Atem Körper Bewusstsein - Bernd Trusheim - E-Book

Atem Körper Bewusstsein E-Book

Bernd Trusheim

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Beschreibung

Die Atmung ist die wichtigste Funktion des Menschen. Es gibt keine andere Organfunktion, die so eng mit körperlichen, emotionalen und mentalen Prozessen verknüpft ist, wie die Atmung. Deshalb bildet sie in allen körperlichen, mentalen und psychischen Therapien und Coachings eine zentrale Schlüsselrolle. Bewusst zu atmen ist das Tor zur Achtsamkeit und die Verankerung im Hier und Jetzt. Eine tiefe Erfahrung die zentriert und heilt. Dieses Buch ist Fachbuch und Ratgeber zugleich. Es wendet sich an gesundheitsinteressierte Menschen als auch Fachleute in beratenden, helfenden und therapeutischen Berufen. Mit vielen praktischen Übungen.

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Alle Leser:Innen des Buches spreche ich in persönlicher Du-Form an. Dabei verwende ich aus Zeitgründen die herkömmliche allgemeine mas kuline Sprachgrammatik. Dennoch sind alle Geschlechter gemeint.

Inhalt

Vorwort

Atem Körper Bewusstsein

Du hst nur diesen einen Körper in diesem Leben. Er ist dein Schiff durch dieses Leben. Und darin enthalten sind alle deine Sinne. Diese Sinne haben sich seit unzähligen Jahrtausenden der Evolution zum Überleben in deinem Steinzeitkörper immer weiter ausgebildet. Sinneswahrnehmungen machen dein Erleben erst bewusst, sie ankern Sie im „Hier und Jetzt". Sinne sind analog und können nur analog trainiert werden. Doch werden diese Sinne in einer zunehmend digitalisierten Welt noch wirklich gebraucht oder verkümmern sie in dramatischer Weise? Und was bedeutet dies für die eigene Gesundheit und die Bewältigung der Herausforderungen in einer sich rapide verändernden Welt? Schärfe deine Sinne. Werde wacher. Dazu brauchst du eine Bewusstheit, eine tiefe Impulswahrnehmung für das, was deiner Seele und deinem Körper gut tut. Um ein Körperbewusstsein zu entwickeln, fange doch gleich bei der allerwichtigsten Lebensfunktion an: Bewusster zu atmen. Atme wieder auf, atme wieder durch! Mach deinem Herzen Luft! Die Atmung ist nicht nur die zentrale Lebensfunktion des Menschen, sondern innerlich auch die größte Organfunktion. Es gibt keine andere Organfunktion, die gleichzeitig so eng mit körperlichen, emotionalen und mentalen Prozessen vernetzt ist, wie die Atmung! Deshalb bildet sie in allen körperlichen, mentalen und seelischen Therapien und Coachings eine zentrale Schlüsselrolle!

Neben den Grundlagen über die Atmung in Teil 1 des Buches und einer ersten Praxis bewusster zu atmen, erfährst du in Teil 2, wie du durch bewusstes Atmen im Alltag zu mehr Achtsamkeit, Ruhe und Gelassenheit finden, wichtige „existentielle" Körperkompetenzen entwickeln, deine Körpersprache und dein Bewusstsein entscheidend erweitern kannst. Auch zur Heilungsunterstützung von Störungen und Krankheiten ist die bewusste Atmung von unschätzbarem Wert. Gleichzeitig ist sie der Schlüssel zu einem Erfahrungswissen und Erfahrungsspeicher, zur Intuition und zu Instinkten, die weit über das kleine logische Denken hinausgehen, aber für das Leben und Überleben sowie für wichtige Entscheidungen von großer Bedeutung sind. Hierüber findest du im BEAP, dem bewusstseinserweiternden Atemprozess, eine erste Einführung und Anregung.

Bewusst atmen ist wie ein neues Leben gewinnen

Das Leben atmen

Atem ist Leben. Je erfüllter du das Leben lebst, desto intensiver atmest du. Kennst du das Gefühl, nicht mehr richtig zu leben, nicht mehr am Leben teilzunehmen? Wenn Probleme, Krankheit, Ereignisse und Herausforderungen dich zu erdrücken scheinen? Wir alle gelangen früher oder später einmal in solche Situationen, die von uns mehr abverlangen, als wir uns je vorstellen können. Wir ringen nach Luft, Licht, Freiheit, Lösungen. Dieser Zustand ist für uns emotional unerträglich. Wir suchen und kämpfen, verkrampfen uns in Gedanken und Körper. Und wir müssen durch dieses Schlachtfeld hindurchgehen, durch diesen Tunnel wandern, auch wenn noch kein Licht am Ende zu sehen ist. Das ist erschütternd und tragisch, aber menschlich. In einer solchen Phase sind wir in Atem gehalten, atmen kaum mehr richtig ein und aus, ja manchmal fast atemlos, immer in Furcht und Anspannung, was noch Schlimmeres folgen könnte. Aufatmen ist ein Fremdwort geworden. Wenn wir dennoch darin bewusst sind und bleiben, nicht vollkommen von Psychopharmaka, Alkohol und Drogen abhängig sind, wird der Kampf irgendwann enden und wir werden andere Lösungen und Türen finden, die uns wieder in die Balance und Wesenskraft zurückbringen. Ein Weg ist der Atem.

Bewusst zu atmen ist der direkte Weg, sich im Hier und Jetzt zu verankern

Unterbreche für einen Moment das Lesen und Denken. Jetzt. Tue es jetzt, um auf einer tieferen Ebene zu verstehen, was ich meine.

Setzen dich aufrecht mit dem Po an den Stuhlrand. Schließe die Augen. Atme durch die Nase ganz bewusst ein und durch die geschlossenen Lippen auf einem weichen „bfffff" sanft und lange aus. Fünf Atemzüge lang. Anschließend rekel, dehn und strecke dich ausgiebig in den Raum hinein. Spürst du jetzt die körperlichen Veränderungen? Und das mit einer solchen minimalen Übung!

Was hast du getan? Du bist für einen kleinen Moment in die Gegenwart gedriftet, ins Hier und Jetzt! Du hast die Routine deiner Gedanken und körperlichen Verfestigung für einen kleinen Moment gesprengt. du bist ins Tun gekommen. Jetzt! Nicht in die Gedanken, sondern in deinen Körper und in deine Atmung. Jetzt. Und in dem Augenblick nach dem Dehnen und Rekeln musstest plötzlich tiefer durchatmen. In diesem unmittelbaren Moment fühltest du dich lebendiger. Einen Anker ins Jetzt setzen: Den Körper wahrnehmen. Wenn wir es nicht hin und wieder tun, bleiben wir nur in unserer Gedankenwelt stecken, sind aber nicht wirklich hier präsent. Die Gedanken kreisen ununterbrochen in der Vergangenheit oder in der Zukunft, in Erinnerungen, in Interpretationen oder Spekulationen ‒ sie wollen dauernd etwas anderes, sofortige Lösungen und kein Warten. Um in eine Gedankenordnung, eine Gedankenruhe oder in ein wirklich freies Fließen der Gedanken zu finden, brauchen wir als Ausgleich die Verankerung im Körper, die Erspürung des Körpers. Wenn du in jeder Stunde für nur ein bis zwei Minuten den Alltagstrott und die Routine unterbrichst, insbesondere das ständige Denken, wirst du eine vollkommen neue Lebensqualität entdecken. Du wirst automatisch präsenter, klarer. Dies ist insbesondere für Problemlösungsprozesse absolut notwendig und sehr erfolgreich ‒ die Gedanken zur Ruhe kommen zu lassen. Dann wird das, was zwischen den Worten ist, spürbar: das Leerzeichen, die Leere, die Pause. Es ist das Weiß auf diesem Blatt oder Bildschirm. Der Hintergrund. Vielleicht würden das einige Leute als das Nichts bezeichnen. Viele Menschen haben Angst vor der Stille, der Leere. Aber sie ist der Urgrund für jegliches Leben, für Inspiration, Ideen und neue Schöpferkraft. Jeder weiß, wie wichtig der Schlaf nachts für uns ist. Würdest du gar nicht mehr schlafen, würdest du schwere Nerven- und Kreislaufschäden bekommen und innerhalb weniger Tage sterben. Du bist ständig eingebunden in Einatem, Ausatem und auch in Atempausen. Es ist diese Polarität, die dir Leben ja erst begreifbar und damit bewusst werden lässt. Je einseitiger du jedoch an einem Pol des Lebens festhältst, desto mehr verkrampfst du in Gedanken und Körper. Das ist der pure Stress. Du kannst nicht nur einatmen. Du mußt auch ausatmen. Das ist Gesetz. Laß darum den anderen Pol schneller, öfter und wirksamer in dein Leben hinein. Damit du dich „ganz“ fühlst! Für einige Momente, mehr Momente und vielleicht noch mehr Momente. Es bleiben Momente. Du kannst diese Momente nicht konservieren und festhalten. Sie werden Sie wieder verlieren. Auch das ist Gesetz. Aber es sind die Momente, in denen du sich vollkommen fühlst, angeschlossen an das Leben. Genau in diesen Momenten erfahrst du eine Fülle und Tiefe des Lebens, in der du Erkenntnis und seelisch Frieden findest. Und wahre Erkenntnis macht dich reif und fit für das Leben! Die Atmung spielt hier die Schlüsselfunktion. Sie ist das Werkzeug, mit dem du dich zentrieren kannst ‒ mental, körperlich und seelisch. Ich lade dich hier ein, dieses wunderbare Werkzeug für deine Gesundheit, dein inneres Wachstum und deine innere Balance zu nutzen. Es wird dich um ein Vielfaches bereichern.

Aufatmen ‒ die zentrale Kraft in der Mitte des Seins

Atem ist Leben! Ohne Nahrung kannst du einige Wochen überleben, ohne Flüssigkeit einige Tage, ohne zu atmen jedoch nur wenige Minuten. Die Atmung ist darum mit Abstand die wichtigste Lebensfunktion. Das Wissen um die Heilkraft des Atmens ist bereits jahrtausendealt. In einer Zeit, in der immer mehr Menschen „in Atem gehalten“ sind bzw. sich in Atem halten lassen, ist es wichtig, wieder gut „frei aufzuatmen“ und frei durchzuatmen. Denn wer über „einen langen Atem“ verfügt und manche Dinge „in einem Atemzug“ erledigen kann, verfügt über Gelassenheit, Ausdauer und Kraft. Der Schlüssel zum Leben liegt in der Qualität der Atmung, nicht unbedingt in der Quantität. Die Art und Weise, wie du atmest und das wichtigste Lebensmittel Luft, hier Sauerstoff, aufnimmst und verwertest, entscheidet über dein körperliches, mentales und seelisches Befinden. 16mal in der Minute und bis zu 26.000 Male am Tag holst du Luft ‒ atmest du ein und aus. Dabei kommunizierst du mit der Außenwelt auf einer Lungenoberfläche, den Lungenbläschen von 80 bis 120 qm. Das ist ungefähr die Größe eines Badminton- oder Tennisfeldes für Einzel. Wenn du diese wichtigste Lebensfunktion nur um 10% verbessern, atmest du in einem Jahr etwa 430.000 Liter mehr Luft ein und aus ‒ das ist das Volumen eines Heißluftballons, das dir mehr zur Verfügung steht!

Im Anfang war der Atem

1. Verbesserung der Zellstofftätigkeit

Der Sauerstoff ist der Zündstoff für jegliche Zellstofftätigkeit. Sauerstoff hält deine Lebensflamme am Brennen. Durch die Atmung wird das Sauerstoffversorgungssystem und der Kohlensäurespiegel reguliert, die Ionenkonzentration im Körper und damit die gesamte Stoffwechselanlage beeinflusst. Wie bei einer brennenden Kerze, der man eine Glasglocke überstülpt, erstickt auch deine Zellstofftätigkeit, wenn du zu flach und zu wenig atmest. Eine zweistündige Wanderung an frischer Luft wirk sofort belebend auf deinen Stoffwechsel und deine Gedanken. In den Sommermonaten verschwinden viele Krankheiten, weil die Menschen besser und mehr atmen. Eine bessere Sauerstoffversorgung kann sehr viele Krankheiten heilen oder zumindest den Gesundungsprozess günstig beeinflussen. Sauerstoff wirkt Wunder und hat reinigende Wirkungen. Häng beispielsweise einen schlecht riechenden Pullover, den du auf einer rauchvollen Party oder in Küchenausdünstungen getragen hast, zwei Tage in den frischen Wind und Sonne. Anschließend wirst du feststellen, dass fast alle Gerüche neutralisiert wurden und der Pullover fast frisch riecht. Wissenschaftliche Studien aus der Weltraumforschung haben bewiesen, dass die Mitochondrien, die Kraftwerke der Zellen, sich bei tiefem Atmen schneller regenerieren, was letzten Endes verjüngend auf die einzelne Zelle wirkt und deren Arbeitsleistung günstig beeinflusst.

2. Dynamisierung des Kreislaufs

Kennst du die Redewendung „sich dem Herzen Luft machen“? Das scheint eine ungeheure Erleichterung zu sein, wenn man es denn tut. Kreislaufdynamisch hängt nämlich die Atmung eng mit der Herzarbeit, dem Körper- und Lungenkreislauf zusammen. Im kleinen Kreislauf ‒ Lungenkreislauf nur im Brustkorb ‒ wird das mit Sauerstoff angereicherte Blut von der Lunge zum Herzen transportiert und das verbrauchte Blut vom Herzen zurück zur Lunge. Im großen Kreislauf wird das ankommende sauerstoffreiche Blut vom Herzen über die Adern bis zu den entlegensten Körperzellen transportiert und umgekehrt das verbrauchte Blut über die Venen zurück zum Herzen transportiert. Zu hoher oder niedriger Blutdruck sowie die Vorsorge und Nachsorge von Herzerkrankungen können mit atemtherapeutischen Maßnahmen zu einem großen Anteil günstig beeinflusst werden. Die Zwerchfellbewegung beeinflusst nicht nur die Herzelastizität und den Herzschlag, sondern hat bei der Rückführung sauerstoffarmen Blutes aus dem Unterleib zum Herzen eine wichtige Hilfsfunktion.

3. Aktivierende Massage aller inneren Organe

Der wichtigste Atemmuskel ‒ das Zwerchfell ‒ ist dein größter und fleißigster innerer Masseur. Es sitzt genau horizontal in der Mitte des Rumpfes, nämlich zwischen Brustkorb und Bauchraum. Mit der auf- und absteigenden Bewegung dieses Muskels bei jedem Atemzug ( ca. 26.000 ‒ 28000mal am Tag) werden alle inneren Organe sowie Anteile Ihres Muskel-, Sehnen- und Bänderapparates mehr oder weniger gedrückt, verschoben und wieder gelöst. Dies wirkt wie eine innere Massage. Alle Organe erhalten bei einer effektiven Atembewegung lebenswichtige Reize zur besseren Durchblutung und Funktion. Kein anderer Masseur auf dieser Welt könnte für Sie eine solche Leistung ein Leben lang erbringen. Nehmen wir z.B. die Nieren: Sie werden durch die Bewegung des Zwerchfells nach unten gedrückt, senken sich bei der Einatmung ca. 1,5 cm ab und legen dieselbe Strecke bei der Ausatmung in entgegengesetzter Richtung wieder zurück. Das sind pro Atemzug ca. 3 cm. Nehmen wir die 3 cm x 25.000 Atemzyklen, so werden die Nieren um 75.000 cm oder 750 Meter pro Tag bewegt. Kannst du dir nun vorstellen, wie auch alle anderen Bauchorgane durch die Atembewegung entsprechend massiert werden und so lebenswichtige Reize empfangen? Das Zwerchfell ähnelt im Aussehen einer Quelle, die in der Mitte Ihres Körpers entspringt (S. →).

4. Verbesserung des Gefühlserlebens

Hast du schon einmal bemerkt, wie verschiedenartig du atmest, je nachdem in welcher Stimmung du gerade bist ‒ ob angespannt, deprimiert oder voller Unternehmungslust? Die Häufigkeit, die Tiefe und das Tempo deiner Atemzüge verändern sich mit der Stimmung. Doch das funktioniert auch umgekehrt: Mit bewusstem Atmen kannst du deine Stimmung und deinen Energiezustand steuern. Je nachdem, wie tief du atmest, steht deinem Körper viel oder wenig Sauerstoff zur Verfügung ‒ und das hat Einfluss darauf, wie du dich fühlst.

5. Verbesserung von Stimme und Sprache

An der Stimme eines Menschen ist sofort zu erkennen, in welcher „Stimmung" er sich befindet und wie er atmet. Wie stark die Stimme mit der Persönlichkeit verbunden ist, zeigt auch das Wort „Persona". Es kommt aus dem Lateinischen „personare" =„durchtönen". Die Atmung und Stimme sind auf das engste miteinander verbunden. Deswegen ist eine vollständige, richtige Atmungsweise Grundvoraussetzung für gutes Sprechen und Singen. Beim Sprechen vollzieht das Zwerchfell einen vielfältigen stürmischen Wechsel in seinen Muskelanspannungen. Es stellt sich aber auch gleichzeitig auf die Bewegungsabläufe an den Stimmbändern ein. Es regelt die Luftabgabe beim Sprechen, wirkt bei der Gestaltung der Tongebung, Tonhöhe, Tonstärke und Melodie mit. Andererseits wird gerade durch die Pflege der Sprache und des Gesangs das Zwerchfell ausgebildet. Der ökonomische Luftverbrauch spielt bei Atem- und Stimmgebung eine besondere Rolle. So ist die Qualität eines Tones nicht abhängig von viel Atemluft, sondern vielmehr davon, dass die vorhandene Luft optimal in Schwingung versetzt wird. Da reicht einer Lerche eine winzige Menge Luft im Brustkorb sogar während des Fluges noch aus, um ihre Stimme weit oben in der Luft erschallen zu lassen.

6. Atmung als Brücke zwischen Bewusstsein und Unterbewusstsein

Das Ziel vieler Methoden und Forschungen zur Persönlichkeitsentwicklung des Menschen besteht darin, die versteckten unbewussten Potenziale des Menschen sowie seine kreativen Ressourcen zu entdecken und sinnvoll zu fördern. Die Intuition, das Wissen, das sich aus jahrtausenderalter Erfahrung des Menschen speichert, rückt immer mehr in den Mittelpunkt der Forschung. Die Atmung könnte hier eine Schlüsselrolle spielen. Denn sie wird von zwei verschiedenen Nerven-systemen gesteuert. Vorwiegend über das Vegetative Nervensystem oder auch als Autonomes Nervensystem bezeichnet, welches die gesamte Tätigkeit der Organe steuert. Aber gleichzeitig kann es auch von dem Zentralen Nervensystem geleitet werden, welches für unsere bewusste Motorik zuständig ist. Das bedeutet, Du kannst die Atmung zum Teil willentlich steuern, z.B. durch Luft anhalten, verschiedene Atemtechniken etc. Gleichzeitig kannst du bewusst erleben, wie deine Atmung von selbst geschieht, d.h. du kannst spüren, wie „es“ atmet. Dies ist einmalig. Und dies gibt es bei keiner anderen Organfunktion. Mit Ihrem Herzen gelingt das nicht. Das kannst du nicht willentlich anhalten. Es wäre auch lebensgefährlich. Die Atmung ist die größte ununterbrochene Bewegung in unserem Organismus. Tag und Nacht. Wenn wir einen besseren Zugang zu unserer Atmung bekommen, spüren wir, was sich da bewegt. Wir erhalten Einblick in das „ES“. Denn ES atmet, ob wir nun daran denken oder nicht, solange wir leben. Im Sensitiven Atemtraining, Autogenen Training, im MBSR (mindfull based stress relaxion), Sensory Awareness, Feldenkraisarbeit, Zen und Vipassana-Yoga wird diese Bewusstheit für Atemvorgänge trainiert. Die Atmung bildet somit die Brücke zwischen Bewusstem und Unbewusstem, zwischen Innen und Außen, zwischen Kopf und Bauch. Weiterführende Informationen findest du auch im Kapitel „BEAP ‒ Bewusstseinserweiternder Atemprozess" auf S. →.

7. Verbesserung der mentalen Fähigkeiten

Wenn du dich wie „benebelt" fühlst oder „Dinge einfach nicht auf die Reihe bekommst", liegt das nicht selten an einer eingeschränkten und ineffektiven Atmungsweise und möglicherweise auch an schlechter Luft. Unsere Hirntätigkeit reagiert auf Sauerstoffmangel sehr empfindlich. Einige Minuten ohne Sauerstoff lassen zuerst die Hirnfunktionen absterben und können dann schlimmstenfalls zu einer körperlichen oder geistigen Behinderung führen. Über die Atemwege selbst wird das Gehirn teilweise direkt berührt und angeregt. Am höchsten Punkt des Atemweges, nämlich am Ende des oberen Nasengangs, sind die austretenden Riechnerven, der Riechkolben zu finden. Dort erkennen 25 Millionen Riechzellen bis zu 10.000 Düfte. 80% unseres Geschmacks werden hierüber gebildet. Intensives Riechen fördert die Atemspannung und Atemkonzentration. Siehe auch „Einen guten Riecher haben" S. →. Dicht über dem Riechkolben liegt der vordere Stirnlappen mit den Regionen für motorisches Sprachzentrum, Gedächtnis, Bewusstsein, Verhalten und Emotion. Inzwischen hat die Forschung gezeigt, dass die dem Riechen zugrundeliegenden neuronalen Strukturen nicht als Zentrum ausgebildet sind, sondern dass Nervenzellverbände auf verschiedenen Ebenen der Gehirnorganisation zu den Verarbeitungs- und Wahrnehmungsleistungen des Ge