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Nach dem Aufbruch aus dem Korsallophur-Stau kommt Atlantis-Pthor, der "Dimensionsfahrstuhl", auf seiner vorprogrammierten Reise der Schwarzen Galaxis unaufhaltsam näher. Und es gibt nichts, was die Pthorer und Atlan, ihr König, tun könnten, um den fliegenden Weltenbrocken abzustoppen und daran zu hindern, jenen Ort zu erreichen, von dem alles Unheil ausging, das Pthor im Lauf der Zeit über ungezählte Sternenvölker brachte. Als Pthor jedoch die Peripherie der Schwarzen Galaxis erreicht, geschieht etwas Unerwartetes. Der fliegende Kontinent kommt abrupt zum Stillstand. Atlan, nicht gewillt, untätig auf die Dinge zu warten, die nun zwangsläufig auf Pthor zukommen werden, ergreift daraufhin die Flucht nach vorn. Zusammen mit Thalia und einer Gruppe von ausgesuchten Dellos fliegt er mit dem Organschiff GRIET die Randbezirke der Schwarzen Galaxis an. Atlan, der zuerst auf Enderleins Tiegel, dann auf dem Marktplaneten Xudon und danach bei den Insektoiden von Gooderspall seine gefährlichen Abenteuer besteht, weiß nicht, dass ein anderer Pthorer noch vor ihm in die Schwarze Galaxis gelangt ist. Der Mann, von dem die Rede ist, hat sein Gedächtnis verloren und versteht sich nun als NOMAZAR, DER SKLAVE ...
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Seitenzahl: 131
Veröffentlichungsjahr: 2012
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Nr. 404
Nomazar, der Sklave
Der Mann ohne Erinnerung auf der Sklavenwelt
von Clark Darlton
Nach dem Aufbruch aus dem Korsallophur-Stau kommt Atlantis-Pthor, der »Dimensionsfahrstuhl«, auf seiner vorprogrammierten Reise der Schwarzen Galaxis unaufhaltsam näher. Und es gibt nichts, was die Pthorer und Atlan, ihr König, tun könnten, um den fliegenden Weltenbrocken abzustoppen und daran zu hindern, jenen Ort zu erreichen, von dem alles Unheil ausging, das Pthor im Lauf der Zeit über ungezählte Sternenvölker brachte.
Als Pthor jedoch die Peripherie der Schwarzen Galaxis erreicht, geschieht etwas Unerwartetes. Der fliegende Kontinent kommt abrupt zum Stillstand. Atlan, nicht gewillt, untätig auf die Dinge zu warten, die nun zwangsläufig auf Pthor zukommen werden, ergreift daraufhin die Flucht nach vorn. Zusammen mit Thalia und einer Gruppe von ausgesuchten Dellos fliegt er mit dem Organschiff GRIET die Randbezirke der Schwarzen Galaxis an.
Atlan, der zuerst auf Enderleins Tiegel, dann auf dem Marktplaneten Xudon und danach bei den Insektoiden von Gooderspall seine gefährlichen Abenteuer besteht, weiß nicht, dass ein anderer Pthorer noch vor ihm in die Schwarze Galaxis gelangt ist.
Gärax oder Nomazar – Sklave der Ximmerrähner.
Ondoscähn – Ein Sklavenhändler.
Gomähn – Ein Netzer.
Yltic – Gomähns Sohn.
Dyräa
Dyräa starrte in das glasklare Wasser des kleinen Bergsees, ohne eine Spur ihres getauchten Freundes Yltic zu entdecken. Sie war keineswegs darüber beunruhigt, denn Yltic war ein sehr guter Taucher und hielt es leicht zehn Minuten unter Wasser aus. Sie schätzte, dass erst acht Minuten vergangen waren.
Dann glaubte sie, auf dem Grund des Sees, der an dieser Stelle fünf Meter tief war, zwischen den Felsbrocken eine Bewegung gesehen zu haben. Trotz der spiegelglatten Oberfläche war der Körper Yltics nur undeutlich zu erkennen. Der junge Ximmerrähner hatte sich auf den Rücken gedreht und blickte nach oben. Dyräa winkte ihm zu.
Er gab das Zeichen zurück und schwamm langsam weiter, auf die tiefste Stelle des Sees zu, in die er sich hinabsinken ließ.
Dyräa seufzte und sah hinauf in das grelle Licht der Sonne des Rähne-Systems. Sie stand noch hoch im Südwesten jenseits der Berge über dem Meer. Es würde noch lange hell bleiben.
Yltic tauchte auf und schwamm zum Ufer.
»Das war fast ein neuer Rekord«, sagte er stolz und schüttelte das Wasser von der geschuppten Haut. »Niemand kann so lange tauchen wie ich. Wenn ich älter bin, werde ich noch viel länger unter Wasser bleiben können.«
Dyräa musste lächeln. Immer wieder wollte Yltic ihr beweisen, dass er besser war als andere. Sie hatte ihn sehr gern, und eines Tages würde sie seine Frau werden. Aber dazu war es noch zu früh. Sie waren beide erst sechzehn Jahre alt.
Zärtlich streichelte sie über seine verkümmerten Kiemen, die von den Halsschuppen teilweise verdeckt wurden.
»Wir können nicht leugnen, dass unsere fernen Vorfahren einst im Wasser lebten. Ich möchte wissen, warum sie an Land gingen.«
»Den Grund dafür werden wir wohl nie erfahren, aber die Sehnsucht nach der Schwerelosigkeit ist geblieben«, sagte er und setzte sich neben sie in das trockene, warme Gras. »Ich liebe das Wasser, und selbst die großen Raubfische im Meer sind meine Freunde, auch wenn ich sie töten muss, um nicht selbst getötet zu werden.«
Dyräa hatte nicht viel für das Meer übrig, aber sie liebte den Fluss und die Seen. Seit ihre Eltern gestorben waren, wohnte sie im Haus von Yltics Vater, dem Netzer Gomähn. Um sich dort nützlich zu machen, beaufsichtigte sie die leibeigenen »Figuren« und teilte sie zur Arbeit ein. Der Sklavenhändler Ondoscähn war bekannt für seine einwandfreien Lieferungen.
»Wir werden bald aufbrechen müssen«, erinnerte sie ihren Freund.
Er nickte.
»Ja, wir brauchen eine halbe Stunde bis zum Boot. Außerdem habe ich Hunger.«
Die beiden jungen Ximmerrähner gehörten zur herrschenden Kaste der »Netzer«. Niemand wusste genau, was auf den anderen Kontinenten der Welt Ximmerrähne geschah. Lediglich die Sklavenhändler gelangten mit ihren Schiffen dorthin, wenn sie neue »Figuren« raubten, um sie hier – auf dem Kontinent Ferähne – zu verkaufen.
Yltic und Dyräa lebten am Rand der Hauptstadt Mulgaxähn in einem prächtigen Haus, denn Netzer Gomähn war nicht nur ein einflussreicher Mann, sondern auch Mitglied der Regierung von Ferähne. Als Angehöriger der führenden Kaste genoss er großes Ansehen.
In ihrer Körperform konnten die Ximmerrähner durchaus humanoid genannt werden, wenn sie ihre Abstammung von den Meeresbewohnern auch nicht leugnen konnten. Im Durchschnitt nur gut anderthalb Meter groß, besaßen sie eine hellbraune Haut, die noch teilweise geschuppt war. Ihre breiten Gesichter wurden durch die übereinander geschobenen Kopfschuppen ein wenig entstellt, und die starren, fast weißen Augen erinnerten deutlich an ihre Vorfahren.
Sie erreichten das Boot. Es lag in einer ruhigen und von der Strömung verschonten Bucht vor Anker. Das kleine Schiff mochte etwa sieben Meter lang sein, und seine schnittige Form versprach hohe Geschwindigkeit und Wendigkeit, auch wenn es nur einen Mast besaß. Arbeitsfiguren im Hafen von Mulgaxähn hatten es aus dem Gerippe eines besonders großen Raubfisches gebaut und mit dessen widerstandsfähigen Haut überzogen.
Yltic setzte das Segel und holte den Anker ein. Der Wind war schwach und reichte gerade aus, das kleine Schiff auf Kurs zu halten. Den Rest besorgte die Strömung.
Dyräa bereitete inzwischen aus den Vorräten eine Mahlzeit und bewies ihre hausfraulichen Qualitäten.
Später gesellte sie sich zu Yltic am Ruder.
»Dein Vater machte einen verärgerten Eindruck«, sagte sie, und in ihrer Stimme war die Spur von Besorgnis. »Warum?«
Er lächelte ihr beruhigend zu.
»Wir sind nicht die Ursache des Ärgers, Dyräa. Aber du weißt, dass sich der Zeitpunkt nähert, an dem das Sammlerschiff aus dem Weltraum wieder landet. Die drei Jahre sind bald vorbei, und wenn die Beauftragten des Neffen Duuhl Larx nicht zufrieden sind, droht uns ein Strafgericht. Ich glaube aber, mein Vater sorgt sich unnötig, denn die Lagerhallen beim Landefeld sind gefüllt. Selbst wenn Duuhl Larx ein großes Schiff schickt, wird es die Last kaum fortschleppen können.«
»Warum kommen sie? Und woher kommen sie, diese Schiffe?«
»Das weiß niemand, Dyräa. Sie sind schon immer gekommen, alle drei Jahre. Aber wir wissen aus der Vergangenheit, dass wir ihnen gehorchen müssen, wenn wir nicht bestraft werden wollen. Niemand kennt diesen Neffen Duuhl Larx oder gar den über ihm stehenden Dunklen Oheim, und niemand würde wagen, nach ihnen zu fragen. Sie scheinen das ganze Weltall zu beherrschen. Aber was wissen wir schon davon? Nichts, überhaupt nichts.«
»Ich habe mich nie darum gekümmert«, gab Dyräa ein wenig beschämt zu. »Aber nun bin ich älter geworden und stelle Fragen.«
»Fragen, die ich dir nicht beantworten kann.« Er bewegte das Ruder und lenkte das Schiff mehr zur Strommitte hin, um einem Boot auszuweichen, das ihnen entgegenkam. Das Zeichen am Bug verriet, dass es sich um Fänger handelte, um Angehörige der zweithöchsten Kaste von Ferähne.
Der Abendwind frischte auf, und noch bevor es zu dämmern begann, kamen die ersten Häuser von Mulgaxähn in Sicht. Hier am Ufer des Stromes lebten hauptsächlich Netzer, Fänger und Schwimmer, aber auch einige wohlhabende Esser, denen es noch nicht gelungen war, in eine der drei oberen Kasten aufgenommen zu werden.
Gomähns Haus lag auf einem flachen Hügel, von einem prächtigen Park umgeben, der bis zum Fluss reichte. Yltic lenkte das Boot in den kleinen Hafen, holte das Segel ein und wartete, bis Dyräa die Leinen am Steg befestigt hatte. Dann gingen sie über den Kiesweg hinauf zum Haus, von dem nur die Grundmauern aus Stein waren. Alles übrige bestand aus dem widerstandsfähigen Holz der nahen Flusswälder.
Gomähn saß auf der überdachten Terrasse und sah seinem Sohn und seiner Pflegetochter entgegen. Seine Miene wirkte aufgelockerter als sonst. Er winkte ihnen zu.
»Gut, dass ihr da seid. Wir können zusammen essen. Wie war der Tag?«
Die beiden setzten sich zu ihm.
»Wunderschön«, sagte Dyräa, ehe Yltic antworten konnte. »Wir hoffen nur, dass er auch für dich schön war.«
»Er war es, wenn man von den üblichen Sorgen absieht. Das Schiff des Neffen wird bald eintreffen, und ihr wisst ja, dass es nur auf den jeweiligen Kommandanten ankommt, ob unsere Abgaben zufriedenstellen oder nicht.«
»Kommen die Fremden eigentlich schon lange zu uns?«, fragte Yltic.
»Solange wir zurückdenken können«, gab sein Vater Auskunft. »Sie kümmern sich nicht um unsere Angelegenheiten und lassen uns in Ruhe, wenn ihr Schiff gefüllt wird. Drei Jahre lang arbeiten unsere besten Handwerker und Künstler an der Sammlung, mit der wir für den Frieden bezahlen müssen. Als ich noch jung war, weigerte sich einer der Kontinente auf der anderen Seite unserer Welt, den Tribut zu zahlen. Es gleicht noch heute einer unbewohnten Wüste.«
»Sie müssen schreckliche Waffen haben, Vater. Warum haben wir nur Speere, Pfeile, Messer und Äxte?«
»Weil wir nicht mehr brauchen, mein Sohn. Den Vorsprung der Fremden können wir niemals aufholen, und selbst wenn es uns gelänge, würde die Strafe schrecklich sein. Nein, wir müssen uns fügen, so wie sich auch die Figuren unserem Willen fügen müssen.«
Zwei weibliche Figuren trugen das Essen auf und verschwanden wieder. Ein männlicher Sklave brachte den Wein.
Gomähn rief ihn zurück, als er gehen wollte, und stellte eine ungewöhnliche Frage:
»Sag die Wahrheit, Figur Ähnox: gefällt dir dein Leben bei uns?«
Der etwas klein geratene Ximmerrähne nickte hastig.
»Ja, Herr, mein Leben gefällt mir. Du behandelst uns gut. Danke, Herr.«
Als er gegangen war, meinte Gomähn:
»Da seht ihr es, Yltic und Dyräa. Er ist zufrieden, weil er es nicht anders kennt. Er ist unser Sklave, so wie wir die Sklaven der Fremden sind, die Neffe Duuhl Larx uns schickt. Und der wiederum ist ein Sklave des Dunklen Oheims, von dem niemand weiß, wer er ist.«
*
Der Planet Ximmerrähne stand im Rähne-System und war die dritte von sieben Welten. Insgesamt bildeten dreihundertvier bewohnte Planeten das so genannte Rghul-Revier, über das Duuhl Larx herrschte.
Die Ximmerrähner kannten den Neffen nur vom Hörensagen und niemand wusste, auf welchem der dreihundertvier Planeten er seinen sagenhaften Palast errichtet hatte, von dem aus er sein gewaltiges Reich kontrollierte.
In der Hauptstadt des Kontinents Ferähne und den zwanzig kleineren Satellitenstädten lebten drei Millionen Ximmerrähner, eine weitere Million verteilte sich landeinwärts auf weit verstreute Siedlungen. Ackerbau und Fischfang genügte für den einfachen Lebensunterhalt.
Während meist die Frauen und die Figuren die Felder bestellten, befanden sich die Männer auf dem Fischfang. Mit ihren schnellen und schnittigen Seglern fuhren sie weit hinaus auf das Xaga-Meer, um die großen Raubfische zu jagen, die wegen ihres wohlschmeckenden Fleisches eine begehrte Beute waren.
Die besten Geschäfte machte der Sklavenhändler Ondoscähn, der eine regelrechte Fangflotte aufgebaut hatte, die fast ständig unterwegs war. Die Eingeborenen des großen Kontinents im Westen waren primitiv. Sie eigneten sich bestens als Figuren, und Ondoscähn hatte in der Auswahl seiner Opfer eine besonders glückliche Hand.
An diesem Tag kehrte er von einer längeren Fahrt zurück. Mit seinen drei Schiffen näherte er sich mit dem abflauenden Wind der Westküste von Ferähne. In den Laderäumen hockten die gefangenen Figuren und warteten ergeben auf die Erfüllung ihres Schicksals. Wenn sie Glück hatten, wurden sie an einen guten Herrn verkauft.
Die Besatzung bestand aus Schwimmern, Angehörigen der Matrosenkaste, die immerhin noch eine Stufe über den Essern stand, der Kaste der Durchschnittsbürger.
Vorbei an den gefährlichen Klippen der vorgelagerten Inseln gelangten die drei Schiffe in den Hafen von Mulgaxähn, wo sie an der Pier vertäut wurden. Das Löschen der Ladung erfolgte unter reger Beteiligung der Bevölkerung, die dabei die Qualität der neuen Figuren lautstark kommentierte.
Die Unglücklichen waren nicht gefesselt, da eine Flucht so gut wie ausgeschlossen war. Wohin auch hätte sich eine entflohene Figur wenden können?
Mit lautem Gebrüll trieben die Schwimmer Ondoscähns ihre Beute durch die Straßen zum so genannten Lagerhaus des Sklavenhändlers, ein richtiges Gefängnis mit einem Schaupodest im Hof, auf dem die Figuren an bestimmten Tagen versteigert wurden.
Ondoscähn selbst kümmerte sich nicht mehr um diese letzte Phase seines Geschäfts, er konnte sich auf seine Leute verlassen. Der hinter ihm liegende Raubzug versprach einen hohen Profit. Wahrscheinlich würde er sich in den nahen Bergen ein neues Haus errichten lassen, in dem er sich hin und wieder von den Anstrengungen des Alltags erholen konnte. Dabei besaß er am Ufer des Flusses, am Rand der Stadt, bereits ein palastähnliches Heim, übrigens nicht sehr weit entfernt von Gomähns Haus.
Mit dem Netzer Gomähn verband ihn so etwas wie Freundschaft, die auf gegenseitigen Gefälligkeiten beruhte. Die besten Figuren bekam stets Gomähn zuerst angeboten. Und die Regierung drückte oft genug ein Auge zu, wenn Ondoscähn mal gegen die Gesetze verstieß.
Er verzichtete auf die Benützung eines leichten Zweiradwagens und ging zu Fuß. Immer wieder musste er die Grüße von Essern und Fängern erwidern, die ihm begegneten. Die Fänger waren ihm ausnahmslos bekannt. Er war früher selbst einmal Fänger gewesen.
Er war froh, als er den Stadtrand erreichte und die gepflasterte Straße zu einem Gehweg wurde. Rechts und links standen nur noch vereinzelt Häuser. Er näherte sich dem Wohngebiet der Netzer.
Schon von weitem sah er Gomähns Haus auf dem Hügel. Dicht davor stand das seine, ein wenig tiefer, ebenfalls von einem Park umgeben. Mit einem Ruck blieb er stehen und hielt die Hand über die Augen, um besser sehen zu können. Was machten die vielen Figuren in seinem Park? Seine ganze Dienerschaft schien sich dort ein Stelldichein zu geben, statt ihren Pflichten nachzugehen.
Na, denen würde er es aber schon zeigen ...!
Er beschleunigte seine Schritte. Er hasste Faulheit, wenn andere ihr frönten.
Noch bevor er das Tor zum Park erreichen konnte, kamen ihm zwei seiner Figuren entgegengelaufen. Sie winkten aufgeregt mit den Armen, als hätten sie ihm etwas Wichtiges mitzuteilen.
Aha, dachte Ondoscähn grimmig, eine Ausrede hatten sie sich also auch schon einfallen lassen. Es würde ihnen nicht viel nützen.
Demonstrativ riss er die kurzgriffige Peitsche aus dem Gürtel seiner Fischhauthose und lockerte die dünnen Riemen. Er blieb stehen und erwartete die zwei Ximmerrähner, die merklich langsamer wurden, als sie die Peitsche und das wütende Gesicht ihres Herrn erblickten.
Der eine von ihnen nahm allen Mut zusammen und rief, noch ehe er den Sklavenhändler erreichte:
»Netzer Ondoscähn, nicht schlagen! Etwas sehr Merkwürdiges ist bei deinem Haus geschehen! Komm und sieh selbst, aber bestrafe uns nicht für etwas, an dem wir unschuldig sind.«
Ondoscähn ließ die Hand mit der Peitsche sinken.
»Was tut ihr alle im Park? Habt ihr keine andere Beschäftigung?«
»Das Seltsame ist im Park geschehen, o Herr! Der Fremde ist gerade dabei zu erwachen. Er war plötzlich da.«
»Ein Fremder? Erkläre mir das.«
»Er lag im Park und schien zu schlafen. Wir fanden ihn mitten auf der Wiese unter dem großen Baum. Er sieht merkwürdig aus. Er ist nicht von unserer Welt.«
Ondoscähn hatte schon oft genug Fremde gesehen, die nicht von Ximmerrähne stammten. Sie kamen mit den Schiffen des Neffen, aber sie flogen auch wieder mit ihnen fort. Niemals war jemand zurückgeblieben.
Und das letzte Schiff war vor knapp drei Jahren gelandet.
»Wie sieht er aus?«, fragte der Händler und schob die Peitsche in seinen Gürtel zurück. »Redet schon!«
Die beiden Figuren hielten sich einen Schritt hinter ihm.
»Er ist groß und stark, aber seine Haut ist heller als die unsere – und ohne Schuppen. Sie ist hellbraun und glatt. Er hat den Kopf voll schwarzer Haare. Sein Gesicht ist schmal, und seine Augen sind kleiner als unsere. Er spricht eine unbekannte Sprache, wir haben kein Wort verstanden. Wir sind alle in den Park gelaufen, damit er nicht fliehen kann.«
»Schon gut«, knurrte Ondoscähn und beschleunigte seine Gangart. Er war neugierig geworden.
Seine Figuren wichen zur Seite, als er sich dem Baum auf der Wiese näherte, und gaben den Blick auf die am Boden liegende Gestalt frei, die sich mühsam aufrichtete und dem Neuankömmling entgegenblickte. Er sah genauso aus, wie man ihn beschrieben hatte.
Es war wirklich ein völlig Fremder.