Amaurys Hitzköpfige Rebellin (Scanguards Vampire - Buch 2) - Tina Folsom - E-Book

Amaurys Hitzköpfige Rebellin (Scanguards Vampire - Buch 2) E-Book

Tina Folsom

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Beschreibung

Vampir Amaury LeSang ist dazu verflucht, jedermanns Emotionen wie eine fortwährende Migräne zu spüren. Der einzige Weg, seinen Schmerz zu lindern, besteht darin, Sex zu haben. Als er die streitsüchtige menschliche Frau Nina trifft, sieht es so aus, als wäre ein Heilmittel für seine Krankheit in Reichweite: In ihrer Gegenwart verschwinden seine Schmerzen. Unglücklicherweise ist Nina darauf aus, ihn zu töten, da sie glaubt er sei in den Tod ihres Bruders verwickelt. Und es würde ihr auch gelingen, wenn nur nicht Amaurys Bad-Boy-Charme ihre Hormone verrückt spielen ließe und sie direkt in seine Arme und sein Bett katapultierte, wann immer sie in seiner Nähe ist. Während jeder Kuss sie körperlich einander näher bringt, droht Gefahr, die das wenige Vertrauen, das sie ineinander haben, zerstören könnte. Lara Adrian, New York Times Bestseller Autorin der Midnight Breed Serie: "Ich bin süchtig nach Tina Folsoms Büchern! Die Scanguards Serie ist eine der heißesten Sachen, die es bei Vampirliebesromanen gibt. Wenn Sie glühend heiße, sich rasant entwickelnde Romane lieben, dann verpassen Sie diese packende Serie nicht!" Über die Serie Die Scanguards Vampirserie ist voll von rasanter Action, brennenden Liebesszenen, witzigen Dialogen und starken Helden und Heldinnen. Vampir Samson Woodford lebt in San Francisco und besitzt die Sicherheits-/Leibwächterfirma Scanguards, die sowohl Vampire als auch Menschen beschäftigt. Und letztendlich auch einige Hexer. Später in der Serie tauchen auch ein paar unsterbliche Hüter und Dämonen auf. Jedes Buch kann als alleinstehender Roman gelesen werden (keine Cliffhanger) und dreht sich immer um ein neues Paar, das die Liebe findet, aber die Serie macht mehr Spaß, wenn sie chronologisch gelesen wird. Scanguards Vampire Band 1 - Samsons Sterbliche Geliebte Band 2 - Amaurys Hitzköpfige Rebellin Band 3 - Gabriels Gefährtin Band 4 - Yvettes Verzauberung Band 5 - Zanes Erlösung Band 6 - Quinns Unendliche Liebe Band 7 – Olivers Versuchung Band 8 – Thomas' Entscheidung Band 8 1/2 – Ewiger Biss Band 9 – Cains Geheimnis Band 10 – Luthers Rückkehr Band11 – Blakes Versprechen Band 11 1/2 – Schicksalhafter Bund Band 12 – Johns Sehnsucht Novelle – Brennender Wunsch Band 13 – Ryders Rhapsodie (Scanguards Hybriden - Band 1) Band 14 - Damians Eroberung (Scanguards Hybriden - Band 2) Band 15 - Graysons Herausforderung (Scanguards Hybriden - Band 3) Hüter der Nacht Band 1 – Geliebter Unsichtbarer Band 2 – Entfesselter Bodyguard Band 3 – Vertrauter Hexer Band 4 – Verbotener Beschützer Band 5 – Verlockender Unsterblicher Band 6 – Übersinnlicher Retter Band 7 – Unwiderstehlicher Dämon Codename Stargate Band 1 - Ace – Auf der Flucht Band 2 - Fox – Unter Feinden Band 3 - Yankee – Untergetaucht Band 4 – Tiger – Auf der Lauer Der Clan der Vampire Der Clan der Vampire (Venedig 1 – 2) Der Clan der Vampire (Venedig 3 – 4) Der Clan der Vampire (Venedig 5) Jenseits des Olymps Band 1 - Ein Grieche für alle Fälle Band 2 - Ein Grieche zum Heiraten Band 3 - Ein Grieche im 7. Himmel Band 4 – Ein Grieche für Immer Die Scanguards Vampirserie hat alles: Liebe auf den ersten Blick, von Feinden zum Liebespaar, Alpha-Helden, Leibwächter, Brüderschaft, Jungfrau in Not, Frau in Gefahr, die Schöne und das Biest, verborgene Identität, Seelenverwandte, erste Liebe, Jungfrauen, gequälter Held, Altersunterschied, zweite Liebeschance, trauernder Liebhaber, Rückkehr von Totgeglaubten, heimliches Baby, Playboy, Entführungen, von Freunden zum Liebespaar, Coming-out, heimlicher Verehrer, unerwiderte Liebe, Amnesie, Aristokraten, verbotene Liebe, eineiige Zwillinge, Partner bei der Verbrechensbekämpfung.

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Table of Contents

Title Page

Kurzbeschreibung

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Auch in dieser Serie

Über die Autorin

Copyright

AMAURYS HITZKÖPFIGE REBELLIN

(Scanguards Vampire – Buch 2)

TINA FOLSOM

Kurzbeschreibung

Vampir Amaury LeSang ist dazu verflucht, jedermanns Emotionen wie eine fortwährende Migräne zu spüren. Nur Sex kann seinen Schmerz kurzzeitig lindern. Als er die kratzbürstige menschliche Frau Nina trifft, scheint es, als wäre ein Heilmittel für seine Krankheit in Reichweite: In ihrer Gegenwart verschwinden seine Schmerzen.

Unglücklicherweise plant Nina, ihn zu töten, da sie davon überzeugt ist, er sei in den Tod ihres Bruders verwickelt. Und es gelänge ihr auch, wenn nur nicht Amaurys Bad-Boy-Charme ihre Hormone verrücktspielen ließe und sie direkt in seine Arme und sein Bett katapultierte, wann immer sie in seiner Nähe ist.

Während jeder Kuss sie körperlich einander näher bringt, droht von anderer Seite Gefahr, die das wenige Vertrauen, das sie ineinander haben, zerstören könnte.

Bisher in der Scanguards Vampir Serie:

Samsons Sterbliche Geliebte

Amaurys Hitzköpfige Rebellin

Gabriels Gefährtin

Yvettes Verzauberung

Zanes Erlösung

Quinns Unendliche Liebe

Olivers Versuchung

Thomas‘ Entscheidung

Ewiger Biss

Cains Geheimnis

Luthers Rückkehr

Brennender Wunsch

Blakes Versprechen

Schicksalhafter Bund

Johns Sehnsucht

Ryders Rhapsodie

Damians Eroberung

*****

Copyright © 2012 – 2014 Tina Folsom

Scanguards Vampire ® ist ein eingetragenes Markenzeichen.

*****

1

Von seiner Position auf dem Mezzanine blickte Amaury LeSang über die Köpfe der Menschenmenge im angesagtesten Nachtclub der Stadt. Die tanzende Schar wiegte sich im lauten und monotonen Techno-Rhythmus. Seine Kenneraugen musterten die sich aneinander schmiegenden Clubgänger auf der Suche nach einer Frau, die sich nach Gesellschaft sehnte.

An diesem überfüllten Ort schlugen ihm zu viele Gefühle entgegen. Das war einer der Gründe, warum er generell seine eigene Gesellschaft der anderer vorzog.

Ein stechender Schmerz überfiel ihn.

… hätte nie mit diesem Trottel ausgehen sollen …

… fordere sie doch zum Tanz auf, oder sprich vielleicht erst mal mit ihrer Freundin …

… Idiot. Als würde mich das kümmern. Ich werd’s ihm zeigen …

Je länger er blieb, desto schwieriger und schmerzhafter wurde es, die wahllosen Emotionen der Menschen auf der Tanzfläche abzublocken. Sie durchstachen ihn, weniger wie Worte, sondern eher wie der Druck von scharfen Klingen – nicht eine nach der anderen, sondern alle gleichzeitig. Diese Wucht hätte einen schwächeren Mann längst umgeworfen.

Doch Amaury war stärker als andere.

Er konzentrierte sich auf die Frauen, die ohne Begleitung zu sein schienen. Er musste nur eine einsame Frau finden, die seine Aufmerksamkeit willkommen heißen würde. Eine, die heute Nacht in diesem Club war, um flachgelegt zu werden. Ihr diesen Gefallen zu erweisen, war er mehr als willens.

Dort, die unscheinbare Brünette. Sie fühlte sich nicht nur einsam, sondern sehnte sich auch verzweifelt nach der Berührung eines Mannes.

Er schritt die Treppe hinunter und überquerte die Tanzfläche, wobei er sich von ihren Gefühlen zu ihr leiten ließ. Die junge Frau wiegte sich zum Rhythmus der Musik. Als er vor ihrem zierlichen Körper haltmachte, schaute sie zu ihm auf.

Amaury ließ sein charmantes Lächeln um seinen Mund spielen. Zusammen mit seinem guten Aussehen und seinen blauen Augen konnten ihm die wenigsten Frauen widerstehen. Diese Tatsache nutzte er stets zu seinem Vorteil.

Tanz mit mir.

Er bewegte seine Lippen und sandte seinen Gedanken zu ihr. Sie würde glauben, er hätte gesprochen, obwohl sie ihn in Wahrheit über den Partylärm nicht hätte hören können.

Sie lächelte und nickte. Ein wenig schüchtern, ja, doch nichtsdestotrotz einladend. Er schlang einen Arm um ihre Taille, den anderen um ihre Schulter, und zog sie näher. Ihr Kopf reichte ihm nur bis an die Brust, was bedeutete, dass sie fast einen halben Meter kleiner war als er.

Amaury bewegte seinen Körper zum Rhythmus der Musik und seiner Partnerin. Sie schmiegte sich an ihn und er genoss das Gefühl des warmen Fleisches, das er durch ihre spärliche Kleidung spürte – Hüften berührten sich, Lenden rieben aneinander.

Umgeben von einer Horde Menschen verstärkte sich der Druck in seinem Kopf und der stechende Schmerz in seinen Schläfen wurde intensiver. Wie eine Migräne einen Menschen lahmlegen konnte, so diktierte ihm dieser Schmerz seine Handlungen. Trotzdem kämpfte er so lange er konnte dagegen an, seinen Gelüsten zu erliegen, und testete die Grenzen seines geistigen Gefängnisses.

Tanzen gehörte nicht zu Amaurys Leidenschaften, zudem war diese Musik nicht nach seinem Geschmack. Doch er zwang sich dazu, einen ganzen Song lang durchzuhalten, bevor er seinen nächsten Zug machte.

„Ich will mit dir allein sein”, flüsterte er ihr ins Ohr und atmete dabei tief den natürlichen Duft ihrer glänzenden Haut ein. Eigentlich könnte er sie gleich hier auf der Tanzfläche vernaschen, doch dann müsste er mehr Schadensbegrenzung begehen, als er heute Nacht dazu in der Stimmung war.

Er unterstrich seine Worte, indem er seine Hand auf ihren Po legte und ihre runden Backen streichelte. Als sie ihn unter ihren Lidern hervor anblickte, konnte er ihr Verlangen sowohl in ihren Augen als auch in ihren Emotionen lesen. Sie war, abgesehen von ihren großzügigen, schwanzlutschenden Lippen, nicht besonders hübsch. Doch sie war willig. Willig war alles, was er brauchte. Er stellte keine großen Ansprüche.

Sein Schwanz war schon bereit und bildete eine deutliche Beule in seiner Cargo-Hose, die er wie immer ohne Unterwäsche trug. Mit einer Hand auf ihrem Rücken führte er sie durch die Menge und pflückte dabei wahllos Gefühle um sich herum auf.

Der Neid einer Fremden durchdrang ihn wie ein scharfes Messer.

... hat sie sich diesen attraktiven Mann geangelt? Das ist so unfair. Was für ein heißer Typ!

Amaury warf der Frau, deren lustvolle und eifersüchtige Gefühle er auffing, einen Blick zu. Ganz eindeutig wollte sie den Platz der Brünetten einnehmen. Er konnte ja für eine zweite Runde zurückkommen, falls ihm danach war.

In wenigen Minuten würde er sich besser fühlen. Sein Brustkorb hob sich voller Erwartung, er holte tief Luft und beschleunigte seinen Schritt, während er die Brünette gezielt zum Seitenausgang lenkte.

Die Seitengasse war ruhig und dunkel. Eine Hauswand wurde von mehreren Paletten eingenommen, auf denen sich Kartons in verschiedenen Höhen stapelten. Amaurys Blick schweifte über die Umgebung, um sicherzustellen, dass sie alleine waren. Ein Obdachloser hielt sich am Eingang zur Gasse auf und wühlte in Müllcontainern herum.

Verschwinde!

Amaury wartete, bis der Mann seinem unausgesprochenen Befehl folgte und außer Sicht schlurfte, bevor er die Frau in die Ecke hinter die Kartons zog.

„Was machst du?” Sie kicherte.

„Ich küsse dich.” Er senkte seinen Kopf. „Du hast die heißesten Lippen, die ich je gesehen habe.”

Das Kompliment wirkte. Sein Mund traf auf keinen Widerstand, als er ihn auf ihren drückte und ihn mit einem fordernden Kuss versiegelte. Seine Zunge glitt durch ihre geöffneten Lippen und duellierte sich nach wenigen Sekunden mit ihrer.

Ohne zu zögern, legte er seine Hand auf ihre Brust und knetete sie durch den dünnen Stoff, sodass sich ihr empfindsamer Nippel hart aufstellte. Er hatte sie richtig eingeschätzt: Sie sehnte sich nach seiner Berührung; so sehr, dass sie ihre Brust gegen seine Handfläche drückte und nach mehr verlangte.

„Oh, Baby”, murmelte er an ihren Lippen. „Du bist so süß.” Aus Erfahrung wusste er, dass Frauen besser reagierten, wenn die körperliche Handlung von Komplimenten begleitet wurde.

Ihr Körper begrüßte ihn, als seine Hand unter ihren kurzen Rock glitt und den Weg in ihren Slip fand. Seine Finger glitten durch ihre Locken und trafen auf ihre feuchte Spalte.

Amaury fing das Stöhnen auf, das ihr entschlüpfte. Es würde nicht lange dauern. Ihm war bewusst, wie ausgehungert sie nach Sex war, und er ließ seine Finger ihren Zauber entfalten. Liebkosend, ihren Kitzler zwischen seinem Daumen und Zeigefinger rollend, konnte er fühlen, wie ihre Erregung anstieg. Er würde sicherstellen, dass es sich für sie lohnte.

Das Aroma ihrer Erregung stieg in seine Nase und er inhalierte tief. Der Duft half ihm dabei, die Gefühle zu ertränken, die ihn von innerhalb und außerhalb des Clubs bombardierten. Doch es war nicht genug. Sein Kopf dröhnte weiterhin vor Schmerz.

Ohne ihren kleinen Lustknopf loszulassen, ließ er einen Finger in ihren feuchten Kanal gleiten. Ihre Muskeln waren köstlich eng. Seit langer Zeit hatte schon niemand mehr ihre enge Grotte besucht.

Sein Finger, der unterstützt von ihren reichlichen Säften vor- und zurückglitt, brachte sie zu voller Erregung. Es war das Mindeste, was er für sie im Gegenzug dafür tun konnte, was sie ihm in wenigen Minuten bescheren würde.

Sie stöhnte, als er noch einen zweiten Finger einführte, und er wusste, dass sie kurz davor war zu kommen. Noch einige weitere gekonnte Stöße und sie kam, ließ mehr Creme in seine Hand tropfen, während ihre Muskeln immer wieder zuckten.

„Mmm”, summte er in ihr Ohr. „Alles in Ordnung, Baby?” Sein männlicher Stolz war befriedigt, aber der Rest von ihm nicht, zumindest noch nicht.

„Oh Gott, ja!”, antwortete sie schwer atmend.

„Ich wette, du kannst es mir auch gut besorgen. Lass mich deinen Mund auf mir spüren, Baby.”

Ohne auf ihre Antwort zu warten, öffnete er seine Hose und ließ seinen Schwanz herausspringen. Trotz der Schwere stand das Fleisch steif empor. Langsam nahm er ihre Hand und führte sie an seinen Schaft. Weiche Hände, die sich nicht ganz um ihn schließen konnten – zu viel Fleisch, zu viel Umfang.

„Du bist so groß.”

Amaury schüttelte den Kopf. Er war perfekt proportioniert, doch da er so riesig wie ein Footballspieler war, war auch sein Schwanz von enormer Größe. „Ich bin genau richtig für deinen wunderschönen Mund.”

Ohne weiteren Einspruch sank sie auf eine der Schachteln und bewegte ihren Mund auf ihn zu. Eine Sekunde später spürte er ihre zögernde Zunge an der Spitze seiner Erektion.

„Oh ja, Baby. Ich wette, du kannst mir den besten Blowjob geben, den ich je hatte.” Ermutigung hatte noch nie geschadet.

Ihre Zunge leckte seinen Schaft entlang, bevor sie schließlich ihre Lippen um die bauchige Eichel schloss und an ihm hinunter glitt, bis sie ihn bis zum Anschlag im Mund hatte.

Es fühlte sich nichts besser an, als die Wärme und Feuchtigkeit einer Frau an seinem Schwanz. Die verführerischen Empfindungen raubten ihm den Atem. Mit seinen Händen auf ihren Schultern stützte er sich ab und begann seine harte Erektion vor- und zurückzuschieben.

„Oh verdammt, Baby, bist du gut.”

Endlich wich das Getöse der Emotionen in den Hintergrund. Friede und Stille füllten seine Sinne. Er entspannte sich, als der Druck in seinem Kopf nachließ und die eindringenden Gefühle begannen, sich zurückzuziehen.

Amaury schaute auf und zum ersten Mal in dieser Nacht nahm er den Sternenbaldachin am nächtlichen Himmel wahr. Wunderschön und friedlich, ein Spiegel dessen, was sein eigener Geist sein konnte. Klar und frei von Nebel oder Wolken standen die Sterne Wache über seine Handlungen.

So flüchtig dieses Gefühl des Friedens auch war, brauchte er es, um bei Verstand zu bleiben. Nur Sex konnte die Emotionen, von denen er jede Minute seines Lebens geplagt wurde, aus seinem Kopf verbannen.

Der Mund der Brünetten bearbeitete ihn wunderbar. Mit jeder streichelnden Liebkosung und jedem Lecken ihrer Zunge wurde er härter. Sie saugte ihn tiefer in ihren Mund und er bewegte sich schneller, wobei der Schmerz in seinem Kopf immer mehr in den Hintergrund rückte.

Amaury konzentrierte sich auf ihre feuchte Hitze, die ihn umfing. Die Weichheit einer Frau, die Aussicht auf ein paar Sekunden der Zufriedenheit war alles, was er brauchte; er wusste, dass Glück für ihn außer Reichweite war, etwas, was er nie erlangen würde.

“Baby, ja. Ich bin fast so weit. Oh ja, saug härter.”

Er konnte seine bevorstehende Erlösung fast riechen. So nah. So köstlich nah.

Amaurys Jackentasche vibrierte. Er ignorierte es. Mit einer Hand seinen Schaft an der Wurzel umfassend und der anderen auf ihrem Kopf, fickte er hektisch ihren Mund und sehnte sich verzweifelt nach Erlösung. Er konnte jetzt nicht aufhören, nicht, wenn er nur Sekunden von seinem Ziel entfernt war.

Brauche es. Jetzt.

Sein Schwanz pulsierte in verzweifelter Begierde.

„Drück meine Eier”, verlangte er. Ihre Hand nahm seine Hoden und ihre sanfte Berührung schickte heiße Flammen durch seine Lenden, als ihre Fingernägel seinen harten Sack entlangstrichen.

Sein Handy vibrierte wieder. Dieses Mal hörte es nicht mehr auf. Er ließ seinen Ständer los, schob eine Hand in seine Jackentasche und zog das Telefon mit einem ungeduldigen Ruck heraus.

„Ach, Scheiße”, zischte er, als er die Nummer auf dem Display erkannte.

Die Frau stoppte sofort.

„Nicht du, Baby. Mach weiter”, befahl er und öffnete sein Handy.

„Was?”, keuchte er mit heiserer Stimme ins Telefon. Mit seiner Hand auf ihrem Kopf fuhr er fort, seinen Schwanz in sie zu stoßen, und sie saugte ihn tief in ihren Mund.

„Warum gehst du nicht an dein verficktes Telefon?”, brüllte Ricky.

„Arschloch.” Das Timing seines Kollegen war zum Kotzen. „Was willst du?”

„Krisentreffen in fünfzehn Minuten bei Samson.”

Er wusste, es war keine gute Idee, ein Treffen mit seinem Boss und bestem Freund Samson abzublasen. Und wenn es ein Krisentreffen war, musste die Kacke ziemlich am Dampfen sein.

„Okay.”

Amaury klappte sein Telefon zu und schob es zurück in seine Tasche. Fünfzehn Minuten waren kaum genug Zeit, rechtzeitig zu Samsons Haus zu gelangen, doch er musste dies hier erst zu Ende bringen.

Er schloss seine Augen und konzentrierte sich auf das Gefühl ihrer Zunge, die seinen Schaft entlangglitt; er genoss die Weichheit ihres Mundes und die Intensität ihrer saugenden Bewegungen. Wieder ergriff er seine Erektion und gab ihr mehr von sich selbst, füllte ihren Mund mit so viel Schwanz, dass sie beinahe daran erstickte.

Doch sie machte weiter. Ihr feuchter Mund zog fest an ihm, während ihre warme Zunge an der Unterseite seines geschwollenen Fleisches entlang strich, genau wie er es mochte.

„Oh ja, Baby. Du magst meinen großen Schwanz, stimmt’s?”

Ihre gesummte Antwort vibrierte auf seiner Haut und neckte seine Sinne. Der Pfirsichduft ihres Shampoos wehte in seine Nase. Er fühlte, wie sich eine dünne Schicht von Feuchtigkeit auf seinem Gesicht und Nacken bildete. Kleine Schweißbäche liefen an seinem Oberkörper entlang und fingen sich in seiner leichten Brustbehaarung.

Amaurys Herz schlug schneller. Seine Lungen pumpten mehr Sauerstoff durch seinen Körper, als das Blut durch seine Venen floss. In seinen Ohren donnerte ein heftiges Crescendo fast wie Beethovens Fünfte Symphonie.

Und dann spürte er, wie sein Samen mit schnellen, pulsartigen Stößen durch seinen Schaft direkt in den Mund der Frau schoss.

Sein Orgasmus war kurz, jedoch heftig. Er klärte seinen Kopf. Für einige Minuten würde er voller Zufriedenheit sein. Er würde die Gefühle der Personen, mit denen er in Kontakt kam, nicht empfangen und nur sein eigenes Herz spüren sowie das Gefühl der Stille, das sich darin ausbreitete.

Nur für einen kurzen Augenblick. Dann würde er wieder von jedermanns Schmerz, Hunger und Wut angegriffen werden, genauso wie von all den anderen Emotionen, die die Menschen mit sich herumtrugen. Und er würde ihre Liebe für jemanden wahrnehmen und dadurch an Dinge erinnert werden, die er selbst nicht fühlen konnte. Doch für den Moment hatte er Ruhe.

Widerstrebend zog er sich aus dem Mund der Frau heraus und schob sein immer noch halb erigiertes Glied in seine Hose.

„Du warst unglaublich”, lobte er und zog sie hoch in seine Umarmung.

Ihre Lippen glänzten von seinem Sperma und für ihn sah sie hübsch aus. Amaury schob ihr Haar beiseite und legte ihren grazilen Hals frei. Ihre blasse Haut rief ihn so, wie ein Leuchtturm einen Seemann nach Hause leitete. Seine Lippen berührten die zarte Haut, bevor seine Zunge hervorschoss, um sie zu lecken.

Sie stöhnte: ein so sanftes und süßes Geräusch, das nur eine befriedigte Frau hervorbringen konnte. „Komm mit mir nach Hause.”

Amaury schätzte ihre geflüsterte Einladung, hatte jedoch nicht vor, diese anzunehmen. Er wollte etwas ganz anderes. Ihre Ader schlug mit einer so zarten Bewegung gegen seine Lippen, dass ein Mensch diese nicht wahrnehmen würde, doch seine Sinne waren schärfer als die eines Sterblichen.

Seine Fänge verlängerten sich und schoben sich zwischen seinen Lippen hervor.

„Baby, lass mich von dir kosten.”

Die scharfen Spitzen seiner Fänge senkten sich in ihren Hals und durchbrachen ihre köstliche Haut. Für den Bruchteil einer Sekunde kämpfte sie gegen ihn an, doch seine Arme hielten sie gefangen. Er zog ihren Körper dicht an seinen und drückte ihren Busen gegen seinen Brustkorb.

Als ihr Blut seine trockene Kehle benetzte, erwachte sein Schwanz wieder zum Leben, doch blieb ihm keine Zeit, sie ein zweites Mal zu ficken, so sehr er auch seinen Schaft in ihrer einladenden Hitze vergraben wollte.

Amaury nahm nicht viel von ihrem Blut, nur genug, um sich am Leben zu halten. Als er spürte, wie sein Hunger nachließ, gab er ihren Hals frei und leckte die kleinen Stichwunden. Sein Speichel verschloss die beiden kleinen Löcher sofort. Am nächsten Morgen würde sie keinerlei sichtbare Zeichen von seinem Biss haben.

Dann schaute er ihr in die Augen und sandte ihr seine Gedanken.

Du hast mich nie getroffen. Du hast mich nie gesehen. Nichts ist geschehen. Geh jetzt nach Hause und schlafe. Und sei vorsichtig. Lass dich nie von einem Mann ausnutzen. Du bist hübsch. Du verdienst etwas Besseres.

Ihre Augen wurden glasig und er wusste, es hatte gewirkt. Er hatte ihre Erinnerungen an ihn gelöscht. Wenn er ihr morgen auf der Straße begegnen würde, würde sie ihn nicht erkennen. Nicht einmal der Ansatz eines Déjà-vus würde verbleiben.

2

Amaury eilte durch die Straßen der Innenstadt von San Francisco, bis er eine Cable Car Haltestelle erreichte und in die antike Straßenbahn einstieg, die ihn den steilen Hügel hinauf in Richtung Samsons Haus brachte.

Er liebte die Vielfältigkeit der Stadt mit all ihren bunten Vierteln. Hier war es nicht schwierig zu verheimlichen, dass man ein Vampir war. Mit einer Bevölkerung, die so eklektisch wie eine Pfandleihe war, war San Francisco der perfekte Schauplatz für moderne Vampire. Exzentrisch oder sonderbar zu sein war in dieser Stadt, in der sogar der Bürgermeister einer von ihnen war, nichts Ungewöhnliches.

San Franciscos Vampir-Bevölkerung wuchs stetig und wurde von den gleichen Attributen angezogen, die auch die Menschen an dieser nebligen Stadt mochten: schöne Architektur, atemberaubende Ausblicke und tolerante Einwohner.

Viele vampir-geführte Unternehmen waren entstanden. Es gab mehrere populäre Nachtclubs, eine Zeitung – den SF Vampire Chronicle, der diskret an Vampir-Haushalte verteilt wurde – Investment-Unternehmen und natürlich Samsons nationales Sicherheitsunternehmen Scanguards. Es stellte Leibwächter und Sicherheitspersonal für Gesellschaften, ausländische Würdenträger, Politiker und Berühmtheiten zur Verfügung.

Als Amaury Samsons viktorianisches Haus in der exklusiven und teuren Gegend von Nob Hill erreichte und sich mit seinem eigenen Schlüssel Zugang verschaffte, waren schon alle versammelt. Noch bevor er ihre Stimmen hörte, nahm er den Tumult an Gefühlen im Haus wahr: Wut, Unglaube, Verwirrung.

Die Linderung hatte nicht lange angehalten. Die nächste Schmerzwelle bildete sich schon wie ein Tsunami, der die Pazifikküste vernichten würde, während er den holzgetäfelten Flur entlang zu Samsons privatem Büro ging, das sich im hinteren Teil des Hauses befand.

Mit seinem üblichen Grinsen betrat er den Raum und behielt seine Qual wie immer für sich. Obwohl seine Freunde von seiner sogenannten Gabe wussten, hatten sie keine Vorstellung von den Schmerzen, die sie ihm täglich bereitete und den Dingen, die er tun musste, um seinen Kopf daran zu hindern, zu explodieren. Er wollte ihr Mitleid nicht.

Sie glaubten alle, er sei ein Sexbesessener, der loszog, um so viele Frauen wie möglich zu vernaschen, nur so zum Spaß. In Wahrheit wäre er ohne Sex schon längst wie ein Verrückter Amok gelaufen und hätte jeden und alles getötet, was ihm in den Weg gekommen wäre. Sex bedeutete Überleben – für ihn und alle um ihn herum.

„Amaury, endlich”, begrüßte Samson ihn mit leichtem Unmut in der Stimme. Mit einer Körpergröße von weit über 1,90 Meter, doch deutlich schlanker als Amaury, den gleichen dunklen Haaren, jedoch stechenden haselnussbraunen Augen, strahlte sein Boss mit jedem Zentimeter Macht aus.

„Samson, Jungs”, erwiderte er und blickte in die Runde. Alle waren hier: Ricky, Thomas, Carl, alle Vampire wie er selbst.

Auch Oliver, Samsons menschlicher Assistent, ein lebhafter Vierundzwanzigjähriger, war anwesend. Und natürlich Delilah, Samsons menschliche Frau, seine blutgebundene Gefährtin.

Amaury schenkte ihr ein warmes Lächeln, welches sie erwiderte, während sie ihr langes, dunkles Haar über ihre Schulter strich. Ihr zierlicher Körper sah noch kleiner aus, wenn sie neben ihrem Mann stand.

Er bemerkte, wie Samson seine Hand auf ihre legte, eine Geste so instinktiv, dass Amaury bezweifelte, dass sein Freund es überhaupt bemerkte. Die Liebe, die das Paar ausstrahlte, zwang ihn beinahe auf die Knie. Er riss sich zusammen.

„Was gibt es für eine Krise?”, fragte er stattdessen.

„Thomas, schalte Gabriel dazu”, ordnete Samson an.

Thomas tippte etwas auf der Tastatur und trat danach vom Bildschirm zurück. Wie immer war Scanguards IT-Genie in sein Lieblings-Motorradfahrer-Outfit gekleidet: Leder, Leder und noch mehr Leder. „Gabriel, du bist online.”

Eine Sekunde später erschien Gabriel Giles, der Direktor des Scanguards Hauptquartiers in New York, auf dem Computerbildschirm, der so ausgerichtet war, dass alle ihn sehen konnten.

Seine imposante Präsenz füllte den Bildschirm. Sein langes braunes Haar war im Nacken zu einem Pferdeschwanz gebunden und die Narbe, die sich von seinem Kinn bis zu seinem Ohr zog, schien zu pulsieren. Niemand hatte je gewagt, ihn zu fragen, wie er sich diese zugezogen hatte. Und Gabriel war nicht der Typ, der freiwillig Informationen bekannt gab, die niemanden etwas angingen. Amaury wusste nur, dass sie aus Gabriels menschlicher Zeit stammen musste, da die Haut von Vampiren keine Narben bilden konnte.

„Guten Abend, alle zusammen.” Gabriels dröhnende Stimme kam klar und deutlich durch. „Wir wurden gerade über ein Problem informiert. Es gibt keinen einfachen Weg, euch das mitzuteilen, also sage ich es geradeheraus. Ein weiterer unserer Leibwächter hat erst seinen Kunden und dann sich selbst getötet.”

Das allgemeine Gemurmel, das ausbrach, wurde schnell gedämpft, während die Emotionen weiterhin unter der Oberfläche brodelten.

„Wie ihr euch sicherlich alle erinnert, hat vor über einem Monat einer der Scanguards Leibwächter von San Francisco den Millionär getötet, den er beschützen sollte, und dann Selbstmord begangen. Wir dachten zunächst, es handle sich um einen Einzelfall. Dieser zweite Mord betrifft wieder einen Angestellten aus San Francisco, deshalb haben wir nun leider nicht mehr den Luxus, es einer Amok laufenden Einzelperson zuschreiben zu können. Jemand spielt ein schmutziges kleines Spielchen mit uns.”

Samson nickte. „Gabriel und ich hatten schon am frühen Abend miteinander gesprochen. Die Spätnachrichten werden die Story bringen. Wir müssen für Schadensbegrenzung sorgen. Die morgigen Zeitungen werden uns in Stücke reißen. Niemand wird dies als Zufall abtun. Und wir sind uns ziemlich sicher, dass es auch keiner ist.”

„Vampire im Blutrausch?”, fragte Thomas.

Amaury horchte auf. Blutrausch – sie fürchteten ihn alle, diesen unkontrollierbaren Drang, mehr Blut zu trinken als sie brauchten, was letztendlich zu Mord und Besessenheit führte.

Gabriel schüttelte den Kopf. „Nein, beide Leibwächter waren Menschen.”

„Irgendeine Verbindung zwischen den beiden?”, warf Amaury ein.

„Negativ”, antwortete Samson schnell. „Zumindest konnten wir so kurzfristig nichts entdecken. Abgesehen von der Tatsache, dass beide hier in San Francisco eingestellt wurden, haben sie nichts Offensichtliches miteinander gemein.”

„Ich kannte Edmund Martens. Ich habe ihn eingestellt”, erklärte Ricky. Während er sich selbst gern als kalifornischer Beach Boy sah und viele Gewohnheiten seiner neuen Heimat angenommen hatte, konnte er seine Herkunft doch nicht verleugnen: Seine roten Haare, Sommersprossen und der typisch irische Nachname O’Leary verrieten ihn. „Mein Gott, ich hätte für Eddie meine Hand ins Feuer gelegt. Doch als er unseren Kunden letzten Monat getötet hatte, dachte ich, er sei vom rechten Weg abgekommen und wieder in seine alten Gewohnheiten gefallen.”

„Welche Gewohnheiten?”, fragte Amaury.

„Schlimme Kindheit, wechselte ständig die Pflegefamilie, wandte sich dem Verbrechen zu – das Übliche. Ich hätte nie gedacht, dass er so weit gehen würde, jemanden zu töten. Er schien nicht der gewalttätige Typ zu sein. Doch es braucht nicht viel, um jemanden tiefer in diesen Sumpf hineinrutschen zu lassen. Ich hatte nur gedacht, er hätte all das endlich hinter sich gelassen.”

„Vielleicht hatte er das auch.” Samsons besorgter Blick sprach Bände und teilte ihnen mit, dass er nicht daran glaubte, dass die beiden menschlichen Leibwächter Schuld hatten.

„Wer ist der zweite Mann?”, wollte Ricky wissen.

„Kent Larkin.”

Rickys Kinnlade klappte herunter. „Er war doch noch ein Kind. Er kann nicht länger als sechs Monate für uns gearbeitet haben.”

„Ein wenig über fünf Monate”, bestätigte Gabriel.

„Welche Beweise haben wir, dass Edmund und Kent wirklich ihre Kunden getötet haben?” Amaury brauchte Fakten. Er wollte keine übereilten Schlüsse ziehen.

„Ein Augenzeuge in Edmunds Fall und eine rauchende Pistole bei Kent.”

„Haben wir jemanden bei der Polizei?”, fragte Delilah plötzlich. Alle Augen richteten sich auf sie. „Nun, wir sollten uns lieber darum kümmern, dass wir wissen, was die Polizei weiß, bevor es öffentlich bekannt gegeben wird.”

Seitdem Delilah den Blutbund mit Samson eingegangen war, hatte sie begonnen, ein aktives Interesse an dem Unternehmen zu zeigen. Als blutgebundene Gefährtin hatte sie Anspruch auf alles, was Samson gehörte und die Tatsache, dass sie begonnen hatte, wichtige Entscheidungen mit zu treffen, schien ihren Mann nicht im Geringsten zu stören. Sie war ihm in allem eine gleichberechtigte Partnerin.

Amaury war überrascht von der Veränderung, die er bei seinem alten Freund sah. Nach zweihundert Jahren der Einsamkeit hatte Samson keinerlei Probleme gehabt, sich der Ehe mit einer starken Frau anzupassen. Amaury bezweifelte, dass er sich selbst so einfach anpassen könnte wie Samson dies tat. Nicht dass es einen Grund gab, darüber nachzudenken. Amaury wusste, dass er nie den Bund eingehen würde, da er nicht fähig war, jemanden wahrlich zu lieben.

„Ich werde mit G reden”, sagte Samson und bezog sich damit auf den Bürgermeister. „Ich werde dafür sorgen, dass er uns auf dem Laufenden hält.” Er schaute wieder auf den Bildschirm. „Wann landet ihr?”

„Es befinden sich bereits alle auf dem Weg zum Flughafen. Wir werden ungefähr eine Stunde vor Sonnenaufgang landen.”

„Meinst du nicht, dass das ein wenig zu knapp wird?”, fragte Ricky.

„Wir können es nicht ändern. Ich musste erst meine Truppen mobilisieren und mich selbst vorbereiten.”

„Du kommst selbst hierher?”, fragte Amaury überrascht. Gabriel verließ New York so gut wie nie. Da er sich entschieden hatte, die Ostküste zu verlassen, erwartete er eindeutig, dass sich diese Vorkommnisse zu einem großen Problem entwickeln würden. Und wenn er es riskierte, so knapp vor Sonnenaufgang draußen zu sein, musste Gabriels Einschätzung der Situation an eine Katastrophe grenzen.

„Wir können niemandem in der Zweigstelle in San Francisco trauen. Ich bringe drei meiner besten Leute mit: Quinn, Zane und Yvette. Wir werden die Untersuchung auf unsere Art durchführen. Außerhalb dieser Gruppe können wir niemandem vertrauen. Niemandem!”

„Gabriel hat recht”, bestätigte Samson. „Wenn zwei unserer menschlichen Bodyguards ihre Kunden getötet haben, dann hat da jemand seine Hände im Spiel. Und bis wir wissen wer und warum, müssen wir vorsichtig sein. Die Angestellten werden eine Erklärung haben wollen. Ricky, du berufst ein Angestellten-Meeting ein, sobald Gabriel und seine Leute hier sind. Jeder bei Scanguards ist zunächst verdächtig – Mensch ebenso wie Vampir. Carl, du holst Gabriel vom Flughafen ab.”

Carl, Samsons ergebener Butler, Fahrer und persönlicher Assistent für häusliche Angelegenheiten, nickte sofort. Sein stämmiger Körper war wie immer ordentlich in einen dunklen Anzug verpackt.

„Amaury, du begleitest Carl”, ordnete Samson an.

Amaury nickte. Er hatte seine Freunde aus New York schon seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen, und sich mit ihnen auf den neuesten Stand zu bringen, würde ihn von seinen Schmerzen ablenken. Das hieß aber nicht, dass er sehr versessen darauf war, Yvette wiederzusehen, die vermutlich immer noch sauer auf ihn war.

„Thomas”, fuhr Samson fort, „ich will, dass du alle Hintergrundüberprüfungen der Angestellten auf einer Matrix miteinander vergleichst. Lass uns sehen, was Edmund und Kent gemeinsam haben und lass uns diese Kriterien mit dem Rest der Angestellten vergleichen. Wir müssen herausfinden, wer sonst noch anfällig sein kann für das, was hier vor sich geht.”

„Kein Problem”, akzeptierte Thomas den Befehl. „Ich mache mich gleich an die Arbeit. Du kannst mich im Büro in der Innenstadt erreichen.”

„Oliver, du bist der Einzige, der während des Tages unterwegs sein kann. Ich verlasse mich auf dich. Du bist unser Verbindungsmann.”

Noch bevor Oliver antworten konnte, unterbrach Delilah. „Moment mal; ich kann auch tagsüber raus gehen.”

Obwohl Delilah eine blutgebundene Gefährtin war und von Samsons Blut getrunken hatte, blieb sie doch komplett menschlich, bis auf eine Sache: Sie alterte nicht mehr, solange ihr Mann am Leben war.

„Das kommt nicht in Frage!”, schnappte Samson. „Du beteiligst dich nicht an diesen Ermittlungen.”

„Scanguards ist auch mein Geschäft.” Sie stemmte ihre Hände in die Hüften.

„Das streite ich nicht ab. Aber du wirst dich nicht in Gefahr bringen, nicht in deinem Zustand.”

„Zustand?”, hörte Amaury sich fragen und nahm sofort die Antwort auf seine Frage wahr.

Alle anderen Anwesenden warfen dem Pärchen einen fragenden Blick zu.

Samson grinste stolz. „Ich vermute, die Katze ist nun aus dem Sack.” Er zog Delilah in seine Arme. „Delilah macht mich zum glücklichsten Mann auf dieser Welt. Wir bekommen ein Kind.”

Dieser Mann war ein verdammter Glückspilz. Amaury schüttelte seinen Kopf. „Herzlichen Glückwunsch.”

Während alle ihnen zu diesem glücklichen Ereignis gratulierten, beobachtete Amaury, wie Samson seine Frau dicht an sich zog und ihr etwas ins Ohr flüsterte. Er musste die Worte nicht verstehen; allein das Gefühl, das die beiden ausstrahlten, traf ihn wie ein Ziegelstein, der von einem Wolkenkratzer herabfiel.

Der Druck in seinen Schläfen verstärkte sich. Wenn er nicht bald ihrer Gegenwart entfloh, würde sein Kopf zerbersten.

Liebe war das verheerendste Gefühl, das sein Unwesen in Amaurys Kopf trieb. Auf keinen Fall war er eifersüchtig auf Samson, da er kein Interesse an dessen lieblicher Gefährtin hatte, doch er konnte die Gesellschaft des Paares einfach nicht lange ertragen. Wann immer seine Sinne von der Liebe anderer bombardiert wurden, war der Schmerz, den er fühlte, so gut wie unerträglich. Sein Verstand konnte einfach nicht mit dem Fluch, niemals wieder lieben zu können, umgehen und reagierte darauf mit Schmerz und Ablehnung.

Leider war aber das Treffen noch nicht vorbei. Er war schon verspätet gekommen. Nun auch noch frühzeitig zu gehen, kam nicht in Frage. Er war immerhin einer der Direktoren des Unternehmens und besaß Anteile daran, deshalb musste er seinen Teil zur Bewältigung dieser Krise beitragen.

Amaury ergriff den massiven antiken Schreibtisch hinter sich, um sein Gleichgewicht zu halten, und versuchte, sich von dem donnernden Hämmern in seinem Kopf abzulenken. Um seine innere Unruhe zu kaschieren, zwang er seinen Mund erneut zu einem falschen Lächeln und sprach Gabriel über den Bildschirm an. „Haben andere Zweigstellen über ähnliche Probleme berichtet?”

„Ich habe Unterstützung nach Houston, Seattle, Chicago und Atlanta geschickt. Bisher wissen wir noch nicht, ob es auf San Francisco beschränkt ist oder nicht. Doch wir können nicht vorsichtig genug sein. Je schneller wir herausfinden, wer oder was dahintersteckt, desto besser ist es für alle Beteiligten. Dies darf sich nicht verbreiten, sonst sind wir ruiniert.”

Samson zeigte ein grimmiges Lächeln und hielt Delilah weiterhin fest im Arm. „Du hast recht. Das Unternehmen könnte diese Art von Publicity nicht überleben. Und wenn die Polizei oder die Presse zu tief graben, sind wir in großen Schwierigkeiten. Keiner von uns kann es sich leisten, als Vampir enttarnt zu werden. Also, beim kleinsten Verstoß eines Menschen gegen unsere Sicherheitsregeln müsst ihr ihnen die Erinnerungen löschen. Das ist von größter Bedeutung. Keine Ausnahmen!”

„Und wir können nicht noch mehr Leute sterben lassen”, fügte Delilah hinzu.

„Bis das hier alles vorbei ist, sollten wir alle unseren Kontakt zu Menschen einschränken.”

Samson musste nicht in seine Richtung blicken; Amaury wusste auch so, dass dieser Hieb an ihn gerichtet war. Sein Freund hatte leicht reden – immerhin hatte er seine Frau Tag und Nacht an seiner Seite.

Amaury verstand die Nachricht klar und deutlich. Er hatte sich von menschlichen Frauen fernzuhalten. Doch was blieb ihm dann noch? Mit den Vampirinnen zu schlafen, die ihn bisher noch nicht aus ihren Betten geworfen hatten?

Es war nicht so, dass er nicht liefern konnte, wenn es um Sex ging, doch viele der Vampirinnen hatten begonnen, gefühlsmäßige Ansprüche zu stellen. Warum sie sich alle plötzlich in bedürftige, anhängliche Kreaturen verwandelten, ging ihm nicht ein. Sicherlich war die Anpassung an den menschlichen Lebensstil dafür verantwortlich. Als wäre es das Ziel, es den Menschen gleichzutun.

Er würde sich garantiert nicht in einen plappernden Idioten verwandeln, der an nichts anderes als an seine Frau dachte, nicht einmal wenn er fähig wäre, zu lieben, was er natürlich nicht war.

3

Nina zog sich die Kapuze ihres dunklen Sweatshirts enger um den Kopf. Zum hundertsten Mal in dieser Nacht schob sie eine hartnäckige dunkelblonde Locke hinter ihr Ohr zurück. Ließe sie ihr Haar länger wachsen, könnte sie wenigstens ihre widerspenstigen Locken in einen Pferdeschwanz zurückbinden. Doch langes Haar war unpraktisch, insbesondere in einem Kampf.

Sie war sowieso wenig mädchenhaft. Mit ihren 1,75 m war sie kaum als zierlich zu bezeichnen. Eine Tatsache, für die sie dankbar war, vor allem, da sie es mit großen, bösen Kerlen zu tun hatte.

Der Nebel hatte sich Stunden zuvor aufgelöst, was zu einer wunderschönen, sternenklaren, jedoch mondlosen Nacht führte. Beinahe friedlich legte sich die Stille über die schlafende Stadt.

Nina fuhr fort, das prunkvolle viktorianische Haus von ihrem Versteck auf der gegenüberliegenden Straßenseite aus zu beobachten. Vor über einer Stunde hatte sie mehrere von ihnen hineingehen sehen und keiner war bisher wieder herausgekommen.

Sie wusste, was sie waren. Einen Monat zuvor hatte sie in den Besitztümern ihres Bruders die ersten Hinweise gefunden und Stück für Stück ein Bild zusammengesetzt, das ihr zunächst unmöglich erschienen war. Sofort hatte sie ihre Ergebnisse als lächerlich abgetan. Doch je länger sie herumschnüffelte, je mehr sie auskundschaftete, desto klarer war ihr alles geworden.

Sie hatte Notizen in Eddies Kalender gefunden, Zeichnungen von Waffen und seltsame Symbole. Und in einem Buch über das Paranormale hatte er an den Rändern noch weitere Notizen gemacht. Unter seiner Matratze fand sie schließlich noch eine Liste mit Namen. Neben jedem Namen stand entweder Mensch oder Vampir.

Beim Lesen dieses Wortes dachte sie, er sei verrückt geworden. Und für einen kurzen Moment hatte sie es in Betracht gezogen, dass ihr Bruder wirklich des Mordes und Selbstmordes schuldig war. Eine Geisteskrankheit wäre die Erklärung dafür. Allerdings hatte er nie Anzeichen davon gezeigt. Eddie war nicht verrückt – auf keinen Fall würde sie das glauben.

Darum forschte sie weiter nach und spionierte denjenigen nach, die Eddie auf seiner Liste als Vampire klassifiziert hatte. Die meisten von ihnen arbeiteten für Scanguards.

Nina schniefte und wischte sich die Nase am Ärmel ihres Sweatshirts ab. Ihre dunkle Kleidung ließ ihre Umrisse mit dem Hauseingang hinter ihr verschmelzen. Niemand wäre in der Lage, sie zu entdecken, nicht einmal dann, wenn sie direkt in ihre Richtung schauten.

Die mehrwöchige Verfolgung derjenigen, die sie als Vampire verdächtigte, hatte sich zu einem Crash-Kurs in Tarnung entwickelt. Bis jetzt hatte sie sich immer weit genug von ihnen ferngehalten, um sich nicht selbst in Gefahr zu bringen. Heute Nacht würde sie näher herankommen müssen.

Das Geräusch einer sich öffnenden Tür holte Nina aus ihren Gedanken. Ein schneller Blick auf die Person, die das große viktorianische Haus verließ, bestätigte ihr, dass es einer der Vampire war, der größte von ihnen, Amaury.

Sie hatte ihn schon mehrere Male verfolgt, herausgefunden, wo er wohnte, und versucht, seine Schwachstelle zu finden. Sie war nicht gerade scharf darauf, dass er der Erste sein würde, den sie sich vornehmen musste, doch vielleicht war es Schicksal, dass es so kommen musste. Werde zuerst den größten und bösesten Vampir los; die anderen würden dann vergleichsweise ein Kinderspiel sein.

Nina beobachtete ihn, wie er die Eingangsstufen herunter taumelte, als wäre er betrunken. Er hielt auf dem Bürgersteig an und lehnte sich gegen das Tor zu seiner Rechten. Der Schein der Straßenlaterne beleuchtete sein Gesicht. Statt des breiten Lächelns, das er so oft in Gesellschaft der anderen trug, war sein Gesicht verzerrt; tiefe Falten um Mund und Augen bildeten eine Maske des Schmerzes.

Schmerz? Sie runzelte die Stirn. Nach allem was sie über Vampire wusste, war sie sich beinahe sicher, dass diese nur wenig Schmerz empfanden, wenn überhaupt. Und doch sah Amaury aus, als hätte er mit einer schweren Migräne zu kämpfen, so wie er die Handflächen fest gegen seine Schläfen drückte.

Mit angehaltenem Atem beobachtete sie, wie sich sein Brustkorb hob und senkte, als er tief ein- und ausatmete. Da war etwas so Menschliches, so Verletzliches in seinen Gesten, dass sich ihr Misstrauen für einen Augenblick in Sympathie verwandelte. Sofort schüttelte sie diesen Gedanken ab. Es vergingen einige Sekunden, bevor er sich schließlich zusammenriss und sein Gesicht nach außen hin wieder völlig normal erschien.

Nina blieb in sicherer Entfernung hinter ihm, als sie ihm folgte. Das feuchte Pflaster des Bürgersteigs absorbierte den Klang ihrer weich-besohlten Schuhe. An der Richtung, die er einschlug, erkannte sie, dass er auf dem Weg nach Hause war. Warum er im Tenderloin wohnte, einer der schäbigsten Gegenden von San Francisco, wenn er sich doch sicherlich eine weitaus bessere Wohngegend leisten konnte, blieb für sie ein Rätsel. Seine Kleidung sah teuer, jedoch leger aus. Und einmal hatte sie ihn sogar in seinem Auto gesehen, einem Porsche.

Als sie ihm den Hügel hinunter folgte und langsam den weniger angenehmen Teil der Stadt betrat, in dem sich viele der Obdachlosen und Drogenabhängigen aufhielten, hatte sie sich schon für den Ort entschieden, an dem sie ihn ausschalten wollte. Geduldig wartete sie auf den richtigen Zeitpunkt. Jeder ihrer Schritte brachte sie näher an die Stelle, die ihr einen klaren Vorteil verschaffen würde.

Nina wich einem obdachlosen Mann aus, der bewegungslos auf dem Bürgersteig lag. Der Geruch von Alkohol und Urin stieg ihr in die Nase. Sie erschrak, als der Betrunkene sich unerwartet umdrehte und grunzte. Adrenalin pumpte durch ihre Adern. Sie blickte auf den Mann hinunter, bereit sich notfalls zu verteidigen, doch er nahm sie überhaupt nicht wahr. Als sie den Kopf wieder hob, war Amaury um die Ecke gebogen. Das Letzte, was sie von ihm sah, war sein im Wind flatternder Mantel.

Verdammt! Sofort beschleunigte sie ihre Schritte. Sie konnte es sich nicht erlauben, ihn zu verlieren, nicht jetzt, wo sie ihrem Ziel so nahe war. Zwei Blocks weiter war die Stelle, die sie schon vor Tagen ausgekundschaftet hatte.

Dort hatte sie eine sehr alte Treppe entdeckt, die über das Dach eines leerstehenden einstöckigen Gebäudes führte. An der diagonal gegenüberliegenden Ecke bot es einen klaren Ausblick über eine schmale Gasse – eine Gasse, die Amaury gerne entlang ging. Er würde vorbeigehen und sie wäre in der Lage, ihn von oben anzuspringen und ihn gleichzeitig niederzustechen.

Nina ließ ihre Hand in ihre Tasche gleiten und berührte den Pfahl. Das Holz fühlte sich in ihrer Hand glatt an und sie streichelte es zärtlich wie einen Liebhaber.

Amaury LeSang, in einer Minute bist du ein toter Vampir.

Ein Mann wie ein Schrank und doch würde ihm ein so kleiner Gegenstand den Tod bringen. Es war beinahe poetisch. Trotz all ihrer Kraft und Macht waren Vampire überraschend anfällig für etwas so Einfaches wie ein Stück Holz. Es gab noch Gerechtigkeit auf der Welt und auf die würde sie sich heute Nacht verlassen.

Sie bog um die Ecke, die Amaury nur Sekunden zuvor umrundet hatte. Die schmale Straße war dunkel – und leer. Nina kam schlitternd zum Stillstand. Hatte er sie schließlich doch bemerkt und begonnen zu laufen, nachdem er aus ihrem direkten Sichtfeld verschwunden war?

Sie suchte den Bürgersteig und die Eingänge ab. Nichts – bis auf ein paar streitende obdachlose Männer und einen Teenager, der im Schatten lungerte und vermutlich auf seinen Dealer wartete, falls er nicht sogar selbst einer war. Kein Ton oder Anzeichen von irgendjemand anderem in der Nähe. Ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken und bereitete ihr Unbehagen.

Einen Block weiter endete die Gasse an einer Abzweigung. Vielleicht hatte er diese schon passiert. Ein paar Schritte weiter rechts vor ihr duckte sie sich unter den kleinen Bogen, der zu einer alten Treppe führte. Zwei Stufen auf einmal nehmend kletterte sie die Treppe hoch. Wenn sie sich beeilte, könnte sie immer noch rechtzeitig an Ort und Stelle sein, um zuzuschlagen.

Nina wurde schneller und rannte die letzten Stufen hinauf bis zu der Stelle, an der die Treppe eine abrupte Wende machte. Ein kurzer Sprint über das Dach und sie erreichte den Aussichtspunkt, von dem aus sie die schmale Gasse unter sich einsehen konnte. Sie wusste, dass er gern diese Abkürzung zu seiner Wohnung nahm. Sie hatte ihn mehrere Male dabei beobachtet.

Nur diesmal war er nicht in der Gasse. Sie hatte ihn verpasst. All die Arbeit dieser Nacht für nichts. Eine komplette Zeitverschwendung.

Verdammt!

Nina stampfte vor Wut mit dem Fuß auf und stieß die Luft aus ihrer Lunge. Ein leises Geräusch ließ sie herumfahren. Nur ihre schnelle Reaktion bewahrte sie davor, von hinten angegriffen zu werden, doch eine große Hand fing dennoch ihren Arm ab. Der unerwartete Kontakt ließ ihren Atem stocken und schnürte ihr vor Angst die Kehle zu. Ohne überhaupt in sein Gesicht zu blicken, wusste sie, mit wem sie es zu tun hatte.

Amaury war wie ein Rammbock: hart, unnachgiebig und unaufhaltsam. Sie spürte, wie seine rohe Kraft elektrische Impulse ihre Haut entlang schickte. Ernsthafte Sorge machte sich in ihr breit. Ohne ein Überraschungsmanöver hatte sie keinerlei Chance, einen Kampf gegen ihn zu gewinnen. Er konnte sie einfach übermannen und sie brachte ihm so viel Widerstand entgegen wie ein Grashalm, der sich im Wind behauptete.

Flucht war an dieser Stelle die einzige Möglichkeit und sie war weder zu stolz, noch dumm genug, länger zu bleiben.

Mit einer schnellen Bewegung drehte sie ihren Arm und befreite ihn aus seinem Griff. Ein fester Tritt gegen sein Schienbein und schon lief sie an ihm vorbei, wobei gedämpfte Flüche ihr folgten. Als sie seine Hand nach ihrem Sweatshirt greifen spürte, trat sie mit ihrem Bein nach hinten, drehte sich auf dem anderen Fuß herum und benutzte beide Arme, um seine Kraft gegen ihn zu verwenden und ihn dazu zu bringen, ihre Kleidung loszulassen. Doch sie hatte seine Stärke unterschätzt.

„Wer zum Teufel bist du?”, spuckte Amaury aus. Das tiefe Grollen seiner Stimme schickte ein Zittern durch ihren Körper und ließ ihre Haut prickeln. „Und warum folgst du mir?”

Seine beeindruckende Statur überragte sie um mehr als einen Kopf und bedrängte ihre Sinne. Eine Hand immer noch an ihrem Sweatshirt, zog er ihr mit der anderen die Kapuze herunter und ignorierte dabei ihre um sich schlagenden Arme. Ihre Locken fielen heraus. Nina versuchte erfolglos seine Hand abzuschütteln, mit der er ihr Kinn anhob und sie zwang, ihn anzusehen.

„Du bist eine Frau!”

Seine Augen weiteten sich vor Überraschung. Diesen kurzen Augenblick des Zögerns nutzte sie, um sich aus seinem Griff zu winden und zu entfliehen. Sie kam nicht einmal zwei Schritte weit, da hatte er sie wieder im Griff und hielt sie fest. Diesmal zog er sie fester an seinen harten Körper und drehte sie zu sich. Sie starrte ihn mit fest aufeinandergepressten Lippen an – und schaute in die blauesten Augen, die sie je gesehen hatte.

Nina hatte Amaury immer aus der Ferne beobachtet, aus sicherer Distanz. Dies war das erste Mal, dass sie nur Zentimeter von seinem Gesicht und seinem gutgebauten Körper entfernt war. Er war groß und muskulös, grobknochig und breitschultrig. Doch er hatte kein Gramm Fett am Körper. Sein Haar war rabenschwarz, nicht ganz schulterlang und mit leichten Wellen an den Spitzen.

Doch war es weder sein Haar noch sein starker Körper, der sie gefesselt hielt, nicht einmal die Hände, die sie gegen ihren Willen festhielten. Es waren seine Augen. So tief und blau wie der Ozean starrten sie sie an – hypnotisierten sie.

Seine Hände hätte sie vielleicht irgendwie abschütteln können, aber nicht seine Augen. Auch nicht die sinnlichen Kurven seines Mundes, die vollen Lippen oder den starken Umriss seines Kiefers. Selbst seine Nase war perfekt proportioniert, lang und gerade, fast klassisch griechisch.

Nie in ihrem Leben hatte sie von Angesicht zu Angesicht einem Mann gegenüber gestanden, der so robust, so schön und sinnlich zugleich war. Trotz der prekären Situation, in der sie sich befand – gefangen von einem Vampir – kämpfte sie nicht, um sich aus seinen Armen zu befreien und seinem Körper zu entkommen. Stattdessen ertappte sie sich dabei, wie sie sich langsam dichter an ihn drängte, um die Wärme, die er ausstrahlte, zu genießen. Amaury roch nach Erde und Leder. Rein, männlich. Ihr Unterleib verkrampfte sich. Die schamlose Reaktion ihres Körpers ließ Alarmglocken in ihrem Kopf läuten.

Verdammt noch mal, was tat sie nur? Sie sollte ihm so fest in den Arsch treten, dass er von hier bis Alcatraz flog und nicht mit ihm liebäugeln wie ein besessener Groupie. Er war der Feind, einer der Männer, der für die Zerstörung ihrer kleinen Familie verantwortlich war. Warum gehorchte ihr Körper nicht der Vernunft und teilte zumindest einige Karateschläge aus, um zu versuchen, seinem Griff zu entkommen?

Er beobachtete sie argwöhnisch aus zusammengekniffenen, scharfen Augen, sagte jedoch nichts. Sie glaubte nicht, dass er immer noch von der Tatsache, dass eine Frau ihm gefolgt war, schockiert sein konnte, doch irgendetwas hielt seine Zunge im Zaum.

Nina senkte ihren Blick zu seinem Mund und sah, wie sich seine Lippen leicht öffneten. Feste und sinnliche Lippen, die sie einluden, mit ihren eigenen sanft darüber zu streichen, wenn auch nur, um zu bestätigen, dass sie diese Perfektion nicht nur träumte.

Nein. Immer noch der Feind. Böser Vampir.

Sie konnte dieser Versuchung widerstehen. Sie war stark – bis er ausatmete und sie seinen Atem wahrnahm – moschusartig und erdig. Sein Duft war berauschend, süchtig machend, als enthielte er geheime Substanzen, die entwickelt worden waren, um sie willenlos zu machen. Ihre trockenen Lippen befeuchtend, nicht in der Lage klar zu denken, streckte sie sich nach oben und wandte ihm ihr Gesicht zu. Beugte er sich zu ihr herunter oder war es nur eine Illusion?

Wirklich böser Vampir.

Und doch so verlockend.

Nein!

Sie musste dagegen ankämpfen, musste ihn bekämpfen.

Improvisiere!

Ja, sie musste diese Situation nutzen, sie zu ihrem Vorteil wenden. Seine Schwäche finden.

Denk nach! Du bist eine kluge Frau, verdammt noch mal, denk nach!

Das war es: eine Frau. Sie war eine Frau und sie wusste, dass Frauen seine Schwäche waren, hatte sie ihn doch schon in Begleitung vieler gesehen – ja, das könnte sie ausnutzen. Es könnte funktionieren.

Oder der Schuss könnte nach hinten losgehen.

Nina hörte nicht auf ihre zweifelnde innere Stimme. Stattdessen näherte sie sich seinem perfekten Gesicht und presste ihren Mund auf seinen.

Er schien überrascht, und seine Lippen blieben einen Moment lang starr. Doch dann lockerten seine Hände den starren Griff an ihren Armen und er zog sie dichter an seinen Körper. Eine Hand umkreiste ihre Taille, die andere stützte ihren Kopf, und seine starken Finger vergruben sich in ihren Locken wie ein Liebhaber es tun würde. Ihr Herz machte vor Erleichterung einen Sprung – es funktionierte. Sie würde ihn ablenken, um dann zu entkommen.

Doch in dem Moment, als seine Lippen auf ihre reagierten und seine Zunge in ihren Mund eindrang, übernahm ihr Körper die Kontrolle. Sein Kuss betätigte den Ausschalter in ihrem Kopf und beendete damit jeden vernünftigen Gedanken, den sie je hatte – und löschte ihren brillanten Plan aus ihrem Gedächtnis, als hätte er nie existiert.

~ ~ ~

Amaury zog die menschliche Frau dichter an sich und drückte ihren Busen gegen seine Brust. Ihre kurzen, blonden Locken fühlten sich weich an unter seiner Hand, wie Seide.

Sobald er spürte, wie sich ihre Lippen unter leichtem Druck öffneten, reagierte er mit einem kehligen Stöhnen. Und dann erwiderte er ihren Kuss. Sie hieß seine Zunge in einem Duell mit ihrer willkommen und ermutigte ihn, sie zu erkunden. Er würde sie nicht enttäuschen. Indem er seinen Kopf zur Seite neigte, suchte er nach einem tieferen Eindringen und fand, wie sie eifrig seinen Anspruch akzeptierte.

In ihren formlosen Kleidern hatte er sie fälschlicherweise für einen jugendlichen Kriminellen gehalten und nicht für die warme und willige Frau, als die sie sich erwies. Aber was ihn wirklich aus dem Takt gebracht hatte, war die Tatsache, dass er nicht ein einziges ihrer Gefühle wahrnehmen konnte. Das war mehr als nur irritierend – es war faszinierend.

Ehrlich gesagt konnte er zum ersten Mal eine Frau küssen, ohne sich auf seine Erlösung zu konzentrieren. Es war wie ein Geschenk des Himmels, in der Lage zu sein, einen Kuss wie diesen, den er nun mit ihr teilte, zu genießen. Ein Kuss voller Feuer, Leidenschaft und Verlangen. Er hatte keine Ahnung, warum sie ihn küsste, wer sie war oder was sie wollte. Doch ihr Körper an seinen gepresst fühlte sich völlig richtig an.

Aus eigenem Antrieb rutschte seine Hand über ihre Taille nach unten und spreizte sich über ihren runden Hintern. Mit einem Stöhnen zog Amaury sie gegen seine wachsende Erektion und übernahm die Führung.

Ihre Lippen schmeckten nach Vanilleblüten, nach Unschuld. Er inhalierte ihren Duft und nahm ihn tief in sich auf. Wellen des Vergnügens durchströmten seinen Körper und entzündeten die Lust, die er kaum zurückhalten konnte. Ihr Geschmack war berauschend, rein weiblich und unbeschreiblich sexy. Unwillig, sich zurückzuhalten, beraubte er die Höhle ihres Mundes wie ein einfallender Barbar, wild und brutal.

Anstatt sich seinem Angriff zu entziehen, umschlangen ihre Arme seinen Nacken, als wollte sie sicherstellen, dass er nicht aufhörte. Keine Chance, dass das passieren würde. Nicht solange sein Schwanz voller Gier pulsierte, und ihre Zunge jedes Mal kleine Schockwellen durch seinen Körper jagte, wenn sie gegen seine strich. Diese Frau wusste, wie sie einen Mann mit einem Kuss zum Wahnsinn treiben konnte.

Ihr süßer Geschmack war für ihn wie Ambrosia, wie ein lang verlorenes Vergnügen, das er vergessen hatte. Sie erinnerte ihn an lang vergrabene Emotionen und brachte ihn in Aufruhr, wie es in vier Jahrhunderten keine Frau geschafft hatte.

Unter seinen gierigen Händen fing er die Wärme und Weichheit einer Frau auf, die vor Leidenschaft überfloss. Eine Frau, die seinen eigenen Bedürfnissen gewachsen sein könnte. Die Laute ihres Vergnügens erschienen ihm wie Ausbrüche eines kleinen Feuerwerks und schürten sein Verlangen noch mehr. Es ließ ihn Dinge wollen, die er nie gewagt hätte zuzugeben: Nähe, Zuneigung, Wärme.

Amaury fing ihr nächstes Stöhnen auf und schluckte es hinunter, wo es von seiner Brusthöhle abprallte, von seiner Lunge abfederte und gegen sein kaltes Herz schlug. Und für einen kurzen Augenblick entzündete sich ein Funken da, wo sein schlagendes Herz fast eingefroren lag.

In der nächsten Sekunde schlug sein Herz schneller als je zuvor. Einen Moment später hörte er hinter sich ein Geräusch.

Gefahr!

Aus Reflex gab er sie sofort frei und wirbelte herum. Hinter ihm lag nur Dunkelheit. Außer ihnen beiden befand sich niemand auf dem Dach.

Er drehte sich wieder zu ihr, da war sie schon von ihm fortgelaufen, rannte zum Rand des Gebäudes und war eine Sekunde später verschwunden. Er hörte ein lautes Krachen und folgte dem Geräusch. Als er den Rand erreichte, schaute er hinunter. Unter ihm war die Gasse, die er so oft auf seinem Weg nach Hause benutzte und dort, am Ende, war die Frau, die vor ihm flüchtete.

„Warte!”, rief er ihr hinterher. „Wer bist du?”

Doch sie war schon um die Ecke gebogen und außer Sicht. Amaury schluckte. Er hatte immer noch ihren Geschmack auf seiner Zunge und konnte das Gefühl ihrer weichen Konturen an seinen Körper gepresst spüren. Was zum Teufel war da gerade passiert?

Verwirrt schüttelte er den Kopf. Generell war er derjenige, der verführte. Doch dieses Mal hatte eine Frau den Spieß umgedreht. Und das gefiel ihm. Sehr. Es war eine Schande, dass sie nicht weitergemacht hatte. Warum war sie plötzlich davongelaufen, wenn doch alles so gut lief?

Und warum war er nicht in der Lage gewesen, ihre Emotionen wahrzunehmen, nicht eine einzige, obwohl sein Kopf noch Minuten zuvor schmerzvoll gepocht hatte?

Der einzige Grund, warum er herausgefunden hatte, dass sie ihm folgte, war, weil er ihre Schritte gehört hatte. Doch ihr Verstand war vollkommen still gewesen. Als hätte sie keine Gefühle. Und doch deutete ihr leidenschaftlicher Kuss auf etwas anderes hin.

Vielleicht geschah ja etwas mit ihm. War es möglich, dass die Sitzungen mit seinem Psychiater Drake ihm doch irgendwie halfen? Es könnte ein Anfang sein, ein Zeichen, dass sich sein Fluch aufhob.

Als er sich umdrehte und zurück zur Treppe ging, stolperte er über etwas, fing sich aber schnell wieder. Er bückte sich und hob den Gegenstand auf. Sein Atem stockte und sein Herz schlug ihm bis zum Hals. In dem Moment, als seine Finger das hölzerne Stück berührten, wusste er, was es war. Es war ihm und jedem Vampir bekannt – und von allen gefürchtet.

Ein hölzerner Pfahl.

4

Trotz seiner unermüdlichen Suche konnte Amaury keine Spur der mysteriösen Frau finden, bis es Zeit war, sich mit Carl zu treffen. Tatsächlich hatte er so viel Zeit mit der Suche verschwendet, dass er seine anderen Aufgaben vernachlässigt hatte. Diese verflixte Frau spielte mit seinem Verstand und seine Laune verschlechterte sich von Minute zu Minute.

Diese miese kleine Schlampe hatte ihn in dem Wissen geküsst, dass er ein Vampir war. Und warum? Um ihn zu töten. Sie hatte ihn vollkommen aus der Bahn geworfen. Mit einem Kuss!

Wenn man bedachte, dass er Experte war in Bezug auf Sex und alles, was damit zusammenhing, hätte er völlig immun gegen eine solche Ablenkung sein müssen. Ihn auszuspielen wie einen geilen Idioten! Das Mädel besaß Mut.

Wenn er sie erst einmal gefunden hatte, war ihr eine gehörige Tracht Prügel sicher. Und er würde sie finden – früher oder später. Und dann würde er die Samthandschuhe ausziehen und ihr geben, was sie verdiente. Sie war für eine tödliche Dosis Amaury fällig.

Niemand hielt Amaury LeSang so zum Narren – zumindest kam niemand ungestraft damit davon. Schon gar nicht eine menschliche Frau.

Ein Hupen machte ihn auf Carl aufmerksam, der gerade mit dem Wagen anhielt. Amaury öffnete die Tür der schwarzen Limousine und stieg auf der Beifahrerseite ein.

„Der Wagen sieht ziemlich schmutzig aus”, tadelte Amaury.

Carl hatte sah genervt aus. Na super. Zwei stinksaure Vampire zusammen in einem Auto. Diese Nacht konnte nur noch besser werden.

„Ich weiß. Dieser nutzlose Bautrupp hat die Einfahrt zur Garage blockiert, sodass ich den Wagen auf der Straße parken musste. Ich wäre nicht überrascht, auch noch Kratzer im Lack zu finden.”

„Ja, das nervt.” Sein Kommentar war weniger an Carl gerichtet, als mehr an sich selbst. Wo zum Teufel versteckte sich diese Frau nur? Warum küsste sie ihn so, mit so viel Leidenschaft, als wäre es ihr ernst, wenn sie doch nur beabsichtigte, ihn zu töten? Auch Stunden nach dem Kuss hatte er noch ihren Geschmack auf der Zunge und das trieb ihn zum Wahnsinn.

„Hast du dir heute Häuser angesehen?”, fragte Carl.

Als Samsons persönlicher Makler kümmerte sich Amaury sowohl um alle Immobilieninvestitionen von Scanguards als auch um Samsons Grundbesitz.

Amaury schüttelte den Kopf. „Mir kam etwas dazwischen.”

Ja, sein Schwanz.

Der übrigens immer noch steif war. Allein der Gedanke an den kleinen blonden Teufel hielt ihn in einem permanenten Zustand der Bereitschaft.

„Ich bin noch nicht dazu gekommen. Aber einige Häuser sind gerade erst auf den Markt gekommen. Ein paar davon könnten für Samson und Delilah in Frage kommen. Ich werde sie mir morgen Nacht ansehen. Wenn das Baby erst einmal da ist, werden die beiden definitiv mehr Platz brauchen.”

Er griff in seine Jackentasche. In der Erwartung, heute Nacht Häuser zu besichtigen, hatte er seinen Generalschlüssel eingesteckt. Er würde ihm Zugriff auf die zum Verkauf stehenden, unbewohnten Häuser geben, ohne dass der Makler der Gegenseite zugegen sein musste. Ein praktisches System, insbesondere da er sich die Häuser nur bei Nacht ansehen konnte. Und glücklicherweise war der mittelalterliche Mythos, dass ein Vampir in ein Haus eingeladen werden müsste, einfach nicht wahr. Sonst wäre Immobilienmakler nicht die beste Berufswahl für einen Vampir wie Amaury gewesen.

Schweigend fuhren sie zu dem privaten Flughafen, der sich einige Meilen südlich von San Francisco befand. Scanguards hatte seine eigenen speziell ausgerüsteten Jets, um Vampire während des Tages zu transportieren. Kommerzielle Flugzeuge zu benutzen war einfach zu riskant.

Carl parkte am Rand der Rollbahn, machte den Motor aus und schaute auf seine Uhr. „Sie müssten in wenigen Minuten landen.”

Amaury trommelte mit seinen Fingern auf seinen Oberschenkel. Er war nicht mehr in Stimmung, seine alten Freunde zu treffen, da es ihn von seiner Suche nach der sterblichen Frau abhielt, die ihn so forsch geküsst hatte. Es ärgerte ihn, dass er sie bisher nicht ausfindig hatte machen können. Sobald es ihm möglich war, würde er seine Suche wieder aufnehmen. Er hatte nicht viele Anhaltspunkte – nur ihren Duft – aber sie würde ihm nicht entkommen.

Das donnernde Tosen über ihren Köpfen kündigte die Landung des Privatjets an. Minuten später kam er am anderen Ende der Landebahn zum Stillstand. Carl fuhr mit dem Wagen zum Flugzeug, als sich dessen Türen öffneten.

Gabriel war der Erste, der aus dem Flugzeug stieg. Immer mit einem Hang zur Dramatik tauchte er in schwarzen Jeans, einem schwarzen Hemd und einem schwarzen Ledermantel auf. Trotz oder vielleicht wegen der langen Narbe in seinem Gesicht strahlte er Autorität und Selbstvertrauen aus. Und als die Nummer Eins von New York hatte er beträchtlichen Einfluss im Unternehmen. Nur Samson war noch mächtiger.

Amaury hatte den gleichen Rang wie Gabriel. In der Vergangenheit hatten ihre internen Machtkämpfe einigen Streit verursacht. Aber seit Amaury nach Kalifornien gezogen war, hatten die Auseinandersetzungen nachgelassen, und ihre Freundschaft hatte wieder Vorrang.

Amaury sprang aus dem Wagen, um seinen alten Freund zu begrüßen. Er umklammerte Gabriels Arm. „Es tut gut, dich zu sehen.”

„Es ist lange her”, antwortete Gabriel.

„Nicht lange genug!” Die weibliche Stimme erklang von der Treppe.

Amaury hob seinen Blick. Yvette, sexy und hinreißend wie immer, glitt die Stufen hinunter. Eine knallenge Lederhose und ein enges, rosafarbenes Top unterstrichen ihre verführerischen Kurven. Ihr kurzes schwarzes Haar war nach hinten gestylt, was ihr makelloses Gesicht freilegte. Viele Frauen würden für ein Gesicht wie ihres Mord und Totschlag begehen.

„Immer noch beleidigt?” Amaury zwang sich zu einem Grinsen. Er würde es nicht zulassen, dass sie ihn in irgendeiner Weise aufstachelte.

„Du überschätzt deine Qualitäten, Amaury.”

Sie stieg mit ihren langen sexy Beinen die Treppe herunter, denselben Beinen, die sich vor langer Zeit um seine Taille geschlungen hatten, wie er sich nur zu gut erinnerte. Amaury schüttelte dieses Bild ab und konzentrierte sich wieder auf die Gegenwart.

Yvette blieb neben ihrem Boss stehen, vielleicht ein wenig näher, als ihre Arbeitsbeziehung es erforderte. „Du bist nicht so unvergesslich.”

Er wusste, dass er es war, doch würde er keine Befriedigung daraus ziehen, zu versuchen, ihr das zu beweisen. Es war besser, schlafende Tiger – oder Tigerinnen – ruhen zu lassen, bevor sie ihre Krallen ausfuhren.

Gabriel drehte sich zur Flugzeugtür um. “Quinn, Zane, wo zum Teufel bleibt ihr so lange? Wir müssen vor Sonnenaufgang hier weg.”

„Wir kommen schon!”, kam die Antwort. Eine Sekunde später erschien Zane in der Türöffnung, zwei Taschen in der Hand. „Hey, Amaury, kannst du mir mit dem Gepäck helfen?”

„Erlaube mir”, unterbrach Carl und griff nach den Taschen, die Zane ihm reichte.

„Danke, Carl.”

Nachdem er sich des Gepäcks entledigt hatte, schüttelte Zane Amaurys Hand. Sein Schädel war kahl geschoren und trotz des Mangels an Haar war er ein gut aussehender Kerl. Schlank und gebräunt. Gekleidet in verblichene Jeans und einem weißen, langärmligen Poloshirt, strahlte er eine coole Lässigkeit aus. Doch Amaury hatte ihn schon vor Jahren durchschaut.

Zane war eine tödliche Kampfmaschine: schnell und rücksichtslos. Amaury würde es nie auf eine Konfrontation mit Zanes schlechter Seite ankommen lassen, nicht dass Zane eine gute Seite hatte.

„Gut, dich zu sehen”, begrüßte Amaury ihn. „Ich fühle mich besser, jetzt wo ich weiß, dass du hier bist.”

Zanes Mund verzog sich, doch brachte er es nicht wirklich zu einem Lächeln. „Für einen guten Kampf bin ich jederzeit zu haben. Gabriel lässt mich nur selten in Aktion treten.”