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Case Weber wird schon sein ganzes erwachsenes Leben lang von Schuldgefühlen zerfressen, die ihn glauben machen, dass er weder Glück noch Liebe verdient. Alaric Sutton war schon immer irgendwie ein Arsch. Darüber hat er sich nie viele Gedanken gemacht, bis sich die Dinge im Hart Medical Center plötzlich ändern. Aber erst, als Case Weber ihn eines Tages anschreit, wird Alaric wirklich klar, dass sein respektloses Verhalten gegenüber anderen nicht in Ordnung ist. Sein einziges Problem: Wie soll er sich nach all der Zeit ändern? Er beschließt, um Hilfe zu bitten und wendet sich dazu an die einzige Person, die sich je gegen ihn gewehrt hat: Case Weber. Wer hätte gedacht, dass diese eine Bitte sein einsames Dasein in eines voller Hoffnung verwandeln könnte – und möglicherweise mit einem Omega an seiner Seite, den er respektiert? Aber natürlich ist es niemals so einfach im Leben. Der Stalker, der im Hart Medical Center sein Unwesen treibt, hat es auf Case abgesehen. Kann Alaric den Omega vor den kaum verhohlenen Drohungen retten? Und spielt das überhaupt eine Rolle, solange Case sich selbst nicht für die Vergangenheit vergeben kann? Warnung: In dieser Geschichte werden Themen wie Missbrauch und Abtreibung behandelt. Und eine Gruppe von Freunden, die alles tun, um den geheimnisvollen Stalker zu finden, der die Omegas im Hart Medical Center schikaniert. Ein homoerotischer Liebesroman für Erwachsene mit explizitem Inhalt. Jeder Band dieser Reihe geht auf die romantische Beziehung eines anderen Paares ein. Länge: rund 34.000 Wörter
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Veröffentlichungsjahr: 2025
Case Weber wird schon sein ganzes erwachsenes Leben lang von Schuldgefühlen zerfressen, die ihn glauben machen, dass er weder Glück noch Liebe verdient.
Alaric Sutton war schon immer irgendwie ein Arsch. Darüber hat er sich nie viele Gedanken gemacht, bis sich die Dinge im Hart Medical Center plötzlich ändern. Aber erst, als Case Weber ihn eines Tages anschreit, wird Alaric wirklich klar, dass sein respektloses Verhalten gegenüber anderen nicht in Ordnung ist. Sein einziges Problem: Wie soll er sich nach all der Zeit ändern?
Er beschließt, um Hilfe zu bitten und wendet sich dazu an die einzige Person, die sich je gegen ihn gewehrt hat: Case Weber. Wer hätte gedacht, dass diese eine Bitte sein einsames Dasein in eines voller Hoffnung verwandeln könnte – und möglicherweise mit einem Omega an seiner Seite, den er respektiert?
Aber natürlich ist es niemals so einfach im Leben. Der Stalker, der im Hart Medical Center sein Unwesen treibt, hat es auf Case abgesehen. Kann Alaric den Omega vor den kaum verhohlenen Drohungen retten? Und spielt das überhaupt eine Rolle, solange Case sich selbst nicht für die Vergangenheit vergeben kann?
Warnung: In dieser Geschichte werden Themen wie Missbrauch und Abtreibung behandelt. Und eine Gruppe von Freunden, die alles tun, um den geheimnisvollen Stalker zu finden, der die Omegas im Hart Medical Center schikaniert.
Ein homoerotischer Liebesroman für Erwachsene mit explizitem Inhalt, Omegaverse und mpreg / männlicher Schwangerschaft. Jeder Band dieser Reihe geht auf die romantische Beziehung eines anderen Paares ein.
Länge: rund 34.000 Wörter
SHEA BALIK
Auf Hindernisse treffen
Hart Medical Center 3
Ein homoerotischer Liebesroman für Erwachsene
ME AND THE MUSE PUBLISHING
www.meandthemuse.com
Copyright © der englischen Originalausgabe „Stumbling Into Obstacles“:
Shea Balik
Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe und veröffentlicht von:
Me and the Muse Publishing – Sage Marlowe
Hohenstaufenring 62, 50674 Köln, 2025
Copyright © Cover Design: Sinfully Sweet Designs
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„Was zur Hölle machst du da?“, schrie der Alpha des sehr jungen, schwangeren Omegas, den Case gerade untersuchte. „Christophe braucht einen richtigen Arzt, nicht jemanden, der nur so tut, als wäre er einer.“
Dasselbe hörte Case immer und immer wieder. Langsam bekam er ernsthafte Zweifel, ob sich das je ändern würde, wenn er endlich seinen medizinischen Abschluss hätte. Er war medizinischer Assistent, und auch wenn er noch keinen echten Doktortitel hatte, wusste er, wie man einen schwangeren Omega untersuchte, der über Bauchschmerzen klagte.
Außerdem würde er nicht der Einzige sein, der sich den jungen Christophe ansah, der kaum achtzehn zu sein schien. Jemand aus der Geburtshilfe war bereits auf dem Weg, und höchstwahrscheinlich würde Christophe nach oben auf die Station gebracht werden, um seinen Zustand und den des Fötus eine Weile lang zu überwachen.
„Ich bin medizinischer Assistent und versichere Ihnen, dass ich ausreichend qualifiziert bin, um mich um Christophe zu kümmern.“ Selbst als er das sagte, wusste Case nur zu gut, dass der Alpha nicht über seine berufliche Kompetenz geredet hatte.
Das war es auch, wieso Case ziemlich sicher war, dass er selbst nach dem Abschluss seiner Ausbildung von den Alphas, die in die Klinik kamen, nie fair behandelt werden würde. Der einzige Grund, warum er überhaupt weiterhin studierte, waren Klinikdirektor Ronan Hart sowie Brace Jacobs, Cases Vorgesetzter in der Notaufnahme, die ihn beide ermutigten, seinem Traum zu folgen.
Aber mit jedem Tag, an dem er mit Patienten und deren Angehörigen konfrontiert wurde, die anzweifelten, dass er als Omega überhaupt ein Recht hatte, sie zu behandeln, fragte Case sich immer mehr, ob sein Traum nicht einfach nur eine fehlgeleitete Fantasie war.
Der verächtliche Ausdruck im Gesicht des Alphas zeigte deutlich, was er von Cases Fähigkeit hielt, seinen jungen Omega zu behandeln. Case jedoch hatte keine Zeit, sich um die Gefühle des Alphas Gedanken zu machen. Die schmerzerfüllte Miene Christophes lenkte seine Aufmerksamkeit auf das, was er unter seinen Fingerspitzen fühlen konnte. „Tut es weh, wenn ich hier drücke?“, fragte Case, obwohl er die Antwort bereits kannte.
Als der junge Mann erneut das Gesicht verzog, brüllte der Alpha: „Natürlich tut es weh, du Schwachkopf. Jeder Idiot sieht doch, dass er Schmerzen hat.“
Case ignorierte das Benehmen des Alphas und fragte Christophe: „Seit wann hast du die Schmerzen?“
„Ich sagte dir doch schon, er hatte sie, als er heute Morgen mein Frühstück gemacht hat“, schimpfte der deutlich ältere Alpha. „Falls du nicht mal zuhören kannst, wenn wir etwas sagen, dann weiß ich nicht, was du überhaupt hier zu suchen hast. Ich will einen Doktor. Einen richtigen.“
„Mr. Weber mag noch kein Doktor sein, aber ich versichere Ihnen, dass er zu den Besten gehört, die hier in der Notaufnahme arbeiten“, sagte Dr. Doss Calloway, der in diesem Moment hereinrauschte.
Die verächtliche Miene des Alphas verfinsterte sich nur noch mehr. „Und für wen halten Sie sich, wenn ich fragen darf?“, fragte er fordernd, als Doss umgehend begann, den Bereich abzutasten, den Case bei seinem Eintreten untersucht hatte
Ohne den Alpha auch nur eines Blickes zu würdigen, antwortete Doss: „Dr. Doss Calloway, Chefarzt der Geburtshilfe.“
Der Alpha fluchte, als Dr. Calloway Case sich über den Patienten beugte. „Hast du das hier auch gefühlt?“
Case nickte, sagte aber weiter nichts. Es machte keinen Sinn, Christophe Angst einzujagen. Der junge Mann sah ohnehin schon völlig verängstigt aus, wie er da mit schmerzverzerrtem Gesicht auf der Behandlungsliege lag. Aber Case streichelte wie zur Beruhigung den Oberschenkel des Omegas, um Dr. Calloways Aufmerksamkeit auf die Male dort zu lenken.
„Wann haben die Schmerzen begonnen“, wiederholte Case leise, während der Alpha des jungen Mannes dagegen protestierte, dass Dr. Calloway ein Omega war und Christophe unmöglich behandeln konnte.
„Mitternacht“, flüsterte Christophe. Er schüttelte leicht den Kopf, und sein Blick huschte kurz zu seinem Alpha, bevor er wieder Case anschaute. „Ich darf ihn aus keinem Grund wecken, und ich selbst kann nicht fahren.“
„Natürlich darf er mich nicht wecken. In den ersten zwei Monaten der Schwangerschaft hat er sich unentwegt übergeben. Es ist ja nicht so, als könnte ich irgendetwas daran ändern, und ich muss morgens früh bei der Arbeit erscheinen. Jemand muss ihm sagen, dass er überreagiert, damit wir wieder nach Hause fahren können.“ Der Alpha benahm sich, als hätte er nichts mit dem Kind zu tun, das sein Omega trug.
Falls dieser Mann auch nur im Geringsten so war wie Cases eigener Alpha-Vater, interessierte ihn das Kind höchstwahrscheinlich tatsächlich nicht. Nun ja, außer das Baby war ein Alpha. Dann würde es – so wie Cases Bruder Richard – mit fünf Jahren einen Privatlehrer bekommen und im Alter von zehn auf ein Internat geschickt werden. Und nach der Schule würde er unter die Fittiche seines Vaters genommen werden, um genauso zu werden wie er.
Ein Arschloch.
Selbst gegenüber seinem Bruder, der mit ihm gespielt hatte, wann immer es ihnen erlaubt gewesen war.
„Das wird nicht passieren“, sagte Dr. Calloway mit der Autorität, die er üblicherweise bei Alphas an den Tag legte, die glaubten, ihn herumschubsen zu können, nur weil er ein Omega war. „Ich fürchte, Christophe ist in Gefahr, Ihr Kind zu verlieren.“
Drei von Dr. Calloways Angestellten – zwei Schwestern und ein Assistenzarzt – kamen bereits herein und begannen, Schläuche und andere Ausrüstung zu bewegen, die für den raschen Transport des Patienten auf die Station notwendig waren.
Um Christophe in diesem Moment beizustehen, so gut er konnte, nahm Case dessen Hand. „Ich verspreche dir, niemand ist besser als Dr. Calloway. Ganz gleich, was passiert, du bist sicher bei ihm.“
Kurz flackerte Erleichterung in Christophes braunen Augen auf, bevor der Schmerz sie wieder auslöschte.
„Was glaubt ihr, wohin ihr ihn bringt?“, brüllte der Alpha. „Ich will, dass ein richtiger Doktor Christophe untersucht!“
Aber bevor der Alpha mit seinem Geschrei fertig war, wurde der verängstigte Christophe auch schon zu den Fahrstühlen gerollt. Dr. Calloway warf Case noch einen vielsagenden Blick zu, dann folgte er den anderen.
Der Blick war für Case deutlich genug. Er trat vor den wütenden Alpha, um ihn daran zu hindern, seinem Omega zu folgen. Bevor sie nicht wussten, wieso der im dritten Monat schwangere Christophe mindestens drei geprellte Rippen hatte, musste dieser Alpha so weit wie möglich von dem hilflosen Omega ferngehalten werden.
„Dr. Calloway ist der beste Geburtshelfer des Landes“, versicherte Case dem Mann. Gleichzeitig deutete er auf Brace, der in diesem Moment zum Glück aus der benachbarten Behandlungsnische kam. „Christophe ist in guten Händen.“
Brace trat vor, als der unausstehliche und möglicherweise gewalttätige Alpha Case auf die Pelle rückte – wahrscheinlich, um ihn mit seiner Größe einzuschüchtern. Alphas versuchten das immer wieder bei ihm, da Case nur einen Meter fünfundsiebzig maß. Sogar Betas versuchten das, um ehrlich zu sein. Schon sein ganzes Leben lang hatte Case das immer wieder erlebt, weshalb es ihm nun auch nicht schwerfiel, den Alpha einfach anzustarren, ohne mit der Wimper zu zucken oder auch nur einen Schritt zurückzuweichen.
„Ich schlage vor, Sie unterlassen das und treten zurück, bevor ich Sie vom Sicherheitspersonal aus dem Krankenhaus entfernen lasse“, erklärte Brace dem Alpha.
Als der Mann sah, dass Brace ebenfalls ein Alpha war, löste sich die Anspannung ein wenig, auch wenn sich seine Haltung nicht im Geringsten änderte. „Endlich ein richtiger Doktor“, sagte der Alpha und ignorierte Case nun vollkommen. „Mein Omega wird von irgendwelchem inkompetenten Personal behandelt. Ich verlange, dass ihn ein echter Doktor untersucht, ihm sagt, dass er viel zu übertrieben auf seine eingebildeten Schmerzen reagiert, und ihn auf der Stelle entlässt.“
Man musste Brace zugute halten, dass er den Alpha überhaupt anhörte, aber dann wandte er sich an Case und fragte: „Kann der Patient in seinem Zustand entlassen werden?“
Der Alpha fing an zu schreien, dass Cases Meinung keine Rolle spielte, aber Case tat, was er schon die ganze Zeit getan hatte: Er ignorierte den Mann. „Nein, Dr. Jacobs. Christophe hat schmerzende Rippen und eine geschwollene Milz. Außerdem hatte er während der Nacht und heute Morgen leichte Blutungen. Wir befürchten, dass er Verletzungen erlitten hat, die zu einer Fehlgeburt führen könnten.“
„Was willst du damit unterstellen, Omega?“, brüllte der Alpha. „Christophe ist ungeschickt. Vor zwei Wochen ist er vor jeder Menge Zeugen in der Öffentlichkeit eine Treppe hinuntergefallen. Das ist bei ihm nichts Ungewöhnliches.“
Die Sache war nur, Case war wie Christophe gewesen, als er im Alter von achtzehn Jahren an einen der Geschäftspartner seines Vater verheiratet worden war. Er wusste nur zu genau, wie solche „Unfälle“ passierten, selbst wenn andere zusahen.
Case baut sich vor dem ungehobelten Alpha auf und lächelte. „Ich wollte nicht das Geringste andeuten, Sir. Ich habe lediglich berichtet, dass Christophe Verletzungen erlitten hat und Ihr Kind verlieren könnte.“ Der Mann bekam einen knallroten Kopf. „Vielmehr sind Sie es, der voreilige Schlüsse über die Natur der Verletzungen zieht. Weshalb ich mich jetzt frage, ob Sie vielleicht mehr über den vermeintlichen Unfall wissen, als Sie zugeben.“
Aus Angst, sich nicht zurückhalten zu können und den Mann am Ende noch unverblümt zu beschuldigen, seinen jungen Omega geschlagen zu haben, machte Case auf dem Absatz kehrt und verließ den Raum. Er hatte eine lange Schicht hinter sich, die sich sogar noch länger hingezogen hatte, weil seine Ablösung, Lisann Cantu, wieder einmal zu spät kam.
Case war so abgelenkt – nicht nur von der Konfrontation mit diesem Arschloch von Alpha, sondern auch durch die Erinnerung an seine eigene Vergangenheit – dass er ungebremst in einen der größten Alpha-Ärsche im Krankenhaus rannte: Dr. Alaric Sutton.
Er war aber nicht gewillt, sich erneut anbrüllen zu lassen – obwohl er es ausnahmsweise wohl verdiente, weil er derjenige war, der nicht aufgepasst hatte – und ging sofort in die Offensive, um Dr. Sutton erst gar keine Gelegenheit dazu zu lassen. Er hatte für heute wirklich genug von herrschsüchtigen Alphas, die sich genetisch für etwas Besseres hielten als alle anderen.
Machte das nun ihn zum Arschloch? Vielleicht. Aber im Augenblick war Case emotional so aufgewühlt, dass er sich nicht darum scherte.
„Passen Sie doch auf, wo Sie hingehen!“, rief Case Weber, nachdem er direkt in Alaric gerannt war.
Mehr als nur ein wenig verwirrt über Cases Verhalten, besonders da der Mann sonst dazu neigte, sich in Gegenwart der meisten Alphas im Hart Medical Center wie eine verängstigte Maus zu benehmen, war Alaric erst einmal sprachlos. Nun ja, nicht wirklich, aber er stellte fest, dass er nicht so aufgebracht war wie sonst, wenn jemand von der Omega-Belegschaft ihm in die Quere kam.
Unwillkürlich fragte er sich, ob vielleicht irgendetwas in der Luft lag, das sie beide dazu brachte, sich nicht wie sonst zu verhalten – besonders als er sich fragen hörte: „Alles in Ordnung, Case?“
Das schien den sonst so duldsamen Omega aus der Bahn zu werfen. Er verstummte aber lediglich für einen kurzen Augenblick, dann grollte er: „Nein ist es nicht. Nur dass Sie ein Alpha sind, gibt Ihnen nicht das Recht, alle anderen zu behandeln, als müssten wir Ihnen die Füße küssen.“ Case stieß mit dem Finger gegen Alarics Brust, was Alaric eigentlich auf die Palme bringen sollte, aber stattdessen fragte er sich, was Case passiert war, das ihn so wütend machte.
„Sie haben kein Recht, irgendwen zu behandeln, als wäre er weniger wert als Sie“, erklärte Case entschieden.
„Das tue ich gar nicht“, widersprach Alaric. Nur … das tat er. Im selben Moment, als er die Worte aussprach, nannte seine innere Stimme ihn auch schon einen Lügner.
Case lachte. „Wie schaffen Sie das?“
Alaric runzelte die Stirn. Er war nicht sicher, was Case meinte, aber gleichzeitig wusste er bereits, dass die Antwort ihm nicht gefallen würde. „Wie schaffe ich was?“
„Derart überzeugend zu lügen.“ Diese Antwort von Case hatte er erwartet. Aber schlimmer noch, er stimmte dem Omega zu, und das hätte er nicht in einer Million Jahren erwartet.
Aber war nicht genau das Teil des Problems?
Noch eine Frage, auf die er nicht wirklich die Antwort wissen wollte. Aber es war etwas, das Alaric zu schaffen machte, während er sich zu fragen begann, warum er selbst und einige der anderen Alphas, die hier arbeiteten, sich beim Vorstand über die extrem fähigen Omega-Ärzte beschwerten, aus keinem anderen Grund als wegen ihrer genetischen Abstammung.
Er konnte es nicht erklären, aber als Cases schokoladenbraune Augen sich von seinen lösten und auf etwas richteten, was sich hinter ihm befand, war Alaric erleichtert. Er hätte sich nicht vorstellen können, dass ein bloßer Blick eine solche Wirkung auf ihn haben könnte wie Cases, aber es ließ sich nicht leugnen.
„Und du!“, sagte Case zu jemandem hinter Alaric. „Ich bin es leid, dich zu decken. Wenn du das nächste Mal zu spät kommst, erwarte nicht, dass ich dann noch hier bin. Ihr Alphas müsst endlich lernen, andere in eurem Umfeld zu respektieren.“
Alaric sah über seine Schulter und stellte überrascht fest, dass Case mit der Assistentin eines seiner Kollegen redete. Und so wie Lisanns Mund offenstand, war sie ebenso schockiert über Cases Verhalten. Allerdings hatte Lisann, anders als Alaric, keine Schwierigkeiten, sich wieder zu fassen.
„Ich sehe das Problem nicht“, sagte sie mit deutlicher Verachtung in der Stimme. „Ist ja schließlich nicht so, als hätte ein ungebundener Omega irgendwelche Pläne. Sei doch froh – wahrscheinlich bewahre ich dich doch sowieso nur davor, in deine erbärmliche Einzimmerwohnung zurückzukehren, mit Bettlaken vor den Fenstern anstelle von Vorhängen, wo du nichts weiter zu tun hast, als stundenlang irgendwelche Reality-Shows zu gucken, sowas wie „Single Alpha“, und zu hoffen, dass ein reicher Alpha kommt und dich aus deinem tragischen, einsamen Dasein befreit.“
Alaric hatte schon früher solche Tiraden gehört, wenn er mit anderen Alphas über Omegas geredet hatte, aber dieses Mal konnte er nicht zustimmend lachen oder nicken. Er wusste nicht genau, warum, aber die plötzliche Blässe in Cases Gesicht weckte in ihm den Drang, Lisann für ihre grausamen Worte in Stücke zu reißen.
Sie mochte ein Alpha sein, aber Lisann hatte bei weitem nicht denselben Status in der Gemeinschaft wie Alaric. Er war ein hochangesehener Doktor mit genug Geld und Macht, um sie in den Boden zu stampfen. Er verstand nur nicht, wieso er plötzlich überhaupt solche Gedanken hegte. Noch vor weniger als einem Monat hatte er sich beinahe genauso über Omegas geäußert, als er und seine Alpha-Kollegen formelle Beschwerde beim Vorstand eingereicht hatten, weil der Direktor Ronan Hart Omega-Ärzte einstellte, als wären sie den Alphas ebenbürtig.
Dann war da auch noch der Umstand, dass Ronan es offenbar für akzeptabel hielt, wenn der neue Patienten-Koordinator Shale Baker – ein weiterer Omega, den Ronan eingestellt hatte – mit den Alphas sprach, als hätte er das Recht, ihnen zu sagen, was sie zu tun und zu lassen hatten. Das vergangene Jahr war das reinste Chaos gewesen. Wieso also zweifelte Alaric plötzlich an der Zulässigkeit von Lisanns Worten?
„Lisann.“ Braces Stimme hallte scharf durch den beinahe leeren Korridor, der zu den Umkleideräumen der Notaufnahme führte. „Du kommst zu spät.“
Lisann funkelte Case an, wie um ihn zu warnen, still zu sein. „Ich habe mich zuvor mit Case geeinigt, weil er keine Pläne hatte. Ich wäre gern bereit gewissen, später einige seine Stunden zu übernehmen, aber er hatte sonst nichts vor und wollte lieber arbeiten.“
Alaric konnte es nicht erklären, aber er hätte das Luder am liebsten für diese Lüge zusammengestaucht. Zum Glück war das nicht nötig, denn Brace fiel darauf nicht herein.
„Tja, zu dumm“, sagte Brace. „Das ist jetzt das dritte Mal innerhalb von zwei Wochen, dass du deutlich zu spät kommst. Und jedes Mal war es Case, der für dich einspringen musste.“ Die Worte trafen eindeutig ins Schwarze, denn Lisann verzog das Gesicht und warf einen hasserfüllten Blick in Cases Richtung, als wäre das alles dessen Schuld.
„Ich hatte …“, begann Lisann sich zu verteidigen, aber Brace, der die Notaufnahme schon lange leitete, war zu klug, um auf irgendetwas hereinzufallen, das sie sagte.
Er unterbrach sie und sorgte dafür, dass auch sie das begriff. „Ist mir egal. Und es ist mir auch gleich, dass Case mehr als gewillt war, deine Stunden zu übernehmen. Er kam heute früher, um drei Stunden deiner Schicht zu decken, weil du zu irgendeiner Veranstaltung musstest, und heute Abend kommst du erneut drei Stunden zu spät. Für mich ist das nichts weiter als ein Zeichen von Faulheit deinerseits. Wenn du das nächste Mal entscheidest, nicht zu deiner Schicht erscheinen zu können, aus welchen Gründen auch immer, wirst du das gefälligst mit mir abklären.“
„Aber Sie waren gestern bereits nach Hause gegangen“, entgegnete Lisann.
Brace beugte sich vor. „Zu schade“, antwortete er und machte Gebrauch von seiner überragenden Körpergröße, um auf sie hinabzusehen. „Das bedeutet dann wohl, dass von dir erwartet wird, dass du die Stunden abarbeitest, die dir zugeteilt werden.“ Nach einer bedeutungsvollen Pause fügte Brace hinzu: „Außer natürlich, du willst lieber gar nicht mehr hier arbeiten.“
Zum ersten Mal, seit Lisann hereingewalzt war, als wäre sie eine Königin und alle anderen ihre Vasallen, wurde sie blass um die Nase. „Was? Es ist doch nicht meine Schuld.“ Sie zeigte auf Case. „Er ist derjenige, der mich um die Extra-Stunden angebettelt hat. Ich habe nur zugestimmt, weil er so verzweifelt gewirkt hat.“
Braces Blick wanderte zu Case, der nur stumm dastand wie ein hypnotisiertes Kaninchen. Was immer in Case gefahren war, als er sich noch vor wenigen Augenblicken für sich selbst stark gemacht hatte, war verschwunden. Er öffnete den Mund, aber es kam kein Wort heraus.
