener Neugier und nahm einen tiefen Zug aus seinem Glas.

Die Augen des Sonnenwirts leuchteten auf, nichts liebte er mehr, als dass man ihn dazu aufforderte, aus seinem reichen Schatz an Klatschgeschichten zu schöpfen.

»Das kannst du laut sagen! Der Altenbacher und der Murner sind seit ewigen Zeiten miteinander verfeindet – ihre Großeltern waren es schon. Sie sind Nachbarn und hatten früher die größten Höfe im Tal, aber das viele Prozessieren hat sie ganz heruntergebracht.«

»Man soll’s net glauben.« Bert Leitner schüttelte nur den Kopf. »Aber es muss doch einen vernünftigen Grund dafür geben.«

»Einen Grund gibt’s schon, aber ob der vernünftig ist, steht auf einem anderen Blatt. Wie so oft geht’s dabei um einen Grenzstein, der angeblich um ein paar Meter versetzt worden ist. Einer beschuldigt den anderen, weil jeder heimlich versucht hat, etwas zu seinem Vorteil zurechtzurücken, sodass man am Ende gar nimmer genau Bescheid gewusst hat, noch net mal auf dem Katasteramt. Dabei geht das Gerücht, dass damals ein paar betrunkene Spaßvögel den Stein versetzt hatten, um denen einen Streich zu spielen. Wer hätte denn voraussehen können, was für Folgen das hat. Inzwischen geht’s denen gar nimmer um den vermaledeiten Grenzstein.«

»Aber warum redet denn keiner den beiden ins Gewissen und bereitet dem ganzen Streit ein Ende?«, fragte Bert Leitner.

»Da kennst du die zwei schlecht! Verbohrt und starrsinnig bis dorthinaus. Eher würden sie alles durchbringen als nachzugeben. Und demnächst findet ein neuer Prozess statt, obwohl es sich keiner von beiden leisten kann. Außerdem gibt es so manche hier, die die zwei in ihrer Dummheit auch noch anstacheln. Um die Kosten zu tragen, muss nämlich hier ein Acker, dort ein Stückerl Wald verkauft werden, da lauern doch die anderen nur drauf, um spottbillig dranzukommen. Wenn zwei sich streiten, dann profitieren alle übrigen.«

»Das klingt ja ganz übel! Und die Familien – machen die denn das mit?«

»Das hat sich sozusagen vererbt«, erklärte der Wirt. »Der Altenbacher und der Murner haben sich schon geprügelt, kaum, dass sie aus den Windeln heraus waren. Ihre Alten haben sie richtig dazu aufgehetzt. Einmal hat der Altenbacher den Murner fast mit einem Stein totgeschlagen, da war er zwölf. Und als Burschen lagen sie sich auch dauernd in den Haaren. Erst als der Altenbacher die Riedberger-Rosel geheiratet hat, ist es besser geworden. Aber dann hat er sie ins Grab gebracht. Ewig hat er ihr vorgehalten, dass sie nur eine Tochter haben, während der Murner einen Sohn und Erben hat. Die dauernden Vorwürfe und der ganze Unfrieden haben sie krank gemacht, und sie ist jung gestorben. Eine gute Frau war sie, die Rosel! Mir wird’s ewig leidtun um sie!«

Der Sonnenwirt seufzte und bekreuzigte sich.

»Leider kann man das von der Murnerin net sagen – das ist eine richtige Giftwurzen, die dauernd hetzt und stichelt. Nach dem Tod von der Rosel wurde dann alles noch schlimmer, der Altenbacher kannte jetzt kein Halten mehr. Ich kann dir nur sagen, das wird alles noch böse enden!«

»Ludwig!«

Der Sonnenwirt zuckte schuldbewusst zusammen und zog das Genick ein.

»Mein Weiberl ruft mich!« Hastig, wobei er beinahe sein Glas umstieß, stand er auf und begab sich hinter die Theke.

Bert Leitner verbiss sich mühsam ein Grinsen, die Sonnenwirtin, die mit in die Hüften gestemmten Armen in der Küchentür stand und ihren Mann strafend anblickte, Weiberl zu nennen, war doch sehr kühn.

Bert lächelte sie freundlich an, und der strenge Ausdruck auf ihren Zügen milderte sich.

»Dein Zimmer ist gerichtet! Und zum Abendessen kann ich dir die Schweinsrippen mit Kraut empfehlen«, sagte sie näherkommend.

»Dank dir, Sonnenwirtin. Ich hätte nichts gegen eine ordentliche Vesper. Und wenn ich noch ein Bier haben könnt«, gab Leitner zur Antwort, und die Wirtin nickte.

Nach dem Essen ging Bert Leitner bald zu Bett. Er wohnte vorerst in einem der behaglichen Gästezimmer im Obergeschoss des Wirtshauses. Sobald der alte Grindlhuber zu seiner Schwester übersiedelt war, würde er ins obere Stockwerk des Schulhauses ziehen, wie es hier im Dorf üblich war.

Bevor er einschlief, musste er noch an die beiden verfeindeten Bauern denken. Ihre hasserfüllten Mienen wollten nicht aus seinem Gedächtnis weichen.

***

Josef Murner kehrte noch vor Einbruch der Dunkelheit nach Hause zurück. Mit weit ausholenden Schritten, die seine innere Erregung verrieten, stieg er bergan. Manchmal blieb er stehen und murmelte unverständliche Worte vor sich hin, und sein Gesicht verzerrte sich vor Wut.

Als der Murnerhof vor ihm lag, musterte er, erneut innehaltend, das Anwesen lange. In der Abenddämmerung sah der einst so stattliche Hof noch trostloser aus. Das Wohnhaus und die Stallungen mussten dringend neu gekalkt werden, vereinzelt waren die Dachschindeln schadhaft oder übermoost. Zwischen den Steinplatten vor der Tür wuchs das Unkraut, und aus einem Riss in der Umrandung des Hofbrunnens war Wasser gerieselt und bildete dunkle Pfützen.

Alles zeigte Spuren der Vernachlässigung, denn die Hofleute waren längst gegangen, da Murner den ohnehin kärglichen Lohn nicht mehr bezahlen konnte.

So bewirtschaftete er mit seinem Sohn den Hof, was immer schwieriger wurde, weil er inzwischen schon einige der landwirtschaftlichen Maschinen veräußert hatte. Seine Frau kümmerte sich lustlos um das Hauswesen, und wie bei ihrem Mann war die Feindschaft mit dem Nachbarn der Mittelpunkt in ihrem sonst so ereignisarmen, eingeschränkten Leben.

»Da dran ist nur der vermaledeite Altenbacher schuld, dass es hier so ausschaut«, murmelte Murner verbissen vor sich hin und ging auf das Wohnhaus zu.

Im Flur, in dem es muffig roch, schleuderte er achtlos die Stiefel von sich, sodass sich die Stubentür öffnete und Gertrud Murner herausschoss.

»Bist du endlich da? Musst du das Geld ins Wirtshaus tragen, wo wir jetzt jeden Cent so dringend brauchen?«, nörgelte sie.

Murner knurrte etwas Unbestimmtes und schob sich an ihr vorbei in die Stube, wo sein Sohn von der landwirtschaftlichen Zeitung aufblickte, in der er gerade gelesen hatte.

Gertrud eilte zur Kredenz und goss einen Obstler ein, den sie ihrem Mann anbot, um seine Mitteilsamkeit zu fördern. Obwohl man ihr ansah, dass sie früher einmal hübsch gewesen sein musste, wirkte sie durch den gehässigen Zug in ihrem Gesicht fast abstoßend. Sie war mager geworden, als zehre etwas an ihr, ihre nachlässige Kleidung und das straff nach hinten gekämmte braungraue Haar taten ein Übriges.

»Hast du wenigstens unten etwas Neues gehört?«, fragte sie begierig und zupfte nervös an ihrer Schürze herum.

»Getroffen hab ich ihn sogar, den Halunken!« Der Murner lachte freudlos auf.

»Du hast dich doch hoffentlich net wieder mit ihm geprügelt?«, unterbrach ihn sein Sohn.

Murner, durch den Tonfall irritiert, sah ihn aus zusammengekniffenen Augen an.

Stefan hatte große Ähnlichkeit mit seinem Vater, der, bevor seine Züge hart und verkniffen geworden waren, einmal ein sehr gut aussehender Mann gewesen sein musste. Er hatte dunkle wache Augen, denen nichts zu entgehen schien, sein Mund verriet eine Empfindsamkeit, die er jedoch schon vor Langem zu verbergen gelernt hatte.

Stefan trug das volle, dunkle Haar nicht so kurz geschnitten, wie es bei den Dorfburschen üblich war, was eine Quelle ständiger Reibereien zwischen ihm und seinem Vater war.

Was seine Tüchtigkeit anbelangte, so war Stefan ein Sohn, wie ihn sich ein Hofbauer nur wünschen konnte, er arbeitete unermüdlich und versuchte das Wenige, das noch vorhanden war, zusammenzuhalten. Darüber hinaus verzichtete er auf alle Vergnügungen, denen die Männer seines Alters gern nachgingen.

Dennoch lag wenig väterlicher Stolz in Murners Blick, und er erwiderte heftig: »Was geht denn dich das an? Willst du deinem Vater auch noch Vorschriften machen?«

»Das geht mich sehr wohl was an! Schließlich ist es unsere gemeinsame Existenz, die durch die ganzen Streitereien und Prozesse ruiniert wird. Wenn das kein End nimmt, gehört uns bald kein Stein mehr von dem Hof. Hast du darüber schon mal nachgedacht?«

»Das verstehst du net! Du hast ja keine Ahnung!«