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In einer von Alphas dominierten Welt muss Oslo Hall um sein Recht kämpfen, selbst für seinen Lebensunterhalt sorgen zu dürfen. Das ist nicht immer leicht, aber er wuchs mit Eltern auf, die mehrere Jobs ausüben mussten, um Essen auf den Tisch zu bringen, sodass er harte Arbeit gewohnt ist. Allerdings lässt ihm das nur wenig Zeit für Dinge wie Liebe. Oh, er hat es versucht. Er war sogar verheiratet. Aber erst seit der Scheidung ist ihm klar, dass er seinen Ehemann nie wirklich geliebt hat. Zu dumm nur, dass ihm diese Erkenntnis erst kam, als er bereits schwanger war. Bradford Radcliff hat seine ganze Karriere dem Kampf für Omega-Rechte vor dem Familiengericht gewidmet. Er ist stolz auf seine Arbeit. Aber erst die Begegnung mit Oslo Hall – der möglicherweise sein Kind verliert, sollte der Alpha-Vater beschließen, das Sorgerecht zu verlangen – wird Bradford bewusst, wie wichtig es ist zu gewinnen. Der Gedanke, Oslo könnte gezwungen werden, sein Kind aufzugeben, ist mehr, als Bradford ertragen kann. Besonders, da er sich irgendwann während des Prozesses sowohl in Oslo als auch dessen ungeborenes Kind verliebt hat. Wenn das alles wäre, was gegen sie spricht, hätten sie vielleicht eine Chance. Aber der Stalker des Hart Medical Centers hat sich Oslo als sein nächstes Opfer ausgesucht, und die Drohungen versetzen beide in Angst und Schrecken. Umso mehr, da Shale beschließt, Oslo als Köder zu benutzen, um den Stalker zu fangen. Warnung: Enthält schonungslose Drohungen eines Stalkers Ein homoerotischer Liebesroman für Erwachsene mit explizitem Inhalt, Omegaverse und mpreg / männlicher Schwangerschaft. Jeder Band dieser Reihe geht auf die romantische Beziehung eines anderen Paares ein. Länge: rund 33.000 Wörter
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Veröffentlichungsjahr: 2025
In einer von Alphas dominierten Welt muss Oslo Hall um sein Recht kämpfen, selbst für seinen Lebensunterhalt sorgen zu dürfen. Das ist nicht immer leicht, aber er wuchs mit Eltern auf, die mehrere Jobs ausüben mussten, um Essen auf den Tisch zu bringen, sodass er harte Arbeit gewohnt ist. Allerdings lässt ihm das nur wenig Zeit für Dinge wie Liebe. Oh, er hat es versucht. Er war sogar verheiratet. Aber erst seit der Scheidung ist ihm klar, dass er seinen Ehemann nie wirklich geliebt hat. Zu dumm nur, dass ihm diese Erkenntnis erst kam, als er bereits schwanger war.
Bradford Radcliff hat seine ganze Karriere dem Kampf für Omega-Rechte vor dem Familiengericht gewidmet. Er ist stolz auf seine Arbeit. Aber erst die Begegnung mit Oslo Hall – der möglicherweise sein Kind verliert, sollte der Alpha-Vater beschließen, das Sorgerecht zu verlangen – wird Bradford bewusst, wie wichtig es ist zu gewinnen. Der Gedanke, Oslo könnte gezwungen werden, sein Kind aufzugeben, ist mehr, als Bradford ertragen kann. Besonders, da er sich irgendwann während des Prozesses sowohl in Oslo als auch dessen ungeborenes Kind verliebt hat.
Wenn das alles wäre, was gegen sie spricht, hätten sie vielleicht eine Chance. Aber der Stalker des Hart Medical Centers hat sich Oslo als sein nächstes Opfer ausgesucht, und die Drohungen versetzen beide in Angst und Schrecken. Umso mehr, da Shale beschließt, Oslo als Köder zu benutzen, um den Stalker zu fangen.
Warnung: Enthält schonungslose Drohungen eines Stalkers
Ein homoerotischer Liebesroman für Erwachsene mit explizitem Inhalt, Omegaverse und mpreg / männlicher Schwangerschaft. Jeder Band dieser Reihe geht auf die romantische Beziehung eines anderen Paares ein.
Länge: rund 33.000 Wörter
SHEA BALIK
Frontalzusammenstoß
Hart Medical Center 4
Ein homoerotischer Liebesroman für Erwachsene
ME AND THE MUSE PUBLISHING
www.meandthemuse.com
Copyright © der englischen Originalausgabe „Head on Collision“:
Shea Balik
Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe und veröffentlicht von:
Me and the Muse Publishing – Sage Marlowe
Hohenstaufenring 62, 50674 Köln, 2025
Copyright © Cover Design: Sinfully Sweet Designs
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Oslo Hall zog den Reißverschluss seiner Jacke hoch und schlang die Sporttasche, die er stets mit zur Arbeit nahm, über die Schulter. Dann griff er nach seinem Lunchpaket auf dem Rücksitz seines gebrauchten, aber gut gepflegten, limettengrünen Kia Soul – und nach den Papieren seiner kürzlich erfolgten Scheidung.
Hätte ihn noch vor drei Monaten jemand nach seiner Ehe mit Oscar Guthrie gefragt, dann hätte Oslo sie als stabil bezeichnet. Sie waren glücklich gewesen. Das hatte Oslo zumindest geglaubt.
Ihre Freunde hatten sie beide liebevoll „die zwei Os“ genannt, worüber Oscar zu scherzen pflegte, zwei Os wären nur der Anfang ihres Tages. Oscar hatte nie jemandem gesagt, dass sein Ehemann zwar mehrere Orgasmen pro Tag haben mochte, sich aber selten die Mühe machte, darauf zu achten, dass Oslo ihr Sexleben genoss.
Was durchaus der Fall gewesen war. Mit ein bisschen Selbst-Stimulation war Oslo für gewöhnlich zum Höhepunkt gekommen, aber … er hätte es vorgezogen, wenn Oscar seinen Bedürfnissen mehr Aufmerksamkeit geschenkt hätte. Küsse zum Beispiel. Abgesehen von ein paar flüchtigen Küsschen auf die Lippen, wenn Freunde zugegen waren, hatte Oscar sich nie die Mühe gemacht.
Wieso er meinte, das vor ihren Freunden tun zu müssen, hatte Oslo nie ganz verstanden. Er nahm an, der Grund war, dass die anderen Paare in ihrer Gruppe so liebevoll miteinander waren und Oscar nicht gewollt hatte, dass irgendwer ihn für einen schlechten Ehemann hielt.
Oslo hatte nie gefragt, denn er hatte die Küsse genossen und gefürchtet, dass Oscar sonst ganz damit aufgehört hätte. Die Zeit, die sie mit ihren Freunden verbracht hatten, war Oslo die liebste gewesen. Wenn sie nur zu zweit gewesen waren, hatte Oscar im Allgemeinen nur selten etwas für Oslo getan, aber umgeben von Freunden hatte Oslo nicht nur zärtliche Küsse bekommen, Oscar hatte auch seine Hand gehalten oder seinen Arm um ihn gelegt.
Vielleicht hätte das ein deutlicheres Alarmzeichen sein sollen, dass es in ihrer Ehe nicht zum Besten stand. Da war sich Oslo jetzt nicht so sicher. Selbst als sie gerade angefangen hatten, miteinander auszugehen, war Oscar schon so gewesen. Distanziert, wenn sie zu zweit waren, und aufmerksamer, wenn andere dabei waren. Oslo hatte gedacht, das wäre einfach Oscars Naturell.
Weshalb es ein Schock gewesen war, als er vor kaum drei Monaten nach Hause kam und Oscar, beinahe außer sich vor Freude, ihm die Scheidungspapiere präsentiert hatte.
Oslo hatte nicht gewusst, was er sagen sollte, besonders da er mit der Neuigkeit heimgekommen war, dass er gerade seinen Job gekündigt hatte. Er und Oscar hatten darüber gesprochen, ein Kind zu bekommen und dass Oslo dann besser eine Weile lang nicht arbeiten sollte.
Okay, die Wirklichkeit sah so aus, dass es Oscar gewesen war, der das Thema angesprochen hatte. Oslo war damit einverstanden gewesen, Kinder zu haben, da er seinen Abschluss in Physiologie gemacht und einen Job in der Sportklinik bekommen hatte. Dort war man darauf spezialisiert, Athleten zu helfen, die sich verletzt hatten, aber keine Operation wollten. Es war ein guter, zuverlässiger Acht-Stunden-Job, und Oslo verstand nicht, wieso er nicht einfach weiterarbeiten können sollte, während er schwanger war und eine Familie gründete.
Aber Oscar hatte darauf bestanden, dass Oslo nicht arbeitete, während ihre Kinder noch klein waren. Er hatte behauptet, das wäre zu viel Stress für Oslo, und daher wäre es ihm unangenehm, Oslo zu schwängern.
Das war ganz und gar nicht, was Oslo gewollt hatte. Er liebte Kinder und konnte es nicht erwarten, eine Familie zu gründen. Doch der Gedanke, den ganzen Tag lang mit den Kindern im Hause festzusitzen und nichts anderes mehr zu tun, bereitete ihm Alpträume.
Aber wie immer hatte Oslo nachgegeben. Drei Tage nach ihrem letzten Streit über dieses Thema hatte er seine Kündigung eingereicht, nur um herauszufinden, dass sein verlogener Mistkerl von Ehemann einen anderen Omega geschwängert hatte, der nur zu gern zuhause blieb und keine andere Aufgabe im Leben wollte, als sich um den selbstsüchtigen Arsch und ihre Kinder zu kümmern.
Da Oslo sich geweigert hatte, auch nur in der Nähe von Oscar und dessen schwangerem Omega zu leben, hatte er den erstbesten Job angenommen, der ihm angeboten worden war. Dass er dazu ans andere Ende des Landes ziehen musste, war ein zusätzlicher Bonus gewesen, selbst mitten im Winter. Nachdem er bis dahin in Südkalifornien gelebt hatte, hatte Oslo keine Ahnung gehabt, dass es im Nordosten so kalt werden konnte. Bisweilen war er sicher, dass ihm nie wieder richtig warm werden würde.
Obwohl der Frühling bereits angefangen hatte und das Krankenhaus diesen Umstand mit einem Frühjahrsfest gefeiert hatte – inklusive der Hochzeit zwischen einem der Doktoren und einem medizinischen Assistenten – war Oslo am Morgen bei Temperaturen um ein Grad Celsius erwacht. Sicher, es war immer noch dunkel gewesen, als er um halb fünf seine winzige Wohnung verlassen hatte, aber sollte es im Frühling nicht eigentlich wärmer sein?
Als er in der Hoffnung, sich aufzuwärmen zum Gebäude eilte, sah er Shale – den Mann, der zum Teil dafür verantwortlich war, dass Oslo den Job hier bekommen hatte. Unwillkürlich verlangsamte er seine Schritte und musste gegen plötzliche Übelkeit kämpfen. Shale mochte zwar der Grund dafür sein, dass er praktisch mitten in der Nacht aufgestanden war, um hier zu erscheinen, aber Oslo musste zugeben, dass er irgendwie gehofft hatte, der Mann würde ausnahmsweise mal nicht so früh zur Arbeit kommen.
Er war noch nicht bereit für die Diskussion mit Shale, die er unweigerlich führen musste. Andererseits würde es alles nur schlimmer machen, je länger er es vor sich hin schob, besonders da sich sein Problem seit vergangener Woche nicht länger ignorieren ließ.
Er schluckte die bittere Galle herunter, die ihm in die Kehle stieg. Oslo wusste, er musste sich zusammenreißen und sich den Dingen stellen. Falls er Glück hatte – viel Glück – würde er nicht gefeuert werden. Er war nicht sicher, was er tun sollte, falls das passierte.
„Shale“, rief er, kurz bevor der Mann die automatischen Türen zur Notaufnahme erreichte.
Mit rosafarbenem Lipgloss bedeckte Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, als Shale sich umdrehte und Oslo auf sich zukommen sah. „Oslo. Schön, dich zu sehen. Wie gefällt es dir bisher bei uns im Harts?“
Darum ging es ja. Er liebte es hier. Die Leute waren toll. Na ja, die meisten, aber in welchem Job gab es nicht ein paar Arschlöcher? Der bloße Gedanke, diese Arbeit wieder zu verlieren, tat weh. Er hatte hier in Hartland ein wirkliches Zuhause gefunden, und das wollte er nicht aufgeben.
„Ich liebe es. Aber ich hatte mich gefragt, ob du heute Morgen vielleicht einen Moment Zeit zum Reden hast? Es ist etwas passiert, worüber ich mit dir –“
„Haltet sie auf … ihn … was auch immer. Lasst sie nicht entwischen“, schrie eine weibliche Stimme in der Notaufnahme.
Oslo hatte kaum Zeit zu reagieren und sich den Schiebetüren zuzuwenden, da krachte ein Körper gegen ihn und warf ihn zu Boden. „Ufff.“ Sämtliche Luft entwich seinen Lungen, als er auf den steinharten Boden fiel.
„Scheiße“, fluchte Shale und bückte sich sofort hinunter zu Oslo, um nach ihm zu sehen. „Alles in Ordnung? Beweg dich nicht. Du bist ganz schön hart gelandet.“ Dann stieß er einen weiteren Fluch aus. „Verdammt. Ich glaube, du blutest.“ Er legte Oslo beruhigend eine Hand auf den Arm. „Jemand soll eine Trage bringen, und ich brauche hier einen Arzt.“
„Nein, nein, nein, nein, nein“, stöhnte die Frau, die einen Moment zuvor geschrien hatte. „Ihr lasst sie davonkommen.“
„Das würde ich nicht sagen“, gab Shale ungehalten zurück. „Falls du es nicht bemerkt haben solltest, wir haben hier eine verletzte Person.“
„Ja, aber das war die Blumenfrau“, jammerte sie lautstark. „Beim letzten Mal hat Jamal mich zwei Stunden lang verhört. Warum passiert das immer mir?“
„Zunächst einmal waren das höchstens dreißig Minuten“, sagte Jamal, seines Zeichens Chef der Klinik-Sicherheit, der mit einem Baby in einem rosa Mantel auf dem Arm aus der Tür trat. „Und da die Blumen nicht für dich bestimmt waren, ist mir nicht ganz klar, wie du darauf kommst, dass dir irgendwas passiert ist.“
Die zierliche Frau funkelte Jamal finster an. „Ich mache das nicht noch einmal mit. Mir ist es gleich, dass noch mehr Blumen geliefert wurden. Ich habe die Person nicht einmal gesehen, bevor ich die Blumen auf dem Tresen bemerkt habe. Als ich aufsah, rannte sie oder er oder wer auch immer schon zur Tür hinaus.“
Dann zeigte sie auf Shale und Oslo, die immer noch keine Ahnung hatten, was vor sich ging. „Die beiden haben die Person entkommen lassen. Und er ist von ihr umgerannt worden, also solltest du ihn verhören, und nicht mich.“
Dann machte sie auf dem Absatz kehrt, als wollte sie wieder ins Gebäude stürmen, aber ein Arzt und zwei Pfleger, die eine Trage nach draußen rollten, kamen ihr in Quere.
„Willst du mir etwa sagen, dass wieder Blumen geliefert wurden, Pilar?“, fragte Jamal und reichte das eingemummelte Baby weiter an Dr. Brace Jacobs, den Leiter der Notaufnahme und Jamals Ehemann. „Kannst du Emma in die Kindertagesstätte bringen, Liebster?“, fragte er den Mann und gab ihm einen kurzen Kuss auf den Mund.
Dr. Jacobs nickte, dann starrte er Dr. Oliver Pierce an, der mit den beiden Pflegern nach draußen geeilt war. „Sie kümmern sich besser gut um Oslo“, sagte er warnend. „Ich komme zurück, sobald ich Emma abgeliefert habe, und sollte ich hören, dass Sie mit Oslo nicht Ihr Bestes gegeben haben, dann werden Sie nicht mehr lange hier arbeiten, haben Sie verstanden?“
Dr. Pierce setzte einen finsteren Blick auf, richtete ihn zuerst auf Brace und dann auf Oslo, als wäre es dessen Schuld. „Ich bin sicher, es geht ihm gut“, sagte Dr. Pierce. „Einer meiner Medizinstudenten kann ihn sich ansehen. Es ist nicht nötig, dass ich mein Talent verschw–“
„Sie“, sagte Dr. Jacobs und zeigte mit dem Finger auf Dr. Pierce, „werden derjenige sein, der hoffentlich alles tut, was getan werden muss, um sicherzustellen, dass Oslo in keinster Weise verletzt ist.“ Dann stürmte er davon, seine Tochter sicher in seinen Armen.
Das alles wäre seltsam gewesen, hätte Dr. Pierce nicht den allgemein bekannten Ruf gehabt, Omegas die medizinische Behandlung zu verweigern. Angesichts seines Zustands und des Blutes, das Shale gesehen hatte, hätte Oslo es daher durchaus vorgezogen, von einem der Medizinstudenten behandelt zu werden. Er vertraute Dr. Pierce nicht einmal mit dem Aufkleben eines Pflasters, wenn es um Omegas ging, und Oslo war ein Omega.
Aber bevor er Einwände erheben konnte, wurde er auch schon auf die Trage gehoben und durch die Türen gerollt. Dort stand Pilar neben dem Empfangstresen mit einem großen Blumenstrauß und starrte Oslo mit zur Seite geneigtem Kopf an.
„Habe ich das richtig gehört, dein Name ist Oslo?“, fragte sie. Ihr Gesicht war leichenblass und ihre braunen Augen groß wie Untertassen.
„Ja“, antwortete er.
Ihr Blick wandte sich Jamal zu, der als Letzter wieder hereingekommen war, und sie zeigte auf den Strauß aus Kornblumen. „Die hier sind für Oslo.“ Aber anstatt fröhlich zu klingen, hörte sie sich an, als hätte Oslo gerade ein Todesurteil empfangen.
Jamal zog Latexhandschuhe über, dann zupfte er die Karte heraus. Normalerweise hätte Oslo protestiert, aber so wie Jamal, Shale und Pilar sich benahmen, hielt er seinen Mund. Jamal las:
„Kornblumen sind die Gabe
in dieser misslichen Lage.
Omegas, sie sich an Moral vergehen,
gehören mit einem Brandzeichen versehen.
Du kannst nicht verbergen, in welchem Zustand du bist,
sobald deine Zeit erst gekommen ist.“
Oslo blieb das Herz stehen. Er war nicht sicher, ob es daran lag, dass ihm bei seinem Sturz die Luft weggeblieben war, oder am Blutverlust, oder an der Tatsache, dass der Nachricht zufolge jemand da draußen war, der fand, er sollte gebrandmarkt werden. Aber die Übelkeit, die er die ganze Zeit im Zaum gehalten hatte, überwältigte ihn plötzlich.
Dr. Pierce stürmte aus einer der Behandlungsnischen im hinteren Teil der Notaufnahme. „Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit, auf einen Omega zu warten.“
Es wäre sicher bedeutend lustiger gewesen, dass Oslos Magen genau diesen Moment auswählte, um seinen Inhalt direkt über Dr. Pierces Schuhe auszuleeren, wenn dieser nicht der Arzt gewesen wäre, der damit beauftragt war, sich um Oslo zu kümmern.
Aber am Ende spielte auch das keine Rolle, denn Oslo konnte sich um nichts davon Gedanken machen. Als Dr. Pierce anfing, ihn als „jämmerlichen, gedankenlosen Omega“ zu beschimpfen, der jemanden wie ihn als Arzt gar nicht verdiente, wurde Oslo ohnmächtig.
Wäre er immer noch bei Bewusstsein gewesen, hätte er dem Mann von ganzem Herzen zugestimmt. Niemand verdiente ein solches Arschloch als Arzt.
„Dieser Arsch“, fluchte Tenzin. Er und sein Ehemann Emmett saßen in Bradford Radcliffs Büro und sprachen über Tenzins Exmann. Der hatte kürzlich das Sorgerecht sowohl für seine Tochter Gemma, die er vor Jahren mit einem anderen Omega gezeugt hatte, als auch für seinen und Tenzins gemeinsamen Sohn Finn beansprucht.
Bradford kannte Emmett schon seit der Grundschule und betrachtete ihn als einen seiner besten Freunde. Sie waren eine Gruppe von fünf gewesen, deren Freundschaft von der Grundschule übers College bis heute gehalten hatte, obwohl sie zum Teil weit voneinander entfernt lebten.
Zurzeit waren Bradford und Emmett die einzigen, die in Hartland lebten, allerdings hatten die letzten Gespräche mit Darrow Anlass zur Hoffnung gegeben, dass er bald hierher ziehen würde. Nun brauchten sie nur noch Idir und Theon zu überzeugen, um wieder alle zusammen zu sein.
Bradford hoffte das jeden Tag mehr und mehr. Er war ein wenig einsam. Etwas, das er niemals gedacht hätte zuzugeben, aber es zu leugnen, machte es nicht weniger wahr. Nun, da Emmett einen Omega gefunden hatte, den er liebte, fühlte Bradford sich einsamer als je zuvor.
„Tja, wie es scheint, war er nicht einmal gewillt, über ein geteiltes Sorgerecht zu reden, aber letztendlich hat das unserem Fall sogar geholfen.“ Bradford war Familienanwalt und hatte sich auf die Rechte von Omegas spezialisiert.
Aus ihm unverständlichen Gründen missachteten die Gerichte einen Omega oftmals als berechtigten Elternteil, wenn es um das Sorgerecht ging. Frauen hatten dieses Problem für gewöhnlich nicht. Gelegentlich kam es vor, aber Bradford hatte die Erfahrung gemacht, dass die Gerichte sogar den Müttern den Vorzug bei der Fürsorge für ein Kind gaben, außer es war väterlicherseits sehr viel Geld im Spiel. Einen Omega hingegen schienen die Richter grundsätzlich für unfähig zu halten, sich ohne einen Alpha um ein Kind zu kümmern.
Das gesamte System arbeitete gegen sie. Was Bradford schon immer unlogisch erschienen war. Immerhin hatte die komplette Gesellschaft beschlossen, dass Omegas angeblich zu nichts anderem bestimmt waren als dazu, zuhause zu bleiben und sich um ihre Alphas und die Kinder zu kümmern. Warum also sollte ein Omega, sobald er Single war, plötzlich der Kindererziehung nicht mehr fähig sein?
Es war eine hart umkämpfte Schlacht, und Bradford musste zu seinem Bedauern zugeben, dass er mehr Gefechte verlor als gewann, aber er gab bei jedem seiner Fälle alles. Und dieses Mal hatte er Erfolg gehabt.
„Wyatts mangelnde Kompromissbereitschaft, zusammen mit den Dokumenten, die er unterzeichnet hatte, um Gemma nach dem Tod ihres leiblichen Omegavaters aufzugeben, brachten das Gericht zu der Überzeugung, dass er nicht für die Elternschaft geeignet ist.“ Bradford grinste, als er sah, wie Tenzin sich erleichtert gegen Emmett sinken ließ. „Und dass der Omega, denn Wyatt nach der Trennung von dir geheiratet hat, gegen ihn aussagte, hat uns auch nicht geschadet.“
Dass fraglicher Omega der Sohn eines sehr mächtigen und reichen Alphas aus dem Westen war, hatte der Aussage viel Gewicht verliehen. „Der Richter wird euch das alleinige Sorgerecht für beide Kinder zusprechen.“
Der Papierkram würde noch einige Zeit in Anspruch nehmen, aber mit etwas Glück, würden sie ganz offiziell eine Familie sein, noch bevor der der jüngste Zuwachs auf der Welt war. Bradford warf einen Blick auf Tenzins hochschwangeren Bauch und hoffte, das Gericht noch vor der Geburt zum Abschluss bewegen zu können. Es konnte knapp werden, aber Bradford war zuversichtlich.
Sowohl Tenzin als auch Emmett kamen die Tränen, während die beiden einander glücklich lächelnd umarmten.
