Aus meiner Babysprechstunde - Vivian Weigert - E-Book

Aus meiner Babysprechstunde E-Book

Vivian Weigert

0,0
8,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

So helfen Sie Ihrem Baby, wenn es unruhig ist

Die erste Zeit mit einem Baby ist wunderschön. Doch wie schnell kann man unsicher werden: Ist mein Kind gesund? Es schreit so viel, es schläft so wenig, es macht nachts all diese Geräusche … ist das wirklich normal?

Vivian Weigert bietet ganz konkrete Hilfe aus ihrer Beratungspraxis: Für häufiges Schreien, Blähungen, Hautreizungen, Schnupfen und viele andere Wehwehchen gibt es überraschend einfache Lösungen. Mit diesen erprobten Tipps können Eltern ihrem Kind – und sich selbst – helfen. Hausmittel, Homöopathie und Osteopathie zeigen sichere und sanfte Wege zum zufriedenen Baby.

- Was am besten wirkt: von Ausschlag bis Zahnen

- Mit Elternfragen und Fallbeispielen

- Für Kinder von 0 bis 3 Jahren

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Seitenzahl: 391

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Über das Buch

Wenn mein Baby unruhig ist: Sanfte Hilfe von Allergie bis Zahnen

Hurra – endlich ist das Baby da! Eine ganz besondere Zeit beginnt.

Doch gerade im ersten Jahr werden Eltern oft unsicher: Ist mein Kind gesund? Es schreit so viel, es schläft so wenig, es macht nachts all diese Geräusche … ist das wirklich normal?

Vivian Weigert bietet ganz konkrete Hilfe aus ihrer Beratungspraxis: Für häufiges Schreien, Blähungen, Hautreizungen, Schnupfen und viele andere Wehwehchen in den ersten drei Lebensjahren. Sie beschreibt anschauliche Fallbeispiele und gibt viele konkrete Tipps, mit denen Eltern ihrem Baby – und sich selbst – helfen können. Oft gibt es überraschend einfache Lösungen. Hausmittel, Homöopathie und Osteopathie zeigen sichere und sanfte Wege zum zufriedenen Baby.

Über die Autorin

Vivian Weigert, geb. 1950, ist Homöopathin, Osteopathin und erfahrene Eltern-Säuglingsberaterin. In der Beratungsstelle für natürliche Geburt und Elternsein e.V. in München unterstützte die Expertin Familien bei allen Fragen rund um Schwangerschaft, Geburt und Babyzeit. Ihre Erfahrung gibt sie in vielen erfolgreichen Ratgebern weiter, die in 15 Sprachen gelesen werden. Vivian Weigert lebt heute am Pilsensee und in Griechenland.

Weitere Informationen unter: www.vivian-weigert.de

Vivian Weigert

Aus meiner Babysprechstunde

Sanfte Hilfe bei Schreien, Bauchweh, Ausschlag & Co.

Mit Fotos von Susanne Krauss

Kösel

Wichtiger Hinweis

Alle Behandlungsvorschläge, Hinweise, Ratschläge und Übungen in diesem Buch sind von der Autorin sorgfältig geprüft worden. Sie ersetzen jedoch nicht die persönliche Begleitung und Abklärung durch behandelnde Ärztinnen oder Homöopathen.

Im Zweifelsfall, bei akuten Schmerzen, bei Vorerkrankungen oder bestehender Erkrankung muss für eine konkrete Diagnose und entsprechende Behandlung stets ein Arzt oder eine Ärztin aufgesucht werden. Eine Haftung vonseiten der Autorin oder des Verlags wird ausdrücklich ausgeschlossen.

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen.

Copyright © 2018 Kösel-Verlag, München,

in der Verlagsgruppe Random House GmbH

Neumarkter Straße 28, 81673 München

Umschlag: Weiss Werkstatt München

Umschlagmotiv: iStock.com / NatesPics

Fotos: Susanne Krauss, München

Illustration: Bettina Kammerer

Lektorat: Melanie Hartmann

Layout und Satz: Nadine Clemens, München

ISBN 978-3-641-20349-8V002

www.koesel.de

Inhalt

Vorwort

Kapitel 1: Stress und Schreien

Hilfe, unser Baby lässt sich nie ablegen

Gebärmutterheimweh erleichtern

Nach einer schweren Geburt

Osteopathische Selbsthilfe

Homöopathische Nachsorge

Die abendliche Schreiphase

Oft gefragt: Was hat unser Baby?

Regulationsstörungen: Das Schreibaby-Syndrom

Ich bin dein Fels in der Brandung!

Schreibaby-Ambulanz: »Rufen Sie uns an!«

Sechs Tipps aus meiner Schreiambulanz

Alles nur eine Phase? Babys Wachstums-Krisen

Frustration gut begleiten

Muss mein Kind unbedingt krabbeln können?

Kleines Baby – große Angst

Das Fremdeln

Die gute 8-Monats-Angst

Liebevolle Zuwendung stärkt Babys für ihr ganzes Leben

Kapitel 2: Schlafen

Wann schläft das Baby (endlich) durch?

Die fünf typischen Baby-Wachmacher

Machen Sie es sich leicht: So kommen Sie besser durch die Nacht

Nachtmahlzeiten ohne viel Aufheben

Satte Babys schlafen besser!

Die drei typischen Durchschlaf-Krisen – und wie sie sich vermeiden lassen

Zu viel Appetit in der Nacht? So kann der Partner helfen

Zubettbringen: Wann klappt das mal mit Papa?

Basis-Programm: Tagsüber allein mit Papa

Fortgeschrittenen-Programm: Abends allein mit Papa

Tagsüber gut schlafen

Oft gefragt: Wie viel Schlaf braucht ein Baby?

Das Baby schläft nur auf der Lieblingsseite

Hat unser Baby eine echte Vorzugshaltung?

Wächst sich das aus?

Hat das Baby einen »Schiefhals«?

Das können Sie selbst tun

Kapitel 3: Trinken, Essen und Gedeihen

Mit guter Milch fängt alles an

Ein guter Start in die Stillzeit

Oft gefragt: Wie viel Stillen ist genug?

Tschüss Stillhütchen!

Nimmt das Baby gut zu?

Oft gefragt: Autsch, was tut da weh?

Wenn das Baby Fläschchen bekommt

»Mein Baby spuckt so viel« – Spucken, Erbrechen, Reflux

Alles ganz normal: Der richtige Umgang mit »Speibabys«

Oft gefragt: Warum spuckt mein Baby so?

Ist es doch die Refluxkrankheit?

Beikost ist zur Freude da!

Ab welchem Alter ist Beikost sinnvoll?

Beikost-Know-how

Gedeiht das Kind?

Hilfe, unser Kind verweigert das Essen!

Kapitel 4: Oh je, Bauchweh!

Dreimonatskoliken

Das »Gehirn« im Bauch

Die Darmflora

So äußern sich Koliken

Wohltaten bei Blähungen

Was und wie viel ist heute in der Windel?

Durchfall

Wohltaten bei akutem Durchfall

Steckt eine Allergie dahinter?

Laktoseintoleranz

Milchallergie

Gluten-Intoleranz

Oft gefragt zu Allergien

Verstopfung

Ganz natürliche Gründe für seltenen Stuhlgang

Kapitel 5: Das kranke Baby

Die Haut

Neugeborenen-Gelbsucht

Wunder Po und Windelausschlag

Neurodermitis

Ein Aua im Mund

Hurra, ein Zähnchen!

Das tut dem Baby beim Zahnen gut

Zahngesundheit: Ab wann ist Putzen angesagt?

Entzündungen im Mund

Augen und Ohren

Verklebte Augenlider

Gerstenkorn – ein Hubbel am Lidrand

Im Ohr tut’s weh

Nase und Atemwege

Die unvermeidlichen Erkältungen

Schnupfen

Husten und Bronchitis

Pseudokrupp-Husten

Die Heilkraft des Fiebers

Fieber sinnvoll begleiten

Anfangs rätselhaft: Das Drei-Tage-Fieber

Erschreckend: Der Fieberkrampf

Zu guter Letzt: Ein Blick nach vorn

Danke

Anhang

Nützliche Infos

Wichtige Telefonnummern und Links

Literatur

Register

Vorwort

Liebe Leserin und lieber Leser,

zuallererst: Meinen herzlichsten Glückwunsch zu Ihrem Baby! Auch wenn seine Geburt schon eine Weile her ist – man sollte eigentlich jeden Tag zu seinem Kind beglückwünscht werden, finde ich. Oder haben Sie Ihre Kraft jemals in etwas Wertvolleres investiert? Ihr Baby ins Leben zu begleiten, ihm Geborgenheit zu geben, Tag und Nacht dafür zu sorgen, dass es sich wohlfühlt, dass es wächst und gedeiht – das ist mit Sicherheit der sinnvollste Job, den Sie jemals hatten. Und es ist oft durchaus ein Knochenjob, oder?

Wenn Sie sich darüber wundern, wie anstrengend neben all den Glücksgefühlen dieses herzerfüllte neue Leben ist, wenn Sie so unausgeschlafen sind wie nie zuvor, wenn Sie verzweifeln, weil Sie nicht verstehen, was Ihr schreiendes Baby Ihnen sagen will, oder wenn Ihr kleines Kind sich nicht wohlfühlt und Sie wissen möchten, wie Sie ihm schnell helfen können – dann freut es mich, dass Sie jetzt dieses Buch aufgeschlagen haben und darin zu lesen beginnen!

Dieses Buch wird Ihnen bei all diesen Fragen ein sehr hilfreicher Begleiter sein. Schließlich geht die Hebammennachsorge viel zu rasch vorbei, als dass man danach auf alles vorbereitet wäre. Und die weiteren Routine-Untersuchungen in der Kinderarztpraxis liegen erschreckend weit auseinander. Wenn es Ihnen so geht wie den meisten Eltern, dann würden Sie am liebsten täglich dort anrufen. Denn Sie fühlen sich zu früh auf sich allein gestellt mit einer vollkommen neuen, unermesslichen Sorge um das Wohlsein dieses zarten und hilflosen Wesens, des Liebsten, was Sie auf der Welt haben. Das macht ganz schön Herzklopfen!

Die neue Aufgabe als Eltern eines Babys verlangt jeden Tag verlässliche Antworten auf immer wieder andere, wesentliche Fragen. Und es ist wichtig, dass hinter dem Rat, den man sich holt, möglichst breit fundierte Erfahrungen stecken. Trial-and-Error, blindes Ausprobieren irgendwelcher Tipps, wäre mit dem eigenen Baby ein schmerzhafter Weg. Denn jedes Kind ist einzigartig, und was dem einen hilft, hilft dem anderen noch lange nicht.

Und das Bauchgefühl? Leider herrscht in Sachen Intuition am Anfang meist noch ziemlich trübe Sicht. Klarheit entsteht hier erst mit der Zeit. Wer achtsam beobachtet, wird mit zunehmender Erfahrung merken, dass auf das eigene Gefühl immer mehr Verlass ist. Auf diesem guten Weg finden Sie hier verlässliche Unterstützung.

Über mich

Ich bin 1950 geboren und war noch keine 25 Jahre alt, als ich zum ersten Mal eine Geburt begleiten durfte – zu Hause auf dem Land. Diese faszinierende Erfahrung war der Einstieg in mein Lebensthema: Babys und Naturheilkunde. Denn diese studierte ich da bereits. Ein Jahr später brachte ich meinen Sohn zur Welt.

Dann ging alles ganz schnell. Mit vier weiteren Pionierinnen auf diesem Weg begann ich, die »Beratungsstelle für Natürliche Geburt und Elternsein e.V.« in München aufzubauen. Wir hatten 1979 bereits dort, wo bislang nur Gymnastik war, die Geburtsvorbereitung entwickelt und das Stillen wiederbelebt. Im Nu wurde daraus dann ein großes, impulsgebendes Zentrum (www.haeberlstrasse-17.de). Dort gründete ich im Frühjahr 2000 die »Bindungsfördernde Eltern-Baby-Beratung« für Eltern von Babys mit untröstlichem Schreien, Schlafstörungen und Still-/Essproblemen. Daneben führte ich meine Praxis für Baby-Osteopathie und Homöopathie – das ermöglichte mir, nicht nur zu beraten, sondern – wo nötig – auch zu behandeln.

Erfahrungen aus dieser wunderbaren Arbeit, aus der auch alle Elternzitate stammen, fasse ich in diesem Buch zusammen. Seit 2017 lebe ich nun viel in einem kleinen Haus am Meer. Wenn Sie möchten, erreichen Sie mich auf Facebook oder [email protected].

In meiner Babysprechstunde bin ich umgeben von Eltern, die mit ihren Kindern gern einen alternativen Weg gehen, die statt harter Chemie lieber etwas Mildes geben, was das Immunsystem stärkt und die Gesundheit fördert. Ganzheitliches Wohlsein steht im Mittelpunkt meiner bewährten Kindernaturheilkunde. Mein Schwerpunkt liegt dabei auf Osteopathie und Homöopathie. Die manuelle Heilkunde der Osteopathie wird bei uns erst seit kaum zwei Jahrzehnten praktiziert, sie ist für mich und alle Eltern, die sie erfahren haben, nicht mehr wegzudenken. Die medikamentöse Heilkunde der Homöopathie beinhaltet eine große Kunst: Hier muss das Mittel gegeben werden, das so genau zu den Symptomen passt, wie ein Schlüssel zum Schloss. Passt es nicht, hilft es nicht. Seltsam, wie stark dieser Fakt im Widerspruch zu dem gängigen Vorurteil steht, es sei – auf Basis eines guten Gesprächs – hier alles nur Placebo. Wäre es so, dann könnte ich mit beliebigen Globuli ein jedes Kind auf der Stelle heilen – ein Traum!

In Wahrheit kommt es auch bei sehr gut ausgebildeten und erfahrenen Homöopathinnen wie mir durchaus einmal vor, dass das erste verordnete Mittel nicht hilft und die Mittelwahl wieder sorgfältig von vorne beginnt. So wird es Ihnen in der Selbstbehandlung natürlich auch gehen. Dem habe ich versucht, mit meinen Mittelbeschreibungen so weit wie möglich vorzubeugen.

Aus diesem Grunde habe ich auch jeweils nur wenige Mittel beschrieben, welche ich in meiner Praxis am allerhäufigsten brauche – grundsätzlich ist die Auswahl riesig. Es kann sehr wohl sein, dass das Mittel, welches Ihr Kind gerade braucht, in der Auswahl dieses Buches nicht enthalten ist. Dann nehmen Sie bitte ein Buch zur Hand, in dem es allein um Homöopathie geht. Meine Empfehlungen dazu finden Sie in der Literaturliste im Anhang. Ergänzend nenne ich Ihnen in diesem Buch auch Mittel aus der traditionellen Pflanzenheilkunde sowie anthroposophische Arzneimittel, die sich in meiner Sprechstunde verlässlich an vielen, vielen Kindern bewährt haben.

Ich stehe für das Motto: »So viel Naturheilkunde wie immer möglich, und so viel Schulmedizin wie dringend nötig.« Beides lässt sich wunderbar vereinbaren und ergibt eine integrative Medizin, die der ganzen Familie guttut. Schwangerschaft, Geburt und Babyzeit sind ein kritisches Zeitfenster im Leben, in dem grundlegende Weichen gestellt werden – für lebenslange Gesundheit oder auch spätere Krankheitsveranlagung, sagt die Epigenetik. Gerade deshalb ist die Naturheilkunde heute wichtiger denn je, weil sie Immunsystem und Mikrobiom stärkt.

In den ersten Jahren brauchen unsere Kinder viel Zuwendung, um immer wieder in ein Wohlgefühl zurückzufinden. Sie können ihre Gefühle noch nicht selbst regulieren, das lernen sie erst. In diesem Lernprozess spielen wir als Eltern eine ausschlaggebende Rolle, besonders auch als Vorbilder. Nachdem ich mittlerweile bereits die zweite Generation begleiten darf, kann ich aus Erfahrung sagen: Auch kleine High-Need-Babys, die in der ersten Zeit viel schreien und wenig schlafen, wachsen mit Liebe zu entspannten Kindern und Erwachsenen heran. Aus dem Verhalten eines kleinen Babys darf in meinen Augen nicht auf ein angeborenes Temperament geschlossen werden. Nichts ist dabei in Stein gemeißelt, alles fließt. Schon eine zornige Zweijährige kann aus ihren Erfahrungen lebenslang hilfreiche Ressourcen zur eigenen Gefühlsregulation entwickeln, wenn sie mit Respekt, Geduld und Liebe begleitet wird. Stress und Tränen gehören im Alltag mit Kindern dazu und es tut gut zu erleben, wie schnell doch mit der Zeit die Erfahrung bei uns Eltern wächst, dass wir unseren Kindern immer wieder helfen können und es gar nicht so schwer ist, ihnen die Sicherheit zu geben, die sie gerade brauchen.

Liebe ist die beste Medizin! Als Eltern können wir endlos immerzu aus ihrem Fluss schöpfen. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine einfache und entspannte Zeit mit Ihrem Baby.

Ihre Vivian Weigert

Kapitel 1

Stress und Schreien

Warum schreit unser Baby so viel? Wie können wir ihm helfen? In diesem Kapitel begegnen Sie sämtlichen Ursachen, lernen, diese klar zu unterscheiden und herauszufinden, was Ihrem Kind fehlt.

Steht der Grund fest, können Sie die richtige Hilfe geben. Das schenkt Ihnen eine wunderbare neue Ruhe.

Hilfe, unser Baby lässt sich nie ablegen

»Mein Sohn, fünf Wochen alt, ist nur zufrieden, wenn er auf dem Arm ist. Sobald man ihn ablegt, fängt er an zu schreien! Man kann ihn einfach nie ablegen!«

»Mein Sohn ist mittlerweile sechs Wochen alt und leider fast immer am Quengeln, wenn er wach ist. Ablegen geht gar nicht. Er macht einen ziemlich verkrampften Eindruck. Könnte evtl. von der sehr langen Geburt kommen, außerdem war er ein Sternengucker.«

»Typisch Neugeborenes«, »so sind sie eben«, »vollkommen normal« – sagen dazu andere Eltern, wenn man sich umhört. Sage ich auch, einerseits. Beim ganz kleinen Baby ist es richtig, das zu erwarten, denn unsere Kinder kommen als Traglinge zur Welt. Es ist normal, dass ein Neugeborenes sich im Körperkontakt wohler fühlt – aber: Das schließt nicht aus, dass auch einmal mehr dahinterstecken kann. Ein Baby, das sich absolut nie ablegen lassen will, zeigt damit manchmal ein weiteres Bedürfnis an oder sogar ein Problem, welches Aufmerksamkeit braucht und nicht übersehen werden sollte. Dann benötigt das Baby zusätzlich zum Körperkontakt eine weitere Hilfe für sein Wohlbefinden.

Ob es so ist, sieht man dem Baby an: Wie zufrieden ist es eigentlich auf dem Arm? Ist es generell entspannter, wenn man es trägt, oder wirkt es auch im Körperkontakt noch angespannt und nur minimal weniger gestresst? Wie sehr krampft es seine kleinen Hände zu Fäustchen, werden sie weicher, während es sich auf Papas Brust kuschelt? Ist es im Arm auch zufrieden, wenn man es sich mit ihm zusammen auf dem Sofa bequem macht oder sich ins Bett legt? Oder muss man mit ihm immerzu auf- und abgehen, damit es einigermaßen ruhig bleiben kann? Und wie geht es ihm an der Brust, entspannt es sich da?

Wenn Sie bei diesen Beobachtungen feststellen, dass Ihr Baby doch oft sehr gestresst wirkt, helfe ich Ihnen auf den folgenden Seiten herauszufinden, was dahintersteckt und was Sie dagegen tun können. Körperliche Ursachen wie übermäßiges Spucken und Dreimonatskolik werden in späteren Kapiteln behandelt. Und warum auch Kleinkinder oft noch sehr dringend die Geborgenheit auf dem Arm oder auf dem Schoß brauchen – das steht am Ende dieses Kapitels.

»Selbst schuld! Du hast das Kleine schon verwöhnt, weil du es dauernd herumträgst.«

Ja, das Baby hat sich tatsächlich daran gewöhnt, dauernd herumgetragen zu werden – aber das war schon vor der Geburt! Da wurde es schließlich ununterbrochen herumgetragen, viele, viele Monate lang! Aus Sicht des Babys schon immer. Und dabei war es sogar im Körper von Mama, so nah an ihrem Herzen wie nie wieder. Jetzt, nach der Geburt, ist es gezwungen, sich umzugewöhnen. Das tut es auch schon eifrig. Natürlich geht das nicht von heute auf morgen – doch kein Problem, das geschieht ganz von selbst, darum braucht man sich nicht zu kümmern.

Kümmern dürfen Sie sich ruhig nach Herzenslust um Ihr Baby, helfen Sie ihm, diesen ersten monumentalen Umzug seines Lebens zu bewältigen. In den ersten Wochen nach der Geburt leiden alle Babys zeitweise unter schrecklichem Gebärmutterheimweh. Indem Sie ihm so viel wie möglich von allem geben, was ein klein wenig so ist wie damals in Ihrem Bauch, macht es die Erfahrung, dass die Welt auch auf der anderen Seite Ihrer Bauchdecke ein freundlicher, gemütlicher Ort ist. Tragen Sie es also so viel und so lange es Ihnen beiden guttut.

Gebärmutterheimweh erleichtern

In den ersten drei Monaten schreien Babys überall auf der Welt mehr als später – aber in manchen Kulturen nur halb so viel. Das ist dort, wo sie den ganzen Tag am Körper getragen werden und bei Bedarf immer sofort die Brust bekommen. Warum sind Neugeborene so anhänglich? Unsere Babys sind anfangs neurologisch unreif, sie erschrecken leicht, wobei sie heftig mit Armen und Beinen zucken (Moro- oder Schreck-Reflex genannt), sie regulieren ihre Atmung noch nicht gut und ihre Temperatur ebenfalls nicht. Bis sie das können, geht es ihnen unter gebärmutterähnlichen Bedingungen am besten: Eng eingekuschelt am Körper eines Erwachsenen vernehmen sie dessen Herzschlag und Atmung, bleibt ihre Umgebung gleichmäßig warm, werden sie passiv viel bewegt und leiden nie schrecklichen Hunger, weil die Quelle immer nah ist – fast ganz so wie damals vor der Geburt.

Wer das Baby am Körper trägt, reagiert ganz unmittelbar, fast im selben Augenblick auf seine allerersten, noch feinsten Anzeichen von Unbehagen – schuckelt es ein wenig, tätschelt oder streichelt es, wenn es unruhig wird, sodass es gar nicht erst schreien muss. Und diese raschen, unmittelbaren Reaktionen regen im Gegenzug das Baby dazu an, dass es schneller eine größere Variation von Gesichtsausdrücken entwickelt. Das wiederum macht es seinen Eltern leichter, zu verstehen, was es gerade sagen will – eine echte Win-win-Situation.

Hilft bei Gebärmutterheimweh: sanftes Schaukeln auf dem Gymnastikball

Machen Sie es sich leicht: Eine gute Tragehilfe

Gerne halten wir unser Baby den ganzen Tag im Arm, aber es ist so schwierig, dabei auch etwas zu erledigen oder für Babys Geschwister da zu sein. Deshalb zählt eine gute Tragehilfe für mich zu den wichtigsten Dingen der Erstausstattung. Ideal ist das normale Tragetuch, aber viele Erstlingseltern fühlen sich anfangs überfordert damit, die ewiglange Stoffbahn richtig um das zarte Neugeborene zu drapieren. Ganz leicht und fix geht das physiologisch korrekte, aufrechte Tragen in einem Mei Tai oder Ring Sling aus Tragetuchstoff. Lassen Sie sich bei der Wahl des Modells von einer Trageberaterin helfen, denn es muss gut passen. Infos und Videoanleitungen dazu finden sich hier: www.stillen-und-tragen.de.

Ist das Baby im Tuch einmal sehr unruhig, obwohl es satt ist und nirgendwo etwas drückt, bewegt man sich am besten etwas stärker: Ideal lassen sich diese Minuten zum Staubsaugen nutzen – die Bewegung kommt gut an, kleine Babys beruhigt auch das Rauschen. Oder man setzt sich auf einen großen Gymnastikball, auf dem man wunderbar gleichmäßig auf und ab wippen kann, ohne den eigenen Rücken zu belasten. Dabei bevorzugen manche Babys kräftige Bewegungen, andere mögen es sachte.Fahren statt tragen? Viele Babys sind auch im Kinderwagen zufrieden, solange er in Bewegung bleibt. Der Kinderwagen muss gut gefedert und gepolstert sein und ich empfehle außerdem ein kleines Kissen unter Babys Köpfchen, zur zusätzlichen Stoßdämpfung. Dieses sollte zur Sicherheit entfernt werden, wenn das Baby einmal unbeobachtet im Kinderwagen schläft.Sanftes Schaukeln kann auch in einer Hängewiege sehr beruhigen, denn die auf- und abschwingende Bewegung ist dem Nervensystem aus dem Leben in der Gebärmutter vertraut und darum angenehm. Hängewiegen oder Federwiegen (weil sie an einer schwingenden Stahlfeder hängen) gibt es in verschiedenen Ausführungen, als Korb oder Hängematte. In einem Korb ist Platz zum Strampeln, das mögen größere Babys gern.

Wussten Sie schon, dass …

… kleine Babys um bis zu 43 Prozent weniger schreien, wenn sie über den Tag verteilt mindestens drei Stunden getragen werden? Es beeinflusst die gesamte Entwicklung positiv, wie die Säuglingsforschung bestätigt.

Nach einer schweren Geburt

»Maria kam zehn Tage über Termin, leider mit Einleitung nach drei Tagen Wehen vaginal auf die Welt. Seitdem weint sie viel, ist immer unruhig und möchte am liebsten 24 Stunden an meiner Brust nuckeln. Das ist bisher die einzige Möglichkeit, sie zu beruhigen. Ablegen kann ich sie kaum, mein Mann und ich schlafen abwechselnd halb sitzend mit ihr auf dem Sofa.«

In den vielen Jahren der Behandlung von Neugeborenen konnte ich immer wieder nur staunen darüber, wie rasch die Nachsorge mit Osteopathie und Homöopathie einem Baby hilft, sich von einer schweren Geburt zu erholen und ihre Beeinträchtigungen hinter sich zu lassen, um unbeschwert sein Leben zu beginnen. Für eine professionelle Behandlung muss nichts abgewartet werden, sie kann erfolgen, sobald die Eltern sie wünschen und Zeit dafür haben. Hier zeige ich Ihnen aber auch, wie Sie selbst als Eltern Ihrem Baby in diesem Sinne viel Gutes tun können.

Anzeichen von Geburts-Stress

In meiner Praxis sehe ich häufig Babys, für die ihre Geburt nicht einfach war, sodass sie ihnen, wie man sagt, noch in den Knochen steckt und ihr Nervensystem belastet. Ein solcherart gestresstes Baby verhält sich wie in steter Alarmbereitschaft: Es ist schreckhaft und geräuschempfindlich, reagiert mit ängstlicher Nervosität auf alle neuen Eindrücke. Stressmuster nach einer unbewältigten Geburtserfahrung äußern sich mit vermehrter Unruhe und Unwohlsein, mit ruhelosem Schlaf und besonders leicht auslösbarem Moro-Reflex. Gestresste Babys finden auch beim Stillen oft nicht die Entspannung, die ihre Mama sich dabei erhofft. Dann trinken sie unruhig, wirken sogar an der Brust unzufrieden oder weinen zwischendurch. Nach dem Trinken revoltiert vielleicht ihr Magen und sie fühlen sich wieder nicht wohl, obgleich sie satt sind. Die Art und Weise, wie das Baby auf die Welt gekommen ist, kann spezielle Beeinträchtigungen mit sich gebracht haben:

Nach einer »überstürzten« Geburt.

Bei einer extrem schnellen Geburt »stürzt« das Baby nach schier pausenlosen Wehen plötzlich aus seiner eng eingehüllten Welt ziemlich unvorbereitet in einen schockierend grenzenlosen Raum. Das hat manchmal ganz ähnliche Folgen wie ein leichtes Schleudertrauma, mit Schmerzen und Steifheit im Nacken sowie Kopfschmerzen.

Nach dem »Kristellern«.

Mit dem nach seinem Erfinder benannten »Kristeller-Handgriff« will man beim Herausschieben des Babys helfen, indem man mit ganzer Breitseite und aller Kraft von außen auf Mamas Bauch drückt, um die Geburt auf den allerletzten Zentimetern maximal zu beschleunigen. Das kann für das Baby mit einer Stauchung im Bereich von Köpfchen und Halswirbelsäule verbunden sein.

Nach der Saugglocke.

Durch einen leichten Zug am Köpfchen mit einer kleinen Saugglocke wird dem Baby in den letzten Minuten der Geburt zu einem beschleunigten Durchtritt verholfen, oft wird gleichzeitig kristellert. Das hat manchmal Verschiebungen der Schädelknochen im Schädeldach zur Folge, die sich auch auf die Knochen der Schädelbasis auswirken können. Weil dort durch winzige Öffnungen die Nerven verlaufen, die den Schluckreflex mit auslösen, kann es zum Beispiel Probleme beim Saugen und Schlucken geben, die vielleicht selbst nicht auffallen, aber zu vermehrtem Spucken und Bauchweh führen.

Nach einem Kaiserschnitt.

Bei der »Bauchgeburt« wird das Baby durch eine möglichst klein gehaltene Öffnung mit leichtem Zug und Druck aus der Gebärmutter geholt. Dabei kann es zu einer Zerrung des entsprechenden Bindegewebes kommen. Je nachdem aus welcher Lage das Baby hier befreit wird, mit dem Kopf oder Po voran, war es für Halswirbelsäule/Schultergürtel oder Lendenwirbelsäule/Hüftgelenke belastend.

Nach einer Beckenendlage.

Befand sich das Baby in Beckenendlage, saß es praktisch bis zuletzt in der Gebärmutter und konnte seine Beine noch weniger bewegen als in der Schädellage. In der Folge ist seine Hüftmuskulatur recht fest und braucht Zeit, sich zu lockern.

Nach einer Verlegung auf die Intensivstation.

Müssen die Mutter und ihr Neugeborenes getrennt werden, wirft das beide in eine intensive, emotionale Krise, selbst wenn es lebensnotwendig ist, wie zum Beispiel nach einer Frühgeburt. Der seelische Schmerz über die frühe Trennung kann oft erst dann zugelassen und bewältigt werden, wenn die Krise überstanden ist. Wie bei der Überwindung eines jeden tiefen Kummers hilft es, oft und immer wieder darüber zu reden. Darüber hinaus kann ein entsprechendes homöopathisches Mittel Erleichterung bringen und auch dem Baby helfen (siehe im Folgenden den Abschnitt unter der Überschrift »Homöopathische Nachsorge«).

Osteopathische Selbsthilfe

Eine osteopathische Selbstbehandlung ist einfach durchzuführen und hilft Ihrem Baby, den Geburts-Stress zu verarbeiten. Gleichzeitig fördert sie die liebevolle Kontaktaufnahme zwischen Ihnen und Ihrem Baby.

Osteopathische Selbsthilfe: Babys Köpfchen entspannen

Babys Köpfchen entspannen.

Legen Sie Ihr Baby auf den Wickeltisch und zwar andersherum als sonst, die Füßchen Richtung Wand, sein Köpfchen bei Ihnen. Entspannen Sie Ihre Schultern und reiben Sie Ihre Handflächen aneinander, damit sie warm werden. Schieben Sie zuerst eine Hand sachte unter Babys Köpfchen, sodass sein Hinterkopf in Ihrem Handteller liegt. Dann schieben Sie die zweite Hand nach, sodass Ihre beiden Hände unter Babys Köpfchen eine Schale bilden, in der es ruht. Hat es eine Geburtsgeschwulst (Hämatom) oder eine Schwellung von der Saugglocke, legen Sie Ihren Handteller federleicht ganz sanft darauf. Spüren Sie nur still Ihren Kontakt zueinander, lassen Sie Ihre Atmung ruhig fließen und verweilen Sie einfach für ein paar Minuten damit. Ohne Ihre Hände zu bewegen, gehen Sie sozusagen in Kontakt mit Babys Schädelknochen. Stellen Sie sich vor, dass sie sich zueinander entspannen und jeweils ihre beste Position finden. Sie bekommen einen leichten Impuls, Asymmetrien aufzulösen, allein durch Ihr aufmerksames Hinspüren in der kontaktvollen Berührung.

Babys Schultern entspannen.

Fällt Ihnen auf, dass Ihr Baby oft die Schultern hochgezogen hat? Das ist ein Stressmuster aufgrund einer geburtsbedingten Stauchung oder Zerrung im Nackenbereich, und Sie können Ihrem Baby helfen, es zu lösen. Hochgezogene Schultern sind verbunden mit unangenehmen Nackenspannungen und können den Moro-Reflex verstärken, die frühkindliche Scheckreaktion. Legen Sie Ihre warmen, aufmerksamen Hände auf seine Schultern, Ihre Finger zeigen zueinander. Lassen Sie Ihre Hände sich ganz langsam, maximal einen Millimeter auseinander bewegen, während sie ein klein wenig schwerer werden – so helfen Sie Babys Schultern, sich ganz sanft und minimal nach unten zu dehnen. Sie geben ihnen nur einen kleinen Impuls, sich zu senken. Wenn Sie Widerstand spüren, verweilen Sie dort ein wenig und respektieren diese Grenze. Wiederholen Sie das, sooft es Ihrem Baby guttut. Spüren Sie zu Beginn einmal bei sich selber nach, wie es sich anfühlt, wenn sich Spannungen im Nacken lösen und die Schultern wieder sinken. Es wirkt sich auf den ganzen Körper aus und entspannt auch die Atmung.

Handling: Dem Baby Halt geben

Behandeln Sie Ihr gestresstes Baby ganz ruhig, ohne jede Hast, und vermeiden Sie vor allem, es zu strecken. In seiner noch gerundeten Körperhaltung erholt sich Ihr Neugeborenes leichter von den Strapazen seiner Geburt. Heben Sie es nicht unter den Achseln hoch, weil dabei die Wirbelsäule überstreckt und die Schultern ungut nach oben gezogen würden. Rollen Sie es stattdessen mit der linken Hand von der Rückenlage auf seine linke Seite fast bis in die Bauchlage und dabei auf Ihren rechten Arm. Dann legen Sie Ihren linken Arm auf seinen Rücken und halten seinen Kopf gut mit Ihrer linken Hand, während Sie es mit Ihrem rechten Arm zurückrollen, sodass sein Rücken auf Ihrem linken Arm liegt. Nun fassen Sie mit Ihrer rechten Hand unter seinen Po und geben, während Sie es hochnehmen, damit auch seinen Beinchen Halt.

Beim Ablegen machen Sie dasselbe rückwärts. Nehmen Sie Ihr Baby mal über seine rechte, mal über seine linke Seite hoch, nicht immer über dieselbe. Immer wenn Sie es tragen oder ablegen, achten Sie darauf, sein Köpfchen gut zu stützen. Das ist das Wichtigste, aber auch seine Ärmchen und Beinchen brauchen Halt, keines soll fallen oder haltlos baumeln. Dieser Rundum-Halt ist für Ihr Baby sehr angenehm und deaktiviert die Stressmuster in seinem Nervensystem.

Berühren Sie Ihr Baby immer mit aller Ruhe, doch fassen Sie es beherzt an, seien Sie nicht zaghaft, es möchte in Ihren Händen und Armen eine verlässliche neue Hülle spüren. Wenn Sie Ihr Baby tagsüber hinlegen, dann fühlt es sich in den ersten Monaten wohler in einem Nestchen (siehe Foto beim letzten Abschnitt), wo seine Arme seitlich Halt finden und sowohl seine Füßchen als auch sein Kopf erhöht liegen. So liegt sein Rücken angenehm gerundet, sodass sein Bäuchlein entspannt bleiben kann. Achten Sie darauf, dass es nicht schief, sondern schön symmetrisch darin liegt.

Homöopathische Nachsorge

Das passende homöopathische Mittel beschleunigt die Heilung von körperlichen und seelischen Geburtsstrapazen bei Mutter und Kind und kann auch eine Schock- oder Trauma-Symptomatik auflösen.

Tränen im Wochenbett?

Kummer ist normalerweise eine angemessene Reaktion und deshalb nicht immer behandlungsbedürftig. Fällt es aber schwer, ihn zu bewältigen, oder sitzt er übermäßig fest, fühlt man sich dabei extrem erschöpft, kann eine homöopathische Unterstützung sehr sinnvoll und eine große Hilfe sein. Insbesondere auch bei verstärktem »Baby-Blues«, wenn die Tränen nicht innerhalb weniger Stunden oder Tage vergehen. Bei Verdacht auf eine richtige Depression berät Sie: www.schatten-und-licht.de.

Verlässlich gute Erfahrungen habe ich meistens mit einem der folgenden drei Mittel gemacht – welches das passende ist, zeigt das gesamte Symptombild. Nehmen Sie das passende Mittel in der Potenz C 30, einmal täglich fünf Globuli:

Ignatia muss oft seufzen oder hüsteln, mit einem Kloß-Gefühl im Hals. Neigt zu Zuckungen, krampfhaften, ziehenden Schmerzen und Krämpfen im Rücken, »harter« Brust beim Stillen. Kein Appetit auf Obst.Natrium muriaticum (chloratum) ist gewissenhaft und zeigt nicht gern Tränen. Neigt zu Kopfschmerzen und Herpesbläschen um die Lippen, auch zu dumpfen Rückenschmerzen, die sich bessern bei hartem Druck. Appetit auf Salziges.Silicea ist selten aufgeregt, am ehesten nachts. Friert leicht, neigt zu Erkältungen, zu Verstopfung, zu geschwollenen Drüsen (Brust!) und Eiterungen. Besser durch warmes Einhüllen. Wenig Appetit, viel Durst.

Wohltat für Mama: Narbenentstörung

Narbengewebe neigt zur Verhärtung, die als spürbares Störfeld Auswirkungen im ganzen Körper haben kann. Dem lässt sich vorbeugen: Sobald die Wunde trocken ist, sanft Calendula-Salbe einmassieren. Dabei weich mit den Fingerspitzen kreiseln, tupfen oder streicheln. Das durchblutet das Gewebe und entspannt es. Reicht das nicht, kann eine osteopathische Behandlung die Leitungsfähigkeit der feinen Blutgefäße und der Nerven wiederherstellen und inneren Verwachsungen vorbeugen.

Homöopathie: Meine fünf wichtigsten Mittel in der Geburtsnachsorge

Alles Wichtige zu den Einnahmeregeln finden Sie im Anhang.

Arnica C 30

Nach jeder Geburt – umso mehr, wenn sie besonders anstrengend oder schwierig war – hilft das homöopathische Mittel Arnica C 30 bei der Verarbeitung der körperlichen und seelischen Anstrengung: Drei Tage lang 1-mal täglich fünf Globuli für Mama oder eines fürs Baby, nach Geburtsverletzungen auch länger.

Aconitum C 30

Gab es einen großen Schock, Atemnot oder Momente von Lebensangst, hilft Aconitum C 30, einmalig fünf Globuli für Mama oder ein Globulus fürs Baby. Aconitum geht in diesem Fall der Gabe von Arnica voraus, diese erfolgt dann erst am nächsten Tag. Aconitum D 12 unterstützt ein Baby auch später noch, den Geburtsschock zu verarbeiten, wenn man ihn als Ursache hinter untröstlichem Schreien oder extrem anstrengenden Nächten vermuten kann. Es bekommt dann 2-mal täglich zwei bis drei Globuli (kleine Babys weniger) über einen Zeitraum von maximal fünf Tagen.

Staphisagria C 30

Fördert die komplikationslose, rasche Heilung von Schnittwunden – das tut Mama nach einem Kaiserschnitt ganz besonders gut, aber auch nach einem Dammschnitt. Wirkt schmerzlindernd und reduziert den Bedarf an anderen Schmerzmitteln. Einnahme ab dem zweiten Tag nach der Geburt, folgend auf Arnica (das dann nur einen Tag lang genommen wird), 1-mal täglich fünf Globuli oder Tropfen, bis zur Besserung. War Aconitum ebenfalls nötig, wird am zweiten Tag Arnica und ab dem dritten Staphisagria eingenommen.

Opium C 12

Herrschen nach einer Narkose große Benommenheit oder Verstopfung bei Mutter oder Neugeborenem, hilft Opium C 12, drei Tage lang 2- bis 3-mal täglich fünf Globuli für Mama oder eines für das Baby.

Ignatia C 30

Hilft oft bei akutem Kummer oder einer tiefen Enttäuschung, zum Beispiel nach einem seelisch schmerzhaften Geburtsverlauf, einer vorübergehenden Trennung nach der Geburt oder bei anhaltenden Stillproblemen. Auch wenn das Baby viel schreit und Sie sich verzweifelt und hilflos fühlen, weil Sie ihm nicht richtig helfen können, ist das kummervoll. Einnahme: 1-mal täglich fünf Globuli (Mama). Bitte lesen Sie auch den Absatz zur homöopathischen Nachsorge und wählen Sie gegebenenfalls ein anderes Mittel, wenn es besser zu Ihrem Symptombild passt.

Die abendliche Schreiphase

»Unser Sohn Moritz wurde vor sieben Wochen geboren. Seit etwa 14 Tagen weint er abends zwischen 17 und 22 Uhr wie verzweifelt und wir drehen am Rad. Der arme Wurm, wie können wir ihm nur helfen …«

»Ich bin Mutter eines knapp sechs Wochen alten Sohnes. Die ersten drei Lebenswochen war er sehr ruhig und einfach zu handhaben. Seit etwa drei Wochen hat er abends eine ›Schreiphase‹ gegen 20/21 Uhr und schläft nachts plötzlich nicht mehr richtig. Meine Frage ist nun, ob es sich um Anpassungsschwierigkeiten handelt.«

Es gibt wenig in den ersten Monaten, was so typisch ist für praktisch alle Babys wie die abendliche Schreiphase im zweiten Lebensmonat. Das fängt in der dritten/vierten Woche an und zieht sich bis zur neunten/zehnten Woche hin, mit einem Höhepunkt in der sechsten/siebten Woche, entweder mit Schreien oder zumindest mit einer starken Tendenz zu Unzufriedenheit und Quengelei. Interessant, dass das überall auf der Welt so ist, wie man heute weiß, sogar bei den Babys der !Kung San, der Ureinwohner in der Kalahariwüste. Diese abendliche Unruhe mit Höhepunkt in der Mitte des zweiten Monats ist also keine Folge von irgendetwas, das während der Schwangerschaft oder der Geburt geschehen wäre, von irgendetwas, das getan oder nicht getan wurde. Sie lässt sich daher auch nicht verhindern – und doch gibt es eine Superlösung, die sich nur noch nicht überall herumgesprochen hat: Clusterfeeding!

Das hilft:

»Clusterfeeding«, auf Deutsch »gehäuftes Trinken« – die Superlösung! Die meisten Babys verzichten auf die abendliche Schreistunde, wenn sie den ganzen Abend in häufigen kurzen Abständen stillen, also praktisch dauernd an der Brust sein dürfen. Das geht auch mit dem Pre-Milch-Fläschchen, wenn nicht gestillt wird, und ist absolut sinnvoll. Ich weiß nur von wenigen Ausnahmen, dass Babys das abgelehnt haben. Sofern dann nicht bei einer osteopathischen Untersuchung etwas gefunden und behandelt werden kann, hilft nur Herumtragen und Singen. Wechseln Sie sich dabei mit Ihrem Partner im 15-Minuten-Takt ab: Einer nimmt das schreiende Baby und der andere entspannt sich im ruhigsten Zimmer der Wohnung oder draußen.Sich sofort darauf einstellen, dass der Abend jetzt vorübergehend einige Zeit nicht zur eigenen Entspannung taugt. Diese bitte vorverlegen auf den frühen Nachmittag, da sind Babys in diesem Alter normalerweise ausnehmend ruhig und zufrieden. Sowieso unbedingt tagsüber immer schlafen, während das Baby schläft!

Außerdem ist mir aufgefallen, dass Babys in dieser Lebensphase auch kein Interesse daran haben, weit vor Mitternacht ins Bett zu gehen. Doch keine Sorge, auch das ist normal und geht mit Ende des dritten Monats von selbst vorüber.

Oft gefragt: Was hat unser Baby?

»Hat unser Baby Koliken? Es strampelt beim Schreien so heftig und zieht dabei seine Beinchen stark an; das macht es jeden Abend.«

Diese heftige Strampelbewegung ist auch typisch für ein Baby, das erregt ist. Sie drückt den Gefühlsaufruhr beim Schreien aus. Blähungen oder Koliken kommen von Darmgasen, die bei der Verdauung entstehen – sind also weniger an Tageszeiten gebunden als an Verdauungszyklen. Unter denen leiden Babys mit Dreimonatskoliken (siehe Kapitel 4: »Oh je, Bauchweh!«), und nicht nur am Abend. Wenn sogenannte »Blähungstropfen« dem Baby vorübergehend helfen, liegt das am enthaltenen Zucker, der die Nerven besänftigt. Weil Babys beim vielen Schreien unwillkürlich mehr Luft schlucken, kann es sein, dass nach einer Weile Pupse abgehen. Sie sind eher eine Folge des Schreiens als der Auslöser.

»Egal was wir versuchen, unser Patrick (fünf Wochen) schreit jeden Abend wie verrückt, wir können ihn einfach nicht trösten. Nichts hilft. Dann haben wir also ein Schreibaby, oder?«

Was mit dem Begriff »Schreibaby« medizinisch gemeint ist, sind Regulationsstörungen (siehe das folgende Kapitel »Regulationsstörungen: Das Schreibaby-Syndrom«). Aber genau wie Koliken beschränken diese sich keineswegs auf den Abend. Deshalb spricht es nicht für die Diagnose Schreibaby oder Regulationsstörungen, wenn ein Baby immer nur abends untröstlich schreit, speziell in diesem Alter, rund um den zweiten Lebensmonat. Wenn es Ihrem Baby ansonsten gut geht und die Kinderärztin nichts findet: Warten Sie’s ab. Ist es nach der zwölften Lebenswoche unverändert, lassen Sie Ihr Baby osteopathisch untersuchen.

Bis dahin: Wechseln Sie sich mit Ihrem Partner viertelstündlich beim Herumtragen des schreienden Babys ab. Der andere nutzt die Zeit, sich etwas Ruhe zu gönnen.

»Unsere fünf Monate alte Tochter Luisa schreit am Abend regelmäßig für ein bis zwei Stunden mit kurzen Unterbrechungen.«

Jenseits der 13./14. Woche ist »Abendschreien« nicht mehr entwicklungsbezogen, sondern hat eine andere Ursache. Meistens ist sie schnell gefunden: Normalerweise hat das Baby dann am Nachmittag nicht genug geschlafen und ist überreizt. Es braucht vor 17 Uhr nochmal ein gutes Nickerchen, dann ist der Abend gerettet. Es ist dann ausgeruht genug, um gern mit Papa zu spielen, wenn er von der Arbeit kommt, statt ihm ein Schreikonzert zu liefern. So war es auch bei Luisa.

Ist das Baby akut krank?

In einer Notaufnahmestation wurde beobachtet, dass immerhin bei einem von 20 exzessiv schreienden Babys eine akute Erkrankung vorlag – meistens handelte es sich um eine Blasenentzündung. Gleichzeitig heißt das aber auch: 19 von 20 Babys waren vollkommen gesund, obwohl ihr Schreien die Eltern in die Notaufnahme getrieben hat.

Bevor Sie sich die Mühe machen, die nächste Klinik-Notaufnahme anzusteuern, holen Sie sich möglichst zuerst telefonisch Rat in Ihrer Kinderarztpraxis. Ist die geschlossen, steht Ihnen rund um die Uhr an allen Tagen des Jahres der kinderärztliche Bereitschaftsdienst zur Verfügung, bundesweit unter der Telefonnummer 116117 ohne Vorwahl aus allen Netzen kostenlos zu erreichen. Mehr Info dazu hier: www.116117info.de.

Die Notarzt-Nummer 112 ist für Situationen, die lebensbedrohlich erscheinen. Machen Sie sich zunächst auch vertraut mit sämtlichen »Anzeichen einer ernsthaften Erkrankung«, die Sie ganz hinten im Buch übersichtlich aufgelistet und beschrieben finden.

Übrigens: Mögliche Anzeichen für eine Blasenentzündung sind geringere Urinmengen bei auffallendem Geruch und dunklerer Farbe.

Beim Clusterfeeding, dem gehäuften Stillen, verzichten Babys oft auf ihre abendliche Schreiphase.

Regulationsstörungen: Das Schreibaby-Syndrom

»Meine Tochter, zehn Tage alt, schreit extrem viel und schläft kaum, wir sind mit unseren Nerven am Ende! Da ich kaum zum Schlafen und Essen komme, wäre es super, wenn ich zeitnah einen Termin bekommen könnte.«

»Meine Tochter ist morgen drei Wochen alt, und wir haben Probleme mit ihr. Sie schreit und schreit und schreit, es wird jeden Tag mehr und ich bin sehr besorgt. Wir hatten eine lange Entbindung, die mit einem Kaiserschnitt geendet hat.«

Normalerweise wenden sich Babys ab, wenn sie müde werden, sie drehen dann den Kopf weg und lassen die Augen zufallen. Schreibabys hingegen machen ihre Augen umso weiter auf. So werden sie maßlos überreizt. Diese Babys schreien sich in die Erschöpfung. Erst wenn ihre gesamte Kraft verausgabt ist, fallen ihnen schließlich die Augen zu und sie geben dem Schlaf eine Chance.

Der Begriff »Schreibaby« wurde geboren, als die Wissenschaft begann, sich mit dem Phänomen des untröstlichen Schreiens zu befassen. Und aus der Forschung stammt auch die viel zitierte Dreier-Regel: Ein Baby, das mindestens drei Stunden am Tag, an mindestens drei Tagen die Woche und mindestens drei Wochen lang schreit, sei ein »Schreibaby«. So eine klare Definition ist für die Forschung notwendig, ohne sie wäre eine gute Studie nicht durchführbar. In einer betroffenen Familie hingegen hat sie keinen Wert – wann das Schreien des Babys übermäßig ist, das bestimmt zu Hause nicht diese Dreier-Regel, es hängt auch nicht von der Uhr ab, sondern vom Empfinden der Eltern.

Eltern von Babys mit einer Regulationsstörung erleben eine unvorstellbar anstrengende Zeit. Durch die dauernde Anspannung sind sie völlig erschöpft und können schon selbst nicht mehr richtig schlafen. Weil das Baby so viel schreit, bleiben sie lieber mit ihm zu Hause. So kommen unterstützende Gruppenangebote für sie leider auch nicht in Frage. Was sie auch tun, um das Baby zu beruhigen, es zeigt keine oder nur wenig Wirkung – das natürliche Erfolgserlebnis (»ich kann meinem Baby helfen«) bleibt aus. Obwohl sie durch diese harte Schule zu den feinfühligsten Eltern werden, denen ich begegne, werden sie in dieser verzweifelten Lage auch noch von tiefen Selbstzweifeln gequält.

So erkennen Sie eine Regulationsstörung

Das Baby will andauernd aufrecht auf dem Arm sitzend herumgetragen werden und mit großen Augen jedes Detail der Wohnung betrachten. Es will schauen, schauen, schauen … Das ist meiner Erfahrung nach das eindeutigste Anzeichen dafür, dass ein Baby mit einer Regulationsstörung kämpft. Nur auf diesem Weg erreicht es ein etwas niedrigeres Erregungsniveau. Das Kind wird vielleicht vom Schreien abgehalten, bleibt aber unruhig, manchmal dämpft es auch nur die Lautstärke. Betroffene Babys sind oft auch sehr schreckhaft und reagieren auf jede kleine Veränderung mit Geschrei.

Ich bin dein Fels in der Brandung!

Wenn Sie Ihr schreiendes Baby herumtragen, umfassen Sie es so, dass es überall Halt hat, dass kein Beinchen oder Ärmchen baumelt. Versuchen Sie, auch seine Fäustchen mit der Hand zu umschließen und ihm dabei Ihre Daumen zu fassen zu geben; es tut den kleinen Händchen gut, wenn sie etwas umfassen können. Nun hat Ihr Baby perfekten Halt, es ist geborgen und sicher – und Sie dürfen und sollten Ihre innere Aufmerksamkeit von ihm abwenden. Lenken Sie in den nächsten Minuten Ihre gesammelte Wahrnehmung auf sich selbst. Es geht darum, dass Sie innerlich zur Ruhe kommen, obwohl das Baby in Ihren Armen schreit. Ein Kunststück!

Dabei hilft Ihnen die Atmung und Bewegung, beides wirkt direkt auf den Vagusnerv, der zur Ruhe bringt. Atmen Sie bei jedem Atemzug tief aus, am besten mit einem tiefen Ton. Während Sie hin- und hergehen, können Sie die Atmung und Ihre Schritte in Einklang bringen – jedes Ausatmen dauert vier Schritte, zum Beispiel, bald vielleicht fünf. Wenn Sie wissen, dass es Ihre Nachbarn nicht stört: Treten Sie ruhig fest auf. Stellen Sie sich bildlich vor, wie Anspannung bei jedem Ausatmen Ihren Rücken hinunterrutscht, bis in den Boden. Allmählich wird Ihr Nervensystem ruhiger und Sie fühlen sich lockerer. Vielleicht möchten Sie tanzen? Setzen Sie sich ruhig Kopfhörer auf!

Will das Baby vielleicht allein sein?

Im Körperkontakt fühlen sich Babys eigentlich immer besser, trotzdem ist es nicht vollkommen ausgeschlossen, dass das Baby noch mehr Ruhe haben und alleine im Bettchen liegen möchte. Ich werde nie vergessen, wie ich meinen kleinen Sohn einmal nach stundenlangem Herumtragen schließlich aus Verzweiflung probehalber in sein Bettchen legte – es war das Einzige, das ich noch nicht ausprobiert hatte –, und er auf der Stelle still wurde, zur Ruhe kam und innerhalb weniger Minuten einschlief. Es gibt Babys, die mögen das. Bei meinem war es aber eine Ausnahme, vielleicht das Bedürfnis am Ende des stundenlangen Herumtragens. Ich war da schon so ein Nervenbündel, dass er vielleicht einfach froh war über etwas Abstand zu meinem Energiefeld!

Das erlebe ich auch immer wieder in meiner Sprechstunde: Wenn Eltern vollkommen aufgelöst und schweißgebadet mit einem schreienden Baby ankommen, das auf dem ganzen Weg geschrien hat – dann legen wir das Baby erst einmal in die rhythmisch schwingende Hängewiege, und die Eltern lassen sich zwei Schritte entfernt ins weiche Sofa sinken. Sie können es dann gar nicht glauben, wie sich ihr Baby plötzlich beruhigt.

Wenn das Baby festen Halt bei Ihnen spürt, dürfen Sie Ihre Aufmerksamkeit auch auf sich selbst lenken.

Das Baby schreien lassen?

Das Baby »schreien zu lassen« bekommt einen ganz anderen Sinn, wenn sein Schreien nicht aufhört, obwohl man es im Arm herumträgt und ihm ein Trostlied singt. Wenn Sie schon alle vorstellbaren Bedürfnisse befriedigt haben – Hat es Hunger, Durst?; Ist ihm zu warm, zu kühl?; Braucht es eine frische Windel?; Drückt seine Kleidung irgendwo?; Will es seine Ruhe haben und alleine im Bettchen oder in der Hängewiege liegen? – und wissen, es fehlt ihm nichts und es ist gesund: Könnte es dann vielleicht sein, dass Ihr Baby schreit, weil es genau das gerade braucht? Was, wenn es sich dadurch von inneren Spannungen befreit? Wenn einem zum Weinen ist, dann tut es gut, zu weinen, danach geht es einem besser. Vielleicht ist Ihnen ja auch selbst zum Heulen? Tun Sie sich bitte keinen Zwang an, lassen Sie es fließen, Ihr Baby stört das nicht, im Gegenteil! Weinen kann richtig erleichternd sein, vor allem, wenn sich dabei eine starke Schulter zum Anlehnen bietet. Sie wissen das aus Erfahrung. Könnte es sein, dass es Ihrem Baby gerade genauso geht? Wenn es so ist, dann wäre es schön, wenn Sie seinem Weinen mit Verständnis begegneten, statt verzweifelt zu versuchen, es ruhigzustellen. Sie könnten sehen, ob es Ihnen gelingt, Ihre innere Haltung zu ändern und ihm zu sagen: »Weine dich ruhig aus, ich bin ganz für dich da, ich höre dich!« statt »Hör auf, hör endlich auf, ich halte das nicht mehr aus!« Vielleicht möchten Sie das ausprobieren, einen Versuch ist es doch allemal wert!

»Dass die Schreiphasen in Zyklen auftreten, ebenso wie die Entschlossenheit des Säuglings, sich nicht stoppen zu lassen, sind starke Beweise dafür, dass der Säugling ein inneres Bedürfnis hat zu schreien, um Spannungen loszuwerden«, sagt der amerikanische Star-Kinderarzt Dr. Brazelton. Und meine Kollegin Aletha Solter hat ein ganzes Buch zu den positiven Effekten des Weinens geschrieben, das im Kösel-Verlag auf Deutsch erschienen ist: Warum Babys weinen: Die Gefühle von Kleinkindern (siehe »Literatur« im Anhang).

Risiko Passivrauch

Ist das Baby öfter mal Passivrauch ausgesetzt? Die wissenschaftliche Forschung zeigt, dass bei Babys, in deren Familien geraucht wird, exzessives Schreien häufiger vorkommt. Auch Immunsystem und Atemwege sind beeinträchtigt. Wer mit dem Rauchen aufhören möchte, bekommt hier sehr hilfreiche Unterstützung: www.rauchfrei-info.de.

In Behandlung: Untröstliches Schreien

»Unser Liam schreit seit Wochen mehr als 14 Stunden am Tag und windet sich vor Schmerz. Wir waren schon mehrmals beim Kinderarzt, auch einmal in der Notaufnahme, doch es wurde nichts gefunden. Schon seit seiner Geburt schlittern wir ständig von einer Krise in die nächste. Mein Mann und ich haben wirklich sämtliche Tipps ausprobiert, doch wir haben den Eindruck, dass Liam sich eher noch in sein Schreien hineinsteigert. Ich bin soweit, dass ich es nicht mehr ertragen kann. Er lässt sich praktisch den ganzen Tag so gut wie nie ablegen, ist permanent unzufrieden und am Quengeln. Er ist sehr wach und sehr aufmerksam und fordert Abwechslung und Beschäftigung. Das Einzige, was ihn einigermaßen ruhig hält, ist stundenlang mit ihm auf dem Arm umherzulaufen, er will viel Licht anhaben und gucken. Am späten Nachmittag beginnt dann das richtige Schreien, das bis zu sechs oder sieben Stunden dauert, mit kleinen Pausen. Mittlerweile sind wir mit den Nerven völlig am Ende. Wenn man stundenlang angeschrien wird, nicht mehr zum Essen oder Schlafen kommt, wird man irgendwann wütend … Er findet nicht zur Ruhe. Ich gebe ihm gern die Nähe die er braucht, aber allmählich kann ich nicht mehr.«

Liams Mutter beschreibt hier die typische Situation von Eltern mit einem Schreibaby. In der Fachwelt spricht man dabei von Regulationsstörungen: Das Nervensystem des Babys reguliert sich bei zunehmender Müdigkeit nicht in die Ruhe, sondern bleibt aktiv bis zur Erschöpfung. Hinter Regulationsstörungen stecken oft vielschichtige Zusammenhänge. Nicht nur beim Baby, sondern in der ganzen Familie kann es mitverursachende Umstände geben, die bis zurück in die Schwangerschaft und die Zeit davor reichen, wie zum Beispiel mehrere Fehlgeburten, Krankheit oder Tod eines Familienangehörigen und ähnliche schwere Belastungen. Liam wurde nach einer sehr schnellen Geburt gesund spontan geboren. Am nächsten Tag musste er in die Kinderklinik verlegt werden, wegen eines Verdachts, der sich zum Glück nicht bestätigt hat, sodass er gemeinsam mit seiner Mutter am vierten Tag entlassen wurde. Zu Hause war das Stillen anfangs »ein frustrierender Kampf«, dann begannen »extreme Koliken«.

Er hat bereits drei osteopathische Behandlungen bei einem Kollegen hinter sich, als die Eltern mit Liam zu mir kommen. Während im Normalfall bereits ein bis drei osteopathische Behandlungen eine Besserung bringen, reicht das bei Regulationsstörungen selten aus. Ich halte daher die Klassische Homöopathie als begleitende Therapie für sinnvoll und überlege außerdem mit den Eltern, welche weiteren örtlichen Hilfsangebote sie in Anspruch nehmen können.