Auf dem Weg zum Solopreneur - Stefan Hoffmeister - E-Book

Auf dem Weg zum Solopreneur E-Book

Stefan Hoffmeister

4,7

Beschreibung

Immer mehr Gründer träumen von einem erfolgreichen, eigenen Business, als Side- oder Solopreneur, das ihnen Freiheit, Selbständigkeit und die Verwirklichung ihrer unternehmerischen Träume ermöglicht. Das Buch versteht sich als Arbeitsbuch, das seinen Schwerpunkt auf die Unternehmerpersönlichkeit, ihre persönliche Eignung, aber auch ihr Mindest legt. Lerne - Welche Business-Modelle du als Side- und Solopreneur nutzen kannst - Wie Du eine eigene Marke aufbaust - Welches Mindset Du brauchst, um erfolgreicher Solopreneur zu sein Das Buch enthält - Interviews mit erfolgreichen Bloggern, Kreativen und Trainern - Zahlreiche Fragen zur Selbstprüfung - Hilfreiche Checklisten

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Inhaltsverzeichnis

Interviews

Franz Neumeier,

freier Reise-Journalist, zum Thema Bloggen.

www.cruisetricks.de

Andreas Straub,

Geschäftsführer Straub | Halstenberg & Kollegen.

www.straub-halstenberg.de

Martina Unterharnscheidt,

Künsterlin.

www.martina.unterharnscheidt.com

Svenja Walter, Bloggerin und Autorin.

www.meinesvenja.de

Co-Autoren

Maren Martschenko, Markenberatung, Espresso-Strategie für Solopreneure. Aufbau von Marken für Solopreneure und Personal Branding.

www.zehnbar.de

Frauke Schramm. Social Media Mutmacherin

(und Textilkünstlerin, dort als quilthexle unterwegs). Motivation für Solopreneure. www.fraukeschramm.de

Vorwort

Als ich 2012 mein erstes eigenes Multi-Channel E-Commerce-Unternehmen erfolgreich verkaufte, spürte ich bald danach, dass mich die Unternehmer-DNA nicht mehr losließ. Möglicherweise liegt dieses auch in meiner Familie, in der jeder als Unternehmer entweder Vollzeit oder nebenbei mindestens ein Unternehmen führt. Es dauerte nicht lange, bis ich mich im Rahmen einer Social-Media-Manager Weiterbildung entschloss, mit geistreich78.info einen E-Commerce- und Social-Media-Blog zu starten.

Dieser wurde schon bald vom eigenen Weblog, das vor allem dem überregionalen Reputationsaufbau dienen sollte, zum Magazin mit zahlreichen Gast- und regelmäßigen Autoren. Doch bald war auch hier das nächste Level erreicht und zum Zwecke der professionellen Vermarktung und Monetarisierung wurde wieder ein eigenes Unternehmen gegründet.

Über unterschiedliche Standbeine, Werbeeinnahmen, Sponsored Posts, Live Reporting, Consulting, Blog- und Social-Media-Beratung entstand Schritt für Schritt ein kleines, aber durchaus lukratives Nebeneinkommen neben dem vollberuflichen Angestelltendasein.

Dieses Buch beschreibt nun Grundlagen des Unternehmertums als Solopreneur. Dabei handelt es sich um einen noch recht neuen Begriff, der aus dem englischen Wirtschaftsraum auch immer mehr in Deutschland bekannt wird, jedoch noch einiger Begriffsklärung, um den Unterschied zum Freiberufler und klassischen Selbständigen zu verdeutlichen.

Das Buch richtet sich dabei nicht nur an reine Internetworker, sondern an alle, die sich persönlich auf dem Weg sehen, entweder als Sidepreneure neben einer Angestelltentätigkeit ein Business-Modell aufzubauen oder anstreben, als Solopreneure dieses zu ihrer alleinigen Einnahmequelle zu machen. Entsprechend kommen in Interviews neben Bloggern auch Kreative oder Experten und Trainer zu Wort.

Pioniere in Deutschland sind Brigitte und Ehrenfried Conta Gromberg, deren Standardwerke „Solopreneur“ (2015) und „Smart Business Concepts“ (2013) noch das eine oder andere Mal zitiert werden und die du im Literaturverzeichnis am Ende des Buches findest. Ach ja, wie „du“ gerade gemerkt hast, ist die Anrede dieses Buches persönlich gehalten. In der Blogosphäre und auch dem Social Media-Bereich, aus dem ich komme, ist dies allgemein üblich, weshalb ich sie auch für mein Buch übernommen habe.

Nun wünsche ich viel Spaß beim Lesen.

Feedback, Anregungen, aber auch (konstruktive) Kritik kannst du übrigens gerne danach an [email protected] richten.

Stefan Hoffmeister

Althegnenberg, 2016

Epilog

Auf dem Weg zum Solopreneur“ bildet mit dem ersten und letzten Kapitel zwei große Klammern, die sich rein um die Persönlichkeit des Gründers bzw. Entrepreneurs drehen. Zu Beginn geht es um die Selbstprüfung und -erkenntnis. Immer wieder treffe ich auf Menschen, die „mal schnell nebenbei Geld verdienen“ wollen, sich jedoch nie gefragt haben, ob sie die persönlichen Voraussetzungen für die Gründung einer Firma und die Selbständigkeit mitbringen.

Am Ende des Buches geht es um das Mindset – also die eigenen inneren Einstellungen und Denkmuster. Sie gehören genauso zu den Erfolgsfaktoren, können aber auch im Verlauf des persönlichen Weges trainiert und erlernt werden. Hier sollen vor allem Überlegungen zum Umgang mit dem persönlichen Scheitern, Misserfolg, der eigenen Motivation und Work-Life-Balance wiedergegeben werden.

Der u.a. durch die TV Show „Die Höhle der Löwen“ bekannte Investor Frank Thelen sagt1:

Ich investiere in Gründer. Ich muss das Gefühl haben, dass der Gründer auch in harten Zeiten durchhält, dass ihn das nicht davon abbringen wird, seine Idee umzusetzen und dass er seine Produkte, seinen Markt und seine Umsätze glasklar kennt. Das ist diese Gründer-DNA, die nur ganz wenige haben.

Machen wir uns also auf herauszufinden, ob du diese DNA hast!

1 http://www.focus.de/finanzen/news/gruenden-um-zu-entspannen-profi-investor-frank-thelen-mitsolchen-gruendern-will-ich-nichts-zu-tun-haben_id_5026512.html – Profi-Investor Frank Thelen: „Manche Gründer machen sich nur lächerlich“

1 Die Grundlagen: Liegen in dir selbst

Kommuniziert man in Schriftform, dann besteht viel leichter die Möglichkeit missverstanden zu werden, als wenn man sein Gegenüber sehen oder zumindest hören kann. Kennst du diese Situationen im E-Mail-Verkehr oder beim Chat in sozialen Netzwerken, wenn du auf einmal merkst: „Mensch, ich wurde da gerade total falsch verstanden“?

Bevor ich mich ausführlich der Definition des Begriffes „Solopreneur“ widme, ist es mir jedoch ein Anliegen, eine Weile den Blick auf deine eigene Person zu lenken. Ganz egal wie man diese berufliche Ausrichtung oder diesen Weg Geld zu verdienen bezeichnet – ich sage es gleich vorneweg: Dieser Weg ist nicht für jeden geeignet. Deshalb möchte ich mich zunächst mit deiner eigenen Persönlichkeit beschäftigen. Mit den so oft zitierten „Soft Skills“, die du brauchst, wenn du überhaupt tiefer in die Thematik einsteigen willst.

In längeren Blogartikeln kann man immer wieder sogenannte Quick Facts lesen. In kurzen Stichpunkten sind die wichtigsten Kernaussagen zusammengefasst. Mein Ziel in diesem Einleitungskapitel ist ebenfalls, einige Kernpunkte zu benennen, ohne die es keinen Sinn machen würde, den Rest des Buches weiterzulesen.

1.1 Sich selbst kennen

Das Bundeswirtschaftsministerium stellt angehenden Gründern mit Genehmigung von Prof. Dr. Heinz Klandt (European Business School, Oestrich-Winkel) einen Persönlichkeitstest zur Verfügung, der auch als Entscheidungshilfe dienen soll.

Dieser kann auf der Webseite von foerderland2 abgerufen werden.

Im Rahmen dieses Buches möchte ich nur einige Fragen wiedergeben, die du dir selber stellen solltest. Diesen Fragenkatalog ergänze ich noch um einige Aspekte, die Nils Warkentin auf Karrierebibel3 erwähnt:

Passt deine Berufsausbildung (praktische Erfahrung) zur Branche, in der du dich selbständig machen willst?

Verfügst du über ein gutes Netzwerk mit den richtigen Kontakten? Hier geht es nicht um die pure Zahl der Personen, die du kennst, sondern um die Qualität und den beruflichen Background deines Netzwerks.

Konntest du in deinem Berufsleben schon Führungserfahrungen sammeln bzw. hattest du die Arbeit von Mitarbeiter / -innen zu organisieren und zu kontrollieren?

In welchem Umfang konntest du bisher Vertriebserfahrungen sammeln?

Fällt es dir leicht, auf Leute zuzugehen und neue Kontakte zu knüpfen?

Bist du bereit, zumindest in den ersten Jahren, 60 und mehr Stunden pro Woche zu arbeiten?

Willst und kannst du riskieren, in dieser Zeit kein regelmäßiges und stabiles Einkommen zu erzielen?

Warst du in den letzten drei Jahren durchweg körperlich fit und leistungsfähig?

Hältst du auch auf Dauer Stresssituationen stand, weichst du solchen Situationen nicht aus, sondern gehst die notwendigen Problemlösungen an?

Bist du beruflich bisher schon gewohnt, dir selber Ziele zu setzen und diese ohne Druck durch Vorgesetzte selbstständig zu verfolgen?

Hältst du Termine und Deadlines ein, ohne dass dich jemand anderes darauf aufmerksam machen muss?

Hast du ein finanzielles Polster, so dass du dich notfalls auch ohne Banken oder andere Kapitalgeber selbstständig machen kannst?

Kann dein / -e Ehepartner / -in oder dein / -e Lebensgefährte / -in durch sein / ihr Einkommen für den gemeinsamen Lebensunterhalt sorgen oder hast du andere sichere Einkommens-quellen?

Glaubst du, als Selbständige / -r noch ruhig schlafen zu können, wenn du an die möglichen Unsicherheiten einer unternehmerischen Existenz denkst?

Kannst du in deinem beruflichen, aber auch privaten Leben Grenzen setzen? Dies ist unbedingt erforderlich, wenn du nicht mehr in einem geschützten Arbeitnehmerverhältnis arbeitest. Du musst hier lernen „Stopp“ und „Nein“ zu sagen.

Hat dein / -e Ehepartner / -in oder dein / -e Lebensgefährte / -in eine positive Einstellung zur beruflichen Selbständigkeit und ist er / sie bereit, dich bei deinen Gründungsaktivitäten und in den ersten Jahren zu unterstützen?

Hast du deine persönlichen Finanzen im Griff? – Hierzu gibt es weiter hinten im Buch noch einen ausführlichen eigenen Abschnitt.

Bist du von dir und deiner Arbeit / Leistung überzeugt? Als Solopreneur bist du oftmals selbst das Produkt, die Marke – siehe die Definition des Solopreneurs und die verschiedenen Businessmodelle im Buch. Wenn du stark an dir und deiner beruflichen Leistung zweifelst, dann wird es schwer, diese Dritten zu verkaufen.

Bist du lernwillig und flexibel? Alleine zu arbeiten erfordert die permanente Bereitschaft, sich weiterzubilden, sich anzupassen, sich auf andere Menschen und Situationen einzustellen.

1.2 Kenne deine Stärken und Schwächen

»Invest in yourself to develop your skills.«

Investiere in dich selbst, um deine Fähigkeiten

zu verbessern. (Freie Übersetzung des Autors)

sagt Gabriele Zedlmayer, VP & Chief Progress Officer, Corporate Affairs, Hewlett Packard und President of the Female Customer Advisory Council, Hypo Vereinsbank Unicredit.

Zitat während Bits & Pretzels Founders Festival

am 28.09.2015.

1.3 Fang an

„Genug geträumt, jetzt wird erlebt.“

2004 schreibt Jochen Schweizer jenen Satz, der bis heute für seine Marke steht.

In einem Interview, das vor einiger Zeit in einer Jochen Schweizer Marketingbroschüre abgedruckt wurde, sagt er zu der Bedeutung dieses Satz für ihn persönlich:

„Menschen haben Sehnsüchte, Träume, Wünsche und häufig auch gute Ideen. Oft fehlt ihnen nur dieser entscheidende Impuls, es dann auch wirklich zu tun. Und dabei helfen wir ihnen.“ Auch ich hoffe, dass das vorliegende Buch dir den einen oder anderen Impuls geben kann, um einfach anzufangen.

An dieser Stelle möchte ich noch auf ein paar Gründermythen eingehen.

1.4 4 Gründermythen

Mythos 1:

Du musst bereits das komplette Know-How zum Zeitpunkt der Gründung haben.

Dazu zitiere ich Mikkel Svane, Founder von Zendesk, der im September 2015 folgendes bei Bits & Pretzels gesagt hat:

„Wenn wir nur gemacht hätten, wovon wir Ahnung hatten, hätten wir nur eine sehr kleine Firma gebaut.“ Das Unternehmen wurde in Dänemark ohne eine Startup-Umgebung gegründet und konnte bereits fünf Jahre später erfolgreich an die New Yorker Börse gehen.

Seine zweite Aussage geht in die gleiche Richtung:

»5 % we knew to 80 % we didn’t know, that we didn’t know!«

Wir wussten 5 %, von 80 % wussten wir nicht einmal, dass wir es nicht wissen. (Freie Übersetzung des Autors)

Mythos 2:

Du musst bereits zur Gründung ein absolut klares Geschäftsmodell haben, das sich nicht mehr ändern darf.

Wiederum Mikkel Svane, gleiche Veranstaltung, gleiche Zeit:

»As you grow up as a company, you realize your destiny and have to execute on it.«

Während du als Unternehmen wächst, erkennst du deine Bestimmung, die du dann umsetzen musst.

(Freie Übersetzung des Autors)

Ja, natürlich solltest du einen Plan haben und ungefähr wissen, womit du dein Geld verdienst. Aber viele Dinge werden erst auf dem Weg klar und es ist an dir, immer wieder beweglich und flexibel zu sein.

Mythos 3:

Nur mit einem ausreichend großen Startkapital kannst du erfolgreich gründen.

Dazu sagt Florian Gschwandtner, CEO des Fitness Unternehmens Runtastic, das erst kürzlich von Adidas übernommen wurde:

»You don’t need the big money to create something great.«

Du brauchst nicht das große Geld, um etwas Großartiges zu schaffen (Freie Übersetzung des Autors). Zitat während Bits & Pretzels Founders Festival am 28.09.2015.

Gute Ideen werden sich immer durchsetzen und wenn du am Anfang nicht auf das Big Budget setzen kannst, so fördert dieser Engpass womöglich deine Kreativität. Gschwandtner gab ebenfalls bei Bits & Pretzels im Herbst 2015 zum Besten, dass sie die Power User der App dieselbige übersetzen ließen. Die fanden das nicht etwa schlecht, sondern waren stolz, dass sie am Erfolg des Unternehmens beteiligt waren. So kommt er zu der Aussage:

»Your user is your development team.«

Dein Nutzer ist dein Entwickler Team

(Freie Übersetzung des Autors).

Mythos 4:

Männer sind die besseren Gründer und Unternehmer.

Leider ist es notwendig, dass Frauen sich, um wahrgenommen zu werden, immer wieder einsetzen müssen. Doch in ihnen steckt unheimlich viel Potenzial. Manchmal sind sie aber auch vielleicht selbst gehemmt und trauen sich nicht, den entscheidenden Schritt zu wagen.

Vielleicht sollten sie sich dann mehr an die Aufforderung von Anna Alex, Founder und Managing Director von Outfittery, halten:

»We should stop talking about: women should help each other… stop talking about it & JUST DO IT.« 4

Wir sollten aufhören darüber zu reden: Frauen sollten sich gegenseitig helfen ... hört auf darüber zu reden & macht es einfach! (Freie Übersetzung des Autors).

Als Ermutigung für Frauen, die sich in der digitalen Welt bewegen, kann auch die Auszeichnung für die Digital Media Women auf der Frankfurter Buchmesse mit dem Virenschleuderpreis 2015 in der Kategorie „Team des Jahres“ dienen.

„Die Digital Media Women e.V. (#DMW) ist ein in Hamburg gegründetes Branchennetzwerk mit Quartieren in Hamburg, Berlin, Köln, München und der Region Rhein-Main in Form eines gemeinnützigen Vereins. Die Frauen arbeiten im und mit dem Netz: als Social Media Managerinnen, Web- und Grafikdesignerinnen, Online-Journalistinnen, Bloggerinnen, Programmiererinnen und in vielen anderen Feldern des World Wide Web. Ihre Arbeitsfelder sind oft Männerdomänen – doch sie wollen die Situation von Frauen in den genannten Berufen verbessern und ihr Expertentum unter Beweis stellen.“ (Anm. d. Autors: Zitat mit kleinen Änderungen) So heißt es in der Bewerbung für den #VSP15, wie der Virenschleuderpreis in den sozialen Medien abgekürzt wird.

Bevor wir in medias res gehen sei noch eine kleine Euphoriebremse erlaubt. Wer glaubt, Solopreneure sind die Erfinder von selbstlaufenden Gelddruckmaschinen und machen das ganze Jahr Urlaub auf den Bahamas, den muss ich leider enttäuschen.

Wir können noch so schöne Anglizismen erfinden – der Begriff darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir von einer selbstständigen Tätigkeit sprechen. Im Deutschen gibt es das schöne Wortspiel: Du wirst in erster Linie selbst und in zweiter ständig arbeiten.

Im nächsten Kapitel werden wir noch sehen, dass sich der Solopreneur durch die potentielle Möglichkeit eines skalierenden Geschäftsmodells vom Freiberufler oder Alleinunternehmer unterscheidet. Dennoch stehen immer zu Beginn harte Arbeit, Ausdauer und Fleiß.

Den Annehmlichkeiten wie freier Zeiteinteilung, sein eigener Herr sein zu können, niemandem Rechenschaft für seine unternehmerischen Entscheidungen geben zu müssen, steht auf der anderen Seite Alleinverantwortlichkeit für die geschäftliche und finanzielle Entwicklung gegenüber. Entwickelt sich das Geschäftsmodell nicht wie gewünscht, dann hast du in der Regel kein doppeltes Netz, keinen Arbeitgeber, der dich auffängt. Eventuell wurden Investitionen getätigt und es besteht die Gefahr von Verschuldung bis hin zur Überschuldung.

Überlege dir also gut, ob dies Situationen sind, mit denen du umgehen kannst.

Wohl der wichtigste Punkt ist, dass du Rückhalt in deiner Beziehung und / oder Familie brauchst. Hier kann ich nur raten, deine Idee mit deinem / -er Partner / -in, falls vorhanden auch deinen Kindern, zu teilen. Bezieh sie mit ein in den Entstehungsprozess deines Geschäftsmodells und stelle sie nicht vor vollendete Tatsachen.

Im Hinblick auf den privaten finanziellen Bedarf solltest du schon über einen längeren Zeitraum hinweg deine privaten Finanzen budgetieren und genau ermitteln, wie viel Geld du für die verschiedenen Lebensbereiche benötigst. Kennst du alle deine Ausgaben? Nicht nur die monatlichen, sondern auch Sonderfälle, die zum Jahresanfang oder -ende fällig werden, wie KfZ-Versicherung, Grundsteuer oder Kaminkehrer, um nur einige zu nennen.

Die Ermittlung des finanziellen Bedarfs ist das A und O, um überhaupt an eine berufliche Veränderung denken zu können. Aus diesem Grund habe ich mich im Entstehungsprozess dieses Buches dazu entschieden, ein eigenes Kapitel über Finanzen einzubauen.

1.6 Interview mit Svenja Walter – Bloggerin und Autorin

Im Buches gibt es an mehreren Stellen Interviews und Gastbeiträge, die einen echten Praxisbezug, aber auch verschiedene Facetten wiedergeben sollen. Beginnen möchte ich mit einem Interview mit Svenja Walter, die als Bloggerin (meinesvenja.de), Autorin und Coach aktiv ist.

KANNST DU DICH VIELLEICHT FÜR DIE LESER KURZ VORSTELLEN, WAS DU MACHST BZW. WIE DU DICH SIEHST? ALS BLOGGERIN, AUTORIN ODER COACH?

Ich habe angefangen als private Bloggerin und habe dann, als ich für RTL vor der Kamera gearbeitet habe, parallel mit einem professionellen Blog begonnen. Seit ich acht Jahre alt bin, möchte ich Geschichten schreiben – deshalb empfinde ich mich definitiv als Autorin. Durch mittlerweile mehr als 1000 Blogposts habe ich gelernt, mit Sprache so umzugehen, dass ich Menschen berühren kann. Da sind dann andere Rollen rund ums Schreiben (auch als Coach) wie selbstverständlich dazugekommen. Mittlerweile gibt es viele Textarten, die ich wirklich aus dem Handgelenk beherrsche. Dazu gehören Kolumnen, Interviews, Blogposts – auch längere Texte oder E-Books. Jetzt, wo ich das grundlegende Handwerk draufhabe, entwickele ich mich stetig in die fiktionale Richtung weiter.

Mein Geld verdiene ich hauptsächlich damit, dass ich anderen Bloggern und Unternehmen erkläre, wie ich im Internet erfolgreich geworden bin – und wie sie das auch schaffen können.

WIE VIELE MENSCHEN ERREICHST DU AKTUELL ÜBER DEINE KANÄLE? MEINE SVENJA HAT AUF FACEBOOK 8.600+ FANS. PINTEREST 14.000+ FOLLOWER.

Die Zahlen auf den Social Media Kanälen5 sind für mich ehrlich gesagt gar nicht so wichtig, da ich eine Multi-Channel-Strategie fahre und mittlerweile durch viele A / B Tests recht gut weiß, womit ich wann wie Traffic ziehen kann.

Abgesehen davon bin ich kein Freund von zu vielen Kanälen und zu vielen Fans, sondern eher von organisch gewachsenen Fans. Mich interessiert eher, woher die Fans kommen und in welcher Verteilung. Aktuell sind meine größten Trafficbringer (sortiert nach Bedeutung) Pinterest international, die Google Bildersuche, Facebook mobile, Pinterest Deutschland und Facebook Desktop.

WIE ORGANISIERST DU DEINEN ARBEITSTAG, DEINE ARBEITSWOCHE? HAST DU EINEN FESTEN ABLAUF?

Meine wichtigste Aufgabe ist es, Mutter zu sein. Deshalb strukturiere ich meinen Tag um die Kinder herum. Ich stehe um 4:30 auf, um schon mal zwei Stunden in Ruhe arbeiten und schreiben zu können. In der Zeit checke ich meine Statistiken und schreibe oft schon den ersten Text des Tages. Ab 12:30 kümmere ich mich ums Mittagessen. Zweimal die Woche kommt ab mittags meine Mutter und übernimmt den Alltag mit den Kindern, da kann ich dann länger arbeiten.

Ansonsten sitzen wir nach dem Mittagessen an den Hausaufgaben und ich bin zusätzlich mit diversen Haushalts- und Fahreinsätzen beschäftigt. Meist setze ich mich ab 16:00 nochmal für zwei Stunden an den Rechner. Und wenn es nötig ist nochmal nach dem Abendessen.

Mein fester Ablauf ist also die Zweiteilung: Morgens komplett die Arbeit, nachmittags komplett Kinder und nur dann Arbeit, wenn Zeitfenster da sind.

WIE VIEL ZEIT INVESTIERST DU IN DEINEN BLOG BZW. ALL DIE AKTIONEN DRUM HERUM? PRO TAG ODER PRO WOCHE?

Pro Tag sind das sicherlich 8 - 10 Stunden. Am Wochenende arbeite ich weniger. Frei nehme ich mir in Arbeitswochen eher selten. Dafür schreibe ich in den Schulferien konsequent gar nichts.

Nach 8 Jahren Bloggen habe ich genug „Internet-vermögen“, um mir das leisten zu können, ohne dass alle Leser weg sind. Deshalb ist die Multi-Channel-Strategie so wichtig. Meine Leser kommen nicht nur, weil ich was Neues schreibe. Sondern auch, weil es von mir viel Evergreen Content gibt – quer über alle Plattformen verstreut.

WIE SIEHT BEI DIR DIE TRENNUNG VON ARBEIT UND BERUF AUS? DU BERICHTEST JA SEHR PERSÖNLICH AUS DEINEM LEBEN. ODER KANN MAN DAS IN DEINEM FALL GAR NICHT TRENNEN?

Meine Arbeit ist kein Beruf, sondern eine Berufung. Das geht alles fließend ineinander über. Ich glaube, das ist auch die Grundlage meines Erfolges. Ich lebe genau so, wie ich leben will.

Der Großteil meiner Texte entsteht in meiner Jogginghose in meinem blauen Sessel in meiner Bibliothek. Ich kann Sport treiben, wann ich will. Bei meinen Kindern und meinem Mann sein, wann ich will. Das ist ein Riesenluxus – aber für den habe ich auch sehr lange und sehr diszipliniert gearbeitet. Deshalb genieße ich ihn umso mehr.

DU SCHREIBST IMMER WIEDER NACH DEM MOTTO: „WENN ICH DAS KANN, KÖNNT IHR DAS AUCH!“ WAS MUSS DEINER MEINUNG NACH JEMAND MITBRINGEN, DER SO ERFOLGREICH WERDEN MÖCHTE WIE DU?

Disziplin. Das steht an erster Stelle – gleichauf mit Leistungsbereitschaft. Wer keine Lust hat, sich anzustrengen, kann es gleich sein lassen. Ich gebe gerne immer mehr, als die Menschen von mir erwarten. Das ist eigentlich ein ganz einfaches Konzept – aber es führt dazu, dass sich jeder positiv an dich erinnert, der schon einmal mit dir zu tun hatte.

Die zweite große Sache ist: Wer so erfolgreich werden will wie ich, muss Lust haben zu lernen. Jeden Tag, lebenslang. Wenn ich heute ein Seminar gebe oder einen Vortrag halte, erzähle ich sicher nur noch die Hälfte von dem, was ich vor 6 Monaten erzählt habe. Die andere Hälfte ist neu. Und so wird das wohl immer bleiben.

2 http://www.foerderland.de/gruendung/gruenderfahrplan/entscheidungsphase/persoenlichkeitstesttest/ abgerufen am 14.10.2015

3 http://karrierebibel.de/gruender-beratung-haben-sie-das-zeug-dazu/ – abgerufen am 17.10.2015.

4 Zitat während Bits & Pretzels Founders Festival am 28.09.2015. Die Zitate von Bits & Pretzels können auch hier nachgelesen werden: https://geistreich78.info/ecommerce/bitspretzels-startup-und-gruender-festival-tag-1 – abgerufen am 20.04.2016 https://geistreich78.info/ecommerce/bitspretzelsstartup-und-gruender-festival-tag-2 – abgerufen am 20.04.2016

5 Die Zahlen zu den Social Media-Kanälen sind mit Stand von Mitte Mai 2016. Sie sind variabel und ändern sich laufend. Anm. d. Autors.