Auch im Osten trägt man Westen - Gilbert Furian - E-Book

Auch im Osten trägt man Westen E-Book

Gilbert Furian

4,9

Beschreibung

Im Sommer 1982 führte Gilbert Furian mit sieben Ostberliner Punks Interviews über Punk und Politik, Musik und Liebe, Arbeit und Anarchie. Das Resultat, 20 Blatt A4, verteilte er 90x in Ost- und 1x in Westberlin. Ein Vergehen, das ihm schließlich eine Verurteilung zu 2 Jahren und 2 Monaten Gefängnis einbrachte. Dieses Buch dokumentiert die damaligen Gespräche, die folgenden Aktivitäten der Stasi und erneute Gespräche mit den Punks von damals - 18 Jahre später. "Ein famoses Buch, das mehr über die DDR aussagt, als es zehn Jahre Geschichtsaufarbeitung je tun könnten." Matthias Mader in: Iron Pages "... eignet sich sehr gut für die politische Bildung und Jugendarbeit." Forschungsjournal Neue Soziale Bewegungen

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Archiv der Jugendkulturen

Gilbert Furian / Nikolaus Becker

“AUCH IM OSTEN TRÄGT MAN WESTEN”

Punks in der DDR – und was aus ihnen geworden ist

Kaiser: Uns wird ja immer vorgeworfen: Punk, det is eben ‘ne Modesache, die man sich von drüben abgekiekt hat. Und ick find, det beste Argument dagegen is: drüben sind det allet no-future-Punks, keine Zukunft. Vielleicht hab’n se dazu Grund, wenn se keene Arbeit haben.

Lade: Is doch jut, no future, kommt doch jut.

Kaiser: Ick finde det nich.

Lade: Na doch, kommt drauf an, wie mans meint.

Kaiser: Nee, ick mein, bei uns, vielleicht für jeden, für jeden seine Entwicklung…

Micha: …schon too much future.

Kaiser: …ja, vielleicht zu viel Zukunft. Wenn man geboren wird, schon…

Micha: …hat man die Planstelle weg.

© 2012 Archiv der Jugendkulturen Verlag KG, Berlin

Alle Rechte vorbehalten

4. Auflage Juli 2012

Herausgeber:

Archiv der Jugendkulturen e. V.

Fidicinstraße 3, D – 10965 Berlin

Tel.: 030 / 694 29 34; Fax: 030 / 691 30 16

E–mail: [email protected]

Vertrieb für den Buchhandel: Bugrim (www.bugrim.de)

Auslieferung Schweiz: Kaktus (www.kaktus.net)

E-Books, Privatkunden und Mailorder: www.shop.jugendkulturen.de

Umschlaggestaltung und Layout: Roland Koletzki

unter Verwendung eines Fotos von Nikolaus Becker

Druck: werbeproduktion bucher

ISBN 978-3-943774-11-5 (Druckausgabe)

ISBN 978-3-943612-27-1 (E-Book)

ISBN 978-3-943612-92-9 (PDF)

Das Berliner Archiv der Jugendkulturen e. V. sammelt – als einzige Einrichtung dieser Art in Europa – authentische Zeugnisse aus den Jugendkulturen selbst (Fanzines, Flyer, Musik etc.), aber auch wissenschaftliche Arbeiten, Medienberichte etc., und stellt diese der Öffentlichkeit in seiner Präsenzbibliothek kostenfrei zur Verfügung. Darüber hinaus betreibt das Archiv eine umfangreiche Jugendforschung, berät Kommunen, Institutionen, Vereine etc., bietet jährlich bundesweit rund 80 Schulprojekttage und Fortbildungen für Erwachsene an und publiziert neben mehreren Buchreihen eine eigene Zeitschrift – das Journal der Jugendkulturen. Das Archiv der Jugendkulturen e. V. legt großen Wert auf eine Kooperation mit Angehörigen der verschiedensten Jugendkulturen und ist daher immer an entsprechenden Reaktionen und Material jeglicher Art interessiert. Die Mehrzahl der Achiv-MitarbeiterInnen arbeitet ehrenamtlich.

Schon mit einem Jahresbeitrag von 48 Euro können Sie die gemeinnützige Arbeit des Archiv der Jugendkulturen unterstützen, Teil eines kreativen Netzwerkes werden und sich zugleich eine umfassende Bibliothek zum Thema Jugendkulturen aufbauen. Denn als Vereinsmitglied erhalten Sie zwei Bücher Ihrer Wahl aus unserer Jahresproduktion kostenlos zugesandt.

Weitere Infos unter www.jugendkulturen.de

Gilbert Furian / Nikolaus Becker

“AUCH IM OSTEN TRÄGT MAN WESTEN”

Punks in der DDR –

und was aus ihnen geworden ist

Für Carmen

Auf mein Drängen versteckt sie das Original der Punk-Broschüre vor der Stasi. Weil sie mich nicht anzeigt, wird sie aus dem Schuldienst entfernt.

Gilbert Furian

Vorspruch

Ich lade dich ein, daß auf einmal

wir so vieler Dinge überdrüssig werden,

der schlechten Apéritifs

und der guten Erziehung.

Seien wir überdrüssig, nicht nach Frankreich zu gehen,

seien wir wenigstens überdrüssig

eines oder zweier Tage in der Woche,

die immerfort gleich heißen

wie die Gerichte auf dem Tisch,

und daß wir morgens aufstehen, wozu?

Und daß wir ruhmlos zu Bett gehn.

Ich will, daß, wenn er geboren wird, der Mensch

die nackten Blumen atmet,

die frische Erde, das reine Feuer,

nicht, was alle ausgeatmet haben.

Habt ihnen nicht alles vorgedacht,

laßt sie nicht dasselbe Buch lesen,

laßt sie das Frührot entdecken

und ihren Küssen Namen geben.

Ich will, daß du überdrüssig bist mit mir

all dessen, was da wohlbereitet ist.

All dessen, was uns altern läßt.

Dessen, was sie vorbereitet haben,

die anderen zu ermüden.

Pablo Neruda, aus: “Gewisser Überdruß” (1958)

Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1

Blick in eine fremde Welt

Einstieg in den Ausstieg oder

Was einen Sachbearbeiter für Inventuren und Versicherungen aus dem VEB Wärmeanlagenbau in die Punk-Szene treibt

Ersatzhandlung oder

Akten als Gedächtnisstütze I

Buchpläne oder

Akten als Gedächtnisstütze II

Kapitel II

Punks in der DDR…

Drei Interviews – Ostberlin, Sommer 1982

Lieber sterben als genormt sein

Gespräch mit Fatzo (18), N. (15) und Keule (19)

Notizen zu weiteren Punks aus Ostberlin (1982)

Das Gefühl von Selbstbestätigung

Bericht einer ehemaligen Punkerin (Jeanny, 16)

Kaum ist man geboren, schon hat man die Planstelle weg

Gespräch mit Lade (17), Kaiser (17) und Micha (17) von der Punk-Bandplanlos

Druck und Gegendruck – Punks beim Stasi-Verhör

Version A: David und Goliath (1985)

Druck und Gegendruck – Punks beim Stasi-Verhör

Version B: Blick zurück im Zorn (1985)

Kapitel III

Nachwehen für einen Fragesteller

Dokumentation der staatlichen Reaktionen (1985-1990)

Kapitel IV

Dr. Manfred Stock:

Jugendkultur, Politik und Wissenschaft in der DDR (1999)

Kapitel V

…und was aus ihnen geworden ist

Erfahrungen und Erinnerungen – 18 Jahre später

Gespräch mit Bernd Lade (35), Micha Kobs (36) und

Daniel Kaiser (34), ehemals Mitglieder der Punk-Bandplanlos

Collage zur Geschichte der Bandplanlosvon Micha Kobs

Jeanne Grünstein (Jeanny), 33

Punk’s not dead?

Auf der Suche nach Erfüllung

Gespräch mit René Kunkel (Fatzo), 36

Punk ist Kopfsache

Gespräch mit Mario Schulz (Colonel), 32

Thomas Bautzer (Almö), 35

Ich bin meines Glückes Schmied

Die Freiheit, das Saufen und der richtige Weg

Gespräch mit Mike Krone (Locke), 33

Nachlese – eine Generation später

Schönes Rumgeblödel und Haß auf den Staat

Gespräch mit Michael Boehlke (Pankow), 35, Marlies Schulz, 35 Jana Schloßer, 35 und André Schulz (Schulle), 36

Bilder und Scherben – Statement von N.B.

Unterwegs zur wahren Familie

Gespräch mit Karsten Pauer (39)

Nachbemerkung

Biografien – nach vorn offen

Danksagung

KAPITEL I

Einstieg in den Ausstieg

oderWas einen Sachbearbeiter für Inventuren und Versicherungen aus dem VEB Wärmeanlagenbau Berlin in die Punk-Szene treibt

Skaby, 28. Dezember 1984

Lieber Herr Thate!1

Nun habe ich die ausreichende Lockerheit für eine Antwort auf Ihre Absage an meine Punk-Dokumentation. (…)

Ich will zunächst kurz schildern, wie ich überhaupt dazu gekommen bin, Punks zu befragen und die Ergebnisse aufzubewahren.

Ich wurde von Freunden angesprochen, ob ich interessiert sei an der Mitarbeit bei einem Projekt, das zum Ziel hat die Anfertigung einer Dokumentation über die sogenannte Szene in Ostberlin, das heißt über Lebenshaltungen und Lebensformen, die sich von den herrschenden bewußt abgrenzen, indem sie versuchen, Eigenes zu probieren und zu finden; Lebensmöglichkeiten jenseits der Muster, die von den Älteren überliefert und angeboten werden, aber auch im Gegensatz zu den vom Staat verordneten Schemata. Ich sollte, da ich Philosophie studiert habe, eigentlich eine Art Analyse oder theoretische Fundierung leisten.

Da meine damalige Freundin aber einen Sozialdiakon kannte, der sich um eine Gruppe von Punks kümmert, das heißt, ihnen Räumlichkeiten für ihre Interessen zur Verfügung stellt, mit ihnen redet und sie gegen staatliche Willkür zu unterstützen versucht, erbot ich mich, obzwar zuvor nie in Kontakt mit ihnen, diese Gruppierung zu untersuchen. Während ich dabei war, mich ihnen allmählich vertraut zu machen (das ist nicht einfach, da jeder, der so normal aussieht wie ich, einer vom Staatssicherheitsdienst sein könnte – das unnormale Innenleben fällt ja nicht gleich ins Auge), fiel das ganze Projekt ins Wasser, da die beiden Ko-Autoren kein Interesse oder keine Zeit oder beides nicht mehr hatten.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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