Auf der Suche nach Gott: Eine spirituelle Autobiographie - Lothar-Rüdiger Lütge - E-Book

Auf der Suche nach Gott: Eine spirituelle Autobiographie E-Book

Lothar-Rüdiger Lütge

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Beschreibung

Eine bewegende Reise durch die Welt der Spiritualität - von Kundalini-Yoga und Reinkarnationstherapie bis zur Heimkehr in den christlichen Glauben. Der Autor erzählt von seiner jahrzehntelangen Suche nach Wahrheit, von Zweifeln und Durchbrüchen, und der Erkenntnis, dass nur ein personaler Gott wahre Erfüllung schenkt. Ein Buch für alle, die den Mut haben, nach dem Sinn des Lebens zu fragen - und Antworten in der Tiefe des Glaubens suchen.

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Seitenzahl: 152

Veröffentlichungsjahr: 2025

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„Wenn Menschen aufhören, an Gott zu glauben, glauben sie nicht an nichts, sondern an alles Mögliche."

(Gilbert Keith Chesterton, Schriftsteller und Journalist, 1874 – 1936)

Inhalt

Vorwort

Hinweis des Autors

Teil I – Die Suche beginnt

Kapitel 1: Erste Berührung mit der spirituellen Suche

Kapitel 2: Aufbruch in die Weite – Erste Horizonte jenseits des Bekannten

Kapitel 3: Kundalini-Yoga und die Sehnsucht nach dem Erwachen

Kapitel 4: Carlos Castaneda – Aufbruch in die Welt des magischen Denkens

Kapitel 5: Rückkehr in frühere Leben – Die Begegnung mit Thorwald Detlefsen und Petra Angelika Peick

Kapitel 6: Zwischen Wüste und Wunder – Auf den Spuren Castanedas und Bhagwans

Kapitel 7: Nachklänge der Reise – Zwischen Tiefe und Ernüchterung

Kapitel 8: Der Weg zur Lebenskraft – Kundalini Yoga und eine weitere Buchveröffentlichung

Exkurs: Die Gottesfrage – Zwischen Osten und Westen

Exkurs: Astrologie – Die Qualität der Zeit

Kapitel 9: Ein neuer Abschnitt – Einweihung in den Kriya Yoga

Kapitel 10: Begegnung mit der Göttlichen Mutter – Mutter Meera

Kapitel 11: Die Begegnung mit Amma – Teil I: Der Ruf der Göttlichen Mutter

Kapitel 12: Die Begegnung mit Amma – Teil II: Eine zweite Heimat

Teil II – Zäsur und Wendepunkt

Kapitel 1: Der Zusammenbruch – Tod, Schmerz und der Ruf nach Sinn

Kapitel 2: Die Suche nach Gewissheit – Ein neues Fundament entsteht

Kapitel 3: Die Wiederentdeckung des personalen Gottes

Kapitel 4: Die große Wende – Warum es ohne den personalen Gott keine Individualität geben kann

Kapitel 5: Der verdrängte Gott – Warum der Mensch die Quelle seiner Existenz leugnet

Kapitel 6: Der Preis der Gottesleugnung – und die Frage nach der Unsterblichkeit

Teil III – Aufbruch zur Wahrheit – Der letzte Wegabschnitt

Kapitel 1: Die Ankunft im Namen Gottes – Krishna als Person

Kapitel 2: In der Gegenwart Krishnas – Der gelebte Weg des Bhakti

Kapitel 3: Die Erkenntnis am Rand des Tempels – Trennung in Frieden

Kapitel 4: Die Rückkehr – Ein äußerer Schritt mit innerer Bedeutung

Kapitel 5: Zwischen Intellekt und Transzendenz

Kapitel 6: Heimkehr in die lebendige Tradition

Kapitel 7: Im Licht der Gottesmutter – Fatima und Lourdes

Kapitel 8: Rom und Israel – Das Herz und die Wurzel des Christentums

Kapitel 9: Zeichen, Führung und die Wiederentdeckung der geistigen Heimat

Exkurs: Die Einzigartigkeit Jesu Christi

Epilog: Der Heimweg als Vollendung der Reise

Anhang: Reisedokumente des Geistes

Vorwort

Persönliche Motivation und Absicht des Buches

Dieses Buch ist aus einer langen Reise entstanden. Einer Reise, die mich über Jahrzehnte durch verschiedenste spirituelle Traditionen, Philosophien und Lebensentwürfe geführt hat – bis ich, auf oft überraschenden Wegen, dorthin zurückkehrte, wo alles begonnen hatte: zum christlichen Glauben meiner Kindheit. Doch es ist kein Rückweg im Sinne eines nostalgischen Wiederanknüpfens, sondern vielmehr die Vollendung eines Weges, auf dem sich vieles gelöst, gewandelt und geklärt hat.

Wer heute auf der Suche nach spiritueller Wahrheit ist, sieht sich einer Vielzahl von Wegen, Angeboten und Weltbildern gegenüber. Die Wahlmöglichkeiten scheinen unbegrenzt – und doch führt kaum einer dieser Wege zu einem festen Ziel. Vielmehr endet die Suche oft in Beliebigkeit, Konzepten ohne Fundament oder in einem spirituellen Individualismus, der zwar „Freiheit" verheißt, aber keine tragfähige Wahrheit bietet.

Die zentrale These dieses Buches ist eine einfache – und zugleich revolutionäre:

Spirituelle Suche ohne die Anerkennung eines personalen, bewussten und transzendenten Gottes ist zum Scheitern verurteilt. Denn nur ein solcher Gott kann das ewige Bewusstsein, das Leben und die Individualität eines jeden Menschen begründen, tragen und bewahren. Ohne ihn bleibt jede Religion, jede Philosophie, jedes Weltbild fragmentarisch – bestenfalls poetisch, schlimmstenfalls trügerisch.

Dieses Buch soll kein Traktat sein und auch kein theologischer Diskurs, sondern ein ehrlicher und reflektierter Erfahrungsbericht. Ich schildere den Weg, den ich gegangen bin - in all seinen Stationen, in seinen Höhen und Irrwegen, in seiner Aufrichtigkeit und seinen oft schmerzhaften Einsichten. Und ich versuche, das, was ich erlebt, erkannt und erfahren habe, nicht nur biografisch zu erzählen, sondern es in seinen geistigen und spirituellen Zusammenhängen zu deuten und einzuordnen.

Ich weiß, dass viele Menschen ähnliche Fragen bewegen wie mich:

Wer bin ich wirklich? Was bleibt von mir, wenn alles Äußere vergeht? Gibt es eine Wahrheit, die trägt – nicht nur im Kopf, sondern im Herzen, in der Seele, im Leben?

Wenn Sie sich solche Fragen schon einmal gestellt haben, dann lade ich Sie herzlich ein, mich auf dieser Reise zu begleiten.

Hinweise zum Aufbau und zur Lesart

Das Buch ist in drei große Teile gegliedert. Jeder dieser Teile führt durch zentrale Etappen meines spirituellen Weges: die Suche, die Erkenntnis und die Rückkehr. Innerhalb dieser Teile folgen die Kapitel jeweils einem festen Aufbau:

Zunächst steht die biografische Schilderung – authentisch, persönlich, immer unverfälscht. Anschließend folgt eine Phase der Reflexion, in der ich das Erlebte in einen größeren Zusammenhang einordne: philosophisch, theologisch oder spirituell. Diese Reflexionsabschnitte sind zur besseren Kenntlichkeit stets kursiv gesetzt. Man kann sie mitlesen – oder zunächst überspringen und später zurückkehren. Das Buch ist bewusst so aufgebaut, dass es beides zulässt: das unmittelbare Erleben und die vertiefte Einordnung.

Während Teil I und III durch biografische Schilderungen und die reflektierende Abschnitte strukturiert sind, verzichtet Teil II bewusst auf separate Reflexionen und Resümees, da er sich ganz dem inneren Erkenntnisprozess widmet. In Teil III verschmelzen Reflexion und Resümee in manchen Kapiteln, um die zunehmende Einheit meiner Erfahrungen widerzuspiegeln. Am Ende mancher Kapitel folgt ein kurzes Resümee – eine Art Essenz oder gedanklicher Ankerpunkt, der helfen soll, das Gelesene zu fassen und weiterzudenken.

Dieses Buch ist keine Anleitung und kein Rezept. Es ist ein Angebot zum Mitdenken, zum Mitfühlen – und vielleicht auch zum Mitgehen. Wenn es dem einen oder anderen Leser ein Fenster öffnet, eine neue Perspektive schenkt oder eine alte Erinnerung wachruft, dann hat es seinen Zweck erfüllt.

Ich wünsche Ihnen beim Lesen Erkenntnis, Berührung und vielleicht – eine stille Freude.

Hinweis des Autors

Dieses Buch ist ein persönlicher Bericht über meine spirituelle Reise, meine Erfahrungen und die daraus resultierenden Erkenntnisse. Die Schilderungen und Reflexionen spiegeln ausschließlich meine subjektiven Eindrücke, Gedanken und Interpretationen wider. Sie erheben keinen Anspruch auf objektive Gültigkeit oder Allgemeingültigkeit.

Es ist mir ein besonderes Anliegen zu betonen, dass ich mit meinen Ausführungen niemanden – weder Personen, Organisationen, religiöse Gemeinschaften noch andere Gruppen – direkt oder indirekt abwerten, kritisieren oder negativ darstellen möchte. Wo ich auf Grenzen oder Herausforderungen in bestimmten Traditionen eingehe, tue ich dies allein aus der Perspektive meiner eigenen Suche und Entwicklung, ohne die Wertschätzung für die Vielfalt spiritueller Wege aus den Augen zu verlieren.

Mein Ziel ist es, einen ehrlichen Einblick in meinen Weg und meine Überzeugungen zu geben, die den Leser inspirieren, berühren oder zum Nachdenken anregen mögen – stets im Geist des Respekts und der Offenheit gegenüber allen, die ihren eigenen Pfad zur Wahrheit suchen.

Ich möchte ergänzen, dass mir retrospektive Informationen über einige der beschriebenen Organisationen, Personen oder Praktiken, die diese möglicherweise in einem negativen Licht erscheinen lassen, zum Zeitpunkt meiner Erlebnisse nicht vorlagen und daher nicht Teil meiner authentischen Erfahrungen sind. In diesem Buch nehme ich zu solchen Sachverhalten keine Stellung, ohne jedoch etwaige zu verurteilende Vorgänge gutzuheißen.

Teil I – Die Suche beginnt

Kapitel 1: Erste Berührung mit der spirituellen Suche

Es war in der zweiten Hälfte der 1970er Jahre, in einer norddeutschen Großstadt. Ich erinnere mich noch genau an den Moment: Ich war in der Hamburger Innenstadt unterwegs, in einer belebten Fußgängerzone, als mich ein junger Mann, etwa in meinem Alter, ansprach. „Wollen Sie etwas über sich selbst erfahren? Über Ihre Persönlichkeit? Über Ihr Leben?" fragte er.

Ich sagte Ja. Nicht, weil ich auf der Suche nach einer spirituellen Lehre war – davon hatte ich damals keine Vorstellung –, sondern weil ich mich selbst suchte. Ich war innerlich verunsichert, eine Trennung lag hinter mir, und ich wusste nicht recht, wie es weitergehen sollte.

Der junge Mann brachte mich in eines der alten, schönen Jugendstilhäuser in der Nähe. In der ersten Etage lagen helle, großzügige Räume – Schulungs- und Bürozimmer, freundlich und offen gestaltet. Dort hatte eine Organisation ihr Zentrum, die sich selbst als Kirche verstand und deren Gründer behauptete, die Struktur und die Gesetze des menschlichen Geistes entschlüsselt zu haben. Die Menschen dort wirkten freundlich, ruhig, zugewandt – und vor allem schienen sie sehr überzeugt von dem, was sie sagten.

Man erklärte mir, dass es möglich sei, ein glückliches, erfolgreiches Leben zu führen – und dass man mir den Weg dorthin zeigen könne. Ich müsse nur bereit sein, zu lernen.

Ich war bereit. Der erste Schritt war ein sogenannter Kommunikationskurs. Ich sollte lernen, wie man richtig spricht, wie man zuhört, wie man ein Gespräch führt, wie man sich und andere versteht. Ich nahm an mehreren dieser Kurse teil und lernte viel – mehr, als ich erwartet hatte. Kommunikation, so wurde mir klar, ist weit mehr als Reden. Sie ist ein Zusammenspiel aus Präsenz, Intention, Wahrnehmung und Resonanz. Ich war begeistert.

Ich begann zu lesen – vor allem die Schriften des Gründers, insbesondere das grundlegende Werk, das als zentrale Lehre der Bewegung galt. In diesem Buch war vom menschlichen Geist die Rede, von gespeicherten Verletzungen, sogenannten „Engrammen", die das Denken und Fühlen unbewusst steuern. Diese Engramme, so die Theorie, seien verantwortlich für das menschliche Leid – und müssten bewusst gemacht und aufgelöst werden. Erst dann, so hieß es, sei ein Mensch wirklich frei.

Ich absolvierte auch sogenannte „Auditing"-Sitzungen. Dabei kam ein Gerät zum Einsatz, das den Hautwiderstand misst – eine Art „mentaler Spiegel", der anzeigen sollte, ob ein Thema emotional aufgeladen war. Die Sitzungen hatten etwas von Therapie – allerdings mit dem Ziel, das eigene Bewusstsein von Altlasten zu befreien. Die Gespräche waren intensiv, herausfordernd – und durchaus wirksam.

Doch mit der Zeit wurde mir klar, dass die Organisation hohe Anforderungen stellte. Die Fortgeschrittenenprogramme waren nicht nur zeitaufwändig, sondern auch, für meine Verhältnisse, sehr teuer. Zudem lernte ich mehr über das Selbstverständnis der Gemeinschaft. Ich empfand es als elitär. Wer sich den Methoden unterwarf und die Programme absolvierte, galt als „geklärt", wer draußen blieb, als „verstrickt" oder „fehlgeleitet". Dieses Schwarz-Weiß-Denken störte mich und stieß mich zunehmend ab. Ich nahm Irritationen bei mir wahr – nicht nur wegen der Kosten, sondern auch wegen der Haltung gegenüber Andersdenkenden.

Trotzdem boten sich mir in den Kursen und Büchern immer wieder neue und tiefe Erkenntnisse und so blieb ich eine Weile. Ich überlegte zeitweise sogar, selbst Mitarbeiter zu werden – um besser integriert zu sein und Kosten bei den Kursen zu sparen. Doch dann folgten Gespräche mit höheren Mitgliedern der Organisation – und diese Gespräche veränderten alles. Ich empfand eine abschätzige, herablassende Haltung gegenüber anderen spirituellen Bewegungen, gegenüber jeder Form von alternativer Suche. Aus meiner Sicht ging es nicht mehr um Erkenntnis, sondern um Abgrenzung.

Irgendwann hatte ich davon genug. Von einem Tag auf den anderen brach ich den Kontakt ab. Niemand versuchte mich aufzuhalten oder zurückzuholen. Vielleicht passte ich einfach nicht ins Raster.

Rückblickend war diese Zeit eine tiefgreifende Zäsur. Ich hatte bei der Organisation sehr viel gelernt. Ich wusste jetzt, dass es eine geistige Wirklichkeit gibt – und dass man sie erforschen kann. Ich war mit einem völlig neuen Vokabular, mit ungewohnten Denkweisen und mit einer Vorstellung von seelischer und persönlicher Entwicklung konfrontiert worden, die ich bis dahin nicht kannte.

Und ich wusste, auch wenn dieser spezielle Weg hier endete – ich hatte einen Faden in die Hand bekommen. Einen dünnen, aber spürbaren Faden, der irgendwohin führen würde. Und ich hatte den Entschluss gefasst, diesen Faden nicht mehr loszulassen.

Reflexion:

Die Psychologisierung und Technisierung der Spiritualität

Die erste Berührung mit spirituellen Ideen in der Moderne führt oft nicht in den Bereich des religiösen, sondern in den Bereich der Psychologie. So war es auch bei mir. Die Techniken, mit denen hier gearbeitet wurde, waren nicht transzendent, sondern funktional. Sie versprachen innere Reinigung, Klarheit, Heilung – durch systematische Verfahren, durch Training, durch Wiederholung.

In einer solchen Welt ist der Mensch ein „System", das man debuggen, reinigen, optimieren kann – ähnlich einem Computer. Die Seele wird zum Mechanismus. Die Transzendenz weicht dem Prozess. Es gibt keine Gnade, keine göttliche Intervention – nur Methoden.

Das ist die große Versuchung der spirituellen Moderne: das Heil aus der Technik. Doch echte Spiritualität ist nicht technisch. Sie beginnt dort, wo der Mensch seine Bedürftigkeit erkennt. Wo er nicht sich selbst verbessern will, sondern Gott begegnen will. Wo nicht Kontrolle das Ziel ist, sondern Hingabe.

Der erste Schritt zur Wahrheit ist nicht die Optimierung des Ich, sondern seine Öffnung.

Resümee:

Die Organisation, mit der ich in dieser Zeit zu tun hatte, war nicht mein Ziel – aber sie war mein Ausgangspunkt. Ich lernte viel. Nicht nur über Kommunikation und Selbsterkenntnis, sondern über die Gefahren einer geistigen Welt ohne Demut.

Ich war nicht enttäuscht. Ich war dankbar. Denn ich hatte etwas Entscheidendes begriffen: Wer sich auf den Weg macht, wird nicht sofort die Wahrheit finden – aber er wird finden, was ihn weiterführt. Und für mich war dieser Faden, den ich nun in der Hand hielt, der Beginn einer langen, inneren Reise.

Kapitel 2: Aufbruch in die Weite – Erste Horizonte jenseits des Bekannten

Es war in jener Zeit, als meine Erfahrungen mit der Organisation im Zentrum der Stadt noch frisch waren, dass mir ein Mitarbeiter dort ein Buch empfahl. Der Titel: „Illusionen" von Richard Bach. Das Buch hatte zwar nichts mit der Organisation selbst zu tun, aber es traf mich tief. Es war wie ein Blick durch ein Fenster in eine andere Welt – eine Welt voller geistiger Möglichkeiten, voller Weite, voller Freiheit. Ich war fasziniert. Dieses Buch sprach von einer Dimension jenseits des Alltags, jenseits des Sichtbaren. Es ließ ahnen, dass die Realität, die wir zu kennen glauben, nur eine von vielen ist – und dass es in unserer Hand liegt, den Horizont zu erweitern.

Richard Bach war bereits durch sein Buch „Die Möwe Jonathan" bekannt geworden – ein Werk, das ich erst später las. Aber Illusionen war der eigentliche Auslöser. Es öffnete in mir eine Tür zu einer neuen Welt. Ich begann zu begreifen, dass es da eine Seite des Lebens gibt, mit der ich mich bisher kaum beschäftigt hatte – die Welt der Seele, des Geistes, der Idee. Und ich spürte, dass es eine Verbindung gab zwischen dieser neuen Dimension und der Religion. Eine Verbindung, die ich noch nicht verstand, die aber tief in mir zu schwingen begann.

Ich erinnerte mich in dieser Phase an ein Buch, das ich als Jugendlicher gelesen hatte: „Alles ist erreichbar" von Raymond Hull. Kein spirituelles Werk im engeren Sinne, aber doch voller Anregungen zur inneren Disziplin und Selbstentwicklung. Damals hatte ich einige der darin beschriebenen Techniken ausprobiert. Es war mein erster, wenn auch zaghaft-unbewusster Kontakt mit dem Thema „geistige Entwicklung".

Und dann lernte ich jemanden kennen, der mein Denken weiter veränderte. Es war ein junger Mann, den ich in einem Hotel an der Hamburger Außenalster traf. Er war gerade von einer Indienreise zurückgekehrt – seiner dritten, wie sich herausstellte. Die erste hatte ihn im VW Käfer auf dem Landweg über den Balkan, die Türkei, den Iran, Afghanistan und Pakistan bis nach Indien geführt. Jetzt war er mit Freunden im VW-Bus erneut dorthin gefahren – geblieben war er ein paar Monate.

Was mich an seinen Erzählungen am meisten faszinierte, war nicht das Abenteuer, sondern seine Begeisterung für die Religionen und Philosophien des Ostens. Er sprach von Hinduismus, Buddhismus, von Vedanta, von Swami Vivekananda und dessen Lehrer, Sri Ramakrishna. Für mich war das Neuland – aber ich spürte sofort, dass sich hier ein weiterer Teil jenes dünnen Fadens offenbarte, den ich vor ein paar Monaten zum ersten Mal ergriffen hatte.

Wir führten stundenlange Gespräche. Er erzählte von Indien – ich erzählte von meinen Erlebnissen bei der Organisation und von Richard Bach. Eine Freundschaft entstand. Kurze Zeit später zog ich in zwei freie Zimmer seiner Wohngemeinschaft ein – eine riesige, alte Jugendstilwohnung in bester Hamburger Lage. Er studierte damals Biologie, später Medizin, und hatte die Wohnung zu einem Zentrum für drei, vier Mitbewohner und Gleichgesinnte gemacht.

Unsere WG war mehr als eine Zweckgemeinschaft. Es war ein geistiger Raum, ein Mikrokosmos. Wir lasen gemeinsam, diskutierten bis in die Nacht, hörten Musik, veranstalteten Lesekreise, luden Freunde ein. Es war eine Atmosphäre der Offenheit, der Neugier, des geistigen Aufbruchs. Ständig gingen Menschen ein und aus. Unsere Feste waren legendär – ebenso wie unsere nächtelangen Gespräche über Gott und die Welt.

Natürlich gehörten zur Stimmung dieser Jahre auch „bewusstseinserweiternde Substanzen", wie man damals sagte. Aber sie standen nie im Zentrum. Viel mehr prägte uns die Musik jener Zeit, die Meditation, die Räucherstäbchen, das Gefühl, Teil von etwas Größerem zu sein. Spiritualität, Kunst, Musik, Philosophie – alles vermischte sich.

Wir glaubten – und ich ganz besonders –, dass ein neues Zeitalter bevorstand. Das „Wassermann-Zeitalter", war damals die Bezeichnung dafür. Eine Ära des Friedens, der kollektiven Erleuchtung, einer spirituellen Renaissance. Und wir glaubten, dass wir durch unser Leben, unser Forschen, unser Suchen dazu beitrugen, dieses neue Zeitalter mit einzuleiten.

Buchhandlungen wie „Wrage", nahe der Hamburger Uni, waren damals unsere geistigen Tempel. Es gab kein Internet, keine Computer, keine Videoportale. Wissen musste gesucht, gefunden, erworben werden. Die „esoterischen Buchhandlungen" waren voll von Schätzen: Werke über Reinkarnation, Astrologie, Yoga, Theosophie, Anthroposophie, Gnostik, über Rudolf Steiner, Blavatzky, Anni Besant, Heinrich Zimmer, Erich Fromm - und viele mehr.

Ich las alles, was mir lohnend erschien. Praktizierte Meditation, versuchte mich an magischen Übungen, las die Yoga-Sutras von Patanjali, das Kybalion, und viele andere Schriften. Ich war überzeugt, dass sich in all dem ein verborgenes Muster zeigte – ein Knäul der Wahrheit, das sich mir langsam erschloss.

Ich folgte dem Faden. Immer weiter.

Reflexion:

Aufbruch, Sehnsucht, kollektive Hoffnung – und der verborgene Ruf der Transzendenz

Es war eine Zeit des Erwachens. Nicht nur für mich, sondern für viele. Die 1970er und frühen 1980er Jahre waren getragen von einer merkwürdigen Mischung aus Sinnsuche, Systemkritik und spiritueller Hoffnung. Man wollte nicht nur anders leben – man wollte tiefer leben.

Was mich damals so sehr bewegte, war nicht ein bestimmtes System oder eine Lehre, sondern die Ahnung: Es gibt mehr. Etwas ruft uns. Etwas liegt verborgen hinter den Schleiern des Alltags. Diese Ahnung war es, die mich trug.