Antizyklische Investmentstrategien - Ned Davis - E-Book

Antizyklische Investmentstrategien E-Book

Ned Davis

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Beschreibung

Antizyklische Anlagestrategien gelten als sicherer Weg durch den Investmentdschungel. Doch man muss gewisse Regeln kennen und beherzigen. Grundlage für eine erfolgreiche Strategie entgegen der Meinung der Massen ist, dass man die vorherrschende Marktmeinung erkennt und daraus die richtigen Schlüsse zieht. Ned Davis, einer der erfolgreichsten Marktanalysten weltweit, beschäftigt sich in diesem Buch mit dem Verhalten der Massen an den Anlegermärkten und zeigt dem antizyklischen Investor, was er braucht, um erfolgreich zu sein. - Auswertung historischer Daten und die Erstellung von Vorhersagemodellen - Sentimentanalyse: Wie denkt der Großteil des Marktes und wo stoßen Entwicklungen an ihre Grenzen? - Ignorieren als Erfolgsrezept: Kaufen, wenn alle verkaufen und andere »irrationale« Erfolgsrezepte - Technische Analyse und Marktpsychologie - Der Einfluß volkswirtschaftlicher Daten wie der Verschuldung der privaten Haushalte auf die Aktienmärkte - u.v.m.

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Seitenzahl: 124

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NED DAVIS

Antizyklische Investmentstrategien

Danke für die tägliche Unterstützung:Mickey, Evan, Brody, Dylan und Connor.

Ich widme dieses Buch allen unseren Kunden, dieunsere Forschungen unterstützt haben, allenFreidenkern, Innovatoren, Nonkonformistenund allen friedlichen Antizyklern weltweit.

Ich möchte mich bei meinen Kollegen bedanken, die mir bei diesem Buch geholfen haben, sowie Ed Clissold und Sam Burns. Ebenso bedanke ich mich bei meiner Assistentin Darlene Andronaco für das Tippen, bei Andrea Justiniano-Blake für Layout und Design, bei Nancy Grab und bei Lee Ann Tillis für die Hilfe bei der gesamten Organisation. Geholfen haben uns grundlegende Arbeiten von Brody Davis, Evan Davis und Bradley Wilson. Beim Editieren halfen auch zudem Tim Hayes, Julie Font und Karen Tuttle.

Im ersten Kapitel habe ich einige Personen und Quellen aufgelistet, die mein Denken und meinen Standpunkt gegenüber Antizyklik und Massenphänomenen stark beeinflusst haben.

NED DAVIS

AntizyklischeINVESTMENTSTRATEGIEN

Die Psychologie der Massenund die Chancen des Einzelnen

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie. Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Für Fragen und Anregungen:

[email protected]

2. Auflage 2013

© 2005 by Finanzbuch Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH

Nymphenburger Straße 86

D-80636 München

Tel.: 089 651285-0

Fax: 089 652096

© 2004 by The McGraw-Hill Companies, Inc. Die amerikanische Originalausgabe erschien unter dem Titel »The Triumph of Contrarian Investing«.

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Übersetzung: Horst Fugger

Alle Grafiken und Abbildungen, soweit nicht anders vermerkt: © 2003 Ned Davis Research, Inc..

All rights reserved.

Gesamtbearbeitung: Druckerei Joh. Walch, Augsburg

Umschlaggestaltung: Stephanie Villiger

Lektorat: Dr. Renate Oettinger

Druck: Books on Demand GmbH, Norderstedt

ISBN Print 978-3-89879-728-3

ISBN E-Book (PDF) 978-3-86248-356-3ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-86248-803-2

Weitere Informationen zum Verlag finden Sie unter

www.finanzbuchverlag.de

Beachten Sie auch unsere weiteren Verlage unter www.muenchner-verlagsgruppe.de

eBook by ePubMATIC.com

Inhalt

Vorwort

Einführung

Wissenschaftliche Studien über Massenpsychologie

Eine kurze Geschichte von Manie und Panik an der Börse

Schlagzeilen und Titelbilder

Massenpsychologische Indikatoren

Nachwort

Anhang

Literaturverzeichnis

Vorwort

1971, also etwa zu der Zeit, als ich Ned Davis kennen lernte und begann, mit ihm Ideen über Timing-Strategien auszutauschen, startete ich einen Börsenbrief, The Zweig Forecast, den ich 27 Jahre lang publizierte, ehe ich zur Besinnung kam und es ein wenig ruhiger angehen ließ. Für meine Börsenprognosen nutzte ich eine ganze Reihe von Indikatoren aus dem monetären, charttechnischen und dem Bewertungsbereich. Den größten Wert aber legte ich auf Stimmungs- oder Sentiment-Indikatoren. Zu diesem Zweck schrieb ich eine kleine Broschüre mit dem Titel „Die Erwartungen der Investoren“ (man hätte sie auch „Die Stimmungslage der Anleger“ nennen können), die ich jedem neuen Abonnenten meines Börsenbriefs zukommen ließ. Der einführende Abschnitt dieser Broschüre ist unten abgedruckt. Das kleine Buch enthielt auch zahlreiche Artikel, die ich für Barron’s geschrieben hatte und in denen es meist ebenfalls um Sentiment-Indikatoren ging. Ich hatte das Glück, dass – mit einer krassen Ausnahme – jeder dieser Artikel die folgende Börsenentwicklung zutreffend prognostizierte. Der erste Artikel vom November 1970 hatte das Volumen am Optionsmarkt als Sentiment-Indikator zum Thema. Ich wagte eine optimistische Prognose, und die Börse tat mir den Gefallen, tatsächlich zu steigen.

Später, in einem Barron’s-Artikel im Frühjahr 1971, erfand ich die Put-Call-Ratio. Ich warnte damals vor übertriebenem Optimismus und dem Risiko eines Kursrückgangs. Es folgte eine schwere mittelfristige Korrektur, die etwa sieben Monate lang dauerte. Damals fand der Optionshandel quasi unter dem Ladentisch statt, und die Beteiligten taten äußerst geheimnisvoll. Ich aber hatte von der SEC die Optionsdaten bis zurück zum Jahr 1945 erhalten, denn ich benötigte sie für meine Doktorarbeit in Finanzwissenschaften an der Michigan State University. Vielleicht war ich damals der Einzige, der diese Daten kannte – und ich besaß damit eine wundervolle Quelle zur Einschätzung der Stimmungslage unter den Anlegern. Ned und ich glaubten fest an den Nutzen von Stimmungsdaten bei Börsenprognosen, und ich hatte nicht nur eine Theorie, sondern ich konnte auch noch eine ganze Anzahl erst kürzlich veröffentlichter Prognosen vorweisen.

In den folgenden Jahren veröffentlichte ich in Barron’s noch mehr als 15 solcher „Prognose“-Artikel. Darunter war nur ein einziger echter Flop (wenn Sie jemals auf meinen Artikel über die Leerverkäufe von Floor Tradern stoßen sollten, verbrennen Sie ihn bitte!). In den meisten dieser Veröffentlichungen ging es um „Stimmungs“-Indikatoren. Einige davon habe ich selbst konzipiert, andere nur ein wenig verbessert. Die Artikel in Barron’s waren jedenfalls eine gute Werbung für meinen Börsenbrief, der im Hulbert-Rating jahrelang den ersten Platz in der Kategorie der risikoadjustierten Renditen belegte. Das wiederum half mir dabei, ein erfolgreiches Vermögensverwaltungsgeschäft aufzubauen, das enormen Zulauf erhielt, nachdem Ned und ich den Crash von 1987 richtig vorhergesagt hatten – hauptsächlich auf der Basis von Stimmungsindikatoren.

Ich werbe hier also nicht für irgendeine Theorie, um Ned dabei zu helfen, sein Buch zu verkaufen, sondern ich versuche in der gebotenen Kürze darzulegen, dass Stimmungsindikatoren sehr wertvolle Werkzeuge sind. Sie haben mir selbst und auch Ned dabei geholfen, extrem erfolgreiche Börsengeschäfte aufzubauen, die nicht auf Theorien, sondern auf Ergebnissen beruhen. Wie lautet doch der alte Spruch: Glaube nur, was du siehst.

Ein Spezialreport: Warum die Erwartungen der Anleger der Schlüssel zu Börsentrends sind

Wirtschaftliche Faktoren, vor allem monetäre Variablen und Zinsen, beeinflussen zweifellos die langfristige Kursentwicklung von Aktien, aber es sind die Erwartungen der Anleger, die den stärksten Einfluss auf die Kursentwicklung ausüben. Wenn man das Ausmaß dieser Erwartungshaltung messen und dazu noch richtig interpretieren könnte, wäre man in der Lage, mit einer geringen Irrtumswahrscheinlichkeit bedeutende Richtungsänderungen am Aktienmarkt zu prognostizieren.

Was sind die Erwartungen der Anleger?

Anlegererwartungen sind ganz einfach die kollektiven Meinungen verschiedener Gruppen von Teilnehmern am Aktienmarkt – seien es Investoren oder Spekulanten. Der besseren Übersichtlichkeit halber können diese Meinungen als Ausmaß des vorherrschenden Optimismus oder Pessimismus dargestellt werden. In der Regel bietet es sich an, die Marktteilnehmer in recht homogene Gruppen einzuteilen, um das Ausmaß verschiedener Arten von Stimmungen ermitteln zu können. Eine solche Einteilung könnte zum Beispiel umfassen: Kleinanleger, Leerverkäufer, Börsenmitglieder, Fondsinvestoren oder ausländische Investoren.

Indem man die Einstellungen vieler solcher Einzelgruppen sammelt, kann man die Wahrscheinlichkeit reduzieren, unter dem Strich ein irreführendes Ergebnis zu erhalten. Außerdem ist erwiesen, dass die Erwartungen bestimmter Anlegergruppen verlässlichere Ergebnisse liefern als andere und dass die Erwartungen mancher Gruppen nur in ganz bestimmten Börsensituationen von Bedeutung sind. Wenn man also eine breite Klassifizierung der Anlegererwartungen vornimmt, wird die Prognosequalität verbessert. Gleiches gilt für die Möglichkeit, dass ein bestimmtes Ergebnis durch andere Ergebnisse bestätigt wird.

Die Prognosetheorie der Anlegererwartungen

Ein Vorläufer der Theorie von den Anlegererwartungen wurde 1962 auf eloquente Weise von Professor Paul Cootner präsentiert, der damals am M.I.T. lehrte. Cootner stellte die Hypothese auf, die Entwicklung von Aktienkursen entspreche einer Zufallsbewegung innerhalb reflektierender Grenzen. Die Theorie lautet wie folgt:

Es gibt zwei allgemeine Kategorien von Teilnehmern am Aktienmarkt: Profis und Amateure. Die Profis sind klar in der Minderheit, und diese Gruppe umfasst nicht notwendigerweise alle oder viele von den Leuten, die ihren Lebensunterhalt an der Wall Street verdienen. Die Profis können sich ohne großen Aufwand Zugang zu zuverlässigem fundamentalem Research-Material verschaffen, und weil sie über den inneren Wert von Aktien recht genau Bescheid wissen, haben sie eine ziemlich exakte Vorstellung von der künftigen Kursentwicklung am Aktienmarkt.

Die weitaus meisten Marktteilnehmer sind dagegen Amateure (etwa Kleinanleger oder „die Öffentlichkeit“) Diese Leute haben kaum Zugang zu Research-Material und sehr naive Vorstellungen, was den inneren Wert von Aktien betrifft. Bei ihren Investmententscheidungen liegen sie also mit einer Wahrscheinlichkeit von 50:50 richtig oder falsch. Folglich werden sich die Kurse zufällig um einen Mittelwert bewegen, solange die Amateure das Marktgeschehen dominieren.

Die Profis aber kennen die inneren Werte genau. Sie beobachten sorgsam die von den Amateuren verursachten zufälligen Kursbewegungen. Wenn sich der Kurs durch diese Zufallsbewegungen weit genug vom inneren Wert entfernt hat (oder von einer der „reflektierenden Grenzen“ der Theorie), dann greifen die Profis ins Geschehen ein, um von den Differenzen zwischen den Kursen und den inneren Werten zu profitieren.

Zufallsbewegungen innerhalb reflektierender Grenzen

Nehmen wir einmal an, der innere Wert der Aktie XYZ in der unten gezeigten Abbildung werde von den Profis auf 50 Dollar taxiert. Solange die von den Amateuren verursachten Kursveränderungen nicht wesentlich von diesem Wert abweichen (also zum Beispiel im Bereich zwischen 45 und 55 Dollar liegen), werden die Profis auf kurze Sicht gar nichts tun. (Beachten Sie: Auf lange Sicht bewegen sich die Grenzen nach oben oder unten, weil sich der innere Wert verändert.) Nehmen wir aber an, die Amateure seien aus irgendeinem Grund übertrieben optimistisch und trieben den Kurs bis auf 55 Dollar. Jetzt gibt es eine „große“ Differenz zwischen dem Kurs und dem inneren Wert, und dies veranlasst die Profis dazu, zu verkaufen oder sogar Leerverkäufe vorzunehmen. Wenn die Amateure übertriebenen Pessimismus an den Tag legen und den Kurs unter die Marke von 45 Dollar drücken, werden die Profis eine „Unterbewertung“ feststellen. Sie werden die Aktie kaufen und den Kurs wieder nach oben treiben.

Beachten Sie: Immer wenn die Amateure zu optimistisch oder zu pessimistisch werden und der Kurs sich einer reflektierenden Grenze nähert, greifen die Profis ein und bewirken ab dieser Grenze eine Kursbewegung, die genau entgegengesetzt zu der Richtung verläuft, die die Amateure erwartet haben!

Daraus erwächst die allgemeine Theorie der Anlegererwartungen: Immer wenn die Einschätzung der Amateure über die künftige Tendenz von Aktienkursen ein Extrem erreicht, bewegt sich der Markt entgegengesetzt zu der Richtung, die von der Masse der Anleger erwartet worden ist!

Zufallsbewegungen innerhalb reflektierender Grenzen

Cootner verifizierte seine Theorie von den „reflektierenden Grenzen“ anhand einiger sehr ausgefeilter statistischer Techniken, aber er ließ die Frage offen, wie (oder sogar ob) Investoren aus dieser Theorie Nutzen ziehen können. Nach seiner Hypothese kann man auf zweierlei Arten Gewinne erzielen: indem man den Profis folgt oder indem man das Gegenteil dessen tut, was die Amateure machen.

Leider bietet die erste Alternative wenig Anlass zur Hoffnung. Da die Profis ziemlich intelligent sind, sind sie auch klug genug, ihre Spuren zu verwischen, bis es zu spät ist, ihrem Beispiel zu folgen und dabei Gewinne zu erzielen. Außerdem haben akademische Studien erwiesen, dass die Anzahl echter Profis –also solcher Leute, die Kursbewegungen dauerhaft und genau vorhersagen können – unglaublich klein ist. Jedenfalls viel kleiner als die Zahl derjenigen, die man allgemein für „Profis“ hält. Daher hinterlassen ihre Aktivitäten kaum Spuren. Eine Ausnahme sind die Aktivitäten von Unternehmens-Insidern wie Vorständen, Direktoren und Großaktionären.

Aber noch ist nicht alles verloren. Die Amateure neigen zu Fehleinschätzungen, es gibt unglaublich viele Amateure, und zudem existieren riesige Mengen statistischer Daten, mit denen man ihre Erwartungen messen kann. Theoretisch kann man also überdurchschnittliche Gewinne erzielen, indem man das Gegenteil dessen tut, was die Amateure tun – zumindest dann, wenn ihre Stimmungslage im historischen Vergleich „extrem“ ist. Der Prognostiker muss nur drei Dinge tun:

⇒ Er muss ein angemessenes System zur Messung der Stimmungslage der Amateure entwickeln.

⇒ Er braucht stabile Parameter, wann eine Stimmungslage als „extrem“ einzustufen ist.

⇒ Er muss emotional stabil genug sein, das Gegenteil dessen zu tun, was die Masse der Anleger tut.

Schritt 1 ist kein Problem. Schritt 2 ist außerordentlich schwierig, obwohl in jahrelanger Forschungsarbeit einige nützliche Parameter ermittelt worden sind. Die meisten Investoren scheitern aber an Schritt 3: Es ist schwer, sich von der „Masse“ abzusondern – zu kaufen, wenn fast jeder pessimistisch ist und die Perspektiven am düstersten sind – oder zu verkaufen, wenn jeder euphorisch ist, und die Wirtschaft vor Kraft strotzt. Dennoch muss man genau das tun, wenn man überdurchschnittliche Gewinne erzielen will. Wer sich ständig nach der Mehrheitsmeinung richtet, ist dazu verurteilt, eine ebenso mittelmäßige Performance zu erzielen wie alle anderen.

Warum funktioniert die Theorie der Anleger-Erwartungen?

Eine gewisse Skepsis kann nie schaden. Warum sollten die Kurse fallen, wenn jeder extrem optimistisch ist, und warum sollten sie steigen, wenn fast jeder mit einer schlechten Entwicklung rechnet? Die Antwort ist einfach. Nehmen wir an, die überwältigende Mehrheit der Investoren (nennen wir sie Amateure) ist extrem optimistisch für die Börse. Die logische Folge sind Aktienkäufe, die bis zur Grenze der finanziellen Mittel dieser Anleger reichen. Wenn die Masse der Anleger am optimistischsten ist, ist sie so gut wie vollständig investiert! Diese Anleger haben kein Geld mehr, um weitere Aktien zu kaufen. Wer soll dann also für zusätzliche Nachfrage sorgen? Bestimmt nicht diejenige Minderheit der Investoren, die wir als Profis bezeichnet haben. Es ist diese Gruppe, die Überbewertungen erkennt. Und wahrscheinlich haben die Profis Aktien an die Amateure verkauft, solange die Kurse und der Optimismus der Massen stiegen.

Folglich entsteht ein Mangel an Nachfrage, sobald die Masse der Anleger extrem optimistisch geworden ist. Die Amateure haben nun jede Menge Aktien, aber keine flüssigen Geldmittel mehr, während die Profis liquide sind, aber nicht im Traum daran denken, jetzt Aktien zu kaufen. Die Nachfrage ist voll gedeckt, und daher müssen schon kleine Erhöhungen des Angebots zwangsläufig zu einem Kurssturz führen. An diesem Punkt kann man darauf wetten, dass die Kurse sinken werden! Entsprechend ist die Entwicklung, wenn die Masse der Amateure extrem pessimistisch wird, in Panik verfällt und zu jedem Preis verkauft. In solchen Fällen trocknet das Angebot bald aus, und die Kurse werden mit hoher Wahrscheinlichkeit steigen.

Martin Zweig

Managing Director

Zweig – DiMenna Associates L.L.C.

Kapitel 1

Einführung

Die vergessene Straße

Zwei Straßen kreuzten sich im Wald, und ich –ich wählte die weniger benutzte Straße.

Und das hat den ganzen Unterschied ausgemacht.

Robert Frost

Ich war Schüler an der High School, als ich Robert Frosts berühmtes Gedicht »Die vergessene Straße« zum ersten Mal las. Es stand auf einem Poster, das ich sofort kaufte und daheim an die Wand hängte. Seit diesem Tag hat mich irgend etwas in mir dazu getrieben, mich vor der Menge in Acht zu nehmen und an der Börse wie im Privatleben »die weniger benutzte Straße« zu wählen. Seinen eigenen Weg im Leben zu finden ist wichtig, denn man lernt dabei viel über Individualität und Unabhängigkeit. (Wen es interessiert: Dieses Buch enthält ein Nachwort, in dem ich beschreibe, warum ich glaube, dass man »die weniger benutzte Straße« auch im persönlichen Leben wählen sollte.) Beim Investieren kann diese Entscheidung den Schlüssel dazu liefern, den Aktienmarkt zu verstehen und von ihm zu profitieren. In diesem Buch geht es um Massenpsychologie, um ihre Auswirkungen auf den Aktienmarkt und um die Frage, was wir tun können, um uns ein unabhängiges Urteilsvermögen zu bewahren. Es enthält auch Studien zum Thema, wie Massen uns zu kontrollieren versuchen und wie massenpsychologische Phänomene im Lauf der Börsengeschichte zu massiven Übertreibungen und zu Zusammenbrüchen geführt haben. Außerdem werden wir über Titelgeschichten in Zeitschriften sprechen, die die vorherrschende Stimmungslage widerspiegeln, und über objektive, quantitative Indikatoren, die uns anzeigen, wann die Massenpsychologie Extremwerte erreicht. Sie zeigen uns, wann wir antizyklisch handeln und die weniger benutzte Straße wählen müssen.

Noch mehr schlechte Nachrichten über Prognosen (und sind Prognosen wirklich so nutzlos?)