Alphabet des Schreckens - Hans-Günther Pölitz - E-Book

Alphabet des Schreckens E-Book

Hans-Günther Pölitz

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Beschreibung

Hans-Günther Pölitz buchstabiert sich auf der Tastatur der aktuellen Politik durch ein "Alphabet des Schreckens". Er fängt bei A wie Altersarmut an und gibt bei Z wie Zuverdienst für Bundestagsabgeordnete auf. Was nicht heißt, dass ihm je der Stoff ausgehen könnte angesichts der Steilvorlagen, die die Politiker liefern. Der Magdeburger Kabarettist serviert mit diesem Buch das Neueste und Beste aus dem "Pölitz-Frühstück", seiner wöchentlichen MDR-Sendung, und erweist sich einmal mehr als Meister des geschliffenen Wortes.

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Impressum

ISBN eBook 978-3-359-50015-5

ISBN Print 978-3-359-02384-5

© 2013 Eulenspiegel Verlag, Berlin

Umschlaggestaltung: Verlag, unter Verwendung

eines Fotos von Renate Pölitz

Eulenspiegel · Das Neue Berlin Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG

Neue Grünstraße 18, 10179 Berlin

Die Bücher des Eulenspiegel Verlags erscheinen

in der Eulenspiegel Verlagsgruppe.

www.eulenspiegel-verlagsgruppe.de

Hans-Günther Pölitz

AlphabetdesSchreckens

Eulenspiegel Verlag

Die Lage

… ist die: Es gibt schon ein Buch. »So ein Quatsch«, werden jetzt jene sagen, die diesen Satz lesen und dabei gerade in einer Buchhandlung stehen. »Hier liegen die Dinger doch rum wie Sand am Meer.« Natürlich gibt es schon ein Meer von Büchern. Aber die sind nicht von mir. Von mir gibt es bisher nur eins. Gut, wenn ich mein Fahrtenbuch mitzählen würde, dann wären es schon zwei. Aber das Fahrtenbuch ist ja nur für den Finanzminister bestimmt. Ob der es liest, weiß ich nicht. Von Politikern erfährt man meistens nur, dass sie Bücher in den Urlaub mitnehmen. Ob sie die auch lesen, darüber liest man nichts. Wenn Politiker Bücher lesen würden, dann würden sie sich sicher nicht so benehmen, dass man über ihre Politik noch weitere Bücher schreiben müsste. Satirische, meine ich.

So, jetzt bin ich gleich vom Thema abgekommen, weil ich von Politikern geredet habe. Sobald man von Politikern spricht, verliert man das eigentliche Problem aus den Augen. Das ist in diesem Fall der Anfang dieses Buches.

Am Anfang eines Buches muss immer eine Behauptung aufgestellt werden. So wird in einem Buch behauptet: »Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde.« In einem anderen: »Ein Gespenst geht um in Europa«, und ein drittes behauptet sogar: »Die Würde des Menschen ist unantastbar.« Während der Beweis für die Richtigkeit dieser Behauptungen bis heute aussteht, ist der Nachweis für die Richtigkeit meiner Behauptung: »Es gibt schon ein Buch« durch einen Blick in das Programm des Eulenspiegel Verlages schnell erbracht. Da dieses erste Buch sogar schon zu einer zweiten Auflage geführt hat, kam der Verlag auf die Idee, nun ein zweites Buch von mir zu einer ersten Auflage zu führen. Dieses kann sich der Leser zu Hause wieder in die Ablage stellen (am besten neben das erste Buch), falls er die Auslage dafür nicht scheut.

Ich habe das mit dem einen Buch auch nur gesagt … nee, hier muss es besser »geschrieben« heißen, denn es ist ja kein Hörbuch, sondern ein Lesebuch, in dem nun das geschrieben steht, was ich sonst sage. Im Mitteldeutschen Rundfunk, Radio Sachsen-Anhalt. Jeden Sonnabend um sechsuhrfünf und neunuhrzweiundvierzig. Danach können sie den Wecker stellen, da gehe ich den Hörern auf selbigen. Auf den nächsten Seiten kann man nun nachlesen, was ich im Radio bereits vorgesagt habe. Es ist also ein Buch vom Sagen. Und Sagen, so kann man es bei »Wikipedia« nachlesen, sind bekanntlich auf »mündlicher Überlieferung basierende, kurze Erzählungen von fantastischen, die Wirklichkeit übersteigenden Ereignissen. Da diese mit realen Personen- und Ortsangaben verbunden werden, entsteht der Eindruck eines Wahrheitsberichts.« So gesehen ist die Sagenwelt der politischen nicht unähnlich. In beiden wird berichtet von Zwergen und Riesen. Während aber in der Sagenwelt ein Riese meist ein Riese und ein Zwerg ein Zwerg bleibt, so erleben wir in der politischen Welt oft spektakuläre Verwandlungen. Aus einem großen Bundespräsidenten wird plötzlich ein Zwerg, oder ein Zwerg gauckelt uns vor, ein politischer Riese zu sein …

Die Lage ist weiter, dass uns die Geschichte lehrt, dass es selten bei nur einem Buch geblieben ist. Schon das Buch der Bücher besteht aus zwei Bänden. Nach dem »Alten Testament« folgte noch ein neues. Im ersten Buch Moses wurde erst einmal die Schöpfung beschrieben. »Und Gott, der Herr, sprach: Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei; ich will ihm eine Hilfe machen, die ihm entspricht.« Das entsprach im Wesentlichen auch dem Inhalt meines ersten Buches. »Herrgott, sprach ich, es ist nicht gut, dass der Mensch allein frühstückt; ich will ihm eine Hilfe machen, die mit ihm spricht.« Und so wurde »Muttilein« erschaffen.

Im zweiten Buch Moses ist dann von den neun Plagen die Rede, die über die Menschen kommen.

1. Das Nilwasser wird zu Blut.

2. Frösche wimmeln im Land.

3. Mücken plagen Mensch und Tier.

4. Stechfliegen plagen Mensch und Tier.

5. Eine Seuche rafft das Vieh dahin.

6. Bei Mensch und Vieh brechen Geschwüre auf.

7. Hagelstürme verwüsten das Land.

8. Heuschrecken fressen das Land kahl.

9. Drei Tage herrscht Dunkelheit im Land.

Damit ist auch der Inhalt meines zweiten Buches grob umrissen.

1. Der arabische Frühling.

2. Philipp Rösler nennt Angela Merkel einen Frosch.

3. Die GEMA bedroht den Gesang von Mensch und Tier.

4. BSE und Vogelgrippe bedrohen Mensch und Tier.

5. Orakel-Krake Paul gestorben.

6. Gesundheitsreform.

7. Klimakatastrophe im ICE.

8. Ratingagenturen stufen Länder herab.

9. Die Europäische Union verbietet die Glühlampe.

Im Laufe der Jahre wurde dann immer mehr nur wegen des Moses geschrieben. Allein drei Bücher wegen des »Kapitals«, sieben wegen »Harry Schotter« und wegen ganzer drei Groschen sogar eine Oper. Deshalb möchte ich hier klarstellen, dass ich das zweite Buch nicht des Moses wegen geschrieben habe, auch nicht des Kieses, Zasters oder dessen, was das Synonymwörterbuch sonst noch hergibt wegen, sondern allein der Vollständigkeit halber. Das erste Buch musste nämlich auf halber Strecke enden. Im Juli 2010. Dieses Schicksal teilte es mit der deutschen Fußballnationalmannschaft, die zum gleichen Zeitpunkt bei der Fußballweltmeisterschaft im Halbfinale endete. Bei den Fußballern waren es die Spanier, die ein Weiterspielen verhinderten, bei mir war es der Verlag, der ein Weiterspinnen verhinderte, da er auf den Abgabetermin pochte. Doch beide haben wir eine Chance bekommen, uns bis ins Jahr 2012 vorzuarbeiten. Die Fußballer bei der Europameisterschaft in die Stadien von Polen und der Ukraine und ich bei den Buchhändlern in die Regale.

Nun schreibe ich also das zweite Buch der deutschen Geschichte(n) da fort, wo das erste aufhörte, am 10. Juli 2010. Diejenigen, welche das erste Buch schon hinter sich haben, also in ihrem Bücherregal, meine ich, können jetzt noch mal schnell auf die Toilette gehen, oder gleich weiterblättern auf die Seite 13. Für die neu hinzugekommenen Leser heißt es jetzt erst einmal für das Jahr 2010:

Was bisher geschah

Das Jahr 2010 ist eingegangen. Und zwar in die Geschichte als das Jahr der Biodiversität. Dieses hatte zum Ziel, bedrohte Lebewesen in ihrem Bestand zu schützen: Maulbrüterfrösche, Ülmtülpe und die FDP. Durch Letztere wussten wir bereits im Januar, was in Deutschland ein Gesetz kostet. Nicht etwa Zeit, Nachdenken oder Mühe. Nein, schon für eine schlappe Million kann man es kaufen. Für diesen Betrag hatte sich die Hotellobby bei der FDP die Mehrwertsteuersenkung erspendet. Erste Stimmen wurden laut, in Deutschland ginge es mittlerweile zu wie in einer Bananenrepublik. Aber gerade dafür waren doch die Leute einmal auf die Straße gegangen: Für mehr Bananen in der Republik.

Der Einzige, der das Land zu diesem Zeitpunkt im Griff hatte, war der Winter. Nicht einmal das Streusalz reichte. Das, was noch vorhanden war, wurde für die Suppe gebraucht, die an Obdachlose ausgegeben wurde, damit die nicht erfrieren. Hilfslieferungen mit Salz kamen per Schiff aus Afrika. Dort wurde das Salz nicht gebraucht, da man in Afrika wiederum keine Suppe hatte. Deshalb konnten wir das Salz bei uns auf die Straßen streuen. Auf denen wurde dann die dümmste Sau durchs Dorf getrieben, die es je gegeben hat. Die Schweinegrippe. Die wollte und wollte nicht kommen. Die Impfstoffe wurden »kulant« von der Pharmaindustrie zurückgenommen, die auch ohne Schweinegrippe ein Schweinegeld verdient hat.

Im Februar zeigte sich am Himmel über Magdeburg zwar kein Silberstreif, dafür aber viel heiße Luft. Diese war abgefüllt in Ballons mit der Aufschrift »OTTO hebt ab«, die irgendwann hoch über dem Rathaus mit einem lauten Knall zerplatzten. Seither denkt der Stadtrat, OTTO wäre ein Knaller und würde die Stadt überregional bekannt machen. Eine Hamburger Agentur hatte es Magdeburg etwas kosten lassen, damit es sich überregional widerspiegeln kann. Heraus kam das Spiegelwort OTTO. Von welcher Seite aus man es betrachtet, es ergibt den gleichen Sinn. Das hat der Magdeburger sofort begriffen. In unzähligen Leserbriefen teilte er mit: »OTTO is mich ejoal!« Ins Reich der Legende gehört allerdings die Behauptung, dass aufgrund der OTTOmanie ein großes Versandhaus jetzt mit dem Slogan wirbt: »Magdeburg find ich gut!«

Im Märzen der Böhmer zu reden anfing. Während man Ministerpräsidenten wie Rüttgers oder Tillich erst Geld in die Hand drücken musste, damit sie reden – »Rent ä Ministerpräsident« war ihre Devise –, redete der sachsen-anhaltische Rentner auch ungefragt. Was er sagte, war meist unbezahlbar. Zum Beispiel seine Idee mit dem Teilzeitparlament. Es reiche aus, so Böhmer, wenn sich die Abgeordneten nur den halben Tag im Parlament die vier Buchstaben breit säßen, die andere Hälfte könnten sie in ihrem Beruf arbeiten. Nach Böhmers Erfahrung würde im Landtag zu viel über Dinge palavert, die sowieso anderswo entschieden werden. Da hat er recht. Über die Mehrwertsteuer in Hotels entscheidet Mövenpick, die Abwrackprämie wurde von VW und BMW diktiert, über die Gesundheitspolitik entscheiden Ratiopharm, Hexal und Bayer und über den Fahrplan der Deutschen Bahn das Wetter. Und wenn wirklich mal etwas entschieden werden könnte, ist keiner da. Die Begründung lautet dann immer: Die Abgeordneten wären gerade im Ausschuss. Und Ausschuss muss man senken. Das erhöht die Qualität. Dass Böhmer damit ins Schwarze getroffen hatte, sah man daran, dass alle Abgeordneten über Parteigrenzen hinweg einstimmig reagierten. Mit dem Aufschrei »Rettet unsere Diäten!« hätten sie Böhmer am liebsten in der Psychiatrie Uchtspringe interniert.

In den April wird man bekanntlich immer lustig hineingeschickt. Tragisch dagegen ist es, wenn man als deutscher Soldat herausgeschickt wurde. Aus Afghanistan in einem Zinksarg. Und das, obwohl die Kanzlerin gerade mit den Taliban geschimpft hatte, weil die ausgerechnet am Karfreitag deutsche Soldaten erschossen hatten. »Ok!«, haben die Taliban gesagt, »wir können auch donnerstags.« Und schon war es passiert. In seiner Trauerrede sagte Verteidigungsminister von und zu Guttenberg: »Eine meiner kleinen Töchter … fragte mich, ob die drei jungen Männer tapfere Helden unseres Landes gewesen seien und ob sie stolz auf sie sein dürfe … Ich habe beide Fragen mit Ja beantwortet.« Da wusste man nicht, was schlimmer ist. Wenn Guttenberg das bloß erfunden hätte, oder wenn schon wieder Kindern beigebracht wird, dass es gut sei, »fürs Vaterland zu sterben«.

Aber ein Elend kommt selten allein. Im Mai ereilte Deutschland die größte Katastrophe, die man sich vorstellen kann. Dagegen nahmen sich die Ölkatastrophe am Golf von Mexiko, die Finanzkrise oder der vierundvierzigste tote Bundeswehrsoldat in Afghanistan wie Kindergeburtstage aus. »Ballack hat kaputten Knöchel – deutscher Fußball röchel, röchel.« Jogi Löw jammerte wie weiland Kaiser Augustus: »Varus, Varus, gib mir meinen Ballack wieder.« Nur dass diesmal der Varus Boateng hieß. Der Sportreporter Heinz Erhardt hätte diesen Vorfall so kommentiert:

Hinter eines Balles Leder

rannten zwei. Es wollt ein jeder

erster an der Kugel sein

und treten sie ins Tor hinein.

Dabei gab es ein Gedräng.

Da kam Boateng – Peng!

Ein ganzes Volk war mit dieser Schreckensbotschaft derart beschäftigt, dass es gar nicht bemerkte, dass ihm der Bundespräsident abhanden gekommen war. Keine Osterbotschaft von ihm, kein Wort zu Pfingsten. Da lag doch die Vermutung nahe, dass dem was passiert ist. Das liest man doch oft, dass alte Menschen monatelang in ihrer Wohnung herumliegen; was man erst mitbekommt, wenn der Gestank durch die Wohnungstür dringt. Und mit Horst Köhler ist es auch so gewesen. Was der von sich gegeben hatte, das stank einige gewaltig an. Hatte er doch ausgeplaudert, dass unsere Soldaten nicht im Ausland sind, um Kindergeburtstage auszugestalten, sondern unserer Wirtschaft ungehinderten Zugang zu Rohstoffquellen und Wirtschaftsmärkten zu sichern. SPD und Grüne bezeichneten Horst Köhler daraufhin als »alten Sack, der nicht mehr ganz dicht sei«. Ein Bundespräsident sollte eben keine Wahrheiten aussprechen, sondern Weisheiten. Horst nahm aber lieber seinen Hut als sich ein Beispiel an Lena Meyer-Landrut. Deren Weisheiten »Ich habe neue Unterwäsche gekauft, blau. Ich habe auf der Veranda das Licht brennen lassen. Ich habe mir sogar die Zehennägel für dich lackiert« – umkreisten wie ein Satellit die Gehirne und führten zu einem nationalen Blackout. Die Umbenennung von Niedersachen in Landrut und von Hannover in Lena-City scheiterte nur daran, dass Christian Wulff im Juni kein Ministerpräsident mehr war, sondern als neuer Bundespräsident ins Schloss Bellevue einzog. Damit wurde aus der »Köhlerhütte« nun eine »Wulffsschanze«. Sein Nachfolger in Hannover, MacAllister, war als Schotte zu geizig, um Geld für die Umbenennung auszugeben.

Im Juli passierte das Gleiche wie schon 2006. Deutschland spielte bei der Fußball-WM wieder gegen Argentinien. Bereits damals war Angela Merkel auf der Tribüne hochgesprungen. Diesmal sprang sie wieder hoch. Immer, wenn sie bei einem Spiel gegen Argentinien war, geriet sie in Hochstimmung. 2006 ging danach die Mehrwertsteuer hoch und nun die Krankenversicherung. Kommt nach der WM 2014 dann der Eintopfsonntag? Oder das Winterhilfswerk? Warten wir es ab. Jetzt kommt erst einmal der

17. Juli 2010

Muttilein, ich habe mal versucht, mir auf diese Woche einen Reim zu machen. Jetzt ist doch gerade Urlaubszeit und Urlaubszeit ist Reisezeit. Und da heißt es doch immer:

Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen.

Doch fährt er mit der Deutschen Bahn, dann tun se ihn schön quälen.

Durchs Fenster sieht er gar nichts mehr, nicht Flora und nicht Fauna,

weil literweise Schweiß verdampft, grad wie in einer Sauna.

Davon sind dann im ganzen Zug, die Scheiben dick beschlagen.

Wer noch auf Beinen stehen kann, schleppt sich zum Speisewagen.

Dort hofft er auf ein kühles Bier, auf Selters oder O-Saft.

Doch nach zwei Schritten merkt er schon, dass er es dahin No-schafft.

Am Boden wälzen zuckend sich schon komatöse Leiber.

Von Austrocknung gezehrt sah er die Kinder, Männer, Weiber.

Noch war er erst im Wagen eins. Noch viere musst er schaffen.

Schon fühlte er die Hoffnung auf ein kühlend Nass erschlaffen.

Ihn trafen Blicke flehentlich in ihrer ganzen Not – oh,

sie bettelten um Wasser wie der Glöckner Quasimodo.

Mit Grausen wendet er den Blick, das Elend nicht zu sehen.

Es überlebt der Starke nur, so dachte er, beim Gehen.

Mit letzter Kraft rafft er sich auf, setzt vorwärts seine Schritte.

Dem einen trat er auf den Schlips, der andern auf die … Handtasche.

Erreicht das Bistro mit Müh und Not,

vor seinen Augen das Angebot.

Das Pilsner, die Selters, die Dose Red Bull –

doch leider war das Ergebnis gleich null.

Wie er sich greifen will ein Exemplar,

merkt er, dass es nur Fata Morgana war.

Im Bistro gibt’s Glühwein, Grog und Trinkschokolade.

Jetzt wurde auch ihm in den Knien malade.

Das Bewusstsein ist ihm dann entschwunden,

man hat ihm beim »Roten Kreuz« aufgefunden,

wo man ihm Infusionen einführt,

weil er nach der Reise total dehydriert.

Wenn einer eine Reise tut, dann kann er das erzählen.

Doch leider nicht, dass man die Schuldigen daran tut pfählen.

Sie brüsten sich am Ende noch, auch wenn versagt die Kühlung,

so funktionierte immer noch im Bord-WC die Spülung.

Das ist wohl auch das Einzige im ICE, was geht,

damit die Kacke bei der Bahn nur bis zum Halse steht.

Doch könnte das Geschehene durchaus von Vorteil sein.

Denn nur durch was Besonderes prägt als Bahn man heut sich ein.

So ist die Transsibirische in aller Welt bekannt.

Die Deutsche Bahn wird ab sofort: Transpirierende genannt.

24. Juli 2010

Muttilein, die große Hitze soll ja nun erst mal vorbei sein. Steht jedenfalls im Wetterbericht. Aber irgendwie hat die ihre Spuren hinterlassen. Wenn ich lese, was da gleich daneben steht. Es gibt wieder Neues von »Paul«. Den kennste doch, Muttilein, den Orakel-Kraken von der Fußballweltmeisterschaft, der vorausgesagt hat, dass wir im Halbfinale gegen Spanien verlieren. Seit der Zeit ist der Octopus in seinem Aquarium in Oberhausen nicht mehr so sicher. Unzählige Rezepte sind schon eingegangen, wie der am leckersten schmecken würde. In Öl paniert oder süß-sauer mariniert … Man hatte ihn zum Fressen gern. So ist es eben, Muttilein, wer in Deutschland die Wahrheit sagt, ist noch nie sonderlich beliebt gewesen. Dem bleiben nur zwei Möglichkeiten. Entweder muss er sich selbst aus dem Staub machen – ich sage nur Horst Köhler –, oder er wird in den Dreck getreten. Wie Lafontaine. Anstatt die sich seine Fähigkeiten in der Regierung zunutze gemacht hätten … Nee, Muttilein, nicht die von Lafontaine. Die von dem Kraken! … Na ja, gugge doch mal, Muttilein. Die Bundesregierung hatte bisher nicht ein einziges Mal ein glückliches Händchen für eine richtige Entscheidung. Der »Paul« hat aber gleich acht glückliche Ärmchen für so was. Der Koalition steht das Wasser bis zum Halse. In diesem Feuchtbiotop würde sich so ein Krake wie zu Hause fühlen. Zum Beispiel hätten sich die Hamburger ihren Volksentscheid zur Schulreform sparen können. Dem »Paul« einfach zwei Miesmuscheln hingelegt, auf eine »dafür« geschrieben, auf die andere »dagegen«, schon wäre die Sache erledigt gewesen. Oder wenn die Merkel wissen will, wer ihr als nächster CDU-Ministerpräsident abhanden kommt. Einfach dem »Paul« zwei Bilder hinlegen. Sagen wir mal eins von Peter Müller und eins von Wolfgang Böhmer. Da hätte der aber seine acht Arme sofort auf dem Böhmer gehabt. Gut, das war jetzt ein blödes Beispiel mit dem Böhmer. Der tritt ja zur Wahl gar nicht wieder an. Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass bei uns Kreaturen mit Visionen nicht gefragt sind. In Spanien dagegen hat man »Paul« schon zum Ehrenbürger gemacht. Ein Amerikaner hat einen Song für ihn geschrieben. »Du wählst den Gewinner beim Dinner.« Damit ist »Paul« auch auf youtube der Renner. Und aus Russland kam sogar ein Jobangebot. Ein Moskauer Wettbüro will ihn als Buchmacher einstellen. Für 5 000 Dollar – im Monat bar auf die Tentakeln. Und ich will mal sagen, Muttilein, der ist das Geld wert. Der »Paul« gehört doch zur Gattung Kopffüßer. Das heißt, was bei dem durch den Kopf geht, hat hinterher Hand und Fuß. Das ist der Unterschied zu unserer Regierung. Wenn die was in die Hand nimmt, haut es einem erst die Füße weg, und hinterher kriegt man es im Kopf.

31. Juli 2010

Muttilein, kennst du eigentlich den Unterschied zwischen dem Bohrloch von BP und dem Sommerloch von der BRD? … Nee? … Ist ganz einfach. Das Bohrloch haben sie mittlerweile so gut wie dicht gekriegt. Beim Sommerloch ist noch alles offen. Da ist jede Füllmasse willkommen. Aber alle bisherigen Versuche nehmen sich aus wie ein Witz. Wie der Wanderwitz … Nee, Muttilein, das ist kein Witz übers Wandern. Der heißt so. Marco Wanderwitz. Der ist Bundestagsabgeordneter der CDU und hat jetzt vorgeschlagen, dass Dicke einen höheren Beitrag zur Finanzierung der Krankenkassen zahlen sollen. Dann wären sozusagen mit Ottfried Fischer, Reiner Calmund und den Wildecker Herzbuben die Kassen saniert. Denkt der. Wobei – denken ist jetzt in dem Zusammenhang vielleicht nicht das richtige Wort. Wenn er es nämlich wenigstens versucht hätte, der Wanderwitz, dann hätte er darauf kommen müssen, dass das Gewicht des Menschen durchaus Schwankungen unterworfen ist. Also müssten die Dicken, um für sie einen gerechten Beitrag zu ermitteln, mindestens einmal im Jahr offiziell vermessen und gewogen werden. Verändert sich dabei ihr Bauchumfang, müsste der Beitrag wieder neu errechnet werden. Das würde aber dann die Kassen nicht entlasten, sondern der Verwaltungsaufwand würde noch teurer. Wenn das schon mit dem Denken schwierig war, funktioniert bei dem Herrn Wanderwitz das Lesen offensichtlich überhaupt nicht. Sonst hätte er es schwarz auf weiß vor Augen haben können, dass Forscher der Universität Oxford herausgefunden haben, dass eine Extraschicht Fett an Po, Hüften und Schenkeln das Risiko von Herzerkrankungen und Diabetes verringert, also die Kassen durchaus entlasten kann. Zu dem wandernden Witz von der CDU kommt jetzt noch die Lotterei von der FDP dazu. Erwin Lotter will die Eltern von Dicken zur Teilnahme an Ernährungskursen verpflichten … Was sagst du, Muttilein? … Das wäre bei den Eltern von Reiner Calmund gar nicht mehr möglich … Nee, da haste recht. Aber den anderen Kindern will der Lotter Hamburger, Pommes und Chips verbieten … Ja, wie? … Da schickt er ein Rundschreiben an alle Eltern, und da steht dann drauf: »Die nachfolgenden Gerichte sind für Jugendliche unter 18 Jahren nicht geeignet.« Natürlich ist das Blödsinn, Muttilein! Aber der Sommer ist doch noch nicht vorbei. Und in der nächsten Woche hat sich das Problem mit den Dicken schon wieder verdünnisiert. Dank der SPD. Dann kommt wahrscheinlich Sigmar Gabriel mit dem Vorschlag, Magersüchtige höher zu besteuern.

7. August 2010

Muttilein, meine Befürchtung von letzter Woche, dass Sigmar Gabriel in dieser Woche eine höhere Besteuerung für Magersüchtige fordert, hat sich nicht bestätigt. Das ist ein weiterer Beweis dafür, dass man sich auf die SPD nicht verlassen kann – dachte ich im ersten Moment. Aber jetzt lese ich, dass der Gabriel gar nicht da ist, sondern der macht noch Meerurlaub … Nein, Muttilein, nicht mit »h«, mit seiner Freundin. Da ist er an der Ostsee. Dort will er sich angucken, was bisher in den Sand gesetzt worden ist … Was sagst du? Er soll aufpassen, dass nicht Greenpeace kommt und ihn wieder ins Wasser zieht, wenn er am Strand liegt … Muttilein, der Vergleich mit den Walen ist aber nicht neu. Obwohl der Gabriel das schon gerne hätte, wenn man ihn mit diesen in Verbindung bringt … Nein, Muttilein, nicht mit Pottwalen, sondern mit Neuwahlen. Er hat ja gesagt: »Wir haben gar keine Bundesregierung, sondern nur Frau Merkel als Geschäftsführerin einer Nichtregierungsorganisation.« Na ja, Muttilein, so unrecht hat der nicht. Ob die nun im Bundestag sind oder im Urlaub, so groß ist der Unterschied nicht. Ja, Muttilein, die sind jetzt alle weg. Die Verbraucherministerin ist in die Alpen und will da zur Abwechslung mal Kühe melken anstatt Steuerzahler, die Nahles mag es im Urlaub gern französisch … also, sie holt da ihre Flitterwochen nach. Der Innenminister will in den Süden. Wo genau hin, hat er nicht gesagt. Bloß so viel, dass es ein Land sein wird, das für ihn mental ziemlich weit weg ist. Ich vermute Südthüringen. Die von der Leyen, die fährt mit ihren sieben Kindern ins Gebirge … Nein, Muttilein, nicht ins Siebengebirge. Nach Österreich auf eine Alm. Weil, da gibt’s koa Sünd’. Wegen der Kinder. Die Künast will schlafen und schwimmen. Gut, das unterscheidet sich jetzt nicht so direkt von dem, was sie sonst macht. Die Familienministerin urlaubt in Südtirol. Denn: »Die Tiroler sind lustig, die Tiroler sind froh.« Kunststück, die sind ja auch nicht von Frau Schröders Politik betroffen. Gysi will in den Abenteuerurlaub. Also nach Griechenland. Deshalb nimmt er auch keinen Koffer mit, sondern nur einen Kanister Benzin. Während die anderen alle sagen, dass sie ein Buch mitnehmen. Im Urlaub würden sie gern mal was aus fernen Welten lesen. Ich vermute, das Grundgesetz. Außer der Merkeln, die liest was Praktisches. »Stalin. Am Hof des Roten Zaren.« Wahrscheinlich kommt es danach zu den ersten Säuberungsaktionen im Kabinett … Was sagst du, Muttilein? … Was Guido macht? Der hält inzwischen Angelas Stuhl warm. Den Regierungsstuhl. »Man empfindet es als große Ehre, wenn man seinem Land dienen kann«, hat er gesagt. Bloß, Muttilein, wenn der dem Land so gerne dienen möchte, warum tritt er dann nicht einfach zurück?

14. August 2010

Muttilein, in Deutschland darf jetzt wieder ganz offen über Geld geredet werden. Das hat die Anwaltskammer Düsseldorf mitgeteilt. Na ja, bisher stand doch immer in Arbeitsverträgen, dass man zum Schweigen verpflichtet ist und keinem anderen Menschen erzählen darf, was man verdient … Was sagst du, Muttilein? … Außer dem Finanzamt … Muttilein, keinem anderen Menschen! Von Beamten war nicht die Rede. Wenn du aber außerhalb deiner Steuererklärung jemandem davon erzählt hast, konnte dich dein Chef abmahnen. Weil du ihn lächerlich gemacht hast, wenn jemand erfährt, was er dir zahlt. Jetzt hat das Arbeitsgericht in Mecklenburg-Vorpommern entschieden, dass man doch mit seinen Kollegen, Nachbarn oder Stammtischbrüdern darüber reden darf. Wahrscheinlich mit der Begründung, dass es sich bei Löhnen und Gehältern sowieso nicht um nennenswerte Summen handelt. Welche Friseurin protzt schon gerne beim Frauenkränzchen damit rum, dass sie 3 € in der Stunde verdient. Aber eine muss doch gequatscht haben. Ich vermute, die von der Merkeln, und schon hat die Bundesregierung ihr eine neue gemacht … Nein, Muttilein, nicht eine neue Frisur für die Merkeln, sondern eine neue Bestimmung für die Friseurin und alle Leute, die klamm sind. Die können jetzt ein pfändungssicheres Konto einrichten. Ein sogenanntes P-Konto. Da müssen dir deine Gläubiger 985 Euro und 15 Cent drauf lassen, für die Miete, für Essen und so … Was heißt schön, Muttilein? Eben nicht, weil die Bundesregierung das Gesetz wieder bloß so hingeschlunzt hat. Laut Verbraucherministerin, also Aigners Ilse, sollten die P-Konten kostenfrei angeboten werden. Jetzt gingen viele schon vor Freude hoch … Nein, Muttilein nicht die Kunden, die so ein Konto eingerichtet haben, sondern die Gebühren in den Banken, die gingen hoch, weil die Aignern das mit dem kostenfrei bloß der Presse gesagt hat, aber nicht den Banken. Die Saale-Sparkasse hat über Nacht die Konto-Gebühren von 2,50 € im Monat auf 12 € erhöht. Bei anderen Banken musst du jetzt für jede Überweisung Zusatzgebühren zahlen. Damit hat unsere Bundesregierung wieder bewiesen, dass sie wenigstens in einem Punkt konstante Arbeit leistet. Nämlich das Geld bei denen zu holen, wo es gar nicht ist. Und so geht das weiter. Bald kommt die neue Abgabe bei den Fernsehgebühren. Da muss in Zukunft auch jeder Haushalt zahlen, ob er einen Fernseher hat oder nicht. Als nächstes kommt vielleicht Hundesteuer auch für Leute ohne Hund und die Kfz-Steuer auch für Fußgänger. Bloß eins wird garantiert nicht kommen. Die Vermögenssteuer für Vermögende.

21. August 2010

Hast du das hier gelesen? Kaum ist die »Mutti« aus dem Urlaub zurück, da hört sie, was ihre Kinder inzwischen in den Ferienspielen für Unfug getrieben haben. Das Brüderle Rainer hätte fast die Rentengarantie kaputtgemacht, und das Schwesterle Guido spuckt immer noch seinen Nuckel aus und plärrt: »Steuersenkung! Steuersenkung!« Wie die »Mutti« den beiden in die Windeln schaut, sieht sie, dass die ganz schön in der Scheiße sitzen. Und im Radio wurde das bestätigt. Nur noch vier Prozent können die beiden leiden. Eigentlich dürften die mit ihrer Krabbelgruppe FDP gar nicht mehr im Regierungskindergarten spielen. Da hat sich Mutti schnell ihren lila 3-Knöpfer angezogen und ist an die frische Luft. Energie tanken, wie man so schön sagt. Deshalb nennt man ihre Reise auch Energiereise. Denn die Mutti weiß aus ihrem Beruf als Kanzlerin, dass sie mit der Biomasse, die ihre Krabben erzeugen, nicht das ganze Land auf Dauer unter Strom setzen kann. Also hat sie sich in Mecklenburg-Vorpommern zwischen Windräder gestellt, um zu lernen, wie man sich immer nur im Kreise drehen kann und trotzdem dabei was rauskommt. Die Onkel und Tanten, die kernige Kraftwerke betreiben, mit denen uns eine strahlende Zukunft bevorstehen könnte, haben ihr dagegen angeboten, wie was reinkommen könnte. 30 Milliarden, wenn Mutti Merkel auf die Brennelementesteuer verzichtet und die Kraftwerke 15 Jahre länger laufen lässt. Die 30 Milliarden sollen eine Vorauszahlung auf zu erwartende Zusatzgewinne sein. Und hier hört der Spaß auf, Muttilein! Das musst du dir mal vorstellen! Die Zusatzgewinne werden bei einer Laufzeitverlängerung auf 300 Milliarden geschätzt, da sind die 30 Milliarden doch bloß Peanuts, wie man in Bankerkreisen sagt. Selbst wenn sie 200 Milliarden anbieten würden, dann hätten sie immer noch 100 Milliarden zusätzlichen Gewinn … Was ich damit sagen will? … Muttilein, wenn die Regierung bei 30 Milliarden noch nicht schwach wird, dann können die schon noch was drauflegen, bis sie umfällt. Nicht umsonst stehen doch laut »Tranparency international« 30 Prozent der Bundestags- und Landtagsabgeordneten auf der Gehaltsliste von Energiekonzernen. Das heißt im Prinzip, dass die Energieriesen ihre Steuern selbst aushandeln können. Und die zahlen sie dann nicht mal selber, sondern wir mit unserer Stromrechnung. Da kannste nix machen, Muttilein, weil wir schon wieder in einer Diktatur leben. Diesmal nicht in einer ideologischen, sondern in einer ökonomischen. Und am Ende von Merkels »Energiereise« wird ein Kompromiss rauskommen: Die Laufzeiten der Atomkraftwerke werden verlängert. Unter der Bedingung, dass sie mit Windkraft betrieben werden.

28. August 2010

Muttilein, jetzt schreiben sie jeden Tag was davon, dass der Guttenberg die Wehrpflicht aussetzen will …Was sagst du? … Es werden schon genug Hunde und Katzen ausgesetzt … Toll, Muttilein, mit dir kann man sich ja wieder mal prima unterhalten. Wenn die Wehrpflicht ausgesetzt wird, heißt das doch nicht, dass die dann hilflos irgendwo rumirrt. Die hat schon ihr Heim. Im Grundgesetz. Da soll die auch drin bleiben, hat der Guttenberg gesagt. Aber er will sie in der nächsten Zeit nicht mehr füttern. Mit Wehrpflichtigen, verstehste. Und wenn die nicht regelmäßig gefüttert wird, da verhungert die eines Tages von alleine. Der Guttenberg will nämlich die Armee verkleinern. Also wahrscheinlich will er nur noch Soldaten haben, die nicht größer sind als einmeterfuffzig. Woanders nennt man so was Kindersoldaten. Und die Bundeswehr kann dann mit denen auf Augenhöhe kämpfen. Das Problem ist nun bloß, weil wir in Deutschland zwar genügend Dicke, aber zu wenig Kleine haben, soll die Truppenstärke von 250 000 Soldaten auf 160 000 reduziert werden. Und die werden auch nicht mehr eingezogen, sondern eingestellt. Wie in einem Betrieb. Die kriegen dann gutes Geld dafür. Das heißt wahrscheinlich nicht mehr Wehrsold, sondern, was weiß ich, vielleicht Abschussprämie. Für jeden Abschuss gibt’s einen Zuschuss. Und bei Kopfschuss dann die Kopfpauschale. Genau wissen die auch noch nicht, wie das werden soll. Jedenfalls kannste eben die Wehrpflichtigen, die wir jetzt haben, nicht für alles gebrauchen. Die kannste nicht einfach losschicken in aller Herren Länder, weil im Grundgesetz steht, dass die nur zur Verteidigung des eigenen Landes da sein dürfen. Aber sie reden andauernd schon davon, dass die Bundeswehr im Inneren des Landes eingesetzt werden soll … Na ja, Muttilein, gucke mal, wenn beispielsweise die Proteste gegen den Abriss des Stuttgarter Hauptbahnhofs mal übergreifen würden gegen den Abriss des Sozialstaates, dann würde es dem Wehrpflichtigen Fritze Pflaumkuchen schwerer fallen, sein Gewehr freiwillig auch gegen Oma und Opa zu richten. Wenn die Bundeswehr aber bis dahin ein marktwirtschaftliches Unternehmen ist, können die Stellen europaweit ausgeschrieben werden, so dass auch Legionen von Fremden tätig werden können. Eine Fremdenlegion sozusagen. Und die kennt im Ernstfall weder Mutter noch Vater. Geschweige denn Oma und Opa. Aber auch für den Deutschen Arbeitslosen soll die neue Bundeswehr eine echte Alternative werden. Er hat dann zwei Möglichkeiten: Entweder er fällt in Hartz IV oder in Ehren.

4. September 2010

Muttilein, um auch mal was zu dem Thema zu sagen: Der Sarrazin hat recht, wenn er sagt, dass die Muselmänner uns das Bildungsniveau versauen. Er selber ist doch das beste Beispiel dafür. Er ist doch auch ein Mann mit Migrationshintergrund. Das sagt doch schon der Name. Muttilein, der Name verrät immer was über die Herkunft seines Trägers. Gugge doch mal, Merkel, zum Beispiel, ist ein Hinweis auf ihre uckermerkelschen Wurzeln. Oder Westerwelle! Da ist doch klar, der kommt aus Westfalen und nicht aus Ostpreußen. Und Sarrazin heißt nichts anderes, als dass der von den Sarazenen abstammt, einem arabischen Volksstamm. Das kommt vom arabischen Wort »sariqin« und heißt auf Deutsch soviel wie »Plünderer«. Weshalb er ja auch folgerichtig in den Vorstand der Bundesbank berufen wurde. Die hat natürlich jetzt Fracksausen gekriegt, weil alle denken könnten, was macht denn so ein Vorstand eigentlich für sein Geld, wenn der Zeit hat, nebenbei noch dicke Schwarten zu schreiben. Auf was für Ideen kommt der Mann noch, wenn er nicht ausgelastet ist? Da das Buch im Handumdrehen vergriffen war, könnte er als Bankvorstand durchsetzen, dass seine Ergüsse in Zukunft auf die Euro-Scheine gedruckt werden, um der Diskussion noch mehr Schein-Heiligkeit zu verleihen. Aber der Bundesbank ist ihr Schein heilig. Und während Sarrazin noch vom Juden-Gen und vom Basken-Gen spricht, hat die Bundesbank das Sarrazin-Gen entdeckt. Er soll gehn. Aber selbst wenn Sarrazin morgen gehen würde, bekäme er bis 2014 weiter sein Gehalt von 230 000 € und eine hohe Abfindung. Womit er der Bezeichnung »Plünderer« als Übersetzung von Sarrazin vollauf gerecht würde. Dazu kommt noch sein ausgeprägtes Mitteilungsbedürfnis, das vermuten lässt, dass seine Ahnen mal Muezzine waren. In Ermangelung von Minaretten in Deutschland machte er eben ein Buch zu seiner Plattform. Wobei die Betonung nicht auf Form liegt, denn in aller solcher hat der Verbalsarazene auch noch Angela Merkel vorgeführt, weil er schreibt, dass die in Schwaben lebenden Menschen durchschnittlich einen höheren Intelligenzquotienten haben als jene in der Uckermark. Das hieße ja, unsere Kanzlerin wäre plemplem. Deshalb auch ihr Protest. Ansonsten hätte sie ja keinen Grund. Denn die Politik hat doch die Migranten erst zu dem gemacht, als was sie Sarrazin heute beschreiben kann.

18. September 2010

Muttilein, Deutschland ist jetzt führend bei der Gentechnik. Dank des berühmten Erbbiologen Dr. Sarrazin haben wir jetzt schon einiges vom Juden-Gen und vom Basken-Gen erfahren. Und während alle gespannt auf seine Ausführungen zum Bayern-Gen und zum Ostfriesen-Gen oder das Muss-er-aus-der-SPD-gehn warten, kam jetzt erst einmal ein ganz anderes Gen ins Gespräch. Oder besser ins Gerede. Das Rött-Gen. Während Gene normalerweise so komplizierte Namen haben wie FOXP2 oder BRCA1, heißt das Rött-Gen einfach Norbert. Jedes Gen ist ja für etwas verantwortlich. Das Basken-Gen beispielsweise führt dazu, das die damit behafteten Lebewesen gern eine Mütze tragen. Die Baskenmütze. Das Bayern-Gen wiederum geht in die Hose. In die Lederhose. Entfernt man aber das entsprechende Gen, so verändern sich die Lebewesen eklatant. Die Wissenschaftler sprechen von mutieren. Schaltet man also beispielsweise das Basken-Gen aus, so mutieren die Basken einfach zu Spaniern. Zieht man den Bayern die Lederhose aus, bleiben bloß noch CSU-Mitglieder übrig. Und nun ist es der berühmten Wissenschaftlerin Dr. Angela Merkel gelungen, das Rött-Gen auszuschalten. Das Rött-Gen ist im deutschen Organismus u.a. zuständig für die Sicherheit der Atomreaktoren. Nun mutierte aber der bisher sogenannte »Energiekonsens« innerhalb weniger Stunden zu einem Deal mit der Atomlobby. Und dabei störte das Rött-Gen. Ja, Muttilein, weil »rött« kommt nämlich aus dem Schwedischen und heißt »rot«. Ohne das Rött-Gen konnte man dann ohne rot zu werden einen »Geheimvertrag« mit den Energiekonzernen aushandeln. Und, Muttilein, was ist denn das Wichtigste, wenn man mit Genen experimentiert? Dass man Mäuse dafür hat. Und so ging es auch beim Ausschalten des Rött-Gen nur um Mäuse. Also die Gewinne, die die Energieriesen im Prinzip behalten dürfen, dafür aber die möglichen Schäden auf den Staat, also dich und mich, abwälzen können. Das ist ungefähr so, wie wenn ein Imbissbudenbesitzer dich mit vergammelten Pommes abfüllt, ihm aber die Laufzeit für das ranzige Öl trotzdem verlängert wird, bevor es dann ins Grundwasser sickert. Dann muss der Imbissbudenbesitzer keinen Schadenersatz zahlen, dafür aber du alle Arztkosten, und der Ausschlag geht davon trotzdem nicht mehr weg. Und genauso geht nun die Atomindustrie aus dem Kabinett der Dr. Merkel heraus als das, was sie auch ist: Ein strahlender Sieger.

25. September 2010

Muttilein, unsere Bundesregierung ist doch verurteilt … Nein, die ist nicht vorbestraft, sondern nur dazu verurteilt, bis Jahresende Hartz IV neu zu berechnen. Und nun überlegt die von der Leyen schon monatelang, was da rauskommen soll. Zuerst wollte sie ganz clever sein und dem Ganzen einen neuen Namen geben. Na ja, Muttilein, das Gericht in Karlsruhe hat doch gesagt: Hartz IV muss neu berechnet werden! Also hat die von der Leyen sich gedacht, wenn ich das Ganze anders nenne, hat sich das vielleicht erledigt. Und dann kam auch noch die Nachricht, dass der Harz bei den Deutschen als Reiseziel immer beliebter wird. Dicht gefolgt von Balkonien. Und da kam ihr die Idee, wenn der Harz für viele so attraktiv ist, ist es ja auch kein Wunder, wenn sich immer mehr darin gemütlich einrichten. Bisher geisterte ja immer nur der Florida-Rolf als Schmarotzer durch die Medien. In Zukunft könnte also auch vom Wernigerode-Paul, vom Thale-Hans oder von der Ilsenburg-Ilse die Rede sein, die sich im Harz suhlen. Und solchen Spekulationen wollte sie die Grundlage entziehen, indem sie einen anderen Namen für Hartz IV erfindet. Sie dachte an Basis-Geld. Weil Basis, Muttilein, bedeutet soviel wie Grundlage. Und Basis IV