Auf dem Wege der Besserung - O. Carl Simonton - E-Book

Auf dem Wege der Besserung E-Book

O. Carl Simonton

0,0
9,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Die Weiterführung des Weltbestsellers «Wieder gesund werden» Dr. Simonton, einer der Pioniere der Psychoonkologie, beschreibt hier bewährte Konzepte und Methoden der Krebstherapie. Der Fokus liegt auf dem Einfluss der Psyche und dem Zusammenspiel von Körper, Geist und Seele. So bekommen die Betroffenen einen umfassenden Einblick, auf welche Art und Weise sie ihre Heilung selber in die Hand nehmen und positiv beeinflussen können. Darüber hinaus erzählt Simonton die Geschichte eines Patienten, der seinen Krebs besiegt hat, und ermutigt alle Menschen, die an einer schweren Krankheit leiden, die Hoffnung nicht aufzugeben und ein erfülltes Leben zu führen.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 356

Veröffentlichungsjahr: 2013

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



O. Carl Simonton • Reid M. Henson • Brenda Hampton

Auf dem Wege der Besserung

Schritte zur körperlichen und spirituellen Heilung

Aus dem Englischen von Hans Ulrich Schaub

Rowohlt E-Book

Inhaltsübersicht

MottoEinführungErster Teil Das Simonton-Center-ProgrammKapitel 1 Körper, Geist und SeeleKapitel 2 Zeugnis eines PatientenKapitel 3 Beginn der GenesungsarbeitKapitel 4 Arbeiten mit Visualisierung und innerer WeisheitKapitel 5 Der ZweijahresgesundheitsplanKapitel 6 Einführung in Reid Hensons BriefeZweiter Teil Die Briefe von Reid HensonErster Brief Wie ich zu einem Schüler des Lebens wurdeZweiter Brief Vorwürfe, Zuständigkeit und KontrolleDritter Brief Schuld, Irrtum und WachstumVierter Brief Bösartige Überzeugungen und bösartige WirklichkeitFünfter Brief Eine Antwort auf Krebs, stärker als der KrebsSechster Brief Religion als EingangstorSiebter Brief Der Zweifel verteidigt die alten ÜberzeugungenAchter Brief Ein Wunder aus Offenbarung und BußeNeunter Brief Einen Lebenszweck findenZehnter Brief Den Lebenswillen neu stärkenElfter Brief Die Verbindung zwischen Geist und KörperZwölfter Brief Wichtige Beziehungen heilenDreizehnter Brief Der Umgang mit Angehörigen und FreundenVierzehnter Brief Die Familie als BeistandssystemFünfzehnter Brief Die HauptbezugspersonSechzehnter Brief Die Rolle des ArztesSiebzehnter Brief Das Verhältnis zwischen Arzt und PatientAchtzehnter Brief Wie man sein eigener Gesundheitsmanager wirdNeunzehnter Brief Reaktion auf einen RückfallZwanzigster Brief Was ich gelernt habeWissenschaftliche LiteraturSimonton Cancer Center in Deutschland
[zur Inhaltsübersicht]

«Ich glaube, sie kommen zum Heilen, denn beim Anhören der Schwierigkeiten und Sehnsüchte und Wahrheiten aus anderen Leben, gleichgültig, ob aus gebrechlichen oder vollkommenen, sehen sie den gemeinsamen Leitgedanken, dass es nicht um Frauen oder Männer geht, um jung oder alt, um schwarz oder weiß, um reich oder arm, um berühmt oder unbekannt, sondern es geht um diese tiefe und bleibende und unstillbare Sehnsucht nach Heilung, die in uns allen geschehen soll und zwischen uns allen …»

Michael Lally The Healing Poem

[zur Inhaltsübersicht]

Einführung

Mit diesem Buch lade ich Sie ein, Ihren Weg zur Gesundheit einzuschlagen. Ich möchte, dass Sie einsehen, dass Sie diesen Weg nur da beginnen können, wo Sie im Moment in Ihrer Lebenserfahrung stehen, und nicht da, wo Sie gerne sein möchten. Ich weiß, dass dieser Weg für viele von Ihnen mit einer Krebsdiagnose oder der Feststellung einer anderen lebensbedrohenden Krankheit beginnt.

Obwohl dies ein schwieriger Anfang ist, stellt er doch gewissermaßen eine Position der Stärke dar, denn Sie haben jetzt einen zwingenden Grund, all das zu lernen, was Sie wissen müssen, um den Verlauf Ihrer Krankheit und Ihres Lebens zu verändern. Und auch wenn der vor Ihnen liegende Weg mühsam sein wird, kann ich Ihnen doch versprechen, dass er auch erfreulich sein kann – eine angenehme Reise. Er bedeutet Arbeit und Verantwortung, aber vor allem geht es um die Entdeckung dessen, was Sie an Ihrem Leben fasziniert und motiviert und wie Sie es gebrauchen können, um mit der Welt um Sie herum in Einklang zu kommen – und zur Gesundheit zurückzukehren.

Als ich im Jahre 1978 an dem Buch Wieder gesund werden arbeitete, wusste ich, dass die von mir verwendeten Techniken funktionieren, und inzwischen hat die medizinische Wissenschaft weiter ergründet, wie und warum sie funktionieren. Im Laufe des vergangenen Jahrzehnts habe ich meine Techniken immer weiter verfeinert und erweitert und dabei festgestellt, dass die beste Krebsbehandlung die ist, welche sowohl die körperlichen und geistigen als auch die spirituellen Vorgänge mit einbezieht und systematisch alle mit der Krankheit verbundenen Hauptthemen angeht und somit auf methodische Weise die Umstellungen herbeiführt, die zur Heilung führen können.

Seit jenem ersten Buch habe ich viel mehr über das Heilen gelernt, und ich habe einige bewundernswerte Patienten kennengelernt. Ich werde Ihnen einen dieser Patienten, Reid Henson, vorstellen. Wir werden Reids Weg verfolgen, von der Diagnose einer als unheilbar geltenden Krankheit bis zur völligen Genesung. Dies erlaubt Ihnen, einen tiefen Einblick in seine Persönlichkeit zu nehmen, damit Sie sehen, wie das Programm für ihn ablief und wie Sie seine kreative Auslegung des Programms als Anregung für Ihre eigene Art, die Genesungsarbeit zu leisten, benutzen können.

Außerdem werde ich Ihnen eine Auswahl an anderen Denkansätzen und Techniken mitgeben und Ihnen zeigen, wie man ein auf Sie und Ihre Lage zugeschnittenes Genesungsprogramm zusammenstellen kann.

Ich arbeite seit 1971 mit einem körperlich-geistig-spirituellen Denkansatz der Krebsbehandlung. Ich habe Tausende von Patienten behandelt, und meine Patienten haben eine ziemlich hohe Genesungsrate, sogar bei angeblich «im Endstadium» befindlicher Krankheit. Ich weiß, dass jeder Patient seine eigenen Probleme im Leben hat, aber ich weiß auch, dass die Art, wie man diese Probleme betrachtet und löst, einen großen Unterschied bei der Genesung ausmacht.

Wenn Sie dieses Buch lesen, haben Sie gewissermaßen Zugriff auf das Programm des Simonton Cancer Center und somit die Gelegenheit, an der Wiederherstellung Ihrer Gesundheit zu arbeiten. Wenn Sie das Buch so verwenden, wie es beabsichtigt ist, werden Sie darin wahrscheinlich genügend Stoff finden, um mindestens ein Jahr lang jeden Tag etwas für Ihre Gesundheit zu tun. Und für jene von Ihnen, welche sich bei ihrer Arbeit allein oder wegen ihrer Krankheit ausgeschlossen fühlen mögen, glaube ich, dass Sie beim Kennenlernen von Reid Henson, durch seine Briefe, großen Trost und viel Kraft finden werden. Er kennt Ihre Situation ganz genau. Aus eigener Erfahrung. Er weiß, was es heißt, sich über viele Jahre hinweg mit Krebs auseinanderzusetzen, und auch, wie es sich anfühlt, wenn man wieder gesund ist.

Ich schlage Ihnen vor, dass Sie Reid und mich als ein Arzt-Patient-Team sehen, das Ihnen seine Hilfe in Liebe und Verständnis anbietet, verbunden mit der starken Zuversicht, dass Sie gesund werden können.

 

O. Carl Simonton, M.D.

[zur Inhaltsübersicht]

Erster TeilDas Simonton-Center-Programm

Kapitel 1Körper, Geist und Seele

Wie wir Krebs und andere schwere Krankheiten bekämpfen

Mein Interesse an der Verbindung zwischen Körper und Geist wurde durch Krebspatienten geweckt – nicht etwa durch Ärzte oder Psychologen. Meine Neugier erwachte im ersten Jahr meiner Assistentenzeit, als ich begriff, dass ich Patienten mit fortgeschrittenem Krebs nicht dazu bewegen konnte, ihre Behandlung positiv anzunehmen. Sie fanden keinen Grund, sich damit persönlich auseinanderzusetzen, denn sie hatten kein Vertrauen in ihre Fähigkeit zu genesen. Sie fühlten nur Hoffnungslosigkeit.

Bevor ich während meiner Zeit als Medizinalassistent diese Erfahrung gemacht hatte, waren mir bereits mehrere allgemein anerkannte Entdeckungen auf den Gebieten der Zellbiologie und der Strahlenbiologie geglückt; deshalb glaubte ich fest daran, ich würde eines Tages Mitglied einer Forschergruppe sein, die eine wirklich erfolgreiche Krebsheilmethode entwickeln würde. Ich war entschlossen, einer der führenden Krebsspezialisten Amerikas zu werden. Ich hatte soeben die Auszeichnung «intern of the year» (Medizinalassistent des Jahres) erhalten, und ich war im Begriff, an die medizinische Fakultät der Universität von Oregon zurückzukehren, um eine der meistgeschätzten Stellen als Assistenzarzt anzutreten. Es war eine großartige Zeit in meinem Leben.

Ich war völlig zuversichtlich, dass ich viel zu einer erfolgreichen Krebsheilmethode beisteuern könnte, aber bis zu meiner Assistentenzeit war mir nie der Gedanke gekommen, dass der Patient irgendetwas damit zu tun haben könnte, ob eine Behandlung bei ihm etwas fruchtet oder nicht. Ich war verblüfft, dass viele von meinen Patienten nicht motiviert schienen, ihre Gesundheit wiederzuerlangen. Nicht nur hatten sie kein Vertrauen in ihre eigene Fähigkeit zu genesen, sie hatten auch kein Vertrauen zu mir oder zu anderen Ärzten, die sie behandelten. Deshalb begann ich, dieses Phänomen zu studieren und nach Möglichkeiten zu suchen, Patienten in ihre Behandlung mit einzubeziehen, in der Hoffnung, dies würde die Wirksamkeit ihrer Behandlung steigern.

In meiner Suche nach Wegen, die inneren Hilfsquellen meiner Patienten zu erschließen, studierte ich Meditation, Visualisierung, positives Denken, östliche Philosophien, Schamanentum, Feuerlaufen, Silva Mind Control und viele andere Denkansätze und trug zusammen, was ich bei meiner Arbeit lernte. Mit meinen Kollegen am Krebsberatungs- und Forschungszentrum in Fort Worth entwickelte ich viele Methoden, die dramatische Veränderungen im Zustand meiner Patienten und in ihrer Reaktion auf ärztliche Behandlung bewirkten. Von 1974 bis 1981 führten wir eine siebenjährige Erfolgskontrolle bei unseren Patienten durch und stellten fest, dass ihre Überlebenszeit doppelt so lang war wie die von anderen führenden Krebszentren berichteten und mehr als dreimal so lang wie der Landesdurchschnitt für die Überlebenszeit von Menschen mit vergleichbar fortgeschrittenen Krebserkrankungen. Ich berichtete über diese Arbeit zuerst auf der Welt-Krebskonferenz in Buenos Aires im Jahre 1978, nachher veröffentlichte ich das Buch Wieder gesund werden, durch welches unsere Methoden für die Allgemeinheit verfügbar wurden.

Der naturwissenschaftliche Nachweis für unseren Ansatz

Über die endgültigen Ergebnisse unserer Siebenjahresstudie berichteten wir im Februar 1981 vor der Jahreskonferenz der Australian Medical Association. Mein Forschungsteam und ich hatten die Überlebenszahlen von Menschen mit fortgeschrittenem Lungenkrebs, Darmkrebs und Brustkrebs untersucht. In allen drei Kategorien waren die Überlebenszeiten, die wir beobachtet hatten, etwa doppelt so lang wie jene, die in anderen führenden Krebszentren der Welt beobachtet worden waren.

Einer der stärksten Punkte in unserer Studie war ihr Langzeitcharakter. Wir konnten Langzeitberichte für über 98 Prozent unserer Patienten vorlegen, obwohl sie aus allen Teilen der Vereinigten Staaten und aus vielen anderen Ländern stammten. Der schwächste Punkt der Studie war, dass wir uns die Erhebung nur bei unseren eigenen Patienten leisten konnten, einer selektierten Gruppe, ohne Randomisierung und ohne entsprechende Vergleichsgruppe, wie es für den Nachweis der maximalen wissenschaftlichen Glaubwürdigkeit notwendig gewesen wäre. Dies wäre der nächste Schritt gewesen, aber unsere beschränkten Mittel hinderten uns daran, so weit zu gehen.

Inzwischen ist eine solche Erhebung durchgeführt und im Oktober 1989 veröffentlicht worden. Ein entsprechendes Forschungsprojekt wurde an der Stanford University und an der University of California in Berkeley durchgeführt. Es erfüllt die höchsten Ansprüche an den wissenschaftlich abgesicherten Nachweis in einer kontrollierten Studie. Die Forscher studierten Frauen mit fortgeschrittenem Brustkrebs, und die Ergebnisse, die Dr. David Spiegel von Stanford vorlegte, sind schon sehr erstaunlich. In ihrer Studie begleiteten die Forscher fünfzig Frauen in einer von Psychologen betreuten Gruppe. In unserer selektierten Gruppe hatten wir einundsiebzig Frauen gehabt. Ihre mittlere Überlebenszeit war 36,6 Monate in der betreuten Gruppe, unsere war 38,5 Monate gewesen. Die Überlebenszeit ihrer Kontrollgruppe – Frauen, die nicht psychologisch beraten wurden – betrug 18,9 Monate; die von uns errechnete Zahl, basierend auf den Zahlen anderer Zentren, war 18,0 Monate gewesen.

Diese Ergebnisse sind besonders erfreulich, weil, wie Dr. Spiegel freimütig einräumte, die Forscher eigentlich vorgehabt hatten, zu beweisen, dass psychologische Beratung die Überlebenszeit von Krebspatienten nicht beeinflusse! Weil sie jedoch mit bewundernswerter Objektivität arbeiteten, haben sie unsere Schlussfolgerungen unter Verwendung der höchsten Qualitätsstandards der klinischen Forschung bestätigt.

Gewisse Patienten im Simonton Cancer Center sind an solchen Forschungsergebnissen interessiert. Auf den folgenden Seiten möchte ich noch mehr Beweise für die Gültigkeit des Geist-Körper-Ansatzes (mind/body approach) vorlegen.

Andere Patienten wiederum fühlen intuitiv, dass dieser Ansatz für sie der richtige ist, und wollen lieber direkt mit der Arbeit beginnen. Wenn Sie zu diesem Typus gehören, dürfen Sie natürlich sofort die Seite 28 aufschlagen und mit dem Abschnitt «Neue Erkenntnisse, neue Lehren» fortfahren.

Während der naturwissenschaftlich exakte Nachweis der Geist-Körper-Verbindung noch immer Schlagzeilen macht, haben Ärzte, die direkt mit Patienten arbeiten, schon immer eine solche Verbindung gekannt – seit den Anfängen der medizinischen Überlieferungen. Die älteste mir bekannte Aussage über die Wechselbeziehung zwischen Emotionen und Krebs stammt aus dem Jahre 140 n.Chr.: Der griechische Arzt Galen, Leibarzt des römischen Kaisers Mark Aurel, beschrieb einen ursächlichen Zusammenhang zwischen Depression und Brustkrebs. Sogar noch früher, in den Schriften von Plato, bezieht sich Sokrates mehrere Male auf die Wichtigkeit, den Geist und die Emotionen des Kranken anzusprechen. Sokrates behauptete sogar, wer diesen Zusammenhang leugne, sei ein schlechter Arzt.

Diese ärztliche Weisheit behauptete sich bis in das frühe zwanzigste Jahrhundert hinein. Lawrence LeShan, den ich für einen der kompetentesten Sachverständigen auf dem Gebiet «Krebs und Psyche» halte, führte eine gründliche Überprüfung der zwischen 1800 und 1900 publizierten medizinischen Fachliteratur durch. In seinem kürzlich erschienenen Buch Diagnose Krebs: Wendepunkt und Neubeginn legt Lawrence LeShan dar, dass außer einem alle Bücher, die er studiert hat, eine Aussage enthielten, die etwa so lautete: «Es ist eine Tatsache, dass die emotionale Lebensgeschichte [die Bücher drückten dies durch zahlreiche verschiedene Begriffe aus, aber die Bedeutung ist die gleiche] bei der Tendenz des Menschen, Krebs zu bekommen, und beim Verlauf der Krankheit eine wesentliche Rolle spielt.»

Seither hat sich die Medizin aber in die entgegengesetzte Richtung weiterentwickelt. In ihrem langen Ringen, die Heilkunst auf eine naturwissenschaftliche Basis zu stellen, waren Mediziner dahin gekommen, den Einfluss von Geist und Seele auf die Gesundheit abzulehnen und beides dem «Mystizismus» überwundener Zeiten zuzuschreiben. Der «naturwissenschaftliche» Ansatz, der den Körper als eine Maschine betrachtet, den man also auch wie eine Maschine reparieren kann, brachte zunächst imposante Fortschritte zum Verständnis und bei der Behandlung von Krankheiten. Bis zu der Zeit, da ich meine eigene Praxis aufmachte, beherrschte dieses medizinische Modell unsere Kultur, unsere Ausbildung als Ärzte und alle unsere medizinischen Institutionen. Patienten kamen zu uns und wollten ihre Körper «flicken» lassen, und wir Ärzte waren darauf spezialisiert, solche Reparaturen durchzuführen.

Ein neuer Wendepunkt kam in den sechziger Jahren dieses Jahrhunderts, als die angesehene New York Academy of Sciences zwei Konferenzen veranstaltete, beide mit dem Titel Die psychophysiologischen Aspekte von Krebs. Diese Konferenzen brachten die führenden Forscher aus der ganzen Welt zusammen. Einige der wichtigsten Forschungsberichte des Jahrzehnts wurden vorgelegt und später in den Annalen der New York Academy of Sciences veröffentlicht (Januar 1966 und Oktober 1969). Zusammen stellen sie größere Arbeiten dar, die sowohl aufgrund klinischer Betrachtungen als auch mit Hilfe von Tierversuchen die Wechselbeziehung zwischen Denken (mind), Fühlen (emotions) und dem Krebsgeschehen gründlich erörtern.

Frau Dr. C. B. Thomas von der Johns Hopkins Medical School berichtete 1973 über ihre Untersuchung von psychologischen Faktoren als Indikatoren für fünf unterscheidbare Krankheitszustände. Diese Arbeit wurde im Johns Hopkins Medical Journal veröffentlicht und war eine der ersten prospektiven Studien, d.h. eine, die die psychischen Eigenschaften von Menschen untersuchte, noch bevor eine Krankheit diagnostiziert war. Die Krankheit, die am eindeutigsten mit psychischen Charakterzügen korrelierte, war Krebs. Die Beobachtungen von Frau Dr. Thomas basierten auf prospektiven Daten, die über einen Zeitraum von dreißig Jahren gesammelt worden waren. Sie eruierte, dass folgende Eigenschaften einen Menschen krebsanfällig machten:

die Reaktion auf Stress mit einem Gefühl der Hoffnungslosigkeit;

das Runterschlucken von Gefühlsregungen oder der Mangel an Gefühlsventilen;

das Gefühl fehlender Nähe zu einem oder beiden Elternteilen.

Über die Auswirkungen von Hoffnungslosigkeit und unterdrückten Gefühlsregungen auf die Gesundheit ist bereits von vielen Klinikern berichtet worden. Zum Beispiel haben sich Leonard Derogatis am Johns Hopkins Hospital in Maryland und Stephen Greer am Kings College Hospital in London auf die Prognose von Überlebensfristen bei Frauen mit Brustkrebs aufgrund von Persönlichkeitsfaktoren und psychischen Coping-Strategien spezialisiert. Ihre Schlussfolgerungen laufen auf dasselbe hinaus, nämlich dass der Überlebenserfolg mit den Coping- oder Bewältigungsstrategien statistisch zusammenhängt. Die höchste Überlebensrate haben diejenigen Frauen, bei denen man einen gewissen Kampfgeist feststellt; die niedrigste haben diejenigen, die sich hoffnungslos fühlen. Dr. Greer ist nun dabei zu erforschen, ob Bewältigungsstrategien verändert werden können und, falls ja, ob diese Veränderung auch die Überlebensraten beeinflusst.

Mir sind die Antworten bereits heute klar: Die Bewältigungsstrategien können tatsächlich geändert werden, und wenn sie geändert werden, dann wird sich auch die Überlebensrate ändern. Aus der Erfahrung mit unseren Patienten kennen wir starke Beweise für diese Aussage, obwohl es natürlich noch einige Fragen gibt, die durch weitere Forschung umfassend beantwortet werden müssen. Es gibt noch immer so viel zu entdecken, nicht nur hinsichtlich der Beziehung zwischen Charakter und Krankheit, sondern auch in Bezug darauf, wie man auf die Persönlichkeit einwirken und sie verändern kann, um das Auftreten von Krankheit zu verhindern oder um die Heilungsaussichten der bereits Erkrankten zu verbessern.

Auf dem Gebiet der Erforschung der psychischen Seite von Krankheitszuständen ist die hervorragendste Arbeit, die je von einem einzelnen Forscher vorgelegt wurde, diejenige von Ronald Grossarth-Maticek, einem aus Jugoslawien stammenden Psychologen, der an der Universität Heidelberg arbeitet. Er hat auch mit dem weltberühmten britischen Psychologen Hans J. Eysenck zusammengearbeitet. Grossarth-Maticek hatte Mitte der sechziger Jahre begonnen, krankheitsanfällige Persönlichkeitstypen zu studieren. Er stellte fest, dass Menschen, die ihre Gefühlsregungen unterdrücken und sich hoffnungslos fühlen, krebsanfällig sind; für Herzkrankheiten anfällige Menschen haben in erster Linie Probleme mit ihrer Feindseligkeit und Aggressivität.

In einer Studie untersuchte Grossarth-Maticek ein Kollektiv von 1300 Jugoslawen über zehn Jahre. Obwohl diese vorgängig nicht medizinisch untersucht worden waren, war Grossarth-Maticek imstande, ihren Tod durch Krebs oder Herzkrankheit mit statistisch signifikanter Genauigkeit vorauszusagen. In einer anderen Studie teilte er Leute mit krankheitsanfälliger Persönlichkeit in zwei Gruppen auf, von denen die eine in den Genuss einer psychologischen Beratung kam und die andere nicht. Er stellte fest, dass er imstande war, die Sterblichkeit durch Krebs und Herzkrankheiten durch Beratung zu verändern. Diese Arbeit ist deshalb von besonderer Bedeutung, weil wir hier erstmals sehen, dass es möglich ist, Krebs bei Menschen, die dafür psychisch anfällig sind, durch psychologische Beratung zu verhüten. Die Beratungsmethoden, die Grossarth-Maticek benutzte, umfassten Entspannung, Desensibilisierung, Arbeit mit Vorbildern (Modeling), Suggestion, Hypnose, Visualisierung und andere gängige Verhaltenstechniken. (Sie werden einige dieser Techniken im vorliegenden Buch kennenlernen.) Grossarth-Maticek wiederholte diese Studien später mit Hans J. Eysenck. Mit nur sechs Stunden Gruppenbehandlung, fanden Eysenck und Grossarth-Maticek, konnte die Sterblichkeit durch Krebs und Herzkrankheiten wesentlich beeinflusst werden.

In einer weiteren Studie beobachteten Grossarth-Maticek und Eysenck vierundzwanzig Krebspatienten, die ein Beratungsprogramm absolvierten, und verglichen ihren Fortschritt mit dem von vierundzwanzig entsprechenden Patienten, die nicht beraten wurden. Sie fanden, dass die durchschnittliche Überlebenszeit für die betreute Gruppe fünf Jahre betrug und nur drei Jahre für die Gruppe, die keine Beratung bekam. Dieses Resultat gleicht stark dem unserer eigenen Arbeit wie auch dem Ergebnis der Stanford/Berkeley-Studie.

Die für mich erstaunlichste Studie von Grossarth-Maticek ist eine, die er mit einhundert Frauen mit Brustkrebs im Endstadium durchführte. Fünfzig von ihnen, die es vorzogen, für ihren fortgeschrittenen Brustkrebs keine Chemotherapie durchzuführen, wurden verglichen mit fünfzig anderen, die Chemotherapie bekamen. Die Überlebenszahlen sahen folgendermaßen aus:

Diejenigen Frauen, die überhaupt keine Behandlung bekamen, hatten eine mittlere Überlebenszeit von 11 Monaten.

Bei denjenigen, die nur Chemotherapie bekamen, war die durchschnittliche Überlebenszeit 14 Monate.

Bei denjenigen, die ausschließlich psychologische Beratung bekamen, war die durchschnittliche Überlebenszeit 15 Monate.

Diejenigen Frauen, die sowohl Chemotherapie als auch Beratung bekamen, hatten eine mittlere Überlebenszeit von 22 Monaten.

Vergessen Sie nicht, dass diese Frauen sehr weit fortgeschrittenen Brustkrebs hatten und dass die angeführten Zahlen Durchschnittswerte sind, was bedeutet, dass einige Frauen früher starben, während andere viel länger lebten.

Grossarth-Maticeks Ergebnisse bestätigen wissenschaftlich einwandfrei, was viele von uns, die auf diesem Gebiet tätig sind, seit Jahren geglaubt und sich danach gerichtet haben: Die beste Krebstherapie ist eine Kombination der modernsten medizinischen Methoden (in einer menschlichen und unterstützenden Weise angeboten) mit der bestmöglichen psychologischen Betreuung. Das Ergebnis wird besser ausfallen als für Chemotherapie oder andere ärztliche Behandlungen allein oder als für psychologische Betreuung allein.

Eine weitere, jüngst erschienene Bestätigung dieses Denkansatzes stammt von Dean Ornish, der eine Untersuchung anhand von Menschen durchführte, die wegen ernsthafter Erkrankung der Herzkranzgefäße behandelt wurden. Er berichtete darüber zuerst in der angesehenen medizinischen Zeitschrift Lancet (Juli 1990), dann auch in seinem Buch Reversing Heart Disease. Eine Gruppe von Patienten wurde dahingehend beraten, Umstellungen ihres Lebensstils vorzunehmen, wie zum Beispiel Bewegung, Diät, Entspannung und Arbeit mit Unterstützungsgruppen. Eine zweite Gruppe bekam nur die übliche ärztliche Behandlung. Dr. Ornish berichtet, 82 Prozent der psychologisch betreuten Gruppe weisen eine Verringerung der Gefäßblockierungstendenz auf, während diese bei 53 Prozent der Angehörigen der Kontrollgruppe schlechter wurde.

Eine andere wichtige Frage zur psychologischen Beratung ist natürlich die nach der Wahl des richtigen Zeitpunkts: Ab wann sollte eine psychologische Behandlung in ein Behandlungsprogramm eingebaut werden? Klinische Psychologen wissen schon lange, dass es geeignete Zeiten gibt, um Patienten zur Auseinandersetzung mit der emotionalen Seite ihrer Erkrankung anzuregen. Eine führende Forscherin auf diesem Gebiet ist die Deutsche Kristina Brode.

Sie hat festgestellt, dass Patienten, die frisch unter dem Schock einer Krebsdiagnose oder eines Rezidivs stehen, oft mit abwehrenden Bewältigungsstrategien reagieren, bis hin zur Verleugnung des Krankseins überhaupt. Sie können erstaunlich gelassen wirken und sich daranmachen, ihr Leben einfach so fortzusetzen, als ob nichts geschehen wäre. Diese abwehrenden Bewältigungsstrategien sollten zunächst respektiert werden. Mit anderen Worten, der Patient mag, unmittelbar nach der Erstdiagnose oder der Diagnose eines Rückfalls, nicht für eine Beratung bereit sein. Dagegen könnte der Patient, zusätzlich zu Beruhigung und Zuwendung, auf einfache Entspannungstechniken und sanfte Massage gut ansprechen. Dies mag aber genau die richtige Phase für Angehörige und andere Bezugspersonen sein, sich intensiv psychologisch beraten zu lassen.

Kristina Brodes Arbeit zeigt, dass der Schock nach der Erstdiagnose häufig drei bis sechs Monate dauert. Ähnliche Reaktionen auf die Diagnose eines Rezidivs dauern im Allgemeinen zwei bis vier Wochen. Eine der Fragen, welche die Patienten häufig stellen, wenn die Schockwirkung nachlässt und die Bereitschaft zunimmt, sich aktiver für ihren Heilungsprozess einzusetzen, lautet: «Was kann ich sonst noch tun, um gesund zu werden?» Wenn Beratung einem Krebspatienten aufgenötigt wird, bevor er dazu bereit ist, besteht die Gefahr, ihn noch mehr der Hoffnungslosigkeit auszuliefern.

Kristina Brodes Arbeit zeigt, wie wichtig es ist, das Gefühl des Patienten für die Wahl des richtigen Zeitpunktes zu respektieren. Für den Fall, dass Sie dieses Buch durchlesen, um es nachher einem erkrankten Familienmitglied oder Freund weiterzugeben, seien Sie sich bewusst, dass der oder die Betreffende dafür noch nicht bereit sein mag. Sie sollten vielleicht nur erwähnen, dass Sie das Buch für nützlich halten, stellen es aber dem Patienten frei, selbst danach zu verlangen und den Zeitpunkt der Lektüre zu wählen.

Bevor wir das Thema der naturwissenschaftlichen Beweisführung abschließen, möchte ich kurz ein wichtiges neues Forschungsgebiet ansprechen, das unter dem Namen Psycho-Neuro-Immunologie bekannt ist. Klar erwiesen ist schon seit längerem, dass es eine ursächliche Wechselbeziehung zwischen dem Körperlichen und dem Seelischen gibt, doch blieb ungeklärt, wie diese funktioniert. Die Psychoneuroimmunologie liefert nun einige Erklärungsansätze, indem sie uns verstehen hilft, wie Gefühlsregungen in chemische Substanzen (Informationsmoleküle) übersetzt werden, die das Immunsystem des Körpers und andere Heilungsmechanismen nachhaltig beeinflussen. Einige der wichtigsten Arbeiten auf diesem Gebiet sind von Candace Pert geleistet worden, der ehemaligen Leiterin der Hirnbiochemie-Abteilung des National Institute of Mental Health. Sie ist Mitentdeckerin des ersten Neuropeptid-Rezeptors, der chemische Botschaften empfängt, welche Emotionen übermitteln. Ihre Entdeckung stammt aus dem Jahr 1973, und seither sind über fünfzig Neuropeptide identifiziert worden.

Wir wissen heute, dass es in unserem Körper mindestens drei Systeme gibt, die Gefühle physisch übertragen können. Eines ist das Endokrinsystem, das durch Hormone («Botenstoffe») kommuniziert. Das zweite ist das Nervensystem, das direkt Verbindung aufnimmt mit den weißen Blutkörperchen. Und das dritte ist die Familie von Übermittlungsmolekülen, welche Neuropeptide, Neurotransmitter, Wachstumsfaktoren und Zytokine umfasst und die Zelltätigkeit sowie die Zellteilungsmechanismen und genetischen Funktionen beeinflusst.

Mit modernsten Techniken können Wissenschaftler im Labor feststellen, dass bestimmte Nervenfasern tatsächlich auf der Oberfläche von weißen Blutkörperchen enden, was den physischen Beweis erbringt, dass die weißen Blutkörperchen direkte Botschaften vom Nervensystem bekommen, also Botschaften, die vom Hirn ausgehen. Die weißen Blutkörperchen sind ein wichtiger Bestandteil des Immunsystems unseres Körpers; sie funktionieren, indem sie Fremdmaterial wie Bakterien und Krebszellen identifizieren und ausschalten. Wir können also heute den physischen Vorgang, wie eine Botschaft vom Hirn das Immunsystem beeinflusst, im Labor beobachten.

Neue Erkenntnisse, neue Lehren

Ich denke, dieser Überblick hat gezeigt, dass es heute viele Forschungsresultate gibt, die die Beobachtungen bestätigen, welchen Einfluss der Gemütszustand auf die Entwicklung und den Verlauf von Krebs und anderen schweren Krankheiten hat. Meiner Meinung nach ist der naturwissenschaftliche Beweis erbracht, dass der Geist den Körper beeinflusst. Und nun halte ich es für das Wichtigste, wie der Geist dazu gebracht werden kann, den Körper richtig und wirkungsvoll zu beeinflussen. Seit zehn Jahren steht diese Frage im Mittelpunkt meiner Arbeit.

Ich glaube, dass die Macht des Geistes weit über das hinausgeht, was ich mir zuerst vorgestellt hatte. Außerdem glaube ich, dass es über Körper und Denken hinaus eine weitere Dimension der Heilung gibt: den spirituellen oder seelischen Aspekt.

Das Wörterbuch definiert das Wort «Seele» als den Urgrund des Lebens, besonders des Menschenlebens, und als das Gefühl und den motivierenden Teil unseres Lebens. Mit der Seele zu arbeiten bedeutet deshalb die Stärkung unserer Verbindung mit diesem Urgrund des Lebens. Es bedeutet, sich der Frage zu stellen, wozu wir hier auf diesem Planeten sind und was für einen Sinn unser ganz persönliches Einzelleben hat.

Die Arbeit mit unseren Patienten zeigt eindeutig, dass Gesundheit körperliche, geistige und spirituelle Quellen hat (Leib, Verstand, Seele). Und wenn auch allein das Denken genutzt werden kann, um den körperlichen Zustand zu beeinflussen, so gewinnt es doch an Wirkung, wenn die Seele (das Spirituelle) mit einbezogen wird.

Die Seele erschließt uns Kraftquellen, die durch herkömmliche psychologische Methoden nicht erreicht werden können. Sie öffnet uns für Heilkräfte, die weit über das bisher übliche Verständnis unserer eigenen Grenzen hinausgehen. Und obendrein können wir lernen, diese Kräfte bewusst in unser Leben einzubeziehen.

Diese Schlussfolgerung ist experimentell wahrscheinlich ebenso schwer zu beweisen, wie es meine ersten Forschungsergebnisse waren. Dennoch haben wir über Jahre durch unsere tägliche Erfahrung neue Methoden entwickelt, mit der Seele zu kommunizieren und mit ihr zu arbeiten. Ich bin fest überzeugt, dass das, was ich von meinen Patienten gelernt habe, absolute Gültigkeit hat. Auch wenn es zehn oder zwanzig oder hundert Jahre brauchen sollte, um die Beweise zu erbringen, bin ich meiner Aussage sicher. Während die Forschungsarbeiten voranschreiten, will ich Ihnen schon einmal weitergeben, was ich heute mit Sicherheit weiß.

Lassen Sie mich zusammenfassen, was ich gelernt habe:

Die Gefühle beeinflussen die Gesundheit und die Genesung von einer Krankheit (insbesondere Krebs) auf maßgebliche Weise. Die Gefühle sind eine starke und bestimmende Kraft im Immunsystem und in unseren anderen physiologischen Heilungssystemen.

Überzeugungen beeinflussen die Gefühle, darum beeinflussen sie auch die Gesundheit.

Sie können Ihre Überzeugungen, Ihre Einstellung und Ihre Gefühle maßgeblich beeinflussen, folglich beeinflussen Sie auch Ihre Gesundheit entscheidend.

Wie man seine Überzeugungen, seine Einstellung und seine Gefühle beeinflusst, ist erlernbar; es gibt dafür eine Vielzahl von zugänglichen und etablierten Methoden.

Wir Menschen funktionieren alle als Ganzheit von Körper, Geist und Seele. Alle drei Aspekte müssen im umfassenden Zusammenhang der Heilung angesprochen werden, unter besonderer Beachtung der Bedürfnisse und Neigungen der kranken Person und ihrer familiären, gesellschaftlichen und kulturellen Umgebung.

Die Harmonie, d.h. die Ausgewogenheit zwischen den körperlichen, geistigen und seelischen Aspekten des Seins, ist für die Gesundheit von zentraler Bedeutung. Dies trifft nicht nur auf die Gesundheit von Geist und Körper des Einzelnen zu, sondern auch auf seine Beziehungen – zu sich selbst, der Familie, den Freunden, der Gemeinschaft, dem Planeten und dem Universum.

Wir besitzen angeborene (genetische, instinktmäßige) Neigungen und Fähigkeiten, die uns helfen, uns auf Gesundheit und Harmonie zuzubewegen.

Diese Fähigkeiten können durch existierende Techniken und Methoden maßgeblich weiterentwickelt und gezielt eingesetzt werden.

Wenn diese Fähigkeiten entwickelt werden, ergibt sich eine gewisse Fertigkeit, wie bei allem Lernen. Das Ergebnis ist eine größere Harmonie und eine bessere Lebensqualität, mit maßgeblichem Einfluss auf unseren Gesundheitszustand.

Dieses Lernen ändert ferner unser Verhältnis zum Tod, wann immer er kommen mag, indem es Furcht und Schmerz verringert und dadurch mehr Energie für die Gesundung und das Leben freistellt.

Bevor Sie sich diese Beobachtungen entweder zu eigen machen oder sie ablehnen, bitte ich Sie, dieses Buch zu nutzen, um zu erkunden, ob das, was ich gelernt habe, für Sie richtig ist oder nicht. Ziehen Sie aufgrund Ihrer eigenen Erfahrung Ihre eigenen Schlüsse.

Auch wenn Ihre momentane Überzeugung, was seelische Prozesse betrifft, zu meinen Ausführungen im Widerspruch stehen sollte, wagen Sie den Schritt, sich auf etwas Neues einzulassen. Wir behandeln eine beträchtliche Zahl von Menschen, die Atheisten sind, und auch diese können immer eine Form für ihre seelischen Erfahrungen finden, die für sie stimmt und relevant ist.

Bedenken Sie ferner, dass ich von Ihnen nicht verlange, dass Sie auf das verzichten, was Ihre Ärzte für Sie tun können. In der Tat hilft unsere Arbeit den meisten Menschen, aktiver mit ihrer Behandlung und mit ihrem Betreuungsteam zusammenzuarbeiten. Und ich möchte, dass Sie noch weiter gehen: Sie können Ihre eigene Gesundheit selbst beeinflussen.

Weil manche Erkenntnisse der Körper-Geist-Seele-Beziehung vorerst schwierig zu fassen sind, werden wir Ihnen zeigen, wie sie sich im Alltag von Reid Henson darstellen, der dem Krebs manches Lebensjahr abgetrotzt hat. Reid ist ein Mann, dem im Jahre 1979 die Diagnose einer im Endstadium befindlichen Erkrankung gegeben und dem gesagt wurde, dass es keine wirksame Behandlung für seinen Krebs gebe. Und trotzdem ist er heute am Leben und wohlauf.

Reids Erfahrung kann uns viel über die Dynamik der Krankheit Krebs lehren. Wir können sehen, warum er krank wurde – und warum jedermann für Krebs anfällig sein kann – und ferner, warum er dank Fähigkeiten, die eigentlich jedermann hat, wieder gesund wurde. Dies gibt uns die beste Gelegenheit, alles irgendwie Denkbare zu erforschen und alles herauszufinden, was die Vorgänge bei der Krebserkrankung und bei der Genesung erhellt. Wir wollen deswegen aber nicht alles über Bord werfen, was bisher von Generationen von Medizinern und anderen Wissenschaftlern über Krebs gelernt und gelehrt worden ist, sondern wir wollen es ergänzen.

Reid ist ein sehr interessanter Krebspatient, weil er mehr als zehn Jahre mit dem Nachdenken über seine Krankheit und über das Leben verbracht hat. In den letzten Jahren hat er das, was er gelernt hat, in Form von Briefen an andere Krebspatienten weitergegeben. In diesem Buch werden Sie diese Briefe lesen; sie sind voller Ideen, Einblicke und praktischer Anregungen. Im Anschluss an jede Gruppe von Briefen werde ich Ihnen zusätzliche Einblicke in Reids Genesungsprozess geben, ebenso weitere Ideen und praktische Ratschläge für den Umgang mit Krebs und mit der Herausforderung, die die Krankheit mit sich bringt.

Anders als bei statistischen Untersuchungen, die regelmäßig durch verschiedene Fachleute verschieden ausgelegt werden können, hoffen wir, Ihnen die Möglichkeit zu geben, Krankheit und Heilung in einer Weise zu studieren, die in Ihrer Lage bedeutungsvoll und nützlich ist. Ich habe herausgefunden, dass Patienten häufig das am besten verstehen, was sie selbst entdeckt haben.

Wenn Sie sich fragen, ob die in diesem Buch geschilderte Arbeit Ihnen helfen wird, dann bewegen Sie sich bereits in Richtung Gesundheit. Ich hoffe, Sie bleiben so lange neugierig, bis Sie das entdecken, was Sie wissen müssen, um den Verlauf der Krankheit zu beeinflussen und um Ihre allgemeine Lebensqualität zu verbessern.

Kapitel 2Zeugnis eines Patienten

Die wundersame Heilung von Reid Henson

Zum ersten Mal traf ich Reid Henson und seine Frau Jana im Jahre 1979 in einem meiner Patientenseminare. Reid blieb mit mir in Briefkontakt, nachdem er das Seminar besucht hatte; er teilte mir seine Fortschritte und seine Probleme mit. Ebenso bekundete er ein Interesse daran, seine Erfahrungen anderen Krebspatienten in Form von Briefen zukommen zu lassen. Weil ich mit ihm während mehr als zehn Jahren gearbeitet und seinen Heilungsprozess beobachtet habe, kenne ich seine Geschichte gut. Obwohl ich Ihnen von Reid auch aus meiner Perspektive als Krebsspezialist erzählen werde, dachte ich, Reid sollte Ihnen zunächst mit seinen eigenen Worten über seine Erfahrungen mit dem Krebs berichten.

Reids Geschichte

1979 wurde bei mir eine ungewöhnliche Form von Krebs diagnostiziert, nämlich Haarzellen-Leukämie (leukämische Retikuloendotheliose), und es wurde mir gesagt, dass ich höchstens noch etwa zwei Jahre zu leben hätte. Die Schulmedizin hatte mir zu jener Zeit keine wirksame Behandlung anzubieten. Bevor ich Ihnen aber über meine Erfahrungen mit dem Krebs erzähle, möchte ich gerne etwas über mein Leben vor der Diagnose berichten.

Ich wurde im Jahre 1939 in Gainesville in Florida geboren als dritter Sohn meiner Eltern. Unsere Familie lebte in sehr bescheidenen Verhältnissen, und ich wohnte bis zu meiner Heirat im elterlichen Haus. Ich besuchte die Schulen in Gainesville und schloss im Jahre 1962 an der Universität von Florida als Diplomkaufmann ab. Ich hatte an der Universität am Programm für Reserveoffiziere teilgenommen und ging bald nach Abschlussprüfung zur U.S. Air Force. Nach Ableistung meiner Dienstverpflichtung trat ich in die Finanzabteilung eines großen Autowerks in Detroit ein, wo ich eine umfassende Ausbildung und Erfahrung beim Einsatz der EDV zur Lösung von betrieblichen Problemen erwarb. Später wurde ich Unternehmensberater, spezialisiert auf die Anwendung von Computersystemen in den Bereichen Marketing, Verkauf und Vertrieb.

Im Jahre 1975 zog ich nach Chattanooga in Tennessee, um bei einer großen Getränkefirma zu arbeiten. Meine Aufgabe bestand darin, eine Organisation aufzubauen, welche das Abfüllen der Erfrischungsgetränke in mehreren Bundesstaaten koordinierte. Im ersten Jahr verbrachte ich nur dreizehn Nächte in meiner Eigentumswohnung am Lookout Mountain (in der Nähe von Chattanooga). Ich war seit mehreren Jahren geschieden, und in der damaligen Lebensphase klammerte ich mich an meine Arbeit wie an ein Rettungsboot. Wenn ich mal nicht arbeitete, verbrachte ich meine Zeit mit Sport. Ich war in ausgezeichneter körperlicher Verfassung für einen Mann von vierzig. Freundinnen hatte ich jede Menge.

Wie Sie sich vorstellen können, nahmen meine Arbeit, mein Training und meine Frauengeschichten meine Zeit und Kraft voll in Anspruch, sodass ich nicht allzu viel über mein Leben nachdenken musste. Dieses Leben war in den Jahren vor dem Umzug nach Chattanooga kompliziert und stressig geworden. Ich hatte es damals nicht zugegeben, dass ich noch immer darunter litt, dass mehr als zehn Jahre zuvor mein zweites Kind gleich nach der Geburt gestorben war. Auch hatte ich mich noch immer nicht mit meiner gescheiterten Ehe abgefunden. Ich hatte nicht einmal begonnen, mich ernstlich mit diesen Problemen auseinanderzusetzen. Außerdem war mein erster Sohn aus jener Ehe ein Problem für meine Exfrau und schließlich auch für mich geworden.

Bevor ich nach Chattanooga umzog und Rob vierzehn war, hatte er einen Sommer bei mir in Denver (Colorado) verbracht. Seine Mutter hatte ihn sehr schwierig gefunden, aber im Zusammenleben mit mir schien er einem Engel zu gleichen – bis im Herbst die Zeit für ihn kam, zu seiner Mama zurückzufahren. Da fragte er mich, ob er nicht bei mir in Denver bleiben dürfe. Er flehte mich richtiggehend an, bei mir bleiben zu dürfen, ich bestand aber darauf, dass er zurückging. Ich dachte, es sei unmöglich, ihn ständig bei mir zu haben, da ich ortsunabhängig bleiben musste und auch viel reiste. Ein paar Tage bevor er wegfahren sollte, erhielt ich im Büro einen Anruf von der Polizei. Mein Sohn war verhaftet worden, weil er einen anderen Teenager zusammengeschlagen hatte. Ich war völlig schockiert von seinem Verhalten. Ich versprach, die Arztkosten für den verletzten Jungen zu übernehmen, holte meinen Sohn aus dem Gefängnis und brachte ihn zum Flugzeug zurück nach Atlanta. Ich hatte den Behörden versprechen müssen, ihn für die Gerichtsverhandlung nach Colorado zurückzubringen.

Sobald er wieder bei seiner Mutter in Atlanta lebte, wurde Robs Benehmen immer schlimmer. Schließlich, nachdem ich nach Chattanooga umgezogen war, bestand meine Exfrau darauf, dass ich ihn wieder übernahm. Ich war immer noch viel auf Reisen, deshalb musste ich irgendeinen Weg finden, um ihn unter ständiger Aufsicht zu haben. Ich meldete ihn bei einer Privatschule in Chattanooga an, wo es ein angeschlossenes Internat für Jungen gab. Nach ein paar Monaten musste er diese Schule verlassen. Er wurde verdächtigt, mit Drogen angefangen zu haben, aber ich konnte das einfach nicht glauben. Er jedenfalls beteuerte seine Unschuld.

Ich schulte ihn anderswo ein, aber auch dort wurde er wieder rausgeschmissen. Ich konnte nicht begreifen, was mit ihm nicht in Ordnung war, und er konnte es anscheinend auch nicht. Er sagte immer: «Papa, es tut mir wirklich leid, dass ich andauernd Dinge tue, die dir wehtun oder peinlich sind. Ich tue es nicht absichtlich, und ich weiß nicht, warum ich es tue.»

Ich möchte Ihnen ein Erlebnis schildern, um Ihnen ein Gefühl dafür zu geben, was für Schwierigkeiten wir miteinander hatten. Ich war eine Woche lang auf einer anstrengenden Geschäftsreise gewesen. Als ich nach Hause kam, fand ich meine neue Eigentumswohnung, in der alles Geld steckte, das ich mir zusammengespart hatte, vollkommen verwüstet vor. Es war klar: mein Sohn hatte in meiner Abwesenheit mit Freunden eine wüste Party gefeiert, aber er hatte weder genügend Achtung vor mir, um das Durcheinander aufzuräumen, noch genügend Mut, um sich mir zu zeigen. Ich war wie vor den Kopf geschlagen. Es schaute aus, als ob jemand den Abfallcontainer einer Kneipe gestohlen und ihn in mein Wohnzimmer gekippt hätte. Außerdem hatte jemand an verschiedenen Stellen Löcher in die Wand geschlagen. Ich brauchte mehrere Tage, um meinen Sohn zu finden und ihn zur Rede zu stellen. Er pflegte damals tagelang zu verschwinden; er sagte dann immer, er habe bei diesem oder jenem Freund übernachtet.

Er war außerstande zu erklären, wie die Dinge dermaßen hatten außer Kontrolle geraten können. Wie er es früher auch immer wieder getan hatte, entschuldigte er sich und schien ehrlich erschüttert über das, was er getan hatte. Mehrmals sagte er zu mir: «Papa, ich weiß auch nicht, warum ich so was tue.» Und mehr als einmal habe ich ihm darauf geantwortet: «Erzähl mir nicht solchen Mist. Ich habe niemals so etwas getan, als ich jung war.»

Bei einer anderen Gelegenheit rief er an und fragte, ob ich ihn nach dem Büro auf eine Pizza treffen könnte, und ich sagte: «Aber ja doch, ich freue mich darauf.» Aber dann kam er einfach nicht. Ähnliche Vorfälle ereigneten sich regelmäßig.

Später verschwand er monatelang. Während dieser Zeit spielten meine Emotionen verrückt. Sie schwankten zwischen einer so entsetzlichen Wut, dass ich ihn hätte umbringen können, und der Angst, dass er vielleicht irgendwo verletzt herumlag und sich nicht getraute, mich anzurufen, oder dass er sogar tot war. Aber dann schließlich kam er doch wieder zurück, nur um bald schon wieder für längere Zeit zu verschwinden.

Einer der Psychologen in unserer Firma, der sich mit den Anzeichen von Alkohol- und Drogenmissbrauch auskannte, erklärte mir, dies sei das klassische Verhalten eines drogenabhängigen Jugendlichen. Ich glaubte ihm nicht. Robs Benehmen wurde immer schlimmer, aber ich dachte, er sei nur ein siebzehnjähriger Heißsporn. Ich konnte nicht glauben, dass er drogensüchtig war. Doch als dieser Psychologe länger mit mir redete, konnte ich schon sehen, dass mein Sohn in der Tat alle Symptome aufwies und dass ich blind gewesen war gegenüber der Möglichkeit, hier könnten Drogen im Spiel sein. Ich war damals in solchen Dingen völlig ahnungslos. Nachdem ich ihn schon in eine psychologische Beratung geschickt und versucht hatte, ihn so gut ich es verstand zu disziplinieren, veranlasste ich endlich eine Gegenüberstellung mit unserem Betriebspsychologen. Ich bot meinem Sohn mehrere Alternativen an – eine Einfachfahrkarte irgendwohin, Eintritt ins Militär, eine Anhörung vor einem Richter zwecks Einweisung in ein Heim für Schwererziehbare oder ein Drogenentziehungsprogramm. Nachdem er sich die Möglichkeiten ein paar Minuten lang überlegt und mir erklärt hatte, warum er keine von ihnen akzeptieren könne, bestand ich darauf, dass er sich entscheide. Er wählte den Drogenentzug.

Es war für mich ganz, ganz schlimm, mich mit der Tatsache auseinanderzusetzen, dass mein Sohn drogenabhängig geworden war. Es war mir zumute, als hätte ich sein Leben ruiniert, und ich fühlte mich deswegen schuldig. Ich erkannte schließlich, dass er in jenem Sommer in Denver nach Hilfe geschrien hatte und dass ich ihn zurückgewiesen hatte. Ich dachte, es sei alles mein Fehler. Ich erinnere mich an eine Situation, als ich in meiner Wohnung am Lookout Mountain saß und in einer Zeitschrift einen Artikel über Leukämie las. Ich dachte mir damals: Eigentlich würde ich so etwas verdienen, weil ich das Leben meines Sohnes ruiniert habe. Aber, wie es damals meine Art war, ich beschäftigte mich sofort wieder mit Arbeit und anderen Dingen und verdrängte derartige Gedanken.

Ich legte damals großen Wert auf meine körperliche Fitness, aber ich schenkte den Dingen, die sich in mir selbst abspielten, wenig Beachtung und lehnte jeglichen Glauben an spirituelle Dinge ab. Damit habe ich wohl ziemlich genau geschildert, in welchem Zustand ich mich befand, als ich zum ersten Mal mit Krebs zu tun bekam. Es steht für mich heute ohne Zweifel fest, dass meine damalige Unfähigkeit, mich wirkungsvoll mit dem Stress meines Lebens auseinanderzusetzen, meinen Lebenswillen dämpfte und meine Gesundheit negativ beeinflusste. Die nächsten Jahre sollten die schwierigsten werden, die ich je erlebt habe. Anderseits waren diese Jahre auch schöpferisch und faszinierend und veränderten mein Leben nachhaltig.

 

Im Oktober 1978 ging ich zur Untersuchung in eine bekannte Klinik in Texas. Ich tat dies seit einiger Zeit regelmäßig, und ich war es gewohnt, die Konditionstests jedes Jahr mit Glanz zu bestehen. Auch diesmal waren meine Leistungen in den diversen Kraft- und Ausdauerprüfungen ziemlich gut, aber es gab ein paar zweifelhafte Werte in meinen Blutuntersuchungen. Ich fühlte mich aber fit, darum war ich nicht beunruhigt und die Ärzte auch nicht. Doch bemerkte ich wenige Wochen später ein starkes Nachlassen meiner körperlichen Ausdauer.

Ich führte damals ein Trainingstagebuch, darum wusste ich genau über einen längeren Zeitraum, welche Leistungen ich von Tag zu Tag erbracht hatte. Ich schrieb die Veränderungen einer gewissen Müdigkeit oder einer Erkältung zu. Natürlich wusste ich nicht wirklich, was die Veränderung verursacht hatte; ich wusste nur, dass meine Ausdauer stark beeinträchtigt war. Es mögen die ersten augenfälligen Anzeichen von Krebs gewesen sein.

Im Nachhinein ist es aber für mich interessant festzustellen, dass die dramatische Veränderung in der körperlichen Ausdauer wenige Tage nach einem sehr ärgerlichen Vorkommnis im Geschäft auftrat: Ich fühlte mich äußerst unfair behandelt, nachdem ich mit den besten Absichten eine ausgezeichnete Arbeit geleistet hatte. Ich hatte schon immer große Probleme mit unfairer Behandlung gehabt, nicht nur mir selbst, sondern auch anderen gegenüber. Ich erinnere mich genau, dass ich in dieser Situation meinte, das Leben würde für mich immer schwieriger.

Den ganzen Frühling 1979 hindurch hatte ich eine Erkältung nach der anderen und dann eine richtige Grippe, und ich fühlte mich erschöpft und außerstande, meine Unpässlichkeiten loszuwerden. Ich ging schließlich zu unserem Firmenarzt, einem sehr anerkannten Allgemeinpraktiker. Ich dachte, er könnte mich wieder «auf Vordermann» bringen.

Nach zahlreichen Untersuchungen führte dieser Arzt ein ernstes Gespräch mit mir. Er konnte keine genaue Diagnose stellen, sagte aber, dass es Krebs sein könnte, und wollte mich zur genauen Abklärung zum Spezialisten schicken.

Es war für mich bezeichnend, dass es für mich nicht in Frage kam, irgendjemandem mitzuteilen, dass ich ernsthafte Gesundheitsprobleme haben könnte. Aber eine Person gab es doch, vor der ich es nicht verbergen wollte. Seit einiger Zeit war ich mit Jana befreundet, die später meine Frau werden sollte. Es schien mir nicht richtig, sie so häufig zu sehen und ihr nicht zu sagen, was los war. Jana bestand darauf, mich ins Krankenhaus zu begleiten, als ich zu meinen Untersuchungen ging.

Mein Arzt hatte mich an ein großes Universitätskrankenhaus überwiesen, und dort traf ich die fürchterlichste Ansammlung von Menschen, die ich je gesehen hatte. Das Personal war desorganisiert, nervös und unfreundlich. In jedem Wartezimmer saßen Gruppen von Patienten mit unterschiedlich fortgeschrittener Krankheit, zusammen mit ihren erschöpften Angehörigen. Da ich zuvor selten krank gewesen war, empfand ich die Atmosphäre als äußerst unbehaglich. Ich hatte auch Schwierigkeiten, mich in der Klinik zu orientieren – ich musste einen langen Flur hinunterlaufen für die eine Untersuchung und dann einen anderen Flur für den nächsten unangenehmen Test. Es war alles sehr verwirrend, sehr belastend und sehr unangenehm.