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Die Observierung eines Penthouses bringt die junge Kommissarin Nina dazu, ihre lang gehegten Sehnsüchte zu entfesseln. Schlüpfrige Dinge spielen sich ab in dem Luxus-Domizil, und Nina, durch das Beobachtete angeheizt, beginnt ihren freundlichen Kollegen Nick zu verführen, doch damit nicht genug.
Eines Nachts muss Nick entsetzt feststellen, dass sich Nina in die Höhle des Löwen begeben hat ...
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Veröffentlichungsjahr: 2018
Als die Nacht leuchtete
Von Asia Aquileo
In irgendeiner Stadt im Jahre 1989
Für Nina begann die erste Nacht ihrer Observierung vom Penthouse des Event-Managers Oliver Amboss mit überaus pikanten Beobachtungen. Sie hatte in ihren Notizblock geschrieben:
„10. April 1989. 23:07 Uhr“
Doch als sie die Dinge beschreiben sollte, die dort drüben, in 40 Metern Luftlinie vorgingen, zögerte sie, da sie nicht wusste, wie sie so etwas formulieren sollte. Sie vermutete, dass man an der Art, wie sie es beschrieb, Rückschlüsse auf ihre private Einstellung tiehen würde, auch weil sie eine Frau war.
Nina lebte seit zwei Jahren mit einem Mann zusammen, der ihr das Liebesleben komplett verleidet hat. Sie konnte nicht mehr mit ihm schlafen, aber wenn sie es doch tat, musste sie an Blumen, süße Tiere und romantische Strände denken, um es irgendwie hinter sich zu bringen.
Es war ihr fast unmöglich geworden, sich guten Sex vorzustellen. Also wie sollte sie ihre Worte für das auswählen, was sie hier in dieser verdunkelten Wohnung durch das dicke Teleobjektiv sah? Es war der Polizei bekannt, dass dieser Oliver Amboss eine offene Beziehung führte, und zwar mit einer weitaus jüngeren Dame aus Niger namens Betty Bataille, einer beeindruckenden Schönheit.
Nina hingegen fühlte sich nicht mehr als attraktive Frau. Mit 32 Jahren und ohne irgendwelche besonderen Makel war das überaus alarmierend, auch weil sie im Kollegenkreis das eine oder andere Mal diversen Annäherungsversuchen ausgesetzt gewesen war. Doch sie hatte eine Mauer um sich errichtet, und vor kurzem auch in ihren eigenen vier Wänden. Eine Mauer zum Schutz vor ihrem Lebenspartner. Nicht weil er sie bedrohte, sondern weil sie ihn nicht mehr ertragen konnte.
Ludwig hatte ihre Verweigerung als Kriegserklärung angesehen. Und er bediente sich zur Vergeltung jedes noch so kleinen Mittels, um sie zur Weißglut zu bringen.
„Oliver Ambos seit 22:43 im Schlafzimmer. Anwesend ebenfalls Betty Bataille und eine unbekannte, weibliche Person, circa 20 Jahre, blond, geschätzt 1,70m groß. Sexuelle Aktivitäten.“
Reichte das aus? Oder erwartete man von ihr, mehr ins Detail zu gehen? Der Chef hatte ihr eingeschärft, die Aktivitäten so präzise wie möglich zu protokollieren, in Wort und Bild. Aber sollte sie nun tatsächlich ein Foto davon schießen, wie es diese drei Leute in dem riesigen Wohnzimmer miteinander trieben? Wer unten und wer oben lag? Wer wem etwas lutschte oder wie oft man die Stellung wechselte? Unwahrscheinlich. Außerdem ging es gar nicht um diesen Oliver Amboss, sondern um einen ganz anderen, und zwar um Ramin Kasparian, einem Künstler, dem vorgeworfen wurde, ein Serienvergewaltiger zu sein, zumindest von einer Person, einer Physiotherapeutin namens Susanne Stauffer. Kasparian befand sich auf der Flucht. Und das untermauerte Frau Stauffers Aussage. Kein Unschuldiger brauchte zu fliehen oder unterzutauchen. Man wusste, dass Oliver Amboss und Ramin Kasparian gute Freunde waren und hoffte darauf, dass sich der Verdächtige irgendwann dort im Penthouse blicken ließ. Und deshalb war Nina zur Observierung eingeteilt worden.
Plötzlich dachte sie an Nick Arius. Er war ein sehr netter Kollege und anders als die anderen Männer im Revier. Mit ihm hatte sie sogar ein bisschen geflirtet, wobei es aber schwer zu beurteilen war, wie diese kleinen Neckereien und Spitzen Nicks wahres Interesse widerspiegelten. Nina konnte ja noch nicht mal ihre eigenen Gefühle richtig einschätzen. Sie wusste einfach nicht mehr, wo sie als Frau stand.
Im Dienst hatte sie sich angewöhnt, ihr hellbraunes, langes Haar zu einem Zopf zu binden und sich streng geschäftsmäßig zu kleiden. Kein Schmuck, kein Make-up. Schlicht bis zur Selbstverleugnung. Denn auch so eine demnonstrative Schlichtheit konnte genauso unnatürlich wirken wie übermäßiges Aufgedonnertsein. Früher hatte sie gerne Lippenstift aufgelegt, kurz Röcke getragen, die Haare offen, und manchmal wagte sie auch ein Oberteil mit tiefem Auschnitt anzuziehen, was sie sich mit ihren Brüsten auch leisten konnte. Sie hatte nicht sehr viel, aber es war noch in guter Form, schön ausgerundet, mit kleinen Warzenhöfen und sehr geringem „Hängefaktor“.
Nun musste sie einsehen, sich fast komplett aus der Rolle einer koketten jungen Dame verabschiedet zu haben. Sie war mürrisch geworden, überempfindlich und fast paranoid im Aufspüren sexistischer Bemerkungen. Nicht mal ein einfaches Kompliment konnte sie ungefiltert annehmen.
Doch Nick Arius benahm sich so vorurteilsfrei und kameradschaftlich, dass es sie geradezu verwirrte. Und neulich hatte sie sich dabei ertappt, in eine Art Tagtraum zu verfallen, in dem sie mit ihm in ein schönes Restaurent ging, danach im Park spazieren, vielleicht mit ersten Berührungen, und am Ende sogar mit einem kleinen Kuss …
Nina wusste, dass Nick in der Dienststelle eine Außenseiterstellung einnahm. Man traute ihm nicht. Nach Meinung der Kollegen benahm er sich zu edelmütig und wirkte daher arrogant, sah sich anscheinend als etwas besseres als die anderen. Nina fand das überhaupt nicht. Nick war freundlich, sanft und empathisch. Und er sah auch noch ganz gut aus, hatte kurzes, straßenköterblondes Haar, eine recht markante Nase und verträumte, azurblaue Augen. Doch es machte den Eindruck, als sei er ganz allein, ohne Partnerin. Und einen Hinweis auf enge Freunde gab es ebenfalls nicht.
Nina schaute durch den Sucher der Kamera. Sie taten es noch immer. Oliver Amboss war ein sehr gut durchtrainierter, schlanker Mann Anfang 40, der seine grauen Schläfen auf sehr modische Weise trug, immer passend zu den eleganten Farben seiner Kleidung. Gewiss war er Multimillionär. Man vermutete, dass er noch ein Haus am Comer See in Italien unterhielt. Er war geschieden und hatte bereits eine erwachsene Tochter, die in einer Post-Punk-Band Gitarre spielte und als extrem promiskuitiv galt.
Nina drückte einfach mal auf den Auslöser, damit ihr niemand vorwerfen konnte, sie hätte diese Aktivitäten ignoriert. Noch sechseinhalb Stunden musste sie ausharren.
Und wenn sie Pech hatte, würde sie morgen Gesellschaft von einem Kollegen bekommen. Mit dem müsste sie dann quatschen, Karten spielen, sich seinen Scheiß anhören, inklusive geheuchelte Komplimente, die in Wahrheit nichts anderes waren als Respektlosigkeiten.
Sie nahm ein Buch zur Hand und las eine Weile.
Nach einer Stunde schaute sie wieder durch den Sucher. Oliver Amboss bediente die unbekannte Dame von hinten über einem Sofa, während Betty Bataille eine kalte Platte vervierte. Alle waren nackt. Nina fand den Körper der jungen Frau Bataille schier perfekt. Alles war so traumhaft proportioniert, so geschmeidig und von einer großen erotischen Ausstrahlung. Nina verglich sie im Geiste mit dem Supermodel Naomi Campbell und fand, dass Betty Bataille besser aussah. Was an ihr besonders auffiel, war ihr kahler Schädel. Sie hatte eine Glatze. Das betonte die Nacktheit umso mehr.
Aber auch Oliver Amboss hatte seine Reize, und es war ein komisches Gefühl, ihn dort sich vergnügen zu sehen, so ganz offen, in einer Wohnung über der Stadt, ohne Vorhänge, hemmungslos und frei von jeder Scham. Sie beobachtete sein festes Hinterteil, das sich rhythmisch vor und zurück bewegte, während er die Blonde beglückte. Der Sex dort drüben, 40 Meter weit entfernt, war etwas vollkommen Einfaches, ohne Komplikationen, ohne Reue, ohne Vorhaltungen, und vor allem ohne jede Eifersucht.
Plötzlich war Ninas Aufmerksamkeit gefordert, denn Betty Battaile lief aus dem Wohnzimmer hinaus, wahrscheinlich in den Flur, aber den konnte die Kamera nicht einfangen. Wenige Augenblicke später kam Betty zurück und hatte zwei Herren im Schlepptau. Nina sah genau hin und betrachtete noch einmal das Fahndungsfoto von Ramin Kasparian. Nein, keiner der beiden Männer sah ihm ähnlich. So ein Mist.
Der Verdächtige Ramin Kasparian schien ein recht attraktiver Mann zu sein, aber das Foto war leicht verschwommen, und außerdem hatte sein Aussehen überhaupt nichts mit dem Charakter zu tun.
Die Besucher ließen sich in keinster Weise davon beeindrucken, dass ihr Gastgeber vor ihnen mit einer Frau Sex hatte. Im Gegenteil, sie umgarnten ihrerseits die betörende Betty, die nur darauf gewartet zu haben schien. Unfassbar, sie ging in die Knie und öffnete beiden Männern, die links und rechts von ihr standen, die Hosen und holte ihre Penisse heraus.
„Großer Gott!“ stieß Nina heraus und wandte soch von der Kamera ab.
„0:56 Uhr. Zwei Männliche Besucher. Keine Übereinstimmung mit dem Verdächtigen. Sexuelle Aktivitäten im Wohnzimmer, alle fünf Anwesende beteiligt.“
Sie konnte sich bildlich vorstellen, wie sich die Beamten kaputtlachten, wenn sie ihr Protokoll lasen. Sie würden sich darüber auslassen, dass die vertrocknete Nina mal endlich richtigen Sex gesehen hat. Sie würden unterste Schubladen öffnen und die primitivsten Machowitze reißen. Das hat sie mal gebraucht, würden sie sagen. Die macht es doch nur im Dunkeln, würden sie spotten.
Nein, ihr dummen Arschgeigen, ich mache es nicht im Dunkeln! Ich mache es überhaupt nicht mehr!
Nun riskierte sie doch wieder einen Blick durch den Sucher. Betty Bataille wurde von einem der Besucher von hinten genommen, während sie an dem anderen eine Fellatio ausübte, alles im Stehen. Oliver Amboss und die Blonde waren gerade nicht zu sehen. Nina vermutete, dass sie duschen gegangen waren.
Nun versuchte sie, sich wieder auf ihr Buch zu konzentrieren, doch dann erschienen unwillkürlich Erinnerungsblitze in ihrem Geist. Sie sah den steifen Penis ihres Freundes Ludwig, beschienen vom morgendlichen Sonnenlicht. Das war irgendwann vor drei Jahren gewesen. Sie erinnerte sich, dass er nach Frühling geschmeckt hat, so frisch und warm. Und als sich seine Ejakulation in ihrem Mundraum verteilte und er vor Lust laut aufstöhnte, hatte das Telefon geklingelt. An diesem Tag hatte Nina ihre Beförderung erhalten. Kommissarin. Höherer Dienst. Hört sich nach viel an, nach Autorität und Krimiheld, aber die Realität sah anders aus. Ermittlungs- und Observierungsarbeit war langwierig und ermüdend, nur in wenigen Fällen spannend und erzählenswert. Ein Beobachtungsposten wie dieser brachte im schlechtesten Fall überhaupt kein Ergebnis, und man beendete den Dienst im Bewusstsein, seine Zeit vertan zu haben. Aber Dienst ist Dienst. Und Schnaps ist Schnaps. Erst letztes Jahr hatte Nina gerade so verhindern können, eine Alkoholikerin zu werden. Sie hatte das Steuer in letzter Sekund herumgerissen und lebte nun abstinent. In jeder Hinsicht. Und so einen schönen Morgen wie damals, als sie noch alles für ihren Ludwig getan und ihn hingebungsvoll verwöhnt hatte, hatte es seitdem nie wieder gegeben. Nina wurde sich darüber bewusst, dass es ihre Schuld war, zumindest zu 60 Prozent.
Durch ihren beruflichen Ehrgeiz war aus Ludwig ein jammerndes, unmännliches Nervenbündel geworden, und heute konnte zwischen den beiden kaum noch eine normale Unterhaltung ohne Vorwürfe stattfinden.
Nina hatte schon wieder vergessen, was sie im oberen Absatz der Seite ihres Buches gelesen hatte. Sie las ihn nochmal, brach es aber ab und schaute wieder durch den Sucher. Da war er wieder, dieser Oliver Amboss, der dem blonden Mädchen zärtlich die Hand auf den Hintern schlug, worauf sie zu dem Besucher lief, der sich von Betty oral bedienen ließ, hinter ihm in die Hocke ging und allem Anschein nach sein Rektum küsste.
„Wie kann man so etwas ...“ Nina schüttelte den Kopf und unterdrückte einen kalten Schauer, der über ihren Rücken zu kriechen drohte. Diese beiden Besucher sahen aus wie Musiker, schick aufgemotzt, mit gefärbten Haaren, Schmuck und Tätowierungen. Gutaussehende Kerle, aber diese ganze gekünzelte Attitüde ekelte Nina an. Und sie fand es bedauerlich, dass eine Schönheit wie Betty Bataille in solch einer Szene lebte, dass sie keine aufstrebende, seriöse Schauspielerin oder Geschäftsfrau, oder zumindest Studentin war. Sie lebte in Saus und Braus, zusammen mit einem reichen Mann, der sie, so sicher war sich Nina, nur als eine Trophäe ansah, als ein leckeres Stück Fleisch, das er generös herumreichte, damit er leichter mit gewissen Leuten verhandeln konnte.
Nun trat Oliver Amboss an seine Fensterfront, nackt wie Gott ihn schuf, und schaute hinaus, direkt in Ninas Richtung. Doch er konnte sie unmöglich sehen, denn ihr Zimmer lag komplett im Dunkel, und die Kamera auf dem Stativ stand einen halben Meter von der Fensterscheibe entfernt. Nina zoomte heran auf sein Gesicht. Es wirkte durch den geringen Lichteinfall leicht verschwommen und plump. Sie schwenkte einen Tick herunter. Ja, Oliver Amboss hatte einen Penis, genau wie Ludwig. Alle trugen sie dieses Gehänge mit sich herum und ließen sich davon versklaven, bildeten sich aber ein, die Herren der Welt zu sein.
Angewidert rutschte Nina mit dem Stuhl von der Kamera weg und überlegte, ob sie ein kleines Nickerchen riskieren konnte. Im Zimmer gab es nur wenig Komfort. Nicht mal einen Kühlschrank. Und zum Ausruhen stand an der Wand nur eine einfache Pritsche zum Zusammenklappen, darauf ein dünnes Kissen und eine Wolldecke. Nina stellte sich vorsichtshalber den Wecker für 2:00 Uhr. Doch sie wusste, dass sie hier kaum würde schlafen können, nur ein bisschen langmachen und die Augen schließen.
Sie warf sich die Decke über und atmete tief aus.
Dann überfiel sie ein weiteres Bild aus ihrer Vergangenheit. Robbie Beyer, der Kerl, der sie im Alter von 19 sexuell erschlossen hatte. Er stand unter der Dusche mit seinem Knackarsch und der sexy Narbe auf der linken Brust, Überbleibsel einer kleinen Messerstecherei. Robbie Beyer war kriminell, halb verrückt, nahm Koks und hatte nie eine Wohnung. Doch er war ein wundervoller Liebhaber, der sich das aber auch immer gerne verbal bestätigen ließ. Ja Robbie, du bist geil. Ja Robbie, ich bin gekommen – was auch stimmte. Ja Robbie, ich liebe deinen Schwanz – was auch stimmte. Und noch viel mehr hätte sie ihm sagen können, dass er sie verrückt machte und sie alles für ihn getan hätte, wäre er nur ein wenig vernünftiger. Aber gerade diese Unvernunft machte ihn aus, und sie machte auch seine Art aus, mit ihr zu schlafen. Nie mehr seitdem hatte sie solche Höhenflüge erlebt. Robbie unter der Dusche, und Nina, die sich alles abstreifte und zu ihm kam, sich niederkniete, um sein Geschlecht zu küssen und in ihrem Mund zu versenken. Und um sich völlig gespreizt preiszugeben, ganz offene Liebeswunde, mit Leib und Seele …
Nina ertappte sich dabei, wie ihre Hände ein wenig nervös an ihren Oberschenkeln herumstrichen. Sie spürte dieses verräterische Kribbeln, ließ es ein paar Momente wirken, aber dann sprang sie auf und schüttelte den Kopf. So etwas war ihr im Dienst noch nie passiert. Dienst war kalt. Dienst war Sache. Dienst war nicht warm, war nicht Wonne, schon gar nicht Geilheit.
Sie steckte sich eine Zigarette an und trank einen Schluck Sprudel. Sie hatte auch Kaffee in einer Thermoskanne dabei, aber der hätte sie nur noch nervöser gemacht.
Nach drei Zügen und einigem Auf und Abgehen setzte sie sich wieder in diesen sehr bequemen Bürostuhl an der Kamera und schaute durch den Sucher. Auf einem der Sofas konnte sie Betty Bataille anhand ihres kahlen Kopfes erkennen, die oral von einem der Besucher verwöhnt wurde, während der andere und Oliver Amboss die Blonde zwischen sich gebracht hatten, was tatsächlich so aussah, als penetrierten sie diese junge Frau gleichzeitig vaginal und anal. War das überhaupt möglich, ohne dass man vor Schmerzen aufschrie? Nina überlegte für einige Sekunden ernsthaft darüber nach, ob sie diese Praktik nachschlagen sollte, nur um herauszufinden, ob sie legal war. Doch sie tadelte sich selbst wegen ihrer offensichtlichen Naivität. Sie hatte schon von solchen Leibesverkettungen gehört, sie aber immer als Prahlerei abgetan. Als Polizist sollte man vorbereitet sein für das Außergewöhnliche, denn die Gesellschaft war ein tiefer Moloch, in dem es jede erdenkliche Spielart menschlicher Bedürfnisse gab, und zwar nicht in seltenen Ausnahmefällen, sondern zuhauf.
Robbie war damals einfach verschwunden, vollkommen spurlos, und die Tatsache, dass ihn niemand finden konnte und dass sein Verschwinden als Mysterium ungelöst blieb, hatte seinen Teil zu Ninas Entscheidung beigetragen, nach ihrem Studium zur Polizei zu gehen.