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Der wahre Reiz des Unterwegsseins ist doch der, da zu verweilen, wo es einem gefällt und weiterzureisen, wo es einem nicht gefällt. Da wechseln Glücksmomente und Momente, wo man sich fragt, was mache ich hier eigentlich. Ankommen in einem Land und es so kennenlernen, wie man es selbst möchte. Zu Gast sein in einer Welt, die unbekannt und neu ist. Die endlose Weite Patagoniens, in der der Wind alle Geräusche wegbläst und kaltblaue Eisnadeln aus den Gletschern hervorstechen, die tosenden Wasserfälle von Iguazu im Norden von Argentinien oder die unendliche Salzwüste in Bolivien, die bunte Vielfalt Kubas, der Reichtum uralter Kulturen in Mexiko oder die feuchten Nebelwälder Costa Ricas zu erleben, all das bringt uns den Reichtum am Reisen. Aber auch Nicaragua, welches noch ein kleiner Geheimtipp ist mit seinen aktiven Vulkanen, intakten Regenwäldern und wundervollen Kolonialstädten oder die flackernde Dichte der südamerikanischen Großstädte, die außergewöhnlichen Begegnungen mit Menschen, das alles gibt immer wieder den entscheidenden Anstoß zur Realisierung weiterer Planungen zum Erkunden fremder Länder.
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Seitenzahl: 247
Veröffentlichungsjahr: 2021
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Meine persönliche Schatztruhe soll den Leser ins Reisefieber versetzen, Lust auslösen auf ein Abenteuer und den Reiz erwecken, die Welt selbst zu entdecken.
Die erlebten Abenteuer und die Informationen, die ich über die jeweiligen Länder aufgeschrieben habe, sollen den Leser fesseln und sein Wissen erweitern. Im Buch werden persönliche Erinnerungen, sowie Fakten und Informationen der jeweiligen Länder wiedergegeben.
Die Welt wartet darauf entdeckt zu werden.
Das Buch ist eine Offenbarung über Länder, welche Leid und Freude, Reichtum und Armut kompensiert, das gefangen nimmt, abschreckt und begeistert.
Eine Gänsehaut bekommen, wenn man vor einer gewaltigen Naturkulisse eines eisigen Gletschers oder am Fuße eines rauchenden Vulkans steht. Zu erfahren, wie unterschiedlich die Menschen in den verschiedenen Ländern sind, ist eine besondere Erfahrung auf einer Reise. Die einen mit einem fröhlich sonnigen Lebensgefühl, im krassen Gegensatz zu den melancholischen Blicken, der Schwermut und stillen Zurückhaltung der anderen. Es ist eine Besonderheit alte archäologische Stätten zu entdecken und durch weiße oder verfallene Kolonialstädte zu schlendern.
Wer die Leidenschaft des Reisens ins Blut bekommt, wird dieses Abenteuerlichkeit nicht wieder los.
Die, die eine ähnliche Reise planen wollen, können mit diesem Buch wertvolle Tipps erhalten und Anregungen, wohin euch der Weg führen könnte.
Der Sinn des Reisens besteht darin, unsere Phantasien durch die Wirklichkeit zu korrigieren. Statt uns die Welt vorzustellen, wie sie sein könnte, sehen wir sie wie sie ist.
Samuel Johnson (1696 - 1772)
Danke, an alle diejenigen, die es ermöglicht haben, dieses Buch zu schreiben.
Meiner Familie, Freunde und all den Menschen, denen wir unterwegs begegnet sind.
Mexiko -
Im Reich der Inkas, Mayas und Azteken
Kuba -
Das revolutionäre tanzende Land
Bolivien -
Dem Himmel so nah
Argentinien/Chile
-
Zwei Länder voller Kontraste
Costa Rica -
Die reiche Küste -La Pura Vida
Nicaragua -
Das Land der tausend Vulkane
25 Reisetipps
Schlusswort
Bienvenidos - Herzlich Willkommen
Mexiko, das Land zwischen dem Pazifik und dem Golf von Mexiko, ist fast sechsmal so groß wie Deutschland. Gesegnet von gebirgigem Hochland, Vulkanen, Traumstränden und den zahlreichen Stätten der Maya, Inka und Azteken, die vom Reichtum und der Schönheit vergangener Zeiten erzählen, entdecken wir einen neuen Kontinent, Lateinamerika.
Die Geschichte Mexikos beginnt 1519 mit der Unterwerfung der Azteken durch die spanischen Konquistadoren (Hernán Cortés). Bei seiner Ankunft ließ er alle Schiffe versenken, damit kein Mann seiner Besatzung an den Rückzug denken konnte.
300 Jahre spanische Kolonialherrschaft. Christianisierung und Hispanisierung der Kolonie Nueva Espana. Große Kathedralen und Kirchen im Barockstil, Paläste und Klöster wurden auf den Trümmern indianischer Pyramiden und Tempel erbaut. Doch trotz dieser gewaltigen Zerstörung, wurde die indianische Seele nicht ausgelöscht. Und so leben in Mexiko heute 60% Medizen (europäisch-indianische Abstammung) und 30% Indianer.
Auf Sumpf gebaut und umgeben von erloschenen Vulkanen stoppen wir kurz in der 22 Millionen Metropole Mexiko City. Ein farbenfrohes Mosaik aus Farben und Sprachen erwartet uns in Oaxaca. Gleichzeitig besuchen wir von hier Monte Alban. Die alte Zapotekenstadt liegt auf einer abgeflachten Bergkuppe 10 km von Oaxaca entfernt. Sie zählt zu den außergewöhnlichsten Sehenswürdigkeiten des Landes. Mit dem Nachtbus geht es auf abenteuerliche Fahrt, in das zurzeit im Waffenstillstand befindliche Aufstandsgebiet nach San Cristobal. Im Hochland von Chiapas im kleinen Dörfchen San Juan Chamula kocht die indigene Bevölkerung ihr eigenes Süppchen. Schamanen und Hühneropfer muss Jesus Christus in der mystischen Kirche des Dörfchens über sich ergehen lassen. In der gewaltigen Sumidero Schlucht stehen die Felswände fast senkrecht. Palenque weckt Bilder von jahrtausendealte Ruinenstätten in einer berauschenden Natur blühender Regenwälder. Im dicht bewaldeten Dschungel in Agua Azul befinden sich die kaskadenartigen Wasserfälle, die zum Baden in die türkisfarbenen Naturbecken einladen. Angekommen an der Karibik besuchen wir die auf einer Steilküste gelegene Maya Ruine von Tulum und die geheimnisvolle Ruinenanlage von Coba. Im größten geschützten natürlichen Aquarium Xel-Ha verbringen wir einen entspannten Tag. Die Endstation Cancun, lässt uns kurz in eine Touristenhochburg stranden, von der wir aber auf die „Isla Mujeres“ und den „Garrafon Nationalpark“ entfliehen.
Während des Fluges überqueren wir eine gigantische Eis- und Schneelandschaft. Der Pilot muss aufgrund der Winde einen großen Bogen über Grönland fliegen. Wenn der Weg zum Ziel schon so fantastisch ist, dann ist das schon die halbe Reise wert. Die Morgensonne lässt die bizarren Formen der Eisberge, sowie die Eislandschaft unter uns. In einem erstaunlich breiten Farbspektrum erstrahlen. Wir sind fasziniert von der Landschaft, und wenn die Kälte nicht wäre, könnte Grönland auch mal ein Reiseziel werden.
Die Stadt wächst immer noch. Der Himmel ist grau. Rauchende Fabrikschlote und Auspuffgase aus Millionen von Autos, lassen die Stadt, zur Stadt mit der schlechtesten Luft weltweit werden. Mexiko-City wird einerseits geprägt durch den historisch kulturellen Reichtum der aztekischen Tempel und Barockkirchen im Gegensatz zu den modernen Finanzzentren und Bürohoch-häusern.
Mit dem Taxi fahren wir vom Airport in die Stadt und steigen am Hotel Congresso Allende aus. Wir nehmen uns ein Zimmer, machen uns frisch und versuchen nach der langen Reise im Flugzeug, etwas frische Luft zu schnappen, aber stattdessen bleibt uns eher die Luft weg bei dem Gestank.
Am nächsten Morgen habe ich mich schon etwas an die Luft gewöhnt. In einem kleinen Restaurant nehmen wir unsere erste Mahlzeit ein. Huevos revueltos, hört sich eher nach einer politischen Untergrundorganisation, aber nicht nach Rührei an. Aber ich hatte mich ja mit einem Spanischkurs für Touristen an der Volkshochschule auf die spanische Sprache vorbereitet.
Da er in der Nähe unseres Hotels ist, wollen wir ihn auch gleich erklimmen. Wir blicken vom 44. Stock des „Torre Latinoamericano“ über die Stadt hinweg. Die Aussicht lässt das Häuser-meer bis an den Horizont reichen. Der 1953 erbaute Wolkenkratzer, war der erste der Stadt. Bis 1985 war es das höchste erdbebensichere Bauwerk der Welt. Die extrem starken Fundamente aus 361 Pfählen schwimmen im sumpfigen Untergrund und halten das Gebäude fest. Ein Wunderwerk der Technik.
Anschließend fahren wir mit der U- Bahn ins anthropologische Museum. Eine U- Bahn Fahrt am Morgen ist nicht angenehm. Man schiebt und drängelt, obwohl das Abfahrtssignal bereits ertönt ist, quetschen sich immer noch Menschen in die Bahn. Wir kommen aber ungeschoren davon und steigen am Chapultepec- Park aus. Am Eingang zum Museum bin ich überwältigt von der acht Meter hohen Statue des Sonnengottes Tialoc. Die Ausstellungshallen sind rund um einen Patio (Innenhof) angelegt. Eine einzige Betonsäule bildet die Stütze des Daches.
Von 300 bis 750 n. Chr. herrschte ein Volksstamm im Mexiko Tal, dessen prunkvolle Hauptstadt mit riesigen Pyramiden und breiten Prachtstraßen ganz aus Stein gebaut war. Sie hieß Teotihuacan, der „Ort der Götter“. Dämme regulierten die nach einem strengen Muster angelegten Wasserwege. Aber das wenige vorhandene Land hat nicht für die Versorgung der 300.000 Menschen ausgereicht. Es wurden große Flöße gebaut und mit Erde beladen, auf denen man Obst und Gemüse anbaute. Aufstände, Hungersnöte und die fremden Eroberer ließen diese prächtige Stadt jedoch nach 200 Jahren untergehen. Das Museum ist zu groß, um sich alle Kunstschätze anzusehen, und so beschränken wir uns auf die Kultur der Azteken und Maya. Nach drei Stunden verlassen wir das Gebäude.
Wir besichtigen von außen das Nationale Kunstmuseum (Palacio de bellas Arte). Vor dem Museum steht eine wuchtige Bronzefigur, die 1803 entstand. Es ist Karl IV von Spanien.
Durch die Straßen fahren unendlich viele gelbe und grüne VW Käfer, es sind Taxen. Schülergruppen winken uns freundlich zu. Ein dicker Mexikaner lässt sich die Schuhe in einem vor der Sonne geschützten Mobil putzen. Wir kommen auf dem Zocalo. Nach ihm sind alle zentralen Plätze in mexikanischen Städten benannt. Die große „Plaza de la Constitucion“, ein Platz, der angeblich nach dem Roten Platz in Moskau, der zweitgrößte Platz der Welt ist. Mehrere Kolonialgebäude repräsentieren sich rund um den Zocalo. Diego Rivera und Frida Kahlo, zwei weltbekannte mexikanische Maler, hinterlassen in vielen Gebäuden ihre Spuren. Besonders Riveras riesige Wandgemälde finden sich in öffentlichen Gebäuden wieder.
Am Abend wird der große Platz zu einer Theaterbühne. Indianer tanzen in ihren reich verzierten Trachten, spielen Musik und an vielen Ständen werden handwerklich hergestellte Souvenirs verkauft. Es gibt noch so viel zu sehen in dieser riesigen Stadt, aber wir fahren am nächsten Morgen mit dem Bus in das 530 km entfernte Oaxaca.
Bei der Ausfahrt aus Mexiko City können wir die beiden schneebedeckten Vulkane Popocatepetl (5.452 m) und Iztaccihuatl (5.286 m) etwas näher betrachten. Die vor uns verblassenden Dieselwolken lassen die Bergsilhouette langsam erkennen. An den Drähten der Zäune links von der Straße hängen unzählige Plastikfetzen. Sie haben hier ihren Weg, von der Müllhalde auf die andere Seite beendet. Am Stadtrand türmen sich die Müllberge und auf ihnen wohnen in finsteren Hütten die Müllmenschen. Sie wühlen nach Brauchbarem, was sie noch auf dem Markt für Arme verkaufen können.
Auf der Panamericana geht es durch eine beeindruckende Berglandschaft der Sierra Mixteca. Kurz vor Oaxaca geht die Vegetation in Kakteen und trockenes Gestrüpp über.
Oaxaca ist die Hauptstadt des gleichnamigen Bundesstaates. Der Ort ist ein lohnenswertes Ziel, mit seinem kolonialen Zentrum, den indianischen Märkten und der Nähe zu „Monte Alban“ (weißer Berg). Oaxaca liegt in einem ausgedehnten Tal in 1.550 m Höhe. Das historische Zentrum gehört seit 1987 zum UNESCO Weltkulturerbe.
Nach einigem Suchen finden wir ein Hotel. Rainer geht es schlecht. Er ist in Berlin schon mit Fieber losgereist. So erkundige ich zunächst die nähere Umgebung. Und wen trifft man so in weiter Ferne, einen Kollegen, der hier in der Nähe schon einige Jahre eine Hazienda hat. Ich wusste das natürlich und wir hatten uns in Berlin schon zu einem Treffpunkt verabredet. Er gibt mir zunächst einige Ratschläge, was man besichtigen sollte und wo man gut essen kann. Für Morgen verabreden wir uns am Zocalo, um gemeinsam essen zu gehen.
Am Abend hat sich Rainer dann doch aufgerafft und wir gehen noch einmal auf den Zocalo. Rund um den Platz und der angrenzenden Alameda de Leon, vor der historischen Kulisse altehrwürdiger Bauten, bekommt man einen Einblick in das südmexikanische Alltagsleben der Familien. Sie sitzen schwatzend im Schatten der Abendsonne und man kann den vielen Sprachen lauschen, die hier schon hunderte von Jahren gesprochen werden.
Wir wollen nun auch endlich von der viel gepriesenen Küche Oaxacas, einer Mischung aus alt indianischen und spanischen Rezepten und Zutaten, kosten. Das Hühnchen und „Moles“, verschiedene Soßen mit geheimnisvollen Zutaten, verleiht dem Gericht eine besondere Note. Fünf Musiker spielen auf einer Marimba und Xylophonen und es gibt eine Vorführung von Folkloretänzen. Die Leute tanzen auf der Straße nach den Klängen mit. Auf dem quirligen Markt, auf dem man von den in farbenfrohen Trachten gekleideten Indianer, angebotenes Kunsthandwerk kaufen kann, begegnet man Jahrtausend alten Traditionen. Besonders den per Hand hergestellten Puppen. Die Häuser sind alle mit bunten Farben frisch gestrichen. Auf dem Weg kommt man an einigen Barockkirchen vorbei. Die Täler in Oaxaca beschenken die Menschen mit vielen Früchten und Gemüse. Wir kaufen uns eine große Tüte mit zurechtgeschnittenem Obst. Besonders für Rainer ist diese Vitaminzufuhr wichtig, damit er wieder gesund wird.
Die mitgebrachte Winterdepression ist bereits verflogen, als wir zum Frühstück auf den Markt gehen. Prima Klima und die ganze Stadt strahlt in fröhlichen Farben. In einem großen Kessel kochen zwei Frauen Maiskolben. Seit dem 15. Jahrhundert gibt es ihn, den goldgelb schimmernden Mais. Eine Frucht, die die Eroberer nicht kannten, die aber später den gesamten europäischen und amerikanischen Kontinent eroberte. Die anspruchslose Pflanze wächst auf noch so dürftigen Boden und liefert einen hohen Ertrag. Ein mexikanisches Essen ohne Mais ist fast unvorstellbar. Fünfzig Prozent aller Lebensmittel bestehen hier aus Mais. Das Mehl für die Tortillas wird aus getrockneten und gemahlenen Maiskörnern hergestellt.
Wir trinken heiße Schokolade und essen frisch gebackene Brötchen. Ein Gitarrenspieler singt uns ein Liebeslied zu unserem Frühstück. Die Bäckereien in Mexiko sind eine wahre Pracht, an der wir uns noch oft laben werden. Eine Vielfalt an Kuchen, Brötchen und Torten so groß wie halbe Fußballtore, reich verziert mit buntem Zuckerwerk und farbenfrohen Cremes.
Ich überrede Rainer nach Zaachila mitzukommen. Hier findet heute der Donnerstagsmarkt statt. Wir fahren ca.20 km mit einem Gefährt aus Traktor und Bus dorthin. Bei dem Anblick des Marktes, mit den voll beladenen Tischen, den frisch geschnittenen Ananas und Melonen und Bergen von verschiedenen anderen Obst- und Gemüsesorten läuft einem geradezu das Wasser im Mund zusammen. Tische voll mit verzierten dekorativen Torten. Stückweise kann man sich diese auf den Teller geben lassen. Wir verzichten jedoch schweren Herzens aufgrund der Salmonellengefahr. Und jetzt, es ist unglaublich, wer das alles essen soll. Eine große Halle mit hunderten voll beladenen dreistöckigen Brotwagen. Mit so viel verschiedenen mit Zucker überzogenen Teigtaschen, Plunderstücken und gefüllten Kuchenwaren, dass unser Auge diese Vielfalt nicht überblicken kann. Wir kaufen ein und stellen später fest, dass wir das alles gar nicht aufessen können. Wie sagt man so schön, das Auge isst mit und da wir zwei Augen haben, haben wir auch doppelt so viel gekauft.
Alte grauhaarige Indianerfrauen verkaufen Kräuter, Gewürze und Gemüse. Lebendige Hühner und Glucken liegen zusammengebunden zum Verkauf auf dem Gehweg. Eine alte Eselskarre fährt vollgepackt mit Süßkartoffeln über den Markt. Bunte Kleider, Teppiche und Korbwaren werden angeboten. Aufgereiht auf Wäscheleinen zwischen den Bäumen wedeln weiß bestickte Blusen und bunte Teppiche im Wind. Und zu alledem erklingen hier und da die Klänge einer Marimba. Man könnte diesem bunten Treiben ewig zuschauen, aber der letzte Bus fährt gleich los und da müssen wir mit. Ich besorge nach der Ankunft in Oaxaca noch die Tickets für morgen nach Monte Alban und unsere Bustickets für übermorgen nach San Cristobal. Am Abend treffen wir Michael in einem Straßencafé, essen zusammen, reden über Mexiko und über sein Leben, das er einige Zeit im Jahr auf seiner Hazienda verbringt. Den schwarzen Vogelspinnen und den Skorpionen, die sich nachts ab und zu in sein Haus schleichen.
Nachdem die Klänge des Musikorchesters erloschen sind, verabschieden wir uns und gehen schlafen.
Unser Frühstücksmenü nehmen wir in einem Chocolate-Laden ein. Rührei, schwarze Bohnen, Tortillas, Brötchen, Cafe, heiße Schokolade und einen frisch gepressten Orangensaft. Der richtige Start für einen Ausflug nach Monte Alban, dem geheimnisvollen Ort in luftiger Höhe. Um 9.30 Uhr fährt der Bus am Zocalo ab.
„Man stelle sich einen hohen, abgelegenen Berg am Schnittpunkt dreier Täler vor, eine Insel, die sich fast 2000 m über dem fruchtbaren Meer an seinem Fuße erhebt. Eine erschreckende Vision. Aber die Zapoteken fürchteten sich nicht vor der artistischen Aufgabe, die vor ihnen lag. Sie begradigten den Gipfel, legten zwei riesige, rechteckige Höfe an, errichten in der Mitte Pyramiden-tempel oder Altäre mit anderen, noch viel größeren Pyramiden an jedem Ende, bauten Stufen, die sich mit glatten Teilen Mauerwerk abwechselten, um die Höfe mit Mauern zu umgeben, legten monumentale Treppenaufgänge an den Seiten der Pyramiden an und verzierten die Grundmauern mit in Stein gehauenen Fresken. Selbst heute, wo die Höfe mit Unkraut bewachsen sind und die Pyramiden unter dunklen Lagen von Torf begraben sind, selbst heute noch ist diese Zapotekenstadt in luftiger Höhe außergewöhnlich beeindruckend.
Monte Alban ist das Werk von Menschen, die die Architekturkunst bis in das Feinste beherrschten“.
Aldous Huxley, Beyond the Mexique Bay
Wie viele Millionen Körbe voll Erde und Steine mochten die Menschen wohl abgetragen haben, um diese 600 x 250 Meter große Plattform auf dem Berg zu begradigen. Nur auf dem Rücken der Menschen, den zu dieser Zeit gab es weder das Rad, noch kannte man die Hilfe von Lasttieren. Was heute noch zu sehen ist, ist das Zentrum der Stadt, das politische und religiöse Herz. Um die Götter positiv zu stimmen brauchten die Fürsten eine besondere Kultstätte. So entstand 500 v. Chr. dieses Zeremonialzentrum und später größter Warenumschlagplatz Mittelamerikas. Als die Spanier 2.000 Jahre später nach Oaxaca eindrangen, diente Monte Alban nur noch als Begräbnisstätte. Zur Blütezeit lebten hier mehr als 25.000 Menschen. Ein beachtlich großer gesellschaftlicher „Wasserkopf“ trug wahrscheinlich dazu bei, dass die Sozialstruktur der Zapoteken aus dem Gleichgewicht geriet.
Seit der Zeit vor ca.55 Jahren als Aldous Huxley Monte Alban besuchte ist natürlich einiges verändert worden.
Stufenanlagen, wuchtige Säulen, Tempel und Paläste wurden teilweise freigelegt. Im Grab Nr.7 fand man einen ungeheuer wertvollen Schatz, der im Regionalmuseum in Oaxaca aufbewahrt wird. Interessant ist die Anlage des rituellen tödlichen Ballspieles. Die Olmeken, Zapoteken, Mixteken, Maya, Azteken, Tolteken und viele andere Völker Mesoamerikas praktizierten das rituelle Ballspiel aus mehreren Gründen: Zu Ehren ihrer Götter und Herrscher, um religiöse Entscheidungen zu treffen, zur Unterhaltung der Herrscher und der Bevölkerung oder auch, um die Entscheidung einen Krieg zu führen. Der Himmel oder Kosmos wurde durch den steinernen Ring (durch dessen mittlere, kleine Öffnung die Spieler den Ball hindurchbringen mussten) symbolisiert. Jede Stadt besaß mindestens einen, oft mehrere gemauerte Ballspielplätze. Der Ball, der die Sonnenscheibe, und damit das Leben symbolisierte, bestand entweder aus Kautschuk oder aus einem mit Leder bezogenen Totenschädel. Die Spieler waren in der frühen Zeit meist Würdenträger, hochgestellte Persönlichkeiten, Fürsten oder Priester in der Tracht der Götter. Gefangene folgten erst zu einer viel späteren Zeit.
Der Ball durfte nur mit Ellbogen, Hüfte und Gesäß geprellt werden. Bei der Berührung anderer Körperteile gab es Strafpunkte. Gute Spieler schafften es, diesen Ball sogar eine ganze Stunde lang im Spiel zu halten, ohne dass er dabei den Boden berührte. Eine unglaubliche Vorstellung und Leistung, wenn man bedenkt, dass einige Spieler bereits während des Spieles verstarben: Sei es durch die Ermattung, wenn die Spieler ohne Pause dem Ball hinterherjagten, oder aber wenn der Ball sie mit voller Wucht an den ungeschützten Körperteilen traf. Ein wahrhaft „mörderisches" Spiel in den Augen der Betrachter. Umso größer war die Freude, wenn es jemandem gelang, den Ball durch das kleine Loch im Steinring zu werfen. Der Spieler wurde von allen in den Arm genommen und geehrt. Man sang Loblieder auf ihn. Die besonders guten Spieler wurden von den Herrschern wie tapfere Krieger belohnt. Ungeklärt ist jedoch, ob das Spiel wirklich immer mit dem Opfertod endet, die Geschichtsschreiber streiten sich noch heute darüber.
Zurück in Oaxaca schlendern wir durch die Markthalle, dann durch das Künstlerviertel mit den vielen bunt angestrichenen Fassaden und den schönen angelegten Patios hinter dem Haus. Wir besichtigen die gewaltige Kirche „San Domingo“ aus dem 16. Jahrhundert. Die Kirche wurde schon damals erdbebensicher gebaut, ist im Inneren reich geschmückt und verschwenderisch mit Blattgold ausgestattet. Am Nachmittag, wenn durch die gelben Fenster die Sonne hereinscheint, glänzt das Gold besonders prachtvoll.
Dann nehmen wir noch ein leckeres Menü, bestehend aus mit Käse überbackenen Burritos und knusprig eingerollten Tortillas ein. Wir holen unsere Sachen vom Hotel ab und starten 20.00 Uhr mit dem Nachtbus nach San Cristobal, wo wir am Morgen um 7.30 ankommen.
In der Nacht werden wir zweimal durch eine Militärstreife geweckt und kontrolliert. An einer Straßensperre der Militärmiliz kurz vor der Stadt werden Handzettel mit der Auskunft über die politische Situation in diesem Gebiet verteilt.
Wir befinden uns in einem Aufstandsgebiet mit derzeitigem Waffenstillstand. Chiapas, die südlichste und ärmste Region Mexikos, aber auch „Tor zur Welt der Mayas“ genannt. In diesem Gebiet leben Indios, denen die Großgrundbesitzer das Land raubten und die es auch durch die Agrarreform nicht zurückbekamen, in Konflikt mit der Regierung. Den Rebellen haben sich viele Dorfbewohner angeschlossen, die sich in die Wälder zurückgezogen haben, von denen aus sie operieren. Meist von „Trittbrettfahrern“ der Aufständischen, werden besonders in der Nacht, Busse überfallen und Reisende um ihre Wertgegenstände erleichtert.
Wir mieten uns im „Casa de Huespendes Margarita“ ein. Wandelnd durch die Straßen, bekommen wir einen ersten Einblick von einem der schönsten Kolonialstädte Mexikos. Auf dem Zocalo werden an den Souvenirständen der Ureinwohner, die mit den Rebellen sympathisieren, so genannte „Marcos Püppchen“ verkauft. Marcos war einer der Kommandanten, der in der Neujahrsnacht 1994 zahlreiche Städte und Dörfer, darunter auch San Cristobal besetzt hatte. Er stellte dabei die alten Forderungen nach „Erde und Freiheit“. Um den Kampf zu unterstützen, kaufen wir zwei Püppchen.
Draußen vor der Stadt erheben sich auf einem Hügel die Türme zweier Kirchen, die nicht sehenswert sind, aber einen schönen Ausblick auf die Umgebung haben. San Cristobal liegt auf einer Höhe von 2.100 Metern. Niedrig weiß gekalkte Häuser mit roten Ziegeldächern schmiegen sich eng aneinander. In der Ferne sind die Berge der Sierra Madre de Chiapas und die umliegenden Pinienwälder zu sehen. Man könnte denken, hier herrscht der Frieden auf Erden. Am Abend essen wir eine Aztekensuppe und trinken einen Saft aus sieben verschiedenen Früchten.
Heute führt uns unser Sonntagsausflug nach Chamula, etwa zehn Kilometer von San Cristobal entfernt. Es ist das Zentrum der selbstbewussten Chamulanen, sicherlich die eindrucksvollste Siedlung der Indios in der Umgebung. Die Menschen tragen noch ihre althergebrachten Trachten. Die Kleidung der Frauen besteht aus einem schwarzen Wolltuch, der als Rock gewickelt ist und mit einem breiten Tuch gehalten wird. Sie sind bekleidet mit bestickten blauen oder weißen Blusen. Männer tragen Hemden und darüber ein ärmelloses Gewand. Dem neuen Glauben des Christentums haben sich die Bewohner nicht unterworfen, sondern geschickt ihre alte Götterwelt mit dem Christentum verschmolzen. Jedes Dorf hat seinen Schutzheiligen, Chamula, den heiligen Johannes. Johannes der Täufer ihm weihten die spanischen Eroberer einst die Kirche und die Ureinwohner schufen dem Patron ihren eigenen Kult. Bevor wir die Kirche San Juan betreten, müssen wir uns beim zuständigen Tourismusbüro anmelden. Fotografieren in der Kirche ist strengstens verboten! Nach dem Glauben der Chamulas raubt die Kamera ihre Seele. Um dieses Verbot durchzusetzen, gibt es die Dorfpolizei mit ihren speziellen Holzknüppeln, die wohl auch schon manch ungehorsamer Tourist, zu spüren bekommen hat. Im schlimmsten Fall kann man auch im Gefängnis landen.
Wie sehr die Glaubensvorstellung der Chamulas von denen der traditionellen katholischen Kirche abweichen, wird sofort beim Betreten der Kirche deutlich. Wir treten in ein leeres Kirchenschiff. Sämtliches Inventar wurde beiseite gestellt. Weihrauchschwaden durchbrechen das spärliche Kerzenlicht, der Boden ausgelegt mit Kräutern und auf dem Boden kauernde Indios, lassen den Raum in eine mystische Welt verwandeln. Der harzige Duft der Piniennadeln, gemischt mit dem des verbrannten Wachses, verstärkt den Reiz des unerklärbar Unwiderstehlichen. Man fühlt sich den Göttern der Maya näher als den Heiligen der römischen - katholischen Kirche. Jesus Christus oben am Kreuz muss das Schauspiel über sich ergehen lassen, dass dutzende Hühner täglich hier ihr Ende finden. Plötzlich kommt aus dem hinteren Bereich der Kirche ein Schrei. Einem Huhn wird gerade der Hals umgedreht und es gackert gegen sein Schicksal an. Es wird für die nächste religiöse Zeremonie geopfert. Wir schauen hinüber. Eine andere Frau reibt sich mit dem Blut die Arme ein, dann greift sie eine Flasche Cola nimmt einen tiefen Zug und ihrem Mund entfährt ein lauter Rülpser. Das angestimmte Gebet einer indianischen Priesterin, die das Huhn dann mit Cola übergießt, gibt für uns Fremde schon ein merkwürdiges Brauchtum ab. Mit gleicher Sorgfalt besprenkelt sie dann mit der braunen Brühe die bunten Kerzen, die auf dem Kirchenboden aufgereiht sind. Nach dem Glauben der Chamulas ist die Frau nun von ihren Sünden gereinigt oder wurde von einer Krankheit geheilt. Viele Dorfbewohner weigern sich ins Krankenhaus zu gehen und vertrauen sich lieber den Kräften der Schamanen und die „heilende Wirkung“ der Kirchenrituale an. Tritt man aus der Kirche heraus, blendet die Sonne, die über dem Hochland der Sierra Madre den Platz erhellt.
Leider spielt die Rolle des Alkohols bei der Geisterbeschwörung eine immer größere Rolle. Auf dem Platz vor der Kirche berauschen sich die Familien mit Posh, einem lokalen Branntwein. Folge der Exzesse ist die Verarmung der Familien. Gerade heute, am Sonntag wirkt der Platz wie ein bunter Hexenkessel, mit seinen kostümierten Fahnenschwingenden Musikanten. Beim Überqueren des kleinen Marktes kaufe ich kleine Lehmtöpfchen und einige Wollsachen. Über einem Holzfeuer werden frische Tortillas zubereitet, die mit Käse und etwas Chili gereicht werden. Nachdem wir uns etwas zum Trinken gekauft haben, sind wir auch gleich von kleinen Gästen umzingelt, die wir zu einer Cola einladen. Bevor sie diese jedoch bekommen, machen wir einen kleinen Mathematiktest mit ihnen, den sie leider nicht ganz bestehen. Die Kinder sehen sehr verwahrlost und arm aus. Ich kaufe ihnen noch ein paar bunte, selbst gehäkelte Bänder ab.
Als wir wieder zurück in San Cristobal sind, gehen wir noch einmal auf den Zocalo. Das Rote Kreuz führt heute eine große Spendenaktion durch. Auf einem weißen Strich, der auf dem Boden aufgemalt und rund um den Zocalo gezogen wurde, können wir Geldstücke legen, woraufhin man dann einen Aufkleber bekommt.
Die Speisekarte ist lang und wir müssen uns zwischen Frijoles, zu einem dicken Brei eingekochte Bohnen, die sehr lecker schmecken, aber schwer im Magen liegen können, fetten scharfen Chilis, Burritos, Tacos und Enchiladas, gefalteten und gefüllten Quesadillas, Hähnchen oder Fisch entscheiden.
Nach dem Frühstück starten wir mit einem Jeep und sechs anderen Leuten zum 60 km entfernten Sumidero Canon. Zwei Stunden fahren wir die 40 km auf dem Rio Grijalva bis zum Damm mit einem Speedboot entlang. Die Strecke wird von beiderseits bis zu 1.000 bis 1.500 m hohen steilen Felswänden begleitet. Eine Landschaft, bei der das Auge gefesselt ist. Man hat fast das Gefühl, die Wände stehen senkrecht zum Wasser. An einigen interessanten Stellen hält der Bootsführer an und gibt Auskunft über Flora und Fauna. Zwischen den Blättern der Wasserpflanzen entdecken wir das Augenpaar eines Minialligators, der im Schatten der vorspringenden Felsbrocken faulenzt. An einem Platz befindet sich eine Gebetsstelle für die hunderte Indianer vom Stamm der Chiapas, die mit Frauen und Kindern auf der Flucht vor den Spaniern die Klippen hinunterstürzten. Die Klippen sind in der Regenzeit dicht mit Moosen und Farnen bedeckt, welche durch die vielen kleinen Wasserfälle feucht gehalten werden. Zahlreiche Vogelarten, wie Kormorane, Reiher, Pelikane und Tukane haben hier ihr Revier. Um die Mittagszeit ist es totenstill auf dem Fluss.
Auf dem Rückweg machen wir Stopp in Chiapa de Corzo, einer kleinen Kolonialstadt mit geruhsamer Atmosphäre. Der Ort wurde 1528 als spanisch indianische Siedlung gegründet. Auf der mit Bäumen bestehenden Plaza ziert die Mitte ein merkwürdiger Kolonialbau. Ein auf Säulen ruhendes offenes achteckiges Brunnenhaus. Die Stil-richtung des Bauwerks reicht von Stützbögen, die an gotische Kathedralen erinnern, bis zu einer Kuppel aus teils spanischen und italienischen Traditionen. Die Dekorationen sind stark arabisch beeinflusst.
Am Abend genießen wir die untergehende Sonne, die sich auf dem Gelb der „Iglesia de San Nicolas Tolentino“, in ein leuchtendes dunkles Orange verwandelt.
Zu erwähnen in diesem Gebiet ist natürlich noch Emilio Zapata, jener Robin Hood der Revolution, der 1910 zahlreiche Rathäuser und Kasernen stürmte. Der den Reichen ihren Besitz nahm und an die Armen verteilte. In ganz Mexiko wird er als Nationalheld gefeiert. Er ist längst ein Teil mexikanischer Identität (Zapatisten Bewegung).
Am Morgen fahren wir mit dem Bus nach Palenque. Die Fahrt führt uns durch einen wunderschönen Bergregenwald mit vielen, aber uns schon bekannten Haarnadelkurven. Auf der Weiterfahrt werden wir nach zwei Stunden durch eine Straßensperre der Indios aufgehalten. Sechs Autos stehen vor uns. Dieses Mal werden Handzettel verteilt, auf denen die Indios auf ihre Lage und die Forderungen an die Regierung aufmerksam machen.
In Palenque kommen wir mittags an. Das Thermometer zeigt auf 38 Grad. Im Hotel Continental lassen wir uns nieder. Es herrscht unaufhörlicher Lärm auf dem Flur. Wir treffen einige Leute aus San Cristobal und gehen mit ihnen gemeinsam etwas essen.
Der Ort Palenque an sich hat nicht viel zu bieten. Er ist Verkehrs – und Versorgungsknotenpunkt für Besucher der nahe liegenden Ruinenstadt und Ausgangsort für Exkursionen in dem noch weitgehend mit tropischem Regenwald bestandenen Bergland von Chiapas.
Um 19.30 starten wir unsere ersten Schlafversuche, aber die Fußballmannschaft und ihre Fans, die auf unserem Flur wohnen, feiern die ganze Nacht.
Am Morgen wechseln wir das Hotel und fahren anschließend mit einem Collectivo nach „Palenque Ruinas“. Es ist bewölkt und es sind nur sehr wenige Touristen in den frühen Morgenstunden unterwegs. Die Ruinen erwarten uns wie ein kalter Leichnam aus Stein. Eine gespenstische Stille liegt über dieser fremdartigen Architektur eingebettet in der tropischen Waldlandschaft. Es ist sicher die eindrucksvollste Ruinenlandschaft in ganz Mexiko. Die im Urwald versunkene Mayastadt wurde 1773 durch einen Spanier entdeckt. Der Dschungel hat die einst prächtigen Bauwerke verschlungen und was nicht aus Gold und Stein war vermoderte in der Feuchtigkeit des Regenwaldes. Die versunkenen Tempel und die von Geheimnissen umwitterten Pyramiden gaben Anlass zu wilden Spekulationen über die Bewohner und deren Leben. 1786 ließ der Gouverneur von Guatemala, der damals für dieses Gebiet zuständig war, die überwucherten Gebäudereste mit einem Heer indianischer Hilfskräfte freilegen. So schaffte er mit Feuer, Äxten und Macheten, die Freilegung, wofür man heute mit speziellen Schaufeln und Pinseln, Jahre benötigen würden. Dabei wurden sicherlich diverse Stuckdekorationen, Malereien und Gebäudeteile zerstört.
Die Ruinen, für die oft künstliche Terrassierungen angelegt wurden, schmiegen sich an die grünen Hügel des Hochlands an, die in die Architektur der Stadt integriert wurden. Zentrum der Stadt bilden der Tempel der Inschriften, der vermutlich das bekannteste Gebäude Palenques ist, und der ihm gegenüberliegende Palast. Er hebt sich hervor, der Tempel der Inschriften, vor dem dunklen Grün des Tropenwaldes.
Wir steigen auf die oberste Plattform der neunfach gestuften Pyramide hinauf. Rund 600 Hieroglyphen sind in die Steine eingemeißelt. Der Eingang, hinter dem sich ein verschütteter 18 Meter langer Gang zur Grabkammer verbirgt, wurde im Laufe von drei Jahren komplett freigelegt und ist heute frei zugänglich. Neben dem Sarkophag befanden sich dort zum Zeitpunkt der Entdeckung außerdem noch die Skelette mehrerer Jugendlicher, sowie einige Tongefäße und zwei Stuckköpfe. Wir nehmen hier oben unser Frühstück ein und blicken auf den uns zu Füßen liegenden Palast mit seinen verschachtelten Höfen und galerieartig angeordneten Gebäuden. Auf einer Fläche von 100 x 80 Metern erhebt sich der größte architektonische Komplex von ganz Palenque. Der Palast besitzt mehrere Innenhöfe, die als Lichtquelle für die umliegenden Räume dienten. Südöstlich des Palastes und jenseits des Flusses, der von den Maya zum Teil unterirdisch durch die Stadt geleitet