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AUDHS - Willkommen im Chaos Das Leben wuppen als Mutter mit ADHS & Autismus ADHS und Autismus - doppelt neurodivergent, doppelt herausgefordert. Dieses Buch ist ein ehrlicher, alltagstauglicher und gleichzeitig humorvoller Ratgeber für Frauen und Mütter, die mit der Kombination aus ADHS und Autismus (AUDHS) leben - oder sich darin wiedererkennen. Statt langer Lebensgeschichten erwartet die Leserinnen hier klare Informationen, entlastende Impulse und praktische Unterstützung: Warum AUDHS bei Frauen so oft übersehen wird Wie sich ADHS und Autismus im Alltag überschneiden - und manchmal gegenseitig aushebeln Wie man als Mutter zwischen Reizüberflutung, Verantwortung und Mental Load überlebt Warum Selbstfürsorge kein Luxus ist, sondern Notwendigkeit Wie Kommunikation, Partnerschaft und Elternsein mit AUDHS gelingen können Inklusive ehrlicher Checklisten, Reflexionshilfen und Ideen zur Alltagsbewältigung Ein Buch für alle, die denken: "Warum bin ich so anders?" - und endlich verstehen wollen, warum das völlig in Ordnung ist. Ideal für Frauen, Mütter, Fachpersonen und alle, die mehr über ADHS, Autismus und die besondere Schnittstelle namens AUDHS erfahren möchten.
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Seitenzahl: 99
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Kapitel 1: Sich selbst verstehen
Kapitel 2: Diagnose als Mutter – und nun?
Kapitel 3: Alltag meistern – Organisation und Planung
Kapitel 4: Sensorische Bedürfnisse – Reizüberflutung im Griff
Kapitel 5: Emotionale Regulation und mentale Gesundheit
Kapitel 6: Mutterschaft zwischen Chaos und Perfektion
Kapitel 7: Beziehungen pflegen und soziales Umfeld stärken
Kapitel 8: Beruf, Familie und Selbstverwirklichung - Work-Life-Balance für neurodivergente Mütter
Kapitel 9: Gesundheit und Wohlbefinden langfristig sichern
Kapitel 10: Empowerment – Selbstbestimmt und stolz leben
Kapitel 11: Beziehung zu den eigenen Eltern und Herkunftsfamilie – Herausforderungen und Lösungen für neurodivergente Mütter
Kapitel 12: Beziehung und Umgang mit neurodivergenten Kindern – Unterstützung und Förderung durch neurodivergente Mütter
Kapitel 13: Umgang mit Krisen und Notfällen – Strategien für neurodivergente Mütter
Kapitel 14: Selbstreflexion und Identitätsfindung – Wer bin ich als neurodivergente Frau und Mutter?
Kapitel 15: Umgang mit gesellschaftlichen Vorurteilen und Diskriminierung – Stärkung und Schutz für neurodivergente Mütter
Schlusswort
Danke
Checkliste für den Alltag als neurodivergente Mutter
Rechtliche Hinweise zum Buch
Quellenangaben
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Glossar neurodivergenter Begriffe
Lesehinweis: Am Ende des Buches befindet sich ein Glossar mit einigen Fachbegriffen, die dir im Buch begegnen werden.
Für meine Kinder, die mich jeden Tag inspirieren. Für meine Familie, die mich auf dieser Reise begleitet hat. Für jede neurodivergente Mutter, die sich ihr ganzes Leben lang unverstanden gefühlt hat und für ihre Familien, die sie als das Juwel sehen, das sie tatsächlich ist. Dieses Buch ist für euch.
Na, du? Hast du dich auch schon mal gefragt, ob es noch andere gibt, die regelmäßig ihre Schlüssel im Kühlschrank wiederfinden oder nach einem Raumwechsel plötzlich vergessen, was sie eigentlich holen wollten?
Du liebst deine Kinder von Herzen und doch möchtest du manchmal vor zu viel Nähe weglaufen?
Oder stehen Noise-Cancelling-Kopfhörer seit Neuestem auf deinem Wunschzettel? Du liebst klare aufgeräumte Räume aber im Wohnzimmer regiert das Chaos?
Herzlich willkommen, du bist nicht allein im Club der neurodivergenten Mütter!
Du hältst jetzt ein Buch in den Händen, das speziell für dich geschrieben wurde – von einer Mutter mit ADHS, Autismus und einigen anderen Extras!
Dazu gibt’s eine Portion Humor und vor allem eine große Ladung Fakten.
Vielleicht hast du bereits eine Diagnose erhalten, oder du vermutest, dass bei dir ADHS oder Autismus eine Rolle spielen könnten. Egal, wie dein Weg bisher aussah, eines ist sicher: Du bist hier genau richtig.
Viele Frauen entdecken erst spät, oftmals erst mit der eigenen Mutterschaft, dass sie neurodivergent sind.
Das hat gute Gründe, denn wir wissen, dass ADHS und Autismus bei Frauen lange Zeit übersehen oder falsch diagnostiziert wurden.
Warum ist das so? Nun, Frauen sind besser darin, ihre Symptome zu verbergen – ein Phänomen, das "Masking" genannt wird. Das klingt erstmal praktisch, oder?
Im Alltag kann das aber ziemlich anstrengend werden. Dein ADHS sorgt für Reizoffenheit, du bist sprunghaft, spontan und kreativ und hast Schwierigkeiten mit Struktur und Fokus. Dein Autismus hält aber mit hoher Reizempfindlichkeit, dem Bedürfnis nach Vorhersehbarkeit und Kontrolle und der Unlesbarkeit sozialer Codes dagegen. Für dich bedeutet das: Dein Nervensystem im Dauerfegefeuer – chronisch emotional überlastet und überreizt.
Deine Gefühle fahren Achterbahn, irgendwann schaffst du das alles nicht mehr so einfach. Vor allem wenn nach dem ersten Kind ein weiteres folgt.
Als Frau und Mutter für dich auch wichtig: hormonelle Schwankungen und biologische Faktoren spielen eine viel größere Rolle, als bisher angenommen.
Das bedeutet, dass du mit deinen Herausforderungen nicht einfach nur "anders" bist, sondern dass es klare biologische und neurologische Ursachen für dein Erleben gibt.
Dieses Buch begleitet dich dabei, dich besser zu verstehen, Strategien für deinen Alltag zu entwickeln und vor allem deinen Humor nicht zu verlieren – denn der ist vermutlich eine deiner größten Stärken.
Lass uns gemeinsam in das Abenteuer eintauchen, das Neurodiversität heißt. Schnall dich an, es wird spannend, erkenntnisreich und ab und zu vielleicht ein bisschen chaotisch – also genau richtig für uns.
Bereit? Dann los!
DON’T JUDGE MY MELTDOWN IF YOU DIDN’T SEE MY MASKING
Kennst du das Gefühl, irgendwie anders zu sein, aber nie so genau sagen zu können, warum? Willkommen in der wunderbaren Welt der neurodivergenten Gehirne! Frauen mit ADHS und Autismus zeigen oft ganz eigene, besondere Merkmale, die lange Zeit schlichtweg nicht gesehen oder verstanden wurden.
Bei Frauen äußert sich ADHS nicht immer durch Hyperaktivität, wie das häufig stereotype Bild des zappelnden Kindes vermuten lässt. Oft äußert sich ADHS bei uns in innerer Unruhe, 235 offenen Tabs im Gehirn oder in Schwierigkeiten, sich auf alltägliche Aufgaben zu konzentrieren und zu Ende zu bringen.
Autismus bei Frauen wiederum zeigt sich oft subtiler als bei Männern. Die Fähigkeit, in sozialen Situationen „normal“ zu erscheinen, also Masking, kostet enorm viel Energie.
AuDHS ist komplex – und kann manchmal im Alltagsleben sehr hinderlich sein. Hier einige Beispiele, um die Problematik zu verstehen
Autisten saugen Wissen über ein wichtiges Thema förmlich auf und lernen alles darüber. Und ADHS fördert im Hyperfokus hochkonzentriertes Arbeiten ohne Pause an einem - in diesem Moment - spannendem Thema. Und so kann es passieren, dass du an einem Tag fünf Spezialthemen im Hyperfokus aufs Korn nimmst. Oder du viertiefst dich für Stunden oder Tage in ein Spezialthema. Von heute auf Morgen kannst du aber das Interesse daran verlieren. No judgement!
Fernseher oder Kaugeräusche zu laut? Um Himmels Willen. Keine Musik beim Arbeiten? Da fällt das Konzentrieren schwer. Unsere Sinneswahrnehmung ruft im Wechsel Hü oder Hott. Hurra.
Unser Autismus liebt Routinen und Strukturen. Vorhersehbarkeit. Und was macht das ADHS? Geht auf in Chaos und Spontanität. Wir leben im Chaos, aber einige Orte sind so aufgeräumt und sauber wie in einem Hotel. Und das von ein und derselben Person!
Du möchtest niemanden vor den Kopf stoßen und sagst sehr oft JA aber machst dir gleichzeitig Sorgen, überdenkst und zerdenkst die Szenarien und landest irgendwann im autistischen Burnout.
Du liebst es, Teil einer Community zu sein, aber leider erschöpft dich der bloße Gedanke an Menschengruppen und das anstrengende Sozialverhalten. Und wieso guckt der überhaupt wieder so komisch?
Wir lieben spontane Abenteuertrips und fühlen uns so ungeheuer lebendig. Leider bremsen wir uns selber aus und wählen lieber die sichere Routine, es könnte ja was Schlimmes passieren (unser Alter Ego als Teenie würde uns hauen!).
Du fühlst dich, als würdest du ständig einen unsichtbaren Tanz aufführen, bei dem niemand außer dir weiß, wie anstrengend jeder Schritt ist.
Neueste Erkenntnisse aus verschiedenen Studien deuten zudem darauf hin, dass weibliche Hormone, insbesondere Östrogen, Einfluss auf die Stärke von Symptomen haben könnten. Spannend, oder?
Im Alltag bedeutet das: Es gibt Zeiten, da bist du ein Organisationstalent mit Struktur, und an anderen Tage fühlt sich das Aufstehen morgens schon an wie ein Marathon. Keine Sorge, auch das gehört dazu und macht dich nicht weniger kompetent oder liebenswert. Es macht dich schlicht zu dir selbst – in all deiner neurodivergenten Einzigartigkeit.
Frauen mit ADHS und Autismus weisen oft andere Eigenschaften auf als Männer. Bei Frauen sind die Symptome manchmal anders ausgeprägt, was dazu führt, dass Diagnosen oft spät oder gar nicht gestellt werden. Oft berichten betroffene Frauen von starker innerer Unruhe, emotionaler Intensität und dem Gefühl, anders zu sein.
Sozial können sie charmant wirken, während sie innerlich große Anstrengungen aufwenden, um „normal“ zu wirken. Sensorische Überlastungen führen oft zu emotionalen Ausbrüchen, Rückzug oder Erschöpfung. Gerade als Mutter nimmt die Überlastung erheblich zu. Mütter mit AuDHS sind emotional und körperlich schneller erschöpft und brauchen Zeit, um sich von sozialer Interaktion oder überraschenden Planänderungen zu erholen.
Leider, leider, ist es als Mutter nicht möglich, sich ständig der verdienten Pausen hinzugeben. Umso wichtiger ist, dass du verstehst, das deine Erschöpfung meist aus dieser Überforderung resultiert.
Frauen neigen dazu, ihr Verhalten stark zu reflektieren und spüren, dass sie trotz großer Anstrengung im Alltag scheitern. Besonders in sozialen Situationen treten Schwierigkeiten auf, weil sie oft nonverbale Signale falsch interpretieren oder stark von sozialen Erwartungen überfordert sind.
Impulsivität äußert sich meist subtiler, etwa in Form von emotionalen Entscheidungen, Wutausbrüchen oder Impulskäufen. Vergesslichkeit und Schwierigkeiten mit organisatorischen Aufgaben sind ebenfalls typische Herausforderungen.
„Ich liebe meine Familie. Aber früher
habe ich mir oft vorgestellt,
geschieden zu sein, damit ich auch
mal am Wochenende meine Ruhe
habe.“
Aber wenn der Mental Load schon für neurotypische Mütter kaum zu bewältigen ist – je nach familiärer Aufstellung – ist es als neurodivergente Mutter mit einer Mischung aus ADHS und Autismus kaum mehr machbar, die Belastung zu ertragen.
Machen wir uns nichts vor: In unserer Gesellschaft haben wir so gut wie verloren. Die meisten von uns haben kein Dorf, das sie mit Kindererziehung unterstützt und entlastet. Diese hohen Anforderungen ohne Entlastung hat ihren Preis: Chronische Erschöpfung und Müdigkeit. Oft geht das einher mit anderen Erkrankungen wie beispielsweise Reizdarm, Migräne, Fibromyalgie oder Autoimmunerkrankungen.
Umso wichtiger ist es daher, dass wir unsere Prioritäten ordnen, verstehen, wie unser Gehirn funktioniert und welche Hebel wir für unsere Mittel nutzen können. Und besonders wichtig ist, dass wir unseren inneren Kritiker zum Verstummen bringen. Überleg mal: Würdest du folgende Dinge zu deiner Freundin sagen:
„Warum kannst du dich nicht mehr anstrengen?“
„Warum kannst du nicht wie andere Mütter sein?“
„Reiß dich mal zusammen!“
„Warum schaffst du es schon wieder nicht, mit den Kindern einen Ausflug zu machen?“
Nein, du würdest deine Freundin versuchen zu motivieren und zu helfen. Das sollte auch für deine innere Stimme gelten. Lass sie uns doch benennen. Gib ihr einen Namen. Meine heißt Rüdiger.
Halt die Klappe, Rüdiger. Jetzt rede ich und ich werde dieses Buch fertig schreiben!
So, nachdem wir das geklärt haben, machen wir direkt weiter. Damit wir direkt und praxisorientiert einsteigen können, gibt’s gleich einige Tipps fürs gute Leben.
Schwierigkeiten bei sozialen Interaktionen
Nutze soziale Skripte, Fachbücher und Verhaltenstherapien. Für ganz Ungeduldige: Eine KI (künstliche Intelligenz) kann dir ein passendes Skript auf Knopfdruck erstellen.
Sensorische Überlastung
Schaffe dir reizfreie Zonen und kleine Auszeiten. Dazu gehört auch, das laufende Chaos zu minimieren. Manchmal reicht schon ein Korb oder mehr Stauraum (oder das Aussortieren, aber das bindet viel Ressourcen), um das Durcheinander besser zu ordnen.
Probleme bei der Emotionsregulation
Führe ein Gefühlstagebuch. Klingt albern und nach Zeitverschwendung? Okay, aber probiere das doch mal eine Woche lang aus. Nur eine Woche, Deal?
Schwierigkeiten beim Zeitmanagement
Nutze visuelle Kalender und die Erinnerungsfunktion auf dem Smartphone. Auch sprachgesteuerte Assistenten können dir helfen. Ich persönlich verzichte aus Datenschutzgründen darauf, aber das ist eine persönliche Sache. Vielen Müttern erleichtert ein Assistent den Alltag.
Hyperfokus auf Interessen
Setze bewusst Zeitlimits oder nutze den Fokus für wichtige Projekte. Zeitlimits helfen dir, nicht in Wut zu geraten, falls du von den Kindern unterbrochen wirst. Möchtest du ungestört deinem Fokus nachgehen, plane, wenn möglich Unterstützung ein – im Vorfeld.
Starke Empathiefähigkeit
Lerne, bewusst Grenzen zu setzen und analysiere dein Verhalten. Klingt banal, kann dir aber langfristig helfen, dich zu entlasten.
Schwierigkeiten, Körpersprache oder Witze zu deuten
Frage beim Gegenüber direkt nach. Nichts ist so belastend wie die Ungewissheit. Ist das nicht möglich, beziehe andere Vertraute ein und frage nach. Es ist okay!
Vergesslichkeit
Nutze Erinnerungs-Apps, Timer, Herdausschaltfunktionen, Wecker und Notizzettel. Außerdem helfen dir Routinen. Und wenn der Schlüssel wieder mal im Auto steckt, freue dich, dass er noch da ist.
Überforderung durch Reize
Gönne dir regelmäßig Rückzugszeiten. Teile das in der Familie entsprechend mit. Wenn es dir möglich ist, plane die Tage oder Zeiten bewusst ein, so dass jeder vorbereitet ist. Nutze auch Hilfsmittel wie Kopfhörer, Augenmasken und bequeme Kleidung.
Impulsivität