Atlan 1: Das galaktische Syndikat - K.H. Scheer - E-Book

Atlan 1: Das galaktische Syndikat E-Book

K.H. Scheer

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Beschreibung

Sie sind Spezialisten der United Stars Organisation - und sie handeln im Auftrag der Menschheit Die United Stars Organisation, kurz USO genannt, ist zur galaktischen Feuerwehr und Eingreifreserve des Solaren Imperiums der Menschheit geworden. Zur Zeit ihrer Gründung - es war im Jahre 2115 terranischer Zeitrechnung, als die Galaktische Allianz noch bestand - fungierte sie als überregionale Schutzmacht für alle humanoiden Völker der Galaxis. Doch inzwischen - man schreibt das Datum Juli 2406 - hat USO-Gründer Atlan, Lordadmiral und Ex-Imperator des Arkonidenreiches, seine weitgespannten Pläne revidieren müssen. Sein Freund Perry Rhodan, der das Solare Imperium leitet, braucht dringend alle Hilfe, die die USO leisten kann. Es gilt, die von vielen Seiten bedrohte Menschheit vor Anschlägen aus dem Kosmos zu schützen. Und so mobilisiert der unsterbliche Arkonide, der vor rund zehntausend Jahren den Untergang des alten Atlantis miterlebte und danach den Überlebenden der Weltkatastrophe zu einem neuen Aufstieg verhalf, seine mächtige interstellare Organisation. Ausgewählte USO-Spezialisten handeln im Auftrag der Menschheit und werden eingesetzt im Kampf gegen DAS GALAKTISCHE SYNDIKAT ...

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Nr. 1

Das galaktische Syndikat

Sie sind Spezialisten der United Stars Organisation – und sie handeln im Auftrag der Menschheit

von K. H. Scheer

Die United Stars Organisation, kurz USO genannt, ist zur galaktischen Feuerwehr und Eingreifreserve des Solaren Imperiums der Menschheit geworden.

Zur Zeit ihrer Gründung – es war im Jahre 2115 terranischer Zeitrechnung, als die Galaktische Allianz noch bestand – fungierte sie als überregionale Schutzmacht für alle humanoiden Völker der Galaxis.

Doch inzwischen – man schreibt das Datum Juli 2406 – hat USO-Gründer Atlan, Lordadmiral und Ex-Imperator des Arkonidenreiches, seine weitgespannten Pläne revidieren müssen. Sein Freund Perry Rhodan, der das Solare Imperium leitet, braucht dringend alle Hilfe, die die USO leisten kann.

Es gilt, die von vielen Seiten bedrohte Menschheit vor Anschlägen aus dem Kosmos zu schützen. Und so mobilisiert der unsterbliche Arkonide, der vor rund zehntausend Jahren den Untergang des alten Atlantis miterlebte und danach den Überlebenden der Weltkatastrophe zu einem neuen Aufstieg verhalf, seine mächtige interstellare Organisation.

Die Hauptpersonen des Romans

Atlan – Lordadmiral und Chef der United Stars Organisation.

Ronald Tekener – Oberstleutnant und Spezialist der USO.

Sinclair Marout Kennon – Ein genialer Kosmokriminalist.

Irna Irsata – Ronald Tekeners angebliche Gattin.

Nurat Sasiner – Generalzahlmeister der Solaren Flotte.

Ehret Jammun – Neuer Chef des »Staatlichen Wohlfahrtsdienstes« von Lepso.

Larsat-Orn – Angehöriger des Báalol-Kultes und des galaktischen Syndikats.

Haj Resec

1.

Auszug aus der Geschichte der USO

... wurde nach dem Zusammenbruch der Galaktischen Allianz die bislang als überparteilich geltende United Stars Organisation (USO) aus dem Verband der galaktischen Großmächte herausgelöst und für die terranischen Interessen eingesetzt.

Diese sowohl politisch als auch militärisch folgenschwere Entscheidung wird von der Geschichtsschreibung als Meisterwerk des Großadministrators Perry Rhodan (Aktivatorträger) und des ehemaligen Arkonidenimperators Atlan (Aktivatorträger) bewertet.

Die USO, am 1. Juli 2115 von Imperator Atlan gegründet, war in der glücklichen Lage, finanziell und militärisch unabhängig zu sein. Atlan, nunmehr Regierender Lordadmiral der USO, war es vor seiner Abdankung als Imperator des zerfallenden Arkonidenreiches gelungen, zahlreiche finanzstarke Planeten einbringen zu können.

Im Juli 2406, etwa dreihundert Jahre nach der Gründung der USO, war der Ruf dieser Organisation als »Galaktische Feuerwehr« stärker denn je gefestigt. Es kann kein Zweifel daran bestehen, dass die USO im Verlauf der galaktopolitischen Großraumentwicklung mehr und mehr zugunsten des Solaren Imperiums handelte.

Die ursprünglich strikt militärisch orientierte USO wurde in ihrer Tätigkeit auf die Bekämpfung jener innen- und außenpolitischen Schwierigkeiten ausgerichtet, die weder zur Operationsplanung der Solaren Flotte noch zum Einsatzprogramm der Solaren Abwehr gehörten.

In den Jahren des beginnenden 25. Jahrhunderts entstand der Begriff der »Verlagerten Front«.

Großadministrator Perry Rhodan war gezwungen worden, die militärischen und wirtschaftlichen Kräfte des Imperiums voll und ganz zur Bekämpfung der Meister der Insel einzusetzen. Die Haushaltsplanung des Imperiums wies mit Datum vom 15. Januar 2405 bereits eine Verschuldung in Höhe von acht Billionen Solar auf.

Die Ereignisse im Raumgebiet des Andromedanebels hatten sich als das kostspieligste Unternehmen erwiesen, das von Menschen je durchgeführt worden war.

In jenen Tagen waren auch die geschulten Kräfte der Solaren Abwehr, darunter vordringlich die Mitglieder des Mutantenkorps, weit über das übliche Maß hinaus beansprucht. Sie standen in der Heimatgalaxis nicht zur Verfügung.

Lordadmiral Atlan erklärte sich bereit, die innerhalb des Solaren Imperiums und im Großraumgebiet der Milchstraße entstehenden anarchistischen Bewegungen mit der USO zu bekämpfen und die anfallenden Kosten zu übernehmen.

Zahlreiche galaktische Interessengruppen, darunter Großmächte wie die Akonen, Galaktischen Händler, Antis, Aras und etwa dreitausend andere Völker, die überwiegend aus dem zerfallenen Arkonidenreich hervorgegangen waren, versuchten, die Schwierigkeiten des Solaren Imperiums für ihre Zwecke nutzbar zu machen.

Zu diesen Schwierigkeiten kamen noch überraschend viele Revolten auf terranischen Entwicklungsplaneten oder auf bereits autark gewordenen Siedlungswelten hinzu.

Es wurde versucht, die vertraglich vereinbarten Rechte der Mutterwelt Terra zu schmälern, die Handelsbeziehungen zu revolutionieren, staatliche Schuldenlasten gegenüber Terra zu annullieren und diktatorische Regierungsformen mit stark gelockerten Sitten und freiheitsbeschränkenden Gesetzen einzuführen.

Es gehörte ab Januar 2405 zu den vordringlichsten Aufgaben der USO-Spezialisten, solche Bestrebungen im Keime zu ersticken und somit die »Verlagerte Front« zu stabilisieren. Die schlagkräftige Solare Flotte befand sich zu dieser Zeit im entscheidenden Abwehrkampf gegen die Meister der Insel, etwa eineinhalb Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt.

Im Januar 2406 näherten sich die Ereignisse innerhalb des Andromedanebels ihrem Höhepunkt. Das Imperium stand an der Schwelle des Ruins. Den Verantwortlichen war klargeworden, dass es sich die Menschheit nicht länger erlauben konnte, einen Abwehrkrieg zu führen, der in wenigen Monaten zu einer Inflation führen musste.

Der Großadministrator schloss daher mit den nichtmenschlichen Maahks einen Bündnis- und Nichtangriffspakt, mit dem Ziel, die massierten Streitkräfte der Solaren Flotte aus dem Andromedanebel zurückziehen zu können.

Dieser Entschluss sollte sich als glückliche Lösung erweisen. Schon die Einstellung der eminent kostspieligen Nachschubbrücke zu Andromeda entlastete den Haushalt des Imperiums in solchen Maßen, dass die drohende Geldentwertung in letzter Minute abgewendet werden konnte.

Ehe die Flotten jedoch in die Galaxis zurückkehrten und die ausgebildeten Kräfte des Geheimdienstes wieder in die Politik der Galaxis eingeschaltet werden konnten, führte die USO bereits einen erbitterten Abwehrkampf weit im Rücken der kämpfenden Verbände.

Innerhalb der Milchstraße war ein neuer Faktor erkennbar geworden, den zu missachten sicherlich zur Aufsplitterung der Vereinten Menschheit geführt hätte.

Die chaotischen Zustände auf vielen Planeten des Imperiums hatten ihren Höhepunkt erreicht. Finanzstarke Interessengruppen kämpften mit unlauteren Mitteln um die Vormachtstellung in der Galaxis. Das galaktische Verbrecherunwesen, im Verlauf des vorangegangenen Jahrhunderts bereits als Anachronismus eingestuft, entstand in neuer Blüte.

Die Zug um Zug heimkehrenden Verbände der Solaren Flotte waren dagegen machtlos. Der neue Gegner bevorzugte die Anonymität.

Zu jener Zeit wurde von USO-Spezialisten ein Galaktisches Syndikat mit der bislang noch ungeklärten Bezeichnung Condos Vasac entdeckt.

Niemals zuvor war eine Organisation mit derartigen Machtmitteln aufgetaucht. Fest stand nur, dass die Condos Vasac keinesfalls mit jenen gesetzwidrigen Verbindungen zu vergleichen war, die schon zu früheren Zeiten versucht hatten, den illegalen Handel mit völliger Umgehung der Zollabkommen zu forcieren.

Die Condos Vasac entpuppte sich in kürzester Frist als galaxisumspannende Organisation, deren Zielsetzung nicht nur im mühelosen Gewinn bestand. Die unbekannten Machthaber des Galaktischen Syndikats besaßen von Anfang an die wohlwollende Unterstützung verschiedener Großmächte, denen es in offener Auseinandersetzung nicht gelungen war, das Gefüge des Solaren Imperiums zu erschüttern.

So entwickelte sich eine politisch und militärisch orientierte Bewegung, deren Bestrebungen weit über das Maß der bekannten Handelsvergehen, Gewaltverbrechen und Rauschgiftdelikte hinausgingen.

Seit Juli 2406 hatte die USO einen neuen Gegner gefunden. Er wirkte im Schatten unbekannter Machthaber, verfügte über enorme finanzielle Mittel, eigene Raumschiffverbände und über Geheimplaneten, auf denen nicht nur illegal gehandelt, sondern auch wissenschaftlich gearbeitet wurde.

Die Condos Vasac wurde zum Gegner Nummer eins innerhalb der »Verlagerten Front«. Am 21. Juli 2406 erhielt Lordadmiral Atlan die ersten Anhaltspunkte. Sie waren derart folgenschwer, dass die militärische Überlegenheit der Solaren Flotte über Nacht in Frage gestellt war.

Brennpunkt aller Geschehnisse schien der intergalaktische Freihandelsplanet Lepso zu sein, dritte Welt der Sonne Firing.

(Anm.: Sonderspeicher SolAb-LUNA-NATHAN, STRENG GEHEIM, Datenabruf nur mit Genehmigung Chef SolAb, Betr. Angriff Solare Flotte auf Lepso im März 2103.)

Lordadmiral Atlan sah sich gezwungen, die hervorragendsten Kräfte der USO gegen die Condos Vasac einzusetzen. Die ersten Männer, die jemals mit der CV in engeren Kontakt traten, waren die beiden von Geheimnissen umwitterten Spezialisten Oberstleutnant Ronald Tekener und Major Sinclair Marout Kennon.

Das Angebot der Solaren Abwehr, Mutanten des Sonderkorps einzusetzen, wurde von Atlan abgelehnt. Durch die Tätigkeit zahlreicher USO-Spezialisten auf Lepso lag der Verdacht nahe, dass die Machthaber der Freihandelswelt seit langem über jedes Mitglied des terranischen Mutantenkorps informiert waren.

Der Kampf an der »Verlagerten Front« musste ohne die bewährten Kräfte des Imperiums geführt werden. Zu jener Zeit entstand unter den Männern und Frauen der USO ein Sprichwort, das seine erschreckende Bedeutung nicht mehr verlieren sollte. Es lautete: Alle Wege führen nach Lepso ...

2.

Persönlicher Situationsbericht Lordadmiral Atlan

Ein Bildschirm leuchtete auf. Der Oberkörper eines weißgekleideten Mannes wurde erkennbar. Es war der diensthabende Arzt der Soforthilfestation XI-B von Quinto-Center, dem Hauptquartier der USO.

»Sir, ich muss doch entschieden zu bedenken geben, dass Oberst Mobirase nur notdürftig behandelt werden konnte. Wenn Ihre Besprechung noch länger dauert, sehe ich mich gezwungen, Sie bei allem schuldigen Respekt an meine Dienstvorschriften und überdies an meine ärztlichen Pflichten zu erinnern. Ich bitte um Entschuldigung, Sir, aber ...!«

Der Diensthabende breitete bedauernd die Hände aus. Er war ein junger Mann, sogar ein sehr junger Mann. Es fiel ihm offenbar nicht leicht, den Oberbefehlshaber der USO in dieser Form zu ermahnen. Die auf seiner Stirn perlenden Schweißtropfen waren auf dem farbigen 3-D-Bild nicht zu übersehen. Wahrscheinlich hatten ihn seine Kollegen beschworen, auf keinen Fall anzurufen. Sicherlich hatte man ihn auch darauf aufmerksam gemacht, dass die Unterbrechung einer wichtigen Geheimkonferenz nur in besonderen Ausnahmefällen gestattet war.

Quinto-Center war das Nerven- und Befehlszentrum der USO. Für einen jungen Mitarbeiter, auch wenn er diensthabender Notarzt war, bedeutete es eine große Selbstüberwindung, die ungeschriebenen Gesetze einfach zu übergehen. Er hatte es dennoch getan. Er imponierte mir.

Ich drehte den Kopf und musterte den dunkelhäutigen Mann, der vor drei Stunden mit einem Kurierboot der Solaren Flotte angekommen war. Oberst Szonan Mobirase, ein Afroterraner, fungierte seit Jahren als vertrauenswürdiger Verbindungsoffizier zwischen der Solaren Abwehr und der USO. Ich kannte ihn als klugen, seelisch ausgeglichenen Menschen von überzeugender Argumentation. Seine weißen Haare waren verschwunden. Der Schädel wurde von einem schaumig aufgesprühten Biopolplastverband bedeckt.

Die rechte Schulter und der Oberarm waren unter der zellregenerierenden Biomed-Substanz kaum noch zu erkennen. Die Kunstfaseruniform war blasig verschmort.

Szonan Mobirase war das Opfer eines technischen Versagers geworden. Meine Arbeitsräume in der großen Zentralkugel von Quinto-Center gehörten erwiesenermaßen zu den am besten abgesicherten Hauptquartieren der Galaxis. Mobirase war beim Eintritt in den Hauptkontrollraum sehr erregt gewesen. Dies hatte eine winzige Schwankung in seinem Individualdiagramm bewirkt.

Die Robotabwehr konnte die gespeicherten Daten mit den Messergebnissen nicht vereinbaren, und so hatte sie mit einem Flammstrahler das Feuer eröffnet. Mobirase war nur durch seine Reaktionsschnelligkeit und das sofortige Eingreifen des Kontrolloffiziers vor dem Tode bewahrt worden.

»Wie fühlen Sie sich, Szonan? Sie gehören tatsächlich in ein Regenerierungsbad. Die Forderungen des Arztes sind berechtigt.«

Der hochgewachsene Mann winkte mit der Linken ab. Sein Lächeln wirkte etwas verzerrt.

»Schmerzen ...?«

»Keineswegs, Sir«, beteuerte er. »Die Injektion wirkt noch. Ich werde mich schon rechtzeitig melden. Vielen Dank, Doktor. Meine Aufgabe geht vor.«

»Aber Sir, Sie haben Verbrennungen zweiten und dritten Grades erlitten.«

»Das fühle ich, Doc«, erklärte der Terraner trocken. »Sie können mich in einer halben Stunde abholen lassen.«

Der Arzt schaltete resigniert ab. Mobirase griff nach seinem Fruchtgetränk. Ich musterte ihn prüfend. Die Zeit drängte. Nicht nur wegen seiner Verbrennungen, sondern auch wegen anderer Dinge.

»Vor einigen Jahrhunderten hätte man Sie auf der Erde ein ›leichtsinniges Huhn‹ genannt, Szonan.«

Er wiegte überlegend den Kopf.

»Hmm – sicherlich nicht, Sir. Leute aus Biafra bekamen diesen Begriff wohl niemals zu hören. Bedauerlich, denn er drückt wohltuende Besorgnis aus.«

»Und die steht jedem Menschen zu, nicht wahr? «

Er lächelte erneut.

»Was heute selbstverständlich ist, war nicht immer Gegenstand der öffentlichen Meinung, nicht einmal Gegenstand einer weltweiten Diskussion. Damit wären wir aber wieder indirekt bei unserem Thema angelangt, Sir.«

Ich drückte auf einen Schaltknopf in der Lehne meines Arbeitssessels. Die Sichtabschirmung vor der großen Panzerplastwand öffnete sich. Wir konnten nun in einen vorgelagerten Saal hineinsehen. Umgekehrt war es nicht möglich.

Etwa hundert Männer und Frauen des wissenschaftlichen Internstabes waren mit der Auswertung der letzten Nachrichten beschäftigt. Es waren zumeist Mathematiker, Mathelogiker, Galaktopsychologen und Anthropologen mit verschiedenen Fachrichtungen.

Das gedämpfte Summen der Rechengehirne, das Klicken der automatischen Auswerfer und Übermittlungsschaltungen wurde von der Kontrollaufnahme in mein Arbeitszimmer übertragen. Es war ein bedrückendes Geräusch.

Ich beobachtete die huschenden Leuchtanzeigen und Diagrammschirme. Weiter rechts befand sich die Klarschriftgalerie. Wichtige Nachrichten oder Auswertungen, die einen Wahrscheinlichkeitskoeffizienten von mehr als fünfundsiebzig Prozent besaßen, wurden direkt an mich übermittelt.

Ich dachte an einen Mann namens Kyras Tosmatil. Er war ein USO-Spezialist gewesen. Nun ruhte er auf dem Friedhof einer Pioniersiedlung, die sich auf einem Planeten im Antrus-System befand.

Antrus IV, ein hochentwickelter Planet innerhalb der Plejadengruppe, kämpfte um seine Autarkie, obwohl jedermann auf Antrus wusste, dass die gesetzlich vorgeschriebene Besiedlungsfrist von einhundert Jahren noch lange nicht abgelaufen war. Rhodans Abwesenheit und die beginnende Zerrüttung der Imperiumsfinanzen trugen bittere Früchte.

Vor drei Monaten hatten die Antruser unter Führung ihres Administrators Rayan Homend versucht, die Regierungsneuwahlen zu verhindern, von Terra abzufallen und ihre außenpolitische Autarkie zu erzwingen.

Ich hatte rechtzeitig genug von den Vorkommnissen erfahren. Mein Informant war Captain Kyras Tosmatil gewesen.

Da ich es nicht für richtig hielt, die Antruser durch das plötzliche Erscheinen einer USO-Landungsflotte über Recht oder Unrecht zu belehren, hatte ich Homer G. Adams, den Finanzminister des Solaren Imperiums, gebeten, nach Antrus IV zu fliegen und die Einheimischen an den Inhalt der Verträge zu erinnern. Homer G. Adams hatte außerdem in einer TV-Ansprache zu bedenken gegeben, in welch starkem Maße Antrus IV wirtschaftlich mit Terra verknüpft war. Der Aufbau der antrusischen Schwerindustrie hatte allein neunhundertundfünf Milliarden Solar verschlungen.

Die beginnende Revolte hatte sich von selbst erledigt; unblutig, in aller Stille.

Nur der amtierende Regierungschef hatte einen anderen Weg gewählt. Rayan Homend war heimlich mit der stattlichen Summe von acht Milliarden Solar verschwunden.

Die Nachforschungen meines Spezialistenteams wären ergebnislos verlaufen, wenn man nicht einen Hilferuf des auf Antrus II stationierten Spezialisten Kyras Tosmatil aufgefangen hätte.

Man fand ihn als Sterbenden. Tosmatil konnte keine Aussagen machen, aber es gelang ihm noch, meinem Team eine Mikrokassette auszuhändigen.

Die Auswertung der Ton- und Bildaufzeichnungen hatten den als betrügerischen Gesetzesübertreter eingestuften Administrator über Nacht zur galaktischen Schlüsselfigur erhoben.

Die Aufklärung der Tatsache, dass es Homend gelungen war, unbemerkt mit acht Milliarden Solar zu fliehen, war relativ einfach gewesen. Die Riesenunterschlagung war von langer Hand vorbereitet worden. Niemand hätte es feststellen können, wenn meine Leute nicht auf die Spur von Duplo-Banknoten gekommen wären, die sich plötzlich im Umlauf befanden.

Seit wenigen Stunden wusste ich, dass Rayan Homend das Verbrechen begangen hatte, sich achthundertfünfzig Milliarden an nachgeahmten Banknoten zu beschaffen, sie mit Hilfe der antrusischen Staatsbank in Umlauf zu bringen und bei dieser Gelegenheit acht Milliarden an echten Noten in seine Tasche zu stecken.

Mit dem Falschgeld war die antrusische Untergrundorganisation aufgebaut worden. Die noch andauernden Verhöre und Gerichtsverhandlungen bewiesen, dass Homends Mitarbeiter niemals auf die Idee gekommen waren, von ihrem Anführer betrogen zu werden.

Die Unterschlagung des echten Geldes und die Verbreitung der Duplo-Noten waren Delikte, die mich nicht sonderlich aufregen konnten. Auch Administratoren waren nur Menschen mit allen Fehlern und Schwächen.

Dann aber, nach der Auswertung des Bandes, war mir fast übel geworden. Rayan Homend war es im Verlauf seiner verantwortungsvollen Tätigkeit gelungen, das größte Geheimnis des Solaren Imperiums in seinen Besitz zu bringen. Es handelte sich um die Konstruktions- und Schaltungsunterlagen über zwei Geräte, die für die einwandfreie Funktion der terranischen Transformkanone unerlässlich waren.

Es handelte sich einmal um den Zustandswandler, der die Aufgabe hatte, innerhalb eines als Transmitter ausgebildeten Geschützverschlusses den Entmaterialisierungsvorgang einer abzustrahlenden Gigabombe auf die besonderen Gegebenheiten einer Transformwaffe auszurichten. Ohne die exakte Bildung einer hyperenergetischen Konturbildspirale war eine Wiederverstofflichung der Waffe ohne Gegenstation nicht möglich.

Um diese Wiederverstofflichung jedoch erreichen zu können, war noch ein zweites Gerät erforderlich, Zielmaterialisator genannt. Er erfüllte die Aufgabe einer Gegenstation, wie sie bei einem normalen Transmitterverkehr selbstverständlich war.

Beide Geräte waren die wichtigsten Bestandteile der terranischen Transformkanone. Sie liefen in einer hyperfrequenten Synchronschaltung, die mit der Überspielung der energetischen Konturbildspirale identisch war.

Wir wussten, dass besonders akonische Wissenschaftler seit Jahrzehnten versuchten, die wirkungsvollste Waffe der Menschheit nachzubauen. Sie waren prinzipiell am Zustandswandler und Zielmaterialisator gescheitert.

Und nun war ein antrusischer Administrator mit genau jenen Unterlagen verschwunden, die wir seit dem Friedensschluss mit den Posbis wie unseren Augapfel gehütet hatten.

Natürlich waren die auf Aprex-Band gespeicherten Daten so hochwertig verschlüsselt, wie man es von einem positronischen Gehirn überhaupt verlangen konnte. Andere Intelligenzwesen besaßen aber ebenfalls erstklassige Automaten. Es war sicherlich nur eine Frage der Zeit, bis es Rayan Homends Auftraggebern gelungen war, die terranischen Unterlagen zu dechiffrieren. Von da an hatte die Menschheit ihren wichtigsten Trumpf verloren.

Ein schrilles Läuten riss mich aus meinen Gedanken. Die Schirmgalerie jenseits meines Schalt- und Arbeitstisches leuchtete im Informationssektor auf. Das breite Gesicht eines Epsalers wurde erkennbar.

»Funkbrücksendung über USO-23 und -82, Sir. Schlüsselsymbolgruppe wird nur einmalig verwendet. Wortlaut: Falschnoten stammen aus einem tefrodischen Multiduplikator des Typs CERENY. Sondermodell zur Kopierung nichtorganischer Strukturbilder. Noten dieses Musters wurden während der MDI-Invasion auf die Währung des Imperiums überwiegend auf Außenrandwelten in Umlauf gebracht. Fünf akonische Großbanken wurden mit terranischer Duplo-Währung überschwemmt. Die Institute wurden von der GCC entschädigt. Es steht fest, dass der Flüchtling die achthundertfünfzig Milliarden aus diesen Beständen bezog. Sie wurden demnach nicht restlos vernichtet. Berechnung dieser Erkenntnis wird Quinto-Center überlassen. Ende.«

Zwei Minuten später lag die Auswertung vor. Sie erschien auf meinen Klarschriftschirmen.

Die Hauptpositronik stellte fest, Duplo-Noten in dieser Höhe hätten nur vom akonischen Energiekommando beschafft werden können. Also stand Rayan Homend mit dem akonischen Geheimdienst in Verbindung.

»Wie erwartet«, meinte Mobirase. »Homend war und ist nicht sein eigener Herr. Er schleuste die Duplo-Noten über die Staatsbank seines Planeten ein und zweigte acht Milliarden in guter Währung für seinen eigenen Bedarf ab. Eine erkleckliche Summe für einen schönen Lebensabend.«

Er deutete meinen ironischen Blick richtig.

»Meinen Sie, Szonan? Rayan Homend ist auf Lepso. Daran kann es nach unseren Ermittlungen keinen Zweifel geben. Wer aber dort mit solchen Beträgen ankommt, ist so gut wie verloren. Ich habe meine beiden besten Männer auf ihn angesetzt. Wenn sie ihn nicht innerhalb von vier Wochen finden, ist er ein toter Mann.«

Mobirase atmete schwer. Es waren nicht nur seine Verletzungen, die ihn zu Boden starren ließen. Er fuhr sich mit dem Handrücken über die Augen und wiederholte die Worte, die er vor drei Stunden schon einmal ausgesprochen hatte.

»Wer oder was ist die Condos Vasac? Wie kam Ihr verstorbener Spezialist zu diesem Begriff? Ich kenne alle möglichen galaktischen Untergrundbewegungen und verbrecherischen Verbindungen, aber von einer Condos Vasac habe ich nie gehört.