Mein Seoul - Carlo Reltas - E-Book

Mein Seoul E-Book

Carlo Reltas

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  • Herausgeber: epubli
  • Kategorie: Lebensstil
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2022
Beschreibung

Seoul – Hauptstadt in einem geteilten Land, dessen südlicher Teil sich binnen weniger Jahrzehnte von einem kriegsgeschädigten Armenhaus zu einer der führenden Weltwirtschaftsmächte entwickelte. Sam-sung, Hyundai und LG sind Weltmarken, die jeder kennt. Das Kulturerbe dieses asiatischen Tigers und Koreas großartige Landschaften sind weit weniger bekannt. Seoul ist eine HighTech-City. Ihre Bürger leben im Bann von Smartphones. Ihre Geschichte prägten Könige, Mönche, Kriege, Helden und Opfer. 77 Orte stellt Carlo Reltas in Wort und Bild vor – stets informativ, kritisch und unterhaltsam. Er führt die Besucher zu Königspalästen und Parks. Der Autor erklärt moderne Architektur wie das ikonische Dongdaemun Design Plaza und Historisches wie die Stadtmauer. Er durchstreift Märkte, Stadtviertel, Kirchen und Tempel sowie Museen, Konzerthäuser und Gedenkstätten. Er führt in seine Lieblings-lokale, auf die Berge, ans Meer und … an die innerkoreanische Grenze zur Demilitarisierten Zone. MIT 143 FARBFOTOS Der Autor Carlo Reltas war jahrzehntelang Journalist und Manager einer internationalen Nachrichtenagentur. Seit dem Ausstieg aus dem Nachrichtengeschäft lebte er am Odenwaldrand, in Abu Dhabi und auf Reisen. Seit August 2020 wohnt er in Seoul.

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Seitenzahl: 147

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Carlo Reltas 

MEIN SEOUL

77 interessante Orte 

in Koreas vibrierender Hauptstadt

Für Kosimar

Carlo Reltas

Mein 

SEOUL

77 interessante Orte 

in Koreas 

vibrierender Hauptstadt

CARE Verlag

Offenbach

Titelbild: 
Vor dem Heungnyemun-Tor  
des Gyeongbokgung-Palastes in Seoul
Alle Fotos (auch im Buchinneren):  
C. Reltas 
© Copyright by CARE of Sattler 2022
Verlag: CARE of Sattler
August-Bebel-Ring 22, 63067 Offenbach
Druck & Vertrieb: epubli – ein Service der Neopubli GmbH, Berlin, www.epubli.de
ISBN: 978-3-756507-818

Inhalt

Cover
Widmung
Titel
Impressum
Vorwort  Der Sprung des Tigers an die Weltspitze       
 I.Royales: Pracht aus ferner Vergangenheit     
01 Gyeongbokgung – Hauptpalast in der City 
02 Changdeokgung – Amtssitz mit Geheimgarten     
03 Changgyeonggung – Der Romatischste von allen
04 Deoksugung – Tradition & Moderne beieinander
05 Unhyeongung – Hochzeitsort der Helden-Königin
06 Yongmyo-Schrein – Ahnenkult für Monarchen
II.Parks: Ruhe-Oasen im Großstadtgetriebe     
07 Hangang Parks – Ein quasi unendliches Flussufer
08 Seoul Forest – Stadtwald inmitten Wohngebiet 
09 Seoul Grand Park – Mit Gondel über See und Zoo  
10 Olympic Park – Ein Ort für Freude und Frieden 
11 Hyochang-Park – Klein, fein, gespickt mit Helden
12 Montmartre-Park – Auguste Rodin lässt tanzen 
III.Moderne Architektur: Das neue Korea   
13 Dongdaemun Design Plaza – Ein Raumschiff 
14 City Hall – E.T. lässt grüßen 
15 Lotte Tower – Koreas Spitze, 555 Meter hoch  
16 Gukhoe – Parlament versus Präsident   
17 Cheonggyecheon – Ein wiederbelebter Fluss  
18 Yeouido – Finanzdistrikt voller Wolkenkratzer  
19 Brücken – Banpo originell, World Cup elegant   
IV.Historische Bauwerke    
20 Stadtmauer – Bollwerk um Koreas Hauptstadt  
21 Blaues Haus – Lange Zentrum der Macht  
22 Stadttore – Dongdaemun und Namdaemun  
23 Gwangtonggwan – Älteste stets aktive Bank  
V.Märkte: Lebendige Traditionen 
24 Gwangjang – Markt am Cheonggyecheon  
25 Namdaemun – Handelsplatz seit Jahrhunderten  
26 Flohmarkt – Ein Paradies für Sammler  
27 Tongin – Bummeln zwischen Snacks und Snacks 
VI.     Besondere Stadtviertel      
28 Gangnam – Shopping-Paradies, modern, stylisch  
29 Hongdae – Hier pulsiert die Musikszene  
30 Insadong – Nach Jahrzehnten immer noch „in“    
31 Jongno 3-ga – „Weltspitze“ sagt Timeout   
32 Ihwa – Dorfidylle mit Wandmalereien  
33 Bukchon – Das Viertel mit Hanok-Tradition  
34 Itaewon – World Food Street, Girls, Boys & Clubs
35 Myeongdong – Schönste Konsumtempel
VII.   Tempel/Kirchen   
36 Jogyesa – Ordenstempel inmitten der City
37 Goldener Buddha – Tempel tief in Naturpark
38 Myeongdong-Kathedrale – Seouls Hauptkirche
39 Jeoldusan – Auf diesen Felsen will ich bauen
VIII.    Museen / Galerien
40 Leeum – das Lee-Samsung-Kunstmuseum
41 Koreanisches Nationalmuseum – Kulturerbe!
42 Folklore-Museum – Vergangener Alltag anschaulich
43 Museum für Moderne und Zeitgenössische Kunst
44 Art Sonje Center - Spannende Gruppenexpos
45 Kukje Gallery- Exquisite internationale Künstler
46 Galerie König – Berlin, London, Seoul, logisch47 Seoul Battleship Park – Grenzwacht-Veteranen
IX.    Sportstätten
48 Olympia-Sportzentrum – Die Welt kam 1988
49 World Cup Stadium – Korea 2002 im Fußballfieber
50 Racecourse – Galopprennbahn am Fuß der Berge
X.   Denkmäler / Gedenkstätten
51 König Sejong – Erfinder koreanischer Schrift
52 Admiral Yi Sun Shin  – Held im Krieg gegen Japan
53 Yu Gwan Sun – Märtyrerin von 1920
54 Trostfrauen – Wunde in Koreas Seele
55 War Memorial – Gedenken an Koreakrieg
56 Nationalfriedhof – Gräber für Abertausende
57 19.-April-Friedhof – 180 starben für Demokratie
XI.   Konzertsäle/Lesesaal
58 SAC – Hier brüllte der König der Löwen
59 Sejong-Kulturzentrum – Tempel für Großen König
60 Lotte-Konzertsaal – Im Fahrstuhl hoch zur Klassik
61 Starfield Gallery – Ein Leseparadies für alle offen
XII. Meine Lieblingslokale
62 Parc – Koreanisches vom Feinsten
63 Hyatt – Eleganz und Klasse am Namsan
64 La Bistecca – Italienisch in Itaewon
65 Liebling – Dresdner bringt Quark nach Korea
66 Baker’s Table – Deutsches Brot, deutsche Küche
67 The Restaurant – Gourmet-Tempel in Art Gallery
XIII. Berge: Höhen rings um Hauptstadtkessel
68 Namsan – Hausberg und Wahrzeichen der Stadt
69 Inwangsan – Höhenspaziergang am Stadtwall
70 Bukhansan – Höchste Gipfel des Nationalparks
71 Bugaksan – Bergthron über den Palästen
72 Gwanaksan – Herausforderung am Südufer
XIV. Jenseits der City: Tagesausflugsziele
73 Muuido Island und Strände von Yongyu
74 Jangbongdo – Idylle mit Robinson-Crusoe-Touch
75 Nami-Island – Insel in Biegung des Han-Flusses
76 Namhansanseong-Festung – Weltkulturerbe
77 DMZ – Kalter Krieg an Demarkationslinie
aa Kartenhinweis
bb Über den Autor
cc Vom selben Autor

Vorwort:

Der Sprung des Tigers an die Weltspitze

   In einem Land mit Tausenden von uralten und prächtig restaurierten Tempeln, in einer Stadt mit fünf1 Königspalästen, erstaunte den Autor eine Aussage bei Begegnungen mit Koreanern am meisten: „Wir sind noch ein relativ junges Land!“ Auch in Deutschland sprach man nach dem zweiten Weltkrieg und dem Ende des Nazi-Regimes gelegentlich von der „Stunde null“. Für Korea galt das offenbar in verstärktem Maße.     
   Der Alptraum der japanischen Kolonialherrschaft seit 1910 war vorüber. Die Atomschläge gegen Hiroshima und Nagasaki hatten die Niederlage des großen Nachbarn im Osten besiegelt. Im Widerstand gegen die Imperialisten aus dem Reich der aufgehenden Sonne hatte das Königshaus keine Rolle gespielt. Im Gegenteil, der letzte koreanische Kaiser Sunjong hatte, 1910 von den Japanern zum König ohne Macht degradiert, als Marionette der Kolonialherren jeglichen Kredit der zuvor über 500 Jahre herrschenden Joseon-Dynastie beim Volk verspielt. 
In der Haupthalle des Bulguksa-Tempels bei Gyeongju wird der Sakyamuni-Buddha verehrt, der vor 2500 Jahren „erleuchtet“ wurde. Ursprünglich im 8. Jahrhundert erbaut, wurde der Tempel während der japanischen Invasion 1593 niedergebrannt und 1765 neu errichtet.
   So installierten die Weltkriegsgewinner USA ein kapitalistisch geprägtes parlamentarisches System im Süden und die Sowjetunion ein kommunistisches Regime im Norden. Pläne und Verhandlungen über gemeinsame Wahlen scheiterten. Und so ging Korea den deutschen Weg der Zweiteilung – mit dem Unterschied, dass sie auf der koreanischen Halbinsel bis heute fortbesteht und sich am Horizont auch kein Einigungs-Silberstreif abzeichnet.
    Prägende Gestalten der südkoreanischen Nachkriegsgeschichte waren der erste Präsident von 1948 bis 1960, Rhee Syng-man2, der zunehmend diktatorisch agiert hatte und schließlich einem Volksaufstand weichen musste, sowie nach knapp zwei Jahren mit kurzen Zwischenregentschaften der ehemalige General Park Chung-hee. Park regierte von 1962 über 17 Jahre bis zu seiner Ermordung im Oktober 1979 das Land mit harter Diktatorhand, gilt aber als Vater des koreanischen Wirtschaftswunders. Sein konsequenter Reformkurs mit strikten Fünf-Jahres-Plänen zur Modernisierung und Industrialisierung des Landes bedeutete für die Bevölkerung Entbehrungen, trug aber mittelfristig Früchte. Waren in den 60er und 70er Jahren noch viele Koreaner der Armut in ihrer Heimat entflohen und als Bergarbeiter oder Krankenschwestern nach Deutschland oder in andere Industrieländer ausgewandert, so ist das heutige Korea selber Einwanderungsland für Arbeitskräfte aus Südostasien.
    Bereits Anfang der 80er Jahre galt Südkorea als einer der „Tigerstaaten“. Die zunächst vier „Asiatischen Tiger“ hatten alle in ihrer Wirtschaftsentwicklung einen gewaltigen Sprung nach vorne getan. Neben Südkorea waren das Taiwan, Hongkong und Singapur. Jaebeols3, familiengetragene Mischkonzerne wie Samsung und Hyundai, trieben die Entwicklung voran. Seinen Modernitätsschub dokumentierte Südkorea mit der Ausrichtung der Olympischen Spiele 1988 in Seoul sowie vierzehn Jahre später mit der Veranstaltung der Fußball-Weltmeisterschaft gemeinsam mit Japan. 2010 lud Südkorea die Staats- und Regierungschefs der wichtigsten Nationen der Welt zum G-20-Gipfel voller Stolz in seine Hauptstadt ein. Ein Jahr später überschritt der südkoreanische Außenhandel mit dem Jahresvolumen erstmals die Eine-Billion-Dollar-Marke4. Den Seoulern war das die Errichtung eines Denkmals wert. Seit Mai 2012 steht auf dem Vorplatz des COEX, eines Komplexes aus Mall, Messe und Konferenzzentrum, der Trillion Tower.
2011 erreichte Südkoreas Außenhandel ein Jahresvolumen von mehr als einer Billion Dollar. Der Trillion Tower erinnert an diese Erfolgsmarke.
    Der Chef des Koreanischen Außenhandelsverbands (KITA), Sa Kong-il, brachte es auf den Punkt, wohin der Tiger gesprungen ist: „Mit dem Beitritt zum ,1-Billion-Dollar-Club‘5 ist Koreas Handel von der Peripherie ins Zentrum des Weltmarkts vorangeschritten“. Das gilt für die Menge ebenso wie für die Qualität der Produkte. Exportierte Südkorea in den 70er und 80er Jahren noch vor allem billige Textilien, so sind es heute hochwertige Produkte. Den höchsten Exportwert erzielen Automobile, gefolgt von Halbleitern und Schiffen sowie Mobiltelefonen. Sogar die Unterhaltungsindustrie mit K-Pop und der Boyband BTS als Flaggschiff ist Big Business. Indes trüben auch negative Aspekte die Erfolgsbilanz. Die sich weitende Schere zwischen Reich und Arm, niedrige Geburtenrate und Frauenbenachteiligung lassen soziale Spannungen erwarten. 
    Den Trillion Tower konnte „Mein Seoul“ nicht auslassen. Was den Touristen in Seoul indes als erstes ins Auge springt, wenn sie zwischen den Hochhäusern auf der Sejong-Daero in der Stadtmitte flanieren, ist der Königspalast am Ende des Boulevards. Der Paläste gibt es viele in Seoul. Mehr als sie beschreiben möchte der Autor ihre Geschichte erzählen. Dabei begegnen dem Leser so herausragende Personen der koreanischen Geschichte wie die tragische Figur der Königin Myeongseong oder ihr Gatte Gojong, der mit der Aufwertung seiner selbst vom König zum Kaiser den benachbarten Kaiserreichen Japan und China Paroli bieten wollte, aber mit dieser durch nichts unterfütterten Großspurigkeit letztlich nur das Ende der seit über 500 Jahren in Korea herrschenden Joseon-Dynastie umso schneller herbeiführte.
    Nach soviel Geschichte werden die Leser in mehrere Parks der Stadt zur Erholung und Entspannung geführt. Aber auch hier kommt es zu spannenden Begegnungen, mit einem friedfertigen Mönchen, einem heldenmütigen Handgranatenwerfer und einem Malertrio aus Paris. Große Künstler waren auch bei den Zeugnissen moderner Architektur in Seoul am Werk, allen voran die 2016 verstorbene britisch-irakische Bau-Großmeisterin Zara Hadid. Ihr Dongdaemun Design Plaza ist ein ganz außergewöhnliches Bauwerk, sicherlich jetzt schon eines der neuen Wahrzeichen dieser Stadt, aber dennoch nicht unumstritten.
    Die nachfolgend vorgestellten historischen Bauwerke geben erneut Einblicke in die politische und ökonomische Geschichte der Stadt. Die Spaziergänge über jahrhundertealte, aber auch neuere Märkte vermitteln wie wenig anderes koreanische Alltagskultur und das Lebensgefühl der Koreaner. Das gleiche gilt für einige besondere Stadtviertel, die zum Muss für jeden Seoul-Besucher gehören: Vom schicken Gangnam mit seinen Boutiquen über das traditionelle Bukchon mit seinen hölzernen Hanokhäusern bis zum ewig jungen Insadong mit seinem breiten Angebot heimischen Kunsthandwerks, über die jugendliche Musikszene in Hongdae bis zur lärmenden Partymeile in Itaewon.   
    Die koreanische Jugend ist zwar zu einem großen Teil religiös indifferent. Überhaupt bekennt sich über die Hälfte der Koreaner zu keiner Religion. Aber das buddhistische Kulturerbe ist unübersehbar an so vielen Tempeln und Klöstern und nicht zuletzt auch an den dort andächtig betenden Gläubigen. Unter den koreanischen Christen haben die Katholiken am heftigsten unter Verfolgungen gelitten. Davon zeugt die Gedenkstätte Jeoldusan. Seouls politische Denkmäler und Gedenkstätten sind dem Widerstand gegen japanisches Vormachtstreben, dem Krieg mit dem kommunistischen Norden, aber auch dem Kampf gegen Diktatur in der eigenen jungen Republik Korea gewidmet.
   „Mein Seoul“ setzt als helle Kontrapunkte zu diesen düsteren, aber hochinteressanten Kapiteln der Geschichte Koreas die großartigen Museen, Konzertsäle und Sportstätten der Stadt. Zudem stellt der Autor seine Restaurant-Favoriten und Lieblingsberge rundum und in Seoul vor. 
    Bei den abschließend vorgeschlagenen Tagesausflugszielen kommt mit den Inseln Muuido und Jangbongdo zunächst die Sehnsucht zum Meer zum Zuge. Aber die Flussinsel Namiseom mögen manche gar noch schöner finden. Mit der Bergfestung Namhansanseong und der DMZ, der demilitarisierten Zone an der Grenze zu Nordkorea, schließt sich der Kreis. Von der Politik verursachte Tragödien bestimmten und bestimmen noch immer das Leben vieler Koreaner in diesem zweigeteilten Land.
    „Mein Seoul“ beansprucht in keiner Weise, die unzweifelhaft 77 wichtigsten Orte der koreanischen Hauptstadt zu definieren. Vielmehr lässt sich der Autor bei der Themenwahl von seinen persönlichen Präferenzen leiten. Gelegentlich gibt er auch schlaglichtartige Einblicke in eigene Erlebnisse. Er hofft, dass die Leserinnen und Leser ihm trotzdem oder gerade deshalb mit Vergnügen an die „77 interessanten Orte in Koreas vibrierender Hauptstadt“ folgen.
Carlo Reltas
1. Juni 2022 
1 Vier der fünf Paläste werden in diesem Buch dargestellt. Der fünfte, Gyeonghui-gung im Westen der Innenstadt, wurde während der japanischen Besatzung weitgehend zerstört. Bei der Restaurierung in den 90er Jahren wurde nur ein Drittel der Gebäude wiederhergestellt.
2 In deutschen Medien werden die koreanischen Namen oft – wie im Deutschen üblich – mit den Familiennamen am Ende aufgeführt, also am Beispiel des ersten südkoreanischen Präsidenten: Syng-man Rhee. In diesem Buch wird die südkoreanische Reihenfolge beibehalten mit dem Familiennamen am Anfang, also am Beispiel des heutigen Staatspräsidenten: Yoon Suk-yeol.
3 Die fünf größten Jaebeols waren (Stand 2020) Samsung, Hyundai Motor, SK, LG und Lotte.
4 Im Jahr 2021 exportierte Südkorea laut „The Economist“ Waren im Wert von 667,5 Mrd. US-Dollar und importierte Waren für 597,5 Mrd. US-Dollar. Das Gesamtvolumen des Außenhandels betrug also knapp 1,3 Billionen US-Dollar.
5

I.

 ROYALES: 

Pracht aus ferner Vergangenheit

Thronsaal im Gyeongbokgung-Palast, dem Hauptpalast im Herzen von Seoul

01    Gyeongbokgung – Hauptpalast in der City

    Der Neuankömmling in Seoul, wenn er denn im Stadtzentrum über den großen König-Sejong-Boulevard nach Norden flaniert, läuft automatisch auf den größten und wichtigsten Palast der Kapitale zu. Vor dem Hintergrund des Bugaksan-Bergs trennt am Ende der Avenue  das Gwanghwamun-Tor das moderne Hauptstadtgetriebe von Seouls royaler Vergangenheit. Der Gyeongbokgung, der „Palast der strahlenden Glückseligkeit“ stammt vom Ende des 14. Jahrhunderts. Er wurde 1395, drei Jahre nach Beginn der Herrschaft der letzten koreanischen Dynastie, fertiggestellt. 27 Monarchen aus dem Geschlecht der Joseon herrschten über Korea, bis die japanischen Besatzer 1910 den letzten Kaiser Sunjong zur Abdankung zwangen.   Es verwundert nicht, dass die japanischen Kolonialherren dieses Symbol koreanischer Staatlichkeit gründlich veränderten. Die Haupthalle Geunjeongjeon sowie den malerisch in einen Teich gebauten Gyeonghoeru-Pavillon ließen sie immerhin unangetastet. Umgekehrt entfernten die Koreaner bei der Rekonstruktion der weitläufigen Originalanlage ab 1990 den Palast des japanischen Generalgouverneurs, von dem die Herren aus Nippon ihre „Provinz“ Korea regiert hatten.

    Sobald der Besucher das Gwanghwamun-Tor durchschritten hat, taucht er in eine andere Welt, in eine andere Zeit ein. Nichts scheint hier museal, die Gebäude scheinen nicht sehr alt, sind sie auch nicht, da ihre Rekonstruktion oder Renovierung erst wenige Jahrzehnte her ist. Das höfische Leben scheint lebendiger denn je. Überall spazieren Höflinge in hübschen traditionellen Kleidern herum, der festlichen Hanbok-Tracht. Auf ihre Zeitreise ins 19. Jahrhundert haben sie jedoch ihre Smartphones mitgenommen, mit denen sie sich gegenseitig fotografieren. Besucher, die sich bei Kostümverleihen in der Umgebung des Palasts mit Hanbok-Gewändern ausstaffiert haben, genießen nämlich freien Eintritt. Besonderen Zauber entfaltet Gyeongbokgung, wenn im Sommer bei abendlicher Beleuchtung traditionelle Musikanten im Gyeonghoeru-Pavillon aufspielen. Dann erscheint die Zeitreise Momente lang wie echt.   

Adresse 161 Sajik-ro | ÖPNV U-Bahn-Linie 3, Busse 109, 171, 272, 601, 606, 401, 406 | Öffnungszeiten Nov-Feb 9-17 h, März-Mai 9-18 , Jun-Aug 9-18.30 h, Sep-Okt 9-18 h | Nebenan Folklore-Museum (Nr. 42) 

02    Changdeokgung – Amtssitz mit Geheimgarten

    Dem letzten Kaiser Koreas Sunjong (1874-1926) waren nur drei Jahre Regentschaft vergönnt. Dann wurde er von den japanischen Besatzern 1910 zur Abdankung gezwungen. Das Zentrum seiner schwindenden Macht bildete der Thronsaal im Changdeok-Palast (das Namensanhängsel „…gung“ bedeutet Palast). Ein Thron, der über acht Stufen bestiegen werden musste, ein prächtiges Wandbild hinter dem breiten Thronsessel mit Motiven der koreanischen Berglandschaft, golden wallende Stores – die Pracht täuschte über die wahren Machtverhältnisse hinweg.
   Paradoxerweise hatte Sunjongs Vater Gojong noch 1897, als Japans Einfluss bereits immer stärker wurde, sein Königreich zu einem Kaiserreich aufgewertet und sich selbst den Kaisertitel  verliehen. Sunjong war also der zweite und letzte Kaiser Koreas. Er starb 16 Jahre nach seiner Entmachtung dort, wo er geboren war: in Changdeok – quasi unter Hausarrest der japanischen Besatzer in einer weitläufigen Palastanlage und einem noch ausgedehnteren Palastgarten, dem sogenannten Geheimen Garten, wo nur die Monarchen und ihre Gäste hineindurften.
    Der 1412 vollendete Changdeok war zwar der zweite Palast der Joseon-Dynastie nach dem nur wenig weiter westlich gelegenen Gyeongbokgung, dennoch war er der bevorzugte Wohnsitz der Könige. Im Unterschied zum nach strengen Regeln errichteten Gyeongbok-Palast (akkurate Nord-Süd-Ausrichtung) ist die Anordnung der Gebäude des Changdeok harmonisch der hügeligen Landschaft angepasst. Seine Architektur zeichne sich durch eine  „asymmetrische Schönheit aus, wie sie ohnegleichen in Korea“ sei, heißt es in der offiziellen Beschreibung des Palasts. Seit 1997 zählt er zum UNESCO-Weltkulturerbe.
   Hauptattraktionen für Touristen sind die zentrale „Halle der wohlwollenden Herrschaft“ (Injeongjeon) mit dem Thronsaal und natürlich der einst verbotene wunderschöne „Geheime Garten“ – früher den Herrschern Koreas vorbehalten, heute endlich offen für Jedermann.
Adresse 99, Yulgok-ro | ÖPNV U-Bahnhof Anguk (Linie 3), Busse 109, 162, 710 | Öffnungszeiten  täglich 9-18 Uhr (Feb-Mai, Sep-Okt), täglich 9-18.30 Uhr (Jun-Aug), täglich 9-16.30 (Nov-Jan) | Nebenan Changgyeonggung-Palast (siehe Nr. 03)
In diesem Saal empfing Koreas letzter Kaiser Sunjong seine Staatsgäste.

03    Changgyeonggung – Der Romantischste von allen

    Der Erfinder des koreanischen Alphabets, König Sejong der Große, hat an dem Ort des Changgyeong-Palasts bereits 1418 für seinen Vater König Taejong nach dessen Abdankung einen Palast errichtet. An dieser landschaftlich schönen Stelle ging es wohl immer darum, Komfort und Behaglichkeit zu schaffen. Staatspracht zu demonstrieren stand hier nie im Vordergrund, sondern ein angenehmes Ambiente zu kreieren. 1483 ließ König Seonjong hier eine große Palastanlage bauen für drei Königswitwen.    Der benachbarte Changdeokpalast bot nicht genügend Platz für den gesamten Hofstaat. Changgyeong mit seiner Ansammlung separater Häuser wurde zur Residenz für Königswitwen, Konkubinen, Prinzessinnen und andere Hofdamen. Changdeok und Changgyeong bildeten gemeinsam quasi eine kleine königliche Stadt. Zusammen wurden sie auch Donggwol (Ost-Palast) genannt als Gegenpol zum weiter westlich gelegenen, nach strengen Architekturregeln angelegten Gyeongbok-Staatspalast. Gemeinsam nutzten die Bewohner von Changdeok und Changgyeong auch den Hintergarten, den Geheimen Garten.