Aristophanes: Die Frösche - Aristophanes - E-Book

Aristophanes: Die Frösche E-Book

- Aristophanes

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Beschreibung

Dionysos dringt in die Unterwelt vor, um Euripides wieder ins Diesseits zu führen. Dort wird er zum Schiedsrichter in einem Wettstreit zwischen dem besagten Dichter und Aischylos, an dessen Ende Aischylos zum Sieger gekürt wird und aus dem Jenseits zurückkehrt.Zwei Handlungsstränge werden miteinander verknüpft: Die Fahrt des Dionysos in die Unterwelt als Abenteuergeschichte nach dem Muster des Herakles kann jedoch nicht zur Identifikation des Helden dienen, da die Grenzüberschreitung keine Herausforderung darstellt. Der Held wird "im Off" identifiziert. Der zweite Handlungsstrang ist der Wettstreit der Dichter, der weder durch philologische noch naturwissenschaftliche Kriterien entschieden werden kann. Erst das Eingreifen Plutons führt die Handlungsstränge zusammen und lässt Aischylos obsiegen, da er momentan die bessere Wahl darstellt. Aristophanes (zwischen 450 v. Chr. und 444 v. Chr. in Athen; † um 380 v. Chr.) war ein griechischer Komödiendichter.

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Aristophanes

Aristophanes: Die Frösche

            Books
- Innovative digitale Lösungen & Optimale Formatierung [email protected]   2017 OK Publishing

Inhaltsverzeichnis

Erste Szene
Zweite Szene
Dritte Szene
Vierte Szene
Fünfte Szene

Personen

Dionysos Xanthias, sein Sklave Herakles Pluton Aischylos Euripides Charon Aiakos Magd der Persephone Wirtinnen Toter

Chor der Frösche

Chor der Eingeweihten

Männer und Frauen

Schauplatz:

Erste Szene

Inhaltsverzeichnis

Dionysos, Xanthias, zu Esel. Später Herakles, Charon

Xanthias: Herr, fang' ich wohl mit Spaßen, von der Sorte Der ordinären, stetsbelachten, an?

Dionysos: Meinthalb, soviel du willst, nur kein: »Das drückt!« Das laß mir weg; ich hab's zum Ekel satt.

Xanthias: Doch sonst was Schnurriges?

Dionysos: Nur nicht: »Mein Rücken!«

Xanthias: 'nen Kapitalspaß also?

Dionysos: Ja, zum Henker, Nur herzhaft los! – Doch hör, kein Wort –

Xanthias: Wovon?

Dionysos: Dich kackre und du woll'st dir's leichter machen!

Xanthias: Doch das: »Wenn ich mich länger mit dem Pack Noch schleppen muß – so knarrt die Hintertür?«

Dionysos: Ums Himmels willen, nein, mir würde übel!

Xanthias: Warum denn muß ich die Bagage tragen, Wenn mir verboten ist, was Phrynichos Und Lykis und Ameipsias immer treibt, Sooft bepackt im Stück ein Träger kommt?

Dionysos: Nein, laß du das! Denn spielt man im Theater Mir solche Handwerkskniffe vor, da komm' Ich älter um ein volles Jahr nach Haus.

Xanthias: O du mein armer, unglücksel'ger Hals, So schwer gedrückt, und sollst den Spaß verschlucken!

Dionysos: Und dann, wie hast du's? Üppig und bequem! Ich Dionysos, Humpens Sohn, ich geh' Zu Fuß und lauf mich müd und lass' dich reiten, Nur daß du nicht so schwer zu tragen hast!

Xanthias: So? Trag' ich nicht?

Dionysos: Du trägst? Du reitest ja!

Xanthias: Ich trage, sieh!

Dionysos: Wieso?

Xanthias: Entsetzlich schwer!

Dionysos: Was du da trägst, das trägt der Esel ja.

Xanthias: Der Esel? Was ich selbst belastet trage?

Dionysos: Wie kannst du tragen, wenn dich einer trägt?

Xanthiassich kratzend: Das weiß ich nicht, doch beißt mich meine Schulter.

Dionysos: Nun gut, wenn dir der Esel doch nichts nützt, So huck ihn auf und trag ihn auch einmal!

Xanthias: Daß Gott erbarm! Hätt' ich nur mitgefochten Zur See! Ich wollte schon dich Mores lehren!

Dionysos: Steig ab, Halunke! Denn da bin ich ja Schon an der Haustür, wo ich allererst Vorsprechen muß. Heftig pochend He, Junge, Jüngelchen!

Xanthias mit seinem Pack steigt vom Esel; Esel ab; Herakles erscheint unter der Tür

Herakles: Wer hat geklopft, wer ist wie ein Kentaur Ans Tor geprallt? Sag an, was soll das sein?

Dionysosleise: Mein Junge!

Xanthias: He?

Dionysos: Hast du bemerkt?

Xanthias: Bemerkt?

Dionysos: Wie der in Angst war?

Xanthias: Ja – du möchtest toll sein!

Herakles: Bei Gott, das Lachen halt' ich länger nicht; Wie ich die Lippen beiß', es platzt heraus!

Dionysos: Mein Bester, komm, ich muß dich etwas bitten.

Herakles: Ich halt's nicht aus, ich berste noch vor Lachen! Das Safrankleid, die Löwenhaut darüber, Kothurn und Keule – paßt zusammen, prächtig! Wo warst du?

Dionysos: Ich bestieg den Kleisthenes!

Herakles: So? Warst du bei der Seeschlacht?

Dionysos: Ja, wir bohrten Ein Dutzend Schiff' und drüber in den Grund.

Herakles: Ihr zwei?

Dionysos: Beim Phoibos!

Herakles: Und – »da wacht' ich auf!«

Dionysos: Und wie zu Schiff ich die ›Andromeda‹ So für mich las, da klopfte plötzlich mir Das Herz in großer Sehnsucht, denk dir nur!

Herakles: Wie groß war sie?

Dionysos: Hem, so von Molons Größe!

Herakles: Ein Weib war dein Gelüst?

Dionysosschüttelt verneinend den Kopf

Herakles: Ein Knab'?

Dionysos: O nein!

Herakles: Ein Mann?

Dionysos: Pfui, pfui!

Herakles: Du triebst's mit Kleisthenes?

Dionysos: Hör, Bruder, keinen Spaß! – 's ist schlimm genug, »Daß solche Sehnsucht mir am Herzen frißt«.

Herakles: Wonach, mein Brüderchen?

Dionysos: Ich kann's nicht sagen, Nur durch ein Gleichnis mach' ich's klar. Bekamst Du nie auf einmal Lust nach Bohnenbrei?

Herakles: Potz, Bohnenbrei! Schon hunderttausendmal!

Dionysos: Verstehst du? Oder »muß ich drehn mein Wort?«

Herakles: Brei, sagst du? Oh, das kenn' ich aus dem Grund!

Dionysos: Mit solcher Sehnsucht schnapp' ich jetzo nach Euripides.

Herakles: Nach ihm? Der ist ja tot!

Dionysos: Ich muß zu ihm, das redet mir kein Mensch Auf Erden aus!

Herakles: Hinunter in den Hades?

Dionysos: Beim Zeus, und wenn es sein muß, auch noch tiefer!

Herakles: Was suchst du drunten?

Dionysos: Einen guten Dichter; »Tot sind die Besten; die da leben, schlecht!«

Herakles: Wie, lebt nicht Iophon?

Dionysos: Der ist allein Was Tücht'ges noch, will's Gott, auch auf die Dauer. Denn seiner auch bin ich noch nicht gewiß.

Herakles: So hole doch, wenn's sein muß, Sophokles, Der ist doch größer als Euripides!

Dionysos: Nein, prüfen muß ich Iophons Metall, Wie er allein klingt, ohne Sophokles. Auch würd' Euripides, der Erzschelm, schon Den Weg erspäh'n, mit mir davonzurennen. Doch Sophokles ist hier, ist dort zufrieden.

Herakles: Wo ist denn Agathon?

Dionysos: Der lief mir fort: – O ein Agath ist der, von hohem Wert!

Herakles: Weh! – Und wohin?

Dionysos: Zum Schmaus der Seligen.

Herakles: Xenokles aber?

Dionysos: Hol' der Henker den!

Herakles: Pythangelos?

Xanthiashalblaut für sich: Von mir ist nicht die Red', Mit meiner armen, wund geriebnen Schulter!

Herakles: Ihr habt ja dort noch andre Bürschchen, nicht? Die euch Tragödien machen, tausendweis, Und Meilen breiter als Euripides!

Dionysos: 'ne saubre Stoppelernte! Schnatterenten! »Ein Musenhain von Schwalben«, lauter Stümper, Die weg sind, bringen sie mal einen Chor Zusammen, die Tragödie zu bepissen; Doch einen zeugungsfähigen Dichter suchst Du jetzt umsonst, der was Gescheites schaffte.

Herakles: Wie, zeugungsfähig?

Dionysos: Einen, der noch keck Sich nebenher zu solcher Sprach' erhebt: »O Äther, Zeus' Behausung! – Fuß der Zeit!« – »Das Herz, dem Schwur beim Heiligsten sich sträubend!« – »Der Zunge Meineid, den das Herz nicht kennt!«

Herakles: Gefällt dir das?

Dionysos: Gefallen? Mich entzückt's!

Herakles: Schnurrpfeiferei'n, das mußt du doch gestehn!

Dionysos: »Herberg' in meinem Geist nicht«: – geh nach Haus!

Herakles: Nein, nein, das ist erbärmlich fad!

Dionysos: Du lehrst Mich essen?

Xanthias: Und von mir ist nicht die Red'!

Dionysos: Indes, warum ich also kostümiert, Dein Ebenbild, hierher kam: – sag mir deine Bekannten, für den Notfall, bitt' ich, die Du dort gesprochen, als den Kerberos Du einst geholt, auch Häfen, Bäckerladen, Lustgärten und Bordelle, Städte, Brunnen, Gasthäuser, Nachtquartiere, wo der Wanzen Nicht allzuviel –

Xanthias: Von mir ist nicht die Red'!

Herakles: Du armer Schelm willst auch hinab dich wagen?

Dionysos: Nichts mehr dawider! Nenne mir den Weg, Der uns am schnellsten in den Hades führt; Doch hätt' ich nicht gern heiß noch allzu kalt.

Herakles: Nun, welchen nenn' ich dir zuerst? Laß sehn! Der eine, über Strick und Leiter, – wenn Du dich erhängst.

Dionysos: Oh, der ist zum Ersticken!

Herakles: Ein Pfad sodann, nicht lang und wohlgestampft, Der durch den Mörser.

Dionysos: Schierling meinst du?

Herakles: Ja!

Dionysos: Der ist mir doch zu kalt und winterlich: Da werden einem starr wie Eis die Schenkel.

Herakles: Soll's einer sein, der rasch bergunter führt?

Dionysos: Nun ja, ich bin nicht eben gut zu Fuß.

Herakles: Zum Kerameikos schlendre hin!

Dionysos: Und dann!

Herakles: Steig auf den hohen Turm!

Dionysos: Was mach' ich dort?

Herakles: Gib Achtung, wenn der Fackellauf beginnt; Und schreit das Publikum dann: ›Marsch!‹ – sofort Auch Marsch mit dir!

Dionysos: Wohin?

Herakles: Den Turm hinab!

Dionysos: Das bräch' ein Hirn, auch dreifach eingewickelt! Den Weg probier' ich nicht!

Herakles: Nun, welchen denn?

Dionysos: Den du gemacht.

Herakles: Das ist 'ne weite Fahrt! Da kommst du gleich zu einem großen See, Entsetzlich tief.

Dionysos: Wie komm' ich über den?