Arbeitsbuch Grundzüge der Volkswirtschaftslehre - Marco Herrmann - E-Book

Arbeitsbuch Grundzüge der Volkswirtschaftslehre E-Book

Marco Herrmann

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Beschreibung

Die ideale Ergänzung zu N. Gregory Mankiws erfolgreichem Lehrbuch "Grundzüge der Volkswirtschaftslehre". Im Arbeitsbuch beantwortet und kommentiert Marco Herrmann ausführlich die im Lehrbuch gestellten Wiederholungsfragen, Aufgaben und Anwendungen. Dabei werden die Besonderheiten für Deutschland und die Euro-Staaten berücksichtigt. Zahlreiche Grafiken, die nicht im Lehrbuch enthalten sind, veranschaulichen die Lösungen.Die Neuauflage wurde umfassend überarbeitet und an die Aktualisierungen der 8. Lehrbuch-Auflage angepasst.

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[7]Inhaltsverzeichnis

Hinweis zum UrheberrechtImpressumVorwort zur 6. Auflage1 Was ist Volkswirtschaftslehre?2 Denken wie ein Volkswirt3 Die Marktkräfte von Angebot und Nachfrage4 Hintergründe zur Nachfrage: Die klassische Theorie der Konsumentscheidung5 Hintergründe zum Angebot: Unternehmen in Märkten mit Wettbewerb6 Konsumenten, Produzenten und die Effizienz von Märkten7 Angebot, Nachfrage und die Politik der Regierung8 Öffentliche Güter, Allmendegüter und meritorische Güter9 Externalitäten und Marktversagen10 Die Produktionsentscheidung des Unternehmens11 Marktstrukturen I: Monopol12 Marktstrukturen II: Monopolistische Konkurrenz13 Marktstrukturen III: Oligopole 14 Marktstrukturen IV: Bestreitbare Märkte15 Arbeitsmarktökonomik16 Einkommensungleichheit und Armut17 Interdependenz und Handelsvorteile18 Information und Verhaltensökonomik19 Heterodoxe Theorien in der Volkswirtschaftslehr20 Die Messung der gesamtwirtschaftlichen Wohlfahrt und das Preisniveau21 Produktion und Wachstum22 Arbeitslosigkeit23 Sparen, Investieren und das Finanzsystem24 Grundlagen der Finanzierung25 Das monetäre System26 Geldmengenwachstum und Inflation27 Grundsätzliches über die offene Volkswirtschaft28 Eine makroökonomische Theorie der offenen Volkswirtschaft29 Konjunkturzyklen30 Keynes, Keynesianer und die IS-LM-Analyse31 Gesamtwirtschaftliche Nachfrage und gesamtwirtschaftliches Angebot32 Der Einfluss von Geldpolitik und Fiskalpolitik auf die gesamtwirtschaftliche Nachfrage33 Inflation und Arbeitslosigkeit als kurzfristige Alternativen34 Angebotspolitik35 Gebiete mit einheitlicher Währung und die Europäische Währungsunion36 Die Finanzkrise und die Staatsverschuldung in EuropaStichwortverzeichnis
[1]

Hinweis zum Urheberrecht:

Alle Inhalte dieses eBooks sind urheberrechtlich geschützt.

Bitte respektieren Sie die Rechte der Autorinnen und Autoren, indem sie keine ungenehmigten Kopien in Umlauf bringen.

Dafür vielen Dank!

Schäffer-Poeschel Verlag für Wirtschaft · Steuern · Recht GmbH

[4]Dr. Marco Herrmann war wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Empirische Wirtschaftsforschung, Universität Leipzig. Er ist heute bei der ECC – European Commodity Clearing AG im Bereich Clearing Strategy tätig.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über

http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Print ISBN 978-3-7910-5244-1

   Bestell-Nr. 20693-0003

EPDF ISBN 978-3-7910-5246-5

   Bestell-Nr. 20693-0152

EPub ISBN 978-3-7910-5245-8

   Bestell-Nr. 20693-0101

Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt.

Jede Verwendung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Marco Herrmann

Arbeitsbuch Grundzüge der Volkswirtschaftslehre

6. Auflage, August 2021

© 2021 Schäffer-Poeschel Verlag für Wirtschaft · Steuern · Recht GmbH

www.schaeffer-poeschel.de

[email protected]

Bildnachweis Cover: © blvdone, shutterstock

Produktmanager: Alexander Kühn

Lektorat: Bernd Marquard, Stuttgart

Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, insbesondere die der Vervielfältigung, des auszugsweisen Nachdrucks, der Übersetzung und der Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen, vorbehalten. Alle Angaben/Daten nach bestem Wissen, jedoch ohne Gewähr für Vollständigkeit und Richtigkeit.

Schäffer-Poeschel Verlag Stuttgart

Ein Unternehmen der Haufe Group

[5]Vorwort zur 6. Auflage

Mit der neuen 8. Auflage der »Grundzüge der Volkswirtschaftslehre« erscheint auch eine neue Auflage des Arbeitsbuches.

Die vorliegende 6. Auflage des Arbeitsbuches holt die inhaltlichen und strukturellen Änderungen des Lehrbuches der letzten Jahre nach. Dazu greift das Arbeitsbuch auf den bewährten Aufbau der 5. Auflage zurück. Jedes Kapitel beginnt mit einer kurzen Zusammenfassung der wichtigsten Lehrbuchinhalte, wiederholt die Stichwörter aus dem Lehrbuch und versucht auf diese Weise, den Leserinnen und Lesern den thematischen Einstieg in die einzelnen Kapitel zu erleichtern.

Alle Wiederholungsfragen und Aufgaben und Anwendungen sind kritisch unter die Lupe genommen worden. Im Zuge dieser Überprüfung sind einige Fragen durch neue Aufgabenstellungen ersetzt worden. Und natürlich finden sich in der vorliegenden Auflage auch die Antworten auf die Wiederholungsfragen und Aufgaben und Anwendungen der beiden inhaltlich neuen Kapitel »Marktstrukturen IV: Bestreitbare Märkte« (Kapitel 14) und »Heterodoxe Theorien in der Volkswirtschaftslehre« (Kapitel 19) des Lehrbuches.

Mein Dank gilt Herrn Dipl.-Betriebsw. Alexander Kühn, der beim Verlag die Fäden für das Arbeitsbuch aufgenommen und in den Händen gehalten hat und damit die notwendigen Voraussetzungen für das Erscheinen der neuen Auflage geschaffen hat. Ein besonderer Dank geht an dieser Stelle wie immer an Herrn Dipl.-Volksw. Bernd Marquard, der in bewährter Weise mit Kompetenz, Akribie und Begeisterung entscheidend zum Gelingen der neuen Auflage beigetragen hat.

Ich hoffe, dass die Leserinnen und Leser in diesem Arbeitsbuch auch weiterhin die Antworten finden, die sie nach Lektüre des großartigen Lehrbuches erwarten.

März 2021Marco Herrmann

[9]1Was ist Volkswirtschaftslehre?

Zusammenfassung

In jeder Gesellschaft sind tagtäglich immer wieder aufs Neue die folgenden Entscheidungen zu treffen: Welche Waren und Dienstleistungen sollen produziert werden? Wie sollen diese Waren und Dienstleistungen produziert werden? Und wer soll die produzierten Waren und Dienstleistungen erhalten?

Um Waren und Dienstleistungen zu produzieren, benötigt eine Gesellschaft Ressourcen. Dazu gehören Boden (alle natürlichen Ressourcen), Arbeit (der Einsatz von Menschen in der Produktion) und Realkapital (die Maschinen und die Gebäude, die zur Produktion eines Gutes benötigt werden). Diese Ressourcen unterliegen der Knappheit. Die Volkswirtschaftslehre ist die Wissenschaft von der Bewirtschaftung der knappen gesellschaftlichen Ressourcen. In den meisten Gesellschaften werden die Ressourcen nicht durch einen zentralen Planer zugeteilt, sondern durch die Aktivitäten von Millionen Haushalten und Unternehmen. Der Umfang der Interaktion zwischen Haushalten und Unternehmen zeigt das Ausmaß der Wirtschaftstätigkeit in einer Wirtschaft. Ökonomen befassen sich deshalb mit dem menschlichen Entscheidungsverhalten. Und obwohl die Volkswirtschaftslehre viele Facetten hat, gibt es für die gesamtwirtschaftliche Aktivität in einer Volkswirtschaft wichtige Grundsätze.

Bei Entscheidungen stehen Menschen vor abzuwägenden Alternativen. Man kann nicht alles haben. Um etwas zu erlangen, muss man auf etwas anderes verzichten. So muss sich die Gesellschaft z. B. zwischen Effizienz und Verteilungsgerechtigkeit entscheiden. Entscheidungen zu treffen erfordert daher einen Trade-off der Vorteile einer Handlung gegen die Vorteile anderer Handlungen.

Die Kosten eines Gutes bestehen in dem, was man für den Erwerb eines Gutes aufgeben muss. Die Entscheidung zwischen verschiedenen Alternativen erfordert einen Vergleich von Kosten und Nutzen. Relevant sind dabei nicht die in Geld ausgedrückten Kosten, sondern die Opportunitätskosten, die neben den geldlichen Kosten auch alle anderen Dinge umfassen, die man aufgeben muss, um eine bestimmte Sache zu erlangen.

Rational entscheidende Menschen denken in Grenzbegriffen. Viele Entscheidungen im Leben richten sich darauf, bestehende Pläne in kleinen Schritten abzuwandeln. Ökonomen nennen dies marginale Veränderungen. Wirtschaftssubjekte treffen ihre Entscheidungen in der Regel dadurch, dass sie den marginalen Nutzen (Grenznutzen) und die marginalen Kosten (Grenzkosten) miteinander vergleichen.

Menschen reagieren auf Anreize. Ein Anreiz ist etwas, das eine Person zum Handeln veranlasst. Da rationale Menschen ihre Entscheidungen durch einen Vergleich von Grenznutzen und Grenzkosten treffen, reagieren sie auf Anreize. Anreize sind entscheidend für die Analyse, wie Märkte funktionieren. Auch Politiker sollten sich stets der Wirkung von Anreizen bewusst sein, denn viele politische Maßnahmen verändern den Nutzen und die Kosten, denen sich die Menschen gegenübersehen, und beeinflussen damit ihr Verhalten.

[10]Neben Grundsätzen zum Entscheidungsverhalten der Menschen gibt es auch Grundsätze, die das Zusammenwirken der Menschen untereinander betreffen.

Durch Handel kann es jedem besser gehen. Der Handel macht es einer Volkswirtschaft möglich, sich auf die Produktion von bestimmten Waren und Dienstleistungen zu spezialisieren und andere Waren und Dienstleistungen dann im Austausch mit anderen Volkswirtschaften zu erhalten. Dadurch können sich alle Volkswirtschaften einer größeren Bandbreite an Waren und Dienstleistungen erfreuen.

Welche Waren und Dienstleistungen produziert werden sollen, wie sie produziert werden sollen und wer bekommen soll, was produziert wurde, muss die Wirtschaftsordnung regeln. In einer kapitalistischen Wirtschaftsordnung gilt das Privateigentum an Produktionsfaktoren und die Produktion findet vor allem zu Gewinnzwecken statt.

Märkte sind in der Regel gut für die Organisation des Wirtschaftslebens. Im Unterschied zu Zentralverwaltungswirtschaften, bei denen eine zentrale Planungsstelle der Regierung entscheidet, wer welche Waren und Dienstleistungen in welcher Menge produziert und wer diese Güter konsumiert, führen in Marktwirtschaften Millionen von dezentralen Einzelentscheidungen von Unternehmen und Haushalten zum Funktionieren der Volkswirtschaft. Diese Einzelentscheidungen werden durch die unsichtbare Hand des Markts gesteuert, und ihr Instrument, mit dem sie die wirtschaftliche Aktivität steuert, sind die Preise.

Regierungen können manchmal Marktergebnisse verbessern. Die unsichtbare Hand sorgt in der Regel dafür, dass Märkte die knappen Ressourcen effizient verteilen. Es kann jedoch zu Marktversagen kommen, z. B. durch externe Effekte oder Marktmacht. In diesen Fällen kann der Staat die Marktergebnisse ebenso verbessern wie bei der Frage der gerechten Verteilung des ökonomischen Wohlstands.

Grundsätze darüber, wie Haushalte und Unternehmen Entscheidungen treffen und wie diese auf den Märkten zusammenwirken, fallen in das Aufgabengebiet der Mikroökonomik. Es gibt aber auch Grundsätze für das Funktionieren der Volkswirtschaft insgesamt. Die Untersuchung von gesamtwirtschaftlichen Entwicklungen, wie z. B. Inflation, Arbeitslosigkeit und Wirtschaftswachstum, gehört zur Makroökonomik.

Der Lebensstandard eines Landes hängt von der Fähigkeit ab, Waren und Dienstleistungen herzustellen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf (oder auch vereinfacht Pro-Kopf-Einkommen) weist in den einzelnen Volkswirtschaften große Unterschiede auf. Diese Unterschiede im Lebensstandard der Menschen sind zum großen Teil durch die Produktivität bedingt. In Ländern, in denen die Beschäftigten eine große Gütermenge pro Zeiteinheit herstellen können, erfreuen sich die meisten Menschen eines hohen Lebensstandards; in Ländern mit weniger produktiven Arbeitskräften (und oft erheblich niedrigerer Kapitalausstattung) müssen die Menschen bescheidene Lebensbedingungen ertragen.

Preise steigen, wenn zu viel Geld in Umlauf gesetzt wird. Wenn ein Staat oder eine Zentralbank die Geldmenge stark ausweitet, sinkt der Geldwert. Die Menschen können dann mit dem gleichen Geld weniger Waren und Dienstleistungen kaufen. Steigen die Preise, kommt es zu Inflation. Hohe Inflationsraten bürden einer Volkswirtschaft immense Kosten auf.

[11]Wiederholungsfragen

Nennen Sie drei Beispiele für bedeutende abzuwägende Alternativen und Zielkonflikte aus Ihrem Leben. Wahl des Bildungswegs: Hochschulstudium oder berufliche Ausbildung Wahl der Studienrichtung: Volkswirtschaftslehre oder Politologie Wahl der Wohnung: bei den Eltern wohnen oder eigene WohnungWelches sind die Opportunitätskosten eines Kinobesuchs? Die Opportunitätskosten einer Gütereinheit bestehen in dem, was man aufgibt, um die gewünschte Einheit zu erlangen. Im Fall eines Kinobesuchs sind folgende Opportunitätskosten denkbar: Verwendung des Eintrittsgeldes für den Kauf eines Buches und der Zeit für den Kinobesuch für das Lesen des Buches oderVerwendung des Eintrittsgeldes für den Pizza-Lieferservice und anschließendes Pizza-Essen mit Fernsehen (Bundesliga-Fußball)Wasser ist lebenswichtig. Ist der Grenznutzen eines Glases Wasser groß oder klein? Die Höhe des Grenznutzens eines Glases Wasser hängt von der Anzahl der bereits getrunkenen Gläser ab. Der zusätzliche Nutzen des ersten Glases ist für einen Durstigen sehr hoch, der des zweiten schon etwas geringer, und ein drittes Glas Wasser hat für den Trinkenden einen noch geringeren zusätzlichen Nutzen, da sein Durst schon fast vollständig gelöscht ist. Hat die betreffende Person gar keinen Durst mehr, tendiert der Grenznutzen eines (zusätzlichen) Glases Wasser gegen null. Im Normalfall ist der Grenznutzen eines Gutes demzufolge abnehmend.Warum sollten Wirtschaftspolitiker über Anreize nachdenken? Menschen reagieren auf Anreize. Die zentrale Bedeutung monetärer Anreize für wirtschaftliches Verhalten ist für die Wirtschaftspolitik wichtig, denn politische Maßnahmen verändern oft die Kosten und die Nutzen privater Haushalte. Wenn die Politik Anreize verändert, wird sie Menschen dazu veranlassen, ihr Verhalten zu ändern, sodass sich die Maßnahmen in nicht beabsichtigter Art und Weise auswirken. Aus diesem Grund müssen Politiker in der Lage sein, die von staatlichen Maßnahmen ausgelösten Verhaltensänderungen richtig abzuschätzen.Warum ist der zwischenstaatliche Handel etwas anderes als ein Spiel mit einem Sieger und einem Verlierer? Der Handel zwischen verschiedenen Ländern ist nicht mit einem sportlichen Wettkampf vergleichbar, bei dem eine Seite gewinnt und die andere Seite verliert. Tatsächlich gilt etwas anderes: Handel zwischen zwei Ländern führt dazu, dass es jedem Land wirtschaftlich besser geht. Der Handel macht es einzelnen Volkswirtschaften möglich, sich auf das zu spezialisieren, was sie am besten können. Durch Handel erlangen Volkswirtschaften größere Mengen und eine größere Vielfalt an Waren und Dienstleistungen zu niedrigeren Kosten.[12]Was macht die unsichtbare Hand des Markts? Haushalte und Unternehmen wirken auf Märkten zusammen, als ob sie von einer »unsichtbaren Hand« zu guten Marktergebnissen geführt würden (vgl. Adam Smith, »The Wealth of Nations«, 1776). Dahinter stecken die freie Preisbildung und die Rückwirkung der Preise auf Anbieter- und Nachfragerverhalten. Preise sind die Instrumente, mit denen die unsichtbare Hand die wirtschaftliche Aktivität dirigiert. Die Preise spiegeln beides wider, den gesellschaftlichen Wert eines Gutes und die sozialen Kosten der Produktion. Da sich Unternehmen und Haushalte bei ihren Kauf- und Verkaufsentscheidungen an Preisen orientieren, berücksichtigen sie bei ihren Entscheidungen unbewusst soziale Nutzen und Kosten ihrer Aktivitäten. Preise führen die individuellen Entscheidungsträger zu Ergebnissen, die in vielen Fällen auch die soziale Wohlfahrt maximieren. In letzter Konsequenz bringt die unsichtbare Hand Märkte gewöhnlich dazu, die Ressourcen effizient zu verteilen.Was bedeuten »Effizienz« und »Verteilungsgerechtigkeit« und inwiefern hängen Sie mit der Politik zusammen? Effizienz beschreibt die Fähigkeit der Gesellschaft, ihre knappen Ressourcen bestmöglich auszunutzen. Unter Verteilungsgerechtigkeit versteht man die Fähigkeit einer Gesellschaft, die gesamtwirtschaftliche Wohlfahrt fair auf die Mitglieder zu verteilen. Politische Maßnahmen können geeignet sein, Marktergebnisse zu verbessern, indem sie die Effizienz steigern oder die Verteilungsgerechtigkeit fördern. Dies gilt insbesondere in Situationen, in denen ein Marktversagen die effiziente Verteilung der Ressourcen verhindert.Warum ist die Produktivität wichtig? Produktivität misst die Menge der pro Arbeitsstunde produzierten Güter. Unterschiede im Lebensstandard sind fast gänzlich den nationalen Unterschieden der Produktivität zuzurechnen. In Staaten, in denen die Beschäftigten eine große Gütermenge pro Zeiteinheit herstellen können, erfreuen sich die Menschen eines hohen Lebensstandards. In Staaten mit weniger produktiven Arbeitskräften (und oft erheblich niedrigerer Kapitalausstattung) müssen die Menschen bescheidenere Lebensbedingungen ertragen. Der Zusammenhang zwischen Produktivität und Lebensstandard hat tief greifende Konsequenzen für die Wirtschaftspolitik. Ein Anstieg im Lebensstandard der Bevölkerung setzt wirtschaftspolitische Maßnahmen voraus, die die Produktivität erhöhen. Aufgabe der Politiker ist es, für einen hohen Ausbildungsstand, eine gute Realkapitalausstattung sowie den Zugang zu Spitzentechnologien Sorge zu tragen.Was ist Inflation und wodurch wird sie verursacht? Inflation bezeichnet den Anstieg des Preisniveaus der Volkswirtschaft (Wachstumsrate des Preisniveaus). Hauptursache der Inflation ist ein zu rasches Wachstum der Geldmenge, das den Geldwert (Gütereinheiten je Geldeinheit) sinken lässt. Die Wachstumsrate der Geldmenge darf die Wachstumsrate der Produktivität nicht übersteigen, damit ein stabiles Preisniveau herrscht.

[13]Aufgaben und Anwendungen

Beschreiben Sie einige der Zielkonflikte, denen gegenübersteheneine Familie bei der Entscheidung über den Kauf eines neuen Autos,ein Parlamentarier bei der Abstimmung über die Erhöhung der Ausgaben für öffentliche Grünflächen,ein Vorstandsvorsitzender bei der Entscheidung über den Bau eines neuen Werks,ein Professor bei der Frage, ob er sich auf die Vorlesung vorbereiten soll.Autokauf oder UrlaubsreiseAusgabenerhöhung für öffentliche Grünflächen oder Ausgabenerhöhung für BildungBau eines neuen Werks oder Investitionen in ein bestehendes WerkVorlesungsvorbereitung oder ForschungsarbeitSie wollen über eine Urlaubsreise entscheiden. Der größte Teil der Kosten (Flug, Hotel, Einkommensausfall) wird in Euro gemessen, aber die Nutzengrößen des Urlaubs sind psychischer Natur. Wie können Sie Kosten und Nutzen vergleichen? Schwierig ist ein Vergleich von Kostengrößen in Geldeinheiten und von Nutzengrößen immaterieller Art, wie etwa bei der Entscheidung über eine Urlaubsreise. Da nur eine ordinale, vergleichende Nutzenmessung, jedoch keine kardinale Nutzenmessung möglich ist, kann man nicht nach der Entscheidungsregel »Grenzkosten gleich Grenznutzen« für ein einzelnes Gut verfahren. Eine konzeptionell exakte Analyse setzt eine Indifferenzkurvenbetrachtung (vgl. Kapitel 4) für die Gesamtheit der Haushaltsentscheidungen voraus.Sie haben vor, samstags Ihrer Teilzeitarbeit nachzugehen, aber ein Freund schlägt einen Skiausflug vor. Welches sind die wahren Kosten des Skiausflugs? Nun überlegen Sie unter der Annahme, Sie hätten in der Bibliothek studieren wollen. Welches sind die Kosten des Skiausflugs in diesem Fall? Erklären Sie die einzelnen Schritte.Alternative Teilzeitarbeit: Kosten des Urlaubs (Ausgaben für Fahrt, Hotel, Skiausrüstung, Gebühren für den Skilift) plus gegenwärtiger Einkommensausfall (entgangene Entlohnung aus dem Teilzeitjob) abzüglich des (subjektiven) Erholungswerts des UrlaubsAlternative Studium: Kosten des Urlaubs (Ausgaben für Fahrt, Hotel, Skiausrüstung, Gebühren für den Skilift) plus zukünftiger Einkommensausfall (versäumtes Literaturstudium, schlechte Prüfungsnoten, schlechte Jobangebote) abzüglich des (subjektiven) Erholungswerts des UrlaubsSie gewinnen 1.000 Euro im Lotto. Sie haben die Möglichkeit, das Geld auszugeben oder für ein Jahr zu 5 Prozent Zinsen auf ein Konto einzuzahlen. Welches sind die Opportunitätskosten für 1.000 Euro Ausgaben sofort? Die Opportunitätskosten der sofortigen Gewinnverwendung betragen 50 Euro (entgangene Verzinsung der Geldanlage für ein Jahr).Das von Ihnen geführte Unternehmen investiert 5.000.000 Euro in die Entwicklung eines neuen Produkts, doch die Entwicklung ist noch nicht ganz abgeschlossen. Bei einer Sitzung berichten Ihre Verkäufer, dass die Markteinführung von Konkurrenzprodukten die zu erwartenden Verkaufserlöse Ihres neuen Produkts auf 3.000.000 Euro reduziert hat. Sollten Sie die Entwicklung zum Abschluss bringen, [14]wenn Sie dafür 1.000.000 Euro aufbringen müssen? Was sollten Sie höchstens für den Abschluss der Entwicklung aufwenden? Die Weiterentwicklung des neuen Produkts sollte auf jeden Fall fortgesetzt werden. Ohne Abschluss des Projekts müsste das Unternehmen Kosten in Höhe von 5.000.000 Euro tragen, während ein Abschluss des Projekts die Kosten durch die Verkaufserlöse immerhin auf 3.000.000 reduziert. Grundsätzlich sollte das Projekt fortgesetzt werden, wenn die Projektkosten des Unternehmens das Kostenniveau ohne Abschluss der Entwicklung nicht überschreiten:Anfangsinvestitionen + Zusatzinvestitionen – Verkaufserlöse < Projektkosten ohne Abschluss Die Aufwendungen für den Abschluss der Entwicklung dürfen demzufolge nicht mehr als 3.000.000 Euro betragen. Anfangsinvestition:5.000.000 EuroZusatzinvestition:1.000.000 EuroVerkaufserlös:3.000.000 EuroKosten für das Projekt ohne Abschluss:5.000.000 EuroKosten für das Projekt mit Abschluss:6.000.000 Euro– 3.000.000 EuroDie drei verantwortlichen Manager eines Getränkeherstellers diskutieren darüber, ob sie die Produktion des erfolgreichen Erfrischungsgetränkes WellFit weiter ausdehnen sollen. Jeder der drei Manager präsentiert seinen Vorschlag für eine Entscheidung. Manager A: Wir müssen entscheiden, wie viele Flaschen WellFit wir zusätzlich produzieren wollen. Also ich denke, wir sollten untersuchen, ob die Produktivität unseres Unternehmens – also die Anzahl der produzierten Flaschen pro Arbeitskraft – sinkt oder steigt, wenn wir die Produktion erhöhen. Manager B: Wir sollten uns lieber anschauen, ob unsere durchschnittlichen Produktionskosten je Arbeitskraft steigen oder sinken. Manager C: Ich bin der Meinung, dass wir überprüfen müssen, ob der zusätzliche Erlös, den wir durch den Verkauf weiterer Flaschen WellFit erzielen können, größer ist als die zusätzlichen Kosten der Produktionsausweitung. Welcher Manager hat Recht? Und warum? Manager C hat Recht. Rational entscheidende Menschen denken in Grenzbegriffen. Bei der Entscheidung über eine Ausweitung der Produktion von WellFit müssen die Manager des Unternehmens den zusätzlichen Nutzen einer Produktionsausweitung mit den zusätzlichen Kosten vergleichen, die mit der Entscheidung für eine Produktionsausweitung verbunden sind. Eine Produktionsausweitung lohnt sich also genau dann, wenn die zusätzlichen Erlöse höher als die zusätzlichen Kosten sind.Die Vorschriften der Sozialgesetzgebung werden immer wieder einmal geändert. Nehmen wir an, es hätte eine Gesetzesänderung gegeben, sodass arbeitsfähige Sozialhilfeempfänger nach zwei Jahren keine Zahlungen mehr erhalten.Wie beeinflusst dies die Arbeitsneigung?Inwiefern könnte diese Gesetzesänderung einem Zielkonflikt zwischen Verteilungsgerechtigkeit und Effizienz entsprungen sein?Die Arbeitsneigung würde bei zeitlich befristeten Leistungen an arbeitsfähige Sozialhilfeempfänger zunehmen.[15] Solange nicht alle Arbeitsfähigen arbeiten, ist die Effizienz der Volkswirtschaft reduziert. Der Sozialhilfeausschluss von Arbeitsfähigen nach zwei Jahren dient demzufolge dem Effizienzziel. Die Befristung ist insofern dem Ziel der Verteilungsgerechtigkeit geschuldet, da es unfair wäre, arbeitslos gewordenen Menschen keine »Schonfrist« einzuräumen.Ihre Mitbewohnerin kann schneller Rasen mähen als Sie, aber Sie können schneller putzen. Wenn Ihre Mitbewohnerin immer den Rasen mäht und Sie alle Putzarbeiten erledigen, würden dann die Routinearbeiten mehr oder weniger Zeit in Anspruch nehmen, als wenn Sie jede Teilaufgabe gleichmäßig aufteilten? Nennen Sie ein ähnliches Beispiel dafür, inwiefern Spezialisierung und Handel zwei Länder besser stellen können. Wenn sich jeder auf das spezialisiert, was er am besten kann, profitieren alle davon. Wenn also meine Mitbewohnerin immer den Rasen mäht, und ich immer putze, dann werden wir beide insgesamt weniger Zeit für das Rasenmähen und Putzen benötigen, als wenn jeder von uns Rasen mähen und putzen würde. Damit sind wir am Ende beide besser gestellt, da wir mehr Zeit für andere Dinge zur Verfügung haben. Übertragen auf den Handel zwischen zwei Ländern könnte z. B. die Spezialisierung auf bestimmte landwirtschaftliche Produkte, die aufgrund von unterschiedlichen klimatischen Verhältnissen in einem Land besser gedeihen als im anderen, beide Länder besser stellen. Herrscht in einem Land eher ein feucht-warmes Klima, während es in dem anderen Land eher trocken und heiß ist, sollte sich das eine Land auf Reis und das andere Land auf Baumwolle spezialisieren. Am Ende haben beide Länder insgesamt mehr Reis und mehr Baumwolle zur Verfügung und können Reis und Baumwolle untereinander handeln.Nehmen wir an, die Bundesrepublik Deutschland würde eine zentrale volkswirtschaftliche Planung einführen und Sie wären der Chefplaner. Unter den Millionen von Entscheidungen für das nächste Jahr sind auch die, wie viele Autoreifen hergestellt werden sollen, welche Modelle produziert werden sollen und wer die Reifen erhalten soll.Was würden Sie gerne aus der Reifenindustrie erfahren wollen, damit Sie die Entscheidungen intelligent fällen können? Welche Information würden Sie von jedem Einwohner der Bundesrepublik Deutschland haben wollen?Wie würden Ihre Entscheidungen über Autoreifen irgendwelche anderen Ihrer Entscheidungen tangieren, z. B. über die Produktion von Pkws und Pkw-Felgen? Wie könnten Ihre anderen Entscheidungen über die Volkswirtschaft Ihre Ansichten über Reifen verändern?

a.

Informationen über die ReifenindustrieInformationen über die KonsumentenProduktionskosten, ProduktionskapazitätenZustand der ProduktionsanlagenMaterialbedarf (Rohstoffe) und Bedarf an ArbeitskräftenProduktionszahlen der Vergangenheit…Anzahl der Pkws in Haushaltengeplante Käufe von neuen PkwsNachfrage nach bestimmten Reifenmodellen (Sommerreifen, Winterreifen …)Präferenzen für bestimmte Eigenschaften (z. B. Reifenbreite, Profiltiefe, Laufgeräusche …)Zahlungsbereitschaft für Autorreifen in Abhängigkeit von Modell und Eigenschaften…

b.[16]

Beeinflussung anderer EntscheidungenRückwirkungen auf Entscheidungen über AutoreifenProduktionsmenge von Autoreifen hat Einfluss auf die Produktionsmenge von Pkws und Pkw-FelgenProduktionsmenge von Autoreifen kann Produktionsmenge von Reifen für andere Fahrzeuge (Busse, Lkws) einschränkenProduktionsmenge von Autoreifen kann die Produktion von anderen Transportmitteln (Busse, Eisenbahnen) beeinflussenProduktion von bestimmten Reifentypen kann Auswirkungen auf den Kraftstoffverbrauch haben…Nutzung von knappen Ressourcen (z. B. Erdöl) für andere Dinge kann Reifenproduktion reduzierenEntscheidung über die Produktion von neuen Pkws beeinflusst ReifenproduktionEntscheidung über die Produktion von anderen alternativen Transportmitteln beeinflusst ReifenproduktionEntscheidung über den Benzinpreis hat Einfluss auf die Reifenproduktion…Führen Sie zu jeder einzelnen der nachfolgenden staatlichen Aktivitäten aus, ob sie mit Blick auf die Verteilungsgerechtigkeit oder mit Blick auf die Effizienz zu begründen wäre. Für den Fall der Effizienz erörtern Sie bitte die Art des vorliegenden Marktversagens.Regulierung der Gebühren für WasserAusgabe von Essensgutscheinen an ArmeRauchverbot in der ÖffentlichkeitÜberführung des früheren Telefonmonopols der Bundespost auf mehrere private TrägerErhöhung der Einkommensteuersätze für BesserverdienendeGesetzliches Fahrverbot bei DrogeneinnahmeEffizienz (Marktmacht)VerteilungsgerechtigkeitEffizienz (Externalität, Wegfall potenzieller Gesundheitsschäden bei Passivrauchern)Effizienz (Eingriff in Marktmacht)VerteilungsgerechtigkeitEffizienz (Externalität, Reduktion drogenbedingter Gefährdungen des Straßenverkehrs)»Jede und jeder in der Gesellschaft sollte die bestmögliche Gesundheitsfürsorge garantiert bekommen.« Erörtern Sie diese Aussage von den Standpunkten der Verteilungsgerechtigkeit und der Effizienz aus. Unter der Voraussetzung der Bezahlbarkeit der Gesundheitsfürsorge ist dies eine Forderung der gerechten (Um-)Verteilung des gesellschaftlichen Wohlstands. Nach dem Kriterium der Effizienz muss sich die Gesundheitsfürsorge nach der physischen und monetären Leistungsfähigkeit der Gesellschaftsmitglieder richten.Inwiefern ist Ihr Lebensstandard anders als der Ihrer Eltern oder Großeltern in Ihrem Alter? Warum ist es zu diesen Veränderungen gekommen? Mein Lebensstandard ist wesentlich höher als der meiner Eltern und Großeltern. Sieht man von politischen Fehlentscheidungen sowie Katastrophen (Kriege, Naturkatastrophen) ab, so lässt sich allgemein feststellen, dass der Lebensstandard in einer Volkswirtschaft kontinuierlich ansteigt. Dieser Tatbestand ist auf eine zunehmende Produktivität zurückzuführen, die mit verschiedenen Faktoren zusammenhängt, wie beispielsweise dem technischen Fortschritt, der Investitionsneigung oder der Zinsentwicklung.

[17]2Denken wie ein Volkswirt

Zusammenfassung

Ökonomen nutzen Modelle, um etwas über die Welt zu lernen. Ökonomische Modelle haben zwei grundlegende Zwecke: (1) Sie sollen vorhersagen, was in der Zukunft passieren wird, wenn eine bestimmte Entscheidung getroffen oder eine politische Maßnahme umgesetzt wird. (2) Sie sollen ein bestimmtes Ereignis simulieren und kontrafaktisch analysieren, was passiert wäre, wenn eine Entscheidung nicht getroffen oder eine Maßnahme nicht durchgeführt worden wäre.

Alle Modelle basieren auf Annahmen. Ökonomen schließen viele Details, die für die Untersuchung einer bestimmten Frage irrelevant sind, mithilfe von Annahmen aus. Damit simplifizieren ökonomische Modelle die Realität, um unser Verständnis von der Wirklichkeit zu verbessern. Die Entscheidung darüber, welche Merkmale notwendigerweise berücksichtigt werden müssen und auf welche Merkmale verzichtet werden kann, hängt entscheidend davon ab, für welchen Zweck das Modell genutzt werden soll. Jedes Modell enthält eine bestimmte Anzahl an Variablen. Dabei unterscheidet man zwischen exogenen Variablen und endogenen Variablen. Exogene Variablen werden außerhalb des Modells bestimmt, endogene Variablen innerhalb des Modells.

Ein Problem, vor dem Ökonomen stehen, ist die Trennung von Ursache und Wirkung. Um ein klareres Bild zu erhalten, nutzen Ökonomen in Modellen einen Ceteris-paribus-Ansatz, indem andere Faktoren, die die Ergebnisse beeinflussen könnten, als konstant angenommen werden.

Modelle lassen auch Herleitungen zu, indem logische Schlussfolgerungen, Konsequenzen oder Erklärungen auf der Grundlage der Modellergebnisse abgeleitet werden können. Diese Schlussfolgerungen sind jedoch nicht notwendigerweise vollständig und endgültig.

Ökonomen bemühen sich, ihr Gebiet mit wissenschaftlicher Objektivität zu behandeln. Sie entwerfen Theorien, sammeln Daten und versuchen dann aufgrund der Daten, ihre Theorie zu bestätigen oder zu verwerfen. Bei einer induktiven Vorgehensweise werden aus einem Beobachtungsprozess bestimmte Muster abgeleitet, die als Basis einer Hypothese dienen. Die Schlussfolgerung wird dann auf andere beobachtete Ereignisse angewandt. Das bezeichnet man als Verallgemeinerung. Im Unterschied dazu setzt ein deduktives Herangehen bei der Theorie an, aus der eine Hypothese abgeleitet wird. Diese Hypothese wird dann empirisch überprüft und entweder bestätigt oder widerlegt. Dabei ist der eine Weg nicht besser als der andere. Nach dem Prinzip der Falsifizierbarkeit von Karl Popper ist es logisch nicht möglich zu beweisen, dass eine Theorie »wahr« ist. Es ist lediglich möglich zu zeigen, wenn eine Theorie falsch ist.

Theorien können Sachverhalte erklären und Vorhersagen treffen. Die reine Theoriebildung kann man als Tradition der rationalen Ökonomie bezeichnen. Hierbei nutzt der Ökonom Logik, Verstand und Induktion, um zu seinen Schlussfolgerungen zu gelangen. Empirische Ökonomie beginnt mit Beobachtungen und Daten, von denen aus Modelle entwickelt werden [18]können, welche die Daten widerspiegeln. Diese Modelle können genutzt werden, um zu Schlussfolgerungen zu gelangen und Prognosen abzugeben.

Das Wechselspiel zwischen Theorie und Beobachtung ist zentral für die auf dem Gebiet der Volkswirtschaftslehre angewandte Methodik. Obwohl Ökonomen Theorie und Beobachtung wie andere Wissenschaftler handhaben, begegnen sie einem Hindernis, das ihre Arbeit zu einer besonderen Herausforderung werden lässt: Experimente sind in der Volkswirtschaftslehre schwierig und nur in bestimmten Bereichen möglich. Ökonomen müssen sich mit den Daten begnügen, die ihnen die Welt gibt.

In der Volkswirtschaftslehre gibt es verschiedene methodologische Ansätze, die von bestimmten Annahmen und Denkschulen geprägt sind. Der neoklassische Ansatz verkörpert als Standardökonomik den »ökonomischen Mainstream«. Andere Sichtweisen auf ökonomische Zusammenhänge, die der Standardökonomik widersprechen, werden unter dem Begriff der heterodoxen Ökonomik zusammengefasst. Zu diesen Ansätzen zählen vor allem die feministische Ökonomik, die marxistische Wirtschaftslehre und die Österreichische Schule.

Wenn es um die Erklärung ökonomischer Sachverhalte geht, treffen Ökonomen positive Aussagen. Werden Ökonomen um Politikempfehlungen zur Verbesserung der wirtschaftlichen Entwicklung gebeten, treffen Ökonomen normative Aussagen. Positive Aussagen sind beschreibend und richten sich darauf, wie die Welt ist. Normative Aussagen sind präskriptiv. Sie richten sich darauf, wie die Welt sein sollte. Ein Hauptunterschied zwischen positiven und normativen Aussagen zeigt sich darin, wie man ihre Gültigkeit überprüft. Positive Aussagen kann man dadurch annehmen oder verwerfen, dass man sie auf ihre empirische Gültigkeit überprüft. Im Gegensatz dazu kommen bei der Bewertung normativer Aussagen Fakten und Werturteile zusammen.

Ökonomen geben oft scheinbar widersprüchliche Ratschläge. Dies lässt sich dadurch erklären, dass Ökonomen entweder (a) unterschiedlicher Meinung über die empirische Gültigkeit alternativer positiver Theorien über das Funktionieren der Wirtschaft sind, oder (b) unterschiedliche Werte und deshalb unterschiedliche normative Vorstellungen darüber haben, welche Maßnahmen die Politik verfolgen sollte. Aufgrund von Differenzen im wissenschaftlichen Urteil und unterschiedlicher Werturteile sind Meinungsverschiedenheiten unter Ökonomen daher manchmal unvermeidlich.

In gewisser Weise ist die Volkswirtschaftslehre die Wissenschaft vom Entscheiden. Grundlage für die Entscheidung ist eine Bewertung von Kosten und Nutzen, die mit der Entscheidung verknüpft sind. Dazu gehören auch Kosten und Nutzen für Dritte, die nicht unmittelbar in die Entscheidungsprozesse einbezogen sind. Ist der Nutzen größer als die Kosten, spricht das für die Entscheidung. Dabei spielt auch eine Rolle, wie stark der Nutzen die Kosten übersteigt.

Wiederholungsfragen

Inwiefern ist die Volkswirtschaftslehre wie eine Naturwissenschaft? Ebenso wie Naturwissenschaftler behandeln auch Ökonomen ihr Fachgebiet mit Objektivität. Sie entwerfen Theorien, sammeln Daten und versuchen anschließend, aufgrund der Daten ihre Theorien zu bestätigen oder zu verwerfen. Ökonomen arbeiten demnach ebenfalls mit wissenschaftlichen Methoden (verbale, algebraische, grafische Ableitung von Modellen) und mit dem Wechselspiel zwischen Theorie und Beobachtung. Im Unterschied zu anderen Wissenschaftsbereichen sind Experimente allerdings schwierig bis unmöglich.[19]Warum treffen Ökonomen Annahmen? Annahmen führen zu einem leichteren Verständnis der Realität. Das Denken kann auf diese Weise auf den zu untersuchenden Forschungsgegenstand fokussiert werden. Auf der Grundlage unterschiedlicher Annahmen können Ökonomen unterschiedliche Fragen beantworten.Soll ein ökonomisches Modell die Realität exakt beschreiben? Modelle in Form von verschiedenen Modellierungen, Diagrammen oder Gleichungen sind stilisiert, realitätsfern und schließen irrelevante Details aus. Sie dienen dem Verständnis der Funktionsweise der Realität und müssen von daher vereinfacht und auf das Wesentliche beschränkt dargestellt werden (isolierte Abstraktion). Modelle werden mit Annahmen konstruiert. Alle Modelle simplifizieren die Realität, um das Verständnis der Wirklichkeit zu erleichtern und zu verbessern.In welchem Zusammenhang stehen Theorie und Empirie in der Volkswirtschaftslehre? Theorien können Sachverhalte erklären und Vorhersagen treffen. Empirie hat mit dem Beobachten, Sammeln und Auswerten von Daten zu tun. In der Volkswirtschaftslehre besteht zwischen Theorie und Empirie ein stetiges Wechselspiel. Empirische Befunde führen zur Entwicklung neuer Theorien, die anschließend wiederum empirisch – also anhand von gesammelten Daten – überprüft und dabei bestätigt oder verworfen werden. Aber auch wenn eine Theorie empirisch gestützt werden kann, ist dies kein Grund für Volkswirte, sich mit dem Bewusstsein, »eine neue Wahrheit« gefunden zu haben, zufrieden zurückzulehnen. Dinge verändern sich. Durch neue Informationen, Erfahrungen und Beobachtungen kann sich die ursprüngliche Theorie als redundant erweisen und zum Gegenstand von Überarbeitung und Verbesserung werden. Es ist ein Prozess, der nie endet.Worin besteht der Unterschied zwischen einer positiven und einer normativen Aussage? Nennen Sie zu jeder Aussage ein Beispiel. Positive Aussagen sind beschreibend. Sie richten sich darauf, wie die Welt ist: In Deutschland sind mehr als zwei Millionen Menschen arbeitslos. Normative Aussagen sind präskriptiv. Sie richten sich darauf, wie die Welt sein soll: Jeder, der Arbeit sucht, sollte einen Arbeitsplatz bekommen. Ein Hauptunterschied zwischen positiven und normativen Aussagen zeigt sich darin, wie wir ihre Gültigkeit überprüfen. Positive Aussagen kann man grundsätzlich annehmen oder verwerfen, indem man ihre empirische Gültigkeit testet. Im Gegensatz dazu berücksichtigt man bei der Bewertung normativer Aussagen sowohl Fakten als auch Werturteile.Warum erhalten die Wirtschaftspolitiker des Öfteren widersprüchliche volkswirtschaftliche Ratschläge? Für widersprüchliche volkswirtschaftliche Ratschläge gibt es im Allgemeinen zwei Begründungen.Unterschiede der wissenschaftlichen Meinungen: Ökonomen können über die empirische Gültigkeit alternativer positiver Theorien zum Funktionieren der Wirtschaftswelt uneins sein.Unterschiede der Werturteile: Ökonomen können unterschiedliche Werte und deshalb unterschiedliche normative Wertvorstellungen darüber haben, welche Strategie die Politik verfolgen sollte.

[20]Aufgaben und Anwendungen

Inwiefern weichen die methodologischen Ansätze der sogenannten heterodoxen Ökonomik vom ökonomischen Mainstream ab? Der neoklassische Ansatz verkörpert als Standardökonomik den »ökonomischen Mainstream«. Andere Sichtweisen auf ökonomische Zusammenhänge, die der Standardökonomik widersprechen, werden unter dem Begriff der heterodoxen Ökonomik zusammengefasst. Zu diesen Ansätzen zählen vor allem die feministische Ökonomik, die marxistische Wirtschaftslehre und die Österreichische Schule. Der neoklassische Ansatz vertritt die Ansicht, dass der Markt eine zentrale Institution ist, um Wohlstand zu erzeugen. Bei der Analyse von Märkten und ihren Ergebnissen geht die neoklassische Sichtweise davon aus, dass Entscheidungen auf Rationalität basieren und dass ökonomische Akteure aus Eigeninteresse und autonom handeln. Kritiker des neoklassischen Ansatzes verweisen darauf, dass diese Annahmen unzureichend sind und dass das zu beobachtende menschliche Verhalten nicht mit der neoklassischen Sichtweise übereinstimmt. Nach der feministischen Ökonomik wird ökonomischer Wohlstand nicht allein durch Markttransaktionen geschaffen, sondern auch durch unbezahlte Arbeit, die z.B. in Haushalten geleistet wird. Zudem bezweifelt die feministische Ökonomik, dass Menschen stets Arbeit gegen Freizeit abwägen, da »Freizeit« im neoklassischen Standardmodell üblicherweise mit erfreulichen, frei gewählten Aktivitäten assoziiert wird. Für viele Frauen stellt unbezahlte »Nichtarbeitszeit« aber keineswegs Freizeit dar, sondern erhebliche Arbeit in der Sorge für den Haushalt und die Familie. Die marxistische Ökonomik betrachtet Unternehmen und Märkte nicht als Einheiten, sondern als Ansammlungen von Menschen. Dabei haben einige Menschen die Kontrolle über die Produktionsmittel und sind in der Lage, diese Macht so auszuüben, dass sie die wirtschaftliche Dynamik antreiben. Diese Dynamik kann allerdings selbstzerstörend sein und der Wettbewerb zwischen den Kapitalisten um Macht über Produktionsmittel erzeugt teilweise die Auf- und Abschwünge in kapitalistischen Volkswirtschaften. Die Österreichische Schule der Nationalökonomie geht davon aus, dass der ökonomische Wohlstand maximiert wird, wenn die Märkte »ihre Arbeit tun können« und der Staat nur eine marginale Rolle in der Volkswirtschaft spielt. Daher wird diese Sicht auch als Ansatz des »Laissez-faire« bezeichnet. Die individuelle Freiheit ist dabei das Grundprinzip der österreichischen Nationalökonomie.Ein Professor möchte im Sommer Urlaub machen und stellt fest, dass Urlaubsreisen während der Schulferien deutlich teurer sind als in der Zeit vor und nach den Schulferien. Er entwickelt daraufhin eine Theorie, um dieses Phänomen zu erklären. Ist der Professor durch Induktion oder durch Deduktion zu seiner Erkenntnis gekommen? Wie könnte der Professor seine Theorie überprüfen? Bei einer induktiven Vorgehensweise werden aus einem Beobachtungsprozess bestimmte Muster abgeleitet, die als Basis einer Hypothese dienen, die wiederum zu einer Theorie führen kann. Im Unterschied dazu setzt ein deduktives Herangehen bei der Theorie an, aus der eine Hypothese abgeleitet wird. Diese Hypothese wird dann empirisch überprüft und entweder bestätigt oder widerlegt.[21]Wenn der Professor feststellt, dass Urlaubsreisen während der Sommerschulferien deutlich teurer sind als in der Zeit vor und nach den Schulferien und daraufhin eine Theorie entwickelt, um dieses Phänomen zu erklären, dann hat er aus einer Beobachtung ein bestimmtes Muster abgeleitet, das dann Grundlage seiner Theorie wird. Das entspricht einer induktiven Vorgehensweise. Um seine Theorie wissenschaftlich zu überprüfen, könnte der Professor zusätzliche Daten zu folgenden Fragestellungen sammeln: Sind Urlaubsreisen auch in den nächsten Jahren während der Sommerschulferien deutlich teurer als in der Zeit davor und danach?Hat seine Theorie nur für die Sommerferien Gültigkeit oder auch für andere Ferienzeiten?Gilt der Zusammenhang zwischen Schulferien und dem Preis für Urlaubsreisen nur für bestimmte Urlaubsziele oder generell für alle Reiseziele?Gilt seine Theorie nur für seine Heimatstadt oder landesweit?…Klassifizieren Sie jede der nachfolgenden Aussagen als positiv oder normativ und erklären Sie Ihre Einstufung.Auf kurze Sicht hat die Gesellschaft zwischen Inflation und Arbeitslosigkeit zu wählen.Eine Senkung der Wachstumsrate der Geldmenge wird die Inflationsrate senken.Die Zentralbank jedes Landes sollte die Steigerungsrate der Geldmenge senken.Von den Sozialhilfeempfängern sollte der Staat die Suche nach Arbeit verlangen können.Niedrigere Steuern führen zu mehr Arbeit und höheren Ersparnissen.positive Aussage (Beschreibung einer tatsächlichen kurzfristigen politischen Alternative)positive Aussage (Beschreibung des realwirtschaftlichen Zusammenhangs zwischen Geldmengenwachstum und Preissteigerung)normative Aussage (Politikempfehlung)normative Aussage (Politikempfehlung)positive Aussage (unterstellte Wirkung, deren Gültigkeit empirisch überprüft werden kann)Wenn Sie Regierungschef wären, würden Sie sich mehr für die positiven oder die normativen Ansichten Ihrer Wirtschaftsberater interessieren? Warum? Der Regierungschef sollte sich für beide Aussagen interessieren. Die positiven Aussagen dienen der Beschreibung des Istzustands. Sie bilden die Voraussetzung für konkrete wirtschaftspolitische Maßnahmen und sind daher unerlässlich. Normative Aussagen durch Wirtschaftsexperten vermitteln dem Regierungschef, wie die Volkswirtschaft sein sollte. Die den normativen Folgerungen zugrunde liegenden Werturteile können jedoch zu unterschiedlichen Vorstellungen aufseiten der Ökonomen führen. Gänzlich unberücksichtigt bleiben Zielkonflikte ökonomischer Wertvorstellungen mit anderen Politikbereichen (Kultur-, Gesundheits-, Sozialpolitik). In diesem Sinne muss ein Regierungschef eine Abwägung zwischen verschiedenen Aussagen vornehmen.Warum sind ökonomische Modelle immer wieder starker Kritik ausgesetzt? In der jüngeren Vergangenheit waren und sind ökonomische Modelle immer wieder starker Kritik ausgesetzt. Ein Teil dieser Kritik verweist darauf, dass die verwendeten Annah[22]men »falsch« oder zumindest nicht typisch für menschliches Verhalten seien, um exakte und belastbare Vorhersagen zu treffen. Auch müssen die Daten, mit denen ein Modell gefüttert wird, die »richtigen« Daten sein. Wenn die einfließenden Daten nicht repräsentativ für das Verhalten oder für das modellierte System sind, wird das Ergebnis nur eingeschränkt verwendbar oder sogar irrelevant sein. Zudem kann das Verhalten, das ein Modell vorherzusagen beansprucht, sich in Reaktion darauf verändern, wie Menschen das Modell selbst verstehen, ihm vertrauen und es interpretieren. Modelle sind außerdem inhärent instabil, und zwar umso mehr, je länger der Zeitraum ist, für den eine Vorhersage gemacht werden soll. So kann man Schocks, die nicht nur einen kurzfristigen Einfluss haben, sondern eine längerfristige Dynamik entfalten, kaum vollständig im Modellaufbau berücksichtigen.Rechnen Sie damit, dass die volkswirtschaftlichen Berater im Lauf der Zeit immer weniger in ihren Ratschlägen und Gutachten voneinander abweichen? Warum oder warum nicht? Können die Unterschiede völlig ausgeräumt werden? Warum oder warum nicht? Mit Blick auf die Entwicklungsprozesse anderer Wissenschaften (Astronomie, Physik) könnte man eine Annäherung in den wissenschaftlichen Meinungen vermuten. Möglicherweise können auch neue (bessere) empirische Verfahren zur Überprüfung alternativer Theorien einen andauernden Meinungsstreit verhindern. Die ökonomische Komplexität von Volkswirtschaften und die fortlaufenden Veränderungen (Strukturwandel, technischer Fortschritt, Globalisierung), denen sie unterliegen, lassen jedoch auch in Zukunft abweichende Ratschläge und Gutachten als wahrscheinlich erscheinen.Nehmen Sie an, Ihr Mitbewohner erzählt Ihnen am Frühstückstisch, dass am Stadtrand ein neues Einkaufszentrum eröffnet und es dort heute für jeden Einkauf im Wert von mindestens 100 Euro einen Kinogutschein gratis gibt. Ihr Mitbewohner ist hellauf begeistert und möchte sich unbedingt den Kinogutschein holen. Was meinen Sie? Was sollten Sie als Volkswirt bei Ihrer Entscheidung bedenken? Volkswirte treffen Entscheidungen auf der Grundlage einer Kosten-Nutzen-Analyse. Dazu ist es notwendig, Kosten und Nutzen, die mit der Entscheidung verknüpft sind, zu analysieren. Damit sind nicht nur Kosten und Nutzen für den Einzelnen gemeint, sondern auch Kosten und Nutzen für Dritte, die nicht unmittelbar in die Entscheidungsprozesse einbezogen sind. Wenn man für einen Einkauf im Wert von mindestens 100 Euro in einem neuen Einkaufszentrum am Stadtrand einen Kinogutschein erhält, dann sind in einem ersten Schritt die Kosten dafür zu quantifizieren. Das sind zunächst die zusätzlichen Fahrtkosten mit dem Pkw, die entstehen, wenn man seinen Einkauf nicht im Laden um die Ecke, sondern am Stadtrand erledigt, also die Kosten für Benzin und die Abnutzung meines Pkw, sowie die Kosten für die Zeit, die die Fahrt ins Einkaufszentrum in Anspruch nehmen wird. Die gesellschaftlichen Kosten umfassen die gestiegene Wahrscheinlichkeit eines Staus und auch die mögliche Unfallgefahr, die auf andere Verkehrsteilnehmer ausgehen. Außerdem ist zu berücksichtigen, dass mit einem Einkauf in Höhe von 100 Euro ein Großteil der Haushaltskasse auf einmal ausgegeben wird und damit für andere Ausgaben nicht zur Verfügung steht. Neben zusätzlichen Kosten geht der Kinogutschein also auch mit einem gewissen Konsumverzicht einher. Gleichzeitig führt der Kinogutschein auch aber zu einem zusätzlichen Nutzen durch einen Kinobesuch, für den man nichts bezahlen [23]muss. Zudem ist es denkbar, dass in dem neuen Einkaufszentrum (insbesondere bei einer Neueröffnung) die Preise geringer sind als im Laden um die Ecke, sodass man für die gleichen Produkte im Einkaufszentrum weniger Geld ausgeben muss. Alles in allem würde ich meinem Mitbewohner von einem Einkauf auf der »grünen Wiese« abraten, da der damit verbundene Aufwand (vor allem die Zeit) mir für einen Kinogutschein viel zu groß ist.Im American Football galt es bis vor kurzem als ungeschriebenes Gesetz, dass Quarterbacks, die älter als 40 Jahre sind, keinen Super Bowl mehr gewinnen können. Im Super Bowl 55 konnten jedoch die Tampa Bay Buccaneers, angeführt von ihrem 43-jährigen Quarterback Tom Brady, gegen die hoch favorisierten Kansas City Chiefs gewinnen. Was hätte wohl der berühmte Wissenschaftsphilosoph Karl Popper dazu gesagt? Popper hätte in diesem Ergebnis vermutlichen einen weiteren Beleg für seine Grundannahme gesehen, dass keine Hypothese oder Theorie für sich beanspruchen kann, »wahr« zu sein. Nur weil in der Vergangenheit noch nie ein Quarterback in diesem Alter den Super Bowl gewonnen hatte, bedeutet das nicht, dass das nicht möglich ist. Die Hypothese basierte auf einer begrenzten Anzahl von Beobachtungen. Es kann immer sein, dass es neue Beobachtungen gibt, die zeigen, dass eine Hypothese oder Theorie falsch ist. Popper führte zu seiner Zeit das Beispiel des »schwarzen Schwans« an. Viele Menschen hatten in ihrem Leben nur weiße Schwäne gesehen und verallgemeinerten daraus: »Alle Schwäne sind weiß.« Doch es ist nicht korrekt, diese Schlussfolgerung zu ziehen, da nicht alle Schwäne beobachtet worden sind. Würde jemand einen schwarzen Schwan beobachten, dann würde sich die Vermutung, dass alle Schwäne weiß sind, als falsch erweisen. Nach Popper bedeutet das letztlich, dass es nicht möglich ist zu beweisen, dass eine Hypothese oder Theorie wahr ist, sondern nur möglich ist zu zeigen, dass eine Hypothese oder Theorie falsch ist. In diesem Sinne hat sich die Hypothese, dass Quarterbacks, die älter als 40 Jahre sind, keinen Super Bowl mehr gewinnen können, als falsch erwiesen.

[25]3Die Marktkräfte von Angebot und Nachfrage

Zusammenfassung

Die Begriffe Angebot und Nachfrage beziehen sich auf das Verhalten der Menschen bei ihrem Zusammenspiel auf den Märkten. Ein Markt besteht aus Gruppen potenzieller Käufer und Verkäufer eines Gutes. Die Gruppe der potenziellen Käufer bestimmt die Nachfrage nach dem Gut, die Gruppe der Verkäufer bestimmt das Güterangebot. Ökonomen verwenden den Begriff Wettbewerbsmarkt, um einen Markt zu beschreiben, in dem es so viele Käufer und Verkäufer gibt, dass der einzelne Marktteilnehmer nur einen verschwindend kleinen Einfluss auf den Marktpreis hat. Weil Anbieter und Nachfrager den gegebenen Marktpreis akzeptieren müssen, bezeichnet man sie als Mengenanpasser oder Preisnehmer. Zum Marktpreis kann jeder Käufer die Menge kaufen, die er will, und jeder Verkäufer kann die Menge verkaufen, die er will.

Die Nachfragemenge nach einem Gut ist die Menge des Gutes, die Käufer erwerben wollen und können. Es gibt viele Faktoren, die die Nachfragemenge nach einem Gut beeinflussen. Ein Faktor spielt eine entscheidende Rolle – der Preis des Gutes. Nach dem Gesetz der Nachfrage ist die Nachfragemenge negativ vom Preis abhängig. Bei sonst gleichen Bedingungen fällt die nachgefragte Gütermenge, wenn der Preis des Gutes ansteigt. Güterpreis und Nachfragemenge lassen sich in einer Nachfragetabelle zusammenfassen und als fallende Linie funktional verbundener Preise und Mengen in Form der Nachfragekurve grafisch darstellen.

Die Marktnachfrage ergibt sich als Summe aller individuellen Nachfragemengen nach Waren und Dienstleistungen und spiegelt wider, wie die (gesamte) Nachfragemenge auf Preisänderungen reagiert. Zu einer Bewegung entlang der Nachfragekurve kommt es, wenn sich nur der Preis ändert und alle anderen Einflussfaktoren der Nachfrage unverändert bleiben. Eine Verschiebung der Nachfragekurve wird dagegen durch eine Veränderung von anderen Einflussfaktoren der Nachfrage außer dem Preis ausgelöst. Andere Einflussgrößen der Nachfrage neben dem Preis sind Einkommen, Präferenzen, Bevölkerungsgröße und -struktur, Werbung sowie Erwartungen der Konsumenten und Preise verwandter Güter (Substitute und Komplemente). Wenn sich einer dieser Einflussfaktoren verändert, dann ändert sich die Menge, die der Käufer bei einem gegebenen Preis erwerben möchte. Erhöht ein Einkommensanstieg die nachgefragte Menge eines Gutes, so handelt es sich um ein normales Gut. Bei inferioren Gütern dagegen sinkt die nachgefragte Menge bei einem Einkommenszuwachs.

Die Angebotsmenge irgendeines Gutes ist die Menge, die Verkäufer veräußern wollen und können. Es gibt viele Faktoren, die die Angebotsmenge beeinflussen, aber wiederum spielt der Preis die entscheidende Rolle. Nach dem Gesetz des Angebots ist die Angebotsmenge positiv vom Preis abhängig: Bei sonst gleichen Bedingungen nimmt die angebotene Menge eines Gutes bei steigendem Preis zu. Auch Güterpreis und Angebotsmenge lassen sich in einer Angebotstabelle zusammenfassen und als steigende Linie funktional verbundener Preise und Mengen in Form der Angebotskurve grafisch darstellen.

Ebenso wie die Marktnachfrage die Summe der Einzelnachfragen aller potenziellen Käufer ist, ergibt sich das Marktangebot als Summe der individuellen Angebote aller potenziellen [26]Verkäufer. Die Marktangebotskurve zeigt, wie sich die Menge des Gesamtangebots verändert, wenn der Preis variiert. Zu einer Bewegung entlang der Angebotskurve kommt es, wenn sich nur der Preis ändert und alle anderen Einflussfaktoren des Angebots unverändert bleiben. Eine Verschiebung der Angebotskurve wird dagegen durch eine Veränderung von anderen Einflussfaktoren des Angebots außer dem Preis ausgelöst. Andere Einflussgrößen des Angebots neben dem Preis sind Rentabilität der Produktion und Preise von Kuppelprodukten, Inputpreise, Technik, natürliche und gesellschaftliche Faktoren sowie Erwartungen und Anzahl der Anbieter. Wenn sich eine dieser anderen Einflussgrößen verändert, kommt es zu einer Verschiebung der Angebotskurve.

Im Schnittpunkt von Nachfragekurve und Angebotskurve befindet sich das Marktgleichgewicht. Der Preis, bei dem sich die beiden Kurven schneiden, heißt Gleichgewichtspreis, und die zugehörige Menge heißt Gleichgewichtsmenge. Beim Gleichgewichtspreis entspricht die Menge, die Nachfrager kaufen wollen und können, genau der Menge, die Anbieter verkaufen wollen und können. Liegt der Marktpreis über dem Gleichgewichtspreis, kommt es zu einem Angebotsüberschuss. Ist der Marktpreis kleiner als der Gleichgewichtspreis, herrscht ein Nachfrageüberschuss. Das Verhalten der zahlreichen Nachfrager und Anbieter führt den Marktpreis jedoch stets automatisch hin zum Gleichgewichtspreis. Nach dem Gesetz von Angebot und Nachfrage passt sich der Preis eines beliebigen Gutes in der Weise an, dass dadurch Angebots- und Nachfragemenge zur Übereinstimmung gelangen.

Sobald irgendein Ereignis die Angebotskurve oder die Nachfragekurve verschiebt, ändert sich das Marktgleichgewicht. Den Vergleich des ursprünglichen Gleichgewichtszustandes mit dem neuen Gleichgewichtszustand bezeichnet man als komparative Statik.

Änderungen von Preisen beeinflussen Nachfrage und Angebot. Als Maß dafür, wie stark Konsumenten und Produzenten auf Preisänderungen reagieren, dient die Elastizität. Die Preiselastizität der Nachfrage misst, wie stark die Nachfragemenge auf eine Preisänderung reagiert. Man bezeichnet die Nachfrage als elastisch, wenn Preisänderungen zu vergleichsweise großen Mengenreaktionen führen. Reagiert die Nachfragemenge dagegen nur wenig auf Preisänderungen, so gilt die Nachfrage als unelastisch.

Die Nachfrage ist umso elastischer, je mehr nahe Substitute für den Konsumenten verfügbar sind, je weniger das betreffende Gut für den Konsumenten zum Lebensnotwendigen gehört, je enger der Markt abgegrenzt ist, je höher der Anteil der Ausgaben für das Gut am verfügbaren Einkommen ausfällt und je mehr Reaktionszeit die Nachfrager auf die Preisänderung haben.

Ökonomen berechnen die Preiselastizität der Nachfrage als die prozentuale Mengenänderung dividiert durch die prozentuale Preisänderung. Wenn die Elastizität kleiner als 1 ist, sich also die Menge proportional weniger verändert als der Preis, spricht man von einer unelastischen Nachfrage. Ist die Elastizität größer als 1 und damit die proportionale Mengenänderung größer als die proportionale Preisänderung, bezeichnet man die Nachfrage als elastisch.

Da die Preiselastizität misst, wie stark die Nachfragemenge auf Preisänderungen reagiert, ist die Elastizität eng mit der Steigung der Nachfragekurve verknüpft. Dabei gilt: Je flacher die Nachfragekurve ist, umso größer ist die Preiselastizität der Nachfrage. Je steiler die Nachfragekurve ist, umso kleiner ist die Preiselastizität der Nachfrage. Im Extremfall einer vollkommen unelastischen Nachfrage verläuft die Nachfragekurve senkrecht, im Extremfall einer vollkommen elastischen Nachfrage dagegen waagerecht.

Bei einer unelastischen Nachfragekurve führt ein Preisanstieg zu einem proportional kleineren Rückgang der nachgefragten Menge, sodass die Gesamtausgaben für das betreffende Gut (Produkt aus Preis und Menge) ansteigen. Bei einer elastischen Nachfragekurve [27]führt ein Preisanstieg zu einem proportional größeren Rückgang der nachgefragten Menge. Deshalb gehen die Gesamtausgaben für das betreffende Gut in diesem Fall zurück.

Nicht alle Nachfragekurven weisen eine Elastizität auf, die entlang der gesamten Kurve gleich groß ist. Für lineare Nachfragekurven gilt, dass bei hohen Preisen und kleinen Nachfragemengen die Nachfrage elastisch reagiert, bei geringen Preisen und hohen Nachfragemengen dagegen unelastisch.

Zusätzlich zur Preiselastizität der Nachfrage verwenden Ökonomen noch andere Elastizitätsmaße, um das Verhalten von Nachfragern zu beschreiben. Mit der Einkommenselastizität der Nachfrage werden Veränderungen der Nachfragemenge bei Veränderungen des Einkommens der Konsumenten gemessen. Die Einkommenselastizität ergibt sich als Quotient aus der prozentualen Nachfrageänderung und der prozentualen Einkommensänderung. Da die Nachfragemenge mit steigenden Einkommen größer wird, haben normale Güter eine positive Einkommenselastizität. Dagegen haben inferiore Güter eine negative Einkommenselastizität, weil sich Nachfragemenge und Einkommen gegenläufig verändern.

Die Kreuzpreiselastizität der Nachfrage misst, wie stark die Nachfragemenge nach einem Gut auf Preisänderungen bei einem anderen Gut reagiert. Sie ergibt sich als Quotient aus der prozentualen Änderung der Nachfragemenge des einen Gutes und der Preisänderung des anderen Gutes. Ob die Kreuzpreiselastizität positiv oder negativ ist, hängt davon ab, ob es sich bei den betrachteten Gütern um substitutive oder um komplementäre Güter handelt: Die Kreuzpreiselastizität von substitutiven Gütern ist positiv, die Kreuzpreiselastizität von komplementären Gütern dagegen negativ.

Das Gesetz des Angebots besagt, dass höhere Preise zu größeren Angebotsmengen führen. Die Preiselastizität des Angebots misst, wie die Angebotsmenge auf eine Preisänderung reagiert. Man bezeichnet das Angebot als elastisch, wenn Preisänderungen relativ große Mengenänderungen bewirken. Reagiert die Angebotsmenge dagegen nur schwach auf Preisänderungen, so gilt das Angebot als unelastisch. Für die meisten Märkte hängt die Preiselastizität des Angebots maßgeblich von der Länge der Beobachtungsperiode ab. Langfristig reagiert das Angebot in der Regel elastischer als kurzfristig. Außerdem gilt, dass das Angebot umso elastischer reagiert, je geringer die Produktionskapazitäten ausgelastet sind, je größer die Mobilität der Produktionsfaktoren ist, je kleiner das Unternehmen ist und je mehr Lagermöglichkeiten bei den Unternehmen vorhanden sind.

Ökonomen berechnen die Preiselastizität des Angebots, indem sie den Prozentsatz der Angebotsänderung durch den Prozentsatz der Preisänderung dividieren. Die Preiselastizität des Angebots sagt etwas darüber aus, ob die Angebotskurve steil oder flach verläuft. Dabei gilt: Je flacher die Angebotskurve verläuft, umso größer ist die Preiselastizität des Angebots. Je steiler die Angebotskurve verläuft, umso kleiner ist die Preiselastizität des Angebots. Im Extremfall eines vollkommen unelastischen Angebots verläuft die Angebotskurve senkrecht, im Extremfall eines vollkommen elastischen Angebots dagegen waagerecht.

Bei einer unelastischen Angebotskurve führt ein Preisanstieg zu einem proportional kleineren Rückgang der angebotenen Menge, sodass der Umsatz oder die Gesamterlöse (Produkt aus Preis und Menge) der Verkäufer ansteigen. Bei einer elastischen Angebotskurve führt ein Preisanstieg zu einem proportional größeren Rückgang der angebotenen Menge. Deshalb gehen die Gesamterlöse der Verkäufer zurück. Auch für Angebotskurven gilt, dass auf einigen Märkten die Preiselastizität des Angebots nicht konstant entlang der gesamten Kurve ist, sondern mit zunehmender Produktionsmenge abnimmt.

[28]Wiederholungsfragen

Wodurch wird die nachgefragte Gütermenge bestimmt? Für die nachgefragte Gütermenge existiert eine Reihe von Bestimmungsfaktoren.Preis eines Gutes: Die nachgefragte Menge fällt mit steigendem Preis und steigt mit fallendem Preis. Die Nachfragemenge ist demnach negativ vom Preis abhängig. Ökonomen bezeichnen diesen funktionalen Zusammenhang als Gesetz der Nachfrage.Einkommen: Geht die nachgefragte Gütermenge mit sinkendem Einkommen zurück, so handelt es sich um ein normales Gut. Sinkt die nachgefragte Gütermenge dagegen bei steigendem Einkommen, spricht man von einem inferioren Gut.Preise verwandter Güter: Einfluss auf die nachgefragte Gütermenge üben auch die Preise ähnlicher Güter aus. Dabei unterscheidet man zwischen substitutiven und komplementären Gütern (Substituten und Komplementen). Zwei Güter bilden Substitute, wenn ein Preisanstieg des einen Gutes einen Nachfrageanstieg für das andere Gut auslöst. Güter, bei denen der Preisanstieg des einen Gutes einen Nachfragerückgang des anderen Gutes bewirkt, bezeichnet man als Komplemente.Präferenzen: Die offensichtlichsten Bestimmungsgründe der Nachfrage sind Präferenzen. Geschmack wird von den Ökonomen jedoch nicht näher erklärt, da er auf psychischen Einstellungen und historisch erworbenen Gewohnheiten beruht. Ökonomen untersuchen allerdings die Folgen von Geschmacksänderungen.Erwartungen: Das gegenwärtige Kaufinteresse wird zweifellos auch durch Erwartungen für die Zukunft (hinsichtlich des zukünftigen Einkommens oder zukünftiger Preise) bestimmt. Werbung: Wenn ein Unternehmen für ein Produkt Werbung macht, ist es wahrscheinlich, dass die Nachfrage nach diesem Produkt steigt.Bevölkerungsgröße- und -struktur: Zusätzlich bestimmt sich die nachgefragte Gütermenge in Abhängigkeit von der Anzahl und der Zusammensetzung der Käufer. Erscheinen neue Käufer auf einem Markt, ist die Nachfragemenge im Markt bei jedem Preisniveau höher und die Nachfragekurve verschiebt sich nach rechts. Änderungen in der Bevölkerungsstruktur beeinflussen die Nachfrage. Wird die Bevölkerung immer älter, werden mehr Waren und Dienstleistungen nachgefragt, die besonders von älteren Menschen genutzt werden, wie beispielsweise kleinere Autos, betreutes Wohnen, Kuraufenthalte oder Essen auf Rädern.Führt eine Bedürfnis- und Geschmacksänderung der Konsumenten zu einer Bewegung auf der Nachfragekurve oder zu einer Verschiebung der Nachfragekurve? Führt eine Preisänderung zu einer Bewegung auf der Nachfragekurve oder zu einer Verschiebung der Nachfragekurve? Eine Bedürfnis- und Geschmacksänderung der Konsumenten bewirkt eine Verschiebung der Nachfragekurve, da andere Einflussgrößen als der Preis variieren. Eine Preisänderung des Gutes verursacht dagegen eine Bewegung auf der Nachfragekurve.Wenn sich Popeyes Einkommen verringert, konsumiert er mehr Spinat. Ist Spinat ein inferiores oder ein normales Gut? Normale Güter werden mit sinkendem Einkommen weniger nachgefragt. Inferiore Güter werden dagegen mit sinkendem Einkommen verstärkt nachgefragt. Spinat ist demzufolge für Popeye ein inferiores Gut.[29]Wodurch wird die angebotene Gütermenge bestimmt? Auch für die angebotene Gütermenge existiert eine Reihe von Einflussfaktoren.Preis des Gutes: Wenn der Marktpreis hoch ist, wird der Erzeuger eine große Gütermenge auf dem Markt anbieten, um hohe Erlöse zu realisieren. Bei einem hohen Preis wird also eine höhere Menge angeboten, bei einem niedrigen Preis dagegen eine kleinere Menge. Die Angebotsmenge ist positiv vom Preis abhängig. Diese funktionale Verknüpfung nennt man das Gesetz des Angebots.Inputpreise – Preise der Produktionsfaktoren: Die notwendigen Ressourcen für die Güterproduktion müssen auf Beschaffungsmärkten gekauft werden. Die jeweiligen Einkaufspreise bestimmen die Produktionskosten. Steigen die Einkaufspreise, senkt das den Gewinn. Bei hoher oder dauerhafter Steigerung der Einkaufspreise ist die Existenz des Anbieters (Unternehmen) bedroht. Die produzierte und angebotene Menge eines Gutes ist also negativ mit den Einkaufs- oder Inputpreisen verknüpft.Rentabilität der Produktion und Preise von Kuppelprodukten: Unternehmen sind mit ihrem Angebot in gewissem Umfang flexibel und können ihre Produktion auf andere Güter umstellen. So produzieren beispielsweise Autohersteller verschiedene Modelle. Sollte es sich herausstellen, dass sich der Verkauf eines Modells mehr lohnt, als der eines anderen, so wird das Unternehmen seine Produktion wahrscheinlich stärker auf das rentable Modell verlagern. In anderen Fällen erzeugen Unternehmen mehrere Güter in einem Produktionsprozess (Kuppelprodukte). Daraus folgt, dass beispielsweise ein Angebotsanstieg von Lammfleisch auch zu einem Angebotsanstieg von Wolle führt.Technik: Technischer Fortschritt führt zu einer Senkung der Produktionskosten (höhere Produktivität) und erhöht auf diese Weise bei sonst gleichen Bedingungen die angebotene Gütermenge.Erwartungen: Die heute produzierte und angebotene Gütermenge hängt natürlich auch von Zukunftserwartungen ab. Eine zukünftige Preiserhöhung führt beispielsweise zur Einlagerung eines Teils der gegenwärtigen Produktion, sodass die gegenwärtige Angebotsmenge sinkt.Anzahl der Anbieter: Zusätzlich bestimmt sich die angebotene Gütermenge in Abhängigkeit von der Anzahl der Verkäufer. Ziehen sich Verkäufer vom Markt zurück, sinkt die auf dem Markt angebotene Gütermenge.Natürliche und gesellschaftliche Faktoren: Es gibt eine Reihe von natürlichen und gesellschaftlichen Faktoren, die das Angebot beeinflussen. Darunter zählen beispielsweise Wetterkapriolen, Naturkatastrophen, Seuchen und Epidemien, Änderungen in der öffentlichen Meinung (beispielsweise bezüglich Bio-Lebensmitteln, Abfallverwertung oder Klimawandel), die alle einen Einfluss auf Produktionsentscheidungen haben und in einem engen Zusammenhang mit den Produktionskosten stehen.Führt eine Veränderung der Technik zu einer Bewegung auf der Angebotskurve oder zu einer Verschiebung der Angebotskurve? Führt eine Preisänderung zu einer Bewegung auf der Angebotskurve oder zu einer Verschiebung der Angebotskurve? Eine Veränderung der Technik verursacht eine Verschiebung der Angebotskurve, da sich andere Einflussgrößen als der Preis ändern. Eine Preisänderung des angebotenen Gutes führt dagegen zu einer Bewegung auf der Angebotskurve.[30]Definieren Sie »Marktgleichgewicht«. Beschreiben Sie die Kräfte, die einen Markt zum Gleichgewicht drängen. Ein Marktgleichgewicht besteht, wenn angebotene und nachgefragte Gütermenge identisch sind, d. h. wenn sich Angebots- und Nachfragekurve schneiden. Im Marktgleichgewicht herrscht der Gleichgewichtspreis, der Angebot und Nachfrage zur Übereinstimmung bringt. Der Gleichgewichtspreis wird auch »Markträumungspreis« genannt, weil zu diesem Preis der Markt »geräumt« ist, also Erzeuger ihre angebotenen Mengen vollständig verkaufen und Konsumenten ihre nachgefragten Mengen vollständig erwerben können. Es sind die einzelnen Entscheidungen und Handlungen von Anbietern und Nachfragern, die Märkte in Richtung auf das Marktgleichgewicht führen. Bei einem Angebotsüberschuss werden zu einem bestimmten Preis größere Gütermengen angeboten als nachgefragt. Da die Anbieter zum herrschenden Preis nicht in der Lage sind, die Mengen abzusetzen, die sie produziert haben und verkaufen möchten, reagieren sie mit Preissenkungen. Der Preis wird so lange fallen, bis das Gleichgewicht erreicht ist. Eine umgekehrte Wirkungskette ergibt sich im Fall eines Nachfrageüberschusses, bei dem zu einem bestimmten Preis größere Gütermengen nachgefragt als angeboten werden. Da zum herrschenden Marktpreis nicht alle Nachfrager ihre Kaufabsichten realisieren können, sind sie bereit, einen höheren Preis für die gewünschte Gütermenge zu zahlen. Die Preise werden wiederum so lange steigen, bis das Gleichgewicht erreicht ist.Da man Bier und Pizza oft zusammen konsumiert, sind sie komplementäre Güter. Was geschieht mit Angebot, Nachfrage, Angebotsmenge, Nachfragemenge und Preis auf dem Pizzamarkt, wenn der Bierpreis ansteigt? Steigt der Bierpreis, so geht die Nachfrage nach Pizza als komplementärem Gut zurück. Die Nachfragekurve verschiebt sich nach links (Nachfragerückgang). Bei einem gleichbleibenden Angebot an Pizza resultiert daraus ein Angebotsüberschuss an Pizza, der durch einen Preisrückgang abgebaut wird. Im neuen Gleichgewicht wird eine geringere Menge an Pizza zu einem geringeren Preis konsumiert. Angebots- und Nachfragemenge an Pizza sind gesunken.Definieren Sie die Preiselastizität und die Einkommenselastizität der Nachfrage. Die Preiselastizität der Nachfrage stellt ein Maß für die Reagibilität der Nachfragemenge eines Gutes auf Änderungen seines Preises dar und bestimmt sich als Quotient von prozentualer Mengenänderung und prozentualer Preisänderung. Die Einkommenselastizität der Nachfrage misst dagegen, um wie viel die Nachfragemenge auf eine Änderung des Einkommens der Konsumenten reagiert, gemessen als Prozentsatz der Nachfrageänderung dividiert durch den Prozentsatz der Einkommensänderung.Zählen Sie die wichtigen Bestimmungsgründe der Preiselastizität der Nachfrage auf und erläutern Sie Ihre Antwort. Für die Preiselastizität der Güternachfrage ist eine Reihe von Einflussgrößen ausschlaggebend. Differenzierung nach lebensnotwendigen Gütern und Luxusgütern: Lebensnotwendige Güter weisen eine unelastische Nachfrage auf. Bei einer Preissteigerung würde die Nachfrage aufgrund ihrer unmittelbaren Notwendigkeit nur in einem geringen Ausmaß zurückgehen. Im Gegensatz dazu besteht bei Luxusgütern eine elastische Nachfrage. Hier rufen Preissteigerungen eine starke Nachfragesenkung hervor.Verfügbarkeit substitutiver Güter: Güter, zu denen es nahe Substitute gibt, haben eine relativ elastische Nachfrage, weil die potenziellen Käufer bei Preisänderungen leicht zwischen dem Gut und den Substituten wechseln können.[31]Marktabgrenzung: Die Preiselastizität der Nachfrage hängt stets davon ab, wie klar ein Markt abgegrenzt ist. Speziell definierte Märkte und Güter weisen eine elastischere Nachfrage auf als breit abgegrenzte Märkte und Güter, da man zu den speziell und eng definierten Gütern leichter Substitute findet.Zeithorizont: Auf lange Sicht und in langen Untersuchungsperioden zeigen alle Güter eine größere Preiselastizität der Nachfrage als in kurzen Perioden der Analyse. Die endgültige Reaktion von Nachfragern auf Preisänderungen realisiert sich in vielen Fällen erst nach einer bestimmten »Reaktionszeit«.Anteil des Einkommens, der für ein Gut ausgegeben wird: Je mehr man von seinem Einkommen für ein bestimmtes Gut ausgibt, desto größer wird die Elastizität der Nachfrage für dieses Gut sein. Einige Güter haben einen vergleichsweise hohen Preis und nehmen damit einen größeren Teil des Einkommens in Anspruch als andere. Während der Kauf von Möbeln einen großen Teil des Einkommens verbraucht, benötigt man für den Kauf von Eiscreme nur einen winzigen Teil seines Einkommens. Damit wird ein Preisanstieg bei Möbeln eine größere Auswirkung auf die Nachfrage haben als ein Preisanstieg bei Eiscreme.Ist die Nachfrage elastisch oder unelastisch, wenn die Elastizität größer als 1 ist? Ist die Nachfrage vollkommen unelastisch oder vollkommen elastisch, wenn die Elastizität gleich 0 ist? Ist die Elastizität größer als 1, so reagiert die Nachfrage elastisch, d. h. die nachgefragte Menge verändert sich proportional stärker als der Preis. Ist die Elastizität gleich null, so gestaltet sich die Nachfrage vollkommen unelastisch. Ohne Rücksicht auf Preisänderungen bleibt die nachgefragte Menge immer gleich.Wie nennt man ein Gut, dessen Einkommenselastizität negativ ist? Ein Gut, dessen Einkommenselastizität negativ ist, nennt man inferior. Bei einem gestiegenen Einkommen werden inferiore Güter weniger nachgefragt. Da sich die nachgefragte Menge und das Einkommen gegenläufig verändern, weisen inferiore Güter eine negative Einkommenselastizität auf.Wie lautet die Rechenformel zur Preiselastizität des Angebots? Erläutern Sie die Formel. Die Preiselastizität des Angebots misst die Reagibilität der Angebotsmenge eines Gutes auf Änderungen seines Preises. Die Preiselastizität des Angebots drückt demnach aus, in welche Richtung und wie stark sich die Angebotsmenge verändert, wenn sich der Preis ändert. Ist das Angebot elastisch, dann führen Preisänderungen zu vergleichsweise großen Änderungen der Angebotsmenge. Reagiert die Angebotsmenge dagegen kaum merklich auf Preisänderungen, so gilt das Angebot als unelastisch.Ist die Preiselastizität des Angebots üblicherweise auf kurze Sicht oder auf lange Sicht größer? Warum? Langfristig reagiert das Angebot in der Regel elastischer auf Preisänderungen als kurzfristig, da auf kurze Sicht eine Veränderung der Produktionskapazitäten meist nicht möglich ist. Die Angebotsmenge ist demzufolge kurzfristig nicht sehr reagibel. Auf lange [32]Sicht dagegen kann die Angebotsmenge infolge von Kapazitätsveränderungen oder Marktein-/Marktaustritten von Anbietern flexibel auf Preisänderungen reagieren.

Aufgaben und Anwendungen

Erläutern Sie jede der nachfolgenden Aussagen mit Blick auf das Angebots-Nachfrage-Diagramm.Wenn eine Kältewelle über Florida hereinbricht, steigt der Preis von Orangensaft überall in den USA an.Wenn das Wetter an der deutschen Nordseeküste jeden Sommer sehr warm wäre, würden die Hotelpreise an der Adria sinken.Wenn im Nahen Osten Krieg ausbricht, steigt der Benzinpreis an, während der Preis der Gebrauchtwagen mit hohem Benzinverbrauch sinkt.