Blue Girl Inesse - Asia Aquileo - E-Book

Blue Girl Inesse E-Book

Asia Aquileo

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Beschreibung

Als Patient Raffael begeistert von der jungen und extravaganten Prostituierten Inesse erzählt, ahnt Psychiaterin Doro noch nicht, dass ihr die junge Frau demnächst persönlich begegnen und ihr Leben maßgeblich beeinflussen wird. Doros Ehe kann auch ein durchwachsen verlaufener Partnertausch nicht retten, da ihr Mann noch immer seiner Geliebten nachhängt, die in Übersee lebt.

Inesse eröffnet Doro, dass ihr Patient Raffael sie begehrt, und ehe man sich versieht, entsteht eine stürmische Menage à trois … Inesse, für ihr junges Alter äußerst scharfsinnig und vorausschauend, beginnt das Dreiecksverhältnis mit Skepsis zu betrachten, doch bevor sie ihre Sorgen veräußert, fällt sie in alte Gewohnheiten zurück und lässt sich für Sex bezahlen, ausgerechnet von Doros Ehemann ...

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Veröffentlichungsjahr: 2018

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Asia Aquileo

Blue Girl Inesse

Erotischer Kurzroman

BookRix GmbH & Co. KG81371 München

Blue Girl Inesse

 

von

Asia Aquileo

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

„Ich denke ich werde mir, wenn Nadja und ich endgültig getrennt sind, ebenfalls solche tollen italienischen Möbel zulegen. Man unterschätzt immer wieder, was eine gute Einrichung ausmacht.“

„Herr Fischer, sie reiben wieder ihre Hände aneinander. Fällt ihnen das nicht auf? Sie tun das immer, wenn sie wieder einmal schwach geworden sind und keine Lust haben, davon zu erzählen.“

„Tue ich das? Frau Doktor, gewiss sende ich diverse Signale aus, wenn ich mich in meiner Haut unwohl fühle. Aber heute bin ich, um ehrlich zu sein, ein bisschen wütend auf sie.“

„Auf mich?“

„Ich komme nun schon vier Monate zu ihnen. Ursprünglich habe ich mich ihnen anvertraut, weil ich einen Weg gesucht habe, um diese Leere während der Trennung von meiner Frau zu überstehen. Und nun bin ich schon längst in eine, nennen wir es Kompensationsroutine reingerutscht, ohne dass sie etwas dagegen unternommen haben.“

„Was soll ich denn ihrer Meinung nach unternehmen? Halten sie sich für ein Opfer ihrer selbst? Fühlen sie sich vollkommen hilflos im Angesicht ihrer Bedürfnisse?“

„Nein, ich bin kein Opfer. Absolut nicht. Aber Menschen gehen zu Psychiatern, um ein paar Antworten zu erhalten. Und was bekomme ich von ihnen?“

„Reflexion, Herr Fischer. Ich bin nicht dazu da, um ihnen Rezepte für das perfekte Leben zu liefern. Ich zeige ihnen nur, wer sie sind. Letztes Mal waren sie noch recht euphorisch wegen ihrer neuen Kontakte. Hat sich da etwas ergeben?“

„Ich bin in einem Forum für Menschen, die erotische Kontakte suchen, und zwar ohne jede Verpflichtung, ohne Stress oder irgendwelche Hintergedanken. Ich muss vorsichtig sein, denn ich bin nicht gerade mittellos.“

„Haben sie sich denn schon mit einer Dame getroffen?“

„Ja, vor zwei Tagen.“

„Und was haben sie dabei empfunden?“

„Geilheit. Und nochmal Geilheit. Sie war etwa in ihrem Alter, Frau Doktor, so Mitte 40. Nicht mehr so taufrisch, im Gegensatz zu ihnen! Sie sehen ja wirklich fantastisch aus ...“

„Vielen Dank ...“

Dr. Dorothea Kleindienst-Jaworski, genannt Doro, schlug die Beine übereinander. Schon oft waren ihr Komplimente über ihr Aussehen gemacht worden. Sie war 44 und hegte die Hoffnung, auch noch mit Mitte 50 eine attraktive Frau abzugeben. Raffael Fischer, ihr für heute dritter Patient, war drei Jahre jünger, wohlhabend und stilsicher. Sein kurzes, lockiges Haar glänzte stark, und er trug eine so dezent-elegante Kleidung, dass man ihn für einen Designer halten konnte. Doch er war Teilhaber einer Transportfirma und interessierte sich eigentlich wenig für sein äußerliches Auftreten. Der Stil lag ihm einfach im Blut. Doch bei Frauen bemerkte er sofort jede Veränderung. Doro hatte sich vor vier Wochen eine leichte Dauerwelle in die mittellangen schwarzen Haare legen lassen. Raffael Fischer hatte es sofort bemerkt und ihr ein Kompliment gemacht. Sie hatte, als sie ihm damals das erste Mal begegnet war, sofort gespürt, dass er sie heimlich beäugte. Doro hatte relativ große Brüste, die in den letzten fünf Jahren ein bisschen der Schwerkraft Tribut gezollt haben, aber sie war schlank und hatte noch immer eine recht schmale Taille. Ihr Gesicht besaß auch heute einen Teil des Zaubers, den es verstrahlt hatte, als sie eine junge Studentin gewesen war. Doro wurde immer von Männern gemocht, die eine leicht verschmitzte, putzige Ausstrahlung mochten. Als junges Mädchen galt sie als spektakulär süß und hinreißend. Nun, mit Mitte 40, hatten sich ein paar Falten dazugesellt. Und morgens nach dem Aufstehen fühlte sie sich immer wie ein hässlicher Sack Kartoffeln. Ihr Mann versuchte, ihr jede Selbstkritik auszureden und sich einfach so anzunehmen, wie sie war. Doch dann hätte sie sich selbst belogen.

Der relativ kleine Raffael Fischer war genau die Art von Mann, die man gerne auf Parties sah. Er trieb Sport, besaß eine ganz natürliche, unaufdringliche Attraktivität, und Doro schätzte ihn so ein, dass er wohl gerne Komplimente verteilte, sich jedoch am liebsten mit ganz jungen Frauen traf.

„Die Dame war unter 40, ein wenig üppig, aber sonst ganz niedlich.“

„Was heißt üppig für sie?“

„Nicht wirklich dick. Gut proportioniert. Fleischig. Sie hat mir gleich einen Sekt angeboten und diese seltsame, süffisante Sprache gesprochen. 'Kleiner Casanover', 'Schäferstündchen' und 'Was spricht dein Bock?' - solch einen Scheiß. Können die Leute nicht normal miteinander reden? Diese bemühte Pornosprache widert mich an. Na ja … Ich bin ganz charmant und höflich geblieben, und ich fand sie auch nicht unerotisch. Sie hatte dieses sehr simple Sinnliche, dieses Bemühen, das Beste aus sich zu machen aber dabei unnötig zu übertreiben. Hat so eine lächerliche Reizwäsche getragen. Und es war überall hell in der Wohnung. Nicht dass mich das stören würde, aber alles war so kalt, so wie in einer Arztpraxis. Ich fragte sie, ob wir es uns nicht ein wenig gemütlicher machen sollten, mit Kerzen oder wenigstens gedämpftem Licht. Sie äußerte darauf den Verdacht, ich sei schüchtern. Was hat das eine denn mit dem anderen zu tun? Mein Gott … Ich habe festgestellt, dass man sich ziemlich viel Müll anhören muss, wenn man mal was erleben will. Schließlich zeigte sie mir ihre Wäsche und fragte mich, ob sie was davon anziehen sollte. Ich sagte ihr, nackt wäre mir am liebsten. Das hat ihr gefallen, fand es aber auch fantasielos. Wir haben uns dann ein bisschen angesext und-“

„Verzeihen sie wenn ich unterbreche, aber was ist 'angesext'?“

„Na so herumschawenzeln, mit lüsternem Blick, sich ein bisschen berühren und so. Es lief so eine schwüle Discomucke, also könnte man sagen, wir haben ein bisschen getanzt. Es war ein Austarieren, und währenddessen habe ich gesehen, was für eine arme Person soe war. In der Wohnung war alles auf Farben ausgerichtet, alles bunt und überaus billig. Fast wie in einem Puff, aber mit diesem Hauch von Romantik. Es hingen auch ganz entsetzliche Kunstsdrucke an den Wänden. Und zu allem Überfluss lief auch noch der Fernseher, aber ohne Ton. RTL II.

Ich wusste, dass sie im Innern todunglücklich war und unter der Oberfläche Schiss hatte, dass ich sie links liegenlasse, weil ich einfach zu einer anderen Klasse Mensch gehöre. Ich meine das nicht abwertend ihr gegenüber, aber zu ihr passten halt Lastwagenfahrer und notgeile Klempner, die sich von diesem Bock- und Casanova-Gesülze antörnen ließen. Sie hat wohl eingesehen, dass sie mich nicht mit irgendwelchen Attitüden beeindrucken konnte und ist dann in die Defensive gegangen. Sie sagte, ich sei wohl viel besseres gewohnt und dass meine Frau bestimmt sehr hübsch wäre und dass sie ja schon lange eine Diät machen wollte und blablabla.“

Raffael seufzte und lehnte sich auf dem bequemen Sessel zurück. Doro musste ein wenig grinsen.

„Okay, Herr Fischer … Und wie ich annehme, sind sie nicht einfach gegangen, oder?“

„Nein … Sie hat mir einen geblasen. Und nicht mal schlecht. Sehr hingebungsvoll. Und dann fühlte ich mich genötigt, sie zu lecken, aber da habe ich einfach mein Hirn ausgeschaltet. Sie war zwar rasiert, aber dieser Bauch, der sich schon über dem oberen Schambereich stülpte … Uuaahhh … Habe die Augen geschlossen.“

„Hatten sie bei alldem das Gefühl, sie zahlen auf etwas drauf? Und was war ihre größte Sehnsucht, als sie diese Frau verwöhnt haben?“

„Nein, ich habe nicht daufgezahlt, denn jede Erfahrung zählt. Und meine Sehnsucht? Dass ich in Wirklichkeit Scarlett Johansson lecke.“

„Das ist diese Schauspielern. Ja, die kenne ich. Und danach?“

„Sie war rechr zufrieden mit meiner Leckerei. Und ich habe ihr gesagt, dass ich sie nicht ficken werde, wegen einer kürzlichen Infektion. Das hat sie mir nicht geglaubt, aber so getan als ob.“

„Das war also eine Lüge ...“

„Natürlich. Jedenfalls schaue ich mir die Frau das nächste Mal genauer an. Doch in glaube, dass die Frauen, die ich begehre, nicht in diesen Chatrooms auftauchen.“

„Warum nehmen sie sich nicht ein Callgirl? Das können sie sich doch leisten ...“

„Das überlege ich auch ernsthaft. Doch wenn von Anfang an klar ist, dass es nur um eine Dienstleistung geht, würde ich vielleicht das Interesse verlieren. Ich will jemanden kennen lernen, der genauso drauf ist wie ich. Eine Frau, die Niveau hat und weiß was sie will. Die eine offene Sprache spricht ohne dieses Getue. Eine zynische, geistreiche, hemmungslose Nachteule, die auch mal gern am See spazieren geht und Horrorfilme guckt. Und vor allem sollte es eine Frau sein, die es nicht nötig hat, sich in solchen Sex-Chatrooms zu tummeln.“

„Aber wenn sie sich ein Callgirl bestellen, kann sie ihnen genau so eine Rolle vorspielen, und obwohl ihnen das vielleicht nicht reicht oder sie lieber etwas Ehrliches wollen, beschafft es ihnen zumindest erstmal eine gewisse Befriedigung.“

„Wir werden sehen.“

„Sprechen sie noch mit ihrer Frau?“

„Ja, wir begegnen uns ja jeden Tag im Haus. Aber es ist groß genug, um sich aus dem Weg zu gehen. Zum Glück haben wir keine Kinder. Also ich nicht, aber sie hat ja ihren Jungen, den Silas. Typischer Teenager.“

„Wird der sie vermissen, wenn die Trennung vollzogen ist?“

„Ja, und ich ihn auch. Ist doch klar … Ich finde es etwas kurios, dass eine Psychiaterin mir empfiehlt, zu einer Prostituierten zu gehen.“

Doro lachte verlegen:

„Ja, es ist kurios und ich kann ihnen versichern, dass nicht alle Psychiater ihnen dazu raten würden. Aber ich sehe ihre Rastlosigkeit und weiß gleichzeitig, dass sie ein seriöser Mann sind, der sich Gedanken macht. Ich finde es nicht verwerflich, seine körperlichen Reize geschäftlich zu nutzen, so lange man es freiwillig tut, natürlich. Ich halte auch nichts davon, mich als Psychiaterin moralisch über meine Patienten zu stellen und möchte mir auch nicht den Vorwurf einhandeln, weltfremd zu sein. Wie sie schon sagten – auch ich bevorzuge eine direkte Sprache ohne Attitüden oder Plattitüden.“

„Oder Milchtüten.“

Doro platzte ein lautes Lachen heraus. Mit so einer Schlagfertigkeit hatte sie nicht gerechnet. Raffael grinste sie an.

„Nun gut, Herr Fischer ...“ Doro versuchte ihr Lachen einzudämmen und musste die Stunde beenden: „Wir sehen uns nächsten Dienstag.“

„Ich werde über ihren Vorschlag nachdenken. Vielen Dank und bis Dienstag.“

 

Doro musste sogar noch Zuhause an Raffaels Wortspiel denken und begann spontan zu lachen, als sie in der Küche einen Salat anmischte. Ihr Mann Georg wunderte sich, wusste aber, dass seine Frau manchmal eine etwas kindliche Form von Humor zeigte.

„Was hast du denn nun schon wieder Lustiges erlebt?“

„Ach … Nur ein Patient. Er machte eine witzige Bemerkung. Die geht mir nicht aus dem Kopf.“

„Und mich daran teilhaben lassen, darfst du wohl nicht … Schweigepflicht und so.“

„Es war ein ganz albernes Wortspiel. Ging um Milchtüten.“

„Milchtüten? Gibt es die überhaupt noch? Oh doch, ich glaube die gibt es noch ...“

Georg schlich sich leise von hinten an seine Frau heran und legte seine Hand auf ihre Brüste.

„Da sind sie ja, die Milchtüten ...“

„Huch, Georg … Magst du jetzt vögeln, oder was?“

„Dich begrabschen mag ich … Mich ein bisschen an dir reiben …“

„Lass uns doch erstmal essen ...“

Georg ließ von ihr ab und stieß einen leisen Seufzer aus. Nach seinem zweijährigen Berufsaufenthalt in Neuseeland wohnte er jetzt wieder Zuhause. In diesen zwei Jahren hatten sie sich nur dreimal gesehen, und nun hatten sich beide fest dazu entschlossen, ihr Eheleben neu zu entzünden. Doch irgendetwas hatte sich zwischen ihnen verändert. Obwohl sie offen miteinander umzugehen glaubten, wollte es nicht so richtig funken. Vielleicht hatten sie sich zu sehr auf diesen Neubeginn gefreut, zu viel Hoffnung hineingelegt. Georg benutzte seit seiner Zeit in Übersee ein anderes Aftershave und hatte auch seine Essgewohnheiten geändert. Sogar seinen Humor. Er würzte seine Sprache mit Anglizismen und trug nun meistens so eine peinliche Freizeitkleidung von „Jack Wolfskin“. Bei Doro war alles beim alten geblieben. Während der zwei Jahre ist sie Georg treu geblieben, doch er hatte sich einen kleinen Fehltritt erlaubt, und man hatte das zusammen aufgearbeitet. Das einzige, bei dem Doro sich mit der Wahrheit etwas zurückgehalten hatte, war ihre Eifersucht, denn sie hatte kaum welche empfunden. Beinah vorgespielt hatte sie ihm ihre Empörung über Georgs Seitensprung, und dabei hatte sie etwas Erschreckendes festgestellt: Sie sah ihren Mann fast mit schwesterlichen Gefühlen oder wie einen alten Kumpel. Man konnte mit ihm schlafen, kein Problem. Aber er war kein Liebhaber mehr, kein Mann zum Anhimmeln, zum Verführen. Manchmal, wenn sie mit ihm schlief, bekam sie einen Orgasmus, doch das geschah immer dann, wenn sie sich während des Aktes nur auf sich selbst konzentrierte.

Georg spürte das, aber er glaubte, man müsse sich nur wieder richtig einspielen. Er hoffte auf den Faktor Zeit. Aber natürlich machte er sich seine Gedanken und holte sich sogar Rat von einem Freund, der ähnliches durchgemacht hatte, nach einem langen beruflichen Aufenthalt in Nigeria. Georg arbeitete in leitender Funktion im Bauwesen. Es gab viele Projekte in anderen Ländern, auch in exotischen. Ehen wurden immer aufs Spiel gesetzt bei solchen Auslandseinsätzen. Georgs Kollege hat ihm geraten, etwas Neues auszuprobieren, vielleicht Treffen mit anderen Paaren. Spezielle Parties. Georg fand das interessant, doch glaubte er nicht, Doro dafür begeistern zu können.

An diesem Abend vögelten sie nicht mehr. Das Fernsehprogramm hielt sie davon ab. Am Morgen jedoch wurden beide früher wach, und Georg drängte sich in Löffelstellung an Doro heran, rieb seine Morgenlatte an ihrem warmen Hintern und schob sich in ihr warmes Geschlecht, Doro wurde schon immer recht schnell feucht. Das mochte er so an ihr. Man musste nicht viel tun, um sie soweit zu bringen, dass sie einen empfangen konnte. Er hatte immer gedacht, es würde nur an ihm liegen, an seiner Persönlichkeit und Finesse, doch dann hatte sie ihm einmal von einer kurzen Liebschaft vor der Ehe erzählt, und seitdem wusste Georg, dass sie einfach so beschaffen war. Sie konnte nichts dafür, und an Georgs Persönlichkeit lag es gewiss nicht. Er fand es erstaunlich, dass sie zwei Jahre, bis auf die drei Besuche bei ihm, abstinent geblieben war. Doch auch dafür konnte sie nichts, denn trotz ihrer leichten Erregbarkeit war Doro recht schüchtern gegenüber anderen Männern. Und Georg wusste, dass diese Eigenschaft sie besonders anziehend machte. Sie hatte ihm oft erzählt, dass es Verehrer gab, auch in der psychologischen Praxis. Es ist sogar schon vorgekommen, dass eine unverschämte Fotomontage im Netz aufgetaucht ist, bei der jemand mit Photoshop ihr Portrait, das bei einschlägigen Psychologie-Seiten verfügbar ist, auf den Körper einer nackten Frau montiert hat. Der Urheber dieser Fälschung ist schließlich ermittelt und verklagt worden.

Georg vögelte seine Doro liebevoll und in höchster Begierde, weil er morgens oft besonders erregt war. Doro fand das schön, auf der Seite zu liegen und sich von hinten beschlafen zu lassen. Für diesen Akt brauchte man sich nicht anzusehen, brauchte vorher nicht viel herum zu machen und konnte nach ein wenig Rücken- und Hinternstreichelei sofort loslegen. Früher hatte sie Georg auch immer gern einen geblasen, wenn er eine Morgenerektion gehabt hatte. Doch das hatte sie seit seiner Rückkehr nicht mehr getan.

Die Woche plätscherte dahin. Doro empfing viele Patienten, auch ein paar neue.

Georg erörterte erneut mit seinem Kollegen die Möglichkeiten, die Ehe wieder in Schwung zu bringen. Dann, am Samstagabend, als Doro eine spannende Serie auf Netflix schaute, vertiefte sich Georg ins Internet und suchte ein Forum für aufgeschlossene Paare. Als er die Suche auf Leute einrenzte, die in der Nähe wohnten, stellte er verdutzt fest, dass die Auswahl nicht so groß war wie erhofft. Einige Paare zeigten sich auf Fotos. Georg musste einige Male ein Lachen unterdrücken. Warum stellten sich die meisten dieser Leute so dar, als seien sie verhinderte Pornodarsteller? Ihn schauderte es bei der Vorstellung, Doro würde mit einem dieser blassen, schmerbäuchigen Herren intim werden. Georg selbst war recht groß, etwa 1,87m, 48 Jahre alt und konnte mit seinem Körper ganz zufrieden sein, obwohl er nicht sonderlich muskulös war. Sein schütteres, angegrautes Haar trug er extrem kurz. Da konnte man nichts falsch machen. Und seit der Zeit in Neuseeland trug er eine modische Hornbrille, die sein altes John-Lennon-mäßiges Nickelbrillenmodell abgelöst hatte, mit dem er immer ein wenig pseudointellektuell ausgesehen hatte.

Da es nun Samstag war, hielten Georg und Doro es für angebracht, sich ein bisschen zu vergnügen und schliefen miteinander, doch jeder hing währenddessen seinen eigenen Gedanken nach, und Doro, obwohl wie immer ausreichend erregt, erlebte keinen Höhepunkt. Georg musste an ein spezielles Paar denken. Es war ihm aufgefallen, weil es auf dem Foto relativ vernünftig aussah. Und die Frau gefielt ihm. Sie hatte sehr langes Haar, so wie Doro früher, und wirkte ein bisschen südländisch, mit dunklen, kastanienbraunen Augen und einem kleinen Tattoo auf dem rechten Oberarm. Ihr Mann sah aus wie ein Assistenzarzt im dritten Jahr, blond und relativ nichtssagend, aber nicht abstoßend. Georg hatte den beiden eine Nachricht geschickt und so viel wie möglich von sich und Doro erzählt, ohne jedoch zu idiskret geworden zu sein. Leider hatte er nur ein recht altes Foto von sich und seiner Frau, und er versprach, demnächst ein Selfie zu schicken, sowie er seine Doro eingeweiht hatte.

Nach dem Akt in Hundestellung, bei dem man sich nicht in die Augen schauen brauchte, druckste Georg herum und versuchte, so unverbindlich wie möglich von dem Paar zu erzählen. Zunächst musste er jedoch die Ausgangslage schaffen und erklären, warum er ein entsprechendes Abenteuer für gut hielt und dass so etwas nicht hieße, dass er Doro unbedingt mit anderen Männern teilen wollte.

Zu seiner großen Überraschung hörte sich Doro alles sehr geduldig an. Und dann wollte sie sogar das Foto sehen. Begeistert holte Georg das Tablet ins Bett und zeigte ihr das andere Paar.

„Hm … Kannst du dir vorstellen, dass ich es mit diesem Mann tue?“

Georg war sich nicht sicher, ob das eine Fangfrage gewesen war. Wollte sie, dass er es kategorisch verneinte?

„Die Frage ist, ob du es dir vorstellen kannst.“

„Mhm … Mhm … Nun sind wir also so weit. Wir müssen rausgehen, uns an anderen testen, um zu uns selbst zurück zu finden?“

„... Du hast es wieder einmal besser ausgedrückt, als ich es je könnte. Ja, das hatte ich im Sinn.“

„Liebling, wenn es dir nur ums Vögeln geht … Dann nimm dir doch eine Geliebte. Ich habe das mit Nancy in Neuseeland besser verkraftet, als ich dachte. Und das hat mir einiges offenbart. Georg, ich liebe dich. Wirklich. Aber du bist nicht mehr der Mann, der mich verrückt macht. Du bist so vertraut. Ich kenne alles an dir. Und ich glaube, ich hege nun zu 70 Prozent platonische Gefühle für dich.“

Georg verletzte das sehr, und Doro war sich dessen bewusst. Aber es musste ausgesprochen werden. Georg seufzte:

„Hm ... Du schläfst also nur noch aus reiner Freundschaft mit mir?“

„Wenn wir vögeln, ist es wie Zuhause sein. Wie eine warme Dusche.“

„Ich bin also nicht mehr als ein Duschkopf … Ich sollte keine Auslandsaufträge mehr annehmen.“

„Georg, das passiert in vielen Ehen. Und übers Knie brechen kann man nichts. Wenn wir uns mit einem anderen Paar treffen, laufen wir eher Gefahr, den existierenden Status Quo zu zementieren, und nicht ihn zu ändern. Wir sind in einer Art Sackgasse.“

„Und der Ausweg? Flucht nach vorne?“

„Festlegen neuer Parameter. Wir sollten vielleicht unsere Ehe öffnen. Und ich glaube, dass du eigentlich genau das willst. Du willst dich mit diesem Paar treffen, um eine andere Frau zu vögeln und nicht, um unser eigenes Sexleben zu bereichern. Der einzige Wermutstropfen für dich ist, dass ich mit diesem Kerl schlafen würde. Aber das nimmst du in kauf. Und genau das ist der Beweis dafür, dass du unserer Beziehung keine Exklusivität mehr zuerkennst. Du bist bereit, das Nest zu schützen, indem du es beschmutzt. Aber so wird es nicht funktionieren.“

„Ich habe eine Psychologin geheiratet. Warum fällt mir das erst jetzt auf?“

Beide lachten. Georg jedoch wurde schnell wieder ernst und streichelte Doros Rücken:

„Aber Schatz … Was ist eigentlich mit dir? Mit deinen Bedürfnissen …? Ich möchte das gerne wissen. Hab manchmal das Gefüh, wir vögeln nur mir zuliebe.“

„Nein … Ich … Vielleicht bin ich in einer Art Zwischenphase.“

„In der bist du aber schon recht lange. Bei deinen Besuchen bei mir in Neuseeland haben wir auch nur wenig miteinander geschlafen. Es war so hastig, so erzwungen. Und ich habe mich immer gefragt, wie du wohl klarkommst.“

„Eine Psyhiaterin, die sich selbst nicht erforschen kann … Ja, das bin ich. Ich bin mein schwierigster Patient. Und wenn ich mir vorstelle, nun als Patientin in meiner eigenen Praxis zu sitzen, würde ich mir raten, es mit diesem anderen Pärchen zu versuchen.“

„Wirklich?“

„Jetzt freust du dich, hm?“

„Nein, ich bin überrascht. Ich will nicht, dass du dich dazu zwingen musst.“

„Vielleicht will ich ja unbedingt diesen blonden Mann vögeln.“

„... Du willst mich jetzt auf die Probe stellen. Ob ich eifersüchtig werde ...“

Doro grinste schelmisch. Georg schlussfolgerte:

„Und auf diese Weise entlarvst du mich, weil somit klar wird, dass ich bei der Sache nur an mich denke. Und als nächstes fragst du mich, ob ich nicht besser zu einer Hure gehen sollte ...“

„Nein, das gewiss nicht. Das ist nicht dein Ding.“

„Du hast mich auf dem Präsentierteller. Bin jetzt ganz offengelegt.“

„So sollte es sein zwischen Ehemann und Ehefrau. Keine Geheimnisse. Aber genau das gefährdet die erotische Spannung. Es ist leider ein sehr reales Paradoxon.“

„... Weißt du was, vergiss dieses blöde Paar. Das war eine Schnapsidee.“

„Nein, wir machen es. Wir treffen uns mit ihnen. Mal sehen wie sie sind. Aber du musst damit rechnen, dass ...“

„Ja, das muss ich. Oh mein Gott, ich kann es nicht glauben. Du hast zugestimmt. Die wollen ein Foto von uns haben.“

„Dann mach jetzt eins. Aber ohne Brüste. Ich werde mich etwas verhüllen ...“

Georg schoss ein Selfie von sich und Doro, die dabei betont dämlich in die Kamera grinste. Georg fand das nicht so gut, aber Doro bestand darauf, dieses Foto zu schicken. Nun konnte man nur noch abwarten. Kichernd und für eine kurze Zeit in eine längst vergessene Harmonie sinkend, schliefen sie noch mal miteinander. Doro saß auf ihrem Mann, ritt ihn überraschend schamlos und gierig danach, einen Orgamus zu erleben. Und beinah wäre es ihr gelungen, wenn sie nicht wieder von anderen Gedanken abgelenkt worden wäre.

Attitüden, Plattitüden, Milchtüten ...

Sie fragte sich besorgt, was sie eigentlich noch vom Leben erwartete. In sechs Jahren würde sie 50 werden. Und sechs Jahre zuvor, mit 38, war sie fast genauso gewesen wie heute.

Als Georg schon neben ihr schnarchte, überlegte sie, ob sie etwas an sich ändern sollte. Ihre Frisur hatte sie schon verändert, aber wieso? Sollte sie sich vielleicht die Brüste straffen lassen? Warum? Doro mochte ihre Brüste, auch wenn sie nun ein wenig hingen. Doch sie fand das viel erotischer als diese lächerlich stramm abstehenden Titten von diesen bemüht jung gebliebenen Matronen, die sich obendrein übertrieben schminkten. Doro beschloss, nichts an sich zu ändern, sondern vielmehr herauszufinden, was sie wirklich wollte.Das war die weitaus größere Herausforderung.

 

Die Antwort des anderen Paares ließ auf sich warten, und die neue Woche begann. Dienstag fand eine weitere Sprechstunde mit Raffael Fischer statt.

„Frau Doktor, sie werden es nicht glauben, aber ich bin tatsächlich ihrem Rat gefolgt.“

„Jetzt bin ich neugierig. Ein Callgirl?“

„Jein. Ich habe lange überlegt und gesucht. Schließlich habe ich jemanden gefunden, eine Person, die kein so abgebrühtes Callgirl ist, aber dennoch für Geld gewillt war, meinem Experiment zuzustimmen. Es handelt sich um eine junge Studentin mit Präkariatshintergrund, aus ärmlichen Verhältnissen, aber sehr ehrgeizig. Ein richtiges Szene-Girl, hat in einem Bauwagen gelebt und hängt dieser alten Punk-Kultur der frühen Achtziger nach. Sie hat wildes, blau gefärbtes Haar und mehrere kunstvolle Tattoos am Körper. Und sie trägt manchmal solche modischen Kontaktlinsen, die ihr ein etwas diabolisches Aussehen geben. Sie ist 22 und studiert Veterinärmedizin. Vor einem Jahr hat sie sich entschlossen, sich ein bisschen zu prostituieren.“

„Was heißt ein bisschen?“

„Sie hat etwa drei Kunden im Monat. Das bringt ihr etwa drei bis fünfhundert Euro extra, neben der Unterstützung, die sie vom Staat bekommt. Sie möchte keine richtige Hure sein, und sie ist recht wählerisch bei ihrer Kundschaft. Ein Kerl aus der Taxibranche hat mir erzählt, dass es zwei bis drei Videos im Netz, gibt, in denen eine junge Frau aus der Stadt einigen Kerlen einen bläst, und zwar überaus gekonnt. Irgendein Kunde von ihm hat ihm ihre Nummer gegeben. Sie geht nicht auf den Straßenstrich. Ist nur über private Kontakte oder E-Mail erreichbar. Ich habe mir diese Videos angesehen. In einem hat sie Sex mit einem Mann und einer Frau … Ich war sofort hochentzückt. Regelrecht angestachelt. Ich musste sie einfach kennen lernen … Mein Gott, ich mit einer Hure ... Dieses Wort in ihrem Zusammenhang zu benutzen, erscheint mit falsch. Sie macht es wirklich nur in Maßen. Ist ein ganz normales Mädchen – was man auch immer als normal ansehen mag.“

„Ich hatte bislang immer den Eindruck, sie wünschten sich jemanden mit ihrem Erfahrungshorizont. Jemand im gleichen Alter oder zumindest nicht ganz so jung. Sie haben mir einmal gesagt, dass ihnen junge Frauen auf die Nerven gehen.“

„Richtig, aber Inesse ist keine gewöhnliche junge Frau. Ich war wirklich überrascht, denn sie ist geistreich, humorvoll, und auch ein bisschen abgebrüht, aber auf eine charmante Art. Und sie sieht einfach … Sie ist sehr anziehend, auf ihre Art.“

„Der Punk-Look, die Tätowierungen ...“

„Ja, das hat was. Diese Attitüde des leicht Verruchten, mit einem wachen Geist darunter. Sie ist recht klein und hat einen sehr schönen Körper. Kleine, knospige Brüste, einen leicht dunklen Teint, eine sehr geschmeidige Motorik, und dann ihre Stimme … Rauchig. Ja, sie klingt ein bisschen nuttig, wenn sie spricht, aber bei ihr klingt es einfach nur sinnlich und sogar ein wenig weise. Und sie lacht gern. Es ist erstaunlich, dass sie so eine Frohnatur geblieben ist bei all dem Mist, den sie erlebt hat. Vater war starker Alkoholiker und hat sie missbraucht, als sie elf war. Die Mutter war extrem promiskuitiv, hat sich von der halben Nachbarschaft bügeln lassen. Und dann gab es einen Bruder, der an der Nadel hing. Und immer diese Geldsorgen. Sie haben da oben an der Ausfahrt zur Autobahn gewohnt, in diesem schlimmen Viertel, in dem es jede Nacht irgendeinen Ärger gibt. Sich prügelnde Anwohner, Messerangriffe, randalierende Besoffene, das volle Probgramm. Und sie hat sich mit 15 da rauslaviert und ist mit ihrem ersten Freund in einen Bauwagen gezogen, hat dort aber auch mit anderen geschlafen und war auch kurze Zeit an der Nadel. Und nun wohnt sie in einer Dreier-WG mit einem Kerl und einer anderen jungen Frau. Sie hat sich wirklich gemausert, aber diese räudige Lebensweise ist noch immer nicht ganz aus ihr raus. Sie hat gelernt, sich selbst zu respektieren, aber nicht genug, wie mir scheint. Sonst würde sie nicht mit Freiern ausgehen.“

„Ich hoffe sie haben ihr keine Moralpredigt gehalten. Denn schließlich haben sie ja von dieser sogenannten räudigen Art profitiert.“

„Nein, ich habe keinesfalls den Oberlehrer gespielt. Nur zugehört.“

Das imponierte Doro. Sie zog die Augenbrauen hoch und war ehrlich überrascht, dass ein Mann wie Raffael Fischer sagt, er habe einer jungen Frau, die ihm eigentlich nur das Sexleben versüßen sollte, einfach nur zugehört. Raffael fiel Doros Reaktion auf.

„Ja, warum denn nicht? Ich interessiere mich für Menschen. Natürlich bin ich ein dummer Mann, der mit seinem dritten Auge denkt, aber das soll mich nicht daran hindern, jemanden kennen zu lernen. Ich will wissen, mit wem ich schlafe.“

„Herr Fischer, ich finde das ganz ausgezeichnet. Hat sich diese inesse denn auch gleich innerlich geöffnet?“

„Da ich eine ganz lockere Atmosphäre geschaffen und gleich gesagt habe, was ich mir wünsche, war das kein Problem.“

„Wie waren denn die Konditionen?“

„Ich habe ihr 10.000 € dafür geboten, für fünf Tage meine Freundin zu sein, Was alles mit einschließt, also nicht nur Sex. Damit wollte ich nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen, sondern dafür sorgen, dass sie sich erstmal gut aufgehoben fühlt und vor allem dass sie merkt, dass ich nicht der übliche, anonyme, sabbernde Freier bin. Zunächst haben wir in einer netten Kneipe in der Nähe ihrer WG ein Bier getrunken, wie zwei Studenten. Dann habe ich ihr erlaubt, sich ein Kleid auszusuchen. Wir waren in den Boutiquen, und das war sehr lustig, weil wir den Angestellten vorgegaukelt haben, sie sei meine Nichte.“

Raffael lachte. Und auch Doro musste schmunzeln und sagte:

„Also haben sie schon beim Gespräch eine gewisse Wellenlänge zueinander gefunden?“

„Oh ja, sie war ganz verblüfft, wie unverkrampft sich unser Gespräch entwickelt hat. Ich habe sie einfach erzählen lassen. Nun ja, was das Kleid anging – sie hat noch nie eins gehabt. Können sie sich das vorstellen? Und dann haben wir uns für ein langärmliges Strickkleid von Calvin Klein entschieden, sehr elegent, fast ein bisschen prüde, aber gerade das fand ich an ihr besonders reizvoll. Es bildete eine Art Kontrapunkt zu ihrer Persönlichkeit.“

„Ihnen hat es also gefallen, aber ihr?“

„Ihr auch, auf jeden Fall. Aber sie musste sich daran gewöhnen. Das war lustig. Sie musste lernen, damit richtig zu laufen. Ich glaube für sie war es wie der Eintritt in eine andere Welt, und sie hat sich sofort auf eine ganz neue Art wahrgenommen ...“

„Interessant. Und haben sie ihr denn auch beschrieben, was sie von ihr erwarten?“

„Ja, ich habe es ihr fast genauso beschrieben wie ihnen. Das hat sie verstanden, konnte es jedoch kaum nachfühlen. Und das brauchte sie auch nicht. Nach dem Kleidkauf sind wir Essen gegangen. Ganz schick, aber nicht snobistisch. Sie begann sich wohl zu fühlen. Sicher spielte dabei auch das Geld eine Rolle. Denn 10.000 € helfen ihr für einen langen Zeitraum, über die Runden zu kommen. Sie will sich eine Bassgitarre kaufen. Und natürlich einen besseren PC und ein neues Handy.“

„Hat sie eigentlich einen festen Freund?“

„Nein. Sie sagte, dass eine Beziehung zur Zeit nicht in ihr Leben passt. Ich habe das zwar so hingenommen, aber nicht so recht geglaubt. Ich denke, dass sie sich durchaus einen Partner wünscht und dafür auch die Hurerei aufgeben würde.“

Raffael lachte:

„Die verträgt mehr als ich. Also Alkohol. Und sie rülpst gerne und dreht sich die Zigaretten selbst. Habe ich schon ihre Percings erwähnt? Ein Ring durch die Oberlippe, einen durch das rechte Nasenöoch und einen durch die linke Augenbrauche. Den in der Lippe hat sie aber schließlich rausgenommen und seitdem nicht mehr getragen. Ich glaube, dass einige Freier den nicht so geschätzt haben. Na egal, jedenfalls sind wir dann zu mir nach Hause gefahren.“

„Ins eheliche Anwesen?“

„Ja, na und? Meine Frau ist eh kaum noch da, verbringt die meiste Zeit bei hrem Liebhaber, diesem Vollbart-Hornbrillen-Hipster. Und ihr Sohn Silas war auf Klassenfahrt.“

Bei dem Wort „Hornbrille“ musste Doro an Georg denken und schmunzelte in sich hinein.