Arsch hoch, Baby! - Nina Deißler - E-Book

Arsch hoch, Baby! E-Book

Nina Deißler

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  • Herausgeber: Humboldt
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2020
Beschreibung

Du darfst! Weniger Selbstzweifel – mehr Lebenslust! Mein Leben ist toll! Ich bin selbstbewusst, frei, voller Energie und einfach wunderbar! Das möchte jede Frau gerne von sich sagen. Doch die Realität sieht oft anders aus: Selbstzweifel schleichen sich ein und die heimliche Angst, nicht gut genug zu sein. Der Alltag, die Erziehung, der Perfektionswahn und der Stress verhindern, dass Frauen ihre Freiheit nutzen und das Leben führen, das sie sich wünschen. Doch wie findet frau heraus, was sie wirklich will? Und wie gelingt es ihr, ihre Träume und Wünsche zu verwirklichen, unabhängig und stark zu sein? Der ultimative Motivationsschub von Bestseller-Autorin Nina Deißler In ihrem neuen Ratgeber zeigt Nina Deißler ihren Leserinnen, wie sie ihren Allerwertesten endlich in Gang bekommen und die Gestalterin und Königin ihres eigenen Lebens zu werden – mit Argumenten und Anleitungen, aber auch vielen Beispielen und Tipps. Ihr Motto: „Arbeite weniger – vor allem an dir selbst. Und hab mehr Spaß.“ Aus dem Inhalt: • Emanzipiert? Sind wir noch lange nicht • Du bestimmst – ob du willst oder nicht • Nutze die drei größten Kräfte im Universum • Du darfst • Enjoy the trip! • Sei die Königin deines Lebens • Männer – Auswahl, Inbetriebnahme und Wartung • Muschi-Magie • Weiblich stark

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Seitenzahl: 305

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INHALT

Willkommen

Emanzipiert? Sind wir noch lange nicht

Es könnte so einfach sein

Meine Geschichte

Wie ist deine Geschichte?

Warum wir uns so schwertun

Wo ist der Ausweg?

Du bestimmst – ob du willst oder nicht

Deine Wahrnehmung bestimmt deine Welt

Die Welt ist in deinem Kopf

Die Entscheidung liegt bei dir

Deine Gedanken sind Energie

Du bist nicht das Opfer deiner Gene

Nutze die drei größten Kräfte im Universum

Dankbarkeit

Meine Geschichte

Die Kraft der Dankbarkeit

Feiere, was du bereits hast

Vergebung

Meine Geschichte

Finde Zugang zu deinen Gefühlen

Dein Schlüssel zur Freiheit

Übungen in Vergebung

Was kannst du alles vergeben?

Hingabe

Meine Geschichte

Hingabe praktisch

Übungen in Hingabe

Die drei Kräfte und Geschenke annehmen

Du darfst

Was sollen bloß die anderen denken?

Stoppe die Gedankenkontrolle

Deine Regeln auf dem Prüfstand

Geerbte Regeln

Gefühle richtig einordnen

Wenn Konflikte zwischen Regeln auftreten

Entlarve deine Regeln

Mach dir neue Regeln

Richtig oder falsch?

Systemische Regeln verändern

Aber ich muss doch …

Sei eine Anführerin, keine Dienstmagd!

Enjoy the trip!

Wenn dein Leben eine Reise wäre

Die Seele lernt „die Regeln“

Der Weg als Ziel

Wohin willst du wirklich?

Nimm deine Ziele unter die Lupe

Auf dem falschen Dampfer

Schätze dein wichtigstes Werkzeug

Falls du mit deinem Körper unzufrieden bist

An besondere Orte gelangen

Der magische Trick, dein Ziel zu erreichen

Reise mit leichtem Gepäck – auch im Geist

Deine Sprache verändert deine Welt

Sei die Königin deines Lebens

Die Königin in dir

Wie du eine Königin bist

1. Hör auf, ein Opfer zu sein

2. Hör auf, alles machen und jedem helfen zu müssen

3. Hör auf zu kritisieren

4. Hör auf, jemand anderes sein zu wollen

5. Hör auf, dich klein zu machen

6. Hör auf, neidisch, missgünstig oder eifersüchtig zu sein

7. Hör auf, dich zu rechtfertigen

8. Hör auf, alles kontrollieren zu wollen

9. Hör auf zu kämpfen

10. Hör auf, hinterherzulaufen

Übe deine königliche Haltung

Männer – Auswahl, Inbetriebnahme und Wartung

Unterschiede und Gemeinsamkeiten

Was du über Männer wissen solltest

Jagdinstinkt und Heldenimpuls

Den Jagdinstinkt wecken

Vom Jagdinstinkt zum echten Interesse

Den Heldenimpuls auslösen

Was ein Partner mit deinem Glück zu tun hat

Die Zeiten haben sich geändert … oder?

Flirten kannst du üben!

Wie du mit Männern flirtest

Nein sagen

Was wollen Männer?

Wann ist es eine Beziehung?

Bleib unabhängig!

S-Exklusivität

Auch eine Variante: Such guten Sex

Immer der Falsche?

Den Richtigen finden

Einen Mann halten und binden

Eifersucht

Rechthaben

Gedankenlesen

Muschi-Magie

Die Scham ablegen!

Was Scham bewirkt

Scham und Sinnlichkeit

Unsere Sprachlosigkeit in Sachen Sexualität

Die Quelle der Kreativität

Wie funktioniert Muschi-Magie?

Just do it!

Mach es dir selbst recht

Weiblich stark

Literatur

WILLKOMMEN

Liebe Leserin,

das Erste, was ich dir sagen möchte, mag angesichts der Tatsache, dass es sich hier um ein Buch handelt, etwas kontrovers klingen. Aber es muss gesagt werden: Hör auf, Ratgeber zu lesen, und fang an, dein Leben zu genießen!

Ja, ich weiß: Das ist leichter gesagt als getan. Nicht umsonst bersten die Regale der Buchhandlungen fast vor Büchern, die uns zeigen wollen, wie wir „unser bestes Selbst“ und endlich glücklich, erfolgreich, schön, gelassen, selbstbewusst und/oder reich werden. Warum solltest du jetzt also ausgerechnet dieses Buch lesen, das dir gleich zu Beginn sagt, dass du das mit dem Lesen eigentlich lassen solltest?

Du wirst es herausfinden und froh darüber sein: Ich werde dir auf den folgenden Seiten zeigen, wie du all die Dinge, die du „theoretisch“ eigentlich schon weißt, endlich auch in die Praxis umsetzt. Ich werde dir einige neue Erkenntnisse und Zusammenhänge vermitteln, die dich nie mehr verlassen und dein bisheriges Leben möglicherweise ganz schön auf den Kopf stellen werden.

Ein Hinweis: Dieses Buch ist für Frauen geschrieben – es ist Männern jedoch nicht verboten, hineinzuschauen und mitzunehmen, was wertvoll ist für sie.

Willst du nicht auch endlich dieses „Leben deiner Träume“ führen, das dir all die Frauenzeitschriften, Bloggerinnen und Glückskongresse immer versprechen? Aber eben das Leben, das sich tatsächlich auch mit dem verträgt, was du wirklich willst und kannst? Und überhaupt: Willst du nicht endlich mal herausfinden, was du wirklich willst?

Dies ist ein Buch für Frauen, die sich vom Leben im 21. Jahrhundert manchmal auch überfordert fühlen. Natürlich nur ganz heimlich: Wir möchten ja gerne frech, selbstbewusst, wild und wunderbar sein … wenn einem nur der Alltag, die Erziehung und die Zweifel nicht immer dazwischenkämen. Wir möchten ja gerne ein tolles Leben führen … wenn wir nur nicht immer so gestresst wären. Und wir möchten auch tolle Beziehungen führen, großartigen Sex haben und in der Partnerschaft wachsen – nur mit wem? Und wann?

Kennst du das so ähnlich auch von dir? Vielleicht ist das Leben deiner Träume ja auch so gar nicht aufsehenerregend? Vielleicht ist es nicht funky, trendy und außergewöhnlich? Vielleicht ist das Leben deiner Träume ziemlich genau das, das du eigentlich gerade hast – nur mit mehr Leichtigkeit, weniger Stress, öfter mal Zeit für dich?

Bist du genervt von den Anforderungen an dich, dass du jetzt endlich dein bestes Leben leben und dein volles Potenzial nutzen sollst – inklusive Weltreise, Businessplan, eigenem Buch, Instagram-Berühmtheit und Erleuchtung unterwegs? Oder ist es genau das, was du willst? Denkst du, da steckt noch mehr in dir und da geht auch noch mehr – aber du bekommst eben deinen Allerwertesten nicht in Gang?

Das Gute ist doch: Alles ist möglich.

Du musst kein Instagram-Star werden, um ein tolles Leben zu haben – aber verboten ist es auch nicht. Du kannst in einer Partnerschaft leben oder in mehreren – oder in gar keiner. Du kannst laut sein oder leise und mit beidem auf deine Art erfolgreich sein. Und du kannst auch lernen, dich zu entscheiden – mit einem guten Gefühl.

Und vor allem, du musst nicht perfekt sein! (Denn wer dürfte überhaupt bestimmen, was das ist?)

Ganz egal, ob Reihenhäuschen oder Weltumsegelung, Liebesabenteuer oder Zölibat: Du hast ein Recht auf ein Leben, das du genießen kannst. Doch dafür muss sich in Wahrheit nicht „dein Leben“ ändern, sondern in erster Linie dein Denken. Und dann dein Handeln. Und das auf eine Art, die dir sehr viel mehr gefallen wird als alles, was du bisher ausprobiert hast:

Indem du weniger tust und mehr Spaß hast.Und indem du weniger arbeitest – vor allem an dir selbst.

Damit könnte dieses Buch eigentlich auch schon wieder zu Ende sein. Aber ich weiß, du willst mehr: Du willst Argumente und Anleitungen, Beispiele und Tipps, wie du das machen sollst. Kein Problem, darauf war ich schon vorbereitet.

Lass uns Spaß haben!

Deine

Nina Deißler

EMANZIPIERT?SIND WIR NOCH LANGE NICHT

Emanzipiert, stark, frei, selbstbestimmt, erfolgreich, glücklich … Begriffe, die verheißungsvoll und sexy klingen und nahezu jede Ausgabe fast jeder Frauenzeitschrift schmücken. Zustände, die uns Frauen heute nahezu selbstverständlich sein sollten.

Wir haben doch alles! Würden wir all das nur leben, anstatt uns mit schlechtem Gewissen danach zu sehnen oder uns selbst etwas vorzumachen!

Wir haben doch alles!Würden wir all das nur leben!

In meiner Coachingpraxis beobachtete ich es jahrelang – und dann, im Austausch mit anderen Frauen bei Kongressen, Seminaren und Treffen, stellte ich fest, dass dieses Phänomen offenbar nicht nur typisch ist für meine Klientinnen, sondern sehr viele Frauen in unterschiedlichsten Situationen betrifft:

•Die erfolgreiche Karrierefrau, die stark, selbstbestimmt und erfolgreich wirkt – aber nicht glücklich ist, weil sie ständig Angst hat, dass jemand bemerkt, dass sie gar nicht so stark ist. Und die sich ständig wie eine Hochstaplerin fühlt, während sie härter arbeitet als alle anderen. Nicht aus Freude – sondern aus Angst, nicht gut genug zu sein.

•Die spirituell Inspirierte, die sich selbst verwirklicht, viel reist und Yoga, Shiatsu oder andere tolle Dinge anbietet und lehrt und so frei wirkt – aber ständig Geldsorgen hat, weil sie sich nicht traut, für ihre Dienste eine wirklich angemessene Wertschätzung zu verlangen.

•Die Angestellte, die ständig das Gefühl hat, sie müsste „mehr“ aus ihrem Leben machen und sich immer latent schuldig fühlt, weil sie sich eigentlich nur ein paar mehr Urlaubstage und einen liebevollen Partner wünscht.

•Die Ärztin, deren Eltern so stolz auf sie sind – und die so müde ist und so einsam, weil sie als Alleinstehende immer für die Feiertagsdienste eingeteilt wird und ständig Überstunden fahren muss, während die männlichen Arztkollegen lieber Krankenschwestern daten als Ärztinnen.

•Die Mutter, die ihre beiden Schätze täglich in die Schule und die Kita bringt und nur noch Teilzeit arbeitet – aber deshalb auf eine Karriere verzichtet und immer ein schlechtes Gewissen hat, weil sie das Gefühl hat, irgendwer kommt immer zu kurz, und gar nicht bemerkt, dass sie selbst es ist, die zu kurz kommt, während sie versucht, es allen anderen recht zu machen.

Es könnte so einfach sein

Wir können und dürfen alles und bleiben am Ende doch meistens bei dem, was wir glauben, sein und tun zu müssen. Ich kenne so viele Frauen, die äußerlich selbstbewusst und stark wirken, aber in sich – ganz heimlich – voller Komplexe, Zweifel, Schuldgefühle, Unsicherheit oder Ängste stecken.

Dabei könnte alles so einfach sein: Wir leben im 21. Jahrhundert, wir sind frei, und unsere Rechte und Pflichten sind gut verhandelt und gesetzlich verankert. Doch scheinen gerade wir Frauen uns mehr um die Pflichten zu kümmern als um die Rechte und die Freiheit, die uns zur Verfügung stünden.

Und dann sind wir unzufrieden, gestresst oder unglücklich und kaufen einen Ratgeber. Manchmal lesen wir ihn sogar. Selten machen wir, was drinsteht … und dann geht das Ganze wieder von vorne los.

Es ist ja nicht so, dass es verboten wäre, das Leben zu genießen und Spaß zu haben, aber irgendwie scheint uns diese Fähigkeit verloren gegangen zu sein – falls wir sie überhaupt jemals hatten.

Vergnügen: allein das Wort schon! Oberflächlich, fast anzüglich klingt es – nicht nach etwas, nach dem man streben sollte. Allenfalls ist es etwas, dem man sich gelegentlich in seiner Freizeit widmet, aber dabei schon irgendwie ein schlechtes Gewissen hat – und nur nicht zu ausschweifend werden sollte …

Irgendwie scheint uns diese Fähigkeit verloren gegangen zu sein, das Leben zu genießen.

Vielleicht liegt es generell an unserer Kultur? Hat es damit zu tun, dass wir in Deutschland die Werte „Fleiß“ und „Tüchtigkeit“ einfach zu ernst nehmen? Ist uns fleißig, pünktlich, tüchtig, zuverlässig und strebsam sein einfach zu wichtig? Dennoch sehe ich viel mehr Frauen, die sich kaputt machen und leiden, als Männer.

Ja, ich ahne, was du sagen wirst. Ich habe diese Argumente alle schon gehört und vor langer Zeit sogar selbst auch benutzt: Wenn du es als Frau im Berufsleben zu etwas bringen möchtest, musst du nicht genauso gut sein wie die männlichen Kollegen, du musst sogar ein ganzes Stück besser sein als sie.

Und selbst Frauen, die in – immer noch – typischen Frauenberufen arbeiten und kaum „männliche Konkurrenz“ haben, machen es ebenso. Und wir tun das nicht nur beruflich: Wir schaffen es auch, uns im Privatleben regelmäßig den Spaß zu verderben. Mir ging das jahrelang genauso. Und dann … hatte ich keine Lust mehr dazu. Doch beginnen wir unsere Geschichte etwas früher:

Wir schaffen es auch, uns im Privatleben regelmäßig den Spaß zu verderben.

Es war einmal eine starke und kluge Frau, die lebte in Frankreich und hieß Olympe de Gouges. Als 1791 in Frankreich die Revolution „Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit“ forderte, nahm sie das zum Anlass, eine „Déclaration des droits de la femme et de la citoyenne“ zu veröffentlichen: eine „Erklärung der Rechte der Frau und Bürgerin“. Hier forderte sie unter anderem politische Mitbestimmung, Recht auf Bildung, Arbeit und eigenen Besitz für Frauen, „égalité totale“ quasi. Doch ganz so viel Gleichheit wollten die Franzosen dann offensichtlich doch nicht: 1793 wurden politische Frauenvereine in Frankreich verboten und Olympe de Gouges durch die Guillotine hingerichtet.

Dies ist nicht das erste, das letzte und schon gar nicht das einzige Mal, dass eine starke Frau, die gleiche Rechte für Frauen forderte, ein baldiges Ende fand. Zugegeben: Nicht jede Bemühung um Gleichberechtigung endete derart blutig, doch die Durchsetzung von gleichem Recht für Frauen war ein langwieriger und harter Weg, den viele starke, mutige – und manchmal auch starrsinnige – Frauen vor uns für uns gegangen sind.

Wir könnten die Geschichte auch noch früher beginnen, viel früher – zum Beispiel 5000 bis 6000 Jahre früher, wo es in vielen Regionen der Welt das Matriarchat gab und die Frauen nicht nur den Familien und Gesellschaften vorstanden, sondern auch das Weibliche – die Göttin, Mutter Erde und die Natur – verehrt wurde. Die Kraft der Erde und der Fruchtbarkeit wurden geschätzt und mit ihnen die Frau selbst. Die Kraft kam „von unten“, aus der Erde, und das Wichtigste war die Gemeinschaft. Die Riten dieser Verehrung waren voller Freude, Tanz, Rhythmus und zügelloser Ausgelassenheit.

Vor vielen tausend Jahren wurde die Kraft der Erde und der Fruchtbarkeit und mit ihnen das Weibliche und die Frau selbst verehrt

Doch das ist sehr, sehr lange her und die Zeiten haben sich geändert. Heute ist unsere Gesellschaft – trotz vieler Veränderungen in den letzten 50 Jahren – nach wie vor fast ausschließlich nach männlichen Prinzipien ausgerichtet: Es gibt oben einen Chef und darunter eine Hierarchie. Unser Gott ist „oben“, die Zahlen, die Wirtschaft, die eigene Karriere sollen stets nach oben gehen. Im Grunde soll alles immer nach oben gehen – genau wie der Penis des Mannes. Das ist auch für viele Männer nicht leicht, aber das ist eine andere Geschichte.

Und wir Frauen wollen (sollen, müssen) mitspielen und gleichberechtigt sein. Wir lernen die Regeln und beißen uns durch. Viele Männer fühlen sich heute von Frauen deshalb sogar regelrecht bedroht: Es gibt Konkurrenz, Misstrauen und sogar Feindseligkeit auch im privaten Bereich auf beiden Seiten – und offen gestanden wundert mich das gar nicht:

Wenn Frauen ihren Mann stehen – wo steht denn dann der Mann?

Versteh mich nicht falsch: Wir Frauen sollten viel, viel mehr zu sagen haben und es auch tun! Wir sollten uns viel mehr einmischen. Wir sollten mehr Geld für unsere Arbeit verlangen, mehr Wertschätzung für unsere Ideen und unsere Leistung und mehr Einfluss auf unsere Gesellschaft. Warum tun wir das nicht? Vielleicht trauen wir uns nicht!?

Auch schon vor Olympe de Gouges gab es Frauen, die aufbegehrten, die stark, weise und machtvoll waren. Im Mittelalter wurden sie gejagt, verraten (oft genug auch von anderen Frauen) und ertränkt oder verbrannt: Hexenjagd – angeblich im Namen eines Gottes, aber in Wahrheit doch im Namen von Männern, die sich davon bedroht fühlten, wenn eine Frau zu viel wusste, besondere Fähigkeiten oder Weisheit besaß oder wenn sie besonders attraktiv war. Das lehrte unsere Vorfahrinnen, dass es wohl besser sei, nicht allzu klug, nicht allzu weise, besser nicht sexy und ja nicht in irgendeiner Form machtvoll zu sein. Schon gar nicht auf die weibliche Art. Hat uns das so verschreckt, dass wir uns bis heute nicht richtig trauen?

Auch schon vor der Französischen Revolution gab es Frauen, die aufbegehrten.

Stärke ist nicht ausschließlich männlich!

Über hundert Jahre kämpfen Frauen nun wieder offen für Gleichberechtigung – doch sie tun es in einer männlich geprägten Welt und nach den Regeln der männlichen Hackordnung. Und so laufen wir in eine Falle, die wir vorher nicht bemerkt haben und deren Wirkung uns bis heute oft nicht bewusst ist: Wir verlieren unsere weibliche Kraft, unsere Leichtigkeit, unseren Zauber und unsere Macht.

Wir haben so wenige Vorbilder wahrhaftiger, starker und weiblicher Frauen, dass wir uns das „Starksein“ von den Männern abschauen mussten. Doch wenn eine Frau sich „Stärke“ bei einem Mann abschaut, wird sie nicht stark – sie wird nur hart. Hart zu sich selbst und hart zu anderen – und ihr weicher Kern wird zu ihrer Schwäche. Oberflächlich betrachtet wirkt sie stark, weil sie tough oder unnahbar oder beruflich erfolgreich ist – aber die meisten Frauen fühlen sich nicht so, denn weibliche Stärke bezieht ihre Kraft aus anderen Quellen. Ihr weicher Kern sehnt sich nach Geborgenheit, Liebe und Sicherheit, die ihr niemand anbietet, weil sie ja „eine starke, selbstbewusste Frau“ ist. Und so lebt sie dann in der ständigen Angst, nicht gut genug zu sein, aufzufliegen, enttarnt zu werden.

Wir haben wenige Vorbilder wahrhaftiger, starker und weiblicher Frauen.

Die andere Variante ist, ständig das Gefühl zu haben, nicht „mithalten“ zu können. Frauen, die eigentlich eine gute Verbindung zu ihrem wahren Wesen haben, fühlen sich oft schwach, weil sie nicht „auf den Putz hauen“ können, und das nährt beständig ihre Selbstzweifel.

Es wird Zeit, dass wir damit aufhören, mit den Männern zu konkurrieren, und uns auf das Wesentliche konzentrieren: die Welt zu verändern.

Ach so, mehr nicht? Ich stelle mir gerade vor, wie du eine Augenbraue hochziehst, während du das liest – oder noch mehr Angst bekommst, vor noch mehr Arbeit. Keine Sorge, diesmal nicht.

Meine Geschichte

Ich bin 1974 geboren – und habe meine „Freiheit“ zunächst nicht als Geschenk erkannt, das jahrzehntelang von tapferen Frauen und einigen verständigen Männern für mich erkämpft und erstritten wurde. Ich hatte keine Ahnung davon, dass in meiner Kindheit noch Gesetze galten, die es zum Beispiel dem Ehemann ermöglichten, die Arbeitsstelle seiner Frau zu kündigen, wenn er den Eindruck hatte, dass ein Beruf sie von ihren ehelichen Pflichten zur Haushaltsführung allzu sehr ablenkte.

Ich war ehrlich gesagt sogar irritiert, manchmal auch belustigt von „Frauenrechtlerinnen“ oder „Feministinnen“: sie wirkten so hart und zynisch, so unlustig und verbissen. Ich konnte das nicht verstehen – ich hatte ja auch keine Ahnung davon, wie lange sie sich schon darum hatten streiten müssen, ernst genommen zu werden, damit ich später einmal ernst genommen würde. Und ich hatte auch noch nicht verstanden, dass es eine Männerwelt ist, in der wir ernst genommen werden wollen.

Es ist eine Männerwelt, in der wir ernst genommen werden wollen.

Ich selbst bin damit aufgewachsen, dass meine Mutter eine toughe, scheinbar emanzipierte Frau war, der mein Vater die Verhandlungen mit den Kunden der gemeinsamen Druckerei sowie das Regeln der Finanzen überließ, weil sie das einfach besser konnte, wie er sagte. Für uns war klar: Mama war der Boss. Sie hatte immer das letzte Wort.

Soweit ich mich erinnere, überließ mein Vater ihr allerdings auch das meiste der Hausarbeit. Weil das eben so war: Frauen machen den Haushalt. Natürlich half er auch, aber er „half“ eben nur. Die eigentliche Arbeit – putzen, kochen, Wäsche waschen, bügeln, nähen, Socken stopfen – erledigte in den meisten Fällen meine Mutter (inzwischen ist das anders), obwohl beide voll berufstätig waren – sie obendrein als Geschäftsführerin. Und ich habe das nie infrage gestellt. Warum auch? Ich kannte ja nichts anderes. Und die beiden auch nicht.

Meine Mutter schmiss den Haushalt, arbeitete in der Druckerei, danach oft noch bis spätabends am Schreibtisch, machte die Wäsche, plante den Einkauf, traf in Wahrheit keine Entscheidung ohne meinen Vater und opferte sich auf: Sie überschritt regelmäßig ihre Grenzen, um alles zu schaffen – was eigentlich gar nicht möglich war. Und wenn es ihr zu viel wurde, gab es zwei Ventile für sie: Wutausbrüche oder Migräneanfälle.

Meine Mutter überschritt Regelmäßig ihre Grenzen, um alles zu schaffen.

Und auch das war für mich als Kind vollkommen normal: Mama hatte eine kurze Zündschnur und war leicht zu verärgern. Es gab viele Sonntage, an denen wir nach Möglichkeit nur flüsternd und auf Zehenspitzen im Haus unterwegs waren, weil Mama wieder mal „schlimmes Kopfweh“ hatte.

Erst sehr viel später – irgendwann als Erwachsene in meinen späten Dreißigern – wurde mir klar, dass weder das dünne Nervenkostüm noch die regelmäßigen „Ausfälle“ durch Migräne Teil des Charakters oder des eigentlichen Wesens meiner Mutter waren. Sie waren lediglich ein Ausdruck völliger Überforderung und Überanstrengung.

Ist das Emanzipation? Dann will ich auf jeden Fall was anderes … aber das bemerkte ich eben erst sehr viel später!

Wie ist deine Geschichte?

Vielleicht war deine Geschichte anders – oder ganz ähnlich. Ich bin sicher, du kannst sie nachvollziehen und auch das, was daraus entstand:

Eigentlich könnte man meinen, eine Tochter, die ihre Mutter dabei beobachtet, wie sie sich aufopfert, alles für andere tut und alles selbst in die Hand nimmt, ohne dabei auf sich selbst und ihren Energiehaushalt zu achten, kann lernen, dass das keine gute Idee ist.

Tatsächlich dauerte es bis in meine späten Dreißiger, bis ich das verstanden hatte. Bis dahin hatte ich einiges davon blind nachgeahmt (denn so tun wir das nun mal) und mich darüber gewundert, wie schlecht es funktionierte und wie wenig es mir dabei half, das zu erreichen, was ich mir wünschte. Und ich wette, du tust das auch!

Oft liegt das auch daran, dass wir sehr gut darin sind, uns selbst darin zu bestärken, dass wir natürlich ganz anders sind als unsere Eltern. Oder dass wir – wenn wir etwas Ähnliches tun wie unsere Eltern (meist etwas ähnlich Selbstzerstörerisches, etwas ähnlich Dummes oder etwas ähnlich Übergriffiges) – das aus ganz anderen, sehr viel besseren Gründen tun als sie.

Und so, wie unsere Eltern oft glauben zu wissen, was gut für uns wäre und was wir tun sollten, sind wir ganz sicher, dass unsere Eltern hinter dem Mond leben, altmodisch sind und keine Ahnung von der Welt heute haben. Und wir wissen natürlich sehr viel besser, was gut und richtig für uns ist – und wir wissen genauso auch, was sie tun sollten. Doch vermutlich ist beides nicht ganz richtig.

Es kommt häufig vor, dass meine Seminarteilnehmer erzählen: Ihre Eltern gehen ihnen auf die Nerven mit ihren Ratschlägen und ihrem Weltbild – sie fühlen sich bevormundet und genervt davon. Und ihre Eltern sollten ganz dringend einige Sachen wirklich anders machen, dann wären sie viel glücklicher.

Meine Eltern sollten sich endlich ändern – und mich so akzeptieren, wie ich bin: Finde den Fehler.

Doch am Ende vergessen beide dabei etwas Wichtiges: ihre Vorbildfunktion. Ob wir nun wollen oder nicht: Wir lernen fast alles im Leben durch das „Abschauen“ von anderen. Als Kinder lernen wir durch das Abschauen „von den Großen“, wie man steht, geht, isst und spricht, und genauso auch, wie man sich in verschiedenen Situationen verhält. Ohne dass uns das bewusst ist, ahmen wir zunächst das Verhalten „der Großen“ nach, denn das ist richtig und angemessen – sonst würden die es ja kaum so machen. Die sind groß – die wissen, wie das geht.

Oft erst sehr viel später (wenn überhaupt) bemerken wir, dass dies ein Trugschluss war und unsere Eltern ebenfalls einfach nur Opfer ihrer Prägungen, Ängste und Umstände waren und häufig blindlings und ahnungslos vor sich hin agierten. Und so landen wir bei einer schlichten, dennoch schwerwiegenden Erkenntnis:

Wir lernen fast alles im Leben durch das „Abschauen“ von anderen.

Wie wir heute leben, hat sehr viel damit zu tun, was uns vorgelebt wurde.

Deshalb heißt das „Verhaltensmuster“ – weil wir uns auf eine Art verhalten, die uns vorher als Musterverhalten an die Hand gegeben wurde. Je nachdem wie wir das Verhalten unserer „Vorbilder“ bewerteten und interpretierten, machen wir es oft entweder blind genauso oder wir bemühen uns, genau das Gegenteil davon zu tun. Was selten wirklich klappt und auch nicht hilfreich ist, weil wir uns ja auf etwas beziehen, das wir vorher als „Norm“ akzeptiert haben.

Hin und wieder habe ich Klientinnen, die mir erzählen, sie würden alles ganz, ganz anders machen als ihre Mutter. Sie seien ein vollkommen anderer Typ Mensch. Doch sie machen das, was sie tun, oft mit der gleichen Vehemenz, einer ähnlichen inneren Haltung und oft genug auch einer ähnlichen Selbstsabotage und Selbstausbeutung.

Manche meiner Klientinnen machen das, was sie tun, oft mit der gleichen Vehemenz und einer ähnlichen inneren Haltung wie ihre Mutter.

So wie Katja, die sich – ganz im Gegenteil zu ihrer Mutter – ein eigenes Business aufgebaut hatte und ihre Träume verwirklichte. Nur dass sie – genau wie ihre Mutter – sehr schlecht im Annehmen war und damit auch im Annehmen von Geld. Sie verkaufte sich weit unter Wert, tat sich schwer damit, ihre Preise zu nennen und Rechnungen zu stellen und bekam – genau wie ihre Mutter – nicht die Wertschätzung, die sie ihren Fähigkeiten und ihrem Einsatz nach eigentlich verdient hätte.

So wie Sabine, die – ganz im Gegenteil zu ihrer Mutter – studiert hatte und eine Führungsposition in einem mittelständischen Unternehmen erreicht hatte. Nur dass sie – genau wie ihre Mutter – morgens um halb sechs aufstehen musste. Nur eben nicht, um Schulbrote zu schmieren und die Kinder zur Schule zu bringen, sondern um ins Büro zu fahren, damit sie lange genug vor acht Uhr da war, um noch ein paar Dinge zu erledigen, bevor der große Stress losging. Und die – genau wie ihre Mutter – jeden Abend völlig k.o. war und zu nichts mehr Lust hatte, weil der Tag so anstrengend gewesen war … nur dass ihre Mutter das für die Familie getan hatte, die Sabine sich zwar ebenfalls wünschte, sich aber schwer damit tat, ihre „Karriere“ dafür aufgeben zu müssen und ihre „Freiheit“ zu verlieren.

So wie Heike, die bei ihren beiden Kindern regelmäßig die Beherrschung verlor – nicht weil sie böse und ungerecht war (so wie ihre Mutter damals). Nein, sie war einfach hilflos, überfordert und überreizt von dem Lärm und der ständigen Aufmerksamkeit, die ihre Kinder von ihr forderten und die sie ihnen doch eigentlich auch geben wollte. Sie alle bemerkten erst im Coaching, dass sie im Grunde genau dasselbe taten und unter denselben Dingen litten wie ihre Mütter.

Viele Frauen bemerken erst spät, dass sie im Grunde genau dasselbe tun und unter denselben Dingen leiden wie ihre Mütter.

Warum wir uns so schwertun

Was hat sich denn wirklich verändert? Wir müssen uns nicht mehr für eine Familie aufopfern – dafür opfern wir uns jetzt für unsere Jobs auf. Ist das so viel besser?

Wir können frei wählen, wie wir leben und wen wir lieben wollen, und tun uns so schwer damit, weil wir immer latent das Gefühl haben, etwas falsch zu machen oder etwas zu verpassen.

Die meisten Frauen sind gefangen in einem Spagat aus Dingen, die ihre Familie erwartet (eine beständige, feste Partnerschaft, ein geregeltes Einkommen und ein Lebenslauf, mit dem man bei Nachbarn und Verwandten gut dasteht), die „die Gesellschaft“ befürwortet (Flexibilität, Wachstum, Selbstvertrauen), die die Medien vorschlagen (sei kreativ, entdecke die Welt, achte auf deinen Körper, renn jedem Trend hinterher oder, noch besser, erfinde einen eigenen und werde Influencer!) und dem, was sie selbst wollen (Was war das noch mal? Und was davon bin wirklich ich?). Und alles ist mit Arbeit verbunden: streben, arbeiten, anpacken, planen, sich bemühen, machen, tun.

Kommt es dir nicht komisch vor, dass du dich beständig anstrengen sollst, damit es dir später besser geht? Was, wenn dieses „Später“ nicht kommt? Dann hast du ein anstrengendes Leben gelebt, in dem du dich beständig angestrengt hast. Wie anstrengend …

Kommt es dir nicht komisch vor, dass du dich beständig anstrengen sollst, damit es dir später besser geht?

Ich habe einige Menschen kennengelernt, die „auf ihre Rente hingearbeitet“ haben, und dann kurz danach – in zwei Fällen sogar kurz davor – unerwartet und schnell verstorben sind. Ich dachte eigentlich, so etwas gäbe es bei jüngeren Menschen heute, im 21. Jahrhundert, der Zeit der beständigen Entwicklung, der bunten Lebensläufe und der sich stets verändernden Arbeitswelt, gar nicht mehr. Doch dann bemerkte ich: Ich selbst kenne einfach niemanden mehr, der so funktioniert, weil die meisten meiner Freunde ebenfalls Selbstständige und Unternehmer/innen sind. Ich war daher nicht wenig erstaunt, als mir bei einem Seminar eine junge Frau Anfang 30 das exakte Datum ihrer Berentung nennen konnte und deren mickrige 28 Tage Jahresurlaub das Highlight des Jahres zu sein schienen.

Manche Religionen behaupten ja, wenn man sich nicht an ihre Gebote halte, komme man in die Hölle. Ehrlich gesagt: Ich habe den Eindruck, viele Menschen sind schon zu Lebzeiten dort. Die Hölle ist in ihrem Kopf und besteht aus all den Gedanken, Sorgen, Zwängen und Ängsten, die sie sich beständig machen. Viele Menschen machen sich das Leben so oft so schwer, dass sie selbst ihre ärgsten Peiniger sind. Und es erscheint ihnen vollkommen normal.

Manche Religionen behaupten, wenn man sich nicht an ihre Gebote halte, komme man in die Hölle, doch ich habe den Eindruck, viele Menschen sind schon zu Lebzeiten dort.

Wie geht es dir damit? Quälst du dich selbst auch gerne? Die meisten Frauen, die ich frage, antworten darauf direkt mit einem Nein. Sie fühlen sich „normal“ – bis ich anfange, das „Normale“ zu hinterfragen:

Ist es nicht normal, dass man sich morgens auf die Waage stellt und direkt schlecht fühlt, wenn sich die Zahl an einer Stelle einpendelt, die man selbst vorher als „inakzeptabel“ festgelegt hat? Oder ist es nicht normal, dass man sich ein bisschen schlecht fühlt, wenn die Kollegin erzählt, dass sie am Wochenende Stand-up-Paddling war und man selbst das immer noch nicht gemacht hat?

Das schlechte Gewissen, wenn man die Wohnung immer noch nicht aufgeräumt oder die Steuer noch nicht gemacht hat, ist das nicht normal? Oft sind es solche Kleinigkeiten, die in Summe dafür sorgen, dass wir uns jeden Tag ein bisschen schlecht fühlen. Ein bisschen unfrei. Ein bisschen minderwertig. Ein bisschen fremdbestimmt. Ist doch normal, oder?

Und viele Sachen kann man halt nicht ändern. Ist halt so. Und die Dinge, die man wirklich ändern möchte … ach … vielleicht ist das auch gar nicht so wichtig. Vielleicht nächstes Jahr, wenn ich abgenommen habe. Wenn ich die Steuer gemacht habe. Wenn ich die Wohnung endlich aufgeräumt habe. Und dann kommt sie wieder: die Angst, etwas zu verpassen. Und das schlechte Gewissen, nicht „sein bestes Leben“ gelebt zu haben. Und alles geht wieder von vorne los.

Wo ist der Ausweg?

Vieles von dem, worunter wir heute leiden – Selbstzweifel, Stress, Überforderung, Angst, nicht gut genug zu sein, Angst vor dem Urteil anderer über uns, Einsamkeit, Unausgeglichenheit –, hat damit zu tun, dass wir in einer Welt bestehen wollen, die nach männlichen Prinzipien und Werten aufgebaut ist: höher, schneller, weiter – Wachstum nach oben ins „Immer mehr für immer weniger“ – Konkurrenz, Kampf, Überlegenheit, Durchsetzungskraft …

Vieles von dem, worunter wir heute leiden, hat damit zu tun, dass wir in einer männlich geprägten Welt gleichwertig sein und bestehen wollen.

Und wir machen das so gut, dass viele von uns äußerlich dominanter, aggressiver und härter wirken als viele Männer. Bitte versteh mich nicht falsch: Ich habe nichts dagegen, dass Frauen dominant oder aggressiv sind, wenn sie das wollen – warum auch nicht? Ich selbst weiß ziemlich gut, was ich will, und mache meinen Mund auf. Aber wo ist der Spaß geblieben? Die Freude? Wo ist das gute Gefühl dabei? Die Selbstwertschätzung und die Begeisterung?

Wir sind so verbissen – selbst bei Dingen, die uns eigentlich guttun sollen: Ich sehe Frauen, die verbissen Yoga machen, akribisch Wunschlisten schreiben und bis zur völligen Erschöpfung Visualisierungscollagen ihrer Träume abarbeiten, Glücksratgeber lesen anstatt auszugehen und Spaß zu haben und sich regelmäßig zum Meditieren zwingen.

Ich sehe Frauen, die fast alles dafür tun, einen schönen (in ihren Worten: akzeptablen) Körper zu haben, der den gängigen Schönheitsidealen entspricht – und die sich dann darüber beschweren, dass sie immer Männer kennenlernen, die sie auf genau diesen Körper reduzieren.

Ich sehe Frauen, die diszipliniert und angestrengt studieren, sich in ihrem Unternehmen aufopfern und immer bereit sind, noch eine Schippe draufzulegen, um beweisen zu können, dass sie mindestens so gut sind wie ihre männlichen Kollegen, die die Wochenenden meist ausgebrannt, müde und allein zu Hause verbringen und das viele Geld, das sie verdienen (und was übrigens immer noch viel zu wenig ist, wenn du mich fragst), benötigen, um den Stress und die Leere irgendwie zu kompensieren mit „Belohnungen“, die sie nicht bräuchten, wenn sie sich nicht selbst ausbeuten würden.

Ich sehe Frauen, die todunglücklich sind, weil sie keinen Partner haben und immer noch glauben, es wäre die Erfüllung aller Träume oder zumindest ihre Bestätigung als Frau, von einem Mann als Partnerin anerkannt und damit endlich als „gut genug“ validiert zu werden. Und so verbringen sie ihre Zeit mit Dingen und an Orten, auf die sie eigentlich überhaupt keine Lust haben, und machen dabei ein Gesicht, das jeden Mann zuverlässig davon abhält, sie kennenlernen zu wollen.

Viele Frauen verbringen ihre Zeit mit Dingen und an Orten, auf die sie eigentlich überhaupt keine Lust haben.

Und ich sehe auch Frauen, die von einer Beziehung oder Affäre in die nächste rennen und vollkommen genervt davon sind, dass die Männer sich nicht so verhalten, wie sie es brauchen, und sich abarbeiten daran, geliebt zu werden – nur mit den völlig falschen Mitteln. Lass mich dir etwas verraten:

Gute Dinge passieren, wenn du dich gut fühlst.

Die Gesellschaft, in die wir geboren sind, konditioniert uns darauf, dem Schmerz und der Anstrengung zu huldigen: No pain, no gain. Wer schön sein will, muss leiden. Von nix kommt nix. Du musst dich schon anstrengen! Vor fünf Uhr Feierabend – das ist ja ein halber Tag Urlaub!

Doch am Ende führt das nicht zu dem Leben, das wir uns wünschen, sondern zu einem Leben, in dem wir permanent angestrengt sind. Und in dieser Anstrengung können wir nichts erschaffen, das nicht ebenfalls diese Energie des Angestrengten, Verbissenen, Ermüdenden in sich trägt: Dann haben wir vielleicht eine Beziehung – und müssen an der Beziehung arbeiten. Dann haben wir Freunde und müssen unseren Freundeskreis pflegen. Dann haben wir den „Traumjob“ und müssen uns richtig anstrengen … Aaaaaaaaaaah!

Es ist ja nicht so, dass wir nie Spaß und Vergnügen hätten – es hat nur keine Priorität. Genau das sollte es aber haben – denn genau hier liegt der große Schatz für uns Frauen begraben. Und er ist viel einfacher zu heben, als wir bisher dachten: Wir müssen uns nicht anstrengen dafür – im Gegenteil: Anstrengung ist es, die ihn überhaupt erst vergraben hat.

Die Fähigkeit einer Frau, Freude und Vergnügen zu empfinden und auszustrahlen, hat einen elektrisierenden, magischen Effekt.

Die Fähigkeit einer Frau, Freude und Vergnügen zu empfinden und auszustrahlen, hat einen elektrisierenden, magischen Effekt auf sie und andere: Wenn eine Frau auch nur anfängt, darüber nachzudenken, was ihr Freude bereitet, fühlt sie es sofort und beginnt zu leuchten. Wenn sie beginnt, alleine diese Gedanken mit jemand anderem zu teilen, kann er das ebenfalls spüren.

Unsere Kraft steigt mit jedem Moment, in dem wir uns mit unserem Vergnügen, unserem Wohlbefinden und mit all dem beschäftigen, was uns Freude macht. Probiere es direkt aus:

Schreibe jetzt gleich zehn Dinge auf, die dir Freude machen. Tätigkeiten und Erlebnisse, bei denen du Spaß hast, dich wohlfühlst oder die dich glücklich machen. Das können ganz einfache Dinge sein wie Eis essen, schaukeln oder ein langer Spaziergang, der Duft von frischgebackenem Kuchen oder das wohlige Gefühl einer heißen Badewanne. Aber auch größere Dinge: Erinnerungen an besonders schöne Erlebnisse in der Vergangenheit.

Wenn du zehn Situationen hast, die dich mit Freude und Vergnügen erfüllen, geh sie alle im Geiste kurz noch mal durch: Stell sie dir bildlich vor – was kannst du sehen, hören, fühlen, riechen oder schmecken?

Danach fühl in dich selbst hinein: Wie geht es dir jetzt? Klar, wirst du sagen, geht es dir besser, wenn du an etwas Schönes denkst. Aber jetzt, wo du diese zehn Dinge auf einem Zettel stehen hast, mach ein weiteres Experiment: Wenn mal wieder Selbstzweifel in dir aufsteigen, wenn du Angst vor etwas hast oder besonders nervös bist – oder wenn du einfach einen schlechten Tag hast und an dir herummeckerst: Hol den Zettel hervor und geh die zehn Situation durch. Schau, was passiert!

Unser Selbstbewusstsein steigt in dem Moment, wo wir nicht mehr darüber nachdenken, was wir tun müssen, um gut genug zu sein und es anderen recht zu machen, sondern erkennen, dass wir wundervolle, göttliche Wesen sind und mühelos eine Welt kreieren können, in der Freude, Zufriedenheit, Respekt, Sinnlichkeit, Genuss und Frieden die Leitmotive sein können. Alleine dadurch, dass wir uns darauf fokussieren und sie als wichtig erachten.

Und einer der wichtigsten Schlüssel dafür ist Freude und Vergnügen. Der Zustand, für den es im Englischen das wundervolle Wort joy gibt: eine genussvolle Freude, die in ihrer Übersetzung auch Begriffe wie Lust, Wonne und Entzücken enthält.

Ich zeige dir auf den nächsten Seiten Schritt für Schritt, wie du nach und nach all das loswirst, was dir nicht nützt und dich nicht zufriedenstellt, und wie du dafür mehr und mehr all das in dein Leben holst, was dir Freude, Kraft und Vergnügen bringt.

Sehr gute Dinge passieren, wenn du lernst, wirklich zu wollen, anzunehmen was dir zusteht, und wann du dich gut fühlst. Lass mich dir den Weg zeigen.

WAS DU AUS DIESEM KAPITEL MITNEHMEN KANNST

•Viele Frauen leben bis heute in der Selbstausbeutung und Selbstaufopferung, weil es ihnen an guten Vorbildern fehlt, ihre Rechte und Freiheiten zu nutzen und zu genießen.

•Frauen haben eine höhere Tendenz zum Selbstzweifel und zum „Sich selbst klein machen“ als Männer.

•Es ist eine männliche Welt mit männlichen Regeln und männlichen Prinzipien, in der wir gleichberechtigt sein und bestehen wollen.