Au Pair in den USA - Birgit Ermer - E-Book

Au Pair in den USA E-Book

Birgit Ermer

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Beschreibung

Amerika hautnah. Neue Herausforderungen. Alltag mit Kindern. Geld verdienen. Reisen. Als Fremder hin, als Familienmitglied zurück! All das und vieles mehr umfasst ein Au Pair-Jahr in den USA. Denn Au Pairs sind mittendrin statt nur dabei. Sie werden Teil des amerikanischen Alltags, erleben eine Familie ganz privat und werden gebraucht. Gleichzeitig bietet ihnen das amerikanische Au Pair-Programm Struktur, Unterstützung und Sicherheit, auf eine Art und Weise die weltweit einzigartig ist! Die Vorteile einer Au Pair-Tätigkeit sind schnell aufgezählt. Doch wie sieht es mit einem Blick hinter die Kulissen des amerikanischen Au Pair-Business aus? Was erwarten Gastfamilien von ihrem Au Pair? Welche Bedingungen sind an das Leben in den USA geknüpft und wie können Au Pairs ihren Aufenthalt beeinflussen? Wo liegen die kulturellen Herausforderungen für die Programmteilnehmer? Birgit Ermer beleuchtet in diesem Ratgeber das Au Pair-Programm in den USA aus verschiedenen Blickwinkeln. Dank ihres Insiderwissens, das sie sich als ehemaliges Au Pair in Bosten und als jahrlange Beraterin angeeignet hat, bekommen zukünftige Au Pairs die Chance, das Beste aus ihrem Auslandsaufenthalt zu machen und tief in den "American Way of Life" mit all seinen Facetten einzutauchen.

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Birgit Ermer

AU PAIR IN DEN

USA

Leben, arbeiten und lernen in Amerika Aber richtig!

Bildnachweis

Titelfoto: Sandra Casado-Bernal

Bilder im Textteil:

11/81/215 Sina H., 15/23/41/51/52/79/95/112/131/168 Sebastian Oberbauer, 16/119/172/229/260 Sandra Casado-Bernal, 25/46/114/164 Christina M., 28/209 Sara H., 34/241/244 Maren M., 38/91/98/152/163/199/203/263/264 Manuela Straßer, 42 Phil Coffman, 45/128/145 Birgit Ermer, 48 Averie Woodard, 49 Dino Reichmuth, 54 Maarten van den Heuvel, 57 Danielle MacInnes, 60 Myles Tan, 67 London Scout, 72/133 Eva F., 75 Caleb Jones, 76 Nina Held, 82 Caroline Hernandez, 86 Peter Hershey, 88 Alexander Dummer, 92/109 Clara E., 96 Ben White, 101/104 Leo Rivas-Micoud, 103 Maher El Aridi, 111 Nathan Anderson, 115 Agberto Guimaraes, 122 David Beale, 124/271 Frank McKenna, 137/167/210 Sabrina Loder, 138 Jesse Orrico, 141 Tim Gouw, 142 Teddy Kelley, 148 Ashton Bingham, 151 Julia M., 159 Luis Llerena, 171 Kait Herzog, 175 Nico Beard, 177 Alejandro Salinas, 178 Donald West (Wawa - Gasoline (Petrol) Station, cc by 2.0), 181 401(K) 2012, www.401kcalculator.org (Money America, cc by-sa 2.0), 185 Rochelle Nicole, 186 Daderot, 191 David Straight, 194 Wayne Dery, 200 Gabriel Beaudry, 206 Valeria Zoncoll, 216 Gert Boers, 221 Colin Maynard, 226 Kalen Ernsley, 235/238 Tanja H., 248/255 Julia B.

Die Creative-Commons-Lizenzen im Internet: cc-by-sa: http://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0/de/deed.de cc-by: https://creativecommons.org/licenses/by/2.0/de/

Alle Informationen in diesem Buch sind von der Autorin mit größter Sorgfalt gesammelt und vom Lektorat gewissenhaft bearbeitet und überprüft worden. Inhaltliche und sachliche Fehler können dennoch nicht ausgeschlossen werden. Sowohl der Verlag als auch die Autorin übernehmen keinerlei Verantwortung und Haftung für sachliche und inhaltliche Fehler.

Inhalt

Vorwort

1 |Au Pair: Idee und Programme

1.1Begriff und Auslegung

1.2Die Geschichte des Au Pair-Wesens

1.3Amerikanisches Au Pair-Gesetz

1.4Struktur des amerikanischen Au Pair-Business

1.4.1Amerikanische Programmsponsoren

1.4.2Lokale Betreuer

2 |Au Pair: Voraussetzungen

2.1Persönlichkeit, Erwartungen und Motivation

2.2Sprachkenntnisse

2.3Kinderbetreuung

2.4Führerschein

2.5Visabestimmungen

3 |Au Pair: Vorbereitung

3.1Programmdauer

3.2Programmvarianten

3.3Programmanbieter

3.4Kosten, Finanzierung und Förderungsmöglichkeiten

3.5Versicherung

3.6Kinderbetreuungserfahrung sammeln

3.7Referenzen

3.8Fahrkenntnisse

3.9Den richtigen Programmanbieter finden

4 |Au Pair: Bewerbung

4.1Online-Bewerbung und schriftliche Unterlagen

4.2Kinderbetreuungsstunden

4.3Brief an die Gastfamilie

4.4Fotos und Bewerbungsvideo

4.5Interviewer und Kontakt zum Programmanbieter

4.6Persönliches Interviewgespräch

4.7Psychologisches Auswahlverfahren

4.8Referenzchecks

5 |Gastfamilien

5.1Familienstruktur, Zahlen und Fakten

5.2Lebenssituation

5.3Kindererziehung

5.4Haushalt

5.5Freizeitgestaltung

5.6Religion

6 |Gastfamiliensuche

6.1Au Pair-Stereotype in der amerikanischen Gesellschaft

6.2Erwartungen, Aufgaben und Arbeitspläne

6.3Private Gastfamiliensuche und Prematch

6.4Auswahlkriterien von Gastfamilien

6.5Rolle des Au Pair-Kandidaten

6.6Kontaktaufnahme mit Gastfamilien

6.6.1Fragenkatalog und Beispielsituationen

6.6.2Zwischen den Zeilen

6.7Vergleich von Gastfamilienangeboten

6.8Zusage oder Absage

7 |Reisevorbereitungen

7.1Visumsbeantragung

7.2Gepäck und Einfuhrbestimmungen

7.3Packliste und wichtige Unterlagen

7.4Gastgeschenke

8 |Willkommen in Amerika

8.1Einreise und Vorbereitungsworkshop

8.2Gastfamilie live!

8.3Alleine mit Kind/ern

8.4Autofahren in den USA

8.5Taschengeld und Konto

8.6Sozialversicherungsnummer und Steuerpflicht

8.7Weiterbildungskurse

9 |Au Pair-Alltag

9.1Phasen eines Auslandsaufenthaltes

9.2Typisch Amerika!

9.3Feiertage und Feste

9.4Neues Zuhause auf Zeit

9.5Shopping und Ernährung

9.6Gesetze und Regeln

9.7Freunde und Beziehung

9.8Kontakt nach Hause und Besuch aus der Heimat

9.9Leben mit der Gastfamilie

9.9.1Kinder, Kinder!

9.9.2Gasteltern

9.9.3Dos und Don’ts

9.9.4Gastfamilienwechsel

10 |Goodbye Amerika

10.1Urlaub und Reisemonat

10.2Programmverlängerung

10.3Verabschiedung

10.4Rückkehr und Wiedereingliederung

11 |Erfahrungsberichte

11.1Au Pairs

11.1.1Tanja aus München war von 2014 bis 2015 (klassisches) Au Pair in Kalifornien

11.1.2Maren aus Bremen war 2013 bis 2014 (professionelles) Au Pair in Massachusetts

11.1.3Julia aus Oldenburg war von 2011 bis 2012 Educare in New Jersey, Florida und Massachusetts

11.2Gastfamilien

11.2.1Gastfamilie Hammond aus Washington D.C.

11.2.2Gastfamilie Schwartz aus New Jersey

11.3Amerikanische Au Pair-Betreuer

11.3.1Kimberly, lokale Betreuerin in Seattle

11.3.2Jody, Au Pair-Orientation Trainerin und Mitar beiterin der ersten Stunde des amerikanischen Au Pair-Programms

12 |Nützliches

12.1.Vorgaben des U.S. Department of State

12.2.Diplomatische Vertretungen, Fachverbände und Amerikazentren

12.3.Internet-/Adressen und Reisetipps

Vorwort

Amerika hautnah. Eine andere Familie. Neue Herausforderungen. Alltag mit Kindern. Internationale Freunde. Geld verdienen. Lernen. Reisen. Geben und nehmen. Als Fremder hin, als Familienmitglied zurück!

All das und vieles mehr umfasst ein Au Pair-Jahr in den USA. Ein Programm mit viel Vergangenheit, das trotzdem nichts an seiner Aktualität und Bedeutung verloren hat. Wo sonst lassen sich Weiterbildung, Geld verdienen und das Eintauchen in eine fremde Kultur so leicht miteinander verbinden? Au Pairs sind mittendrin statt nur dabei. Sie werden Teil des amerikanischen Alltags, erleben eine Familie ganz privat und werden gebraucht! Gleichzeitig bietet ihnen das amerikanische Au Pair-Programm Struktur, Unterstützung und Sicherheit, auf eine Art und Weise die weltweit einzigartig ist!

Die Vorteile einer Au Pair-Tätigkeit sind schnell aufgezählt. Doch wie sieht es mit einem Blick hinter die Kulissen des amerikanischen Au Pair-Business aus? Was erwarten Gastfamilien von ihrem Au Pair? Welche Bedingungen sind an das Leben in den USA geknüpft und wie können Au Pairs ihren Aufenthalt beeinflussen? Wo liegen die kulturellen Herausforderungen für die Programmteilnehmer?

Mir war es wichtig, das Au Pair-Programm in den USA aus verschiedenen Blickwinkeln zu beleuchten. Da wäre meine eigene Erfahrung als Au Pair in Boston, aber auch meine Mitarbeit in einer internationalen Austauschorganisation und jahrelange Beratertätigkeit. Dieses Buch soll aufklären, informieren und sensibilisieren für das Abenteuer Au Pair in Amerika!

Start your very own adventure …now!

Birgit Ermer

Spaß mit Kindern gehört zum Au Pair-Alltag (Bildnachweis: 11) 

1 |Au Pair: Idee und Programme

1.1Begriff und Auslegung

Die Vorstellungen darüber, was ein Au Pair-Aufenthalt bedeutet und welche Aufgaben ein Au Pair hat, gehen heute weit auseinander. Viele haben schon einmal gehört, dass ein Au Pair nur ausgenutzt wurde. Die Vorurteile reichen von „moderne Sklaverei“ bis hin zu „Das sind langweilige Mauerblümchen, die sich nur für Kinder und Hausarbeit interessieren!“ Weit verbreitet ist auch das Klischee einer jungen Amazone, die dem Gastvater den Kopf verdreht und es mit der Kinderbetreuung eher locker nimmt, oder das der Au Pairs, die eigentlich nur im Ausland leben und günstig reisen wollen. Man hört aber auch von Au Pairs, die gerne Partys feiern, dabei ihre Sprachkenntnisse verbessern und das süße Leben in vollen Zügen genießen, oder ist es gar so, dass Au Pairs eigentlich auswandern möchten und versuchen, während des Auslandsaufenthaltes den Mann oder die Frau fürs Leben zu finden? Was bedeutet „Au Pair“ also, und was versteht man unter einer Au Pair-Tätigkeit?

Was ist ein Au Pair?

Heute werden eine Vielzahl an Auslandsaufenthalten unter der Rubrik „Au Pair“ angeboten: Sprachreisen oder Praktika in Verbindung mit Au Pair oder die Betreuung von Haustieren, älteren Menschen bis hin zur kompletten Haushaltsführung. Genaugenommen haben alle diese Tätigkeiten nichts mit einer Au Pair-Beschäftigung im eigentlichen Sinn zu tun.

Wodurch sich ein Au Pair-Aufenthalt definiert, lässt sich am besten durch eine genauere Betrachtung des Begriffs und der Entstehungsgeschichte erklären: „au pair“ wird im Deutschen meist mit „auf Gegenseitigkeit“ übersetzt. Andere Quellen verweisen auf die ursprünglich lateinische Herkunft: „par“ bedeutet hier „gleich/entsprechend“.

Entscheidend bei beiden Erklärungsversuchen ist die Betonung der außergewöhnlichen Rolle eines Au Pairs, die sich nur schwer in gängige Arbeits- und Lebensverhältnisse einpassen lässt: Ein Au Pair soll zu einem neuen Familienmitglied auf Zeit werden und am Leben der Gastfamilie teilhaben. Als Gegenleistung für freie Unterkunft und Verpflegung sowie einem Taschengeld, betreut ein Au Pair den Nachwuchs der Gastfamilie und ist auch im Haushalt behilflich. Betrachtet man die obige Erklärung genau, wird nun auch deutlich, was den Begriff „Au Pair“ und die damit verbundenen Tätigkeiten so schwer greifbar machen: Ist ein Au Pair nun eine Hausangestellte, ein Kindermädchen oder ein Gast auf Zeit? Weder, noch – muss hier die Antwort lauten. Denn obwohl das Au Pair Kinderbetreuung und Mithilfe im Haushalt leistet und dafür eine Vergütung sowie freie Kost und Logis erhält, soll ihm auch eine Aufnahme in die Familie und ein Kennenlernen der Kultur ermöglicht werden. Was hierbei recht kompliziert, aber auch faszinierend ist und zudem eine einmalige Lernmöglichkeit bietet, ist die Verknüpfung von materiellen und immateriellen Werten. Wie entstand dieses seltsam anmutende Arbeitsverhältnis?

Bevor wir der Geschichte des Au Pair-Aufenthaltes auf den Grund gehen, soll hier angemerkt werden, dass sich in diesem Buch „Au Pair“ ausschließlich auf den Aufenthalt in einer (in den USA ansässigen) Gastfamilie mit Kinderbetreuung und Mithilfe im Haushalt bezieht. Anderweitige Beschäftigungsverhältnisse, wie z. B. die Betreuung Erwachsener oder eine reine Haushaltshilfe, fallen nicht unter einen Au Pair-Aufenthalt im ursprünglichen Sinn und entsprechen auch nicht den Vorgaben des US-amerikanischen Außenministeriums, weshalb auf derartige Arbeitsverhältnisse hier nicht eingegangen wird.

1.2Die Geschichte des Au Pair-Wesens

Die Suche nach dem Ursprung der modernen Au Pair-Idee führt ins Europa des 19. Jahrhunderts: Erste Quellen belegen bereits zur Mitte der 1850er Jahre die Aufnahme von „Haustöchtern“ in wohlhabende Schweizer Familien. Die jungen Mädchen, deren Status in etwa dem der späteren Au Pairs entsprach, sollten ganz im Sinne des nach Bildung und Wohlstand strebenden Bürgertums auf ihre spätere Rolle als Ehefrau und Mutter vorbereitet werden. In der Gastfamilie erhielten sie neben einer Einführung in gesellschaftliche Umgangsformen einen Einblick in die Kindererziehung und die Bewirtschaftung eines großen Haushaltes.

Die Bedeutung, die zu dieser Zeit der französischen Kultur und Etikette zugemessen wurde, machte die Anstellung in gehobenen Haushalten für eine Vielzahl junger Frauen attraktiv. Zudem verschaffte sie ihnen einen beachtlichen Vorteil bei der Bewerbung zukünftiger Arbeitsstellen. Die mehrsprachige Schweiz bot sich geradezu an, jungen Frauen die französische Sprache und Lebensweise näher zu bringen, ohne dabei Landesgrenzen überschreiten zu müssen. Bereits gegen Ende des 19. Jahrhunderts etablierte sich dort das bis heute gängige „Weschlandjahr“, das vor allem deutsch-schweizerischen Mädchen aus einfacheren sozialen Verhältnissen einen Aufenthalt in der französischsprachigen Schweiz ermöglicht. Die Mädchen erhielten und erhalten hiermit die Chance, wertvolle Erfahrungen zu sammeln, ohne dabei die eigene Familie finanziell zu belasten oder als reines Dienstmädchen angestellt zu werden.

Bald herrschte auch in anderen Ländern eine rege Nachfrage nach internationalen Haustöchtern, und viele junge Frauen interessierten sich besonders für Gastfamilien in den pulsierenden Metropolen Europas wie z. B. London, Wien oder Paris. Oft werden die ersten Au Pair-Aufenthalte auch als Gegenstück zu den bereits weit verbreitenden Studienreisen, Praktika und Volontariaten junger Männer angesehen.

Der Times Square in New York ist immer gut besucht (Bildnachweis: 15) 

Trotz aller Abenteuerlust und neu gewonnener Selbstständigkeit waren die ersten Au Pairs in ihrer Anstellung meist auf sich alleine gestellt und hatten keinerlei Schutz und Rückhalt im Ausland. Um diesen Missstand zu ändern, bildeten sich Ende des 19. Jahrhunderts vor allem aus den Reihen der bürgerlichen Frauenbewegung erste nationale und internationale Initiativen. Ein Beispiel ist der bis heute aktive „Verein für Internationale Jugendarbeit“ (VIJ), der 1877 gegründet wurde und es sich zur Aufgabe machte, junge Frauen zu beraten und bei ihrer Suche nach Arbeit und wirtschaftlicher Selbstständigkeit zu unterstützen.

Der Erste Weltkrieg brachte dann das Au Pair-Wesen in ganz Europa zum Erliegen. Nach Kriegsende keimte im Rahmen der Versöhnungspolitik das Interesse an einem breit angelegten, internationalen Kulturaustausch wieder auf und somit auch der Wunsch nach einer organisierten Au Pair-Vermittlung. Im Zuge dieser Entwicklung nahm z. B. England im Jahre 1924 mit der Schweiz und 1930 mit Österreich konkrete Verhandlungen über die Au Pair-Entsendung auf. In Deutschland wurde diese Entwicklung leider durch den immer stärker anwachsenden Nationalsozialismus unterbrochen.

Au Pairs und Kinder werden gemeinsam kreativ (Bildnachweis: 16) 

Nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges war an einen internationalen Jugendaustausch mit Deutschland erst mal nicht zu denken. Es ist der deutsch-französischen Annäherungspolitik von Konrad Adenauer und Charles de Gaulle zu verdanken, dass sich für deutsche Jugendliche wieder Perspektiven auf internationaler Ebene ergaben. Mit der Gründung des Deutsch-Französischen-Jugendwerks 1963 etablierte sich der Schul- und Studentenaustausch zwischen den beiden Ländern. Des Weiteren wurden Initiativen unterstützt, die zum deutsch-französischen Verständnis beitrugen und dazu gehörte auch das deutsch-französische Au Pair-Programm. Einige Jahre später wurde der Austausch auch mit anderen Nationen wieder aufgenommen.

Die Förderung von Fremdsprachenkenntnissen rückte mit dem Gedanken an ein vereintes Europa weiter in den Vordergrund. Einen ersten zeitlichen Abschluss fand diese Entwicklung 1969, als vom Europarat in Straßburg das „Europäische Abkommen über die Beschäftigung von Au Pair-Hausangestellten“ beschlossen wurde. Dieses Abkommen enthält Rahmenvorschriften über die Alters- und Lebensbedingung von Au Pairs, empfiehlt den Besuch von Sprachkursen und definiert ihre Rechte und Pflichten sowie die der Gastfamilien. Ratifiziert wurde das Abkommen allerdings nur von sehr wenigen Staaten.

Bis heute gibt es in Europa keine einheitlichen und verbindlichen Regelungen für Au Pairs. Auch die Arbeit internationaler Verbände wie z. B. das 2006 gegründete „European Committee for Au Pair Standards“ (ECAPS) führte nicht dazu, dass Vorgaben für Au Pairs, Gastfamilien und Vermittlungsorganisationen rechtliche Gültigkeit erlangten. Dementsprechend werden Au Pair-Aufenthalte in vielen Ländern unterschiedlich definiert, können privat wie auch durch Agenturen organisiert werden und variieren in Tätigkeit, Bezahlung wie auch in Hinsicht auf den Schutz und die Betreuung von Teilnehmern.

Während Au Pair-Aufenthalte in Europa eine relativ lange Geschichte haben, besteht in den USA erst seit 1986 die Möglichkeit, offiziell und legal als Au Pair zu arbeiten. Die Entwicklung eines gesetzlich verankerten Au Pair-Programms zog sich dabei über mehrere Jahrzehnte hin.

Dies lag vor allem daran, dass die Au Pair-Tätigkeit lange Zeit als offizielle Arbeit eingestuft wurde, die ebenso gut von Amerikanern ausgeübt werden könne. Nach dieser Definition bedeutete jedes ausländische Au Pair den Verlust eines potentiellen Arbeitsplatzes für einen Amerikaner. Gleichzeitig befürchtete die US Regierung, dass eine Vielzahl von jungen, arbeitsuchenden Europäern auf den amerikanischen Arbeitsmarkt drängen würde. So gelang es nur wenigen amerikanischen Familien, die meist bei der Nato oder im diplomatischen Dienst beschäftigt waren, ausländische „Familienhilfen“ bei sich aufzunehmen und für sie ein offizielles Visum zu erwirken.

Trotz Illegalität ließen sich vor allem junge Frauen vor 1986 nicht davon abhalten, in den USA als Au Pair zu arbeiten. Obwohl es keine genauen Zahlen gibt, ging die amerikanische Botschaft bereits Anfang der 1980er Jahre davon aus, dass allein „mehrere tausend deutsche Mädchen“ in den USA arbeiteten. Letztendlich trug vor allem ein verändertes Frauenbild zur Etablierung des Au Pair-Programms bei: In den 1980er Jahren begannen immer mehr Amerikanerinnen, sich nicht nur auf ihre Familie, sondern auch auf die Karriere zu konzentrieren und gingen in zunehmendem Maße einer Beschäftigung nach. Die Nachfrage nach Kinderbetreuung wuchs, und so machte sich die USA das rege Interesse junger Europäer an Amerika zunutze.

1986 bewarben sich die beiden Jugendaustauschorganisationen „American Institute For Foreign Study“ (AIFS) und „Experiment in International Living“ (EIL) um die Ausrichtung eines kulturellen Au Pair- und Austauschprogrammes unter den Richtlinien des 1961 verabschiedeten Fulbright-Hays Acts. Die amerikanische Regierung lenkte ein und das Au Pair-Programm wurde fortan nicht mehr als Arbeitsaufenthalt, sondern als Kulturaustauschprogramm definiert. Für eine Probezeit von zwei Jahren wurde das Programm der „United States Information Agency“ (USIA) unterstellt und von dieser überwacht. So reisten 1986 mit Betreuung der beiden Organisationen die ersten 200 Au Pairs aus Westeuropa in die USA ein. Das Au Pair-Programm entpuppte sich für die USA als „instant success“, und so erhielten Au Pairs, Gastfamilien und Organisationen viel Aufmerksamkeit durch die Medien.

Der Anfang

1986 starteten die ersten Au Pair-Programme, mit denen Westeuropäer in die USA einreisten.

1989 erteilte die USIA sechs weiteren amerikanischen Organisationen die Erlaubnis, am Au Pair-Programm teilzunehmen, und 1993 wandten sich alle designierten US-Vermittlungsorganisationen mit einer offiziellen Eingabe an die USIA, um die dauerhafte Fortführung des Programms zu sichern.

Es gibt seit jeher Kritiker und Befürworter des amerikanischen Au Pair-Programms. Gegen das Programm sprach für viele die zunehmende Angst vor Kindesmissbrauch, ein verändertes Frauenbild sowie einige wenige Vorfälle mit Au Pairs. Letzteres erregte auch öffentliches Interesse und unter diesem Druck beauftragte der Kongress im Herbst 1994 die USIA mit der Erstellung neuer und erweiterter Programmregeln.

Nach einer ersten, 30-tägigen Veröffentlichungsphase gingen in Washington mehr als 3.000 Kommentare und Anregungen von amerikanischen Gastfamilien ein. Diese bezogen sich vor allem auf die Erhöhung der Au Pair-Vergütung sowie der Forderung nach einem Mindestalter für die Betreuung von Kleinkindern bis 24 Monaten. Die neuen Gesetzesbestimmungen wurden im Februar 1995 verabschiedet, und ab diesem Zeitpunkt galten für das US-amerikanische Au Pair-Programm erstmals verbindliche Bestimmungen, die unter Aufsicht der USIA einzuhalten waren.

1997 wurde von Seiten der USA eine verschärfte Reglementierung des Programmes gefordert, die sich vor allem auf eine Reihe von Presseveröffentlichungen über Vorfälle mit Au Pairs zurückführen lässt. Besonders viel Aufsehen erregte dabei die Mordanklage des englischen Au Pairs Louise Woodward. Dem Kongress wurde ein Gesetzeszusatz mit strengeren Vorgaben hinsichtlich Überprüfung und Vorbereitung von Au Pairs, sowie der maximalen Arbeitszeit vorgelegt. Am 1. Oktober 1997 bewilligte Bill Clinton dann die permanente Einrichtung des amerikanischen Au Pair-Programms. Gleichzeitig wurde die Rekrutierung von Au Pairs für alle Länder genehmigt, mit denen die USA in guten diplomatischen Beziehungen stehen, und die anfängliche Beschränkung auf Westeuropa aufgehoben. Knapp zwei Jahre nach der permanenten Bewilligung des Programmes wurden alle Aufgabenbereiche der USIA in die Zuständigkeit des Department of State (Außenministerium) übertragen.

1.3Amerikanisches Au Pair-Gesetz

Das amerikanische Au Pair-Programm ist in den Bestimmungen des „22 CFR 62 – Exchange Visitors“ verankert. Der Gesetzestext bezieht sich auf den Mutual Educational and Cultural Exchange Act von 1961 und hat zum Ziel, die gegenseitige Verständigung zwischen den Menschen der USA und anderer Länder durch kulturellen und lernorientierten Austausch zu fördern.

Paragraph 62.31 definiert das Au Pair-Programm der USA. Hier eine Zusammenfassung der wichtigsten Punkte:

In Abschnitt a.) wird das Au Pair-Programm als ein durch das Department of State designiertes Austauschprogramm festgelegt, welches Ausländern die Möglichkeit bietet, mit einer amerikanischen Gastfamilie zu leben und dadurch direkt am home life (Alltagsleben) der Gastfamilie teilzunehmen. Alle Au Pair-Teilnehmer erbringen gegenüber den Gastfamilien „Kinderbetreuungsdienste“ und besuchen eine U.S. post-sekundäre Schuleinrichtung. Au Pairs leisten bis zu 45 Stunden Kinderbetreuung pro Woche und besuchen nicht weniger als sechs Semesterwochenstunden, um die nötigen academic credits zu erhalten.

In Abschnitt b.) verweist der Gesetzestext auf die Bereitstellung von entsprechenden Programmen bzw. Programmträgern, welche die im vorangegangenen Abschnitt definierten Zwecke erfüllen. Die Auswahl der Programmträger erfolgt für jeweils zwei Jahre und unterliegt alleinig dem Department of State.

Von großer Bedeutung ist dann Abschnitt c.), der die Auswahlkriterien für die Träger des amerikanischen Au Pair-Programms (auch Program Sponsors genannt) festlegt. Dazu gehört u.a.

die Teilnahme von ausländischen Au Pairs am Programm für ein Jahr die Limitierung der von Au Pairs geleisteten Kinderbetreuungsstunden auf maximal zehn Stunden pro Tag und maximal 45 Stunden pro Wocheder Besuch von Weiterbildungskursen an eingetragenen U.S. Bildungseinrichtungen für Au Pairsdie Vorgabe, dass alle Angestellten, freie und festangestellte Mitarbeiter sowie freiwillige Helfer der Programmsponsoren ausreichend geschult und überwacht werdendie Bestimmung, dass ein Au Pair nur dann in eine amerikanische Gastfamilie platziert werden darf, wenn sich innerhalb einer Stunde Fahrtzeit ein lokaler Betreuer des Programmsponsoren befindet, der/die wiederum im Namen des jeweiligen Programmträgers handeln darf und zwar in Bezug auf alltägliche Situationen wie auch in Notfällendie Vorschrift, dass jeder lokale Betreuer Nachweis führen muss über die persönlichen, monatlichen (bei Bedarf auch häufigeren) Kontaktaufnahmen sowie die besprochenen Belange oder Probleme mit jedem betreuten Au Pair und jeder Gastfamiliedie Forderung, dass jeder lokale Betreuer das Au Pair und die Gastfamilie im Falle einer Umplatzierung (rematch) innerhalb der ersten beiden Monate der neuen Platzierung mindestens zweimal pro Monat kontaktiert.

Maximale Arbeitsstunden

Ein Au Pair darf für die Kinderbetreuung nicht länger als 10 Stunden pro Tag bzw. 45 Stunden pro Woche beschäftigt sein.

Abschnitt d.) des „Au Pair-Gesetzes“ erläutert die Auswahlkriterien für Au Pairs durch die Programmsponsoren. Dazu gehört u.a.

das Alter des Au Pairs von 18 bis 26 Jahrenein weiterführender, sekundärer Schulabschluss oder Ähnliches „kompetente Englischkenntnisse“ der Bewerberein Nachweis über die körperliche Eignung des Au Pairsein persönliches, englisches Interview mit einem geschulten Mitarbeiter und die Bereitstellung eines Interviewberichtseine erfolgreiche Überprüfung und Beglaubigung folgender Dokumente: Schulzeugnis, mindestens drei Referenzen (persönliches Verhältnis oder Arbeitsverhältnis, keine Familie), ein polizeiliches Führungszeugnis (oder äquivalentes Dokument) sowie ein Persönlichkeitsprofil.

Der Abschnitt e.) der Regularien befasst sich mit der Platzierung von Au Pairs und den Aufgaben der Programmsponsoren. Wichtige Bestandteile sind neben der Vermittlung in eine Gastfamilie – vor Einreise in die USA – folgende Auflagen:

Nach Ankunft in der Gastfamilie muss zusätzlich zum Au Pair in den ersten drei Tagen ein erwachsenes Familienmitglied anwesend sein.Au Pairs dürfen ohne die Unterstützung eines Elternteils oder eines anderen Erwachsenen keine Kinder unter drei Monaten betreuen, zudem muss bei der Betreuung von Kindern unter zwei Jahren durch das Au Pair ein Minimum an 200 Stunden Betreuungserfahrung mit Kindern in diesem Alter nachgewiesen werden.Bei der Betreuung von Kindern mit Bedarf an special needs (spezieller Förderung) muss seitens des Au Pairs die Erfahrung und/oder ein Training mit solchen Kindern schriftlich nachgewiesen werden und der Gastfamilie müssen diese Informationen auch zur Verfügung gestellt werden.Au Pair und Gastfamilie müssen vor Einreise des Au Pairs schriftlich bestätigen, dass sich das Au Pair zur Leistung von Kinderbetreuung verpflichtet und an welcher Programmvariante es teilnimmt (mehr Informationen dazu im Abschnitt 3.2).Dem Au Pair steht bei der Gastfamilie ein angemessener, privater Schlafraum zur Verfügung.Gastfamilie und Au Pair müssen vor Einreise des Au Pairs persönlichen (telefonischen) Kontakt miteinander gehabt haben.

San Francisco wurde auf über 40 Hügeln aufgebaut (Bildnachweis: 23) 

Auch die Schulung von Au Pairs durch die Programmsponsoren, im Englischen orientation genannt, findet im Gesetzestext (Abschnitte f. und g.) Beachtung: Neben der generellen Verpflichtung der Programmsponsoren, geeignete Bewerber auszuwählen und diese vor ihrer Einreise in den USA mit allen notwendigen Programminformationen zu versorgen (§ 62.10), müssen Au Pairs auch für das entsprechende Programm in den USA geschult und vorbereitet werden:

Jedes Au Pair muss eine Kopie der Programmvorgaben und -regeln erhalten, inklusive der Beschwerdeoptionen.Jedem Au Pair stehen detaillierte Informationen über die Gastfamilie und die Umgebung zu, in denen das Au Pair leben wird. Ebenso Informationen zu Weiterbildungseinrichtungen und Kursgebühren, ausführliche Reiseinformationen und eine Kopie der Stellungnahme und Informationsschrift des State Departments über das Au Pair-Programm.

Die vom Programmsponsor zur Verfügung gestellten Informationen zu Kindesentwicklung und Sicherheitsmaßnahmen müssen folgende Kriterien erfüllen:

Vor Platzierung in eine Gastfamilie erhält jedes Au Pair nicht weniger als acht Stunden Sicherheitsinstruktionen über Kinder, von denen sich mindestens vier Stunden auf Kleinkinder beziehen.Zusätzlich erhält jedes Au Pair mindestens 24 Stunden Instruktionen zur Kindesentwicklung, von denen sich mindestens vier Stunden mit der Entwicklung von Kindern unter zwei Jahren beschäftigen.

Die darauffolgenden Abschnitte h.) und i.) beschäftigen sich mit der Auswahl von Gastfamilien und geben die mindestens geforderten Prüfungsauflagen für die Programmsponsoren vor:

Alle Gasteltern sind amerikanische Staatsbürger oder besitzen eine Arbeits- und Aufenthaltsgenehmigung für die USA, sprechen fließend Englisch und wurden am Wohnort der Familie persönlich von einem Mitarbeiter des Programmsponsors interviewt.Gasteltern und alle permanent im Haushalt lebenden Erwachsenen müssen einen Background-Check durchlaufen, der persönliche sowie Arbeitgeber-Referenzen umfasst.Die Gastfamilie muss sich die Gastgeber-Verpflichtungen finanziell leisten können und erhält ebenso wie das Au Pair schriftliche Informationen über das Programm sowie die Informationen des State Departments. Weiterhin hat die Familie Anrecht auf die komplette Bewerbung des Au Pairs inklusive der Referenzen.

Die Schulung und Vorbereitung von Gastfamilien sieht u.a. den Hinweis auf die Philosophie, sowie die Regeln und Verpflichtungen des Au Pair-Programms vor. Weiterhin müssen Gastfamilien mindestens einmal pro Jahr (bezogen auf den Programmzeitraum der Au Pair-Platzierung) an der eintägigen Schulung (im Englischen: family conference) teilnehmen, die durch die jeweiligen Programmträger abgehalten wird. Die Gastfamilie hat zudem innerhalb von 48 Stunden nach Ankunft des Au Pairs in der Familie einen Anruf des lokalen Betreuers zu erhalten und innerhalb von zwei Wochen muss auch noch ein persönlicher Besuch des Betreuers erfolgen.

Ein ruhiger Moment als Au Pair (Bildnachweis: 25) 

Abschnitt j.) beschäftigt sich mit dem Einkommen von Au Pairs und verpflichtet die Programmsponsoren sicherzustellen, dass alle Au Pairs:

entsprechend des Fair Labor Standards Act, welcher den gesetzlichen Mindestlohn regelt, für 45 Stunden Kinderbetreuung pro Woche entlohnt werden und dabei nicht mehr als zehn Stunden pro Tag arbeitenAnspruch auf zwei Wochen entlohnten Urlaub haben undmindestens 1,5 Tage pro Woche frei haben, sowie ein Wochenende pro Monat.

In Abschnitt k.) wird nochmals der verpflichtende Aspekt der Weiterbildung für Au Pairs definiert und auch die finanzielle Beteiligung für Gastfamilien in Höhe von mindestens 500,- US Dollar pro Au Pair-Jahr dargelegt. Die letzten drei Abschnitte l.) bis m.) befassen sich mit der Kontrolle, Überwachung und Berichterstattung der Programmsponsoren durch das Department of State.

Verlängerung

Die Option, das Au Pair-Programm zu verlängern, besteht offiziell erst seit wenigen Jahren und wird in Abschnitt o.) geregelt. Dementsprechend können Au Pairs am Ende ihres ersten Jahres das Programm um weitere 6, 9 oder 12 Monate in den USA verlängern. Möchte ein ehemaliges Au Pair nach erfolgreicher Teilnahme am Programm und mindestens zweijährigem Wohnsitz außerhalb der USA erneut am Programm teilnehmen, so wird dies im Abschnitt p.) bewilligt. Bei einer Wiederholung des amerikanischen Au Pair-Programms ist allerdings zu beachten, dass, wie schon bei der ersten Au Pair-Bewerbung, alle Vorgaben eingehalten werden müssen. Deshalb ist es z. B. nicht möglich, im Alter von 27 Jahren und älter erneut als Au Pair in die USA einzureisen.

1.4Struktur des amerikanischen Au Pair-Business

Wie bereits erwähnt, ist das US State Department für die Vorgaben des amerikanischen Au Pair-Programms verantwortlich. Außer der Reglementierung und Überwachung des Programms gibt die Behörde jedoch die komplette Abwicklung an ausgewählte Programmsponsoren ab. Diese program sponsors sind ausschließlich in den USA ansässige Unternehmen bzw. Austauschorganisationen. Die Zulassung der Organisationen erfolgt immer für zwei Jahre und kann vom State Department auch wieder entzogen werden.

2016 waren insgesamt 16 Austauschorganisationen vom State Department für die Durchführung des Au Pair-Programms zugelassen. Ein Überblick über diese Programmsponsoren folgt im nächsten Abschnitt. Die Sponsoren dürfen untereinander keine vergleichende Werbung betreiben. Ebenso gibt das State Department keine Empfehlung hinsichtlich der zugelassenen Organisationen ab und weist ausdrücklich darauf hin, dass die Entscheidung für die Wahl der richtigen Austauschorganisation alleine beim Au Pair und der Gastfamilie liegt.

Außerhalb der vom State Department berufenen Organisationen darf in den USA keine weitere Institution oder Privatperson Au Pairs legal nach Amerika vermitteln. Selbst in dem Fall, dass eine Gastfamilie ein befreundetes Au Pair aus dem Ausland bei sich aufnehmen möchte oder sich Au Pair und Gastfamilie über eine unabhängige Internetplattform kennenlernen, muss die Bewerbung, Prüfung und Visabeantragung über einen der designierten Programmsponsoren erfolgen!

Nur mit Organisation

Um als Au Pair in den USA zu leben, muss man sich an eine vom State Department berufene Organisation wenden.

Die Programmsponsoren, die sich in Unternehmensgröße, Verbreitung und Mitarbeiterzahl unterscheiden, betreuen in der Regel nur den amerikanischen Markt. Das bedeutet, dass sich die amerikanischen Organisationen um die Vermittlung und die Betreuung der Au Pairs in den USA kümmern. Weiterhin übernehmen sie die Anwerbung, Auswahl und Betreuung der Gastfamilien und stellen die lokalen Betreuer. Für die Suche und Auswahl der Au Pairs kooperieren die Organisationen mit Partneragenturen im Ausland oder haben dort eigene Tochtergesellschaften gegründet.

Die Kontrolle des State Departments über die Arbeit der Programmsponsoren sieht eine regelmäßige Überprüfung aller Programmunterlagen für Au Pairs und Gastfamilien sowie für lokale Betreuer und Mitarbeiter vor. Ebenso sind die Organisationen verpflichtet, einen Geschäftsbericht einzureichen und auch über aufgetretene Probleme zu berichten, wie z. B. über Gastfamilienwechsel. Zusätzlich muss von Seiten jeder Organisation eine jährliche Zufriedenheitsbefragung aller Programmteilnehmer (also Au Pairs und Gastfamilien) durchgeführt werden. Bei Nichteinhaltung der Vorschriften und bei einem negativen Ergebnis der Überprüfung droht einer Organisation der Verlust der offiziellen Zulassung.

Als Au Pair hoch hinaus (Bildnachweis: 28) 

Um das Au Pair-Programm hat sich in den USA im Laufe der Jahre eine florierende Branche entwickelt, so dass man im Englischen auch vom „Au Pair-Business“ spricht. Zu diesem Business gehören neben Reiseveranstaltern auch Versicherungen, die sich auf die Absicherung von Au Pairs und Gastfamilien spezialisiert haben. Aber auch das Amerikanische Rote Kreuz oder die „American Automobile Association“ (AAA) bieten ebenso spezielle Kurse für Au Pairs an wie zum Beispiel auch einige namhafte amerikanische Universitäten und Colleges, die spezielle Onlineseminare im Programm haben.

Erwähnung soll in diesem Zusammenhang auch die „International Au Pair Association“ (IAPA) finden, die 1994 auf Initiative mehrerer amerikanischer Vermittlungsorganisationen gegründet wurde. Die international tätige, gemeinnützige Organisation etablierte das weltweit größte Netzwerk von Jugendreiseveranstaltern und Austauschorganisationen. IAPA setzt sich für den Schutz von Au Pairs und für die Selbstregulierung des Au Pair-Business ein und erstellt Verhaltensregeln und Richtlinien für die Branche.

1.4.1Amerikanische Programmsponsoren

Im Jahr 2016 betreuten 16 designierte Programmsponsoren alle Au Pairs und Gastfamilien in den USA. Die Organisationen unterscheiden sich stark in Bezug auf Verbreitung innerhalb Amerikas, Mitarbeiterzahl sowie die Anzahl der lokalen Betreuer. Jeder Sponsor hat seine Zentrale in den USA und wird durch einen offiziellen Geschäftsführer vertreten. Von hier aus koordinieren festangestellte Mitarbeiter die lokalen Betreuer, organisieren An- und Abreise der Au Pairs sowie Schulungsveranstaltungen.

In der folgenden Übersicht ist der jeweilige Hauptsitz der einzelnen Programmsponsoren aufgelistet, dies bedeutet jedoch nicht, dass Au Pairs nur in diesen Bundesstaat vermittelt werden. Ob eine Organisation in den USA viele oder wenige Au Pairs und Gastfamilien betreut, sagt zudem nicht unbedingt etwas über die Qualität aus. Alle Organisationen sind an die Vorgaben des State Departments gebunden und riskieren bei mangelhafter Leistung den Entzug ihrer offiziellen Lizenz. In vielen Fällen arbeiten die Organisationen nicht nur mit Au Pairs zusammen, sondern betreuen auch andere Austauschprogramme in den USA, wie z. B. Schulaustausch oder College-Reisen.

Jedes zukünftige Au Pair sollte auf jeden Fall wissen, mit welcher amerikanischen Organisation das Programm abgewickelt wird. Dies sollten alle Bewerber bereits in ihrem Heimatland erfahren und nicht erst auf Nachfrage: Die Nennung des amerikanischen Programmsponsors in den deutschsprachigen Bewerbungsunterlagen bzw. auf der Webseite stellt ein wichtiges Qualitätsmerkmal dar und sollte bei der Entscheidung für oder gegen eine Agentur berücksichtigt werden. Finden sich keine Hinweise, dann unbedingt vor Einreichung der Bewerbung per Email oder Telefon anfragen!

Amerikanische ProgrammsponsorenNameHauptsitzBundesstaatWebseiteProgrammBesonderheiten20/20 Care Exchange Inc. dba TIAPE1250 Newell Avenue. Ste 1, Walnut Creek, CA 94596Kalifornienhttp://tiape.orgProfessionelles Au PairSpezialisiert auf Familien mit Babies und Kleinkindern Schwester-Agentur von ProAu-Pair, gleicher EigentümerA.P.EX. American Professional Exchange, LLC dba ProAuPair806 E. Avenida Pico Suite I-270, San Clemente, CA 92673Kalifornienhttps://pro- aupair.comProfessionelles Au PairSpezialisiert auf Betreuung von Kindern mit speziellen Bedürfnissen, Kleinkindern und Babies. Schwester-Agentur von TIAPE, gleicher EigentümerAgent Au Pair1450 Sutter Street #526, San Francisco, CA 94109Kalifornienwww.agent- aupair.comKlassisches Au Pair, Educare American Cultural Exchange, LLC, dba goAuPair151 East 6100 South Suite 200, Murray, UT 84107Utahwww.go- aupair.comKlassisches Au Pair American Institute For Foreign Study dba Au Pair in America1 High Ridge Park, Stamford, CT 06905Connecticutwww.aupairin- america.comKlassisches Au Pair, Professionelles Au Pair, EducareMitbegründer des US Au Pair-Programms seit 1986!APF Global Exchange, NFP205 Keller Street, Suite 204, Petaluma, CA 94952Kalifornienwww.aupair- foundation.orgKlassisches Au Pair, Educare Au Pair 4 Me, Inc.2809 West Ashurst Drive, Phoenix, AZ 85045Arizonawww.aupair- 4me.comKlassisches Au Pair, Professionelles Au Pair, Educare Au Pair International, Inc.4450 Arapahoe Avenue Suite 100, Coulder, CO 80303Coloradowww.aupair- int.comKlassisches Au Pair, Professionelles Au Pair AuPairCare Inc. (by Intrax)600 California St., Floor 10, San Francisco, CA 94108Kalifornienwww.aupair- care.comKlassisches Au Pair Cultural Care, Inc. d/b/a Cultural Care Au PairOne Education St., Cambridge, MA 02141Massachu- ssettswww.cultural- care.comKlassisches Au Pair Cultural Homestay International104 Butterfield Rd., San Anselmo, CA 94960Kalifornienwww.chinet.org/ au-pairKlassisches Au Pair, Educare EurAuPair Intercultural Child Care Programs250 North Coast Highway, Laguna Beach, CA 92651Kalifornienwww.euraupair.comKlassisches Au Pair, Professionelles Au Pair Expert Group International Inc., dba Expert AuPair100 2nd Ave S, Suite 302S, Saint Petersburg, FL 33701Floridahttp://expert- aupair.com/webKlassisches Au Pair, Educare GreatAuPair, LLC6836 Bee Caves Road, Suite 222, Austin, TX 78746Texaswww.great- aupair.comKlassisches Au Pair InterExchange, Inc.100 Wall Street, Suite 301, New York, NY 10005New Yorkwww.inter- exchange.orgKlassisches Au Pair USAuPair, Inc.P.O. Box 2126, Lake Oswego, OR 97035Oregonwww.usaupair.comKlassisches Au Pair 

1.4.2Lokale Betreuer

In Gegensatz zu den vielen und oft auch relativ kleinen Au Pair-Agenturen in Europa, ist die Arbeit im Kulturaustauschbereich in den USA ein anerkannter Wirtschaftszweig. Die Position eines lokalen Betreuers, im Englischen Community Counselor, Local Representative oder Community Guide genannt, wird von den Programmsponsoren als Teilzeit- oder Vollzeitstelle ausgeschrieben und entsprechend vergütet. Als Voraussetzung für die Tätigkeit fordern die meisten amerikanischen Organisationen ein abgeschlossenes Studium oder eine Ausbildung im sozialen oder pädagogischen Bereich. Zudem erwarten sie eigene Auslandserfahrungen oder Erfahrungen in der Kulturarbeit, sowie eine regionale Verbundenheit. Die lokalen Betreuer haben in der Regel keine festen Arbeitszeiten und müssen sehr gute Kommunikationsfähigkeiten mitbringen. Außerdem sollten sie sich mit Problemlösungsstrategien auskennen. Im Notfall muss ein Betreuer Unterkunft und Verpflegung für ein Au Pair im eigenen Haushalt anbieten können.

Lokale Betreuer arbeiten immer nur für eine amerikanische Organisation und betreuen keine Au Pairs und Gastfamilien von konkurrierenden Programmen. Natürlich kann es vorkommen, dass ein Betreuer zuerst für die eine Organisation gearbeitet hat und dann den Arbeitgeber und damit auch das Au Pair-Programm wechselt. Die überwiegende Mehrheit der Betreuer sind Frauen, allerdings gib es je nach Vorgabe der einzelnen Organisationen auch männliche Betreuer. Sehr oft finden sich unter den Betreuern Nicht-Amerikaner, die in die USA ausgewandert oder dort verheiratet sind. Einige Betreuer waren früher selbst Au Pairs oder haben an einem anderen Austauschprogramm in den USA teilgenommen.

Verbindlich für alle Betreuer ist die vom State Department vorgeschriebene Schulung durch den jeweiligen Programmsponsor. Dies bedeutet nicht nur eine generelle Einführung in das Au Pair-Programm und die gesetzlichen Regelungen, sondern sieht regelmäßige Trainings und Weiterbildungen vor. Die lokalen Betreuer sind untereinander meist nochmals in Gebietsleiter und regionale Betreuer aufgeteilt. Arbeitet ein lokaler Betreuer nicht Vollzeit für die Au Pair-Organisation, darf er entsprechend der Vorgaben nicht mehr als 15 Au Pairs und Gastfamilien betreuen.

Ein lokaler Betreuer ist als Vertreter des Programmsponsors vor Ort also Ansprechpartner sowohl für Au Pairs als auch für die Gastfamilien.

Die Hauptaufgaben des Betreuers gliedern sich in:

Anwerbung und Betreuung von Gastfamilien, Unterstützung der Familien während der Suche nach einem geeigneten Au Pair, Betreuung während des Au Pair-Aufenthalts und Unterstützung bei Problemen bzw. im Falle einer UmvermittlungBetreuung von Au Pairs während des Aufenthaltes, Unterstützung bei Problemen, Koordination der Umvermittlung, Organisation von lokalen Treffen und Events für Au PairsBerichterstattung an die Au Pair-Organisation hinsichtlich Au Pairs, Gastfamilien und lokaler Besonderheiten

Es spricht für eine gute und transparente Organisation, wenn Au Pairs nach Platzierung in eine Gastfamilie bereits den Namen ihres Betreuers erfahren. In den meisten Fällen erstellt der Betreuer einen Blog oder eine eigene Webseite für alle in seiner Region ansässigen Au Pairs. So sind die Au Pairs über lokale Begebenheiten informiert, können sich untereinander austauschen und wissen auch, wann neue Au Pairs zuziehen oder nach Hause zurückkehren. Das Gebiet, für das ein Betreuer verantwortet ist, wird meist als Cluster oder Community bezeichnet. In regelmäßigen Abständen organisiert der Betreuer auch lokale Treffen oder unternimmt Ausflüge oder Schulungen, damit der Zusammenhalt und Austausch unter den Au Pairs gefördert wird.

Erweiterte Gastfamilie: Au Pair und die US-Großeltern (Bildnachweis: 34) 

Viele Au Pairs stehen ihrem Betreuer erst einmal recht kritisch gegenüber, gehen sie doch davon aus, dass der Betreuer aufgrund der längeren (Geschäfts-) Beziehung automatisch zur Gastfamilie hält. Tatsächlich versucht der Betreuer die Eingliederung des Au Pairs zu unterstützen, damit Gastfamilie und Au Pair zügig einem geregelten Alltag nachgehen können. Es ist aber falsch zu denken, dass die Betreuer nur im Sinne der Gastfamilien arbeiten, viel mehr stehen Au Pair, Gastfamilie und der Betreuer in einer Dreierbeziehung zueinander. Ohne zufriedene Au Pairs gibt es keine zufriedenen Gastfamilien und Probleme bedeuten stets einen erheblichen Arbeitsaufwand für den Betreuer. Im Falle einer Umplatzierung muss der Betreuer in Absprache mit der Zentrale sowohl die Suche nach einem neuen Au Pair für die Gastfamilie als auch die Neuplatzierung des Au Pairs koordinieren.

Gute Beziehung

Es ist für Au Pairs wichtig eine gute Beziehung zum lokalen Betreuer aufzubauen. Nur wenn beide die Chance zum gegenseitigen Kennenlernen nutzen, kann der Betreuer auch sinnvoll arbeiten und Hilfestellung geben.