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Jeder Mensch braucht Erlösung. Das setzt voraus, dass er verloren ist. Und tatsächlich: Gott sieht den Menschen als sündig und in Finsternis. Aber dort will Er ihn nicht lassen. Er zeigt uns in der Bibel einen Weg aus der Finsternis zum Licht, einen Weg zu bleibender Freude, ja einen Weg zu Ihm selbst. Dieser Weg wird in fünf Kapiteln anhand von Bibeltexten ausführlich beschrieben. Anliegen des Autors ist es, uns die Errettung durch den Herrn Jesus und die ganze Tragweite seines Sühnetodes am Kreuz auf Golgatha deutlich und wertvoll zu machen.
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Seitenzahl: 190
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Die Bibelstellen werden nach der überarbeiteten Fassung der „Elberfelder Übersetzung“ (Edition CSV Hückeswagen) angeführt.
6. Auflage 2021
© 2021 by Christliche Schriftenverbreitung, Hückeswagen
Umschlaggestaltung: Christliche Schriftenverbreitung
Druck: BasseDruck, Hagen
Printed in Germany
ISBN 978-3-89287-396-9
www.csv-verlag.de
Einleitung
Aus der Fremde in des Vaters Haus
Gleichnisse
Die Verantwortlichkeit des Menschen
Der Charakter der Sünde
In fernem Land
Die Güte Gottes, die zur Buße leitet
Bekehrung, Buße und Bekenntnis
Die überschwängliche Gnade Gottes
Die Freude Gottes
Im Haus des Vaters
Der selbstgerechte Mensch
Von der Landstraße zum Hochzeitssaal
Die Wege Gottes mit dem Menschen
Das Reich der Himmel
Die Gedanken des Königs über seinen Sohn
Die Einladung des Königs
Nach dem Kreuz
Was Gott bereitet hat
Die Verwerfung der Gnade
Das Gericht über Jerusalem
Dem Juden zuerst als auch dem Griechen
Das Hochzeitskleid
Aus Glauben gerechtfertigt
Ergebnisse der Rechtfertigung
Friede mit Gott
Stehen in der Gnade
Die Herrlichkeit Gottes
Ohne Hochzeitskleid
Ewiges Gericht
Viele Berufene
Vom Tod zum Leben
„Von Neuem geboren“ – was ist das?
Überführt – aber nicht bekehrt
Bedürfnisse
Das Reich Gottes „sehen“
Was bedeutet „Reich Gottes“?
In das Reich Gottes „eingehen“
Aus „Wasser“ …
… und „Geist“
Die Bedeutung von „Fleisch“
Zwei Naturen
Die Notwendigkeit der neuen Geburt
Aus Gott geboren
„Der Wind weht, wo er will“
Der himmlische Zeuge
Ein göttliches Muss
Verloren gehen
Ewiges Leben
Vom Kreuz zum Paradies
Unter die Gesetzlosen gerechnet
Kein Unterschied
Bekehrung und Friede
Im Licht Gottes
Nichts Ungeziemendes
Das Gebet des Räubers
Die Antwort des Herrn
„Es ist vollbracht!“
Auf immerdar vollkommen gemacht
Die Vergebung der Sünden
Frieden durch das Blut seines Kreuzes
Durch Jesus entschlafen
Im Paradies Gottes
Aus Finsternis zum Lichtglanz der Erkenntnis Gottes
Finsternis in der Schöpfung
Die Erde – Schauplatz der Erprobung
Der Mensch in Finsternis
Das große Licht
Wie und was Paulus predigte
Der Lichtglanz des Evangeliums
Die Verblendung durch Satan
Wir erkennen stückweise
Die Wiederkunft Christi
Dort oben im Licht
AUF EINEM KLEINEN FRIEDHOF im Markgräflerland (Region im äußersten Südwesten Deutschlands) ziert ein in Form eines Kreuzes aus Granit gehauener Stein ein sonst schmuckloses Grab. Er trägt die interessante lateinische Inschrift:
EX DEO NASCIMUR
IN CHRISTO MORIMUR
PER SPIRITUM SANCTUM
REVIVISCIMUS
Die Übertragung ins Deutsche lautet:
AUS GOTT WERDEN WIR GEBOREN
IN CHRISTUS STERBEN WIR
DURCH DEN HEILIGEN GEIST
WERDEN WIR WIEDER LEBENDIG
Oft bin ich vor diesem Stein sinnend stehen geblieben. Ist dieser Spruch ein Wort aus der Bibel, dem Wort Gottes? Soweit ich die Heilige Schrift kenne, enthält sie dieses Wort nicht. Dennoch, er klingt gut, dieser Spruch. Aber ist er wahr? Oder hat sich sein Verfasser einer schrecklichen Täuschung hingegeben? Je mehr ich über diesen Spruch nachdachte, desto klarer wurde mir: Er ist in höchstem Maß irreführend. Desto klarer wurde mir auch, dass die ganze Christenheit voll solch schön klingender Sprüche ist. Zum Teil sind sie sogar der Bibel entnommen und somit in sich selbst wahr; aber falsch oder auf die falschen Personen angewandt, wiegen sie die Menschen in eine falsche Sicherheit: Sie wähnen ihre Sache mit Gott in Ordnung und – gehen ewig verloren.
Diese Sache ist zu ernst, um auf die leichte Schulter genommen zu werden. Das vorliegende kleine Buch will Ihnen darin eine Hilfe, ein Wegweiser sein. Es will Ihnen zeigen, wie man wirklich „aus Gott geboren“ werden kann; wie man glücklich „in Christus sterben“ und wie man zuversichtlich der leibhaftigen Auferstehung, dem „Wieder-lebendig-Werden“, entgegensehen kann.
Wenn ich nun im Verlauf des Buchs gelegentlich auf diese Grabinschrift zurückkomme, dann nicht deswegen, weil sie so berühmt oder so weltbewegend wäre. Aber sie ist so symptomatisch, so beispielhaft für vieles in der Christenheit: für ihre Andachten, Ansprachen, Predigten, Krankensendungen, Grabreden. Die Menschen werden mit Gottesworten getröstet, die ihnen zum großen Teil gar nicht gelten oder zustehen. Mit überaus großer Freizügigkeit, ja Leichtfertigkeit wird das Wort Gottes im Mund geführt und auf die Menschen angewandt – zu deren ewigem Schaden.
Achten Sie bitte einmal selbst darauf: Wird auch von der ERLÖSUNG gesprochen, die in Christus Jesus ist, deren der SÜNDER bedarf? Gott spricht viel davon, die Menschen fast nicht mehr. Man redet von guten Werken, vom Nett-Sein zum Nachbarn, vom Mut-Haben in Schwierigkeiten, vom Hoffnung-Haben in Krankheiten, vom Vertrauen in sich selbst, vom Vertrauen zu den Menschen, vom ethischen Vorbild Jesu, dem man nacheifern muss. Geht das nicht alles am eigentlichen Kern der Sache vorbei? Ist das nicht alles ein groß angelegtes, christlich angestrichenes Täuschungsmanöver des Teufels, des großen Widersachers Gottes und der Menschen? Denn erweckt er dadurch nicht den Eindruck, dass die Sache des Menschen mit Gott so übel gar nicht steht, dass er sich schließlich selbst erlösen kann und dazu keines „Heilands“ bedarf? Wenn er sich nur ein wenig anstrengt, wird schon alles recht werden, wird Gott ihm schon gnädig sein und ihm am Ende wenigstens ein kleines Plätzchen im Himmel geben.
Die christliche Welt ist voller Appelle, das Leben nach christlichen Idealen auszurichten. Das vorliegende Buch tut das nicht. Denn Gott ermahnt nicht unbekehrte Menschen zu einer christlichen Lebensführung: Er ermahnt nur seine Kinder. Würde Er unbekehrte Menschen ermahnen, so würde Er damit den Sühnetod seines Sohnes und das Evangelium über seinen Sohn für unnötig und überflüssig erklären. Er würde sie geradezu zerstören. Das aber wird und kann Er nie, nie tun. Was Er aber tut, ist dies: Er gebietet jetzt den Menschen, dass sie alle allenthalben Buße tun sollen.
Zuweilen leugnet der Teufel Gott und Himmel und Hölle, zuweilen gibt er sich „christlich“. Ich glaube, dass diese zweite Taktik die weit gefährlichere ist und dass er damit gerade den anständigen, religiösen Menschen zu täuschen vermag. Das möchte ich mit Gottes Hilfe auf den folgenden Seiten zeigen, und dazu soll mir auch diese Grabinschrift dienen.
Gott sieht den natürlichen Menschen nicht mit einem „guten Kern“, den man nur richtig entwickeln muss. Nein, Er sieht ihn als „verloren“, als „fern von Gott“, als „tot“, als „sündig“, als „blind“ und „in Finsternis“. Damit haben wir bereits die fünf Kapitel dieses Buchs abgegrenzt und ihren jeweiligen Ausgangspunkt angegeben.
Aber das wäre kein Evangelium, keine gute Botschaft, wollte ich bei diesem demütigenden Ausgangspunkt stehen bleiben und nur den traurigen Zustand des Menschen und dessen überaus ernste Konsequenzen für die Ewigkeit beschreiben. Gott ist der große Arzt der Seele. Er hat nicht allein eine vollkommen richtige Diagnose, sondern auch das allein richtige und das allein wirksame Heilmittel. Und weil Gott Liebe ist, möchte Er den Menschen nicht in seinem natürlichen Zustand belassen und ihn in die ewige Verdammnis gehen lassen, Er möchte ihn vielmehr „aus der Finsternis in sein wunderbares Licht“ bringen. Das allerdings ist eine gute Botschaft! Dieses Buch will Sie nun gleichsam an die Hand nehmen – Ihre Einwilligung dazu vorausgesetzt – und Sie dorthin führen, wo wahrhaft Licht und Liebe, wo wahrhaft Freude und Glück, wo wahrhaft Leben in Ewigkeit ist – zu Gott selbst.
Vielleicht ist der eine oder andere meiner geschätzten Leser bereits ein glückliches Kind Gottes. Dann will Ihnen das kleine Buch eine Hilfe sein zum tieferen Erfassen der großartigen Wahrheit Gottes und der gesegneten Stellung des Christen vor Gott, deren Sie sich schon heute erfreuen dürfen und sollen. Es will Ihnen auch die unbeschreibliche, herrliche Zukunft vorstellen, die vor Ihnen liegt, und Ihnen somit einen tiefen Trost auf dem nicht immer einfachen Weg dorthin vermitteln.
Jedes der fünf Kapitel ist in sich abgeschlossen und kann unabhängig von den anderen gelesen werden, wenngleich eine gewisse Folgerichtigkeit in ihrer Anordnung vorliegt. Eins ist allen fünf Kapiteln gemeinsam: Sie zeigen stets den Weg von etwas weg zu etwas hin. Im Grund enthalten sie alle dieselbe Botschaft, die aber von verschiedenen Blickpunkten aus gesehen wird. Nimmt man sie alle zusammen, so gewähren sie – das jedenfalls hoffe ich zu Gott – einen guten Überblick über den Teil der Wahrheit Gottes, mit dem wir uns hier beschäftigen wollen.
Noch etwas zum Schluss meiner einführenden Worte. Ich gestatte mir, Sie in meinen Ausführungen mit dem schlichten, persönlichen Du anzureden. Das ist durchaus keine Respektlosigkeit, scheint mir aber bei der Übermittlung der göttlichen Botschaft an den Menschen die passende Anrede zu sein.
ZUR GRUNDLAGE DIESES ersten Kapitels wollen wir das Gleichnis vom „verlorenen Sohn“ in Lukas 15 nehmen, dessen erster Teil folgenden Wortlaut hat:
„Er sprach aber: Ein gewisser Mensch hatte zwei Söhne; und der jüngere von ihnen sprach zu dem Vater: Vater, gib mir den Teil des Vermögens, der mir zufällt. Und er teilte ihnen die Habe. Und nach nicht vielen Tagen brachte der jüngere Sohn alles zusammen und reiste weg in ein fernes Land, und dort vergeudete er sein Vermögen, indem er ausschweifend lebte. Als er aber alles verschwendet hatte, kam eine gewaltige Hungersnot über jenes Land, und er selbst fing an, Mangel zu leiden. Und er ging hin und hängte sich an einen der Bürger jenes Landes; und der schickte ihn auf seine Felder, Schweine zu hüten. Und er begehrte seinen Bauch zu füllen mit den Futterpflanzen, die die Schweine fraßen; und niemand gab ihm. Als er aber zu sich selbst kam, sprach er: Wie viele Tagelöhner meines Vaters haben Überfluss an Brot, ich aber komme hier um vor Hunger. Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen und will zu ihm sagen:Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir, ich bin nicht mehr würdig, dein Sohn zu heißen; mache mich wie einen deiner Tagelöhner. Und er machte sich auf und ging zu seinem Vater. Als er aber noch fern war, sah ihn sein Vater und wurde innerlich bewegt und lief hin und fiel ihm um den Hals und küsste ihn sehr. Der Sohn aber sprach zu ihm: Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir, ich bin nicht mehr würdig, dein Sohn zu heißen. Der Vater aber sprach zu seinen Knechten: Bringt schnell das beste Gewand her und zieht es ihm an und tut einen Ring an seine Hand und Sandalen an seine Füße; und bringt das gemästete Kalb her und schlachtet es und lasst uns essen und fröhlich sein; denn dieser mein Sohn war tot und ist wieder lebendig geworden, war verloren und ist gefunden worden. Und sie fingen an, fröhlich zu sein“ (Lk 15,11-24).
Es ist ein sehr ernstes und zugleich ein überaus liebliches Bild, das der Herr Jesus hier vor unseren Augen entwirft. Ernst: weil es uns den Weg des Menschen weg von Gott zeigt. Lieblich: weil es uns vorstellt, wie der Vater den Zurückkehrenden aufnimmt.
Ehe wir uns dem vorstehenden Bibeltext näher zuwenden, seien einige Hinweise erlaubt, die von Nutzen sein können. Wenn der Herr Jesus Worte der Gnade und Belehrung ausspricht, sind sie immer – so einfach sie klingen mögen – von tiefster Bedeutung und Wahrheit. Wir erwarten das auch gar nicht anders, wenn wir bedenken, dass Gott, der Sohn, spricht, dass Der redet, der selbst das lebendige Wort Gottes, der selbst die Wahrheit ist. Auch wenn der Herr seine Unterweisungen in die Form von Gleichnissen kleidet, sind seine Worte vollkommene Wahrheit und von unergründlicher Tiefe. Wir werden das, so hoffe ich, bei der Betrachtung des Gleichnisses von dem verlorenen Sohn noch finden.
Hier spricht also Der, über dessen Lippen Holdseligkeit ausgegossen ist (Ps 45,2), aus dessen Mund Worte der Gnade (Lk 4,22), aber auch Worte der Wahrheit (Lk 4,25) kamen, dessen Worte wir eingedenk sein müssen (Apg 20,35); denn „niemals hat ein Mensch so geredet wie dieser Mensch“ (Joh 7,46). Die Worte der Apostel und Propheten des Alten und Neuen Testaments, die in der Heiligen Schrift niedergelegt sind, waren gleichfalls vom Heiligen Geist inspiriert, d.h. eingegeben; aber diese heiligen Männer erfuhren nicht immer diese Inspiration. Christus dagegen sprach immer ohne Irrtum. Jedes seiner Worte ist absolute Wahrheit, und seine Schafe hören seine Stimme (Joh 10,27).
Ein Gleichnis ist keine Fabel, welche die Dinge entgegengesetzt der Natur darstellt. Einem Gleichnis liegt stets ein Vorgang aus dem normalen Leben zugrunde, wie er täglich vorkommen kann. Ein Gleichnis mag nicht eine tatsächliche Begebenheit schildern, aber so könnte sie geschehen sein. Anhand dieses natürlichen Vorgangs wird ein geistlicher Vorgang oder eine göttliche Wahrheit erklärt.
Ferner ist zu bedenken, dass in einem Gleichnis nicht jede Einzelheit eine geistliche Bedeutung hat. Auch gibt ein Gleichnis nicht jede Seite der göttlichen Wahrheit wieder, sondern es zeigt vielmehr eine Hauptlinie der Belehrung auf, die wir erfassen sollen. Darin liegt gerade der Wert und die Bedeutung der Belehrung durch Gleichnisse.
Im Ganzen sind es drei Gleichnisse, die das 15. Kapitel des Lukasevangeliums enthält. Dem Gleichnis vom verlorenen Sohn, bzw. von den beiden Söhnen, gehen die Gleichnisse vom verlorenen Schaf und der verlorenen Drachme voraus. Alle drei Gleichnisse sind eine Antwort des Herrn auf den Vorwurf der selbstgerechten Pharisäer, dass Er Sünder aufnehme und mit ihnen esse. Im Gleichnis vom verirrten Schaf geht der Hirte dem Schaf nach, bis er es findet. Im Gleichnis von der verlorenen Drachme nimmt die Frau die Lampe und sucht so lange, bis sie sie findet. Und im Gleichnis vom verlorenen Sohn wartet der Vater auf den verlorenen Sohn, bis er heimkommt, und nimmt ihn mit bewegtem Herzen auf. So deutet der Herr eine gewaltig große Wahrheit an, die wir gleich zu Anfang ins Herz aufnehmen wollen: Die ganze Dreieinheit Gottes – Gott, der Sohn, und Gott, der Heilige Geist, und Gott, der Vater – ist in Gnade mit der Errettung von Sündern beschäftigt. In allen drei Gleichnissen ist Freude das Ergebnis: Freude im Himmel über einen Sünder, der Buße tut.
Vielleicht ist einer meiner geschätzten Leser bereits jetzt geneigt, dieses Buch ungehalten wegzulegen. Er wollte nicht von „Sündern“ und vom „Buße-Tun“ hören. Doch bedenke: Gott liebt dich; Er beschäftigt sich mit dir und wartet auf dich, dass du heimkommst. Folgst du den Erfahrungen, die nun vor uns gestellt werden, so wird das Ende unaussprechliche Freude sein: „Und sie fingen an, fröhlich zu sein.“ Lass dich doch von dem Heiland der Sünder, der auch dein Heiland sein will, an die Hand nehmen und in das Haus des Vaters führen, wo du das findest, was du hier auf der Erde vergeblich suchst – Freude und Frieden!
Fassen wir noch einmal das bisher Gesagte zusammen. Der Herr Jesus zeigt uns in den Gleichnissen von Lukas 15, wie sich Gott in seiner Gnade um den verlorenen Menschen bemüht, um ihn zurück zu sich zu bringen. Er zeigt uns hier nicht, worauf das Heil ruht, zeigt uns nicht das Sühnungswerk, das Er vollbracht hat. Was Er uns hier zeigt, ist dies: den Weg zum Heil – den Weg AUS DER FINSTERNIS ZUM LICHT.
„Er sprach aber: Ein gewisser Mensch hatte zwei Söhne“ (V. 11).
Dieser, das Gleichnis einleitende Satz deutet den Ursprung des Menschen als Geschöpf an: Er ist ein Geschöpf Gottes, hat seinen Ursprung in Gott. Ich sage: „deutet an“, weil wir hier nicht die Lehre darüber haben, wohl aber eine Andeutung davon. Die Lehre selbst wird uns im Epheserbrief gegeben: „ein Gott und Vater aller, der über allen und durch alle und in uns allen ist“ (Kap. 4,6). Als Schöpfer, das will uns diese Stelle sagen, ist Er der Gott und Vater aller Menschen. In diesem Sinn sagt auch Paulus auf dem Areopag zu den Athenern: „Er hat aus einem Blut jede Nation der Menschen gemacht, … Denn in ihm leben und weben und sind wir, wie auch einige eurer Dichter gesagt haben: ,Denn wir sind auch sein Geschlecht.‘ Da wir nun Gottes Geschlecht sind …“ (Apg 17,26-29). Auch wird die Herkunft Adams in Lukas 3,38 direkt von Gott hergeleitet: „des Adam, des Gottes.“
Dass wir als Gottes Geschöpfe aus seiner Hand hervorgegangen sind, dass Er einst „den Odem des Lebens“ in die Nase des Menschen hauchte (1. Mo 2,7), ist durchaus keine nebensächliche Sache. Wäre sie so nebensächlich, würde sie der Teufel nicht derart bekämpfen durch Entwicklungstheorien usw., durch die er versucht, Gott als Schöpfer in den Augen der Menschen beiseitezusetzen. Tatsächlich liegt in dem Umstand, dass wir in dem Bild Gottes und nach seinem Gleichnis erschaffen (1. Mose 1,26) und somit mit Einsicht und Vernunft begabte Geschöpfe Gottes sind, unsere Verantwortlichkeit vor unserem Schöpfer begründet. Nicht nur sind wir Ihm für das, was Er uns in seiner Güte als seinen Geschöpfen an Gaben und Fähigkeiten anvertraut hat, direkt und persönlich verantwortlich, sondern weil wir in seinem Bild erschaffen sind, sind wir auch verantwortlich, Gott in dieser Welt durch diese Fähigkeiten darzustellen; denn „Bild“ bedeutet „Darstellung“. Deswegen schuldet Ihm jeder Mensch Gehorsam. Er mag nicht viel von der Bibel verstehen oder gar nie etwas von Christus gehört haben; aber die Tatsache, dass er einen Schöpfer hat, der ihm seine ewige Kraft und seine Göttlichkeit in der sichtbaren Schöpfung kundgemacht hat, macht ihn vor Ihm verantwortlich, „damit sie ohne Entschuldigung seien“ (lies Röm 1,18-25).
Um noch einem irrigen Gedanken vorzubeugen: Diese beiden Söhne des Vaters bilden nicht etwa Kinder Gottes vor, die durch die Gnade Gottes bereits von „Neuem geboren“ waren (mit dieser Wahrheit wollen wir uns später beschäftigen), sondern natürliche Menschen in ihrer Stellung und Verantwortlichkeit vor Gott, dem sie ihre Existenz verdanken.
EX DEO NASCIMUR – AUS GOTT SIND WIR GEBOREN
Dieser Spruch auf jenem Grabstein, von dem ich eingangs sprach, ist, wenn man ihn auf den Menschen als solchen anwendet, ein verhängnisvoller Irrtum. Nein, der Mensch, der in diese Welt geboren wird, ist durchaus nicht „aus Gott geboren“, obwohl er Gott zum Schöpfer hat. Weder die Tatsache, dass er christliche Eltern hat, noch, dass er christlich getauft wurde, macht ihn zu einem Kind Gottes, d.h. zu einem aus Gott Geborenen. Dazu bedarf es der Bekehrung, der gläubigen Hinwendung zu Gott, wie wir im Verlauf unseres Gleichnisses noch sehen werden.
„Und der jüngere von ihnen sprach zu dem Vater: Vater, gib mir den Teil des Vermögens, der mir zufällt. Und er teilte ihnen die Habe. Und nach nicht vielen Tagen brachte der jüngere Sohn alles zusammen und reiste weg in ein fernes Land, und dort vergeudete er sein Vermögen, indem er ausschweifend lebte“ (V. 12.13).
Hier wird uns in überaus plastischer Weise das Prinzip und das Geheimnis der Sünde vorgestellt: Der jüngere Sohn wollte den Vater verlassen, um ganz seinem eigenen Willen folgen zu können. Nicht der ausschweifende Wandel ist das eigentliche Prinzip der Sünde, er ist mehr ihr sündiges Ergebnis. Aber sich von Gott zu entfernen, um nur den eigenen Willen zu tun – das ist der Grundsatz der Sünde, ist, um mit l. Johannes 3,4 zu sprechen, „die Gesetzlosigkeit“. In der ersten Handlung des jungen Mannes lag das ganze Unheil begründet; er kehrte dem Vater den Rücken, um sein Leben ohne ihn zu gestalten, um ohne ihn glücklich zu sein.
Das ist in der Tat der Weg, die Geschichte eines jeden Menschen. Seit durch den ersten Menschen die Sünde in die Welt gekommen ist, geht der Mensch wie Kain von dem Angesicht Gottes weg (1. Mo 4,16), um das zu tun, was ihm selbst gefällt. Ist das nicht etwas überaus Ernstes? Wo man in der Welt hinblickt, sieht man diesen Grundsatz handgreiflich vor sich. Er regiert die Welt. Und wie viele junge Menschen sagen sich heute buchstäblich vom Elternhaus los, gehen so früh wie möglich davon, um unabhängig zu sein, d.h., dem Eigenwillen zu folgen. Dieser Grundsatz der Unabhängigkeit von Gott und des Eigenwillens durchdringt die ganze Welt, durchdringt alle Schichten und alle Bereiche. Es ist Sünde im eigentlichen Sinn.
Wir fühlen es tief, wenn uns unsere Kinder so behandeln, wie der jüngere Sohn seinen Vater behandelte. Haben wir das von ihnen verdient? Haben wir ihnen nicht viel Liebe und Sorgfalt angedeihen lassen? Und jetzt kehren sie uns kalt den Rücken! War denn der Vater in unserem Gleichnis ein harter, liebloser Mann, dem man so schnell wie möglich zu entrinnen sucht? Der weitere Verlauf der Geschichte zeigt gerade das Gegenteil. Dennoch hatte der junge Mann es sehr eilig, von ihm fortzukommen. „Nach nicht vielen Tagen“, sagt die Schrift. Musste das nicht den Vater schmerzen? Diesen traurigen Weg, liebe Freunde, sind wir alle ohne Ausnahme gegangen, haben uns alle gegen Gott versündigt und Ihm alsbald den Rücken gekehrt, um unseren eigenen Weg zu gehen. „Wir wandten uns jeder auf seinen Weg“ (Jes 53,6). Und der Psalmist David erläutert uns sozusagen dieses „Nach-nicht-vielen-Tagen“ und sagt von den Gesetzlosen, dass sie „von Mutterschoß an“ abgewichen sind, „von Mutterleib an“ irren (Ps 58,4). Haben wir das schon einmal bedacht? Haben wir hierüber schon einmal die richtigen Gefühle für Gott gehabt?
Als der Verfasser vor einiger Zeit einem jungen Menschen eine Evangeliumsschrift mit dem Titel „DEIN WEG“ geben wollte, antwortete dieser, nachdem er den Titel gelesen hatte, freundlich, aber kühl: „Danke! Ich gehe meinen Weg.“ Diese Antwort erleuchtet schlagartig das, worüber wir jetzt sprechen. Der Mensch will seinen Weg gehen, ohne nach Gott zu fragen. Und ich wiederhole noch einmal: Das ist die eigentliche Sünde, aus der alle anderen entspringen.
Und damit kommen wir noch zu einem anderen Punkt. Wir Menschen machen Unterschiede zwischen den Sündern, und diese Unterschiede bestehen tatsächlich. Nicht alle von uns haben ausschweifend gelebt, obwohl etliche von uns solche gewesen sind (1. Kor 6,11). Andere haben äußerlich einen durchaus ehrbaren Wandel geführt. Wenn wir aber die Wurzel unserer Sünde und das Herz des Menschen betrachten, verschwinden diese Unterschiede völlig. Was den Seelenzustand des jüngeren Sohnes anging, so war er, als er von dem Schweinefutter essen wollte, nicht ein größerer Sünder, als da er seinem Vater den Rücken kehrte. Das Übel lag in seinem Herzen, das ohne den Vater glücklich sein wollte.
So ist es bei einem jeden Menschen von Natur: Sein Herz und damit sein Wille ist Gott entfremdet. Noch einmal sei es gesagt: Nicht jeder hat sich in gleichem Maß der Ausschweifung hingegeben, aber wir sind alle in ein fernes Land gegangen, um fern von Gott zu leben. Doch der Herr Jesus greift gerade diesen jüngeren, heruntergekommenen Sohn als Beispiel heraus, um zu zeigen, dass die Gnade Gottes auch ihn zu erreichen vermag.
Der Vater hatte es seinem jüngeren Sohn nicht verwehrt, von ihm wegzugehen. Vielmehr lesen wir: „Und er teilte ihnen die Habe.“ So hindert auch Gott den Menschen nicht, seinen eigenen Weg zu erwählen. Er stellt ihn jedoch dadurch auf die Probe, dass Er ihm von seinem „Vermögen“ gibt: Es würde sich erweisen, was er damit tut. Der Mensch ist für sein Tun verantwortlich. In gewissem Sinn gestattet Gott dem Menschen, mit dem, was Er ihm anvertraut hat, zu tun, wie es ihm gefällt. Wird dadurch doch nur offenbar werden, wohin dessen Herz geht. Wie erforschend ist dieser Gedanke! Der weise „Prediger“ drückt ihn so aus: „Allein, siehe, dies habe ich gefunden, dass Gott den Menschen aufrichtig geschaffen hat“ (ist das nicht ein großes „Vermögen“?), „sie aber haben viele Ränke gesucht“ (Pred 7,29).
Der junge Mann schien sich in dem fernen Land