Perry Rhodan 264: Die Invasion der Toten - K.H. Scheer - E-Book

Perry Rhodan 264: Die Invasion der Toten E-Book

K.H. Scheer

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Beschreibung

Sie kehren zur Erde zurück - mehr als 50000 Jahre zu früh Auf der fernen Erde schreibt man den 20. April des Jahres 2404. Noch weiß niemand an Bord der CREST III, welche Schlußfolgerungen die geheimnisvollen Herren Andromedas aus dem überraschenden Auftauchen des terranischen Ultraschlachtschiffs in ihrem ureigensten Machtbereich ziehen. Auch Perry Rhodan ist bislang nur auf Vermutungen und Theorien angewiesen. Immerhin ist ihm und den Führungskräften der terranischen Andromeda-Expedition bereits bekannt, daß den Meistern der Insel die Position der Erde seit Urzeiten kein Geheimnis ist, denn sie oder ihre Handlanger hatten auf dem Planeten History ein Reservat eingerichtet, in dem Menschen aller Epochen zeitlos dahindämmerten. Diese Insassen des "galaktischen Zoos" wurden von den MdI durch die Aufhebung des Zeitschutzfeldes gnadenlos dem Tode überantwortet, als die terranische Expedition sich für das Schicksal der Unglücklichen zu interessieren begann. Der Planet Multika mit seiner "Menschenfabrik" war eine weitere Station des Schreckens für die Männer der CREST. Da Perry Rhodan und seine Leute selbst dem Ansturm der Duplos widerstanden, versuchen es die Herren Andromedas mit einer neuen Taktik: Sie setzen die fliegenden Fallen ein! Eine dieser Fallen - es ist das Duplikatorschiff SUSAMA - findet die Beute, die CREST wird nach Vario gelockt - und DIE INVASION DER TOTEN beginnt...

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Nr. 264

Die Invasion der Toten

Sie kehren zur Erde zurück – mehr als 50.000 Jahre zu früh

von K. H. SCHEER

Auf der fernen Erde schreibt man den 20. April des Jahres 2404.

Noch weiß niemand an Bord der CREST III, welche Schlussfolgerungen die geheimnisvollen Herren Andromedas aus dem überraschenden Auftauchen des terranischen Ultraschlachtschiffs in ihrem ureigensten Machtbereich ziehen. Auch Perry Rhodan ist bislang nur auf Vermutungen und Theorien angewiesen.

Immerhin ist ihm und den Führungskräften der terranischen Andromeda-Expedition bereits bekannt, dass den Meistern der Insel die Position der Erde seit Urzeiten kein Geheimnis ist, denn sie oder ihre Handlanger hatten auf dem Planeten History ein Reservat eingerichtet, in dem Menschen aller Epochen zeitlos dahindämmerten.

Diese Insassen des »galaktischen Zoos« wurden von den MdI durch die Aufhebung des Zeitschutzfeldes gnadenlos dem Tode überantwortet, als die terranische Expedition sich für das Schicksal der Unglücklichen zu interessieren begann.

Der Planet Multika mit seiner »Menschenfabrik« war eine weitere Station des Schreckens für die Männer der CREST.

Da Perry Rhodan und seine Leute selbst dem Ansturm der Duplos widerstanden, versuchen es die Herren Andromedas mit einer neuen Taktik: Sie setzen die fliegenden Fallen ein!

Die Hauptpersonen des Romans

Atlan – Der Arkonide begegnet seinen Vorvätern.

Perry Rhodan – Der Chef des Solaren Imperiums erfährt von der Existenz des ersten Imperiums der Menschheit.

Major Sven Henderson – Seine Korvette bleibt in der Realzeit zurück.

Joakin – Ein Duplo mit der höchsten Zuverlässigkeitsquote.

Icho Tolot – Auch Haluter sind nicht unverwundbar.

Hakhat und Tughmon – Admiräle des lemurischen Reiches.

Orghon

Prolog Atlan

... kann niemand genau sagen, warum sich Perry Rhodan nicht dazu überreden ließ, die Kreisbahn um den einzigen Planeten der blauen Riesensonne Big Blue zu verlassen, um den Heimflug anzutreten.

Ich hatte angenommen, den terranischen Großadministrator genau zu kennen. Es war ein Irrtum gewesen; oder fast ein Irrtum.

Heute, zwei Wochen nach den Ereignissen an jenem 26. April des Jahres 2404, bin ich zu der Auffassung gelangt, dass Rhodan mehr einem Gefühl, als der Logik folgte.

Die strategische und taktische Lage an diesem Tage hätte mich auf alle Fälle bewogen, die Position vor Big Blue zu ändern. Dies hätte durchaus nicht mit einer Aufgabe des großen Planes, nämlich mit der Auffindung des von uns vermuteten Andromeda-Großtransmitters, identisch zu sein brauchen. Es wäre lediglich klug gewesen, nach den Erfahrungen mit dem tefrodischen Duplikatorschiff SUSAMA das Feld zu räumen, um in aller Ruhe abzuwarten, welche Bedeutung der Verzweiflungslandung des SUSAMA-Kommandanten auf der unbekannten Welt der blauen Sonne beizumessen war.

Es mag sein, dass Rhodan besondere Theorien hatte, über die er sich niemals aussprach.

Diese handschriftlichen Notizen dienen lediglich als Erinnerungsstütze. Ich werde jede freie Minute benutzen, um sie zu vervollständigen. Unter Umständen wird dieser unheimliche Kampf zu unseren Ungunsten ausschlagen. Da die Erfahrung lehrt, dass elektronische Bandaufzeichnungen durch verschiedenartige Ursachen verlorengehen können, greife ich auf die alte Methode der Aufzeichnung zurück. Vielleicht wird es eines Tages notwendig sein, sie zu Rate zu ziehen, obwohl ich mir augenblicklich noch nicht vorstellen kann, wer sich in sie vertiefen sollte.

Mir bleibt nur noch die Hoffnung, unsere Gegner eines Tages leibhaftig anzutreffen und sie vor die Energiekanonen der CREST III zu zwingen. In diesem Falle könnte eine Entscheidung herbeigeführt werden. Ich schätze unsere Chancen fünfzig zu fünfzig ein; denn es ist sicher, dass es ein Vernichtungsinstrument wie das Ultraschlachtschiff CREST III noch niemals gegeben hat. Wahrscheinlich werden Giganten dieser Art auch nur von Terranern gebaut. Es ist unwahrscheinlich, dass sich andere Völker jemals dazu entschließen können, das technische Abenteuer eines kugelförmigen Schiffsneubaues mit einem Durchmesser von zweieinhalb Kilometer auf sich zu nehmen.

Dies ist nicht nur eine Frage des Könnens, sondern auch ein finanzielles Problem, das nur mit den Machtmitteln eines großen und einigen Sternenimperiums gelöst werden kann.

Wie hat nun alles begonnen? Ich muss chronologisch berichten, oder ein Außenstehender wird niemals begreifen können, was uns widerfahren ist. Es ist abenteuerlich, erschreckend und sogar unglaubhaft.

Dieser Bericht soll nicht nur eine erzählende Aufzeichnung sein, sondern auch eine Erfahrungsstudie, aus der hervorgeht, wie man es besser machen kann.

Ich bin Arkonide, Perry Rhodan ist ein erdgeborener Mensch. Obwohl er und ich Flottenführer sind, die sich auf die unter raumfahrenden Völkern üblichen Spielregeln taktisch und psychologisch einzustellen haben, ergeben sich in unseren Auffassungen bemerkenswerte Unterschiede. Sie werden um so stärker, je extremer eine Situation wird.

Ein Terraner wie Rhodan folgt in vielen Dingen seinem Instinkt. Ich greife fast immer auf meinen zehntausendjährigen Erfahrungsschatz zurück; denn es hat bisher noch keinen Fall gegeben, den ich nicht schon in ähnlicher Form erlebt hätte.

Vielleicht liegt es daran, dass Perry und ich nicht zu einer Einigung gelangen konnten.

Heute glaube ich, meine Forderungen etwas zu heftig und unter Umständen auch etwas überheblich vorgetragen zu haben. Dies erweckte anfänglich Perrys Unwillen und schließlich seinen Trotz.

Feststeht – und das hat mittlerweile auch Perry eingesehen – dass der Abschuss der SUSAMA und die Vernichtung der letzten lebenden Duplos Grund genug gewesen wäre, die verbotene Zone des großen Andromedanebels zu verlassen.

An diesem 26. April 2404 hatten die Meister der Insel als Oberbefehlshaber aller Hilfsstreitkräfte genug mit der angelaufenen Großoffensive der nichthumanoiden Maahks zu tun.

Uns war es bis zu diesem Zeitpunkt gelungen, die lachenden Dritten zu spielen und zwischen den Fronten unseren eigenen Plänen nachzugehen. So hätte es bleiben können, bis der Vernichtungskampf zwischen Tefrodern und Maahks zu einer völligen Bindung der beiden Hauptflotten geführt hätte. Diese Bindung hätte für die auf der fliegenden Werft KA-preiswert und über dem Tri-System stationierten Terraschiffe das Signal für den großen Vorstoß zum Andromeda-Sechseck sein können. Es wäre uns in aller Ruhe und ohne nennenswerte Belästigungen durch schlagkräftige Feindverbände gelungen, das Geheimnis des Andromeda-Ferntransmitters zu enträtseln und überdies festzustellen, ob es sich um eine Parallelkonstruktion zum Sechsecktransmitter der heimatlichen Milchstraße handelte.

Statt diese vorsichtige Hinhaltetaktik anzuwenden, haben wir uns auf ein Abenteuer eingelassen, das uns Kopf und Kragen kosten kann. Ich will mich nicht von jeder Schuld freisprechen. Letzten Endes war auch ich nur durch Fürsprache meines Logiksektors in der Lage, auf das Unvernünftige von Perrys Vorhaben hinzuweisen.

Rein intuitiv betrachtet, war ich ebenso begierig darauf, das Geheimnis von Big Blue zu lösen und festzustellen, was im sternwimmelnden Zentrum des Andromedanebels eigentlich gespielt wurde. Ich will also an dieser Stelle nicht behaupten, ich wäre unfehlbar. Wenn ich noch intensiver den sofortigen Rückzug gefordert hätte, wäre Perry wahrscheinlich bereit gewesen, auf meine Bedenken einzugehen.

So aber habe ich nach dem ersten Fehlschlag nach einer Selbstentschuldigung gesucht, um meinem eigenen Abenteuerdrang nachgehen zu können.

Es würde zu nichts führen, die verschiedenartigen Motive noch näher beleuchten zu wollen. Was jetzt noch helfen kann, ist ein genauer Bericht in aller Offenheit. Vielleicht ergibt sich daraus eine von uns übersehene Tatsache, die doch noch einen Ausweg zeigen kann.

1.

Major Cero Wiffert war nur einer unter vielen Männern, die seit vierundzwanzig Stunden nicht mehr geschlafen hatten.

Wiffert war der Erste Feuerleitoffizier des Ultraschlachtschiffes CREST III und dafür verantwortlich, im richtigen Augenblick auf die richtigen Knöpfe zu drücken.

Ich blickte auf die Uhr. Der zweitausendfünfhundert Meter durchmessende Schiffsgigant befand sich noch immer in voller Gefechtsbereitschaft. Alle Kanonenkuppeln waren ausgefahren.

Die Schlünde der verschiedenartigen Geschütze drohten in den Raum hinaus, der hier, im Zentrumskern des Andromedanebels, nicht mehr als »leer« bezeichnet werden konnte.

In den Empfängern der Ortung zirpten ununterbrochen die kosmischen Störungen, die einen reibungslosen Funkverkehr selbst auf hyperkurzen Frequenzen fast unmöglich machten.

Der blaue Überriese Big Blue stand unmittelbar vor uns. Er besaß den fünftausendfachen Durchmesser des irdischen Zentralgestirns und flammte in alles verzehrender Glut.

Der nächste Stern war nur knapp acht Lichtmonate entfernt. Etwa viertausend andere Sonnen, darunter Drei- und Vierfachkonstellationen mit so nahen Abständen, dass es häufig zu Energieüberschlägen kam, engten das Blickfeld so ein, dass man auf den Bildschirmen der optischen Außenborderfassung nur noch ein vielfarbiges Wogen ohne klar erkennbare Markierungspunkte bemerkte.

Mir war, als befänden wir uns mit dem neuesten Großraumer der terranischen Schiffsbautechnik in einem Meer aus energiegeladenem Licht, das uns jeden Augenblick zu verschlingen drohte.

Eine kosmische Navigation nach gewohnten Maßstäben war hier nicht mehr möglich. Selbst wenn man sich einem als Bezugspunkt bekannten Stern von besonderer Größe oder seltener Leuchtkraft bis auf wenige Lichtmonate genähert hatte, konnte es geschehen, dass man ihn wegen der zahllosen anderen Sonnen nicht sah. Kosmonauten, die unter solchen Bedingungen noch einen einwandfreien Kurs fliegen konnten, waren Künstler ihres Faches.

Big Blue, der Sternriese, war von uns nur zufällig erreicht worden. Niemand konnte genau sagen, wo wir uns eigentlich befanden und wie weit der Achsenschnittpunkt der Zweiten Galaxis, also der Zentrumskern, von uns entfernt war.

An Hand der Sterndichte konnte nur vermutet werden, dass wir so tief in die verbotene Zone des Andromedanebels eingedrungen waren, wie vor uns noch kein anderer Terraner.

Der Gedanke daran ließ mich immer wieder auf die Kontrollbildschirme sehen. Auf einem war Major Wiffert erkennbar. Er saß in seinem hochlehnigen, allseitig gepolsterten Gefechtssessel und hatte die Fingerspitzen auf die Schutzleiste der so genannten Feuerorgel gelegt. Wiffert war der Herrscher über Titanenkräfte.

Vor etwas mehr als zwei Stunden hatte er die letzte Impulsbreitseite ausgelöst und die letzten Monstren getötet, die nach einer Atomschablone in komplizierten Geräten hergestellt worden waren.

Die letzten Stunden erschienen mir wie ein Albtraum. Weit von hier, vielleicht zwei- oder dreitausend Lichtjahre entfernt, waren wir von Energieechos angelockt worden, die ein in den Normalraum eintauchender Maahkverband erzeugt hatte.

Wir waren neugierig gewesen – sonst nichts! Unsere immer noch unbekannten Gegner, die wir mangels einer treffenderen Bezeichnung Meister der Insel genannt hatten, waren jedoch aufmerksamer und klardenkender gewesen, als wir angenommen hatten.

Nunmehr, knapp drei Standardtage nach dem Auftauchen der Maahkflotte, wussten wir, dass man uns eine Falle gestellt hatte.

Uns war auch klar geworden, dass unsere Gegner überall dort Lockschiffe postiert haben mussten, wo nach strategischen Berechnungen mit dem Auftauchen einer Maahkflotte zu rechnen war. Einen solchen raumstrategischen Punkt hatten wir tatsächlich angeflogen. Dabei hatte sich ein Geschehen ereignet, das sowohl Perry Rhodan, als auch mich fasziniert hatte.

Die Tefroder, wahrscheinlich die besten Hilfstruppen der Meister, hatten die plötzlich erschienenen Maahks sofort angegriffen. Bei der Gelegenheit war ein tefrodisches Kugelraumschiff beschossen und offenbar so schwer beschädigt worden, dass sich der Kommandant genötigt sah, einen offenen Hilferuf abzustrahlen.

Wir hatten ihn natürlich empfangen, ausgewertet und an dem Wortlaut festgestellt, dass wir »zufällig« auf ein seltenes Spezialfahrzeug gestoßen waren, das mindestens einen der sagenhaften Multiduplikatoren an Bord hatte.

Mit diesen Geräten konnten Menschen und alle denkbaren Daseinsformen nach der Anfertigung einer einzigartig genauen Atomschablone kopiert werden.

Wir hatten uns verlocken lassen, das anscheinend lahmgeschossene Raumschiff zu entern, und dabei war es geschehen, dass ausgerechnet zwei unserer besten Mutanten und der halutische Wissenschaftler Icho Tolot in Gefangenschaft geraten waren.

Das Duplikatorschiff, die SUSAMA, war nichts anderes als eine teuflische Falle gewesen.

Der Mausbiber Gucky, der Hypno André Noir und Icho Tolot waren in ihrer atomaren Körperstruktur erfasst und abgetastet worden. Danach war dem Teleporter Gucky mit den Gefährten die Flucht zu uns gelungen; aber seine Atomschablone war im Besitz der tefrodischen Kommandobesatzung verblieben.

Der Gedanke, dass es dem Gegner von da an möglich war, Millionen Guckys, Millionen Noirs und Millionen Icho Tolots herzustellen und für seine Zwecke einzusetzen, hatte uns das Letzte riskieren lassen.

Wir waren der fliehenden SUSAMA durch einen Situationstransmitter gefolgt. Niemand, selbst ich nicht, der ewige Warner, hatte eine Sekunde gezögert, den Transportsprung ins Unbekannte zu wagen. Wir mussten die SUSAMA vernichten, oder dem Gegner standen in aller Kürze nicht nur unschlagbare Mutantenheere zur Verfügung, sondern überdies noch das Wissen dieser Mutanten.

Bis zu diesem Zeitpunkt, wir hatten den 23. April geschrieben, war unsere Anwesenheit im Andromedanebel den Meistern der Insel noch vollkommen unbekannt gewesen. Die Eroberung der vorgelagerten Zwerggalaxis Andro-Beta, die Vernichtung der Mobys und das Chaos im vierhunderttausend Lichtjahre entfernten Schrotschusstransmitter wurden nach wie vor auf die Tätigkeit revoltierender Maahkvölker zurückgeführt.

Wenn wir das Duplikatorschiff mitsamt den Atomschablonen nicht vernichtet hätten, wäre eine Katastrophe unausbleiblich geblieben.

Nun – die Männer der CREST III hatten die SUSAMA vernichtet! Dazu alle Beiboote, mit denen tollkühne Tefroder versucht hatten, ihr abstürzendes Raumschiff zu verlassen und die mittlerweile angefertigten Kopien der Atomschablonen von Gucky, Noir und Tolot in Sicherheit zu bringen.

An die Schlacht der Mutantenmonstren gegen die drei Originale konnte ich nur noch mit Schaudern zurückdenken. Gucky hatte gegen massiert auftretende Wesen zu kämpfen gehabt, und jedes hatte so gedacht, gefühlt und gehandelt, wie er, denn es waren Erzeugnisse nach seiner individuellen Atomschablone gewesen.

Jetzt umkreisten wir den Planeten des blauen Riesen auf einer Sicherheitskreisbahn und einem konstanten Abstand von dreitausend Kilometern.

Vor zwei Stunden war dort unten die Hölle ausgebrochen. Rhodan hatte sich nach einer weiteren Individualortung, die vom Überleben einiger Duplomonstren gezeugt hatte, zu einer rigorosen Maßnahme entschlossen.

Von der großen SUSAMA war kein Stück übriggeblieben. Das Trefferzentrum verschwand allmählich hinter dem Sichthorizont. Dort glühte der Himmel einer Welt, die von oben betrachtet einer zweiten Erde glich.

Ich musste schon wieder auf den Bildschirm schauen, auf dem noch immer Major Wiffert zu sehen war. Er war einer der Terraner, die ich bewunderte, liebte und zugleich instinktiv ablehnte. Wiffert war ein Fanatiker – oder auch ein Idealist; aber sein Fanatismus galt in erster Linie dem tödlichen Mechanismus seiner Superwaffen. Ich hatte nie einen besseren Gunneroffizier kennengelernt als ihn.

Alte Arkonidenadmirale, zu denen ich fraglos gehörte, waren in der Anwendung ihrer Machtmittel durchaus nicht kleinlich gewesen; aber Männer wie der terrageborene Cero Wiffert hatte es in der Arkonidenflotte nie gegeben.

Ich drehte meinen Kontrollsitz um und versuchte das Labyrinth der Hauptzentrale zu überblicken.

Weit hinten, kaum zu erkennen, lagen die Einsatzmutanten auf ihren Ruhebetten. Sie hatten sich befehlsgemäß zu entspannen, was besonders für Gucky und André Noir galt. Sie waren in den letzten Stunden sehr strapaziert worden.

Icho Tolot, der dreieinhalb Meter große Übergigant von Halut, fiel im vorgeschriebenen Abblendlicht besonders durch seine rotglühenden Augen auf. Sie stachen wie Warnleuchten aus der Dämmerung hervor.

Hunderte von großen und kleinen Bildschirmen, Tausende von fluoreszierenden Instrumentengläsern und zehntausend verschiedenfarbig markierte Knöpfe, Hebel und gesicherte Kippschalter zeugten davon, dass hier die Nervenzentrale der CREST III lag. Wiffert, an den ich seltsamerweise immer wieder denken musste, war im Grunde genommen nur ein Rädchen in diesem Mammutgetriebe, das ohne die vollendete Automatik nicht einmal von fünfzigtausend qualifizierten Männern hätte gesteuert werden können.

Durch die Vollautomatisierung, die vordringlich die lebenswichtige Schaltungs-Synchronisation der Triebwerkseinheiten, Andruckneutralisatoren und Energieerzeuger steuerte, konnte die Stammbesatzung auf nur dreitausend Mann verringert werden. Sie reichte gerade aus, um den Giganten aus Terkonitstahl manöver- und gefechtsmäßig zu beherrschen.

Ich drehte den Sessel herum, fuhr die Lehne zurück und sah zu den Riesenbildschirmen der Panoramagalerie hinauf. Das Leuchten und Wallen unzähliger Sterne überflutete mich wie kaltes Feuer.

Plötzlich erkannte ich, warum ich mich ständig mit dem Ersten Feuerleitoffizier des Ultraschlachtschiffes beschäftigen musste. Mein Instinkt sagte mir, dass er über kurz oder lang zu einem der wichtigsten Männer innerhalb der Riesenkugel werden musste.

Ich schaute nach links.

Perry Rhodan, der hochgewachsene, hagere Terraner, sah mich bereits minutenlang an. Er studierte aus zusammengekniffenen Augen mein Gesicht, von dem unter dem Funkhelm und den Scharnierlaschen des zurückgeklappten Druckhelms nur ein Teil erkennbar war.

Ich sah nur die untere Rundung seiner Augenbrauen, darunter die grauen Augen, die schmalrückige Nase und den zusammengepressten Mund. Sein Kinn wurde vom Ansatzstück des transparenten Raumhelmes verdeckt.

Unsere Blicke trafen sich. Ich bemerkte, dass sich die Aufmerksamkeit der Zentralebesatzung auf uns richtete. Man erwartete eine Entscheidung.

Er bewegte plötzlich die Lippen. Seine Stimme klang so gelassen, wie ich es in verfahrenen Situationen von ihm gewöhnt war. Er versteckte wieder seine wahren Gefühle hinter der Maske des Unerschütterlichen.

»Du hast mit offenen Augen geschlafen«, stellte er fest.

»Ein Vorrecht wahrhaft großer Männer.«

Der Terraner schmunzelte.

»Ich habe dich nie für eine unbedeutende Persönlichkeit gehalten, Imperator. Darf man erfahren, was hinter deiner zehntausendjährigen Stirn vorgeht?«

Oberst Cart Rudo, ein auf Epsal geborener Umweltangepasster und Kommandant der CREST III, warf mir einen düsteren Blick zu. Der eins Komma sechzig Meter große, aber ebenso breite Schwerathlet ahnte, dass ich Bedenken anzumelden hatte.

»Ich warte, Freund!«, mahnte Rhodan.

Ich fühlte mich in meiner Rolle nicht wohl. Zu oft schon hatte ich den Mahner und Warner spielen müssen, obwohl mir nichts ferner lag, als eine Aufgabe unerledigt zu lassen.

Rhodan kannte mich genau. Er wusste, dass ich seit wenigstens einer halben Stunde einen Kampf mit mir selbst ausfocht. Meine natürlichen Triebe wollten mich dazu verführen, auf diesen einsamen Planeten nachzusehen, was dort eigentlich geschah.