Auf der Suche nach der SEELE DES WHISKYS - Carlo Reltas - E-Book

Auf der Suche nach der SEELE DES WHISKYS E-Book

Carlo Reltas

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Beschreibung

Die Seele - was für ein großes Wort! Seitdem Karl in den 80er Jahren den Kultfilm "Local Hero" mit der elegischen Musik von Mark Knopfler gesehen hatte, schlummerte in ihm die Sehnsucht nach der grandiosen Landschaft Schottlands. Jahrzehntelang beschränkte sich seine Annäherung darauf, dass er eine Vorliebe für Single Malt Whiskys entwickelte. Als er endlich nach Schottland reiste, musste er sich natürlich auf deren Spur begeben. Aber wo? Single Malts sind die Krone der Scotch Whiskys. Die Speyside am Osthang der Highlands als "Single Malt Country" schlechthin steuerte er logischerweise als Erstes an. Ob per Fahrrad zwischen Glenlivet und Glenfiddich, ob mit dem Roadster zum Local-Hero-Drehort Pennan oder mit der Fähre zur Heimat der torfgeräucherten Whiskys, der Isle of Islay - immer stand der Whisky, standen Destillerien mit auf dem Programm. Aber nicht nur! Denn Schottland erleben bedeutet ihm wesentlich mehr: Großartige Landschaften schauen, ganz eigenen Menschen begegnen und tiefe Einblicke in die Geschichte nehmen, besonders auf Edinburgh Castle, wo Maria Stuart den Vorvater sämtlicher späterer britischer Monarchen gebar. Zudem hat Karl Reise-Impressionen von der Isle of Skye, von den Orkneys, vom Loch Ness sowie aus der Wirtschaftsmetropole Glasgow und der Hauptstadt Edinburgh im Gepäck. Dort am Endpunkt seiner Reise findet er schließlich auch eine humorig-schelmische Antwort auf die Frage, was die Seele des Whiskys ist und wo sie sich befindet. (Mit 66 Farbfotos und 2 geographischen Karten) Der Autor Carlo Reltas war jahrzehntelang Journalist und Manager einer internationalen Nachrichtenagentur. Seit dem Ausstieg aus dem Nachrichtengeschäft lebt er am Odenwaldrand und auf Reisen.

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Seitenzahl: 224

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Carlo ReltasAuf der Suche nach derSEELE DES WHISKYSSchottische Reise-Impressionen

Malt Whisky sei ein Rätsel, verpackt in ein Mysterium und umhüllt von Geheimnissen.

Winston Churchill 

Carlo Reltas

Auf der Suche nach der

SEELE DES WHISKYS

-

Schottische

Reise-Impressionen 

CARE-Verlag

Heppenheim

Titelbild: 

Die Alte Brücke über den Fluss Livetin der Nähe der Destillerie The Glenlivet

Alle Fotos (auch im Buchinneren):  C. Reltas

© Copyright by CARE of Sattler, Heppenheim 2020

Verlag: CARE of SattlerBensheimer Weg 29, 64646 [email protected]

INHALT

Cover
Wahlspruch
Titel
Impressum
VORWORT
„Wo soll ich sie suchen, die Seele?"
SPEYSIDE - SINGLE MALT COUNTRY
Über Berg und Tal - über Bens und Glens
Glenlivet - versteckt wie Hobbithausen
Glenfiddich - im Tal des Hirschen
Im Roadster unterwegs als Local Hero
INVERNESS UND DIE INSELN
An der Mündung des Nesss - InvernessDie Orkneys - ein Höhepunkt tief unten
Dem Himmel so nah - Isle of Skye
Isle of Mull - Eis, Feuer und Sinflut
Heimat des torfgeräucherten Uisge- Islay
SUMMER IN THE CITIES
An Lochs entlang zur Stadt am Clyde
Glasgow - die Big City
Edinburgh - die Royal City
NACHWORT
Die Seele - Flüchtig wie der Angels' Share
Karten mit Tourstationen
Vom selben Autor
Über den Autor 

VORWORT

„Wo soll ich sie suchen, die Seele?"

    Was für ein großes Wort – die Seele! Als Karl sich endlich dazu entschloss, den alten Traum einer Schottland-Reise in die Tat umzusetzen, den er in den 80er Jahren zu träumen begonnen hatte, nachdem er sich von dem Kultfilm „Local Hero“ hatte verzaubern lassen, war ihm klar, dass der Whisky dabei eine Hauptrolle spielen würde. Nicht nur hatte Burt Lancaster alias US-Ölkonzernchef Felix Happer im Film nach einem feuchtfröhlichen Whisky-Abend mit dem Einsiedler Ben Knox alle Pläne fallen lassen, einen romantischen Küstenort von einer neu zu bauenden Raffinerie verschlingen zu lassen, wichtiger noch: Karl hatte in den folgenden Jahrzehnten die Feinheiten der schottischen Single Malt Whiskys1 schätzen gelernt.

Das „Lebenswasser“ aus Schottland – nichts anderes bedeutet das schottisch-gälische Wort Uisge beatha – mag für manchen Liebhaber sogar zu etwas Quasi-Sakralem geworden sein, zumal wenn er für eine Flasche Hunderte von Euros gezahlt hat. So weit geht Karls Hingabe an die Single-Malt-Spirituose nicht. Und dennoch: Für ihn stand fest, dass er bei seinem Schottland-Besuch nicht eine, nicht zwei, sondern viele Destillerien aufsuchen würde, um den Geheimnissen der so unterschiedlichen Geschmacksnuancen auf die Spur zu kommen. Und schon war sie da, die Frage nach der Seele des Whiskys: Was macht ihn aus? Wie kommt der charakteristische Geschmack zustande, der so viel intensiver und doch zarter die Sinne des Genießers anspricht als die meisten anderen Spirituosen? In letzterem Wort steckt der Spirit, das erste Produkt des Destillationsprozesses, der Geist. Eine andere Übersetzung des englischen Wortes „spirit“ lautet Seele. So war er denn doch quasi auf religiöser Ebene angelangt, musste sich Karl eingestehen – obwohl ihm nichts ferner liegt, als eine Flasche anzubeten. „Nun, dem wahren Whisky-Liebhaber verschafft dieser Geist, den er aus der Flasche befreit, so viel an genießerischer Freude, dass ich es mir erlaube, im poetischen – wohlgemerkt nicht religiösen – Sinne von  der Seele des Whiskys zu sprechen,“ beschloss der Schottland-Reisende in spe bei seiner Routenplanung. Nur ein Schluck mehr vom torfigen 16-jährigen Lagavulin, von dem er ein 20-Zentiliter-Fläschchen neben die Landkarte gestellt hatte, und schon schoss ihm das Motto für die Reise in den Sinn: „Auf der Suche nach der Seele des Whiskys!"„Doch wo soll ich sie suchen, die Seele?“, fragte sich Karl. Die Antwort gab ihm seine elektronische Landkarte. Die Suche nach „distillery“ auf der Schottlandkarte ergibt ein eindeutiges Bild. Am Osthang der Highlands, vor allem an den Ufern des Flusses Spey und seines Nebenflusses Fiddich konzentrieren sich die Single-Malt-Brennereien. Und dann gab es da noch das abgelegene Tal des Livet, eines Nebenflusses des Spey-Nebenflusses Avon. Das Glenlivet, das Tal des Livet, ist die Heimat von The Glenlivetx, dem Whisky, für den sich schon 1822 beim Staatsbesuch in Schottland König George IV. begeisterte, obwohl das Produkt damals eigentlich noch illegal war. Karl entdeckte auf der Karte mitten zwischen Livet- und Fiddichtal, wo der inzwischen ebenso weltberühmte Glenfiddich beheimatet ist, ein altes Mansion House (Landhaus), das seine Dienste als Bed & Breakfeast anbot, The Old Manse in Glenrinnes. Sein Entschluss war schnell gefasst: Dort würde er sich als Erstes einquartieren, um Whiskyland zu erkunden. 

 Aber auch wenn der Verwaltungsbezirk Moray, in dem die berühmte Speyside-Region liegt, sich selbst als „Malt Whisky Country“ tituliert, so ist er zwar das Herz, aber bei weitem nicht ganz Whiskyland. Die schottischen Single Malt Distilleries finden sich in allen Himmelsrichtungen, von den Hebriden-Inseln im Westen mit solchen „Whisky-Leuchttürmen“ wie Lagavulin auf Islay oder Talisker auf Skye bis zu den traditionsreichen Brennereien Glendronach und Glen Garioch in Aberdeenshire, der östlichsten Region des Landes. Auchentoshan am Stadtrand von Glasgow und Glenkichie ein paar Meilen östlich von Edinburgh begrenzen Whiskyland sozusagen im Süden2. Schottlands nördlichste Whiskys werden hingegen auf den Orkney-Inseln gebrannt, in den Destillerien von Highland Park und Scapa.Dorthin, zu den Orkneys, will Karl deshalb als Nächstes fahren, wenn er Moray nach einem östlichen Abstecher zum Flüsschen Dronac Burn verlassen wird. Dem Wahn, alle Brennereien aufzusuchen, ist er zwar nicht verfallen, aber wie könnte er auf dem Weg nach Norden Glenmorangie bei Tain an der Förde Dornach Firth auslassen! Auf den Hebriden will er natürlich außer den landschaftlichen Reizen der Isle of Skye dort auch den mit Seeluft geschwängerten Talisker an seinem Entstehungsort Cabost genießen. Und auf der rauen Insel Islay hat er sich das Dreigestirn der torfgeräucherten Whiskys ins Reiseprogramm geschrieben: Ardbeg, Lagavulin und Laphroaig. Mmh, allein beim Klang dieser Namen stellt sich auf seiner Zunge schon ein wohlig-herber Torfgeschmack ein.Genauso sehr freut er sich schon auf das Finale in den beiden größten Städten Schottlands. Am Rand von Glasgow wird in der Auchentoshan-Destillerie die Tradition der Dreifach-Destillation fortgesetzt, um einen besonders weichen Whisky zu erzielen. Und sollte Karl dann immer noch nicht die Seele des „Lebenswassers“ entdeckt haben, dann findet er sie vielleicht bei einer Uisge-Probe in einer der eleganten Bars der Hauptstadt Edinburgh.xMehrteilige Firmen-, Marken- oder Restaurantnamen und Ähnliches werden im Folgenden kursiv geschrieben. 1 Die Single Malts bilden die Krone der Whisky-Produktion. Im Gegensatz zu den gebräuchlicheren Blends (Verschnitten), dürfen bei ihrer Herstellung nicht mehrere Whisky-Sorten verwendet werden. Sie stammen also aus einer einzigen Brennerei. Außerdem darf als Rohstoff neben Wasser und Hefe nur gemälzte Gerste (Malz beziehungsweise englisch: malt) verwendet werden, also kein anderes Korn (grain).   Der amerikanische Bourbon hat hingegen einen Mais-Anteil von mindestens 51 Prozent und enthält zu einem geringeren Teil auch Roggen und Gerste. Auch Rye Whiskey, also ein Destillat auf reiner Roggenbasis, der in Amerika bis zur Prohibition vorwiegend getrunken wurde, kommt in jüngster Zeit wieder verstärkt in Mode. Übrigens: Der schottische Whisky unterscheidet sich auch durch die Schreibweise, nämlich lediglich mit einem Y hinter dem K, während Iren und Amerikaner ein E einzuschieben pflegen.2 Eine einzige Destillerie brennt noch weiter südlich ihren Malt Whisky, und zwar im äußersten Südwesten Schottlands, fast schon an der Grenze zu England, die kleine Bladnoch Distillery in dem gleichnamigen Dorf nahe der Irischen See.

SPEYSIDE –  SINGLE MALT COUNTRY

Glenlivet – versteckt wie Hobbithausen 

    Im Old Manse hat sich eine internationale Gemeinschaft von Whisky-Liebhabern eingefunden. Im Wohnzimmer ist der Frühstückstisch für drei Paare aus Frankreich gedeckt. Ihre schweren Motorräder hatte Karl schon am Vortag auf dem Landhausvorplatz bestaunt, als er sein unmotorisiertes Zweirad dezent an der Hauswand abstellte. Den sechs Mittvierzigern war er am Abend nochmals begegnet, als sie in Dufftown gerade in die „Seven Stills" (Sieben Brennblasen) einkehrten. Er hatte ihnen gerade noch ein „Bon appétit“ zurufen können, bevor sie in dem nach sieben Destillatoren benannten Restaurant verschwanden und er selber zum „A Taste of Speyside" weiterzog, wo er einen Tisch reserviert hatte. Auch an diesem Morgen wird er mit ihnen nicht den Tisch teilen, denn der Old-Manse-Wirt Ossie führt ihn durch die offene Tür des Living Rooms nach hinten in die Wohnküche. In deren vorderem Teil ist ein weiterer langer Tisch gedeckt. Karl gesellt sich zu Geneviève und Alain aus Belgien. Am nächsten Tag würde er an dieser internationalen Begegnungsstätte mit einem Paar aus Dänemark plaudern.
Schnell entspinnt sich zwischen den beiden Whisky-Freunden aus dem „Vereinigten Königreich der Wallonen und Flamen“ sowie dem Bundesrepublikaner ein angeregtes Gespräch über ihre Reisestationen und vieles mehr. Die beiden haben schon einige Destillerien besucht. An diesem Tag wollen sie zum Abschluss die Speyside Cooperage anschauen, Schottlands größte Whisky-Fassbinderei. Karl hat noch gar nicht von ihr gehört. Alain erinnert ihn daran, wie wichtig die Fässer für das Reifen des Whiskys sind. „Wenn du bei der Glenfiddich Distillery bist, fährst du die Straße über die Hügel einfach weiter nach Craigellachie. Kurz vor der Ortseinfahrt wirst du sie dann schon sehen, die Riesenhaufen, zu denen alte Fässer gestapelt sind, die wieder aufgearbeitet werden sollen“, beschreibt er den Weg. Karl braucht nicht lange überzeugt zu werden. „Guter Tipp. Das schau ich mir an. Bestimmt! Die Seele des  Whiskys, nach der ich ja forschen will, bildet sich gewiss auch in den Fässern heraus. Heute steht zwar Glenlivet auf meinem Programm. Aber morgen werde ich die Böttcherei mit dem Besuch bei Glenfiddich verbinden.“
Zwischen Livet und Fiddich: The Old Manse
Geneviève löffelt unterdessen ihr Porridge und ist anscheinend hellauf begeistert. Jedenfalls ruft sie „Fantastic!“ zur Pensionswirtin Diane hinüber, die ein paar Meter von ihnen entfernt auf der heißen Platte des kohlegefeuerten Herds Häufchen von Hafermehlteig zu Scones backt. „Was ist denn so fantastisch daran?“, will der skeptische Karl von seiner Nachbarin am Frühstückstisch wissen. Die neben ihm sitzende Belgierin lächelt vielsagend. Nach einer Pause verrät sie ihm die Besonderheit: „Tjaaa, in das Porridge ist ein kräftiger Schuss Whisky eingemengt. Noch dazu hat Diane – schau her! – auch viele Apfelstücke beigefügt“, sagt’s und hebt ihren Löffel mit dem berüchtigten warmen britischen Haferschleim hoch. Tatsächlich, aus der nahezu farblosen Masse lugen Apfelspalten hervor.  „Mmh, vielleicht sollte ich morgen ebenfalls das Porridge probieren?“ meint er. „Das solltest du!“, bestärkt ihn Genevièves Gatte Alain von der anderen Tischseite. Karl hatte nämlich zu Beginn des Früstücks Dianes Angebot „Porridge?“ zu deren Verblüffung mit einem ziemlich brüsken, entschiedenen, knappen „Nein“ abgelehnt. Nun tut es ihm leid. „Ich werde das morgen gutmachen“, beschließt er.