Altersvorsorge mit ETFs - Alexander Janke - E-Book

Altersvorsorge mit ETFs E-Book

Alexander Janke

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Beschreibung

Private Altersvorsorge ist lästig und frustrierend. Alexander Janke zeigt, wie es leichter geht und man deutlich bessere Ergebnisse erzielt als die meisten anderen Anleger. Seine Schritt-für-Schritt-Anleitung zu einem ETF-Portfolio vermittelt kompakt das notwendige Wissen und praktische Rüstzeug, um das leidige Thema endlich abzuhaken.

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Seitenzahl: 168

Veröffentlichungsjahr: 2021

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Inhalt

Altersvorsorge – ein notwendiges, aber kleines Übel

Schritt 0

Du willst in den nächsten 15 Jahren ein kreditfinanziertes Eigenheim? Finger weg von Aktien!

Schritt 1

Schulden abbauen, Notgroschen aufbauen

Schritt 2

Konsumgroschen und Sparbeträge planen

Schritt 3

Persönliche Risikotragfähigkeit bestimmen

Schritt 4

Passives Investieren in ein ETF-Weltportfolio verstehen und als überlegen anerkennen

Schritt 5

ETFs auswählen

Schritt 6

Depot einrichten

Schritt 7

Investieren

Schritt 8

Investments in die ursprüngliche Gewichtung zurückbringen

Schritt 9

Portfolio verbrauchen

Schritt 10

Literatur- und Website-Empfehlungen nutzen

Epilog

Altersvorsorge – ein notwendiges, aber kleines Übel

Ein Weg durch den Dschungel der Anlageprodukte

Basis für eine gute Geldanlage: Wissenschaft. Und sonst nichts

Wer bin ich eigentlich?

Wirkung von Inflation, Kosten und Steuern auf die Rendite

Schritt 0: Du willst in den nächsten 15 Jahren ein kreditfinanziertes Eigenheim? Finger weg von Aktien!

Schritt 1: Schulden abbauen, Notgroschen aufbauen

1. Schulden adieu!

2. Geld für Ungeplantes: Der Notgroschen

Wie viel?

Die Kür: Versicherungen klären

Schritt 2: Konsumgroschen und Sparbeträge planen

Schritt 3: Persönliche Risikotragfähigkeit bestimmen

Wie kannst du Börsencrashs psychisch besser ertragen?

Risiko okay, aber was bekommst du dafür?

Faustformel für die eigene Risikotragfähigkeit

Schritt 4: Passives Investieren in ein ETF-Weltportfolio verstehen und als überlegen anerkennen

Was ist aktives und passives Investieren?

Was ist ein ETF?

Inwiefern ist aktives Investieren schlechter als passives?

a) Geringere Rendite

b) Höheres Risiko

Warum hat aktives Investieren eine geringere Rendite und ein höheres Risiko als passives?

a) Kosten und Steuern

b) Arithmetik des aktiven Investierens

c) Informationseffizienz der Märkte

d) Konzentration statt Diversifikation

Fazit: Das Verhältnis des passiven Anlegers zur aktiven Riesenmasse des Marktes

Schritt 5: ETFs auswählen

1. Der risikoarme Teil des Portfolios

2. Der risikoreiche Teil des Portfolios

Zwei simple Musterportfolios für den risikoreichen Part

a) Für sehr faule Anleger

b) Für faule Anleger

13 Kriterien zur Auswahl der ETFs

Erläuterungen zu den einzelnen Kriterien

1. Physische Replikation bzw. Optimiertes Sampling

2. Thesaurierend

3. Fondsvolumen über 100 Mio. Euro

4. Maximal 0,4 % TER (Total Expense Ratio

)

5. Max. 0,4 Prozentpunkte Tracking Difference

6. Niedriger Tracking Error

7. ETF gilt als Aktienfonds im Sinne des deutschen Steuerrechts

8. Maximal erlaubte Wertpapierleihe: 30 %; tatsächliche deutlich darunter

9. UCITS

10. Max. 0,5 % Geld-Brief-Spanne

11. Sitz in Irland

12. ETF ist älter als 5 Jahre

13. ETF fährt eine Long-Strategie

Die finale Auswahl

Wechselkurseinflüsse

Schritt 6: Depot einrichten

Schritt 7: Investieren

5 Grundsätze beim Kaufen und Verkaufen von ETF-Anteilen

Der Kaufprozess

Alternative zum Einmalkauf: Sparpläne

Letzte Tipps

a) Für die Steuer etwas Geld auf dem Verrechnungskonto lassen

b) Sofort das ganze Anlagevermögen investieren, nicht stückeln über einen längeren Zeitraum

Schritt 8: Investments in die ursprüngliche Gewichtung zurückbringen

Rebalancing mit Sparplänen

Rebalancing mit Einmalanlagen

Rebalancing ohne oder mit nur geringen Sparsummen

Abschließende Bemerkungen

Bleib dran!

Schritt 9: Portfolio verbrauchen

Schritt 10: Literatur- und Website-Empfehlungen nutzen

Epilog

Altersvorsorge – ein notwendiges, aber kleines Übel

Dieses Buch richtet sich an Menschen, die langfristig Vermögen aufbauen wollen, zum Beispiel für die Zeit der Rente, ohne sich brennend dafür zu interessieren. Mit vertretbarem geistigem und zeitlichem Aufwand eine vernünftige, nachvollziehbare und die meisten Anleger übertrumpfende ETF-Geldanlage zu finden und zu pflegen, dabei möchte ich unterstützen. Ich will es möglichst einfach halten, denn Altersvorsorge ist für die meisten Menschen ein unangenehmes Pflichtprogramm und kein abendfüllendes Hobby. Viele persönliche Gespräche und Beobachtungen bringen mich zu der Einsicht, dass fast niemand bereit ist, dickleibige Finanzratgeber zu lesen: zu viel Umfang und zu wenig konkrete Anleitung. Darauf antworte ich mit diesem schmalen Werk. Stark komprimiert enthält es alles, was man mindestens wissen muss, um fundiert und erfolgreich zu investieren. Das Wie des Investierens ist tatsächlich relativ leicht. Um zu verstehen, was man da genau tut und warum man es so tut und nicht anders, braucht es mehr Kenntnisse. Das Wie, das Was und das Warum bereite ich als echte Schritt-für-Schritt-Anleitung auf: chronologisch und pragmatisch.

Dem ausführlich beschriebenen eigentlichen Investitionsvorgang – passende ETFs wählen, kaufen und wieder in die richtige Gewichtung bringen – lagere ich Schritte vor, die notwendig sind, um mit dem eigenen ETF-Portfolio dauerhaft glücklich zu sein. Diese betreffen private Finanzen allgemein, die eigene Risikotragfähigkeit, ein klares, ausreichendes Verständnis der richtigen Investmentstrategie und des Anlagevehikels ETF selbst. Nach dem Aufbau und dem jahrzehntelangen Betrieb eines ETF-Portfolios will der Anleger sein Vermögen meistens verbrauchen, was ich anschließend ebenfalls behandele. Am Ende empfehle ich dann gute Informationsquellen zur Ausweitung der eigenen Kompetenz. Jetzt starten wir aber mit einem Satz, der für sehr viele Deutsche gilt: „Ich hab da schon was, wo ich monatlich einzahle.“

Ja, irgendetwas hat man da. Zu den meisten wichtigen Dingen des Lebens können wir uns aufraffen, manche entwickeln sogar Interesse, auch Freude kommt vor: Beruf, Gesundheit, Familie und viele mehr. Mit den Finanzen ist das anders. Geldangelegenheiten sind langweilig, lästig, etwas peinlich, ja fast intim, sodass wir sie heimlich im Verborgenen und mit spitzen Fingern möglichst schnell absolvieren. Was wären wir auch für komische Wesen, wenn wir Leidenschaft für den Mammon empfänden und unter einem gelungenen Leben vor allem die Maximierung des eigenen (Human-)Kapitals verstünden! Jeder weiß natürlich: Mit Geld ist es besser als ohne, in erschreckend vielen Hinsichten, direkt wie indirekt. Eine liebevolle Beziehung zum Zahlungsmittel mit ausgewogener Distanz und Nähe scheint philosophisch geraten. Kümmerst du dich zu viel um dein Geld, wird dir die Welt eines Tages zur Ware und Investition. Kümmerst du dich zu wenig, fühlt es sich vernachlässigt und läuft davon. Letzteres ist das, was uns häufiger passiert. Wir wollen zum Beispiel die private Altersvorsorge, nach langem Verdrängen, flott hinter uns bringen, schließen in einem einstündigen Gespräch etwas ab, genießen kurz das Gefühl, das Thema erledigt zu haben, und befassen uns nicht mehr damit. Wird schon richtig gewesen sein, Millionen machen es genauso, der Staat unterstützt es, und woher soll man es auch besser wissen? Niemand hat uns je etwas substanziell Nützliches über Vermögensbildung beigebracht. Deshalb stehen wir vor einem scheinbar undurchdringlichen, mythenumrankten Geflecht, schämen uns für unsere Unwissenheit und Hilflosigkeit, kommen uns etwas dumm vor und gleichen das mit ignorantem Vertrauen aus, um die Verantwortung an den netten „Berater“ abzutreten und uns hinterher einzureden, dass es keine bessere Chance gab, wir wirklich alles verstanden sowie das nötige Wissen hatten und es jetzt eben ist, wie es ist. Und wenn wir die Geldentwertung (Inflation) ignorieren, schaut’s eines fernen Tages manchmal sogar wie echte Rendite aus. Übersehen wir dann noch, was im selben Zeitraum problemlos möglich gewesen wäre, erweckt diese Rendite sogar einen ganz ordentlichen Eindruck. Zehn oder zwanzig Jahre nach Vertragsabschluss ahnen jedoch die Ehrlicheren von uns, dass es arg vertrauensselig war, weitgehend kenntnisfrei einen interessenkonfliktbehafteten Finanzprodukteverkäufer aufzusuchen und dort eine angemessene Beratung zu erwarten, noch dazu kostenlos. Da kann man dem Verkäufer kaum einen Vorwurf machen, sondern der Politik, die bei solch wichtigen, informationsasymmetrischen Gütern nicht besser reguliert. Das sind solche, über die die Verkäuferseite uneinholbar mehr weiß als die Käuferseite und bei denen die großen Probleme sich erst Jahre nach der Vertragsunterzeichnung zeigen, wenn es zu spät ist. Letztlich siegt die Erkenntnis, dass wir Tausende Euro als unnötige Gebühren bezahlt haben und uns noch mehr Geld entgangen ist und entgehen wird, weil wir ein renditeschwaches, überverpacktes, intransparentes, unflexibles und viel zu teures Produkt kauften, das wir eigentlich eben nicht verstanden haben. Gehe ruhig davon aus: Mit uns als Mittelschichtlern kann niemand aus der Finanzindustrie bei Vermögensbildungsprodukten Geld verdienen, wenn er uns stundenlang kostenlos richtig berät. Die für uns guten, günstigen, transparenten und flexiblen Produkte bietet man uns nicht an und wird man versuchen, uns auszureden, weil sie sich für den von Provisionen lebenden oder aus Angst vor Jobverlust unter Vertriebsdruck stehenden Verkäufer nicht so sehr lohnen wie die schlechten. Unsere Kosten sind seine Einnahmen. Die will er steigern. Je höher die Kosten, desto geringer die Rendite. Bei Finanzprodukten gilt der Grundsatz „Qualität hat ihren Preis“ sehr eindeutig nicht. Es ist fast immer umgekehrt: Je teurer, desto schlechter für dich. Kostenloses Investieren gibt es nicht. Aber sehr günstiges, das auch aus anderen Gründen stark ist.

Was ich hier sage, gilt ebenso für den kleinen Millionär von nebenan. Er glaubt vielleicht, dass er aufgrund seiner herausgehobenen gesellschaftlichen Stellung eine Sonderbehandlung erfährt und Zugang bekommt zu den echt heißen Sachen. Richtig heiß sind beim so genannten Private Banking aber nur die Kosten, die seine Rendite empfindlich schmälern. Um die Investitionsmöglichkeiten, die ausschließlich ihm als einem sehr wohlhabenden Menschen offen stehen, muss ihn kein Kleinsparer beneiden. Das betrifft vor allem die Beteiligung an nicht-börsengehandelten Unternehmen – so genanntes Private Equity mit der hippen Unterkategorie Venture Capital, also sehr risikoreiche Startups – oder die Anlage in Hedgefonds, die am Wertpapiermarkt Hochrisikogeschäfte tätigen dürfen und nur sehr lasch reguliert sind. Rendite und Risiko sind hier oft enttäuschend. Ob Mittelschicht oder Millionär: Interessenkonflikte der Finanzberatung und Vermögensverwaltung schaden sehr stark.

Ein Weg durch den Dschungel der Anlageprodukte

Fangen wir an, etwas aufzuräumen, um einen Überblick zu gewinnen. Zur Bewertung von Finanzprodukten empfiehlt sich pragmatisch die Unterscheidung zwischen Inhalt und Verpackung. Inhalt ist das, worin letztlich investiert wird. Verpackung bildet den vertraglichen Rahmen, in dem das geschieht.

Für den normalen Privatanleger kommen als Inhalt im Wesentlichen nur drei Anlageklassen näher in Betracht:

Aktien börsennotierter Unternehmen

Zinstragende: Bankguthaben, Anleihen

Immobilien zur Selbstnutzung oder Vermietung

Diese Inhalte wollen zunächst tief verstanden sein, bevor man in sie investiert. Dazu leistet dieses Buch einen Beitrag, jedoch keinen erschöpfenden. Über die Aktienbörse und Aktien-ETFs allerdings wirst du hinterher sehr viel wissen. Die drei Inhalte können prinzipiell direkt gekauft werden, was mal mehr und mal weniger sinnvoll ist. Die Finanzindustrie umhüllt diese Inhalte außerdem mit verschiedenen Verpackungen, gerne auch mehrfach, und vertreibt sie als Produkte. Ich halte lediglich die dünne Verpackung eines ETF für nützlich. Alle anderen, viel dickeren Verpackungen, etwa der Versicherungsmantel, auch wenn er ETFs beinhaltet, verursachen fast immer drei Nachteile, denen keine adäquaten Vorteile gegenüberstehen:

Mehr Kosten

Mehr Risiko

Weniger Transparenz

Eine geringere Transparenz sorgt dafür, dass man in den ohnehin erschlagenden Vertragsunterlagen nicht mehr durchblickt und sich die hohen Kosten und Risiken verstecken lassen. Das ist der Zusammenhang der drei Punkte. Das gilt besonders bei doppelter Verpackung – der Anleger kauft Fondsanteile im Versicherungsmantel – und wenn mehrere Versicherungsmäntel als Kombiprodukte aneinandergenäht werden, etwa Vermögensbildung mit Berufsunfähigkeit, mit Todesfallschutz, mit lebenslangen Rentenzahlungen, … Das Vernähen schafft zudem oft unangenehme Abhängigkeiten: Man kann dann nicht mehr das eine loswerden, ohne das andere zu verlieren.

Typischerweise werden überverpackte, unnötig renditeschwache und risikoreiche Finanzprodukte mit folgenden Schlüsselargumenten verkauft: sichere Planung bis zum Lebensende, Steuerersparnisse, staatliche Förderungen. Du solltest nicht zu den Anlegern gehören, die sich bei der Nennung dieser Reizwörter nicht mehr bremsen können und hirnabgeschaltet sofort zugreifen. Und wenn du darüber hinaus prinzipiell davon ausgehst, dass du ein bestimmtes Produkt mit Sicherheit noch nicht ausreichend verstanden hast, bist du auf einem guten Weg.

Verpackung und Inhalt mit der geistigen Machete sauber zu trennen, ist der erste zentrale Schlag, um das Dickicht der Finanzprodukte zu lichten, einen freien Blick zu bekommen und sich einen Weg zu bahnen. Das lohnt sich. Zwischen einer schlechten und einer guten Geldanlage können für einen Haushalt nach 35 Jahren Laufzeit schnell sechsstellige Beträge liegen. Weit über einhunderttausend Euro. Bei ambitionierten Sparern mit über dem Median liegendem Einkommen reden wir problemlos über mehrere Hunderttausend. Ein bisschen lesen, denken und disziplinieren und du wirst mit großer Wahrscheinlichkeit erheblich wohlhabender. Um eine gute Geldanlage zu finden und zu pflegen, reichen wenig Verstand, wenig Wissen und wenig Zeit. Na gut: Am Anfang musst du schon einiges verstehen. Unumwunden gesprochen: trockenes Zeug. Doch danach geht es leicht von der Hand, sofern du die richtige Haltung zeigst.

Viele Dinge, die ich in diesem Buch, teilweise nebenbei, festlege, werden in der Finanzcommunity intensiv diskutiert. Ich halte die Ergebnisse dieser Diskussionen häufig bestenfalls für eine Feinoptimierung, die ein Portfolio nicht wesentlich verbessert, aber den mäßig interessierten Anfänger mit Komplexität und Entscheidungspflichten überfordert. Die Gefahr, dass er dann gar nicht erst beginnt, sondern kapituliert, ist groß. In meinem persönlichen Umfeld erlebe ich das. Deshalb ist Vereinfachung ohne Simplifizierung mein Ziel, sodass Anleger:innen in der Breite eine ordentliche Altersvorsorge aufbauen können, ohne Experten werden zu müssen. Das Schöne am richtigen Investieren ist nämlich: Wenn man ein paar grundsätzliche, sehr einfache Dinge macht und vieles ignoriert, kommt es auf komplizierte Einzelheiten nicht mehr an.

Basis für eine gute Geldanlage: Wissenschaft. Und sonst nichts

Wir leben in einer Welt, die wir prinzipiell weder ganz verstehen noch zuverlässig vorhersagen können. Die Zukunft ist uns allem Anschein nach unbekannt, trotzdem müssen wir heute Entscheidungen fällen, die unsere weit entfernte persönliche Zukunft betreffen. Uns bleibt nur, die Wahrscheinlichkeit des Gelingens mithilfe bisheriger Erkenntnisse zu erhöhen und – zu hoffen. Je weniger Hoffnungen wir aber brauchen und je unspezifischer sie sein dürfen, um diese Entscheidungen zu begründen, desto robuster und damit erfolgversprechender sind unsere Taten. Um gute Anlageentscheidungen zu treffen, sollten wir auf möglichst viele wissenschaftliche Analysen von weit in die Vergangenheit reichenden globalen Daten zurückgreifen sowie wissenschaftlich basierte sachlogische Erklärungen akzeptieren. Was wissenschaftliche Standards nicht erfüllt, sollte ignoriert werden. Damit siebt man schätzungsweise 99 % dessen aus, was täglich über Finanzen und Geldanlage aus allen Kanälen plärrt. Derzeit liegen Daten zum weltweiten Aktienmarkt für etwa 120 Jahre vor. Das ist zwar noch nicht optimal, aber viel besser als nichts.

Seit den 1960er Jahren bringt die unabhängige Kapitalmarktforschung erstaunliche Ergebnisse hervor, die allerdings kaum ein Anleger anwendet. Sie zeigen: Das, was wir intuitiv mit der Geldanlage verbinden, ist kontraproduktiv. Erfolgreiche Geldanlage ist in der Umsetzung wirklich simpel. Sie hat viel damit zu tun, möglichst wenig zu tun, aber das Richtige. Für sie hat sich die Bezeichnung „passives Investieren“ in ein „Weltportfolio“ durchgesetzt. „Passiv“ bedeutet vor allem: Man muss viel weniger tun als „aktive“ Anleger und übertrifft sie genau deshalb in den meisten Fällen, und zwar deutlich. Das Buch stellt dieses Konzept vor. Dabei ist es kein wissenschaftliches Werk. Wer meine Quellen studieren möchte, findet sie aufgelistet in den Lektüre-Empfehlungen in Schritt 10, aus denen ich, neben eigener Erfahrung und persönlichen Gesprächen, wesentliche Teile meines Investmentwissens beziehe, um sie in diesem Buch als komprimierte, praxisnahe Schritt-für-Schritt-Anleitung aufzubereiten. In der dort genannten Literatur wiederum finden sich die Hinweise auf die wissenschaftlichen Originalquellen.

Wer bin ich eigentlich?

Mit 11 Jahren kaufte ich meine erste Aktie als Tranche in einem Portfolio meines Onkels. Mit 12 oder 13 bekam ich mein eigenes Depot. Bis zum 16. Lebensjahr kaufte und verkaufte ich so munter wie wirr vorwiegend Aktien aus dem DAX, MDAX und dem Neuen Markt (die Älteren erinnern sich mit vermutlich gemischten Gefühlen), vereinzelt Indexzertifikate und Pennystocks. Letztere sind Aktien, die nach einem brachialen Absturz im Cent-Bereich notieren und jeden Tag krasse Kursveränderungen in beide Richtungen aufweisen. Parallel: intensive Lektüre diverser Investment-Bücher. Danach lange Abstinenz. Wiedereinstieg, zunächst in Form von privater Weiterbildung, diesmal jedoch mit anders gelagerter Finanzliteratur: Wechsel vom aktiven Investieren ins passive Lager. Seitdem überzeugter Buy-and-Hold-ETF-Weltportfolio-Anhänger für die bequeme, einfache und langfristige Geldanlage. Keine Angst: Das klingt komplizierter, als es ist, und was sich dahinter verbirgt, wird im Buch erklärt.

Wirkung von Inflation, Kosten und Steuern auf die Rendite

Im Folgenden wird es immer wieder um Renditen gehen, das heißt um Erträge von Geldanlagen. Privatanleger können unter anderem auch deshalb so leicht mit Unsinnsprodukten geködert werden, weil sie von in Aussicht gestellten Renditen nicht die Inflation (Geldentwertung) subtrahieren. Das muss man aber tun. Renditen, von denen die Inflation nicht abgezogen wurde, nennt man „nominal“, nach Abzug der Inflation spricht man von „real“. Nominale Renditen sind das, was du auf deinen Kontoauszügen und anderen Dokumenten siehst. Reale sind die Wahrheit dahinter, die dich wirklich interessieren sollte. Zusätzlich müssen sämtliche Kosten und Steuern abgerechnet werden, um eine gute Renditeaussage zu bekommen, nämlich eine reale Nettorendite. Nur die zählt. Denn Kosten und Steuern fließen vom Anleger weg, und der Teil der Rendite, der lediglich die Geldentwertung ausgleicht, sorgt für Kaufkrafterhalt. Erst darüber hinaus ist es eine echte, eben „reale“ Rendite, die die Kaufkraft steigert.

Ein kleines Rechenbeispiel:

3 % Nominalrendite auf das eingesetzte Vermögen

- 0,5 % Kosten auf das eingesetzte Vermögen

- 0,7 Prozentpunkte Steuern auf die Rendite nach Kosten

1,8 % nominale Nettorendite auf das eingesetzte Vermögen

- 2,5 % Inflation auf das eingesetzte Vermögen

Die reale Nettorendite ist negativ, der Anleger hat also Kaufkraft verloren, obwohl seine nominale Rendite positiv war. Mit einer solchen Investition spart er sich langfristig arm, optisch aber nimmt sein Vermögen zu, weil die Geldbeträge steigen. Generell gilt übrigens, was dieses Beispiel auch zeigt: Ist eine Geldanlage vor Steuern ein Penner, wird sie mit Steuerersparnissen in der Regel nicht zum Renner. Steuererleichterungen sind zu teuer erkauft, wenn der Preis eine winzige Rendite ist. Außerdem ist Steuergestaltung von den Launen der Politik abhängig, was natürlich letztlich für jede Geldanlage gilt. Sie sollte daher nicht der wichtigste oder gar allein ausschlaggebende Faktor bei Investmententscheidungen sein, obwohl die Steuer die Rendite natürlich stark mitbestimmt.

Zur Verdeutlichung von Inflation: Wer heute 100 Euro verkonsumiert, muss in einem Jahr mit 2 % Inflation schon 102 Euro aufbringen, um dieselbe Menge an Gütern und Dienstleistungen zu bekommen. Die heutigen 100 Euro sind ein Jahr später weniger wert, obwohl es auf dem Papier – Geldschein oder Kontoauszug – immer noch 100 Euro sind. Das läppert sich mit der Zeit. Bei 2 % Inflation pro Jahr, historisch eine durchaus realistische Höhe für Deutschland, eher wohl zu wenig, halbiert sich die Kaufkraft nach 35 Jahren. In 35 Jahren benötige ich also für die Produktmenge, die ich mit heutigen 100 Euro bekomme, schon 200 Euro. Bei 3 % Inflation geschieht die Entwertung auf die Hälfte der Kaufkraft bereits nach gut 23 Jahren. Wenn wir also grob davon ausgehen, dass sich in Deutschland alle rund 30 Jahre die Kaufkraft unseres Geldes halbiert, haben wir einen realistischen Schätzwert fürs Gedächtnis. Diesen Verlust muss man mit Rendite nach Abzug aller Kosten und Steuern ausgleichen, um nicht ärmer zu werden. Reicher wird man nur, wenn die erzielte Rendite nach Kosten und Steuern höher ist als die Inflation. Neben anderen Fehlern sorgt das Ausblenden der Inflation dafür, dass die meisten beliebten Geldanlagen ihre Beliebtheit nicht einbüßen, obwohl sie nichts oder wenig taugen, und attraktive Anlagemöglichkeiten gar nicht beziehungsweise an der falschen Stelle gesucht werden. Ich würde mich deshalb freuen, wenn ich dich ermuntern kann, dich näher mit der Geldanlage in Aktien-ETFs zu befassen.

Ich beginne jedoch bei einer Frage, die für viele Menschen zentral ist und deren Beantwortung den weiteren Weg meines Erachtens grundlegend bestimmt.

Schritt 0

Du willst in den nächsten 15 Jahren ein kreditfinanziertes Eigenheim? Finger weg von Aktien!

Gleich zu Beginn gabelt sich der Weg und verlangt vom Reisenden eine Entscheidung: In den nächsten 15 Jahren Richtung Börse oder Richtung kreditfinanziertes Wohneigentum zur Selbstnutzung? In Aktien-ETFs investiertes Geld sollte dort ab dem Anlagebeginn für mindestens 15 Jahre verplant sein. Beide Ziele – eigene Immobilie innerhalb der nächsten 15 Jahre und Aktien-Investment – gleichzeitig anzusteuern, kann funktionieren, ist jedoch für einen nach Vermögen und Einkommen der Mittelschicht angehörenden Anleger sehr risikoreich, weil seine ETF-Anteile, wenn sie für den Kauf eines Hauses benötigt werden, mit größerer Wahrscheinlichkeit im Minus notieren und er entweder mit Verlust verkauft oder das Geld nicht für die Immobilie zur Verfügung steht. Das ist problematisch, da jeder Euro, den er als Eigenmittel in sein Wohneigentum steckt, die Konditionen seiner Finanzierung verbessert. Oft wird zudem übersehen, dass ein größerer Eigenkapital-Anteil das Verlustrisiko für das Eigenkapital in der Immobilie erheblich reduziert. Zur Illustration ein fiktives Szenario:

Kaufpreis der Immobilie: 300.000 Euro

Davon Eigenkapital (selbst angespartes Geld): 100.000 Euro

Davon Fremdkapital (geliehenes Geld): 200.000 Euro

Wertverlust des Eigenkapitals: