Perry Rhodan 1: Unternehmen Stardust - K.H. Scheer - E-Book

Perry Rhodan 1: Unternehmen Stardust E-Book

K.H. Scheer

4,0

Beschreibung

Sie kamen aus den Tiefen der Galaxis - nie hatte man mit ihnen gerechnet... Flammenspeere durchzucken die Nacht, als die STARDUST inmitten einer Feuersäule abhebt und die Erde hinter sich lässt. Ihr Ziel ist der Mond. Chefpilot und Expeditionsleiter der STARDUST ist ein Major der US Space Force. Sein Name: Perry Rhodan! Als die STARDUST dem Mond entgegeneilt, ist die Aufgabe des Astronautenteams fest umrissen. Doch dann, kurz vor der Landung, werden die Fernsteuerimpulse der Bordzentrale plötzlich von einem starken Störsender überlagert. Führerlos stürzt das Raumschiff der Mondoberfläche entgegen! Die Notautomatik verhindert das Schlimmste - jedenfalls für den Augenblick. Die STARDUST landet. Sie könnte nach einer kleinen Reparatur auch wieder starten, wenn nicht... Ja, wenn nicht auf dem Mond etwas wäre, das die Rückkehr des irdischen Raumschiffes unter allen Umständen verhindern will.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
4,0 (1 Bewertung)
0
1
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.

Beliebtheit




Nr. 1

Unternehmen »Stardust«

Sie kamen aus den Tiefen der Galaxis – nie hatte man mit ihnen gerechnet ...

von K. H. SCHEER

LIEBER LESER!

Mit dem vorliegenden Titel »Unternehmen Stardust« halten Sie den ersten Band der Perry Rhodan-Serie, eines großen Roman-Zyklus', in der Hand. In spannenden, jeweils in sich abgeschlossenen Abenteuern wird darin über den Aufstieg der Menschheit zum galaktischen Machtfaktor Nr. 1 berichtet.

Perry Rhodan ist eine Vision – die unter großen Schwierigkeiten erfolgende Ausdehnung der Menschheit in die unfasslichen Weiten der Galaxis.

Das, was bisher auf der Erde geschah, ist in den historischen Werken nachzulesen. Die Geschichte unserer neuen Roman-Serie Perry Rhodan aber beginnt in der Gegenwart und setzt sich fort bis in immer fernere Zukunft.

Perry Rhodan, der Erbe einer galaktischen Großmacht, ist Forscher, Raumpilot und fanatischer Verfechter des Gedankens an eine vereinte und starke Erde. Mit ihm beschreitet die Menschheit einen Weg, dessen Ende nicht abzusehen ist. Er führt hinein in die vor uns liegenden Jahrtausende und über Abgründe hinweg zu Sternenreichen, die seit Millionen von Jahren auf uns warten. Er führt in eine Zeit, in der die Nachkommen der Menschen von der Erde nur noch wie von einem Mythos reden und ein vereinsamter Planet um eine längst erloschene Sonne kreist, die einst Mittelpunkt des Universums war.

Die Perry Rhodan-Serie konnte nur in Gemeinschaftsarbeit geschaffen werden, wir schrieben sie daher zusammen mit namhaften anderen deutschen SF-Autoren. Sie aber, als Leser von Perry Rhodan, werden das große Abenteuer der Zukunft miterleben können, und wir wünschen, dass Sie uns auf unserer weiteren Reise in das Universum ein treuer Begleiter sein werden.

Die Hauptpersonen des Romans

Major Perry Rhodan – Kommandant der STARDUST und Erbe des Universums.

Captain Reginald Bull – Elektronik-Ingenieur der STARDUST.

Captain Clark G. Flipper – Astronom der STARDUST.

Dr. Eric Manoli – Schiffsarzt der STARDUST.

General Lesly Pounder – Chef des US-Raumforschungs-Kommandos.

Dr. Fleeps – Chefmediziner der US-Space-Force.

Allan D. Mercant – Chef der internationalen Abwehr.

Crest – der wissenschaftliche Führer der Expedition einer fremden Rasse.

Thora – die Kommandantin des Arkonidenschiffes.

Professor Lehmann

1. Kapitel

Im Zentrale-Hauptbunker der Nevada-Fields, dem elektronischen »Nervensystem« des Raumhafens, herrschte die sinnlos erscheinende Emsigkeit der allerletzten Startvorbereitungen. Sämtliche Handgriffe, Durchsagen und Detailberechnungen galten einzig und allein dem Zweck, die längst festliegenden Endresultate nochmals zu kontrollieren.

Die Männer des für die Schiffselektronik verantwortlichen Ingenieurteams überprüften die zahllosen Schaltungen innerhalb des Astro-Elektronischen-Rechengehirns, dessen Aufgabe lediglich in eventuell erforderlichen Kurskorrekturen bestand.

Automat »B«, Spezialrobot für Start, Stufentrennungs-Kontrolle und Fernlenkung wurden ebenfalls durchgesehen.

E-Gehirn »C«, Robotkoordinator für alle eingehenden Radarechos, gleichzeitig Kommandostation für die ferngelenkten Spezialkameras der Infrarot-Ortung, funktionierte so einwandfrei, wie man es auch erwarten konnte. Die letzten Kontrollberechnungen nach festliegenden Schablonen-Aufgaben stimmten bis zur zehnten Dezimalstelle.

Die drei Hauptautomaten, allgemeingültig bezeichnet mit dem Ausdruck »Start- und Fernlenkelektronik«, wurden vom verantwortlichen Chefingenieur klargemeldet.

Es geschahen all die Dinge, die bereits bei tausend vorangegangenen Starts mit hochspezialisierter Routine erledigt worden waren. Nur eine winzige Nuance im Grade der vorherrschenden Nervosität hätte dem erfahrenen Beobachter verraten, dass es sich diesmal nicht um einen »normalen« Raketenstart handelte.

Die schwerbewaffneten Soldaten am nördlichen Eingang des Zentrale-Hauptbunkers salutierten nachlässig. Dreisterne-General L. Pounder, Befehlshaber des Nevada-Space-Port und Chef des Raumforschungs-Kommandos, legte in solchen Augenblicken keinen großen Wert auf exakte Ehrenbezeugungen. Ihm genügte es völlig, seine Männer mit wachen Sinnen auf dem Posten zu wissen.

Punkt null Uhr 15, genau nach Plan, betrat Pounder die Hauptschaltstation des Bunkers. In seiner Begleitung befanden sich der Chef des Stabes, Oberst Maurice, sowie der wissenschaftliche Leiter des Projektes, Professor Dr. F. Lehmann. Lehmann war in erster Linie als Direktor der seit 1968 bestehenden »California Academy of Spaceflight« bekannt geworden.

Die sinnverwirrende Geschäftigkeit innerhalb der Hauptzentrale erlitt durch den Eintritt der leitenden Persönlichkeiten keine Unterbrechung. Der General war eben da, das war alles!

Lesly Pounder, quadratisch von Gestalt und Charakter, für das kompromisslose Durchsetzen seiner Forderungen bei den Mitarbeitern berühmt, im Kapitol zu Washington berüchtigt, schritt auf den großen Kontroll-Bildschirm zu.

Was im Pressebunker noch nicht klar erkennbar war, gleißte hier in vollster Größe auf dem gewölbten Glas der Röhre.

Pounder stützte sich mit beiden Händen auf die Lehne des schwenkbaren Sessels. Einige Augenblicke verharrte er in regloser Haltung. Professor Lehmann griff mit einer nervösen Geste an die randlose Brille. In ihm brannte es. Seiner Meinung nach gab es nun andere Dinge zu tun, als in Begleitung des allmächtigen Chefs längst kontrollierte Nebensächlichkeiten nochmals zu inspizieren. Er bedachte den Chef des Stabes mit einem beschwörenden Blick.

Oberst Maurice hob unmerklich die Schultern. Abwarten, hieß es. Pounder hatte offenbar noch einige Fragen auf dem Herzen, obwohl er besser informiert war als mancher Teamwissenschaftler.

»Schön, atemberaubend schön und gewaltig«, sagte Pounder verhalten. Noch immer schaute er auf den großen Bildschirm.

»Etwas in mir fragt hartnäckig, ob wir nicht doch zu weit gehen. Die Fachleute der Raumfahrtbehörde halten es jetzt noch für Wahnsinn, den Start von der Erde aus zu riskieren. Wir haben nicht nur den Luftwiderstand zu überwinden! Wir haben auch noch zusätzlich jene Geschwindigkeit zu erreichen, die sich bei einem Abflug von der Raumstation von selbst geschenkt hätte. Das sind genau 7,08 Kilometer pro Sekunde oder 25.400 km pro Stunde.«

»Die Bahngeschwindigkeit der bemannten Raumstation, Sir«, murmelte Professor Lehmann hastig. »Sie ist in unserem Falle nicht ausschlaggebend. Ich gebe nochmals die ungeheuren Schwierigkeiten zu bedenken, die sich beim Zusammenbau vorgefertigter Einzelteile im freien, schwerelosen Raum ergeben. Wir haben trübe Erfahrungen gesammelt. Es ist wesentlich einfacher, ein Raumschiff in erdgebundenen Werften herzustellen, als 1730 Kilometer über der Erdoberfläche. Die eingesparten Kosten beziffern sich pro Einheit auf mehr als 350 Millionen Dollar.«

»Damit haben Sie in Washington gewaltigen Eindruck gemacht«, spöttelte der General. »Nun schön, jetzt lässt sich nichts mehr ändern. Wollen wir hoffen, dass die glänzenden Ergebnisse der Versuchsflüge den heutigen Einsatz rechtfertigen. Professor – an Bord dieses Schiffes werden meine vier besten Leute sein! Wenn etwas schiefgeht, dann hören Sie von mir.«

Lehmann verfärbte sich unter dem eisigen Blick.

Oberst Maurice, der kluge Taktiker, ewig herumgeworfener Spielball zwischen den Fronten der wissenschaftlichen Forderungen und des militärischen Interesses, lenkte in gekonnter Art ein.

»Sir, ich darf an die Pressekonferenz erinnern. Die Elite unserer Berichterstatter dürfte auf heißen Kohlen sitzen. Ich habe noch keine näheren Informationen durchgeben lassen.«

Pounder wurde unvermittelt zur bissigen Bulldogge.

»Muss das unbedingt sein, Maurice?«, grollte er. »Ich habe jetzt andere Sorgen.«

»Ich würde dazu raten, Sir«, wich der Oberst geschmeidig aus.

Der Astromediziner Dr. Fleeps hüstelte krampfhaft unter der vor den Mund gehaltenen Hand. Fleeps war verantwortlich für raummedizinische Fragen, desgleichen für den tadellosen Gesundheitszustand der so genannten »Risiko-Piloten.«

Pounder schmunzelte plötzlich.

»Also gut, dann wollen wir einmal. Aber über Bildsprechverbindung.«

Maurice fiel von einer Bestürzung in die andere. Die umstehenden Techniker grinsten unterdrückt. Das war wieder einmal typisch für den Alten.

»Sir, um Himmels willen, die Leute erwarten Ihr persönliches Erscheinen. Das hatte ich zugesichert.«

»Dann sichern Sie es zurück«, meinte Pounder unbeeindruckt.

»Welches Gerät kann ich nehmen? Melden Sie mich an, Maurice!«

»Sir, sie werden uns in den Leitartikeln durch den Fleischwolf drehen«, flehte der Chef des Stabes. »Das wissen Sie.«

»Ich lasse die Burschen so lange einsperren, bis sie sich wieder beruhigt haben. Das werden wir ja sehen. Schalten Sie ein.«

Im kahlen Beobachtungsbunker erwachten die Lautsprecher zum Leben. Auf einem Bildschirm erschien Pounders Kopf. Mit seinem süßlichsten Lächeln wünschte er einen »recht schönen guten Morgen«, da es bekanntlich schon nach null Uhr Ortszeit sei. Anschließend wurde der General dienstlich. Die verbissenen Gesichter der Berichterstatter übersah er.

Kurz und bündig, so, als erklärte er die Grundlagen zur Herstellung einer Sahnetorte, gab er bekannt: »Gentlemen, das, was Sie seit einigen Minuten auf den Schirmen Ihres Bunkers sehen, ist identisch mit einer nur dreistufigen Rakete, deren Einzelzellen allerdings wesentliche Neuerungen enthalten. Der Start erfolgt in etwa drei Stunden, die letzten Vorbereitungen laufen. Die vier Risikopiloten liegen zur Zeit noch im nervenschonenden Tiefschlaf. Sie werden erst zwei Stunden vor dem Start geweckt.«

Noch blieben die Berichterstatter gleichmütig. Bemannte Raumflüge waren längst keine Seltenheit mehr. Pounders Augen verengten sich etwas. Er genoss seinen Trumpf, den er überraschend ausspielte.

»Das Raumforschungskommando hat unter Berücksichtigung gemachter Erfahrungen darauf verzichtet, das Raumschiff auf der Satellitenbahn zusammenzubauen. Die Schwierigkeiten und Fehlschläge früherer Versuche sind bekannt. So wird die erste Mondlande-Rakete direkt von hier aus starten. Das Schiff heißt STARDUST. Kommandant der ersten Mondlande-Expedition ist Major Perry Rhodan, Risikopilot der Space-Force, 35 Jahre alt, Astronaut und Kernphysiker, Nebengebiet atomare Strahltriebwerke. Perry Rhodan dürfte hinreichend bekannt sein. Er ist der Mann, der als erster Pilot der Space-Force den Mond umkreiste.«

Pounder schwieg erneut. Befriedigt registrierte er das lautstarke, von höchster Erregung zeugende Stimmengewirr.

Jemand brüllte um Ruhe. Es wurde wieder still in dem kahlen Raum.

»Vielen Dank«, hüstelte der General. »Sie waren etwas laut. Nein, bitte keine Rückfragen. Das erledigt mein Informationsoffizier direkt nach dem Start. Ich kann Ihnen nur kurze Hinweise geben. Meine Zeit ist begrenzt. Die STARDUST startet mit einem ausgesuchten Viermann-Team. Außer Major Rhodan nehmen an der Expedition teil Captain Reginald Bull, Captain Clark G. Flipper und Leutnant Dr. Eric Manoli. Es handelt sich um ein militärisch-wissenschaftliches Spezialteam. Jeder Risikopilot hat die Diplome für zumindest zwei abgeschlossene Studiengebiete in der Tasche. Es ist eine so genannte Ergänzungsmannschaft. Alle Namen dürften bekannt sein. Die Männer gehören zu den großartigsten Spezialisten der westlichen Welt. Sie sind fachlich und psychologisch aufeinander abgestuft, der Raum ist ihre zweite Heimat geworden. Fotografien und andere Daten über die Risikopiloten erhalten Sie ebenfalls vom Informationsoffizier.«

General Pounder schien in der Tat nicht gewillt zu sein, die gebannten Zuhörer mit einer längeren Rede zu beglücken. Er blickte jetzt schon auf die Uhr.

»Bitte, Gentlemen, Ihre Rückfragen sind fruchtlos«, unterbrach er grob den Lärm. »Sie erhalten von mir klare Tatsachen, das ist alles. Die STARDUST ist für einen vierwöchentlichen Mondaufenthalt ausgerüstet. Das Forschungsprogramm für unsere Leute liegt fest. Nach den gelungenen Fernsteuerlandungen unbemannter Sonden, werden wir es heute riskieren, vier Männer auf die Reise zu schicken. Gebe Gott, dass wir keine Fehler gemacht haben. Natürlich wissen Sie genau, dass dieser erdgebundene Start enorme Energien verschlingt, zumal die letzte Stufe mit eigener Kraft auf dem Mond landen und sich von dessen Oberfläche wieder erheben muss. Mit den herkömmlichen Triebwerken wäre das nicht möglich gewesen, wenigstens nicht mit einem nur dreistufigen Schiff von diesen relativ geringen Abmessungen.«

»Technische Daten«, schrie jemand erregt in die Übertragungsmikrofone.

»Die sollen Sie noch haben«, knurrte der General zurück. »Gesamtlänge des Schiffes beträgt 91,6 m. Die erste Stufe mit 36,5, Nummer zwei mit 24,7 und Nummer drei, das eigentliche Raumschiff, mit 30,4 Meter. Startgewicht vollgetankt einschließlich Nutzlast 6850 Tonnen, Schubleistung der ersten Stufe 13.600 Tonnen. Nutzlast des Mondschiffes 64,2 Tonnen. Dennoch sieht die Mondrakete kaum größer aus als die üblichen Versorgungsschiffe. Ursache: nur die erste Stufe besitzt noch chemische Flüssigkeitstriebwerke. Stufe zwei und drei arbeiten erstmals mit kernchemischen Atomstrahl-Triebwerken.«

Das war Pounders zweite Bombe. Er hatte sie gänzlich überraschend losgelassen. Unbewegt fuhr er fort: »Stufe eins arbeitet mit unserem besten chemischen Kraftstoffgemisch. Es handelt sich um N-Triäthyl-borazan als Brennstoffkomponente auf der Borwasserstoff-Basis. Als Sauerstoffträger fungiert die herkömmliche Salpetersäure, die unter einem Mischungsverhältnis von 1 : 4,9 die selbstzündende Reaktion ergibt. Der Schubwert beläuft sich auf 180 Prozent gegenüber dem Schub des alten Hydrazins unter naturgemäß gleichen stöchiometrischen Bedingungen.

Die erste Stufe erreicht ihren Brennschluss bei einer Endgeschwindigkeit von 10.115 km/h in 88 Kilometer Höhe. Dann fällt sie ab. Stufe zwei besitzt bereits das neue kernchemische Triebwerk, das unter Verwendung unserer neuen molekülverdichteten Legierungen mit einer Reaktor-Arbeitstemperatur von 3920 Grad Celsius läuft. Wir haben die neuen Mikro-Reaktoren sehr gut unterbringen können. Sie arbeiten auf der Plutonium-Basis. Ihre rein thermische Arbeitsenergie geben sie über das Arbeitsmedium an die Wärmeaustausch- oder Expansionskammern ab. Als Strahlmedium, das letztlich erhitzt und durch die Düsen ausgestoßen wird, verwenden wir fast reinen, flüssigen Parawasserstoff. Nachdem wir Verdampfungsverluste unbedingt vermeiden können, eignet sich Flüssigwasserstoff in hervorragender Weise als Strahlmedium. Es waren harte Probleme zu lösen, die nicht zuletzt mit dem extrem tiefen Schmelzpunkt des Wasserstoffs begannen. Flüssigwasserstoff beginnt bereits bei –252,78 Grad Celsius zu sieden. Das kernchemische Strahltriebwerk läuft mit einer Ausströmgeschwindigkeit von 10.102 m/sec. Das ist ein unerhörter, atemberaubender Wert, der mit einer chemischen Reaktion unter keinen Umständen erreichbar wäre. Weitere Daten erhalten Sie später. Von mir haben Sie die wesentlichen Dinge erfahren.

Gentlemen, die STARDUST startet um drei Uhr. Sie wird nahe des Newcomb-Kraters, dicht beim Mond-Südpol, landen. Wir sind daran interessiert, auch etwas auf die Rückseite zu spähen. Wegen der erforderlichen Funkverbindung müssen wir jedoch mit einem Fuß auf der Vorderseite bleiben. Ultrakurze Wellen erfordern nun einmal eine direkte Sichtlinie. Immerhin werden unsere vier Männer mit dem neuartigen Spezialpanzer weite Fahrten unternehmen. Das wäre alles, Gentlemen. Wenden Sie sich nach dem Start an den Informationsoffizier.«

General Pounder lachte grimmig, als er die Verbindung mit einer kurzen Schaltung unterbrach. Das Stimmengetöse in den Lautsprechern verging abrupt.

Zahllose Augen richteten sich auf den Chef. Pounder hatte so klar und sicher gesprochen, als wären bereits hundert andere Schiffe vor der STARDUST auf dem Mond gelandet. Aber niemand wusste besser als Pounder, dass er einen überspitzten Optimismus zur Schau getragen hatte.

Pounders Unruhe spiegelte sich in seinen grauen Augen, als er sich Professor Lehmann zuwandte.

»Wollen wir hoffen, Professor, dass Ihre neuen Reaktoren halten. Bestünden sie aus einer unserer üblichen Legierungen, liefen sie ohnehin blasenwerfend davon, nicht wahr! Ihre Arbeitstemperaturen regen zwar unser Plutonium nicht auf, wohl aber befürchte ich, dass es irgendwo in den Rohrsystemen zumindest zu Verformungserscheinungen kommt. Wollen Sie die Meiler wirklich mit fast 4000 Grad Celsius laufen lassen? Das ist eine Höllenhitze!«

»Unser Verdichtungsstahl verformt sich bei den Werten niemals«, behauptete Lehmann gelassen. »Oberflächen-molekülverdichtet bedeutet, dass MV-Strahl erst bei 7000 Hitzegraden zur Verformung neigt. Das Material bildet die unerlässliche Grundlage zur Konstruktion der Atomtriebwerke. Auf den Prüfständen haben wir ...«

Pounder winkte ab. Er warf einen Blick auf die Uhr. Null Uhr 48, 19. Juni 1971.

Seine Stimme klang jetzt etwas kälter.

»Doktor Fleeps, ich darf Sie bitten, die Männer zu wecken.«

Punkt ein Uhr stand Dr. Fleeps vor den vier schlafenden Männern. Sie ruhten nun seit 14 Stunden unter der Einwirkung des Psychonarkotins. Man hatte den Körpern unbeschwerte Entspannung gegönnt, besonders aber den Geistern, deren unerwünschter Ruhelosigkeit mit keinem anderen Mittel begegnet werden konnte.

Fleeps zögerte noch einige Sekunden, ehe er mit einem Gefühl unbestimmbaren Mitleids die Schlafnarkose durch das Gegenmittel aufhob. Damit kehrten die Gedanken zurück, damit erwachte der Geist und damit musste all das auf die vier Männer einstürzen, was man unter größten Mühen von ihnen fernzuhalten wünschte.

Ein nervöser, unausgeschlafener, psychisch und physisch erschöpfter Pilot war ein wenig vorteilhafter Partner für seelenlose Rechenmaschinen und höchstbeanspruchte Triebwerke. Der menschliche Geist musste klar bleiben, denn nur er konnte in letzter Konsequenz beherrschend sein.

Dr. Fleeps wartete. Neben ihm standen schweratmende Männer seines medizinischen Teams. Natürlich kamen jetzt noch die üblichen Testuntersuchungen. Etwa eine Stunde würden sie beanspruchen. Die letzte Stunde gehörte den Ausrüstungsingenieuren. Erst zehn Minuten vor dem Start würde man die Männer an Bord der STARDUST lassen. Sie hatten innerhalb der Kommandozentrale nichts mehr zu tun, als sich möglichst sorgfältig und unter Ausschaltung einer jeden geistigen Anstrengung auf die Konturbetten zu legen.

Mit dem Start war die Entspannung ohnehin vorüber. Dann ging es hart auf hart; dann begann die Zerreißprobe für Körper und Verstand. Dann begann die Qual im engen Leib eines tobenden Ungeheuers aus MV-Stahl und Plastik.

Die vier flachen Betten mit ihren porenaktiv atmenden Schaumstoffmatratzen wurden von einem sanften Leuchten umschmeichelt. Es war wie eine letzte, gnädige Liebestat für einige Menschen, die sehr bald Ungeheuerliches ertragen mussten.

Major Perry Rhodan, Chefpilot der US-Space-Force, öffnete die Augen. Sein Schlaf verwandelte sich nahezu übergangslos in ein sofort reagierendes Wachsein.

»Sie haben mich zuerst behandelt?«, fragte er. Es war mehr eine Feststellung als eine Erkundigung. Dr. Fleeps registrierte äußerst befriedigt die klare Reaktion des Kommandanten. Kein Zweifel, Rhodan war »da«!

»Genau nach Plan, Sohn«, bestätigte er gedämpft.

Sehr bedächtig, dabei tief durchatmend, richtete sich der Risikopilot auf. Jemand entfernte die dünne, atmungsaktive Decke. Rhodan trug ein weitgeschnittenes, hemdähnliches Schlafgewand, das dem ruhenden Körper eine jede einschnürende Beengung ersparte.

Rhodans gemurmelte Verwünschung über die umfangreiche Vermummung zauberte ein erstes Grinsen auf die Lippen der Männer. Es wirkte befreiend in dieser etwas unwirklichen Situation.

»Wenn ich Ihre bildschönen Waden hätte, Doc, ließe ich mir das zur Not noch gefallen«, stellte Rhodan mit seinem trockenen Humor fest. In seinen Augen lag ein helles Flimmern. Dagegen blieb sein schmales, hageres Gesicht nahezu ausdruckslos.

Ein hohles Röcheln ließ Rhodans Kopf herumgehen. Interessiert beobachtete er das »Erwachungsmanöver« seines Sorgenkindes, das gleich ihm den Mond schon einmal umflogen hatte. Für Perry Rhodan war es jedoch nach wie vor rätselhaft, wie man diesen pausbäckigen Riesen mit der zarten Haut eines Säuglings und den ewig roten Händen einer geplagten Scheuerfrau in die enge Sondenkapsel gebracht hatte.

Captain Clark G. Flipper, Fachgebiete Astronomie und Mathematik, Nebenzweig Physik, erwachte mit der Geräuschentwicklung eines Mammuts.

»Ist mein Sohn schon angekommen?«, dröhnte Flippys Stimme auf. Der bevorstehende Start schien ihn erst in zweiter Linie zu interessieren.

»Wie ist das, Doc? Haben Sie sich um meine Frau gekümmert?«

Dr. Fleeps seufzte unterdrückt.

»Hören Sie, Sohn, wenn Sie Ihre Frau für ein anatomisches Wunderwerk halten, so ist das nicht meine Schuld. Jedenfalls haben Sie noch gute drei Monate Zeit. Wenn Sie mich vorher nochmals fragen, dann ...!«

»Es hätte ja sein können, oder?«, unterbrach der Riese mit dem bartlosen Gesicht. »Die Unsicherheitsfaktoren im mathematisch unstabilen Gebilde eines menschlichen Körpers gehen in die Millionen. Ich muss also noch warten?«

Der dritte Mann der Besatzung zeugte mit einem leisen, angenehm klingenden Gelächter von seinem Erwachen.