Anleitungen zur Gruppentrance - Gerhard Schütz - E-Book

Anleitungen zur Gruppentrance E-Book

Gerhard Schütz

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Beschreibung

Die Texte dieses Buches wurden als so genannte Gruppentrancen konzipiert. Das heißt, sie sind im Kern sehr allgemein gehalten und fördern beim Hören individuelle Assoziationen. Das Vorlesen der Texte dient dazu, die Hörerschaft über den Zwischenschritt der Entspannung in einen traumähnlichen Zustand zu führen. In diesem Zustand werden Bilder und Metaphern präsentiert, die sich in der Tiefe des psychischen Verarbeitungsraumes weiter entfalten können. Hierdurch kann es neben den üblichen, wohltuenden Entspannungseffekten zu Formen innerer Einsicht oder Erkenntnis kommen, die als bereichernd, entwicklungsfördernd oder klärend erlebt werden. Sämtliche Texte dieses Buches basieren darauf, dass der Leser (und Hörer) der Fantasiereisen in einen entspannten und gelösten Zustand geführt wird. In diesem Zustand sind Kritikfähigkeit und analytisches Denken sehr vermindert. So werden die Fantasiereisen oder Metaphern leichter angenommen und können ihrerseits weitere Entwicklungsimpulse freisetzen.

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Titel

Gerhard Schütz

Anleitungen zur Gruppentrance

Fantasiereisen & hypnotische Imaginationen

© Junfermannsche Verlagsbuchhandlung, Paderborn 2007 2. Auflage 2009

Covergestaltung/Reihenentwurf: Christian Tschepp Coverfoto: © Emilia Kun/Fotolia.com

Alle Rechte vorbehalten.

Erscheinungsdatum dieser eBook-Ausgabe: 2012

Digitalisierung: JUNFERMANN Druck & Service, Paderborn

ISBN der Printausgabe: 978-3-87387-655-2 ISBN dieses eBooks: 978-3-87387-860-0

Man braucht nur ein wenig Fantasie, und alle Schlösser öffnen sich.

– Baron Freiherr von Münchhausen

Einleitung

Dass unser Gehirn aus zwei unterschiedlichen Hemisphären besteht, zählt heute zur Allgemeinbildung. Vereinfacht gesagt ist die linke Hemisphäre für unser analytisches Denken verantwortlich, während die rechte mehr unsere Gefühlswelt steuert. Dass sich diese beiden Hemisphären im Laufe eines Tages jedoch balkenwaagenartig in ihrer Aktivität ablösen, ist eher unbekannt. Etwa alle 90 Minuten findet in unserem Kopf diese Umschaltung statt. Das bedeutet, dass wir alle in einem bestimmten Rhythmus mal die Welt eher analytisch erfahren, um uns dann nach kurzer Zeit mehr gefühlsmäßig zu orientieren. Im normalen Leben fällt uns dies kaum auf. Es fällt jedoch dann auf, wenn wir uns über längere Zeit stark konzentrieren müssen, wie z.B. in der Schule oder bei Fortbildungsveranstaltungen. Wird hier unsere linke Hemisphäre zu stark und einseitig strapaziert, kommt es möglicherweise zu einer schnelleren Umschaltung in unserer Hemisphärendominanz, was bedeutet, dass wir dem präsentierten Stoff nicht mehr folgen können, abschweifen und zu träumen beginnen. Jeder kennt dieses Phänomen.

Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich vor vielen Jahren an einer Fortbildungsveranstaltung zu dem Thema „Diagnostikinstrumente für psychische Störungen“ teilgenommen habe – eher ein Thema, das die meisten Teilnehmer nicht aus ihren Sitzen reißt, auch wenn es notwendig ist. Viel Theorie, wenig Praxis, so dachte ich. Doch ich habe mich getäuscht. Der Leiter dieser Veranstaltung war mit dem Phänomen der Hemisphärenumschaltung offenbar vertraut. Das eintägige Seminar war dadurch charakterisiert, dass der zu lernende Stoff sowohl schultheoretisch präsentiert wurde als auch im Entspannungszustand. Während der Leiter seine Hörerschaft in einen Zustand der Entspannung führte (wir sollten alle die Augen schließen und uns auf unsere Atmung besinnen), erzählte er aus seiner Praxis, wie er mit unterschiedlich diagnostizierten Krankheitsbildern umging. Er erzählte das so plastisch, dass ich die suggerierten Szenen direkt vor meinem inneren Auge sah. Ich war erstaunt, wie schnell die Zeit verging und wie dicht der Stoff in meinem Gedächtnis hängen blieb.

Das alternierende Präsentieren trägt nicht nur zum besseren Behalten bei, es gestaltet auch das Seminar interessanter und tiefgründiger. So gesehen können die in diesem Buch präsentierten Fantasiereisen und Entspannungstexte zur Auflockerung des Stoffes und zur Abwechslung beitragen.

Gerhard Schütz,im November 2006

I. Allgemeines

Für wen ist dieses Buch?

Die Texte sind eine Sammlung aus unterschiedlichen Fortbildungsseminaren, die der Autor im Zeitraum von 1998 bis 2006 gehalten hat. Sämtliche Texte wurden als sogenannte Gruppentrancen konzipiert, das heißt, sie sind im Kern sehr allgemein gehalten und fördern beim Hören individuelle Assoziationen. Das Vorlesen der Texte dient dazu, die Hörerschaft über den Zwischenschritt der Entspannung in einen traumähnlichen Zustand zu führen. In diesem Zustand werden Bilder und Metaphern präsentiert, die sich in der Tiefe des psychischen Verarbeitungsraumes weiter entfalten können. Hierdurch kann es neben den üblichen, wohltuenden Entspannungseffekten zu Formen innerer Einsicht oder Erkenntnis kommen, die als bereichernd, klärend und entwicklungsfördernd erlebt werden.

Psychologen, Sozialpädagogen, Lehrer, Erzieher, Mediziner, Supervisoren, Dozenten – oder einfach alle, die mit Gruppenarbeit zu tun haben – können diese Texte in ihr Tagesprogramm einbauen. Selbstverständlich ist es auch möglich, sie in der Einzelarbeit mit Patienten oder neugierigen Personen zu benutzen.

Bevor Sie mit diesen Texten experimentieren, lesen Sie bitte sehr genau die folgenden Seiten, um bestens für die Arbeit vorbereitet zu sein.

Der Verfasser übernimmt keinerlei Verantwortung für kritische Situationen, die eventuell beim Vorlesen oder Erzählen der Texte entstehen.

Der äußere Rahmen

Die Zuhörer

Bevor die Entspannungstexte vorgelesen werden, sollten die Gruppenmitglieder eine entspannte Position im Raum einnehmen. Manche der Teilnehmer werden sich vielleicht auf den Boden legen, andere werden einfach sitzen bleiben. Im Liegen sind im Allgemeinen intensivere Entspannungszustände möglich. Weisen Sie die Teilnehmer darauf hin, dass sie eine Decke oder Matte als Unterlage benutzen können, falls sie es sich im Liegen bequem machen möchten. Auch an Kopfkissen sollte gedacht werden: Viele Gruppenmitglieder finden es angenehm, wenn ihr Kopf leicht angewinkelt auf einer weichen Unterlage liegt.

Der äußere Geräuschpegel sollte so leise sein, dass jedes Wort, das der Leiter spricht, gehört und verstanden werden kann. Außerdem sollten die Teilnehmer vor der Gruppenentspannung darauf hingewiesen werden, noch einmal auf die Toilette zu gehen. Für die Hörer ist es besser, gleich zu Beginn der Entspannungsreise ihre Augen zu schließen. Das allein führt bereits zu einer Verstärkung von Alpha-Wellen, die einer weiteren Entspannung Vorschub leisten. Der Augenschluss sollte allerdings nicht vorgeschrieben, sondern lediglich als Angebot präsentiert werden. In seltenen Fällen gibt es Teilnehmer, die ihre Augen nicht schließen (wollen?!). Ihnen sollte dann signalisiert werden, dass auch dies vollkommen in Ordnung ist.

Eine weitere wichtige Frage ist die, wie die Zuhörer angesprochen werden: mit Du oder mit Sie? Wurde in einer Gruppe von Anfang an das Du eingeführt, bleibt man einfach dabei. Schwieriger ist es, wenn man eine Gruppe vor sich hat, bei der das Sie die allgemeine Ansprache verkörpert. Hier ist es geschickt, anfangs (während der Entspannungsphase) noch beim Sie zu bleiben, um dann, wenn die Bilder und Anregungen intensiver werden und hierdurch die Kritikfähigkeit vermindert ist, mit der Du-Anrede fortzufahren. Den Teilnehmern fällt dann dieser sprachliche Wechsel kaum auf. Eine Anrede in Du-Form fördert stärker assoziatives Erlebnismaterial zutage, also intensivere Bilder und Stimmungen, weil die kindlichen Erlebnispotenziale leichter angezapft werden können. Warum? Weil man ein Kind nicht siezt.

Meiner Meinung nach sollte man während angeleiteter Gruppenentspannungen auf das Wort Wir verzichten. Auch eine Gruppentrance ist – genau genommen – ein hoch individualisierter Vorgang. Jeder Teilnehmer erlebt seine eigenen, innersten Gedanken oder Gefühle – deshalb ist die individualisierte Ansprache (in der Sie- oder Du-Form) besser als Anleitungen in der Wir-Form. Sämtliche vom Verfasser entworfenen Texte sind in der Du-Form gehalten.

Die musikalische Begleitung

Musik stimuliert bestimmte Areale der rechten Hirnhemisphäre. Hierdurch können die Fantasie und der Ideenreichtum des Hörers gefördert werden. Aber: Welche Musik ist für welche Hörer geeignet? Und: Sollte die Musik zum präsentierten hypnotischen Motiv passen? Wenn die Hörerschaft beispielsweise in die Wüste geführt wird, um dort intensive spirituelle Erfahrungen zu sammeln, kann man dann „Die Wassermusik“ von Händel oder „Die Moldau“ von Smetana auflegen?

Prinzipiell gilt: Suchen Sie eine Musik, die zum präsentierten hypnotischen Motiv passt. Wenn Sie etwas Aufregendes, Abenteuerliches erzählen, legen Sie aufregende oder an Abenteuer erinnernde Musik auf. Das passt meistens.

Schwieriger ist die erste Frage zu beantworten. Sie haben es bei einer Gruppentrance mit einer Summe unterschiedlicher Individuen zu tun. Jedes Individuum hat seinen eigenen Musikgeschmack. Hier einen guten Kompromiss zu finden ist nicht einfach. Immer wieder höre ich von Teilnehmern nach Gruppentrancen, dass ihnen zuweilen die von mir präsentierte Musik nicht behagte. Andere hingegen sagen, dass sie die Musik begeistert hat. Wenige allerdings wünschen sich keine Musik. Es wird also von Ihrem Fingerspitzengefühl abhängen, für welche Musik Sie sich bei welcher Gruppe entscheiden. Beachten Sie: Die Musik, für die Sie sich entscheiden, sollte auch Ihnen gefallen. Das wird Ihnen helfen, sich beim Vorlesen oder Erzählen auch in diese von Ihnen präsentierten Eindrücke hineinziehen zu lassen. Das wiederum wirkt authentisch und verstärkt für Ihre Hörer die Entspannungstiefe.

Die Musik sollte nie so laut sein, dass Ihre Worte nur noch schwer zu verstehen sind. Hier müssen Sie Acht geben, denn gerade die Teilnehmer, die sich in der Nähe der Lautsprecher befinden, hören oft Ihre Stimme schwächer.

Wenn Sie gar nicht wissen, was Sie an Musik auflegen sollen, hier ein kleiner Tipp: Barockmusik von Joseph Haydn, „Die Brandenburgischen Konzerte“ von Bach oder „12 Concerti a cinque“, Opus 5 von Albinoni. Hier liegen Sie meist richtig.

Die elektronische Verstärkung der Stimme mittels Mikrofon

Mit einem Mikrofon haben Sie die Möglichkeit, große Gruppen in großen Räumen zu erreichen. Wenn irgendwie möglich, sollten Sie jedoch die natürliche Stärke Ihrer Stimme nutzen. Sie sind hier viel variabler, und außerdem klingt Ihre Stimme nicht so unpersönlich, nüchtern-technisch. Wenn Sie nur über den Lautsprecher zu hören sind, dann können Sie Ihre Stimme nicht richtig räumlich einsetzen. Die Lautsprecher sind meistens fest montiert – somit kommt Ihre Stimme immer aus der gleichen Richtung. Um Suggestionen jedoch wirkungsvoll zu unterstreichen, ist es zuweilen wichtig, sie an eine bestimmte Sprechrichtung im Raum zu binden. Diese Möglichkeit haben Sie bei der elektronischen Verstärkung nicht. Meine Empfehlung: Nur bei sehr großen Gruppen (mehr als 100 Teilnehmer) mit Mikrofon arbeiten.

Die Lautstärke und das analoge Markieren des gesprochenen Wortes

Die Präsentation Ihres Entspannungstextes sollte für jeden Hörer akustisch verständlich sein. Dies verlangt eine deutliche und klare Aussprache. Wenn Sie sich nicht sicher sind, wie Ihre Stimme klingt, nehmen Sie sie auf Band auf und hören Sie sich die Aufnahme an. So haben Sie die Möglichkeit, die Aussagekraft Ihrer Stimme zu beurteilen und gegebenenfalls zu korrigieren. Wenn Sie nicht wissen, in welcher Geschwindigkeit Sie sprechen sollen, so gilt fast immer: ein wenig langsamer als üblich sprechen. Die Entspannungstexte beinhalten ausgesprochen viel metaphorisches und bildhaft angereichertes Material, für das der Hörer seine Zeit benötigt, um es geistig umzusetzen.

Beim analogen Markieren, einer fortgeschrittenen Sprechtechnik, werden bedeutungstragende Elemente eines Textes sprachlich hervorgehoben. Zum Beispiel könnten bestimmte Worte absichtlich ein bisschen lauter präsentiert oder mit einer anderen Sprechrichtung verbunden werden. Das Unbewusste des Hörers nimmt diese feinen Unterschiede wahr und ordnet sie auf verschiedenen Bedeutungsebenen ein. Wenn Sie beispielsweise Ihre Hörerschaft mittels eines Entspannungstextes in eine Welt der Kreation und Innovation führen, so könnten Sie sämtliche Worte, die kreative oder innovative Assoziationen enthalten, ein bisschen lauter, klarer und akzentuierter aussprechen und hätten sie auf diese Weise sogar mehrfach markiert.

Die Sprechgeschwindigkeit – Mini-Übungstext

Wie bereits angedeutet ist es meist besser, ein bisschen langsamer als im Alltag üblich zu sprechen, um die präsentierten Sprachbilder zur Wirkung kommen zu lassen. Doch wie genau sollte man seine Sprechgeschwindigkeit einstellen, um einen Entspannungstext wirkungsvoll zu präsentieren? Hierzu ein kleiner Beispieltext zum Üben:

„Und während die Sonne damit beginnt, ihre warmen Strahlen wie ein fürsorgliches Streicheln über die sich bildenden Vorstellungen zu legen ... und die inneren Impulse und Anregungen sich reliefartig deinem Gespür nähern ... darfst du, ohne dich genötigt fühlen zu müssen, der Frage nachgehen, wie dein Unbewusstes dich diesen Vorgang spüren lässt ... genau genommen spielt auch dein Unbewusstes im Kanon unterschiedlichster Vorstellungssplitter im universalen Orchester des Seienden eine wichtige Rolle ... nimm dir die Freiheit, es deinen Ohren zu erlauben, all das zu Gehör kommen zu lassen, das dein Unbewusstes bereits jetzt für dich hörbar, vielleicht sogar spürbar bereithält.“ 

Lesen Sie diesen Text laut und langsam vor und messen Sie die Zeit dabei. Wenn Sie zwischen 55 und 65 Sekunden liegen, dann machen Sie es richtig. Wahrscheinlich haben Sie den Text schneller gelesen. Wiederholen Sie dann das Lesen und bemühen Sie sich, absichtlich langsam zu lesen.

Die Zeitangaben in den Entspannungstexten sind nur ungefähre Richtwerte. Wichtig ist, dass sich der Leser beim Lesen wohlfühlt. Am dichtesten wirkt die Präsentation eines Textes, wenn man frei spricht und sich ständig im Kontakt mit der Gruppensituation befindet. Das allerdings verlangt viel Übung.

Bedeutungsvolles Sprechen und das Spiegeln einer Person

Ein gesprochener Text bekommt dann eine besondere Note, wenn die bedeutungstragenden Elemente besonders betont und Pausen an den richtigen Stellen gemacht werden. Ihre Zuhörerschaft jedoch ist etwas ganz Besonderes. Die Personen liegen oft auf dem Boden, und fast alle haben ihre Augen geschlossen – die Hörer sind also naturgemäß stark auf Ihr gesprochenes Wort geeicht. Um in stimmungsmäßigen Kontakt mit der Gruppe zu kommen, können Sie folgendermaßen vorgehen:

Suchen Sie sich ein Gruppenmitglied aus und beobachten Sie dessen Atmung. Gleichen Sie Ihren Atemrhythmus an den Rhythmus dieser Person an. Lesen Sie dann den Entspannungstext etwa im gleichen Rhythmus vor. Wenn Sie sich nicht sicher sind, ob Sie sich noch im gleichen Atemrhythmus befinden, können Sie beim Lesen auch eine längere Pause machen, um wieder den Hörer zu beobachten und den Atemrhythmus erneut aufzunehmen. Im Allgemeinen wird es so sein, dass die meisten Gruppenmitglieder Ihren präsentierten Atemrhythmus unbewusst aufnehmen – nüchtern gesprochen erzeugen Sie sozusagen eine Art Gruppengrundschwingung. Das allein bewirkt bereits eine Vertiefung der erlebten Zustände.

Die Sprechpausen sind in den Texten mit (...) markiert. Bei längeren Pausen steht die vorgeschlagene Pausenzeit in Sekunden in Klammern. Wenn keine Zeit angegeben ist, nutzen Sie die drei Punkte (...) als eine Art Mini-Pause, d.h. Sie sagen für ein oder zwei Atemzüge nichts.

Spezielle Anmerkungen zur Sprache

Dass die Klarheit des Ausdrucks und die Verständlichkeit der Stimme für die Präsentation eines entspannungsfördernden Textes wichtig sind, wissen Sie bereits. Wer professionell mit Entspannungstexten umgehen will, kann folgende Punkte zusätzlich berücksichtigen:

langsames Sprechen (Aufbau innerer Bilder)

schnelles Sprechen (Erzeugung von Konfusion)

Vergleiche und Bilder heranziehen

Betonung von Vokalen

undeutliches Sprechen, Lautmalerei, Murmeln

Langsames SprechenDie Aufmerksamkeit des Hörers wird über das langsame Sprechen behutsam in eine Richtung der Ruhe, Muße und Entspannung geführt. Hier regiert die Philosophie der Langsamkeit, vermittelt durch eben dieses langsame Sprechen. Stellen Sie sich vor, Sie liegen auf dem Boden, haben Ihre Augen geschlossen und hören eine schnelle, hektische Stimme, die Ihnen etwas von Ruhe, Muße und Gemächlichkeit weismachen will. In diesem Fall werden Sie sich kaum richtig entspannen können. Der Aufbau eines Hypnoides, so nennt man den „Vorraum der Trance“, geschieht über das Medium der Ruhe. Die Konstruktion einer inneren, mit hypnotischen Suggestionen geförderten Welt verlangt eben Zeit, die der Hörer unbedingt benötigt.

Schnelles SprechenDas schnelle, konfuse Sprechen dient dazu, den Hörer mental zu überladen, um inneren Widerstand zu binden. Hierdurch entsteht ein Spannungszustand, der auf die Dauer als sehr unangenehm erlebt wird. Dieser Zustand strebt nach Auflösung, Entspannung. Das schnelle Sprechen ist nur dann nötig, wenn es dem Hörer schwerfällt, tiefe Entspannungszustände zuzulassen. Sobald er bereit ist, in die Welt seiner Fantasie und Träume einzutauchen, spricht man ruhig, langsam und entspannt auf ihn ein.

Vergleiche und Bilder heranziehenDie entspannungsfördernde Sprache ist eine Sprache der Bilder, Metaphern und Vergleiche. Je ausdrucksvoller die präsentierten Bilder, desto stärker ist die Wirkung im Unbewussten. In den vorliegenden Texten sind ein Fülle unterschiedlicher Bilder und Allegorien anzutreffen. Wenn Ihnen als Leser der Texte weitere Bilder oder Bildreihen einfallen, so können Sie diese selbstverständlich zusätzlich in die Texte einweben.

Betonung von VokalenDas lautmalerische Auseinanderziehen und sprachliche Verfremden von Vokalen wirkt Trance fördernd. Schulte (2001) belegt in seinem eindrucksvollen Buch „Neuromythen“, wie das Hören von Vokalen einen rechtshemisphärischen Shift im Gehirn auslöst. Für uns Europäer haben Vokale eine stark emotionale Bedeutung. Bei übermäßiger Betonung (ah!, oh!, uh!) werden sie in unserer rechten Hirnhemisphäre analysiert, denn in dieser Hemisphäre wirken die bildhaften Anregungen einer Entspannungsreise besonders stark. Betrachten wir hierzu das Wort tiefer. Beim Auseinanderziehen des ie entsteht das lautmalerische Wort tieieieie ... ieieiefer. Sprechen Sie einmal das Wort so aus, dass Sie dazu fünf Sekunden brauchen, und ziehen Sie das „ie“, wie einen Kaugummi, in die Länge. Im Gegensatz zu Vokalen werden Konsonanten in der linken Hirnhemisphäre analysiert. Diese Gesetzmäßigkeiten treffen auf Mitteleuropäer zu, bei Japanern ist es genau umgekehrt.

Undeutliches Sprechen, Lautmalerei, MurmelnWenn Sie Ihre Hörer bereits in einen intensiven Entspannungszustand geführt haben, dann können Sie, vorausgesetzt Sie trauen sich das, einmal absichtlich undeutlich sprechen. Sie können Silben verschlucken, Worte nur halb aussprechen oder Sätze absichtlich verstellen. Sie können murmeln oder Lautmalerei betreiben und Ihre Hörer mit unverständlichen oder unvollständigen Sätzen bearbeiten. Allerdings sollten Sie dabei auf eine rhythmische Sprachmelodie achten.Ihre Hörer sind hier gezwungen, den fehlenden Inhalt mit eigener Fantasie auszugleichen. Dies wirkt sehr Trance fördernd. Wenn keiner Ihrer Zuhörer hierbei lacht, dann haben Sie alles richtig gemacht, denn in tiefer Entspannung lacht normalerweise niemand. Wenn einer doch lachen sollte, so spiegeln Sie das Lachen einfach zurück, indem Sie die unterschiedlichsten Gründe aufzählen, warum Menschen lachen: Manche lachen, weil sie sich amüsieren, andere lachen, weil ihre Gedanken sie „kitzeln“, viele jedoch lachen aus Verlegenheit. Prüfen Sie nach, wie das bei Ihnen ist. Ich garantiere Ihnen, dass der Hörer nach diesen wenigen Sätzen schnell zu lachen aufhört.

Wie wirken die Texte im Unbewussten?

Sämtliche Texte basieren darauf, dass der Hörer zunächst in einen entspannten und gelösten Zustand geführt wird. In diesem Zustand sind die Kritikfähigkeit und das analytische Denken sehr vermindert. Das bedeutet, dass die im nächsten Schritt präsentierten Geschichten, Anregungen oder Metaphern leichter angenommen werden und ihrerseits weitere Entwicklungsimpulse freisetzen können. Der Inhalt mancher Texte mutet beim „analytischen Lesen“ zuweilen etwas fremdartig und schwierig an. Jedoch sollte der Leser sich vor Augen führen, dass der Hörer sich in einem anderen Bewusstseinszustand und infolgedessen in einem anderen Verarbeitungsmodus befindet. Scheinbar schwierige Textpassagen werden in einem tiefen Entspannungszustand so verarbeitet, dass der Hörer die isolierten einzelnen Begriffe mit seiner Fantasie überbrückt und auftauchende inhaltliche Widersprüche und Widersinnigkeiten ausgleicht. Neuropsychologisch betrachtet werden hierbei die festgezurrten Gedankennetzwerke des Alltags aus ihrer Verfugung gehoben und zum freien Schwingen angeregt. Hierdurch kommt es zu Neuverknüpfungen von Gedanken, Vorstellungen und Empfindungen auf einer sehr tiefen psychischen Ebene. Zuweilen ist diese Ebene so tief, dass sich die Erlebnisse der sprachlichen Ausdrucksfähigkeit entziehen. Zurück bleibt in diesem Fall ein Erleben veränderter Stimmungen und Gemütszustände, die ihrerseits weiteres Wachstum, Differenzierung und Entwicklung spürbar fördern.

Mögliche Probleme

Ein Zuhörer steigt aus dem Gruppenprozess ausFür den Anfänger, der eine Gruppenentspannung leitet, stellt dieses Phänomen in der Tat ein großes Problem dar. Der Leiter hat sich redlich bemüht, seine Zuhörerschaft in einen schönen, entspannten Zustand zu führen, und dann, scheinbar ganz plötzlich, wird einer in der Gruppe unruhig, steigt aus, öffnet die Augen und schaut den Gruppenleiter erwartungsvoll an. Wenn man keine Erfahrung mit diesem Phänomen besitzt, kann man ganz schön ins Schwitzen kommen. Stress entsteht, die Stimme wird gepresster, die Wortwahl spärlicher, und im schlimmsten Fall muss die Gruppentrance abgebrochen werden. Aber: So schlimm ist es nur selten. Wenn einer der Teilnehmer aus der hypnotischen Trance aussteigt, würdigt der Leiter dieses Verhalten durch ein leichtes Kopfnicken. Hierdurch wird dem Teilnehmer suggeriert, dass der Gruppenleiter sein Verhalten wahrgenommen hat. Das entspannt die Situation enorm. Die Gründe für ein Ausscheren aus dem Gruppenentspannungsprozess sind vielschichtig. Beispiele sind:

Die hypnotische Bildwahl stößt beim Hörer auf inneren Widerstand, er wird ärgerlich und orientiert sich zurück.

Der Hörer bekommt Angst vor der Wucht seiner inneren Eindrücke und flieht schnell wieder in die Realität. Hier kennt er sich besser aus und fühlt sich sicherer.

Der Hörer hat eine unbequeme Position eingenommen und verspürt dadurch im Verlauf der Trance zunehmend Schmerzen.

Vielleicht gibt es auch ganz triviale Gründe, wie zum Beispiel ein Druck in der Blase oder starke peristaltische Geräusche (Bauchgurgeln), deren der Teilnehmer sich schämt und dann die Trance beendet.

Ein Zuhörer weint oder schluchztStellen Sie sich vor, dass Sie eine Gruppe von etwa 20 Teilnehmern zu einer Entspannungsreise einladen. Alle liegen friedlich auf dem Boden, und Sie erzählen eine beruhigende Geschichte, die mit fantasievollen Bildern ausgeschmückt ist. Plötzlich fängt einer der Teilnehmer an zu schluchzen, und schließlich weint er laut. Sie sind überrascht, weil Sie eigentlich nicht damit gerechnet haben. Sie haben nur schöne Bilder und Szenen in die Entspannung einfließen lassen, doch der schluchzende Teilnehmer hat offenbar ganz andere innere Eindrücke realisiert. Was nun? Vielleicht sehen Sie ja bereits, dass andere Teilnehmer von dem Schluchzen infiziert sind und ebenfalls beginnen, unruhig zu werden. Eine wirklich heikle Situation, die Sie sogar an einen Abbruch der ganzen Entspannungsreise denken lässt.