Apfelessig neu entdeckt - Der Alleskönner und seine unbegrenzten Verwendungsmöglichkeiten. Küchenwunder, Beauty-Mittel, Gesundheits-Elixier - Annette Sabersky - E-Book

Apfelessig neu entdeckt - Der Alleskönner und seine unbegrenzten Verwendungsmöglichkeiten. Küchenwunder, Beauty-Mittel, Gesundheits-Elixier E-Book

Annette Sabersky

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Beschreibung

Das Multitalent Apfelessig ist wieder voll im Trend

Apfelessig hat sich in den letzten Jahren vom Geheimtipp der Gesundheitsjunkies zu einem Allheilmittel für alle verwandelt, das in kaum einem Haushalt fehlen darf. Zu Recht! Es gibt mittlerweile mehr als 100 wissenschaftliche Studien zu den gesundheitlichen Wirkungen von Apfelessig. Die Bandbreite seiner Wirkmöglichkeiten ist tatsächlich riesig. Apfelessig macht Speisen bekömmlicher, hilft beim Abnehmen, wirkt antibakteriell, lindert Pilzinfektionen und hilft bei Bluthochdruck und erhöhtem Cholesterin. Aber auch als Zutat eines köstlichen Salatdressings ist sich die trübe Flüssigkeit nicht zu schade. Die darin enthaltenen Milchsäurebakterien fördern die Darmgesundheit. Und auch im Rahmen kosmetischer Behandlungen spielt das Schönheitsmittel Apfelessig sein volles Potenzial aus. Promis wie Heidi Klum, Scarlett Johansson, Katy Perry oder Megan Fox sind bekennende Fans des Beauty-Wundermittels. Dieses Buch beschreibt wissenschaftlich fundiert alle Vorteile des Apfelessigs, nennt seine Grenzen und erläutert ausführlich seine zahlreichen Verwendungsmöglichkeiten als Heilmittel, in der Küche und als Kosmetikum.

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Seitenzahl: 168

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Annette Sabersky

Apfelessig neu entdeckt

Der Alleskönner und seine unbegrenzten Verwendungsmöglichkeiten

Küchenwunder, Beauty-Mittel, Gesundheits-Elixier

Impressum

© 2021 by Südwest Verlag, einem Unternehmen der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München

Die Firma Friedrich Feldmann GmbH & Co. KG, Karlsruhe, hat dieses Buchprojekt finanziell unterstützt. Der Inhalt wurde von der Autorin unabhängig erstellt, die ebenso das inhaltliche Letztentscheidungsrecht hatte.

HINWEISE

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

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Das vorliegende Buch wurde sorgfältig erarbeitet. Dennoch erfolgen alle Angaben ohne Gewähr. Weder der Autor noch der Verlag können für eventuelle Nachteile oder Schäden, die aus den im Buch gegebenen praktischen Hinweisen resultieren, eine Haftung übernehmen.

Projektleitung: Andrei Teusianu

Redaktion und Register: Clemens Sorgenfrey

Rezepte: Regina Rautenberg

Bildredaktion: Sabine Kestler und Franziska Polenz

Korrektorat: Katharina Kirchschlager

Layout und Satz/DTP: Bernhard Heun

ISBN: 978-3-641-27264-7V001

Inhalt

Vorgeschmack

Kapitel 1: Apfelessigs fruchtige Geschichte

Die Wurzeln des Essigs

Essig in der Medizin

Was wirkt da eigentlich?

Alles Apfelessig?

Hildegard von Bingen und der Apfel

D. C. Jarvis und der Apfelessig

Apfelessig heute

Sind „Shekar“ und „Hequa“ traditionelle Stärkungsmittel?

Kapitel 2: Herstellung von Apfelessig: Vom Apfelsaft zum Essig

Das Submers-Verfahren: Wenn Bakterien baden gehen

Das Fessel- oder Spanbildner-Verfahren: Essigbakterien auf Buchenholz

Das Oberflächen- oder Orléans-Verfahren: Gut Ding will Weile haben

… und so geht es weiter

Sauer im Sinne des Gesetzes

Ist handwerklich hergestellter Essig besser?

Kapitel 3: Einkauf von Apfelessig: Am besten trüb und unerhitzt

Verschiedene Qualitäten, unterschiedliche Wirkungen

Apfelessig roh und trüb

Apfelessig roh und klar

Pasteurisierter Apfelessig

Apfelessig praktisch

Apfelessig mit Schwefelzusatz

Achtung, kein Apfelessig!

Trendy Getränke mit Apfelessig

Die Alternative: Apfelessig selber machen

Apfelessig aus Apfelwein

Apfelessig aus frischen Äpfeln

Kapitel 4: Fitmacher Apfelessig: Ein ganz besonderer Saft

Mehr als die Summe seiner Teile

Das alles ist drin

Star Essigsäure

Vielkönner Essigsäure

Auch Milchsäurebakterien stecken im Essig

Hallo Immunsystem

Polyphenole gegen Bakterien und freie Radikale

Superfood Essigmutter

Apfelessig – ein Vitamin- und Mineralstoffwunder?

Bio-Apfelessig ist bunter

(K)ein Quell für Ballaststoffe?

Essigsäuregärung macht Schadstoffe platt

Kleine Apfelessig-Apotheke

Wie wird Apfelessig getrunken?

Löffeleinheiten

Apfelessig-Wasser: Basisrezept für jeden Tag

Heilmittel Honig: Worauf muss man achten?

Hilfe aus der Apfelessig-Apotheke: Von Abnehmen bis Zahnfleischentzündung

Abnehmen

Blähungen

Blasenentzündung

Bluthochdruck

Blutzuckerspiegel-Regulation

Cholesterin

Corona

Colitis ulcerosa

Diabetes

Durchfall

Erkältungskrankheiten

Fußpilz

Husten

Insektenstiche

Kopfschmerzen

Müdigkeit und Erschöpfung

Mundgeruch

Ohrenschmerzen und Ohrinfektionen

Osteoporose

Quallenstiche

Schlafstörungen

Schnittwunden

Sodbrennen

Sonnenbrand

Verstopfung

Vaginale Pilzinfektion

Warzen

Wunden

Zahnfleischentzündung

Achtung, Apfelessig!

Vorsicht, Säure!

Hypoglykämie und Hypotonie

Histaminintoleranz

Hilft Apfelessig beim Basenfasten?

Apfelessig-Pillen – sinnvoll oder Unsinn?

Desinfektionsmittel selbst gemacht

Kapitel 5: Apfelessig ist auch in der Küche ein Allrounder

Apfelessig killt Lebensmittelkeime

Gemüse mit Essigwasser waschen?

Finger weg von vorgeschnittenen Salaten!

Schützt Essig vor Coronaviren?

Pflanzenschutzmittel mit Essig eliminieren?

Küchenhelfer Apfelessig

Apfelessig verhindert Verfärbungen

Zum Backen Essig statt Phosphat

Apfelessig macht Essen bekömmlicher und Fleisch zart

Apfelessig richtig aufbewahren

Genießen mit Apfelessig

Die Qual der Wahl: Kein Apfelessig schmeckt wie der andere

Lecker kochen mit Apfelessig – köstliche Rezepte

Drinks

Brotaufstriche

Salate

Warme Gerichte

Kapitel 6: Natürlich schön mit Apfelessig: Fruchtig-Saures für Haut und Haar

Apfelessig macht die Haut sauer

Die Haut in Zahlen

Achtung: Verträglichkeit prüfen

Apfelessig fürs Gesicht

Basisgesichtswasser

Gesichtswasser bei Problemhaut

Erfrischendes Gesichtsspray

Coole Gesichtsmaske

Heilende Gesichtsmaske

Maske für trockene Haut

Apfelessig-Peeling pur

Apfelessig-Kosmetik für Männer

Aftershave

Hilfe bei Rasurbrand

Apfelessig fürs Haar

Saure Rinse & andere Apfelessig-Spülungen

Haarseifen waschen anders

Honig-Essig-Haarfestiger

Ganzkörperpflege mit Apfelessig

Frische Apfelessig-Waschung

Deodorant

Apfelessig-Massagen

Bäder

Körperpeeling

Apfelessig für die Hände

Handreinigung

Handpflege

Apfelessig für die Füße

Apfelessig Fußbad

Hornhautkiller Apfelessig

Erfrischendes Fußspray

Nachgeschmack

Weiterführende Literatur und Weblinks

Register

Bildnachweis

Vorgeschmack

B is vor Kurzem hatte ich, ehrlich gesagt, noch keine allzu großen Sympathien für Essig. Zu sauer! Also ja, einen Spritzer im Salatdressing fand ich schon lecker. Aber verdünnten Apfelessig morgens auf nüchternen Magen trinken, wie es immer wieder empfohlen wird? Never!

Als das Angebot kam, ein Buch über Apfelessig zu schreiben, war es dann aber doch verlockend, das Projekt anzugehen. Im Rahmen meiner Recherchen für ein früheres Buch (Einfach fermentieren: Gesund durch fermentiertes Superfood, Heyne Verlag 2017) hatte ich bereits gemerkt, dass mich der Herstellungsvorgang, die Fermentation, enorm fasziniert, etwa die Vergärung von Weißkohl zu Sauerkraut oder von Milch zu Joghurt. Denn bei diesem Prozess entstehen sowohl ganz neue, intensive Aromen, als auch Substanzen, die der Gesundheit förderlich sind. Und nichts anderes passiert bei der Essigherstellung: Äpfel werden zu Apfelwein gekeltert und dieser zu Apfelessig fermentiert, also vergoren. Es entsteht dabei ein völlig neues Lebensmittel, das mit dem ursprünglichen Produkt, dem Apfel, nicht mehr sehr viel gemeinsam hat.

Dass wirklich kein Apfelessig wie der andere schmeckt, stellte ich fest, als ich eine – nicht repräsentative, rein subjektive – Kostprobe von rund 20 verschiedenen Apfelessigen zu mir nahm. Ins Glas kamen preiswerte Apfelessige aus dem Supermarkt für wenige Cent je Liter, mittlere Qualitäten und Apfelessige, die in kleinen Mengen in Manufakturen von Hand hergestellt werden und – im Vergleich zu den günstigen Apfelessigen – rund das Zwanzigfache kosten. Das Ergebnis: In allen Kategorien gibt es alles – Essige von sehr sauer bis mild, von fad bis fruchtig, leckere und nicht ganz so schmackhafte.

Im Rahmen der Buchrecherche wollte ich aber vor allem prüfen, wie es um die gesundheitlichen Wirkungen des Apfelessigs steht. Denn er ist ja nicht nur als Gewürz, also wegen seiner fruchtigen Säure beliebt, sondern wird auch in Bezug auf zahlreiche medizinische Wirkungen gelobt. Sieht man sich die Berichte in den neuen Medien und in Büchern genauer an, stellt man fest, dass es zwei große Lager gibt. Das eine überhöht den Apfelessig und behauptet, (fast) jede Krankheit lasse sich damit heilen. Das andere bezeichnet die Wirkungen durchweg als „Humbug“.

Eine Herausforderung war es also, die Spreu vom Weizen zu trennen. Zum Glück gibt es einen Fundus von rund 100 internationalen Studien und Übersichtsarbeiten, die die gesundheitlichen Wirkungen und Inhaltsstoffe des Apfelessigs (oder auch des Essigs allgemein) zum Gegenstand haben. Zwar kommen diese Arbeiten meist zu dem Schluss, dass weitere Forschung nötig sei, um das gerade Erforschte noch weiter zu erforschen …

Doch manches ist auch eindeutig: So wirken die in jedem Essig enthaltenen Säuren ohne Frage antibakteriell, also gegen Keime. Und sie bieten nach allem, was man heute weiß, nicht nur Bakterien Paroli, sondern auch sogenannten behüllten Viren, zu denen auch das neuartige Coronavirus zählt! Hingegen scheinen Aussagen, dass Apfelessig vor Vitaminen nur so strotze, ja, dass es im Zuge der Gärung sogar zu einer Anreicherung komme, nicht zuzutreffen. Und so waren die Erkenntnisse zu den gesundheitlichen Wirkungen und zu den Inhaltsstoffen besonders spannend: Mal bestätigten sie sich, mal nicht.

Die Idee für dieses Buch kam übrigens von einem Apfelessig-Hersteller, der Firma Friedrich Feldmann aus Karlsruhe. Dort wollte man wissen, was nun dran ist am vermeintlichen „Wundermittel Apfelessig“, und hat darum eine neutrale Person gebeten, dies zu recherchieren – mich. Das Unternehmen hat das Projekt auch bezuschusst, nahm jedoch keinerlei Einfluss auf das Konzept oder die Inhalte des Buches. Dies wurde im Vorfeld vertraglich so festgeschrieben – und ist im Impressum nachlesbar (siehe hier).

Dennoch habe ich auf eigenen Wunsch das Fachwissen einiger Mitarbeiter der Firma Feldmann angezapft, um die Thematik besser greifen zu können. Ich wollte zum Beispiel verstehen, wie die Herstellung des Apfelessigs genau funktioniert, denn dazu gibt es sehr viele – häufig widersprüchliche – Informationen. Und ich wollte auch wissen, wie man eine gute Essigqualität erkennt. Denn das Etikett auf der Flasche ist hier wenig hilfreich, etwa bei der Frage, ob der Essig roh ist oder erhitzt wurde. Bedanken möchte ich mich daher bei Sandra Paulsch, Elaine Meissner, Nino Haase sowie Angelika und Johannes Kaluza für die konstruktive Zusammenarbeit.

Nun aber zum Buch!

Gleich im ersten Kapitel wird die Frage geklärt, ob Apfelessig tatsächlich seit dem Mittelalter (oder noch viel länger) für medizinische Zwecke genutzt wird. Die Kapitel über die Herstellung von Apfelessig (Kapitel 2) und den Einkauf (Kapitel 3) legen offen, was das Etikett nicht verrät und wie gute Qualität erkennbar ist. Dies ist besonders wichtig, wenn der Apfelessig für gesundheitliche Zwecke genutzt werden soll (Kapitel 4). Von Abnehmen über Ohrenschmerzen bis hin zur Zahnfleischentzündung – die „Kleine Apfelessig-Apotheke“ erklärt, wie der saure Saft bei gesundheitlichen Beschwerden hilft und wo seine Grenzen liegen. Wer nun Appetit bekommen hat, findet anschließend in Kapitel 5 leckere Rezepte: von fruchtigen Drinks über fluffige Brotaufstriche bis hin zu herzhaften Hauptgerichten. Natürlich mit Apfelessig! Die Anleitungen wurden von der Rezeptexpertin Regina Rautenberg für dieses Buch entwickelt. Zum Schluss geht es um die Schönheit von Kopf bis Fuß (Kapitel 6). Denn Apfelessig ist nicht nur lecker und gesund, er ist auch bestens für die Pflege von Haut und Haaren geeignet und somit eine klasse Naturkosmetik.

Eine spannende Lektüre und guten Appetit!

Annette Sabersky

Hamburg, im März 2021

Kapitel 1

APFELESSIGS

FRUCHTIGE GESCHICHTE

Es gibt wohl keinen Essig, über den so viel geschrieben wird wie über den Apfelessig. Zahlreiche Bücher berichten über ihn, loben ihn als Heilmittel, Stärkungstrank und Desinfektionsmittel. Fast wöchentlich erscheinen Zeitschriftenartikel, die über den „Alleskönner Apfelessig“ berichten, und fast täglich gibt es irgendwo neue Blog- und Webbeiträge zum Hausmittel Apfelessig, seine Anwendung in der Naturkosmetik und Medizin. Das ist nicht nur spannend, es zeigt auch das Interesse an dem Lebensmittel, das schlicht und ergreifend aus nur einer Zutat hergestellt wird: Äpfeln.

Oft wird darauf verwiesen, dass der Apfelessig bereits seit Urzeiten in der Naturheilkunde und Medizin eingesetzt wird. Doch tatsächlich ist über die Historie des Apfelessigs gar nicht so viel bekannt, wie eine umfangreiche Literaturstudie über Die Kulturgeschichte des Essigs in Mitteleuropa ergab. „Obwohl gut angenommen werden kann, dass der Apfelessig vielleicht der erste Essig überhaupt war, der jemals vom Menschen bewusst hergestellt und konsumiert wurde, spielten dennoch der Weinessig und selbst Getreideessige in allen historisch fassbaren Zeitabschnitten offenkundig eine bei weitem größere Rolle als Fruchtessige wie eben der Apfelessig“, erklärt der Historiker Dr. des. Georg Thalmeier, der sich im Rahmen seiner (bislang unpublizierten) Dissertation vom Februar 2020 intensiv mit der Geschichte des Essigs beschäftigt hat.

Steigt man, wie Georg Thalmeier, tiefer in die Geschichte des Essigs ein, stellt man fest, dass insbesondere die Aussagen zur Heilwirkung nicht so sehr den Apfelessig betreffen, sondern den Weinessig (aus Trauben). So wird oft behauptet, dass schon die Heilerin Hildegard von Bingen (1098 bis 1179) Apfelessig regelmäßig als Therapeutikum benutzt habe. Der Essig solle „das stinkende im Menschen“ reinigen und dafür sorgen, dass das „Essen seinen rechten Weg“ geht, also eine gesunde und starke Verdauung fördern. Hildegard von Bingen schätzte Äpfel und ihre Wirkstoffe tatsächlich und nutzte sie für die Heilung. Doch einen daraus hergestellten Essig verwendete sie, nach allem, was man heute weiß, nicht.

Das heißt aber nicht, dass alle Informationen, die über Apfelessig und seine gesundheitlichen Wirkungen veröffentlicht wurden, frei erfunden sind. Nur ist seine Geschichte wohl nicht ganz so alt, wie man lange meinte.

Die Wurzeln des Essigs

Um den Apfelessig und seine Geschichte besser zu verstehen, hilft es, mehr über den Essig im Allgemeinen zu wissen. Sicher ist, dass er zunächst nicht vom Menschen gemacht wurde, sondern die Natur ihn quasi selbst erfunden hat. Und zwar so: Fällt ein Apfel vom Baum und bleibt auf dem Boden liegen, riecht er zunächst noch schön fruchtig, dann nach Alkohol und später sauer – wie Essig. Das alles ist das Werk von unzähligen Mikroorganismen. Zunächst gehen Hefen, die überall in der Luft und am Boden herumschwirren, ans Werk. Sie vergären den Zucker im Obst zu Alkohol. Ist ein bestimmter Gehalt erreicht, machen sich Essigsäurebakterien darüber her, die ebenfalls allseits vorhanden sind. Sie fermentieren den Alkohol zu Säure. So entstand auch der Name „Essig“. Er leitet sich vom lateinischen „acer“ (sauer) ab, woraus schließlich die Bezeichnung „Acetum“ wurde: Essig.

Wenn also aus Wein Essig wird, ist der saure Saft mindestens so alt wie der Wein, vermutlich gibt es ihn aber schon viel länger. „Er ist wohl noch ein gutes Stück älter, nämlich ebenso alt wie der erste gepresste Fruchtsaft, der je vom Menschen bewusst und in größeren Mengen aus Früchten gewonnen wurde“, heißt es in der Essig-Doktorarbeit.

Die Natur als Produzent: Biotransformation in der Natur

Anfangs wurde Essig vermutlich als ungenießbar angesehen. Eine sehr saure, trübe Flüssigkeit, in der sich vielleicht auch Essigfliegen tummeln – wer will da gern zugreifen? Doch dann hat ihn doch jemand probiert. Georg Thalmeier wagt die Hypothese, dass der Essig vielleicht erstmals vor Tausenden von Jahren von einem Stammesältesten probiert wurde – weil die Wein- oder Saftvorräte zu Neige gingen und das Volk etwas zu trinken brauchte. Wie auch immer: Später war mit Wasser gemischter Essig ein Genuss- und Schutzmittel, das Bevölkerungsschichten tranken, die sich keinen Wein leisten konnten – und die Soldaten zur Stärkung.

Sebastian Kneipp

Essig in der Medizin

Schon im Neubabylonischen Reich (ab 626 v. Chr.) tranken die Menschen Essigwasser zur Erfrischung, wenn auch mit Wein gemischt. Zudem konservierten sie Fleisch mit dem sauren Saft und heilten damit kleinere Erkrankungen. Der griechische Arzt Hippokrates (460 bis 370 v. Chr.) soll mit Essig diverse Leiden, von Atemwegserkrankungen über Verdauungsbeschwerden bis hin zu Zahnwunden, kuriert haben. In der Antike (800 v. Chr. bis 600 n. Chr.) wurde Essig des Weiteren zum Marinieren von Fleisch, zum Konservieren von Lebensmitteln und zur Desinfektion benutzt. Für die Römer war Essigwasser Erfrischungs- und Aufbaumittel. Die Legionäre mussten regelmäßig Essigwasser trinken, um sich vor Erkrankungen zu schützen. Es wurde ihnen als alkoholfreie Alternative zu Wein angeboten.

Im 16. Jahrhundert war Essig dann ein probates Mittel gegen die Pest. Ärzte schützten sich mancherorts vor Ansteckung, indem sie eine spitze Maske trugen, in die ein mit Essig getränktes Tuch eingelegt wurde. Corona lässt grüßen! Pfarrer Sebastian Kneipp (1821 bis 1897) war nicht nur von der heilenden Wirkung des Wassers überzeugt, sondern auch von der des Essigs. Deshalb verordnete er seinen Patienten eine tägliche Ganzkörperwaschung: Mit einem Gemisch aus Essig und Wasser wurde der Körper von Kopf bis Fuß abgerieben. Das sollte ihn stärken und abhärten. Kneipp empfahl auch Fußwickel mit Essig gegen Nervosität und zur Anwendung bei Schlafstörungen. Bis heute spielen sogenannte Essigwickel und Essigsocken in der Naturheilkunde eine wichtige Rolle (siehe ab hier: Kleine Apfelessig-Apotheke).

Was wirkt da eigentlich?

Die Heilkundigen der Vergangenheit machten zwar die Erfahrung, dass Essig vor Krankheit schützt und auch bei deren Behandlung hilft. Doch sie wussten noch nicht, warum. Erst im 19. Jahrhundert begann man mit der Erforschung des Essigs. Der Chemiker und Mikrobiologe Louis Pasteur (1822 bis 1895) zeigte, dass es die Essigsäurebakterien sind, die maßgeblich an der Entstehung des Essigs beteiligt sind. Der Verhaltensforscher Iwan Petrowitsch Pawlow (1849 bis 1936) bewies, dass saure Speisen, etwa mit Essig angereichertes Essen, den Speichelfluss in Gang setzen und so den Verdauungsvorgang unterstützen. Es hagelte auch mehrere Nobelpreise rund um den Essig. Der für Chemie ging 1907 an den Chemiker Eduard Buchner (1860 bis 1917), der zeigte, dass Enzyme die Essigsäurebakterien dazu anregen, den Alkohol aus Wein zu Essigsäure zu vergären. Der Arzt Hans Adolf Krebs (1900 bis 1981) brachte später den wichtigen Nachweis, dass alle Lebewesen in größeren Mengen Essigsäure produzieren. Sie entsteht beim Abbau der Grundnährstoffe Eiweiß, Fett und Kohlenhydrate und ist ein wichtiges Zwischenprodukt des Stoffwechsels. Denn sie wird von den Zellen in Form von aktivierter Essigsäure (sogenanntem Acetyl-CoA) zur Energiegewinnung genutzt. Für diese Entdeckung erhielt Krebs 1953 den Nobelpreis für Medizin.

Alles Apfelessig?

Essige aus Trauben und aus Getreide sind also seit Jahrtausenden wichtige Heil- und Hilfsmittel. Für den Apfelessig gibt es diesbezüglich zwar, wie gesagt, nur wenige Belege. Doch es gibt sie. So beschreibt der römische Gelehrte Plinius der Ältere (24 bis 79 n. Chr.) in einem Werk zur Naturheilkunde ausführlich den Apfel und seine heilende Wirkung und erwähnt auch den Apfelwein. Vermutlich habe darum auch der Apfelessig eine gewisse Rolle gespielt, nimmt der Historiker Georg Thalmeier an, „zumindest bei den Bevölkerungsschichten, welche sich den allseits geschätzten Weinessig (aus Trauben) nicht leisten konnten oder keine Möglichkeit hatten, an diesen heranzukommen“. Auch der Militärarzt Pedanios Dioskurides (1. Jahrhundert n. Chr.), einer der bekanntesten Ärzte der Antike, stellte unter Kaiser Nero Arzneien aus den Blättern, Blüten und reifen Früchten des Apfelbaums her. Anzunehmen sei, so Thalmeier, dass Dioskurides Essig, Wein und Öl verwendete, um die Wirkstoffe aus dem Grün herauszulösen – auch wenn es keine konkreten Informationen zur Anwendung des Essigs gebe.

Hildegard von Bingen und der Apfel

Die Heilerin Hildegard von Bingen schätzte Äpfel in fast jeder Form für medizinische Anwendungen, unter anderem bei Gicht, Leber- und Milzschwäche. Sie nutzte sie auch zur Behandlung „der Verdunklung der Augen“ und „bei Schmerzen in den Schulterblättern und in den Lenden“. Jedoch wird der Apfelessig in ihren medizinischen Werken Physica und Causae et curae nicht ausdrücklich erwähnt, erklärt Georg Thalmeier. Es sei aber davon auszugehen, dass Äpfel oder Teile davon in Essig (aus Trauben) eingelegt wurden, um daraus einen sogenannten Ansatzessig zu gewinnen. Dieser „Essig“, der aber kein echter Essig ist, wurde dann für medizinische Zwecke genutzt.

Möglicherweise spielte der Apfelessig aber im 10. Jahrhundert in Großbritannien eine bedeutende Rolle. Genau genommen waren es auch hier erst einmal die Äpfel und deren Wirkstoffe, die als Medizin verwendet wurden, nicht der Essig. Doch in den Schriften der damaligen Zeit nehmen sie vergleichsweise viel mehr Raum ein als in den Lehrbüchern aus anderen europäischen Ländern. Dies sei ein Grund anzunehmen, dass damals auch schon Apfelessig hergestellt und verwendet worden sei, so Die Kulturgeschichte des Essigs in Mitteleuropa. Auch weil in England vorrangig Apfel- und nicht Traubenanbau betrieben wurde, sei es wahrscheinlich, dass der Apfelessig der am häufigsten produzierte Essig in England gewesen sei.

Spätestens seit Beginn des 19. Jahrhunderts ist die Verwendung von Apfelessig aber besser dokumentiert. In einem Buch von 1814 über die Nutzung landwirtschaftlicher Produkte heißt es, „dass aus allen Arten von Aepfeln ohne viel Mühe ein vortrefflicher Essig bereitet werden kann“. Um 1840 wird die Herstellung von Essig aus Obst in einem Fachbuch des Verlegers Johann Carl Leuchs dann ganz genau beleuchtet: „Alles Obst und alle zukerhaltigen Früchte, welche Wein geben, können auch auf Essig benuzt werden. Am häufigsten werden Holzbirnen, Holzäpfel, faule Aepfel und Birnen auf Essig benutzt …“

Auch wenn aus heutiger Sicht natürlich kein faules Obst in den Essig darf – der medizinischen Karriere des Apfelessigs tat dies keinen Abbruch. Und so wurde er dann Mitte des 19. Jahrhunderts in den Anzeigen von Tageszeitungen als Allrounder angepriesen, etwa als Mittel gegen Magenleiden, Verstopfung, Kopfschmerzen und Migräne.

Hildegard von Bingen

D. C. Jarvis und der Apfelessig

Dass Apfelessig heute praktisch in aller Munde ist, ist auch dem amerikanischen Arzt Dr. DeForest Clinton Jarvis, kurz D. C. Jarvis, zu verdanken. Anfang des 20. Jahrhunderts verschlug es den jungen Facharzt für Hals-Nasen-Ohren-Krankheiten in den kleinen US-amerikanischen Staat Vermont an der Grenze zu Kanada. In der weitläufigen ländlichen Gegend, in der nicht bei jedem Fieber oder Husten gleich ein Arzt gerufen werden konnte, setzte die Bevölkerung gegen Krankheiten auf die Vorbeugung mit Naturstoffen. Neben einer möglichst naturbelassenen Ernährung mit Produkten aus dem eigenen Garten spielte hier auch Apfelessig eine Rolle.

Nicht nur die Tiere bekamen den sauren Trank ins Futter gemischt, um sie gesund zu erhalten oder bei Darmproblemen, Entzündungen und Unfruchtbarkeit zu kurieren. Auch die Menschen tranken regelmäßig Apfelessig gemischt mit Wasser. Das faszinierte den jungen Arzt und so begann er, alle Anwendungen genau zu dokumentieren, tauschte sich mit Kollegen aus und entwickelte schließlich eine eigene Kostform. Sie bestand aus einer pflanzenbetonten vegetarischen Ernährung, zu der täglich ein Glas Apfelessig mit Wasser und Honig gehörte.

Doch der Doc behandelte auch diverse Krankheiten mit dem Sauergetränk – von Blasenentzündungen und Bluthochdruck über Kopfschmerzen und Halsschmerzen bis hin zu Magenschmerzen und Müdigkeit. Seine gesammelten Erfahrungen mit der „Vermonter Volksmedizin“ veröffentlichte D. C. Jarvis 1958 in seinem Buch 5 x 20 Jahre leben. Das Buch heißt so, weil die Vermonter und auch Jarvis davon ausgingen, dass Menschen fünfmal so lange leben, wie sie für ihre „körperliche Reifung“ benötigen. Gemeint ist der Zeitpunkt, ab dem der Mensch erwachsen ist, also mit etwa 20 Jahren. Mit einer gesunden Ernährung inklusive Apfelessig-Drink würde also das stolze Alter von 100 Jahren erreicht.