Atlantis sind wir - Madison S. Archer - E-Book

Atlantis sind wir E-Book

Madison S. Archer

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Beschreibung

Am Anfang war nur die Idee einer Geschichte über eine junge Frau, die auf der Suche nach ihrer wahren Identität eine Menge Abenteuer erlebt. In den folgenden 30 Jahren erlebte ich noch mehr abenteuerliches beim Schreiben der Geschichte. Bevor ich mit dem Schreiben anfing, war mir gar nicht klar, wieviel man können und wissen muss, um eine einfache Geschichte ordnungsgemäß zu Papier zu bringen. Wie ich es dann schließlich doch geschafft habe, davon handelt dieses Buch.

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Seitenzahl: 130

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Die folgende Geschichte ist frei erfunden.

Ähnlichkeiten mit realen Personen sind nicht beabsichtigt. Einige der in diesem Roman verwendeten Fakten wurden dem Buch „Das Bermuda Dreieck Fenster zum Kosmos“ von Charles Berlitz entnommen.

Erschienen 1975 im Zsolnay Verlag.

Ich danke meiner Lehrerin, die meiner Mutter einmal verraten hat, sie würde meine Aufsätze immer als Bettlektüre verwenden.

Ich danke meinen Eltern, die mich immer bei meinem Vorhaben, dieses Buch zu schreiben, unterstützt haben.

Und ich danke meiner kleinen Tochter, die es mir immer wieder möglich macht, die Welt mit den Augen eines Kindes zu sehen.

Prolog

Atlantis. Viele meinen, Atlantis sei eine Insel, die durch eine Naturkatastrophe, wie zum Beispiel ein Vulkanausbruch unterging. Einige wissenschaftliche Abhandlungen vermitteln sogar recht genaue Vorstellungen davon, wo sich diese Insel befunden haben soll. Die Insel soll etwa die Größe Australiens gehabt haben und genau in die Lücke zwischen den Kontinenten Afrika und Amerika passen, wenn man diese zusammenschieben würde. Die Insel befände sich dann ungefähr an der Stelle, an der sich augenblicklich das Bermudadreieck befindet. Es wurde viel darüber geschrieben. Ja es wurde sogar schon besungen. Viele abenteuerliche Erzählungen ranken sich darum. Dies ist eine davon.

So ein Vorwort ist schnell und einfach heruntergetippt. Das Schwierige daran ist, diese Erwartung mit Leben zu füllen.

Genau so erging es mir, als ich das erste Mal versuchte, meine Geschichte niederzuschreiben. Eine Geschichte, die ich bereits seit meinem fünfzehnten Labensjahr mit mir herumgetragen habe.

Es fing alles damit an, dass meine Klassenlehrerin meiner Mutter einmal auf einem Elternabend verraten hat, sie würde meine Aufsätze immer als Bettlektüre mit Nachhause nehmen. Dies spornte meine Kreativität selbstverständlich noch mehr an. Also fing ich an, in alten Schulheften und auf allen möglichen Zetteln, all meine Gedanken festzuhalten.

Es kam ein buntes Sammelsurium von abenteuerlichen, gruseligen oder manchmal einfach unglaublichen Geschichten dabei heraus.

Gut, - ich gebe zu, - so einige Male nahm ich es mit den geschichtlichen Tatsachen nicht so genau, verlegte gar in einem Aufsatz den Maler Van Gogh kurzerhand ins 16te Jahrhundert. Natürlich ist dieser Schnitzer nicht unentdeckt geblieben. Eine meiner späteren Lehrerinnen meinte nach der Lektüre meines Aufsatzes, ich hätte eine blühende Phantasie und sie sei der Lektüre meiner Geschichten durchaus nicht abgeneigt, doch solle ich mehr auf die Korrektheit der Details achten.

Übrigens haben all meine Lehrer, wie man so schön sagt, „die Hände über’m Kopf zusammengeschlagen“, als sie von meinem damaligen Berufswunsch „Krankenschwester“ hörten. Nach deren Dafürhalten hätte ich schon zu dieser Zeit eine Künstlerische Laufbahn einschlagen sollen.

„Hätte ich mal bloß auf sie gehört!“

Irgendwann, Jahre später, als bereits einige Höhen und Tiefen hinter mir lagen, begann ich, an einer Geschichte aus meinem Sammelsurium, die mir von allen die liebste war, weiter herumzubasteln. Also holte ich meine Schmierzettel, von denen ich glücklicherweise den einen oder anderen aufbewahrt hatte, wieder aus der Versenkung hervor und schrieb den Text, soweit ich mein Gekrakel noch lesen konnte, in ein neues „altes“ Schulheft ordentlich ab. Bereits bei diesem ersten „Abschreiben“ veränderte sich die Geschichte spürbar.

Mit dem Ordnen und Strukturieren der Handlung wollte ich mich dann später befassen, denn noch hatte ich von diesen „Feinheiten“ nicht die geringste Ahnung.

Was mir als Jugendliche vorschwebte, war die Geschichte einer Jungen Frau, die auf der Suche nach sich selbst ein paar Abenteuer an exotischen Orten erlebt. Und der exotischste Ort, den ich mir zur damaligen Zeit vorstellen konnte, war Gizeh mit seinen Pyramiden und (na logisch) Atlantis.

Ich muss nicht extra erwähnen, dass ich mich selbst gerne an diese exotischen Orte träumte, weshalb mir die Hauptfigur in der Urversion meines Romans sehr ähnlich war. Dies hat sich im Verlauf der jahrelangen Bearbeitung jedoch grundlegend geändert, da ich inzwischen mein Leben selbst durch die eine oder andere Reise bereichern konnte.

Wie dem auch sei: Ich kam damals ungefähr auf 30 Seiten!

Nicht gerade viel für einen abendfüllenden Roman, dachte ich. Also verschwand das Heft erst mal wieder im Bücherregal und ich begann damit, mir weitere Informationen zusammen zu suchen, mit deren Hilfe ich die Story „aufpeppen“ konnte. Ein paar Ortsbeschreibungen von Gizeh, ein paar Baupläne von Pyramiden, ein paar Hintergrundinformationen über das Bermuda-Dreieck. ... (Wieso eigentlich?)

Außerdem habe ich mir jede Menge Bücher über das „Bücherschreiben“ besorgt und natürlich weiterhin viel gelesen. „Nichts schult mehr, als Lesen, Lesen, Lesen“, pflegte eine meiner Lehrerinnen gerne zu sagen.

Einige Eckpunkte über das Bücherschreiben habe ich mir, der Wichtigkeit halber, notiert:

„Schuster bleib bei Deinen Leisten!“ Schreibe nur über Dinge, die du kennst. So werden Deine Figuren und deren Handlungen natürlich und ehrlich wirken. Oder es muss etwas so fiktives sein, das es auf der Welt bisher noch nicht gab. Dann kann man seiner Phantasie freien Lauf lassen.Die ersten drei Seiten müssen interessant genug sein, dass der Leser dazu angeregt wird, weiter zu lesen. Hierbei ist die erste Seite die wichtigste. Daher sollte das Motiv der ersten Seite sehr sorgfältig gewählt werden. Am allerbesten wäre es, dieses Motiv genau am Ende der Geschichte zu wiederholen (beginnt man zum Beispiel auf einer Straße, sollte das Ende auch auf einer Straße sein), was eine gewisse „Abrundung“ des Ganzen bewirkt.Danach sollte ein kleiner Höhepunkt kommen, der dem Roman einen „Schubs“ in die richtige Richtung gibt. Für Nichtschriftsteller heißt das: hier muss irgendetwas passieren, das die Hauptfigur des Romans dazu bewegt, etwas zu tun, was somit die Handlung in Gang setzt.Die Handlung sollte sich kontinuierlich steigern, bis zum eigentlichen Höhepunkt, der cirka. 5 – 10 Seiten vor Schluss erfolgen sollte. (Was natürlich niemanden daran hindern soll, die Handlung genauso spannend weiter zu führen.)Die letzten Seiten müssen alle offenen Fragen beantworten. Wie man in Schriftsteller-Kreisen sagt: „Alle losen Enden wieder verknüpfen“

Das Motiv Straße gefiel mir. Also beschloss ich, bei der nächsten Überarbeitung meiner Geschichte, diese mit einer Straße beginnen zu lassen. Immer noch alles mit der Hand, versteht sich.

X

Die Ereignisse, die hier erzählt werden sollen, nahmen bereits vor zwanzig Jahren ihren Anfang. Es begann alles auf einer Autobahn ... irgendwo in Deutschland.

Auf der A9 herrschte winterliches Wetter mit Schneematsch, dünnen Nebelschwaden und leichtem Nieselregen. Der Verkehr auf der Autobahn floss zäh und allmählich bildete sich ein Stau.

In der Parkbucht eines Rastplatzes stand einsam ein alter Wagen amerikanischer Bauart. Ein junges Paar im Alter zwischen zwanzig und dreißig Jahren sammelte Pflanzen- und Bodenproben in kleine Plastiktüten, die sie dann in einer Kühlbox im Kofferraum verstauten.

Er, groß, schlank, unauffällig gekleidet, trug eine blaue Strähne in der Ponypartie seines kinnlangen, blonden Haares und eine fremdartig aussehende Armbanduhr.

Sie, klein, zierlich, mit langen, rotblonden Locken und ebenfalls einer blauen Strähne darin trug über ihrem schlichten, schwarzen Anorak eine dünne Platinkette. Diese Kette hatte einen flachen, indianisch bemalten Stein von etwa fünf cm. Durchmesser als Anhänger.

Während der Arbeit sah sie immer wieder zu ihrer zweijährigen Tochter, die auf dem Rücksitz des Wagens in Decken eingewickelt lag und fest schlief. Die Kleine war der Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten und hatte sogar die gleiche Haarfarbe.

Nach einer Weile beendete das Paar seine Arbeit, bestieg den Wagen und der Mann lenkte ihn in den zäh fließenden Verkehr. Er blickte kurz auf das Zifferblatt seiner Armbanduhr, das dem Stein an der Kette seiner Frau glich. „Wohin jetzt?“, fragte er mit einem kurzen Seitenblick.

Die Frau reckte sich müde und antwortete „Frankfurt Innenstadt.“ Er sah wieder nach vorne und erschrak. Der Verkehr, der für wenige Augenblicke wieder schneller geflossen war, hatte ein jähes Ende gefunden. Auf seinem Gesicht spiegelte sich das rote Leuchten der Stopplichter der vorausfahrenden Wagen. Doch noch schlimmer war das, was er im Rückspiegel wahrnahm. Er sah seine Frau sehr intensiv an, wie zum Abschied.

Sie schloss die Augen und konzentrierte sich. Plötzlich wurde der ganze Innenraum des Wagens von blauem Leuchten durchflutet.

Dann ein dumpfer Aufprall, das Kreischen von Blech auf Blech, das Zerspringen von Glas. ... und Stille.

X

Das Bild, das die Autobahn noch Stunden später bot, glich einem Schlachtfeld. Ein Schwertransporter hatte nicht mehr rechtzeitig bremsen können, hatte sich quer gestellt, mehrere Wagen unter sich begraben und viele vorausfahrende Fahrzeuge mit voller Wucht aufeinander geschoben. Einige Autos waren bis auf die Karosserie ausgebrannt.

Irgendwo mitten in diesem Chaos stand der amerikanisch aussehende Wagen. Er war auf die Hälfte seiner ursprünglichen Länge zusammen geschoben worden und hatte sich mit den Wagen vor und hinter ihm verkeilt. Wie durch ein Wunder war der Bereich der Rückbank beinahe unbeschädigt.

Und genau dort hatten Feuerwehrmänner das immer noch schlafende Kind bei ihren Aufräumarbeiten unversehrt vorgefunden. Das Mädchen trug nun die Halskette seiner Mutter. Von seinen Eltern fehlte jede Spur.

Der Feuerwehrmann ging mit dem Kind in den Armen auf den Polizisten zu, der hier die Verantwortung hatte. „Was passiert jetzt mit ihr?“, fragte er, in der Hoffnung zu hören, dass die Eltern inzwischen gefunden worden waren.

Leider war dem nicht so. „Das Münchner Jugendamt muss sich um sie kümmern, bis ihre Identität geklärt ist. ... Kann man das Nummernschild noch lesen?“

„Schlecht“, antwortete der Feuerwehrmann. „Es sieht aus wie ein Army-Nummernschild, aber es fehlt ein Stück.“

Der Polizist dachte einen Augenblick nach. „Möglich, dass wir über die Army rauskriegen, ob sich auf irgendeinem Stützpunkt jemand nicht zurückgemeldet hat. Aber das kann Wochen dauern.“

X

Das war sie, meine Vorgeschichte. Eigentlich ist dies bereits die zweite Vorgeschichte, jedenfalls aus der Sicht dieses Buches.

Und nun sollte so langsam der erwähnte erste, kleine Höhepunkt kommen, der meine Hauptperson dazu bewegt, sich zu bewegen (sozusagen). Doch, wie kriege ich eine junge Frau und deren Freund dazu, nach Atlantis zu suchen? (Denn noch existiert es für sie ja nicht). Ich dachte da an eine Art Schnitzeljagd quer über den Globus. Aber vielleicht sollte ich Ihnen meine zwei Hauptpersonen erst einmal vorstellen!?!

Diesmal allerdings mit der Schreibmaschine. Sie war zwar nicht mehr ganz neu, aber sie hatte sogar, welch eine technische Errungenschaft, bereits ein sogenanntes „Korrekturband“. Das war so ein aufgerollter Streifen, auf dem war so etwas wie dieses TippEx-Zeug, nur in Pulverform. Man musste den Buchstaben noch mal schreiben und er wurde gewissermaßen übertüncht.

Gesehen hat man ihn zwar immer noch, aber wenigstens hat er nicht mehr so gestört. Und man konnte drüberschreiben, was ein großer Fortschritt war.

Während es in meinem Leben in dieser Zeit drunter und drüber ging, entwickelte sich meine Geschichte recht zügig. Ich wusste schon ziemlich genau, was ich wollte und vor allen Dingen, was ich nicht wollte. Und bei der Suche nach einem Titel für meine Geschichte kam mir der Zufall zu Hilfe. Ich hörte eines Tages eine Musikkassette von Udo Jürgens. Darauf kam ein Titel vor, der in Kurzform genau das ausdrückte, was ich mit meiner Geschichte zu erzählen versuchte. Nämlich warum ausgerechnet wir Atlantis sind.

Das war irgendwann 1985. Ein Datum, das ich auch aus einem anderen Grund nie vergessen werde. In diesem Jahr habe ich nämlich geheiratet.

X

Jahre später war aus dem kleinen Mädchen inzwischen eine junge Frau geworden. Christy Thomas betrieb ein gut gehendes Fotoatelier in verkehrsgünstiger Lage in München.

Eine Gruppe älterer Herren posierte gerade für Erinnerungsfotos. Sie waren gut gelaunt und zu Scherzen aufgelegt. Sie trugen schwarze Talare und Doktorhüte.

Christy stand hinter dem Fotoapparat und machte von der Gruppe Aufnahmen in verschiedenen Positionen. Jede ihrer Bewegungen drückte aus, dass sie eine Frau war, die ihr Handwerk verstand. Sie trug dunkelblaue Jeans und einen schwarzen Rollkragenpullover. Die Kette ihrer Mutter trug sie darüber. Bei jeder Bewegung schwang sie leicht hin und her.

Mehrmals arrangierte sie die Gruppe neu, wobei sie geduldig die vielen Fragen der redseligen Mittsechziger beantwortete, die ihr immer wieder versicherten, dass sie auf einem Klassentreffen noch nie so viel Spaß gehabt hätten.

Nachdem sich die Männer ihrer Kostüme entledigt hatten, kam ihr ‚Anführer’ auf Christy zu. Sein Gesicht war ein einziges Fragezeichen. „Kann ich das gleich bezahlen, Fräulein?“

Christy schüttelte den Kopf. „Nein. Wir schicken Ihnen die Rechnung mit den Fotos zu. Bei uns bezahlen Sie nur die Aufnahmen, die auch etwas geworden sind. ... Geben Sie ihre Adresse bitte meinem Kollegen.“ Sie drehte sich zu Michael ‚Mick’ Altmann um, einem großen, drahtigen Typen, von Mitte Zwanzig mit mittellangen, dunklen Haaren und verträumten dunklen Augen, der gerade aus dem Labor kam. „Übernimmst Du bitte, Mick? ... Ich muss jetzt los.“

„Stimmt ja! Hätte ich fast vergessen. ... Okay, dann zieh los“, wobei er sich an den Kunden wandte, „Also, der Herr. Wo dürfen wir die Fotos hinschicken?“

Christy griff sich ihre Tasche aus dem Schreibtisch, angelte ihre Jacke von der Garderobe und verließ das Atelier auf die Straße.

X

Etwas später saß sie in einem Büro einem vornehm gekleideten älteren Herrn gegenüber. Nachdem der einen langen Blick in die vor ihm liegende Akte geworfen hatte, ruhte sein väterlicher Blick nun auf Christy.

„Ich bin sicher, dass diese Alpträume mit irgendeinem Erlebnis in Ihrer frühesten Kindheit zu tun haben, Christy. Und da fällt mir immer wieder nur dieser Unfall ein, bei dem Sie zur Waise wurden. Aber da Sie dieses Thema inzwischen ausreichend verarbeitet haben, kann es das eigentlich nicht sein. Darum bin ich wirklich so langsam mit meinem Latein am Ende. - Bis auf die Methode, den Kopf aufzuschneiden und nachzusehen, was drin ist, haben wir mittlerweile alles versucht und stehen immer noch am Anfang. ... Auch Ihr Tagebuch ergab keine neuen Erkenntnisse?“

Christy schüttelte enttäuscht den Kopf. „Nein, gar keine. Es ist immer die gleiche Geschichte. ... Da ist diese Stimme, die sagt, finde das Portal, und dann sehe ich diese Pyramidenstadt. ... Ich kann mir einfach keinen Reim darauf machen. ... Wenn das Auftreten der Träume mit irgendwelchen außergewöhnlichen äußeren Einflüssen zusammen treffen würde, hätten wir wenigstens einen Anhaltspunkt. Aber so ... nichts.“

„Na gut“, antwortete der Arzt und klappte die Akte zu, „schreiben Sie auf jeden Fall weiterhin jeden Traum auf, an den Sie sich erinnern. Es kann ja sein, dass der entscheidende Hinweis noch kommt. ... Und nehmen Sie bis dahin weiter Ihre Tabletten.“ Damit füllte er ein Rezept aus und reichte es Christy über den Tisch.

„Und fahren Sie mal in Urlaub. Sie brauchen Erholung.“

Christy stand auf und steckte das Rezept in ihre Tasche. „Das klingt alles so leicht“, antwortete sie, „aber wenn Sie selbständig sind, können Sie eben nicht immer Urlaub nehmen, wann Sie wollen, sondern müssen warten bis das Geschäft es zulässt!“ „In dieser Beziehung geht es Ihnen wie mir“, lächelte der Arzt freundlich und reichte Christy die Hand.

X

Die Karteikarten-Methode.

Um den Ablauf einer Geschichte zu ordnen eignet sich die Karteikarten-Methode meiner unmaßgeblichen Meinung nach am besten. Hierzu schreibt man die einzelnen Szenen stichwortartig auf einzelne Karteikarten. (Natürlich mit der Hand, da diese Pappkarten nicht in die Schreibmaschine reinpassen, weil sie zu dick sind.)

Danach kann man ganz leicht die Reihenfolge ordnen, verändern, Szenen hinzufügen oder wegstreichen. (Ganz leicht?)

Zum Ordnen meiner Karteikarten musste ich den Fußboden bemühen. Die Schlange der Karteikarten ging quer durch das Wohnzimmer, raus auf den Flur, vorbei an der Küche bis hinter zum Badezimmer. Es waren genau einhundert Stück. Oder waren es achtundneunzig? Mist. Irgendwo muss ich mich verzählt haben. ... Wird Zeit, dass ich die Dinger durch nummeriere. (Und was mache ich dann, wenn ich noch die eine oder andere dazwischenquetschen will?)

Egal. Jetzt kennen Sie jedenfalls meine beiden, in Schriftstellerdeutsch, „Protagonisten“.

X

An diesem Abend, nach einem anstrengenden Tag im Atelier, stand Christy müde und erschöpft an die Wand gelehnt und starrte geistesabwesend vor sich hin.

Mick kam aus dem Labor und sah besorgt zu ihr hinüber. Kopfschüttelnd ging er zur Kaffeemaschine, schenkte zwei Tassen ein und schlenderte damit zu Christy. Er lehnte sich neben ihr an die Wand und fixierte denselben imaginären Punkt an der gegenüberliegenden Wand.

Er reichte ihr die eine Tasse und beide tranken schweigend. „Wird Zeit, dass wir endlich mal Urlaub machen“, meinte er dann ganz beiläufig.