Als die Masken fielen - Asia Aquileo - E-Book

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Asia Aquileo

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Beschreibung

Mella erzählt ihrem Bruder Artur, der wegen einer Angststörung sein Zimmer nicht verlassen kann, von ihren neuen Annäherungen an das andere Geschlecht, nachdem ihr Liebesleben fünf Jahre geruht hat. Damals, als junges Mädchen, ist sie von einem unbekannten, maskierten Mann verführt worden, dessen Identität nie geklärt wurde.

Mella berichtet Artur regelmäßig von ihren erotischen Fortschritten, bis eine progressive Künstlerin, mit der sich Mella anfreundet, ihr einen Vorschlag unterbreitet, wie man dem kranken Bruder helfen könnte ...

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Veröffentlichungsjahr: 2018

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Asia Aquileo

Als die Masken fielen

Erotische Erzählung

BookRix GmbH & Co. KG81371 München

Als die Masken fielen

 

Als die Masken fielen

 

 

von

Asia Aquileo

 

 

 

 

 

 

 

 

 

In einem Haus nahe einer Kleinstadt, Anfang der Sechzigerjahre

 

 

 

„Und was ist dann passsier, Mella?“

„Er hat gefragt, woran mein Bruder erkrankt ist und warum er nie das Zimmer verlässt. Hätte ich das nicht tun sollen?“

„Ist mir wurscht. Und wie hat ihm dein neues Kleid gefallen?“

„Er hat nichts dazu gesagt, aber ich glaube, er ist einfach nur schüchtern. Kann sein, dass er sich nicht traut, mir Komplimente zu machen, weil er denkt, es wäre zu aufdringlich.“

„Oh je … Bei dem musst du lange schrauben, bis du ihn soweit hast.“

„Wie weit? Was glaubst du, was ich vorhabe? Ich möchte ihn kennen lernen. Er ist liebenswert, höflich, sensibel und ...“

„Und vollkommen unschuldig.“

„Das können wir nicht wissen, Artur.“

„Du bist in ihn veliebt ...“

„Ach Artur … Nun ja, vielleicht. Ja, ich denke schon. Irgendwie.“

„Hab es sofort in deinen leuchtenden Augen gesehen. Mella, Schwesterherz, hol mir doch bitte einen Kräuterschnaps aus der Küche.“

„Sofort. Bin gleich wieder da.“

Artur schaute seiner acht Jahre jüngeren Schwester nach, wie sie das Zimmer verließ. Endlich hatte sie sich dazu entschlossen, ihr Liebesleben auf Trab zu bringen, und das konnte man auch an ihrer neuen Aufmachung ablesen. Sie trug ihr dunkelbraunes Haar nun im italienischen Stil, voluminös und kurz, mit kleinen Wellen und einer frechen Locke über der Stirn. Und sie hatte begonnen, figurbetonte Kleidung zu tragen, was sie sich auch mit gutem Gewissen leisten konnte, denn sie verfügte über reizvolle weibliche Formen, die jeden Mann veranlassten, sich nach ihr umzudrehen. Mella benutzte jetzt auch ein wenig Make-up, Kayal und Lippenstift. Aus Arturs Sicht konnte sie fast mit der jungen Liz Taylor mithalten.

Artur wusste, dass Mella bislang mit nur einem Mann geschlafen hatte. Und das lag bereits fünf Jahre zurück. Damals war sie gerade 14 geworden. Eine sehr mysteriöse Geschichte, denn ihr Verführer war ein unheimlicher Unbekannter gewesen, der eine Maske trug und sich wie einer dieser albernen Superhelden verhalten hat, nur in der Nacht unterwegs war und dessen Identität niemand kannte. Mella hatte sich damals aus jugendlicher Unvernunft heraus auf dieses Abenteuer eingelassen. Und nicht einmal bei den wenigen Zusammenkünften hatte sie es gewagt, ihm die Maske abzunehmen. Bis heute wusste sie nicht, wer sie entjungfert hatte. Der Aufruhr durch die Eltern, der Tadel und die Vorhaltungen wegen ihrer Sorglosigkeit hatten dazu geführt, dass Mella sich seitdem allen Männern verschlossen hat, bis jetzt. Bis sie Paul kennenlernte, einen jungen und gebildeten Mann, der sie mit seinem guten Benehmen und den blauen Augen verzauberte. Nun galt es, Mella anzuleiten, diesen Paul etwas näher kennen zu lernen, ihn zu verführen, ihn aus seiner Festung des Anstands heraus zu locken.

Mella kam zurück, mit zwei kleinen Fäschchen Kräuterschnaps und zwei entsprechenden Gläsern.

„Wow, du trinkst einen mit?“ wunderte sich Artur.

„Ja. Ich glaube dann bin ich etwas empfänglicher für deine Ratschläge. Ich habe so viel aufzuholen.“

„Das ist Quatsch. Mess dich nicht an anderen Mädchen. Diese dummen Puten heiraten schon längst und haben bereits den ersten Braten in der Röhre.“

„Rede nicht so respektlos über sie …!“

„Doch, ich war immer respektlos.“

„Du denkst du kannst es dir erlauben, weil du hier gefangen bist, in deinem Bett. Niemand kann dir Kontra geben.“

„Phh, sollen sie doch kommen und mir widersprechen. Ich halte gerne eine Audienz ab.“

„Jetzt mal ernsthaft: Wie geht es dir?“

„... Nun ja, wenn ich einen guten Tag habe, kann ich mir zumnidest vorstellen wie es wäre, ein wenig im Flur umher zu wandern. Doch oft schaffe ich es nicht mal aus dem Bett. Manchmal pisse ich in die Blumenvase, die ich unter dem Bett versteckt habe, weil ich mich nicht aufraffen kann, aufs Klo zu gehen. Zum Glück habe ich hier ein eigenes Badezimmer … Doch manchmal fehlt mir sogar die Energie, um nach Emily zu klingeln.“

„Es ist noch immer ein großes Rätsel, warum ausgerechnet du von so einer mysteriösen geistigen Krankheit heimgesucht wurdest. Du, der stolze Artur, der jeden Raum, den er betrat, mit Licht erfüllt hat. Der Star der Fußballmannschaft, der talentierte Mathematiker ...“

„Dieses Talent habe ich ja immer noch, ich kann es nur nicht veräußern. Der Arzt sagt, es ist eine sehr spezielle Angststörung, sogenannte Agoraphobie.“

„Und was ist die Ursache dafür?“

„Das weiß niemand. Aber kommen wir zurück zu Paul!“

„Zuerst stoßen wir an!“

Mella hatte bereits ein wenig von dem Schnaps in die zwei Gläser gegossen, und nun stießen sie an und tranken auf Ex.

Mella atmete durch und sprach:

„Dass ich verliebt bin, hemmt mich in gewisser Weise. Ich möchte ihn nicht überfallen, will würdevoll bleiben. Er soll nicht denken, ich sei leicht zu haben. Er soll mich achten.“

„Wenn du es geschickt anstellst, wird er dich umso mehr achten, wenn du ihm zeigst, dass du mit ihm intim werden willst. Er ist ein Mann. Bei allem guten Benehmen und der schönen Fassade ist er immer noch ein Tier mit einem Penis.“

„Ach Artur … Das ist so entwürdigend, was du immer sagst.“

„Aber es ist die Wahrheit. Es gibt nichts Würdeloses an einem Penis. Er ist nun mal vorhanden. Und die Männer folgen ihrem Penis – einige mit voller Überzeugung, und andere bilden sich ein, ihn unter Kontrolle zu haben. Der Penis widerspricht der Liebe nicht. Er ist nur ein Teil von dessen Ausdruck. Jeder wünscht sich Leidenschaft, Mella. Auch die guten und wohlerzogenen Herren. Wie alt ist er eigentlich?“

„Er ist 23, vier Jahre älter als ich.“

„Er müsste schon ein wenig Erfahrung gesammelt haben. Und vielleicht wird er es leugnen. Du musst herausfinden, wie verlogen er ist. Stell ihn auf die Probe, nimm ihn beim Wort. Bring ihn dazu, ehrlich zu sein.“

„Ich glaube nicht, dass er mich anlügen würde.“

„Gut, also zeig ihm einfach, was du für ihn empfindest. Und wenn du das Gefühl hast, dass du ihm alles sagen kannst, dann erzähl ihm von dem maskierten Mann, mit dem du vor fünf Jahren zusammen warst.“

„Das kann ich nicht. Es ist zu beschämend.“

„Es ist mysterös und schlüpfrig. Es macht dich ein wenig unberechenbarer und geheimnisvoller. Und Männer lieben die Gefahr. Sie wollen den vorigen Liebhaber übertrumpfen.“

„Und wenn es ihn abschreckt?“

„Sag ihm, dass du damals noch ein halbes Kind warst. Was ja auch stimmt. Sag ihm, dass du dich entschlossen hast, nie mehr einen Mann mit einer Maske zu lieben und dass du nun Offenheit und Aufrichtigkeit erwartest. Und wenn diese Werte auch einem Mann wichtig sind, dann würdest du dich ihm hingeben.“

„Ich muss das alles ein bisschen subtiler verpacken.“

„Du machst das schon. Wir beide sind mit dem Talent der Rede gesegnet. Da habe ich vollstes Vertrauen zu dir.“

Mella und Artur tranken noch den Rest des Kräuerschnapses aus, und dann sagte sie ihm gute Nacht, um zum Schlafen hinunter in ihr Zimmer zu gehen, denn es war schon spät.

Artur schlief unruhig in dieser Nacht. Er zweifelte daran, dass seine Schwester bei diesem Tugendapostel Paul auf ihre Kosten kommen würde. Artur dachte daran, wie sich vor über vier Jahren erste Symptome der Krankheit gezeigt hatten. Schweißausbrüche hatte er beim Verlassen des Hauses bekommen. Ist manchmal auf den Stufen der Eingangstreppe ohnmächtig zusammengebrochen. Nur kurz darauf war er sogar nicht mehr in der Lage gewesen, hinunter ins Erdgeschoss zu gehen. Es schien ihm, als würde sich das Leben sogartig von ihm zurückziehen. Als hätte es sich entschieden, ihn zu verbannen. Diese Krankheit war wie eine Gefängnisstrafe ohne Aussicht auf Bewährung. Es gab Ärzte, die hielten diese Störung für eine eingebildete Marotte. Andere allerdings nahmen sie sehr ernst und sagten, sie wäre unheilbar. Es gab auch keine Medikamente, die einen desensibilisierten konnten. Nur der Alkohol schenkte ein wenig Linderung. Doch Artur war zu stolz und zu selbstdiszipliniert, um zu einem Trinker zu werden. Er erlaubte sich ein wenig von dem Schnaps, um besser schlafen zu können, oder um seine Gedanken zu enthemmen. Und manchmal trank er Wein.

Was ihn jedoch insgeheim, ohne dass jemand es wusste, besonders belastete, war seine Unfähigkeit, sich Befriedigung zu verschaffen. Selbst die ausschweifendsten, schamlosesten Phantasien konnten ihn nicht ausreichend genug reizen, um eine Handanlegung lohnenswert zu machen. Für ihn, einem 27 Jahre alten, körperlich gesunden Mann, war das die größte Schmach. Doch als er beobachtete, wie sich Mella in der letzten Zeit verändert hatte, keimte in ihm neue Hoffnung auf. Er liebte es, wenn sie ihm von ihren zaghaften Annäherungen an die Männerwelt erzählte. Nun konnte er sie nach allen Kräften ermutigen, diesen Paul für sich zu gewinnen.

Mella brauchte nicht zu arbeiten. Die Familie hatte Geld durch Getreidefelder und Ländereien. Schon in der dritten Generation lebte man in diesem schönen Landhaus am Rande der Kleinstadt, die sich wegen des guten Klimas vieler Besucher erfreute. Es war kein Problem, hier neue Menschen kennen zu lernen, und für so manche neugierige Männer und Frauen boten sich viele Gelegenheiten, flüchtige Liebesbekanntschaften einzugeehen, im Wissen, dass die Menschen, mit denen man sich vergnügte, bald wieder abreisen würden.

An der Oberfläche jedoch war dies eine recht konservative Gegend. Mädchen wurden früh verheiratet, und bekamen sie keinen ab, wurden sie in die Großstadt geschickt, zum Studieren, oder gar in ein Kloster. Selbst Mella bereitete sich schon auf ein etwaiges Studium vor.

Als Artur ein Jugendlicher war, hatte er sich eines regen Sexuallebens erfreut. Doch eines Tages, nach einem sehr denkwürdigen Abenteuer, fingen bei ihm die Symptome an, und jede Lebensplanung war dahin. Schon längst hätte er ein erfolgreicher Geschäftsmann sein können, in einer großen Stadt oder im Ausland. Wahrscheinlich hätte er längst Kinder und mindestens zwei Geliebte. Doch er saß fest in seinem alten Jugendzimmer, umgeben von Bildern der phantastischen Malerei, berieselt von den Liedern aus alten Zeiten, als Buddy Holly noch gelebt hatte und die er auf dem Plattenspieler abspielte. Und hin und wieder schenkte ihm Mella ein neues Buch.

Sie war seine beste Verbindung zur Außenwelt. Nicht die Eltern. Sie standen seiner Krankheit vollkommen ratlos gegenüber und betrachteten sie als Schande. Manchmal sagte der Vater sogar, Artur sei bloß ein Faulpelz, ein Ärgernis, eine Strafe für jede Familie. Doch Artur war nicht faul. Er zeichnete, und außerdem arbeitete er an sehr komplizierten mathematischen Formeln. Es vertrieb ihm die Zeit.

 

Artur konnte es nicht erwarten, Neuigkeiten von Mella zu erfahren. Es vergingen einige Tage, an denen er von Mella vertröstet wurde. Doch immer, wenn sie zu ihm reinschaute, setzte sie diesen schelmischen Blick auf, so als hätte sie beim nächsten Mal etwas wirklich Interessantes zu erzählen.

Endlich, an einem Sonntagmorgen, setzte sie sich zu ihm ans Bett und strahlte über das ganze Gesicht.

„Lass mich raten, Mella … Ihr habt es getan! Ihr hattet Sex! Nicht wahr?“

„Ach Artur, musst du denn immer jede Erzählung kaputtmachen? Nein, so weit sind wir noch nicht. Er hat mich geküsst. Hat sich getraut.“

„Geküsst? Aber nicht nur auf die Wange, oder?“

„Auf den Mund natürlich, sonst wäre es doch keinerlei Erwähnung wert.“

„Und dann?“

„Dann sind wir Hand in Hand durch den Park hinter dem Rathaus spaziert. Es war sehr romantisch.“

„Nun gut, vielleicht brauchst du das. Aber da kann es nicht enden. Du willst doch Sex, oder?“

„Ich will Aufrichtigkeit und Hingabe … Ja, ich will mit ihm schlafen.“

„Gut so. Immerhin bist du dir dessen sicher.“

„Du darfst mich nicht so unter Druck setzen. Er ist ja schon sehr verzaubert von mir. Lass ihm noch ein bisschen Zeit.“

„Ich setze dich nicht unter Druck. Und wieso braucht er Zeit? Ist er derjenige, der für euch beide entscheidet? Du bist die Chefin, du hast alles in der Hand. Zeige ihm was du willst. Beim nächsten Mal musst du ihn berühren.“

„Ich berühre ihn doch schon.“

„Ich meinte kein Händchenhalten, sondern Schwanzhalten.“

„Artur! Deine Ausdrucksweise!“

„Auch wenn er im ersten Augenblick denken könnte, du seist leicht zu haben, wird er erkennen, dass du es ernst mit ihm meinst und keinen anderen auf diese Weise berühren würdest. Er muss das Gefühl haben, dass allein er für dich zählt, Und mit diesem Gefühl wird er alles mit dir machen, was du willst. Er wird glauben, er besäße dich ganz allein, wie einen Schatz.“

„Da brauche ich ihm nicht viel vormachen, denn ich mag nur ihn. Wirklich. Nur ihn ...“

Mella wich Arturs Blick aus. Für ihn hatte sie so geklungen, als müsste sie sich selbst davon überzeugen. Vielleicht war Paul auch nur eine fixe Idee von ihr. Und vielleicht wusste sie schon jetzt, dass er ihr letztlich nicht gewachsen sein würde.

„Mella, du wirst es herausfinden. Niemand befielt dir, ihn zu lieben. Alles ist offen. Du bist frei. Und du bist eine spektakulär begehrenswerte Frau von 19 Jahren. Du darfst Lust empfinden, und du darfst etwas verlangen. Und du darfst auch geben so viel du willst, denn ich weiß, was für ein gutes Herz du hast.“

„Danke … Du gibst mir immer so viel Kraft, Artur. Es ist so, als müsstest du mich immer wieder daran erinnern, was ich eigentlich will. Ich werde deinem Rat folgen. Und sei gewiss, wenn ich dir das nächste Mal berichte, wirst du sehen, dass deine Worte Früchte getragen haben.“

 

Als Artur wieder allein war, wagte er sich aus dem kuscheligen, gemütlichen Bett und nahm eine Dusche, Er fühlte sich verwundbar und fror im Badezimmer, obwohl es geheizt war. Als er nach dem Abtrocknen fast fluchtartig wieder in sein Bett sprang, umgeben von seinen Aufzeichnungen und Büchern, spürte er eine leichte Wallung in seinem Leib. Doch er wagte nicht, sich zu berühren. Zu groß wäre die Enttäuschung, wenn es schon wieder schiefging. Mit der latenten Begierde in seinem Innern löschte er das Licht und dachte an gesündere Tage.

 

Mella ließ sich zwei Tage nicht blicken. Dann aber, an einem milden Abend, nachdem sie mit den Eltern unten im Esszimmer gespeist hatte, kam sie mit einer Flasche Weißwein und zwei Gläsern in sein Zimmer. Sie lächelte geheimnisvoll.

„Oh Mella, ich traue mich kaum zu fragen. Du strahlst so. Irgendwas ist geschehen.“

Mella grinste und goss Wein in die Gläser.

„Aha, willst mich auf die Folter spannen. Nun gut, ich bin geduldig.“

Mella reichte Artur ein Glas und stieß mit ihm an.

„Mein lieber Bruder, gestern ist etwas absolut Absonderliches geschehen. Ich weiß noch gar nicht, wo ich anfangen soll. Ich saß mit Marion im Café beim Museum, dort wo immer alle herumsitzen und sich austauschen. Und an einem anderen Tisch saß dieser Mann. Er war vielleicht Mitte 30, sehr gutaussehend, doch auch sehr würdevoll und anscheinend Ausländer. Aus dem Süden. Ich musste ihn die ganze Zeit anstarren, habe es zunächst nur sehr unauffällig getan, aber dann war mir alles wurscht, und ich habe ziemlich offensiv zu ihm herüber geschaut. Auch Marion hat das bemerkt und mit mir geschimpft. Der schöne Herr hat mich angelächelt, so sanft und dezent, ganz zauberhaft … Und-“

„Moment, wir reden jetzt nicht über Paul?“

„Nein, wir reden nicht über Paul, sondern über diesen fremden Mann.“

„Hervorragend!“

Mella war ein bisschen verärgert über Arturs Freude, dass sie mit einen anderen Mann Blicke ausgetauscht hatte. Anscheinend hielt er noch immer nichts von Treue.