Angel (Band 2): Mein Weg mit dir - C. M. Spoerri - E-Book

Angel (Band 2): Mein Weg mit dir E-Book

C.M. Spoerri

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Beschreibung

Als Hannes mit seiner großen Liebe zusammenzieht, warten einige Herausforderungen auf ihn. Der Alltag mit Angels Dämonen, die den ehemaligen Navy SEAL in Form seiner posttraumatischen Belastungsstörung heimsuchen, ist alles andere als leicht. Doch gemeinsam schaffen sie jede Hürde, da sind sich die beiden Männer sicher. Denn ihre Liebe trotzt jeglichen Schwierigkeiten und Angel legt sich ins Zeug, um an sich zu arbeiten. Es scheint, als könnte nichts ihr neues Leben in New York erschüttern. Bis zu jenem Moment, als Hannes es ist, der einen Fallschirm benötigt. Aber … ist Angel schon stark genug für diese Aufgabe?

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Informationen zum Buch

Impressum

Widmung

Angel – Deutsch / Deutsch – Angel

Vorwort der Autorin

Kapitel 1 - Hey, da sind wir wieder!

Kapitel 2 - Die Rotzgöre und der Dom

Kapitel 3 - Blumenstrauß wär nicht okay

Kapitel 4 - I want it that way

Kapitel 5 - Shit!

Kapitel 6 - Und schon wieder: Einundzwanzig, zweiundzwanzig

Kapitel 7- Lady Nicole

Kapitel 8 - Griechischer Abend

Kapitel 9 - Back to daily Business

Kapitel 10 - Teenager und ihre Probleme

Kapitel 11 - Der einzig leichte Tag war gestern

Kapitel 12 - Wie man einen Engel um den Finger wickelt

Kapitel 13 - Kampfsex

Kapitel 14 - OMG, Dad!

Kapitel 15 - 5-4-3-2-1

Kapitel 16 - Erste Schritte

Kapitel 17 - Ein Geschenk für Betzy

Kapitel 18 - Schaumträume und Spaghetti

Kapitel 19 - Reitlektion

Kapitel 20 - Schwester, Bruder und ein verdammt saftiges Steak

Kapitel 21 - Würdest du eher …?

Kapitel 22 - Wenn betrunkene Engel Scheiße bauen

Kapitel 23 - Wochenendpläne

Kapitel 24 - Unangenehmes Aufeinandertreffen

Kapitel 25 - New Haven

Kapitel 26 - Dämonen zwischen altehrwürdigen Mauern

Kapitel 27 - SEAL Team

Kapitel 28 - Double Leg Takedown

Kapitel 29 - Shell & Bones

Kapitel 30 - Deine Chance, Hannes!

Kapitel 31 - Das war erst der Anfang …

Kapitel 32 - Zu gläubig

Kapitel 33 - Er gehört dir

Kapitel 34 - Was ist geiler als ein Schwanz?

Kapitel 35 - Lebwohl

Kapitel 36 - Hatschi!

Kapitel 37 - Notlügen

Kapitel 38 - Tausend Scherben

Kapitel 39 - Phase eins

Kapitel 40 - Die längste Anrufbeantworteransage der Welt

Kapitel 41 - Es ist zu deinem Besten

Kapitel 42 - Lunchmeeting

Kapitel 43 - Dreiunddreißig Blätter

Nachwort & Dankefein der Autorin

Dreingabe (… und drauf auch ;-) )

 

C. M. Spoerri

 

 

Angel

Band 2: Mein Weg mit dir

 

 

Gay Romance

 

 

Angel: Dein Weg zu mir

Als Hannes mit seiner großen Liebe zusammenzieht, warten einige Herausforderungen auf ihn. Der Alltag mit Angels Dämonen, die den ehemaligen Navy SEAL in Form seiner posttraumatischen Belastungsstörung heimsuchen, ist alles andere als leicht. Doch gemeinsam schaffen sie jede Hürde, da sind sich die beiden Männer sicher. Denn ihre Liebe trotzt jeglichen Schwierigkeiten und Angel legt sich ins Zeug, um an sich zu arbeiten. Es scheint, als könnte nichts ihr neues Leben in New York erschüttern. Bis zu jenem Moment, als Hannes es ist, der einen Fallschirm benötigt. Aber … ist Angel schon stark genug für diese Aufgabe?

 

Hinweis zu sensiblen Inhalten:

In diesem Buch wird die psychische Erkrankung PTBS (Posttraumatische Belastungsstörung) thematisiert, insbesondere Flashbacks und Traumabewältigung. Zudem spielen die Themen Krebsdiagnose und Tod eine Rolle.

 

Die Autorin

C. M. Spoerri wurde 1983 geboren und lebt in der Schweiz. Sie studierte Psychologie und promovierte im Frühling 2013 in Klinischer Psychologie und Psychotherapie. Seit Ende 2014 hat sie sich jedoch voll und ganz dem Schreiben gewidmet. Ihre Fantasy-Jugendromane (›Alia-Saga‹, ›Greifen-Saga‹) wurden bereits tausendfach verkauft, zudem schreibt sie erfolgreich Liebesromane. Im Herbst 2015 gründete sie mit ihrem Mann den Sternensand Verlag.

 

 

 

 

 

www.sternensand-verlag.ch

[email protected]

 

1. Auflage, Februar 2023

© Sternensand Verlag GmbH, Zürich 2023

Umschlaggestaltung: Alexander Kopainski

Lektorat & Sensitivity Reading: Lektorat Laaksonen | Stefan Wilhelms

Korrektorat: Sternensand Verlag GmbH

Satz: Sternensand Verlag GmbH

 

 

ISBN (Taschenbuch): 978-3-03896-265-6

ISBN (epub): 978-3-03896-266-3

 

Alle Rechte, einschließlich dem des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

Dies ist eine fiktive Geschichte. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

 

 

 

 

Für alle,

die sich so sehr

ein Wiedersehen mit Hannes und Angel

gewünscht haben.

Das hier ist für euch. <3

(Und für mich, hehe :-D ).

 

C.

Angel – Deutsch / Deutsch – Angel

 

Da einige von euch mir nach Band 1 schrieben, dass sie uuuunbedingt Angels spanische Flüche verstehen wollten. Ähm … ja, natürlich! Bitte sehr. :-D Für die nicht-jugendfreien Ausdrücke bin ich allerdings nicht verantwortlich, neinein. Lesen auf eigene Gefahr.

Okay, Angel sagt auch ganz passable und sogar ziemlich liebe Sachen. Manchmal … ab und zu … nicht allzu oft, zugegeben … XD

 

Vorwort der Autorin

 

Sehr lange habe ich mich dagegen gewehrt, eine Fortsetzung zu ›Angel‹ zu schreiben.

Warum? Weil ›Angel: Dein Weg zu mir‹ in meinen Augen abgeschlossen war und ich ihn als Einzelband belassen wollte.

Doch dann … ließen mich die beiden einfach nicht mehr los, obwohl ich mich in der Zwischenzeit meinen Fantasy-Projekten widmete.

Eineinhalb Jahre lang spukten Szenen in meinem Kopf herum, die Hannes und Angel im Alltag in New York erleben könnten. Und als ich schließlich einen kompletten Plott vor mir hatte, mit viel Drama, Sex und Herzschmerz, konnte ich nicht länger widerstehen und gab dem Drang nach, ihr ›Danach‹ aufzuschreiben. Quasi eine Dilogie nach ihrem Kennenlern-Einzelband.

In diesem Buch werdet ihr keine Kreuzfahrt mehr erleben, sondern eine Achterbahnfahrt der Gefühle.

Es geht um den Alltag der beiden Männer, um Herausforderungen und wie sie diese meistern. Ihr werdet zudem die Charaktere, die in Band 1 nur am Rande auftauchten (allen voran Hannes’ Mutter, Angels Ex-Freundin Lara und seine Tochter Charly) näher kennenlernen.

Und … ähm ja, es gibt um einiges mehr Sexszenen und Drama als in Band 1 (wirklich eine Menge davon!). Sorry, not sorry, aber ich hätte es falsch gefunden, die Szenen, die ich schon so lange in meinem Kopf hatte, zu zensieren oder euch vorzuenthalten.

Also: Bühne frei für eine Fortsetzung, die alles andere als geplant war. Und die hoffentlich weder eure Augen noch Höschen trocken zurücklässt (hehe, entschuldigt, der Spruch musste sein – womöglich bin ich doch noch zu sehr im Léthaniel-Modus … ähm … ja … Insider für alle, die das ›Juwel der Talmeren‹ kennen). :-D

 

Ich wünsche euch ganz viel Vergnügen in New York und hoffe, ihr habt ebenso viel Spaß, wie ich ihn beim Schreiben mit Hannes und Angel hatte. <3

 

Herzlich,

Eure Corinne

 

Kapitel 1 - Hey, da sind wir wieder!

Hannes

 

»Dreh dich um, chico, ich versuch es von hinten.«

»Au, das tut doch weh, pass auf.«

»Mierda, hör auf zu flennen und halt still!«

»Man könnte meinen, du hast das noch nie gemacht.«

»Por todos los santos …«

»Da helfen dir auch keine spanischen Flüche. Finger weg, dann mach ich es eben selbst.«

Um einen besseren Fokus auf unser Problem zu bekommen, schob ich meinen Verlobten zur Seite. Gar nicht so leicht bei einem Muskelpaket wie Angel, aber sein Widerstand war zum Glück nicht allzu groß.

»So geht das. Da muss er rein.« Ich warf dem Mann, den ich liebte, einen vielsagenden Blick zu und zog den Bauchgurt meiner Tauchjacke zu (puh, zusammen mit der Sauerstoffflasche hatte die ein ganz schönes Gewicht …). »Und du willst ein SEAL sein?«, fragte ich grinsend.

Er musterte mich in seiner üblichen ›Ich-bin-Batman-und-jeder-der-mir-zu-nahe-kommt-stirbt-selbst-wenn-es-Robin-oder-ein-Hundewelpe-ist‹-Manier.

Ein Muskel an seinem markanten Kiefer, der von einem gepflegten Bart umrahmt wurde, zuckte verdächtig.

»War. Ich war ein SEAL«, knurrte er mit seinem unvergleichlichen Sexy-Spanisch-Akzent und ließ seine dunklen Augen blitzen.

Er trug wie ich einen Neopren-Anzug, da wir an unserem letzten Tag der zweiwöchigen Florida-Kreuzfahrt einen Tauchkurs besuchten.

Wir befanden uns auf dem Rückweg nach New York und das Wasser war zu kalt für einen richtigen Tauchgang im Meer, daher fand das Ganze im Pool des Schiffes statt.

Natürlich angeleitet von einem Profi, ich selbst war noch nie getaucht und hatte im Gegensatz zu Angel einfach bloß aufmerksam den Anweisungen des hübschen Surfer-Typen mit den Wuschelhaaren gelauscht. Mein düsterer Panther hatte wohl gedacht, für ihn würde der Vortrag des Lehrers nicht gelten, da er als ehemaliger SEAL oft genug getaucht war.

Tja, falsch gedacht …

Ich streckte die Hand nach ihm aus. »Soll ich dir helfen mit deiner Jacke?«

»Dejalo, wenn ich Hilfe brauche, ruf ich 911«, brummte Angel und ließ seine Baritonstimme noch eine Spur tiefer klingen.

»Weißt du, manchmal finde ich deinen Sarkasmus zum Kotzen«, murrte ich.

»Soll ich dir die Haare halten?«

Er drehte mir den Rücken zu, um nach seiner Tauchjacke zu greifen, die neben einer Kiste lag, welche alle von uns erhalten hatten.

Darin befanden sich das Atemreglersystem, ein desinfiziertes Mundstück, Tauchmaske, Blei, Flossen … alles, was man für einen Tauchgang benötigte. Der Lehrer hatte uns jedes Teil ausführlich erklärt, aber Angel schien tatsächlich nur mit halbem Ohr zugehört zu haben, so wie er die Tauchjacke jetzt inspizierte.

Er strich sein schwarzes Haar mit beiden Händen zurück, um besser sehen zu können. Obgleich er seitlich und hinten einen kürzeren Haarschnitt bevorzugte, fielen ihm vorne ein paar längere Strähnen in die Stirn.

Auch wenn er gerade rumknurrte, spürte ich ein Lächeln auf meinen Lippen, als ich seinen breiten Rücken betrachtete.

Angel trainierte (im Gegensatz zu mir) regelmäßig im Fitnessstudio und das sah man ihm auch deutlich an. Aber sein Adonis-Körper war nicht allein der Grund, warum ich kaum die Hände von ihm lassen konnte. Ich wusste, wie er unter der harten Schale namens Muskeln war. Wie er sein konnte. Kannte seine leidenschaftliche, fürsorgliche, zärtliche, manchmal sogar verspielte Seite.

In den vergangenen drei Monaten hatte ich allerdings auch gemerkt, dass es nicht ganz so einfach war, mit jemandem zusammenzuleben, der an PTSD (Posttraumatische Belastungsstörung) litt. Der Krieg und vor allem der Tod seines besten Freundes Rick, der vor eineinhalb Jahren in seinen Armen gestorben war, hatten tiefe Wunden in seiner Seele hinterlassen, die noch immer eiterten und dafür sorgten, dass er seither dienstuntauglich war.

Das Resultat seiner Erkrankung bekam ich nun, da wir zusammenwohnten, beinahe täglich zu spüren, denn seine Launen änderten sich öfter als Beyoncé ihre Kostüme während einer Show.

Zudem war er äußerst schreckhaft, wenn es um laute Geräusche wie das Knallen einer Tür oder unangekündigte Öffnen einer Prosecco-Flasche ging. Wie ich bei unserem einmonatigen Zusammenleben erfahren musste, da ich ihn mit einem Champagner-Frühstück im Bett überraschen wollte.

Ganz, ganz, gaaanz dumme Idee.

Der Morgen war danach ruiniert gewesen, da er noch schlechter gelaunt war als sonst, und sich für volle drei Stunden in seinem Zimmer einschloss – seine Strategie, um mit den ›Dämonen‹, wie er sein PTSD nannte, klarzukommen.

Er stieß dann alle von sich weg, brüllte herum und zog sich zurück. Keine Ahnung, was ich schlimmer fand, aber eines wusste ich: Es tat in meinem Innersten weh, ihn derart gebrochen zu erleben. Gepeinigt von Triggern, die ich teilweise gar nicht als solche wahrnahm und die mir aufzeigten, wie hinterlistig diese Krankheit sein konnte.

Alltägliche Geräusche, Gerüche, Bilder, Orte, Personen – manchmal sogar Gefühle, Stimmen, Worte oder Gesten – konnten bei ihm von jetzt auf gleich zu Flashbacks führen, die in unterschiedlicher Intensität auftraten. Und nur nach und nach bekam ich einen Überblick über das volle Ausmaß seiner psychischen Verfassung, obwohl sich diese stetig verbesserte, wie ich mit Erleichterung feststellte. Dennoch blieben einige Trigger hartnäckig bestehen.

So hasste er es zum Beispiel, wenn ein Bus neben ihm anhielt und die Druckluftbremsen sich mit einem Knall entluden. Dann zuckte er zusammen und ich konnte ihm förmlich ansehen, wie das Adrenalin durch seine Adern schoss, seine Augen gehetzt umherschauten, als ob er Deckung suchte. Mit ein Grund, warum Angel stets mit Taxis oder via Uber in der Stadt unterwegs war.

Wie oft ich mich gefragt hatte, wie er wohl vor all dem gewesen war – vor dem Krieg und Ricks Tod –, konnte ich gar nicht mehr sagen. Aber das gehörte nun mal zu ihm dazu. Zu meinem düsteren Engel, den ich über alles liebte.

Ich war schon ein paarmal mit ihm bei seinem Psychiater Dr. Turner gewesen, den er inzwischen wieder wöchentlich sah und der ihm half, über seine schlimmen Erfahrungen hinwegzukommen.

Dieser erklärte mir auch, wie ich am besten mit Angel und dessen Erkrankung umzugehen hatte.

Dr. Turner verdankte ich es, dass ich immer besser verstand, wie PTSD ›funktionierte‹. Denn das war es im Grunde – eine Funktion des Körpers, der auf diese ungesunde Weise versuchte, mit etwas klarzukommen, das ihn überforderte. Quasi eine Dysfunktion.

Während gesunde Menschen Geschehnisse aus der Vergangenheit ganz klar der Vergangenheit und damit zu ihrer Biografie zuordnen konnten, verlief das bei traumatisierten Patienten anders. Das Erleben eines traumatischen Ereignisses überforderte das Gehirn und so konnte es die Eindrücke nicht in geordneter Form und damit als zusammengehörende Episode abspeichern. Wenn Teile dieses Erlebnisses später getriggert wurden, hatten Menschen mit PTSD das Gefühl, sie erlebten alles – oder Teile davon – noch einmal in der Gegenwart.

Es war eine Art Überflutung mit Emotionen, Bildern, Gerüchen, Geräuschen, die das Gehirn komplett lahmlegen konnte.

Das nannte man dann Dissoziation, quasi das Abschalten des Geistes, weil er mit der Menge an Eindrücken nicht mehr klarkam.

Ich hatte es ein Mal erlebt, wie Angel vollständig dissoziierte. Auf dem Kreuzfahrtschiff, kurz vor Venedig, als ich ihn mit der Nachricht über den Tod einer Mitpassagierin unabsichtlich getriggert hatte.

Das war … gruselig. Nein, angsteinflößend. Er stand vollkommen neben sich, hatte sich von mir wie in Trance in seine Kabine führen lassen, mich weder angeschaut noch wahrgenommen. Stattdessen hatte damals kalter Schweiß auf seiner Stirn geglänzt, er hatte hektisch geatmet, als bekäme er keine Luft und am ganzen Körper gezittert, während er in die Leere starrte.

Seither war das zum Glück nicht mehr so krass vorgekommen, und ich hoffte inständig, es käme nie mehr dazu. Dafür tat ich alles in meiner Macht Stehende … was leider nicht allzu viel war.

Vor allem war es gemäß Dr. Turner wichtig, Verständnis und Geduld zu zeigen, Angel Raum und Zeit zu geben, für ihn da zu sein und ihm zu signalisieren, dass er mit seinen Dämonen nicht allein war. Dass ich an seiner Seite blieb, egal was kam, und mit ihm zusammen kämpfte.

Einfacher gesagt als getan, doch ich bemühte mich, ihm der beste Partner zu sein, den er für seine Heilung brauchte. Noch befanden wir uns nicht an dem Punkt, an dem er mit mir über seine traumatischen Erlebnisse reden konnte und Dr. Turner meinte, es würde vielleicht nie dazu kommen. Aber das wäre auch nicht schlimm, wichtig war, dass Angel stetige Fortschritte machte, seit wir zusammenwohnten.

Er strengte sich wirklich an, sich seinen Dämonen zu stellen, und Dr. Turner war guter Dinge, Angel könnte irgendwann sogar symptomfrei leben. Der Verlauf einer PTSD-Erkrankung war schwer vorherzusagen und hing vor allem davon ab, wie sehr sich der Patient an der Therapie beteiligte. Dabei konnte ich ihm auf jeden Fall helfen.

Ich ermunterte Angel, seine Erlebnisse aufzuschreiben, statt sich innerlich von seinen Dämonen auffressen zu lassen. Das tat er inzwischen auch, führte ein Tagebuch, in dem er seine Gedanken und Emotionen festhielt und das er mit seinem Therapeuten wöchentlich besprach. Zudem hatte er einer weiteren Therapie-Art in Form von Gruppensitzungen mit anderen Betroffenen zugestimmt. Der Austausch und das Lernen von Patienten mit derselben Erkrankung half ihm zusätzlich, damit umzugehen.

Die Erfolge zeigten sich, indem er sich mir gegenüber immer mehr öffnete, und ab und an gab es sogar Tage, an denen er richtig gelöst und fröhlich wirkte.

Heute war kein solcher Tag …

Ob es daran lag, dass wir morgen zurück nach New York reisten oder weil er einfach mal wieder schlecht geschlafen hatte, konnte ich nicht abschätzen. Er war schon in der Früh, nachdem er aus seiner Kabine gekommen war, mürrisch und zugeknöpft gewesen, hatte auf meine Fragen bloß einsilbig und genervt geantwortet. Während des Tauchkurses hatte er bisher auch eher unbeteiligt gewirkt. So, als wäre er mit seinen Gedanken woanders oder als interessierte es ihn schlicht und ergreifend nicht.

Eines wusste ich jedoch: Es lag nicht an mir, wenn er sich so verhielt. Er liebte mich und hätte sein Leben für mich gegeben – ebenso wie ich für ihn. Das bewies er mir jeden Tag aufs Neue. Es waren kleine Gesten, manchmal nur ein flüchtiger Blick, eine sanfte Berührung, die mir das Gefühl gaben, geliebt zu werden. Geliebt von ihm, dem für mich schönsten Mann der Welt, mit dem ich mich erst vor einigen Tagen verlobt hatte.

Das: Diese Liebe war es, warum ich an uns festhielt und gewillt war, diese Hölle mit ihm zusammen durchzustehen. An seiner Seite zu bleiben, obschon es nicht einfach war, und unsere Partnerschaft täglich auf die Probe gestellt wurde.

Wir kannten uns nun ein Dreivierteljahr und lebten seit drei Monaten zusammen. Keine lange Zeit und trotzdem konnte ich mir bereits jetzt ein Leben ohne ihn nicht mehr vorstellen. Er war einfach mein Seelenverwandter, der mich ohne Worte verstand, mir jeden Wunsch von den Augen ablas und auf den ich mich verlassen konnte.

Auch seine Tochter Charly war mir so sehr ans Herz gewachsen, dass ich sie vermissen würde, dürfte ich sie nie wiedersehen.

Unser Leben war alles andere als perfekt, aber es gehörte uns. Uns beiden.

»Angel?« Ich streckte zögerlich die Hand aus, berührte ihn am Oberarm und wartete, bis er sich zu mir umdrehte.

»Hm?« Er hielt inne, seine Tauchjacke anzuziehen, warf einen Blick über seine Schulter und zog eine Braue nach oben, was ihn für mich noch sexyer machte als ohnehin schon.

»Ich habe dir heute noch gar nicht gesagt, dass ich dich liebe.« Ich bemühte mich, ihn mit all den Emotionen anzusehen, die ich für ihn hegte – und verfehlte mein Ziel nicht.

In seinen dunkelbraunen Augen veränderte sich etwas. Erst nur ein kleines bisschen, dann wurde es größer, bis es seinen gesamten Gesichtsausdruck einnahm und pure Wärme verströmte.

Mein Bauch begann zu kribbeln, da ich der Grund für diese Veränderung war. Ich allein.

Ja, da draußen gäbe es wohl einige, die mit der roten Flagge herum wedelten, um mich vor der toxischen Beziehung mit Angel zu warnen. Aber es war keine toxische Beziehung. Angel stellte seine Bedürfnisse keinesfalls über die meinen, eher im Gegenteil. Es drehte sich in unserer Beziehung sowohl um ihn als auch um mich, wir waren auf gleicher Augenhöhe (obwohl er einen Kopf größer war als ich). Und ich wusste, worauf ich mich eingelassen hatte, hatte mir jeden Schritt gründlich überlegt.

Auch wenn es womöglich übereilt klang, dass wir kurz nach Neujahr direkt zusammengezogen waren, so war ich schlicht und ergreifend meinem Gefühl gefolgt. Angel hatte mich zu nichts gedrängt, er war einfach bloß sehr gut darin, einen von sich zu überzeugen. Von sich und der WG, die er mir vorgeschlagen hatte. Eine WG, in der wir uns erst einmal richtig kennenlernten (okay, und ab und an – ziemlich oft – also beinahe täglich – miteinander vögelten).

Während ich jetzt den Blickkontakt aufrecht hielt, schenkte ich ihm ein Lächeln, von dem ich hoffte, es transportierte die Liebe, die ich für ihn empfand.

Einen Moment zögerte er noch, dann ging ein Ruck durch seinen Körper und er drehte sich ganz zu mir um, legte eine Hand an meine Hüfte und zog mich mit einer für mich immer wieder erstaunlichen Kraft an sich.

»Yo también te amo«, murmelte er. »Ich liebe dich auch.«

Er hätte es für mich nicht übersetzen müssen, ich verstand die Worte auch so, denn ich las sie in seinen Augen.

Gerade gab es nur Angel und mich – und diese Anziehung zwischen uns, die mich manchmal fast schon ängstigte. Noch nie hatte ich mich so sehr zu einem Mann hingezogen gefühlt wie zu ihm. Nie diese Leidenschaft und pure Euphorie erlebt, wenn er mich so ansah, so berührte wie jetzt in diesem Moment.

Er beugte sich zu mir herunter (viel zu langsam) und kurz darauf presste er seine Lippen auf meine. Ich roch sein atemberaubendes Aftershave, spürte seinen Bart, der so weich war, dass er an meiner Haut kitzelte, seine Lippen, die fordernd und sanft zugleich anmuteten. Und seine Zunge, mit der er meinen Mund eroberte. Kurz, leidenschaftlich und begehrend.

»Mierda«, stieß er aus, als er sich von mir löste. Er blieb vornübergebeugt und sein Atem glitt über mein Gesicht, während er weitersprach. »Lass uns zurück in meine Kabine gehen, ich will dich ficken.«

»Aber der Tauchkurs …«, begann ich, wurde jedoch von ihm unterbrochen.

»Scheiß auf den Kurs. Das ist unser letzter Tag auf See und ich will ihn nicht mit dämlichen Kursen vergeuden.«

Er legte seine Tauchjacke wieder ab und ehe ich mich’s versah, hatte er auch meine gelöst, schob mir die Träger über die Schultern und zog sie mir aus. Anscheinend wusste er nun, wie man mit dem Ding umging.

»¡Ven conmigo!«, brummte er und ergriff meine Hand.

»Warte, der Neoprenanzug.«

»Zieh ich dir in der Kabine aus.«

»Aber er gehört uns nicht.«

Angel warf mir einen entnervten Blick zu, dann sah er hinüber zum Tauchlehrer, der gerade einer jungen Frau half, ihre Ausrüstung anzuziehen und dabei für meinen Geschmack eeetwas zu viel Körperkontakt mit ihr suchte.

»¡Me cago en la mierda!«, knurrte er.

»Hä?«

»Zieh ihn aus«, sagte Angel in seinem Befehlston, der keine Widerrede duldete.

Boah, er konnte manchmal echt dominant sein – aber irgendwie stand ich auch auf diese Seite an ihm.

»Ich mag es, wenn du den Dom hervorkramst«, sprach ich meine Gedanken aus und grinste ihn an, während ich nach meinem Reißverschluss griff und ihn nach unten zog, sodass meine Brust frei war (uff, tat das gut, endlich aus diesem Presswurst-Ding herauszukommen).

Angel verengte die Augen und ergriff mein Handgelenk. »Du willst mich dominant erleben?«, raunte er in einem derart tiefen Tonfall, dass sich mein ganzer Körper mit Gänsehaut bedeckte.

»Nun bin ich mir nicht mehr ganz so sicher«, flüsterte ich, hielt jedoch seinem Blick stand.

Wieder einmal wurde mir klar, dass Angel im Grunde ein Killer war. So wie jetzt, hatte er im Krieg wohl schon viele, viele Menschen angesehen, ehe er ihnen das Licht ausgepustet hatte.

Eine beängstigende Vorstellung …

Umgehend wich der düstere Ausdruck aus seinen Augen, da er in mir las wie in einem offenen Buch. »Ich würde nie etwas tun, das du nicht willst«, murmelte er. »Ich hoffe, du weißt das.«

»Ich weiß.«

Ja, das war mir bewusst. Angel konnte zwar feurig sein, aber bei ihm galt definitiv die Devise: Hunde, die bellen, beißen nicht.

Zumindest nicht absichtlich …

Schlagartig flammten Erinnerungen in mir an jene Nacht in Venedig auf, als seine Dämonen die Kontrolle übernommen hatten. Als auch ich etwas erlebt hatte, das mein Gehirn überfordert und als traumatisches Erlebnis abgespeichert hatte.

Ein Schauer glitt durch meinen Körper und ich senkte den Blick, da ich versuchte, die schlimmen Bilder nicht weiter hochsteigen zu lassen.

Ich hatte deswegen selbst ein paar Sitzungen bei Dr. Turner gehabt, der mir half, die Traumatisierung, die jene Nacht bei mir hinterlassen hatte, zu verstehen und damit umzugehen. Das klappte bei mir um einiges besser als bei Angel, da ich von Grund auf ein positiver Mensch war, und schon bald darauf das Trauma soweit verarbeitet hatte, dass es mich nicht mehr im Alltag beeinträchtigte. Nun ja, ich übernachtete dennoch immer noch nicht im selben Bett wie Angel, da ich uns genügend Zeit geben wollte. Denn trotz allem gab es ab und an diese Momente, wo mich die Bilder aus heiterem Himmel überfielen – so wie jetzt.

»Hannes …«

Angel sprach meinen Namen so langsam und sanft aus, dass ich die Wärme förmlich fühlen konnte.

Kurz darauf zog er mich an sich und ich schlang meine Arme um seine Taille, legte den Kopf an seine Brust. Angels Herz schlug stark und regelmäßig, seine Umarmung war fest, aber nicht zu fest. Er gab mir Halt, ließ mich ohne Worte spüren, wie viel er für mich empfand und dass er mich gerade in diesem Moment besser verstehen konnte als jeder andere Mensch auf der Welt.

Ich lauschte seinem Herzschlag, passte meine Atmung daran an.

Pabam – einatmen – pabam – ausatmen …

Es wirkte.

Die Bilder jener verhängnisvollen Nacht verblassten, traten in den Hintergrund. Ich blieb im Hier und Jetzt, in Angels Armen, die mich so festhielten, dass ich mir sicher war, nicht zu fallen. Nie wieder. Denn er war da, würde stets da sein für mich.

Mir war bewusst, dass er sich noch immer Vorwürfe wegen dem machte, was damals in Venedig geschehen war. Aber das musste er nicht. Ich kam schon damit klar …

Ein paar Sekunden blieben wir in unserer Umarmung stehen und ich spürte, wie Angel mit den Fingerkuppen sanft über mein Rückgrat strich. Ich schloss die Lider, um mich voll und ganz seiner Berührung hinzugeben, die ich trotz des dicken Neoprenanzugs deutlich wahrnahm.

»Wenn ihr fertig gekuschelt habt, könnten die Herren dann auch mal ihre Tauchjacken anlegen?«, rief uns der Surfertyp zu.

»¡Calla!«, knurrte Angel und seine Brust vibrierte unter dem Wort. »Wir werden nicht am Kurs teilnehmen.«

»Wie ihr meint.« Der Tauchlehrer schien sich von ihm nicht einschüchtern zu lassen.

Angel löste sich etwas von mir und legte seine Hände auf meine Oberarme. Blinzelnd sah ich zu ihm hoch und begegnete seinem Blick, der noch immer voller Zuneigung war.

»¿Estás bien?«, raunte er und seine Augen glitten rastlos über mein Gesicht, als versuchte er, jede Regung wahrzunehmen.

Ich nickte. »Ja, hatte nur kurz … es geht wieder.«

In seinen dunklen Iriden erschien ein Schmerz, der mir einen Stich im Herzen verpasste. Es war für mich kaum auszuhalten, dass er sich schuldig wegen etwas fühlte, für das nicht er, sondern seine Dämonen verantwortlich waren.

Er beugte sich noch einmal zu mir herunter, um mir einen Kuss auf die Stirn zu drücken.

»Zieh das jetzt aus«, raunte er und legte seine Hände auf meine nackte Brust, fuhr zu meinen Schultern hoch und schob damit den Neoprenanzug zur Seite.

Ich nickte erneut und schlüpfte aus den Ärmeln, die Angel nach unten zog. Danach streifte ich auch den Rest des Anzugs ab, der wie eine zweite Haut an mir klebte.

Angel tat es mir gleich. Als sein muskulöser Körper darunter zum Vorschein kam, betrachtete ich ihn für eine Sekunde bewundernd.

Ebenso wie ich trug er nur eine Badehose unter dem Anzug.

Seine Haut war braun gebrannt, da er als Puerto-Ricaner gefühlt nur das Wort ›Sonne‹ auszusprechen brauchte, um diesen Wahnsinns-Teint zu bekommen. Die schwarzen Härchen auf seiner Brust hatte ich schon Dutzende Male gestreichelt, wenn wir nach dem Sex verschwitzt nebeneinander im Bett gelegen hatten. Die silberne Kette mit der Erkennungsmarke der Navy zog er nie aus, nicht einmal zum Duschen. Er war und blieb ein Soldat und die vielen Narben auf seiner Haut, die von den Kämpfen zeugten, welche er im Krieg gefochten hatte, kannte ich in- und auswendig.

Noch immer konnte ich es kaum glauben, dass dieser attraktive Mann zu mir gehörte und vielmehr … dass ich ihn heiraten würde. Angel de Flores. Meinen schönen Engel.

Kapitel 2 - Die Rotzgöre und der Dom

Angel

 

Mein Blick glitt über Hannes, dessen Haut trotz der vielen Sonne während der letzten zwei Wochen noch immer so bleich war wie am ersten Tag unserer Kreuzfahrt. Ich mochte seinen schlanken Körper, den flachen Bauch, die hellen Brustwarzen, an denen er ziemlich empfindlich war. Ich mochte alles an ihm, auch seine blonden Haare, die er wieder etwas länger wachsen ließ und die ihm nun verspielt ins Gesicht fielen. Seine dunklen Knopfaugen musterten gerade meinen Körper und ein zaghaftes Lächeln zupfte an seinen Lippen, bildete ein Grübchen auf der rechten Wange.

Mierda, beinahe hätte ich dieses Lächeln damals ausgelöscht …

Noch immer zog sich mein Herz zusammen, wenn er ganz offensichtlich von den schlimmen Bildern verfolgt wurde, für die ich verantwortlich war. Zwar arbeitete ich mit meinem Therapeuten daran, mit der Schuld und Scham, die mich jedes Mal befiel, besser umzugehen, aber in Momenten wie diesen hätte ich mich am liebsten selbst verprügelt. So lange, bis der Bastard, der in mir lebte, mitsamt seinen verfickten Dämonen tot war.

Niemand tat dem Mann weh, den ich liebte. Niemand. Schon gar nicht ich.

Kurz dachte ich an die E-Mail, die ich heute Morgen erhalten und von der ich Hannes noch nichts erzählt hatte.

Nein, es gab nichts zu erzählen, da es keine Rolle mehr spielte. Trotzdem war meine Laune seither im Keller und meine Gedanken drifteten immer wieder ab.

Fuck.

Der Scheißkrieg ließ mich einfach nicht los …

»Gehen wir?«, fragte Hannes und hob meinen Neoprenanzug auf, den ich kurzerhand zu Boden hatte fallen lassen.

Er legte ihn zusammen mit seinem über die Taucherkisten. Danach öffnete er das Schließfach, in dem wir unsere Sachen untergebracht hatten, und reichte mir mein Shirt.

»Sí.« Ich streifte es mir über, während Hannes die Männerhandtasche schulterte, in der wir unsere Handys, etwas Geld und die Kabinenschlüssel verstaut hatten.

Anschließend streckte er mir seine Hand entgegen und ich ergriff sie.

Sofort fühlte es sich wieder nach einer Einheit an – nach einem Wir.

Scheiße noch mal, niemandem außer Hannes gelang es mit nur einer Berührung, meinen Herzschlag zu beschleunigen. Er hatte mein Leben von Grund auf umgekrempelt.

Er war es, warum ich an mir arbeiten wollte, um eine bessere Version von mir selbst zu werden. Er war es, der jeden Tag aufs Neue eine solche Engelsgeduld für mich aufbrachte, dass ich es manchmal nicht begreifen konnte.

Und ich wollte ihn verfickt noch mal verdienen – dafür riss ich mir den Arsch auf, ging wöchentlich zu den Therapiesitzungen und trat täglich den Kampf gegen meine Dämonen an. Einen Kampf, in dem ich nun nicht mehr allein war. Ich hatte Hannes an meiner Seite – mein Licht, das mir den Weg wies, wenn ich in Dunkelheit zu versinken drohte.

»Gehen wir in deine oder meine Kabine?«, riss mich Hannes aus meinen Gedanken.

Ich warf ihm einen kurzen Blick zu. Er hatte anscheinend trotz allem immer noch Bock, mit mir zu vögeln – und ich war ohnehin unheimlich scharf auf ihn. Bei der Aussicht, ihn in wenigen Minuten stöhnen zu hören, spannten sich meine Lenden an und ich spürte, wie mein Schwanz erwartungsvoll ein kleines Stück zu wachsen begann. Zum Glück war mein Shirt lang genug, um die Beule in meiner Badehose zu verbergen.

»Meine, die hat die größere Dusche«, beantwortete ich seine Frage.

Weiterhin teilten wir uns kein gemeinsames Schlafzimmer, da ich mir selbst nicht traute. Mindestens ein Mal in der Woche plagten mich meine Albträume, wenngleich sie bei weitem weniger stark waren als früher. Hinzu kam, dass ich Hannes nicht überfordern wollte. Gerade solche Momente wie eben zeigten mir, dass er noch nicht ganz über die schlimme Nacht hinweg war, die wir in Venedig erlebt hatten.

Es war noch zu früh, um einen weiteren Versuch zu wagen, zusammen im selben Bett zu schlafen, daher hatte ich zwei Kabinen gebucht, als ich die Kreuzfahrt geplant hatte, um ihm diese vergangenes Silvester zu schenken.

Dass wir in getrennten Zimmern schliefen, bedeutete nicht, dass wir keinen Sex hatten. Im Gegenteil. Meine Libido konnte gar nicht genug von Hannes kriegen – er war das Heilmittel, das ich gebraucht hatte, um meine Erektionsstörung zu überwinden.

Dass ich seit unserem ersten Sex nun fast jeden Morgen mit einer Latte erwachte, war definitiv zu verschmerzen. Zumal ich, da wir zusammenwohnten, meist einfach rüber in Hannes’ Zimmer ging, um sie so richtig gründlich loszuwerden. Natürlich war das auf dem Kreuzfahrtschiff nur begrenzt möglich, da unsere Kabinen einander gegenüber lagen.

»Cool, dann riech ich wieder nach dir, wenn wir zusammen duschen«, sagte Hannes mit einem fröhlichen Funkeln in den Augen.

»Du könntest dir einfach dasselbe Duschgel kaufen«, brummte ich fast schon automatisch, da wir diese Diskussion bereits einige Male geführt hatten und ich seine Antwort kannte.

»Neee, das ist nicht dasselbe.« Er grinste mich an und ich stellte mit Erleichterung fest, dass in seinem Blick keine Spur mehr von dem Flashback zu sehen war.

Hannes war so viel stärker als ich … ein weiterer Grund, warum ich ihm verfallen war.

Ja, ich bewunderte ihn.

Für seine Art, Dinge wegzulächeln, stets das Positive im Leben zu sehen, egal, wie dreckig es ihm ging.

Er tat mir so verdammt gut, dass ich manchmal ein schlechtes Gewissen bekam, weil ich … tja … eben ich war.

Ein kaputter Ex-Soldat, der einen Mann wie ihn nie und nimmer verdient hatte.

Aber exakt an dieser beschissenen Diskrepanz wollte ich arbeiten.

Vor meiner Kabine hielten wir an und Hannes holte die Schlüsselkarte aus der Tasche, um die Tür zu öffnen. Ich folgte ihm in den kleinen Raum, der in den letzten zwei Wochen meine Unterkunft gewesen war.

Unfassbar, dass die Kreuzfahrt morgen bereits ein Ende fand und wir gegen sechs Uhr früh wieder in New York anlegen würden.

Die Zeit war wie im Flug vergangen und es war in meinen Augen der schönste Urlaub, den ich bisher verbracht hatte.

Kaum hatte ich die Tür hinter mir geschlossen, drehte sich Hannes mit einem vielsagenden Lächeln zu mir um und ergriff den Stoff meines Shirts.

»Zieh das jetzt aus«, wiederholte er meine Worte von vorhin.

Unwillkürlich musste ich schmunzeln. Ich mochte es, wenn er den Ton angab, da es mir zeigte, wie wohl er sich in meiner Gegenwart fühlte.

»Wer ist nun der Dom?« Ich hob eine Braue.

»In einem TikTok-Video habe ich gehört, dass Menschen, die eine Augenbraue heben können, Brat-Tamer sind.«

»Brat-Tamer?«

In seinem Gesicht las ich förmlich den Satz: Uuuh, ich darf ihm was beibringen!

»Das ist ein Begriff aus dem BDSM, der für Doms steht, die freche Subs suchen.« Er grinste mich an. »Daher bist du der Brat-Tamer. Ich kann das Augenbrauen-Dings ja nicht.«

Um seine Worte zu unterstreichen, hob er beide Brauen in die Höhe und veranstaltete eine komische Grimasse, da er anscheinend versuchte, eine wieder nach unten zu ziehen.

»Brat-Tamer.« Ich grunzte. »Wenn ich der Tamer bin, bist du also der Brat?«

»Quasi die Rotzgöre.« Er lachte hell auf und schob seine Hände unter mein Shirt, da ich keine Anstalten machte, es selbst auszuziehen. »Die Rolle gefällt mir.«

»Du spielst sie auch hervorragend, chico.« Ich beugte mich zu ihm herunter, blieb aber eine Handbreit von seinem Gesicht entfernt. »Glaub nicht alles, was du in diesen TikTok-Videos siehst.«

»Dann beweise mir, dass es nicht stimmt.« Seine Stimme war leiser und verführerischer geworden, während seine dunklen Augen funkelten.

Mit den Fingern glitt er langsam über meine Bauchmuskeln, hinauf zur Brust und schob den Stoff dabei Stück für Stück nach oben.

Ich runzelte die Stirn. »¿Qué quieres de mí? Was genau willst du jetzt eigentlich von mir? Dass ich der dominante Part bin oder nicht?«

»Keine Ahnung.« Er lachte erneut und überwand die Distanz zwischen uns, um mir einen kurzen Kuss auf die Lippen zu drücken. »Vor allem will ich, dass du mich f…« Er verstummte und sein Gesichtsausdruck wurde verlegen. Seine Finger blieben auf Höhe meiner Brustmuskeln liegen, brannten sich dort in die Haut.

»Du willst ein Brat sein, kannst aber nicht mal ›ficken‹ aussprechen«, bemerkte ich amüsiert.

Noch ein Grund, warum ich ihn so mochte. Er war so verdammt unschuldig und rein. Nie kam ein Fluch über seine Lippen und dennoch war er mit mir zusammen. In der Army fluchte man ständig – jeder Soldat tat das. Es war in den über zehn Jahren meines Dienstes zu einem Teil von mir geworden und selbst wenn ich gewollt hätte, wäre es unmöglich gewesen, das Fluchen abzuschalten.

»Kann ich wohl«, entgegnete er und plusterte empört die Wangen auf.

»Dann sag es.« Ich hielt seinen Blick gefangen und ergriff seine Handgelenke, schob sie langsam von meiner Brust nach unten. »Sag, dass ich dich ficken soll.«

Sein Lächeln kehrte zurück, während er mich losließ und einen Schritt von mir wegtrat. »Törnt es dich an, wenn ich es sage?«

»Sí.« Noch immer hielt ich seine Unterarme fest.

Er rückte wieder näher zu mir und sah mir tief in die Augen. »Fick. Mich.«

Diese zwei Wörter fühlten sich an wie Öl, das in mein ohnehin schon brodelndes Feuer der Leidenschaft gegossen wurde. Hannes hatte sie so verflucht sexy geraunt, dass noch mehr Blut in meine Lenden schoss, als bereits auf dem Weg dorthin gewesen war.

Mit einem leisen Knurren packte ich ihn am Shirt und zerrte ihn ins Badezimmer, das sich neben dem Schlafbereich in einem separaten Raum befand.

Ich hatte keine Meerblickkabine wie Hannes, dafür war die Dusche um einiges geräumiger – wofür ich dankbar war. Bei der letzten Kreuzfahrt hatte ich mir stets die Schultern angestoßen, sobald ich mich beim Waschen drehen wollte, ganz zu schweigen davon, dass Hannes und ich zusammen dort drin hätten Sex haben können. Hier war das aber ebenso möglich wie bei uns zu Hause, wie ich schon beim ersten Eintreten in die Kabine zufrieden festgestellt hatte.

Ich mochte es, mit ihm zusammen zu duschen.

»Also, kleiner Brat«, brummte ich und ließ Hannes los, der lachend in die Dusche stolperte. »Zieh dich aus und stell das Wasser an.«

»Aye, mein Gebieter.« Er streifte sich noch immer grinsend das Shirt über den Kopf, warf es in einem Bogen aus der Kabine und machte sich an der Badehose zu schaffen.

»Du liest zu viele Fantasy-Romane. Das heißt ›Ja, Sir‹«, korrigierte ich ihn mit finsterem Blick.

»Oh, du kennst dich doch mit BDSM aus?« Seine Augen leuchteten, als hätte ich ihm gerade offenbart, dass ich Christian Grey imitieren konnte.

»Ich habe nie das Gegenteil behauptet«, entgegnete ich und ließ meine Stimme absichtlich noch ein Stück tiefer klingen. »Ausziehen!«

Hannes schenkte mir einen verführerischen Augenaufschlag, ehe er sich die Badehose abstreifte, und mir damit ein weiteres Knurren entlockte. Er stand nun komplett nackt vor mir und ich spürte, wie die Leidenschaft einer Flutwelle gleich über mich hereinbrach.

De puta madre …

Mein Blick glitt über seinen Körper und blieb an seinem erregten Penis hängen, der aufgrund von Hannes’ jüdischer Herkunft keine Vorhaut aufwies, was mich jedes Mal beinahe wahnsinnig machte.

Ich mochte es, diesen Schwanz zu lutschen, und hätte am liebsten direkt damit losgelegt, aber noch wollte ich den Moment etwas auskosten.

»Wasser an«, befahl ich, während ich meine eigene Männlichkeit aus der Badehose befreite und zu wichsen begann.

»Jap, Sir.« Hannes hatte mich beobachtet und wie gut ihm gefiel, was er sah, konnte ich an seinem wachsenden Ständer problemlos ablesen.

Er drehte sich halb um und stellte die Regendusche an. Mittlerweile hatte ich mich von Shirt und Badehose befreit und stand breitbeinig vor der Duschkabine. Meine Erektion war inzwischen so hart, dass ich direkt mit dem Ficken hätte loslegen können. Ich wichste mit der rechten Hand, während der linke Arm locker an der Seite herunterhing.

»Seif dich ein«, forderte ich.

»Und dann … fffickst du mich?« Er blinzelte mich so unschuldig an, dass mir ein raues Lachen entwich.

»Sí. Dann ficke ich dich. Doch erst wirst du meinen Schwanz lutschen.«

Hannes fuhr sich unwillkürlich mit der Zunge über die Lippen, was ich mit einem angetörnten Brummen kommentierte.

»Los, einseifen.«

»Dir gefällt die Dom-Rolle fast etwas zu sehr«, bemerkte er, aber in seinen Augen las ich, dass er es geil fand, wie ich mit ihm sprach.

Ein unwirsches Knurren war alles, was er zur Antwort erhielt.

»Schon gut, schon gut«, ruderte er zurück und griff nach meinem Duschgel, um meiner Anweisung zu folgen.

Seine schlanken Finger verteilten das Gel auf seinem Körper, ließen es aufschäumen und ich hielt es nicht länger aus, nur dazustehen und zuzusehen.

Mit zwei Schritten war ich in der Kabine und zog Hannes an mich. Er gab ein überraschtes Keuchen von sich, das ich jedoch mit einem leidenschaftlichen Kuss erstickte. Umgehend kämpfte seine Zunge gegen meine und seine Hand glitt zu meiner Männlichkeit, um sie zu stimulieren. Das Duschwasser prasselte warm auf uns herunter, ließ mich wohlig schaudern. Ich umfasste ebenfalls seinen Ständer, zog ein wenig daran, was ihm einen glucksenden Laut abrang.

»Auf die Knie«, raunte ich an seinen Lippen und gab ihn frei.

Seine dunklen Iriden blitzten auf und ein vielsagendes Lächeln spielte in seinem Gesicht. »Wie du befiehlst, mein schöner Engel.«

Ich hatte keine Zeit, etwas zu entgegnen, da war er schon vor mir in die Knie gegangen und im nächsten Moment befand sich mein Penis in seinem Mund.

Ein lautes Stöhnen entfuhr mir und ich warf den Kopf zurück, griff mit beiden Händen in seine nassen Haare und zwang ihn, meine Erektion tiefer in sich aufzunehmen. Hannes vermochte seinen Würgereiz erstaunlich gut zu unterdrücken, sodass ich weit in ihn eindringen konnte, ehe er hustend nach Luft schnappte.

Das gurgelnde Geräusch, das er dabei erzeugte, machte mich noch heißer und ich eroberte seinen Mund sofort zurück, nachdem er mich ein wenig von sich geschoben hatte, um nicht zu ersticken.

Mit drei harten Stößen fickte ich ihn in den Hals, dann ließ ich von ihm ab und er übernahm selbst wieder die Führung. Seine Zunge umkreiste meine Eichel, ab und an streiften seine Zähne in der Hitze des Gefechts hauchzart darüber, was mir kleine Blitze bescherte, die durch meinen Körper jagten.

Gleichzeitig wichste er mit einer Hand meinen Schaft, während die andere sich um meine Pobacke klammerte. Ob es Absicht war oder nicht, dass er dabei die Rosette mit einem Finger berührte, wusste ich nicht, aber es fühlte sich einfach nur geil an.

Ich lehnte mich mit den Schultern gegen die Wand der Dusche, griff mit beiden Armen nach oben zum Ende der Kabinenwand und genoss es, wie er mich verwöhnte.

Das warme Wasser plätscherte auf unsere Körper und ich verlor mich in den vielen Empfindungen.

»Fuck. De puta madre«, keuchte ich, nachdem er sich eine Weile um meine Latte gekümmert hatte. »Du … mierda … du machst das verflucht gut.«

Zur Antwort intensivierte Hannes seine Bewegungen, was mich fast abspritzen ließ.

»¡Alto!«, knurrte ich. »Stopp! Ich will dich ficken.«

Hannes ließ mich los und rappelte sich wieder auf die Beine hoch.

Umgehend zog ich ihn an mich, küsste ihn stürmisch und drehte mich mit ihm zusammen, sodass ich ihn gegen die Wand pressen konnte.

»Umdrehen«, befahl ich, nachdem ich den Kuss beendet hatte.

Hannes befolgte meine Anweisung atemlos, während ich zu der kleinen Flasche griff, die wir schon bei einem unserer letzten Male hier in der Dusche deponiert hatten. Ich träufelte etwas von dem Gleitgel auf meine Hand und fuhr mit den Fingern durch Hannes’ Spalte, die er mir bereitwillig präsentierte. Als ich seinen Anus erreichte, stöhnte er erwartungsvoll auf.

Vorsichtig drang ich mit einem Finger in ihn ein, verteilte das Gel. Er drückte beide Hände gegen die Wand und streckte mir seinen Arsch weiter entgegen, vollführte mit dem Becken stoßende Bewegungen, sodass mein Finger tiefer in ihn gelangte.

»So ungeduldig?«, murmelte ich schmunzelnd.

Ich wartete keine Antwort ab, sondern drang nun mit zwei Fingern in ihn ein, was ihm einen angetörnten Laut abrang. Ein paarmal vögelte ich ihn mit den Fingern, ehe ich meinen Schwanz ebenfalls mit Gleitgel einrieb und mich hinter ihm positionierte.

Fordernd drängte ich meinen Ständer gegen seine Spalte, lauschte dem erwartungsvollen Wimmern, das Hannes von sich gab, und biss ihn sanft in die Schulter.

»Bereit?«, raunte ich ihm ins Ohr.

»Sí«, keuchte er.

Er wusste ganz genau, wie heiß es mich machte, wenn er mir auf Spanisch antwortete. Daher hätte es ihn nicht verwundern sollen, dass ich direkt und ohne weiteres Vorspiel in ihn eindrang.

Dennoch entfuhr ihm ein Schrei, der jedoch irrsinnig scharf klang. Keine Sekunde glaubte ich, ihm tatsächlich wehgetan zu haben. Wir hatten in den vergangenen Tagen so viel Analsex praktiziert, dass sowohl er als auch ich unsere Schließmuskeln mühelos lockern konnten.

Tief drang ich in seinen Arsch, drückte ihn gegen die Wand und legte meine Hände auf seine.

»Willst du mich so haben? So dominant?«, raunte ich ihm ins Ohr.

»Das ist so geil«, stöhnte er.

»Sí, es verdad.« Ich begann mein Becken an seinem Hintern vor und zurückzubewegen und drückte meine Brust gegen seinen Rücken. »Fuck. Lange werde ich nicht durchhalten, dein Arsch ist so eng …«

Hannes ächzte angetörnt, als ich schneller zustieß und gleichzeitig seinen Hals küsste. Er warf den Kopf in den Nacken, stützte ihn an meiner Schulter ab. Ich biss ihm sanft in die Kehle, strich mit meiner Zunge über seinen Adamsapfel, während ich seinen Arsch immer härter fickte.

Santo cielo …

Ich würde nie genug von diesem Mann bekommen. Nie.

Nach ein paar weiteren Stößen gab ich dem Drang nach, spritzte mit einem tiefen Keuchen in ihm ab, was ihn erneut zum Stöhnen brachte.

»Angel«, hauchte er.

»Te amo.« Ich küsste ihn auf die Lippen, da er mir seinen Kopf zugedreht hatte, und blieb noch in ihm drin, bis die letzten Wellen meines Höhepunktes über mich hinweggeschwappt waren und mein Becken aufhörte, zu zucken.

Fuck. Ich liebte Hannes nicht nur mit meinem Körper, sondern mit meiner ganzen Seele.

Kapitel 3 - Blumenstrauß wär nicht okay

Hannes

 

Mein Hintern pochte, da Angel mich zwar kurz, dafür umso härter rangenommen hatte. Es war unbeschreiblich geil, ihn immer noch in mir drin zu spüren, während er mit der Zunge meinen Mund eroberte und mich weiterhin gegen die Wand drückte. Es gab mir die Empfindung, ihn überall um mich zu haben, und zusammen mit dem Geruch seines Duschgels vernebelte er mir regelrecht die Sinne.

»Jetzt bist du an der Reihe«, murmelte er, nachdem er den Kuss beendet hatte und sich aus meinem Hintern zurückzog.

Ich konnte es kaum erwarten, von ihm ebenfalls zum Höhepunkt getrieben zu werden.

Das Schöne beim Sex mit Angel war, dass es sich jedes Mal ausgeglichen zwischen uns anfühlte. Keiner forderte mehr, als er dem anderen geben wollte – stets kamen wir beide auf unsere Kosten. Ich hatte da schon ganz andere Beziehungen hinter mir, mit Männern, die ständig Blowjobs wollten, selbst allerdings keinen zu geben bereit waren. Oder solchen, die es hassten, in den Arsch gevögelt zu werden, den Partner aber jedes Mal wie ein Karnickel bestiegen.

Angel und ich … wir mochten genau dieselben Dinge und sprachen auch darüber, wenn wir neue Sachen ausprobierten. Er fragte oft nach, ob es für mich in Ordnung war, wie er dies oder jenes tat, und ich nahm auf ihn und seine Bedürfnisse ebenso Rücksicht.

Wir harmonierten einfach auf allen Ebenen.

Und nein, ich war nicht so naiv, die dunklen Seiten unserer Beziehung zu vergessen. Sie traten bloß in Momenten wie diesen derart in den Hintergrund, dass nur noch wir beide zurückblieben. Wir und unsere Liebe zueinander (gut womöglich sprach doch einfach der erregt-geile Hannes aus mir …).

Angel drehte mich um und drückte mich mit dem Rücken gegen die Wand, seine Hand griff nach meinem Penis. Dieser war etwas schlaffer geworden, da weder Angel noch ich uns um ihn gekümmert hatten, wurde aber sofort steifer, als seine Finger ihn umschlossen.

»Sag, wie du es von mir willst«, murmelte er und ließ seine Hand meinen Schaft entlanggleiten.

Er lehnte seine Stirn gegen meine und schloss die Augen, stieß ein leises Brummen aus, während meine Männlichkeit härter und härter wurde. Seine Soldatenerkennungsmarke baumelte zwischen uns hin und her, berührte mich immer wieder, als er seine Bewegungen beschleunigte.

»Darf ich jetzt der Dom sein?«, keuchte ich und versuchte mich an einem Lächeln, das gründlich in die Hose ging (die ich nicht mehr trug), da ich viel zu sehr erregt war.

Wenn Angel so weitermachte, würde ich direkt in seiner Hand abspritzen – was auch nicht schlecht wäre.

»Ich war nie der Dom«, entgegnete er. »Du hattest schon immer mehr Macht über mich als umgekehrt.«

Das hatte ich noch nie so gesehen, nahm es aber hin, da meine Gedanken ohnehin gerade Karussell fuhren.

»Dann … küss mich«, hauchte ich.

Angel machte Anstalten, seine Lippen auf meine zu legen, doch ich drückte die Handfläche gegen seine Brust, schob ihn damit etwas von mir.

»Da unten«, präzisierte ich.

Ein schiefes Lächeln erschien auf seinem Mund, ehe er mich auf die Wange küsste und anschließend in die Hocke ging. Seitdem er regelmäßig nicht nur den Psycho- sondern auch Physiotherapeuten sah, war sein kaputtes Knie um einiges besser geworden und er benötigte fast keine Schmerzmedikamente mehr. Wenngleich er noch nicht ganz ohne Hinken gehen konnte. Trotzdem wäre es vor drei Monaten undenkbar gewesen, dass er sich wie jetzt mühelos vor mich hinkniete, um mir einen Blowjob zu geben.

»Ich werde deinem Physiotherapeuten einen Blumenstrauß schicken, wenn wir zurück in New York sind«, keuchte ich, während Angels Zunge über meine Hoden glitt und er sanft daran lutschte.

Er knurrte leise, was eine Vibration erzeugte, die mir ein lautes Stöhnen entlockte.

»Überspann den Bogen nicht, du hast keine Ahnung, wie eifersüchtig ich werden kann«, murmelte er.

Ich grinste, obwohl er gerade damit begonnen hatte, mit der Zunge über meinen Schaft zu streifen.

Dabei spürte ich wieder seinen Bart, dessen Härchen an meiner empfindlichen Haut kitzelten, was einfach nur geil war.

»Und ich dachte, ich schlage dir demnächst vor, mal einen Dreier zu haben.« Ich unterdrückte ein erregtes Wimmern, da er so hart an meiner Eichel saugte, dass es beinahe wehtat.

»Das wäre was anderes«, raunte er.

Ich sah erstaunt auf ihn herunter – ein Anblick, der mir fast die Sprache verschlug. Angel schaute zu mir hoch, meinen Ständer halb in seinem Mund, seine Augen voller Feuer (Himmel, wie ich diesen Mann verehrte …!).

»Blumenstrauß nicht okay, Dreier schon?«, fragte ich ungläubig. Dabei keuchte ich nach jedem Wort, da Angel nicht aufhörte, mich zu verwöhnen.

Er entließ meine Männlichkeit kurz aus seinem Mund, betrachtete die Spitze und sah wieder zu mir hoch. »Wenn es das ist, was du dir wünschst, würde ich es tun. Für dich. Ich für meinen Teil brauche keinen weiteren Mann, du genügst mir vollkommen.«

Ich wollte etwas erwidern, meine Worte erstarben allerdings, ehe ich sie formulieren konnte. Denn Angels Zunge spielte abermals mit meiner Spitze und ich schloss die Lider, lehnte mit einem angetörnten Seufzen den Hinterkopf gegen die Wand.

Er küsste sich über meinen Schaft zurück zu den Hoden und von dort über den Ansatz meines Schwanzes.

Dann hob er eines meiner Beine an und legte es sich über die Schulter, bevor er begann, meinen Damm zu lecken. Gleichzeitig stimulierte er mit der Hand weiterhin meinen Penis und ich vergaß alles um mich herum.

Es gab nur noch seine Zunge, die von meinen Hoden zu meiner Rosette glitt, und seine Finger, die mich mit rhythmischen Bewegungen zum Höhepunkt trieben.

Kurz bevor ich abspritzte, veränderte Angel die Position und nahm meinen Penis in den Mund, sodass ich mich in ihm ergoss, noch ehe ich wusste, wie mir geschah.

Mein Becken zuckte gegen seine Lippen und ich stöhnte so laut, dass man mich bestimmt im Nachbarzimmer nebenan hörte.

Angel musste mich festhalten, da ich ansonsten umgekippt wäre, so weich fühlten sich meine Knie an.

Nachdem der Orgasmus allmählich verebbte, richtete er sich auf und strich sich meinen Saft aus dem Bart. Danach hob er den Kopf etwas, um die Reste vom Duschwasser wegwaschen zu lassen. Das schwarze Haar wischte er mit beiden Händen nach hinten, während ich um Atem rang.

Als er auf mich heruntersah, lehnte ich immer noch an der Wand, versuchte, mich zu sammeln.

»Du möchtest also gern einen Dreier?« Er hob fragend eine Augenbraue.

Ich schaute ihn an, nicht sicher, welche Antwort er von mir erwartete. Seit ich denken konnte, stellte ich mir vor, wie es wäre, mit zwei Kerlen gleichzeitig Sex zu haben. Da war einfach diese Neugierde in mir, wie es sich anfühlte.

Die Vorstellung, von ihm und einem weiteren Mann begehrt zu werden … OMG.

»Ich …«, begann ich und wusste nicht, wie ich den Satz formulieren sollte, ohne Angel zu verärgern oder ihm den Eindruck zu vermitteln, dass er mir nicht genügte.

Denn das war keinesfalls der Grund für meinen Wunsch.

»Also ich …« Erneut fand ich kein Ende für meinen Satz.

Er beugte sich zu mir herunter und sah mich fest an. »Das war eine einfache Frage, die du mit ja oder nein beantworten kannst.«

»Die Antwort ist aber nicht ganz so einfach«, erwiderte ich. »Können … können wir das ein anderes Mal besprechen? Ich versuch gerade, nicht zusammenzubrechen nach dem geilen Sex mit dir.«

Er hob einen Mundwinkel an und seine Augen wurden noch dunkler als ohnehin schon, als er die Lider etwas senkte. »Dann lass uns das hier beenden.«

»Be-enden?«, krächzte ich. Ein Stich durchfuhr meine Brust und ich musste ihn wohl so schockiert ansehen, dass ihm tatsächlich ein raues Lachen entfuhr.

»Nicht das zwischen uns. Ich meinte, das Duschen beenden.« Er deutete auf die Regendusche, aus der noch immer Wasser warm auf uns herab prasselte.

»Ach so …« Ich atmete erleichtert auf. Für einen kurzen Moment hatte ich echt geglaubt, er wollte Schluss machen.

Angel drehte das Wasser ab und trat aus der Kabine, reichte mir ein Handtuch, als ich ihm folgte.

Wir trockneten uns ab (die Haare eher notdürftig), ehe wir das Badezimmer verließen.

»Leg dich hin«, wandte er sich an mich und deutete auf sein Bett.

»Willst du eine Runde kuscheln?« Ich hob die Brauen.

Angel war nicht der personifizierte Kuschelbär und ich musste ihn oft genug dazu überreden, mich nach dem Sex noch in den Arm zu nehmen. Daher verwunderte mich seine Bitte zugegebenermaßen.

Er betrachtete mich nachdenklich. »Das … und reden.«

»Oh.«

Oh, das klang nicht gut … hatte ich den Bogen mit meiner Anspielung auf einen möglichen Dreier vielleicht überspannt?

Oh nein, hatte er wirklich den Eindruck, er genügte mir nicht? Falls ja, musste ich das unbedingt klarstellen. Ich liebte ihn über alles und bloß, weil ich diese Fantasie hatte, bedeutete das nicht, dass ich mich ihr hingeben wollte.

Mit einem Mal fühlte ich mich total unsicher, befolgte aber seine Bitte und legte mich auf das Bett, zog die Decke über den Körper, da mir ohne meine Kleidung kalt wurde.

Angel legte sich seitlich neben mich, stützte seinen Kopf mit der Hand ab und seine Augen glitten musternd über mein Gesicht.

»Hör zu …«, begann ich erneut.

»Schhht«, unterbrach er mich und strich sich mit der Hand durch seine noch feuchten Haare. »Was du vorhin wegen des Dreiers sagtest …«

»Ich … ich liebe dich«, warf ich dazwischen. »Daran wird sich nie etwas ändern, das schwöre ich. Es war nur … ein blöder Gedanke. Ich will nicht, dass du glaubst, dass du mir nicht genügst, es ist …«

»Cállate por favor«, brummte er. »Sei bitte still und lass mich ausreden.«

Ich hielt die Luft an und versuchte vergebens, in seinen dunklen Iriden zu lesen, ob er verärgert war.

»Hannes.« Er sprach meinen Namen sanft aus, mit einem Hauch Wehmut. »Te amo. Ich werde alles für dich tun, damit du glücklich bist. Alles. Verstehst du? Und solltest du einen weiteren Mann im Bett wollen …«

»Angel«, fiel ich ihm abermals ins Wort. »Ich bin nicht glücklich, wenn du dich meinetwegen für etwas verbiegst. Ich bin glücklich, wenn du es bist. Nur dann.«

Er verengte die Augen ein wenig und presste die Lippen zusammen, ehe er weitersprach. »Es ist nicht so, als hätte ich mir das nie selbst vorgestellt«, meinte er leise. »Ich glaube, fast jeder Mensch überlegt sich irgendwann, wie es wäre, mit mehr als einer Person Sex zu haben. Ich bilde da keine Ausnahme.«

»Aber?« Ich sprach das Wort etwas zu hastig aus, das merkte ich selbst.

»Aber seit ich dich kenne, brauche ich niemand anderen mehr. Du machst mich vollkommen, daher hat mich dein Vorschlag überrascht. Und ja, ich unterscheide zwischen reinem Sex und Zuneigung. Falls du einem anderen Mann einen Blumenstrauß schenkst, geht das für mich zu weit, da damit Emotionen verbunden sind. Wenn wir uns gemeinsam für einen anderen Mann im Bett entscheiden, ist das etwas komplett anderes.«

Dass er keine Sekunde ins Spanisch driftete, zeigte mir, wie sehr ihm dieses Thema am Herzen lag. Er wollte, dass ich jedes Wort verstand, das er mir sagte.

»Lass es uns bitte vergessen«, bat ich. »Ich bin glücklich mit dir und würde nie etwas fordern, das du nicht auch willst. Glaub mir das bitte.«

Er nickte bedächtig, schien jedoch nicht ganz überzeugt zu sein.

Daher nahm ich sein Gesicht in beide Hände und küsste ihn mit all der Zuneigung, die ich für ihn empfand.

»Angel«, hauchte ich an seinen Lippen. »Ich liebe dich wie verrückt und möchte den Rest meines Lebens mit dir verbringen. Mit. Dir.«

Endlich kehrte die Wärme in seine Augen zurück, die ich durch meinen dämlichen Spruch vertrieben hatte.

»Lass uns so schnell wie möglich heiraten«, raunte er, ehe er meinen Mund mit seinen Lippen verschloss.

 

Kapitel 4 - I want it that way

Hannes

 

 

Ich stand an der Reling und betrachtete den Hafen von New York, in den wir im Morgengrauen einliefen. Der Wind blies kühl und am Himmel hingen dunkle Wolken, während Nieselregen auf mich herabrieselte. Mit klammen Fingern zog ich die Kapuze meiner Jacke stärker am Hals zusammen und fröstelte.

Es kam mir wie ein Traum vor, was wir in den vergangenen zwei Wochen erlebt hatten. Die Sonne, die weißen Strände, der Charme von Nassau, Miami und Port Canaveral … all das lag nun weit hinter uns. Vor mir breitete sich der Alltag mit erschreckend typischem New Yorker März-Wetter aus.

Angel schlief noch in seiner Kabine. Ich hingegen hatte es mir nicht nehmen lassen, die Einfahrt in den Hafen zu erleben. Dafür stand ich auch morgens um sechs Uhr auf, das war mir egal.

Ich beobachtete, wie unser Kreuzfahrtschiff an seine Anlegestelle dirigiert wurde, derweil hinter dem Hafen die Skyline der Stadt in grauen Schleiern lag.