Aromapflege für Sie - Eliane Zimmermann - E-Book

Aromapflege für Sie E-Book

Eliane Zimmermann

0,0
19,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
  • Herausgeber: TRIAS
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2017
Beschreibung

Begleiten und pflegen mit ätherischen Ölen. Sie pflegen einen nahestehenden Menschen und möchten mehr für sein Wohlbefinden tun, ihn begleiten und trösten? Mit ätherischen Ölen können Sie sehr viel bewirken - sie lindern Schmerzen, hemmen Entzündungen und töten Keime. Zudem laden vertraute Naturdüfte zu Zeitreisen an schöne Orte und Momente ein. Übersichtlich: Die wichtigsten ätherischen Öle werden nach Duftrichtung, Eigenschaften und Einsatzgebieten vorgestellt. Hydrolate, Pflanzenöle und Fertigmischungen ergänzen die achtsame Aromapflege. Einfach und effektiv: Die erfahrene Aromatherapeutin zeigt Ihnen, wie Sie die Anwendungen leicht selbst herstellen können. Vielfältig: Ob bei Demenz, während der Chemotherapie oder für die palliative Begleitung - die erprobten Anwendungen sorgen für mehr Lebensqualität in gesundheitlichen Krisen.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Seitenzahl: 192

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Aromapflege für Sie

Mit ätherischen Ölen begleiten, trösten und stärken

Eliane Zimmermann

1. Auflage 2018

Inhaltsverzeichnis

Teil I Aromapflege ist ­Lebensqualität

1 Naturdüfte begleiten durch schwere Zeiten

1.1 Nicht nur Nasen riechen

1.2 Power durch Synergie

1.3 Öle als Brücke zwischen Menschen

1.3.1 Aktiv statt hilflos

2 Einsatz in der Pflege

2.1 Bewährte Anwendungen

2.1.1 Waschungen und Bäder

2.1.2 Vorbeugende Hautpflege

2.1.3 Wohltuende Massage

2.1.4 Salben

2.1.5 Mundpflege

2.1.6 Wickel und Kompressen

2.1.7 Vernebler und Raumsprays

2.1.8 Badezusatz

2.1.9 Gel

2.1.10 Schüttellotion

2.1.11 Salbe

2.1.12 Wickel und Kompressen

2.1.13 Raumspray

2.1.14 Inhalierstift

2.1.15 Roll-on

2.2 Öle und Hydrolate

2.2.1 Schulen Sie Ihre Nase

2.2.2 Qualitätsmerkmale guter Öle

2.2.3 Hydrolate

2.2.4 Fette Pflanzenöle

Teil II Die ätherischen Öle

3 Die wichtigen Öle

3.1 Zitronig und erfrischend

3.2 Waldig und stärkend

3.3 Herb und strukturierend

3.4 Kühl und lindernd

3.5 Traumhaft und entspannend

3.6 Krautig und anregend

3.7 Reinigend und klärend

3.8 Aromatisch und lockernd

3.9 Blumig und zärtlich

3.10 Sinnlich und verführerisch

3.11 Süß und tröstend

3.12 Würzig und umhüllend

3.13 Holzig und stabilisierend

3.14 Erdend und beschützend

3.15 Heilend und heilig

Teil III Mit ätherischen Ölen lindern und pflegen

4 Aromapflege für Sie

4.1 Alltagsbeschwerden

4.2 Ängste und seelische Nöte

4.3 AIDS und Störungen des Immunsystems

4.4 Alzheimer und Duftgedächtnis

4.5 Atmen und tief Luft holen

4.6 Betthüten und liegen

4.7 Charme in Mund und Darm

4.8 Hauptsache Haare

4.9 Hautprobleme

4.10 Herzensangelegenheiten

4.10.1 Was sonst noch helfen kann

4.11 Knochen, Muskeln und Gelenke

4.12 Kranksein und Klinik

4.12.1 Schwarmintelligenz neu interpretiert

4.13 Nervengewitter und Kurzschluss

4.13.1 Parkinson-Krankheit

4.13.2 Multiple Sklerose

4.13.3 Epileptische Anfälle

4.13.4 Wachkoma

4.14 Schmerzen

4.15 Tumore und Todesängste

4.15.1 Unterstützung bei besonderen ­Begleit­erscheinungen

4.15.2 Richtige Ernährung in der ­Tumortherapie

4.15.3 Aromatherapie als Begleiter bei der Tumortherapie

4.16 Begleiterscheinungen der Strahlentherapie

4.17 Der schützende Mantel für den letzten Weg

4.17.1 Einsatz von ätherischen Ölen

4.17.2 Der Abschied, innerlich und äußerlich

5 Service

5.1 Literatur

5.2 Hochwertige erprobte Fertig-Produkte, die bereits im klinischen Bereich eingesetzt werden

Autorenvorstellung

Sachverzeichnis

Impressum

Teil I Aromapflege ist ­Lebensqualität

1 Naturdüfte begleiten durch schwere Zeiten

2 Einsatz in der Pflege

Nichts ist schlimmer, als hilflos zusehen zu müssen, wie jemand, dem man nahesteht, leiden muss. Ätherische Öle sind wundervolle Mittel, die beim Helfen helfen können.

1 Naturdüfte begleiten durch schwere Zeiten

Angehörige möchten meistens etwas tun, wenn ein lieber Mensch schwer erkrankt ist. Man möchte gerne dem Erkrankten ­etwas Gutes zukommen lassen.

Aromapflege mit naturreinen ätherischen Ölen kann für beide Seiten, für den Erkrankten und den Pflegenden, eine wertvolle Unterstützung sein. Begleitend zur »schulmedizinischen« Behandlung können zahlreiche Rezepturen und Maßnahmen eingesetzt werden, um individuell etwas für den kranken Menschen zu tun.

»Aromapflege« – dieser Begriff hat sich in den deutschsprachigen Ländern seit bald drei Jahrzehnten etabliert und beschreibt pflegende Anwendungen mit ätherischen Ölen. Mit ätherischen Ölen wird nicht therapiert, sondern begleitend zur Arbeit von Ärzten und Heilpraktikern werden die Gesundheit gestärkt, der Heilungsprozess beschleunigt sowie Lebensqualität und Wohlbefinden verbessert, insbesondere wenn es sich um sehr einschränkende Zustände handelt. Zahlreiche Anwendungen und Mischungen, die immer wieder verblüffende Erfolge zeigten und die den Weg der Stärkung und Genesung überzeugend verbesserten, haben sich etabliert.

In Kursen rund um ätherische Öle und ebenso bei Anfragen stellen wir Aromapraktiker oft fest, dass sich eine überwiegende Anzahl der Anfragen um die Frage dreht, wie man bei diesen oder jenen Erkrankungen helfen kann. Es wird häufig geradezu verzweifelt nach Ölen, Mischungen und Maßnahmen gefragt, um einem Angehörigen eine schwere Zeit leichter zu gestalten. Anders als in der ­institutionellen Aromapflege, die sich erfreulicherweise gut etablieren konnte, wissen pflegende Angehörige noch viel zu wenig über einfache, jedoch hoch effektive Maßnahmen in diesem Bereich Bescheid.

Ätherische Öle können zwar keine »hoffnungslosen« Krankheiten heilen, sie können jedoch erfahrungsgemäß kleine Wunder vollbringen und – ganz wichtig – neue Hoffnung geben. Denn der Verlauf von sehr belastenden Zuständen wird durch den sorgfältigen Einsatz von ätherischen Ölen fast immer sehr positiv beeinflusst. Zudem vermag die Behandlung mit Naturdüften auch schwerst erkrankten Patienten ein Stück Würde zurückgeben.

Hilfreich sind Pflege und Begleitung, die nicht schmerzen, die vielmehr sogar guttun und den Weg zur Genesung womöglich sogar verkürzen! Pflege, die Körper und Seele gleichermaßen betreut, sollte das Selbstverständlichste der Welt sein. Doch in Zeiten von Sparzwang, Klinik­bürokratie, Personalmangel und Unterbezahlung sind es oft die Angehörigen, die wichtige Aufgaben übernehmen müssen, wenn ihnen das Wohl ihrer Lieben am Herzen liegt. Wenn schwere Krankheiten mit einfachen (und vergleichsweise preiswerten) Mitteln gelindert werden können, warum wird es dann nicht viel öfter getan? Ob parallel zur klinischen Behandlung oder am Krankenlager zu Hause: Sorgfältig ausgewählte ätherische Öle sind eine wertvolle Begleitung – sowohl vom medizinischen als auch vom menschlichen Aspekt.

Mit den richtigen Düften und den entsprechenden bewährten Rezepturen können wir für unsere Angehörigen da sein, wenn sie uns wirklich brauchen. Wir können sie also auch (und gerade) bei schweren Krankheiten bei ihrem Weg zur Heilung, oder wenigstens bei ihrer Stabilisierung, unterstützen.

1.1 Nicht nur Nasen riechen

In Deutschland konnte in den vergangenen Jahren nachgewiesen werden, dass nicht nur die Nase bzw. Riechzellen in der Riechschleimhaut riechen können, sondern dass unterschiedliche menschliche Zellen auf Reize von Riechmolekülen reagieren, beispielsweise Herz-, Haut- und Blutzellen. Prostatakrebszellen und die Pigmentzellen, die uns braun werden lassen, reagieren auf den Veilchenduftstoff β-Jonon mit einer Hemmung des Zellwachstums, Leberkrebszellen reduzieren ihr Wachstum, wenn sie mit einem Riechstoff in Kontakt kommen: Es handelt sich um den Zitronen­eukalyptus-Duftstoff Citronellal. Bestimmte Darmzellen sondern das »Happy-Hormon« Serotonin ab, wenn sie mit Riechstoffen, wie sie in Gewürzen vorkommen, konfrontiert werden.

Auf molekularer Ebene ähneln ­manche Bestandteile von ätherischen Ölen ­einigen Neuropeptiden (Botenstoffen) in unserem Gehirn. Abkömmlinge dieser Bausteine wie Vanillin und Anthranilat werden also von uns Menschen produziert und sind im Gehirnstoffwechsel an der Herstellung von stimmungsbestimmenden Stoffen wie Serotonin und Dopamin beteiligt. Insbesondere »Stinkstoffe« wie Indol und auch Skatol, die in fast ­allen Blütenabsolues vorkommen, sind bei diesen Auf- und Abbauprozessen von Nervenbotenstoffen beteiligt.

Was ist ein Absolue?

Blüten kann man oft nicht destillieren: Ihr Duft wird dann mit Hilfe von flüchtigen Lösungsmitteln gewonnen. Darum nennen wir das Ergebnis nicht »ätherisches Öl«, sondern »Absolue«. Absolues eignen sich hervorragend für die praktischen Inhalierstifte, sodass mehrmals täglich an diesem Duft – oder Mischungen damit – geschnuppert werden kann.

1.2 Power durch Synergie

Der menschliche Körper ist seit Urzeiten mit pflanzlichen Riechstoffen vertraut. Es sieht so aus, als brauchte er sie sogar: Vor der Einführung von aufgedruckten Haltbarkeitsdaten musste der Mensch an seiner Nahrung riechen, sie sozusagen erschnüffeln und entscheiden, ob sie noch genießbar oder eventuell bereits verdorben ist. Auch die aktuell benötigten Vitalstoffe kann der Mensch »erriechen«, er kann bei Gefallen eines Nahrungsgeruches Heißhunger auf etwas Bestimmtes entwickeln. Vermutlich fehlen in diesem Moment darin enthaltene Nährstoffe. Heute weiß man, dass etliche Duftmoleküle aus der Natur, beispielsweise einige Monoterpene wie d-Limonen, das reichlich in Orangen- und Grapefruitöl und in Spuren in fast allen ätherischen Ölen enthalten ist, zur Ausschaltung von mutierten Zellen, zur besseren Verwertung von Kalzium, also zur Osteoporoseprophylaxe, sowie zur Regulierung des Cholesterinspiegels und vielem mehr benötigt wird.

In ätherischen Ölen können öfters kleine Mengen an nicht ganz so verträglichen Molekülen enthalten sein. Diese schaden uns Menschen jedoch in der Regel nicht, da einerseits im selben Öl sehr verträgliche Moleküle die »schädliche« Wirkung relativieren und andererseits unsere eigenen Enzyme viele natürliche »Gifte« unschädlich machen können. Seien Sie gewiss, jedes ätherische Öl ist in vernünftiger Menge völlig ungefährlich.

Vernetzte und gemeinsam agierende unterschiedliche Wirkstoffe können sogar sehr gut von uns Menschen verarbeitet und genutzt werden (»network pharmacology«). Denn eher schwach wirksame Pflanzenmoleküle können stärker wirksame Moleküle aktivieren. So können Vielstoffgemische effektiver wirken als manche Monosubstanzen, auch weil sie unterschiedliche (Wirkstoff-)Ziele in der Zelle ansteuern. Die moderne Pharmazie und Medizin bevorzugen dennoch Mono-­Wirkstoff-Zubereitungen.

Stark antibiotisch wirkende Inhaltsstoffe in ätherischen Ölen können aufgrund ihres Molekülaufbaus die (feindliche) Zellmembran von Bakterien nicht gut durchdringen. Dagegen können andere Riechmoleküle, die sich im selben ätherischen Öl befinden, aufgrund ihres abweichenden Molekülaufbaus die (feindliche) Zellmembran viel leichter durchdringen und den »starken Kollegen« sozusagen den Weg ebnen. Phenolische Verbindungen (in Thymian, Oregano, Bohnenkraut, Zimtrinde, Gewürznelke etc.) sind also auf ihre »schwächeren Mitspieler« wie Linalool, Geraniol und p-Cymen (in Lavendel, Rosengeranie, Thymian) angewiesen, um ihre Wirksamkeit entfalten zu können und um unsere Gesundheit wirksam zu schützen.

»In einem Vielstoffgemisch liegt ein Zusammenspiel der verschiedenen Komponenten vor. Wenn zugleich unterschiedliche Keime und gleichzeitig ihre unterschiedlichen ›Organe‹ angegriffen werden, kann der antimikrobielle Effekt größer sein, als wenn nur ein einzelnes Ziel bekämpft wird« – so beschreibt Professor Dr. Wink von der Universität Heidelberg den Wirkmechanismus. Entgegen dem aktuellen pharmakologischen Trend des Einsatzes von Monosubstanz-Präparaten könnte die alte Weisheit stimmen, dass die Summe einzelner Bestandteile von Heilpflanzen und ätherischen Ölen mehr bewirkt als ein Einzelstoff. Somit können sowohl der Einsatz eines einzigen ätherischen Öles als auch die vorgeschlagenen Mischungen starke Helfer dabei sein, unterschiedliche Infektionen wirksam abzuwehren.

1.3 Öle als Brücke zwischen Menschen

Angst ist meistens das vordergründige Gefühl, wenn eine Krankheitsdiagnose wie ein Damoklesschwert über einem Menschen schwebt. Behandlungsvorschläge, Verhaltensvorschriften und Krankenhausaufenthalte machen Angst. Hoffnungen schwinden, Zukunftspläne schrumpfen, die Angst wird übermächtig.

Das fiese Wörtchen »Angst« kommt aus dem Lateinischen (»angustus«) und bedeutet Enge. Ja, der Mensch wird klein, hilflos, winzig und eng, gerade wenn er sich einem Medizinsystem, das ihm völlig fremd ist, ergeben muss. Erst hat ihn der Körper im Stich gelassen, ihm diese oder jene Krankheit beschert. Dann muss dieser Körper Therapien über sich ergehen lassen, Zwängen gehorchen, sich nach Regeln richten, die selten mit eigenen Bedürfnissen übereinstimmen. Um die erschütterte Seele kümmert sich im Krankenhaus oder Pflegeheim in der Regel kaum jemand. Am ehesten geschieht dies in einem gut geführten Hospiz. Doch beim Einzug in diese Institution ist oft bereits der letzte Weg eingeschlagen. Doch Aromatherapie sollte nicht nur bei Patienten im Endstadium eingesetzt werden. Auch im Krankenhaus, Pflegeheim oder in der häuslichen Pflege leisten die Öle gute Dienste.

1.3.1 Aktiv statt hilflos

An dieser Stelle können ätherische Öle viele Lücken füllen. Mit ätherischen Ölen und Hydrolaten, die in zahlreichen Experimenten ihre angstlindernde Wirkung zeigen konnten, kommt ein Stückchen Autonomie und Weite ins Leben zurück. Vieles, was aus den Fugen geraten ist, kann durch einen vertrauten Naturduft wieder ein Minimum an Normalität zurückbekommen. Inmitten von Desinfektionsmitteln, Medikamentengerüchen und fremden Ausdünstungen eine Prise Eukalyptusduft, süß-sommerlichen Lavendelduft oder erfrischenden Zitronenduft um sich zu haben, kann so befreiend wirken!

Eine vertraute Riechumgebung kann in einem Krankenhausbett wie eine rettende Insel wirken. Das kann mithilfe eines Taschentuches erfolgen, auf dem sich etwa eine Duftmischung befindet, die an normale Tage und glückliche Spaziergänge erinnert, vielleicht mit Fichtennadelöl und Mandarinenduft. Der stabilisierende und erdende Geruch der Atlaszeder wirkt beschützend wie ein Holzhäuschen aus Kindertagen. Anis erinnert vielleicht an sorglose Urlaubsstunden mit dem entspannenden Glas Ouzo in der Hand. Der betörende Duft der Südsee in Form von Ylang-Ylang und Limette entführt in erlebte oder erträumte Fernen.

Auch mit einem einfachen Inhalierstift, der mit entsprechenden olfaktorischen Erinnerungen gefüllt ist, kann etwas aktiv gegen die Hilflosigkeit und gegen das Ausgeliefertsein unternommen werden. Wenn der Patient seine Duftvorlieben nicht mehr (oder noch nicht) ausdrücken kann, lassen sich vielleicht Angehörige finden, die einem Tipps geben, wie man dem Riechgedächtnis der betreffenden Person am besten auf die Sprünge helfen kann. Im Notfall kann sogar das Lieblingsparfum zur Hilfe geholt werden. Menschen in den Fängen der Demenz oder im Koma können durch den »richtigen« Duft oft noch angesprochen werden, auch wenn die kognitiven Teile des Gehirns bereits ausgeschaltet sind.

2 Einsatz in der Pflege

Ätherische Öle können die seelische Seite des Patienten stabilisieren. Etliche Pflegebereiche sind geradezu prädestiniert für den Einsatz ätherischer Öle.

Ätherische Öle können in vielfacher Weise begleitend in der Pflege eingesetzt werden. Das können eher unscheinbare Maßnahmen sein, um Venen besser sichtbar zu machen, wie in einer wissenschaftlichen Arbeit mit Pfefferöl gezeigt werden konnte. Menschen, die aus neurologischen oder Altersgründen wacklig auf den Beinen und darum sehr sturzgefährdet sind, kann ein behutsamer Einsatz von Pfefferminzöl helfen, die Koordination der inneren Befehlszentrale und der Muskeln zu verbessern. So können Brüche mit den daraus folgenden Beschwerden vermieden werden, wie eine japanische Wissenschaftlerin sehr eindrucksvoll zeigen konnte. Im Bereich der Betreuung von schwer kranken Kindern wies ein südafrikanisches Pflegeteam nach, dass individuelle Anwendungen mit ätherischen Ölen die Atem- und Herzschlagfrequenz sinken ließen, was besseren Schlaf und damit bessere Heilungschancen bedeuten kann.

Auch Menschen, die regelmäßig zur Nierendialyse müssen, profitieren von Naturdüften, denn Rosenhydrolat konnte laut einer iranischen Arbeit ihre Ängste deutlich reduzieren. Wer während der »ewig« dauernden Blutwäschesitzungen an »restless legs« leidet, den furchtbar unruhigen und zappelnden Beinen, wird durch Lavendelölstreichungen eine deutliche Verbesserung verspüren, wie eine andere Gruppe iranischer Wissenschaftlern zeigen konnte.

Ältere Personen, die aufgrund einer demenziellen Erkrankung ängstlich, unruhig und sogar aggressiv sind, können mit Lavendel- und Melissenöl beruhigt werden. Salbeiöl schafft es in einigen Fällen vielleicht sogar, die intellektuelle Leistung wieder ein klein wenig anzukurbeln. Es gibt inzwischen mehr als ein ­Dutzend vielversprechende Arbeiten zur anti­demenziellen Wirkung von ätherischen Ölen. Diese unterstützen als Signalstoffe das Zusammenspiel unserer körpereigenen Botenstoffe. Hautprobleme aufgrund von Nebenwirkungen heftiger Medikamente, wie Ekzeme, gnadenloser Juckreiz und auch diverse Hautinfektionen, können hervorragend mit ätherischen Ölen und Hydrolaten behandelt werden. Wie die Praxis in vielen Kliniken in den letzten mehr als zwei Jahrzehnten zeigen konnte, wirken ätherische Öle oftmals dort, wo kein Antibiotikum mehr greift, auch in Fällen, in denen beispielsweise juckreizlindernde herkömmliche Salben keine Linderung mehr bringen.

Viele chronische Erkrankungen sind aufgrund der mangelnden Bewegung und verringerten Atmung der betroffenen Menschen von gefährlichen Atemwegsproblemen begleitet. Das Schatzkästchen der Aromatherapeuten beherbergt meistens zahlreiche ätherische Öle, die gut helfen können, beispielsweise Myrte, Ravintsara, Cajeput und Eukalyptus. Sie lösen nicht nur zähen Schleim und unterstützen somit das Abhusten, sondern lindern auch Entzündungen und halten Keime, die zu Lungenentzündungen führen können, in Schach.

Durch Bettlägerigkeit wird auch oft der Darm träge oder der Patient neigt zu schmerzhaften Blähungen. Kümmel-, Koriander- und Fenchelöl sind bewährte Begleiter, die diese unnötigen Beschwerden beheben können.

2.1 Bewährte Anwendungen

Ätherische Öle lassen sich in fast allen Pflegebereichen begleitend einsetzen, ob dies zu Hause durch Angehörige erfolgt oder im professionellen Umfeld einer Pflegeinstitution. Wenn Menschen gewaschen und gepflegt werden, können Naturdüfte Keimattacken mindern und vertrautere Geruchswelten zaubern. Mit praktischen Step-by-Step-Anleitungen zeige ich Ihnen, wie einfach Sie die Produkte selber herstellen können.

2.1.1 Waschungen und Bäder

Schwer kranke Menschen müssen täglich gewaschen werden, wenn möglich wird danach die oft angegriffene Haut mit Ölen gepflegt. Verwenden Sie keine billigen und ewig haltbaren Mineralöle. Fast 90 Prozent aller Pflege- und Kosmetikprodukte bestehen aus Mineralölen. Sie kosten nur einen Bruchteil von Naturölen, da sie »Abfallprodukte« der Petroleum/Benzin-Industrie sind und halten viele Jahre. Naturölprodukte halten meist maximal ein Jahr.

Physiologische Prozesse im Gewebe können mit Hydrolaten, pflanzlichen und fetten Ölen sowie ätherischen Ölen unterstützt werden. An ▶ Badezusätzen im Wasch- oder Badewasser erfreuen die zahlreichen positiven Nebenwirkungen: Es duftet fein, die gedrückte Stimmung kann verfliegen, Verkrampfungen werden gelockert, Bakterien verscheucht und nicht zuletzt ein Stück Muße und Genuss ins eintönige Patientendasein gebracht.

2.1.2 Vorbeugende Hautpflege

Mit natürlichem Puder aus feinstpulveri­siertem Reis und etwas ätherischem Öl können dauerfeuchte Hautpartien etwas trockener bleiben. Feine Ölmischungen ( ▶ Gele, ▶ Schüttellotion) beugen Wundliegen (Dekubitus) und nässenden Entzündungen an schwitzenden Hautstellen, wo Haut an Haut reibt, wie bei Bauch- und Brustfalten, vor (Intertrigo). Die aus Lavendel, Palmarosa und Koriandersamen gewonnenen ätherischen Öle sind in diesem Anwendungsbereich sehr beliebt.

Trockene, jedoch noch gesunde Haut freut sich über das Einsprühen mit einem feinen Hydrolat (gewonnen aus Rose, Orangenblüte, Melisse, Lavendel) und anschließendem hauchfeinem Einölen mit einem nährenden Pflanzenöl wie Mandel-, Oliven- oder Macadamianussöl. Zu Ekzemen neigende Haut wird durch Omega-3-Öle wie Hanf-, Nachtkerzen- oder Borretschsamenöl gestärkt. Sesamöl wirkt wärmend, Kokosfett wirkt kühlend. Individuelle Bedürfnisse können beim Einsatz der Öle gut berücksichtig werden.

2.1.3 Wohltuende Massage

Im Hospiz und in der privaten Pflege ist auch Zeit für wohltuende Streichungen oder gar sanfte Massagen mit diesen Ölen vorhanden. Besonders wichtig: Je kränker der Mensch, desto mehr muss darauf geachtet werden, dass nur Körperpartien massiert werden, die nicht erkrankt sind und die nicht schmerzen. Manchmal eignen sich nur Füße und/oder Hände für diese Wohlfühlmaßnahmen, die dann umso dankbarer angenommen werden. Wenn jemand im tiefen Koma liegt oder sich bereits im Sterbeprozess befindet, ist es eher sinnvoll, ganz nah am Rumpf zu berühren, die Extremitäten werden vermutlich nicht mehr besonders gut wahrgenommen. Man ölt dann die eigene Hand etwas ein und legt sie einfach auf die Schulter oder den oberen Brustbereich. Überprüfen Sie anhand von eventuellen Reaktionen, beispielsweise der Augäpfel oder der Atmung, ob Sie das Richtige tun, also ob keine Abneigung oder gar Abwehr zu erkennen ist.

2.1.4 Salben

Im privaten Bereich sind schnell hergestellte ▶ Salben aus ⅔ Sheabutter und ⅓ eines guten fetten Pflanzenöles (beispielsweise Mandelöl, Aprikosenkernöl, Jojobaöl) ideal für Pflegemaßnahmen, da sie nicht tropfen und leichter als flüssiges Öl dosiert werden können. Die Salbengrundlage kann in größeren Mengen vorbereitet werden, sie hält circa ein Jahr. Je nach Bedarf wird ein Teil davon mit Ölen angereichert und so zu einer wirkungsvollen Salbe, z.B.

mit Benzoe und Lavendel zu einer pflegenden Nasensalbe

mit je etwas Mandarine und Vanille zu einem Lippenpflegebalsam

mit Thymian und Eukalyptus zu einer hustenstillenden Brustsalbe

mit Pfefferminze und Speiklavendel zu einem Juckreiz-Stopper

mit Rosengeranie und Teebaum zu einer pilzhemmenden Heilpflege

Für den stationären Bereich gibt es auf dem deutschsprachigen Markt inzwischen etliche Anbieter für naturreine Balsame mit und ohne ätherische Öle.

2.1.5 Mundpflege

Bei der Betreuung auf der Intensivstation, bei zahlreichen Erkrankungen wie Tumoren und vor allem am Ende des Lebens ist eine wohltuende Reinigung und Erfrischung des Mundbereichs extrem wichtig. Angehörige können mit Birkenzucker (Xylit) gesüßte Kräutertees zum Trinken, Gurgeln oder vorsichtigen Auswischen einsetzen. Gelegentlich ist diese extrem lindernde, befeuchtende, kühlende und antikariös wirksame Maßnahme auch im klinischen Bereich erlaubt. Butter oder ein fein schmeckendes Haselnussöl, angereichert mit einem Hauch ätherischer Zitrusöle, können die zarte Schleimhaut nähren und pflegen und notfalls hinuntergeschluckt werden.

Mundpflege mit einprozentigem Pfefferminzöl verbessert den Schluckreflex, sodass die danach erfolgende Nahrungsaufnahme sicherer vonstattengehen kann. Mit diesen mentholigen Anwendungen reduziert sich laut japanischen Studien die Anzahl der durch Verschlucken verursachten Lungenentzündungen. Das verdünnte Öl wird auf ein Wattestäbchen gegeben und die Innenseiten der Wangen, das Zahnfleisch und wenn möglich auch der vordere Bereich der Zunge werden damit gereinigt. Wenn die erkrankte Person noch eigenständig gurgeln kann, kann ihr ein Glas lauwarmes Wasser mit zwei Esslöffeln Pfefferminzhydrolat gegeben werden.

2.1.6 Wickel und Kompressen

Bei Blasenentzündungen, Kreuzschmerzen, Blähungen oder (Schulter-)Verspannungen können unterschiedliche Auflagen (Anleitung ▶ Wickel und Kompressen) von warmen und/oder feuchten Tüchern, die mit Hydrolaten und ätherischen Ölen benetzt sind, stark lindernd wirken. Auch Menstruationskrämpfe lassen sich mit Wärme und entkrampfend wirkenden ätherischen Ölen stark reduzieren: Majoran, Ylang-Ylang, Neroli, römische Kamille.

Bei Fieber werden zur Fiebersenkung Wadenwickel mit nur wenig unter der aktuellen Körpertemperatur liegenden Tüchern gemacht. Zitronenöl, Zitronensaft, Pfefferminztee und ­Rosenhydrolat können ins lauwarme Wasser für die ­Wickel gegeben werden.

2.1.7 Vernebler und Raumsprays

Auch wenn es eine uralte Reaktion ist: Der moderne Mensch assoziiert Gesundheit mit frischen, sauber wirkenden Düften und Krankheit mit Mief und Gestank. Denn unsere Nase hatte einst die Aufgabe, uns vor vergammelten Lebensmitteln und vor verwesenden organischen Organismen zu schützen. Ekel ist eine Basisemotion, die wir nicht verhindern können. Allerdings kann es im Pflegebereich, egal ob privat oder institutionell, langfristig zu krankmachenden Stresssymptomen kommen, wenn nicht bewusst mit aufsteigenden und unterdrückten Ekelgefühlen umgegangen wird.

Ätherische Öle können in Form von im Krankenzimmer aufgestellten elektrischen Verneblern oder einfach herzustellenden ▶ Raumsprays auf beiden Seiten Erleichterung bringen: Der kranke Mensch kann sich mit seinen Ausdünstungen besser ertragen und braucht sich nicht mehr so sehr vor Besuchern und Pflegenden zu genieren. Pflegende können im schlimmsten Fall Atemmasken tragen, die mit frischen ätherischen Ölen wie Zirbelkiefer oder Limette beduftet sind. Das Aufstellen einer oder mehrerer Schalen mit Kaffeebohnen und/oder Natriumbikarbonatpulver, die Gerüche etwas neutralisieren können, kann bei stark riechenden Tumoren und Ausscheidungen ein wenig zur Luftverbesserung beitragen.

Besonders praktisch sind individuell abgestimmte Raumsprays: Einfach Wodka oder Korn in eine Sprühflasche (50 ml) geben und bis zu 30 Tropfen der Lieblingsdüfte der kranken Person geben. In der Regel setzt man leichte und frische Düfte ein, beispielsweise je sieben bis acht Tropfen von drei Zitrusölen, dazu einige Tropfen eines Nadelöles oder der rosig duftenden Rosengeranie. Je nach Geruchsaufkommen können dann regelmäßig einige Sprühstöße in den Raum gegeben werden. Oder man besprüht ein altes Handtuch, ein Geschirrtuch oder eine Stoffwindel satt mit dem Duftmix und hängt sie an einer Stelle im Zimmer auf.

2.1.8 Badezusatz

Füllen Sie zwei Esslöffel Sahne, Hafersahne oder recht flüssigen Honig in eine Tasse oder in einen großen Eierbecher.

Geben Sie die ätherischen Öle gemäß Rezeptur in diese Träger- und Dispergierungs-Substanz. Ätherische Öle lösen sich in Sahne oder Honig in allerfeinste Tröpfchen auf, sodass sie nicht wie Fett­augen auf dem Bade- oder Waschwasser schwimmen. So verkleinert reizen sie nicht die empfindlichen Schleimhäute.

Diese Mischung langsam in das bereits eingelaufene Wasser geben und sanft umrühren. Unter dem laufenden Wasserstrahl würden sich die ätherischen Öle zu schnell verflüchtigen.

2.1.9 Gel

Füllen Sie ein hochwertiges Aloe-vera-Gel (ohne Carbomere, die zum Andicken verwendet werden) in ein sehr ­sauberes Creme-oder Salbendöschen. Idealerweise Einmal-Handschuhe anziehen und das Produkt nicht anhusten oder nicht ­hi­neinatmen, es ist sehr empfindlich ­gegen Verkeimung.

Geben Sie je nach Rezeptur die ätherischen Öle dazu und rühren Sie sorgfältig um, ohne zu viel Sauerstoff unterzurühren.

Bei sehr trockener Haut kann ein kleiner Anteil (circa 3–5 % Prozent) eines ­fetten Öles hinzugefügt werden. Gut ­einarbeiten.

Auf die betroffenen Stellen auftragen, als Infektionsschutz-Gel die Hände mit der entsprechenden Rezeptur rundherum dünn einreiben.

2.1.10 Schüttellotion

Geben Sie fettes und ätherisches Öl in eine saubere Braunglasflasche, per Augenmaß die Hälfte der Flasche füllen. Schöner sieht eine transparente Glasflasche aus. Dieses Produkt muss dann jedoch schneller aufgebraucht werden. Für schöne Farbgebung einige Tropfen Sanddornfruchtfleischöl hinzugeben. Alles vorsichtig miteinander verrühren.

Füllen Sie die gleiche Menge Hydrolat auf, etwas mehr als den Flaschenhals Platz lassen. Schreiben Sie auf ein Etikett das Herstellungsdatum (Haltbarkeit circa 8–12 Wochen, je nach ätherischem Öl und Hydrolat).

Gut schütteln und zügig auf das Gesicht oder andere Körperpartien auftragen. In wenigen Sekunden ist die Lotion wieder getrennt. Vor jedem Auftragen kräftig schütteln. Auf ein Wattepad aufgetragen eignet sich die Schüttellotion gut, um damit Make-up zu entfernen. Auch die Umgebung von Wunden kann damit sanft gereinigt und gepflegt werden.

2.1.11 Salbe

Lassen Sie die Sheabutter in einem sehr sauberen Marmeladenglas im Wasserbad unter geringer Hitze sehr langsam im Öl schmelzen (in einem feuerfesten Glasbecher auf Herdplatte oder Gasflamme). Etwas mehr als Körpertemperatur ist völlig ausreichend: Im Winter kann die Sheabutter auf einem Heizkörper geschmolzen werden, ein kerzenbetriebenes Stövchen oder ein Babyfläschchenwärmer funktioniert ebenfalls.

Rühren Sie vorsichtig um. Sobald die Sheabutter nicht mehr sichtbar ist, nehmen Sie das Glas von der Hitzequelle. Gelegentlich rühren.

Wenn die Mischung leicht zähflüssig ist (je nach Öl bereits nach wenigen Minuten), die ätherischen Öle gemäß Rezept, ohne zu viel Luft einzuarbeiten, unterrühren und in ein gläsernes Salben oder Cremegefäß geben.

Je nach Anwendungsbereich tragen Sie das Produkt unter die Nase, auf Brust und Rücken, auf die Füße oder auf wunde Haut auf. Idealerweise sollte die Haut feucht sein, also nach dem Waschen oder Duschen oder nach dem Aufsprühen eines Hydrolats.

2.1.12 Wickel und Kompressen

Am einfachsten ist es, ein wenig Öl in die Handfläche zu geben, je nach Rezeptur die ein oder zwei Tropfen ätherisches Öl dazu zu geben und mit beiden Händen verreibend anwärmen.