Auswandern nach Mallorca: spezieller, als man denkt. - Alexa J. Winter - E-Book

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Alexa J. Winter

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Beschreibung

Auswandern nach Mallorca - für viele Menschen ein verlockender Traum. Mein Mann und ich haben ihn gewagt, vor mehr als zwölf Jahren. Ernsthaft bereut haben wir die Entscheidung nie, denn Mallorca ist ein wundervoller Ort, umgeben vom Meer, mit viel landschaftlichem Flair und einem milden Klima. Mittlerweile kann ich voll Überzeugung sagen: Ich liebe diese Insel. Sie ist zu meiner inneren Heimat geworden. Wobei die Betonung eindeutig auf dem Begriff »Insel« liegt. Der Rest, nun ja ... .

Für wen ist dieses Buch gedacht?

In erster Linie für die, die irgendwann vorhaben, die Zelte in der BRD abzubrechen, um auf Mallorca neu durchzustarten. Und zwar ohne rosarote Brille, dafür einigermaßen gut »gerüstet«.

Als Auswanderungswilliger haben Sie ein großes Projekt vor Augen und benötigen Offenheit. Wobei das vorliegende Werk keinesfalls einen klassischen Ratgeber darstellt, der trocken diverse Fragen zum Thema »Auswandern nach Mallorca« beantwortet. Es handelt sich vielmehr um einen Erfahrungsbericht persönlicher Art, der einen primären Einblick in ein spannendes Abenteuer ermöglichen soll.

Kritische Punkte und inseltypische »Feinheiten«, die vor Ort bereits manchen Auswanderertraum haben zerplatzen lassen, werden offen angesprochen. Dabei kommt der (schwarze) Humor selten zu kurz - denn ohne jenen (gepaart mit genügend Flexibilität) geht es auf dieser Insel nicht! Zumindest dann, wenn man vorhat, der Realität ins Auge zu sehen.

Im ersten Teil des Buches finden sich dementsprechend Kurzgeschichten und Satiren aus den letzten Jahren, die auf wahren Erlebnissen basieren und zum Teil für ein Printmagazin verfasst wurden. Im zweiten Abschnitt folgen landestypische Info's und zahlreiche praktische Auswanderer- bzw. Alltagstipps. Von »Vorausschauen« über »Müllabfuhr« bis hin zum »Unterwäschekauf«: Ich habe aufgegriffen, was mir besonders erwähnenswert erschien.

Fazit: Wer sich bereits im Vorfeld mit einigen der häufigsten Stolperfallen auseinandersetzt, hat vermutlich bessere Chancen, vor Ort zu bestehen und glücklich zu werden. Ich jedenfalls wünsche allen zukünftigen Auswanderern viel Erfolg bei ihrem Vorhaben, denn was gibt es Schöneres, als seine größten Träume zu verwirklichen.

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Alexa J. Winter

Auswandern nach Mallorca: spezieller, als man denkt.

BookRix GmbH & Co. KG81371 München

Vorwort

 

Auswandern nach Mallorca - für viele Menschen ein verlockender Traum. Mein Mann und ich haben ihn gewagt, vor mehr als zwölf Jahren. Ernsthaft bereut haben wir die Entscheidung nie, denn Mallorca ist ein wundervoller Ort, umgeben vom Meer, mit viel landschaftlichem Flair und einem milden Klima. Mittlerweile kann ich voll Überzeugung sagen: Ich liebe diese Insel. Sie ist zu meiner inneren Heimat geworden. Wobei die Betonung eindeutig auf dem Begriff »Insel« liegt. Der Rest, nun ja ... .

 

Für wen ist dieses Buch gedacht?

 

In erster Linie für die, die irgendwann vorhaben, die Zelte in der BRD abzubrechen, um auf Mallorca neu durchzustarten. Und zwar ohne rosarote Brille, dafür einigermaßen gut »gerüstet«.

Für weichgespülte Mallorca-Schönrednerei ist in diesem Buch genau deshalb kein Platz. Als Auswanderungswilliger haben Sie ein großes Projekt vor Augen und benötigen Offenheit. Wobei das vorliegende Werk keinesfalls (!) einen klassischen Ratgeber darstellt, der trocken diverse Fragen zum Thema »Auswandern nach Mallorca« beantwortet. Es handelt sich vielmehr um einen Erfahrungsbericht persönlicher Art, der einen primären Einblick in ein spannendes Abenteuer ermöglichen soll. Kritische Punkte und inseltypische »Feinheiten«, die vor Ort bereits manchen Auswanderertraum haben zerplatzen lassen, werden offen angesprochen. Dabei kommt der (schwarze) Humor selten zu kurz - denn ohne jenen (gepaart mit genügend Flexibilität) geht es auf dieser Insel nicht! Zumindest dann, wenn man vorhat, der Realität ins Auge zu sehen.

 

Im ersten Teil des Buches finden sich Kurzgeschichten und Satiren aus den letzten Jahren, die auf wahren Erlebnissen basieren und zum Teil für ein Printmagazin verfasst wurden. Im zweiten Abschnitt folgen landestypische Info's und zahlreiche praktische Auswanderer- bzw. Alltagstipps. Von »Vorausschauen« über »Müllabfuhr« bis hin zum »Unterwäschekauf«: Ich habe aufgegriffen, was mir besonders erwähnenswert erschien.

 

Fazit: Wer sich bereits im Vorfeld mit einigen der häufigsten Stolperfallen auseinandersetzt, hat vermutlich bessere Chancen, vor Ort zu bestehen und glücklich zu werden. Ich jedenfalls wünsche allen zukünftigen Auswanderern viel Erfolg bei ihrem Vorhaben, denn was gibt es Schöneres, als seine größten Träume zu verwirklichen.

 

Wie alles begann ...

 

 

Der zweite Weihnachtsfeiertag vor mehr als einem Jahrzehnt. Ich beschließe auszuwandern. Endgültig! So eben durfte ich erfahren, dass ich »Mr. Krebs« (in Anlehnung an die Zeichentrickserie SpongeBob - man muss die Dinge mit Humor sehen) von der Schippe gesprungen bin. Das kleine, aber bösartige Melanom am Fuß konnte in einer eiligst angeordneten OP entfernt werden. Gerade noch rechtzeitig, vor dem Streuen der Krebszellen in den Blutkreislauf.

Meine beste Freundin Ellen, Ehefrau und Mutter zweier halbwüchsiger Kinder, hatte da weniger Glück. Diagnose: Darmkrebs. Es folgten zwei leidvolle Jahre und diverse Therapieversuche, dann endete ihr Leben. Sie verabschiedete sich von diesem Planeten, ohne viele Träume je gelebt zu haben. Eine Tragik, die mir erspart bleiben soll, denn etwas hat mich ihr trauriger Abschied, plus die eigene Turbo-OP, gelehrt: Folge deinen Visionen. Ehe es zu spät ist.

 

»Auswandern?« Mein Liebster sitzt am Schreibtisch und überlegt. Dabei wirkt er halb so konsterniert, wie ich erwartet hätte. Die Ereignisse der letzten Monate haben auch ihn nachdenklich gestimmt.

»Ja, noch mal was Neues wagen, ein Abenteuer erleben! Was haben wir zu verlieren?«, entgegne ich. »Du arbeitest meistens on remote. Wir sind nicht ortsgebunden. Die Firmen werden dich weiterhin buchen, egal ob du hier oder in Kanada vor dem Rechner hockst.«

»Kanada?« Nun wirkt er doch überrascht.

»Ja. Unendliche Wälder, tiefblaue Seen, der raue Atlantik, irgendwelche netten Fischerstädtchen. Dazu ein uriges Holzhaus. Wie wär’s? Vorausgesetzt, da gibt's Internet.«

Aber Achim lehnt ab. Er besteht auf Europa, aufgrund der moderaten Flugzeiten. Schließlich könne es sein, dass der ein oder andere Auftrag doch den Aufenthalt in der BRD bzw. dem Rest Europas erfordert. Er ist Freelancer in der Medienbranche und selbstverständlich hat er recht.

»O.k., dann eben Norwegen!«

»Norwegen?«

Wieder wirkt Achim skeptisch. Diesmal verschreckt ihn das frostige Klima. Ich zeige mich flexibel und gebe zehn Minuten lang mein Bestes: Schweden, Dänemark, Irland, Großbritannien. Irgendein Plätzchen muss ihm doch gefallen.

»England? Die spinnen, die Briten! Das weiß man seit Asterix & Obelix!«

»Na ja, bleibt immer noch Frankreich. Westküste. Vielleicht die wilde Bretagne? Klasse!«

»Also nein, die Franzmänner mögen uns Deutsche nicht … .«

»Himmel, der zweite Weltkrieg ist ewig vorbei!«

Ich bin genervt. Langsam gehen mir die Ideen aus.

Da reißt mein Mitbewohner die Augen auf und ruft: »Spanien! Wie wär's mit Spanien? Sonne, Meer, dazu zigtausend Auswanderer. Da findet man sich leicht zurecht! Garantiert! Die sind an uns Pappnasen gewöhnt.«

»Spanien?!«

Nun bin ich es, die wenig begeistert klingt. Mit mäßigem Enthusiasmus denke ich die bisherigen Aufenthalte im Land des Don Quichote zurück. Fazit: Heerscharen an Touristen, fette Kakerlaken, fades Essen, viel zu kurze Betten und ein eher langweilig dahin dümpelndes Mittelmeer.

Zugegeben: Schön blau, manchmal türkis, geradezu lieblich, aber eigentlich nicht mein Ding. Mir steht der Sinn nach Nordsee oder Atlantik, meterhohem Wellengang, einer Sturmfront über Biarritz, ersatzweise Buckelwale vor Labrador. Ich will wilde, unberührte Natur, kein pittoreskes Kitschpostkarten-Panorama.

Doch leider kenne ich Achim und weiß: Jener ist ziemlich stur und ich kann froh sein, dass er sich überhaupt in eine neue Richtung bewegt.

Nicht umsonst witzelt meine Mutter gern: »Was für ein Typ, flexibel wie eine Eisenbahnschiene ...«

Na ja, wandern wir eben zweimal aus! Zuerst nach Spanien und im Rentenalter gen Übersee.

Gesagt, getan. Nach sieben Monaten Vorbereitungszeit, plus minimaler Überzeugungsarbeit innerhalb der Verwandtschaft und dem Freundeskreis, ist es so weit: Wir besteigen den eigens für das Abenteuer erworbenen, bis zum Dach befüllten US-Van und starten mit Hund, zwei Katzen, sowie mehreren nervösen Zwergkaninchen in eine unbekannte Zukunft.

Zielort: Mallorca, Balearische Inseln, Mittelmeer.

Vorab haben wir die Insel zweimal zu Infozwecken besucht und beim letzten Aufenthalt gleich ein preisgünstiges, älteres Haus angemietet, mit Hilfe eines deutschen Maklers. Jenes liegt im Hinterland, bewusst weit entfernt vom üblichen Rummel und den großen, modernen Urbanisationen, in denen vor allem Zuwanderer leben. Frei nach dem Motto: Hopphopp, mitten hinein ins landestypische Vergnügen!

Darüber hinaus wurde fleißig über das Leben in Spanien recherchiert. Zwecks adäquater Vorbereitung. Einen Reiseführer hier, ein Magazin dort, ein Internetportal da. Sogar die wenig unterhaltsamen Inhalte der offiziellen Websites aus Brüssel sind bestens bekannt.

 

Und wozu das Ganze???

 

Um Ihnen nunmehr, nach all den Jahren, Folgendes mitteilen zu können: Vergessen Sie umgehend ALLES, was Sie in Sachen »Wie? Malle? Dat is doch dat 17. Bundesland ...«, je gehört haben. Solche Sätze sind Nonsens! Gerne geäußert von Ballermännern, die ihre Nasen nie auch nur einen Millimeter aus irgendwelchen Touristenhochburgen herausgestreckt haben! Ganz unabhängig davon, ob sie erst einmal oder schon zwölfmal auf der Insel waren.

 

Hier gleich einmal die »Top 7« meiner persönlichen (und schockierenden) Weisheiten über Mallorca:

 

Erstens: Man sollte vermeiden, den spanischen Kellner in S'Arenal (der fünf Sätze Smalltalk beherrscht, aufs Trinkgeld angewiesen ist, und meist als Saisonkraft vom Festland kommt) mit dem Großteil der Inselbevölkerung zu vergleichen! Es gibt wenig Mallorquiner, die gut (oder überhaupt) Englisch, Deutsch oder eine andere Fremdsprache sprechen. Dies gilt für Jung & Alt.

 

Zweitens: Als Resident auf Mallorca sind Sie, »selbst als Deutscher«, oft nichts anderes als ein ungeliebter Ausländer, vor allem bei Behörden. Lediglich die fröhlichen Südamerikaner oder leidgeprüften Afrikaner stehen noch ein winziges Stüfchen unter Ihnen.

 

Drittens: Zudem stellen Sie für zahlreiche Mallorquiner, aber auch für etliche vor Ihnen eingewanderte Landsleute, von vorneherein nichts weiter als einen prall gefüllten Dukatenesel dar. Ganz egal ob Sie nun »wirklich« reich sind oder nicht. Und diesen Dukatenesel gilt es auszunehmen. Stichwort: Raffgier - in Form von überteuerten Miet-, Pacht-, Immobilien-, KFZ- und sonstigen Preisen.

Jene ungenierte Abzocke blüht seit Jahrzehnten prächtig (und überwiegend folgenfrei), weil die meisten Einwanderer ohnehin nur ein paar Monate auf der Insel bleiben. Danach sind alle Illusionen in Sachen »17. Bundesland« zerstört, und sie treten frustriert die Rückreise an.

 

Viertens: Sie sehen sich selbst als fortschrittlichen Weltbürger und träumen davon, mit alt eingesessenen Mallorquinern echte (!), tiefgehende Freundschaften zu schließen, und nicht bloß Bekanntschaften in Form von ein paar Schwätzchen übers Wetter? Es ist möglich. Allerdings werden Sie üblicherweise Jahre benötigen. Oder Jahrzehnte. Und geht es schneller, stecken (nach genauerer Überprüfung) oftmals doch nur geschäftliche Belange dahinter. Wobei der Resident vorzugsweise der ist, der (letztendlich) am meisten »gibt«.

 

Fünftens: Mallorca, bzw. die Balearen, sind zwar visuell ein landschaftliches Idyll, aber kein Paradies im Mittelmeer, sondern vor allem eine autonome Region Spaniens. Mit diversen Problemen und Defiziten unterschiedlichster Natur, bspw. blühende Korruption, klebrige Vetternwirtschaft, unstete Gesetzgebung, mangelhaftes staatliches Bildungssystem, stark verbesserungswürdiger Tier-und Artenschutz.

 

Sechstens: Die umfangreiche Deutsche Community auf Mallorca hält keineswegs zusammen. In kleineren Gruppen gelegentlich, im großen Umfang: Nein.Neid plus Missgunst, vor allem unter konkurrierenden Geschäftsleuten, prägen das Tagesgeschehen. Und geht’s doch mal harmonisch zu, regiert überwiegend süßliche Oberflächlichkeit. Außerdem ist Mallorca eine Insel, die vor Schaumschlägern nur so wimmelt, gern im »Windschatten« irgendwelcher XYZ-Promis. Letztere sonnen sich üblicherweise (oder berufsbedingt) gern in der breiten Masse, während viele Stars, Unternehmer und Privatiers der ABC-Klasse bevorzugt abgeschottet die südliche Sonne genießen und eher selten anzutreffen sind.

 

Der beliebteste Satz in Richtung frisch gestrandeter Neulinge lautet übrigens: »Nehmt euch ja vor den anderen Deutschen auf der Insel in acht!« Wenn man es genau betrachtet, eine recht aberwitzige Angelegenheit, schließlich gehört der Ratgebende normalerweise selbst zu jener Bevölkerungsgruppe und ist bereits länger auf der Insel wohnhaft. Nichtsdestotrotz hat der Satz seine Berechtigung.

Siebtens: Ausnahmen bestätigen die Regel! In allen oben genannten Bereichen, bspw. wenn »Amors Pfeil« längerfristig zum Einsatz kommt und Nord und Süd verbindet. In solchen Fällen hat man eine reelle Chance, zumindest von der Familie und den Freunden seines mallorquinischen Herzblattes mit Haut und Haaren »adoptiert« und akzeptiert zu werden.

 

Fazit: Wenn Sie all das (und noch ein paar Winzigkeiten mehr) begriffen, sowie Ihre persönlichen Lektionen in Sachen Gelassenheit, Toleranz, Vorsicht und Distanz gelernt haben, dürfen Sie hoffen, als Deutscher auf Mallorca glücklich zu werden. Fazit: Als echter*** Einwanderer mit Integrationswillen benötigt man auf Mallorca jedenfalls ein ganz schön dickes Fell.

 

*** Hinweis: Neben den Beherzten, die sich nach Ankunft komplett ins spanische Chaos stürzen, gibt es eine Vielzahl an »Light-Einwanderern«. Diese lassen fast alle Alltagsgeschäfte durch Dritte bzw. Dienstleister erledigen, meist deutsche Gewerbetreibende. Darüber hinaus existiert in der Regel noch der gewohnte Wohnsitz in der BRD und man ist dort fest verankert (offizielle Postanschrift, Behörden, Konten etc.). Eine Ummeldung nach Spanien, bzw. der offizielle Residentenstatus, liegen also streng genommen nicht vor. Ihre Lebensmittel (selbst alltägliche Waren wie Wasser, Butter oder Milch) beziehen sie bevorzugt aus den vor Ort befindlichen »deutschen« Supermärkten. Außerdem besuchen sie häufig ihr Mutterland. Sei es, um sich neu einzukleiden, Arztbesuche zu tätigen, oder bloß Aspirin beim Apotheker ihres Vertrauens zu erwerben. Für gewöhnlich sprechen sie kein Wort Spanisch und haben null Interesse daran, es zu lernen. Soziale Kontakte zu Einheimischen werden gar nicht erst angestrebt. Fragt man derartige Light-Einwanderer danach, wie es ist, als Ausländer auf Mallorca zu bestehen, erhält man (logischerweise) gern die Auskunft: »Einfach, problemlos, alles wunderbar, fast wie in Deutschland.«

Dabei leben die ausgeprägtesten Exemplare jener Spezies schlichtweg in einer Art Parallelgesellschaft und verfügen selbst nach Jahren über keinen nennenswerten Zugang zur spanischen Realität (vom sonnigen Klima abgesehen).

Jener leichtfüßige Zustand sei ihnen von Herzen gegönnt, aber der Begriff »Langzeit-Tourist« trifft den Status wohl weitaus besser, als die Bezeichnung »Einwanderer«, bzw. »Mallorca-Auswanderer«.

Ich erwähne dieses Szenario deshalb so ausführlich, weil viele (echte) Auswanderungswillige sich an derartigen »Erfolgsgeschichten« orientieren, obwohl sie letztendlich nur wenig mit einer real vollzogenen Auswanderung zu tun haben. Dies geschieht meist aus Unwissenheit und führt gegebenenfalls zu einem bösen Erwachen.

 

Und nun: Viel Spaß mit den Kurzgeschichten und Satiren, sowie beim Lesen des Ratgeberteils.

 

 

Schwein gehabt!

 

 

Tag 16 nach Ankunft im Paradies. Samstag, 07.30 Uhr. Jemand schreit ... schreit ... und schreit! Erbarmungswürdig! Voller Todesangst! Ohrenbetäubend laut und immer schriller werdend, findet der Schall seinen Weg durch das wohl nicht ganz dichte Schlafzimmerfenster. Senkrecht und zutiefst erschrocken sitze ich im Bett, brauche einen Moment, bis ich begreife: Hier brüllt ein Schwein! Irgendwo in der Nähe wird wahrhaftig ein Schwein geschlachtet! Da, endlich. Die die gellenden Schreie werden kürzer, das grauenhafte Gurgeln leiser. Aus. Vorbei.

Geschlachtet?

Brutal abgestochen ist wohl die bessere Wortwahl. Erst im letzten Herbst habe ich in der alten Heimat Petitionen gegen das grausame Schächten per Unterschrift unterstützt und nun das! Gar nicht weit entfernt, liegt ein tot gemetzeltes Schwein!

Müde und zerschlagen torkele ich zum Fenster, öffne die Scheibe plus die dahinter liegenden hölzernen Persianas. Ein herrliches Postkartenpanorama erwartet mich: sanfte grüne Hügellandschaften, gekrönt von einem friedvoll wirkenden Himmel, der zu dieser frühen Stunde bereits in ansehnliches Blau getaucht ist. Seufzend wende ich mich ab und wanke in Richtung Bad, wobei ich beiläufig einen Blick aus dem Flurfenster werfe. Der Wagen des Vermieters parkt wieder einmal vor der Haustür. Der alte Herr werkelt wirklich gern in seinem Garten voller Obstbäume und Gemüsebeete. Dem Garten, der eigentlich zu unserem älteren Dorfhaus gehört, aber nicht Bestandteil der Mietsache ist, da er von der Vermieterfamilie selbst genutzt wird. Herr M. ist im Übrigen ein kleiner, dünner Mallorquiner, stets bekleidet mit etwas zu großen, abgewetzten Hosen, der mit seiner winzigen, molligen Frau, meist bekleidet mit einer Kittelschürze, in der nächstgelegenen Stadt ein anderes seiner unzähligen Häuser bewohnt.

Nach dem Duschen wecke ich Achim, der aufgrund seines kaum hörbaren Schnarchens das Schlafzimmer zur Straße hin bewohnt, und wenig später sitzen wir am Frühstückstisch. Durch die Außenwand des Esszimmers, die an besagten Garten und die nach hinten offene, voller Gartengeräte stehende Garage von Herrn M. grenzt, vernehmen wir fröhlich klingende Stimmen. Unser Vermieter scheint heute nicht allein zu sein. Vermutlich unterstützen ihn die längst erwachsenen Söhne bei der Gartenarbeit. Wie nett! In Spanien herrscht eben noch echter Familiensinn.

Einige Minuten vergehen und ich erzähle gerade kauend und empört vom Schweinegeschrei, da erklingt nebenan ein Zischen. Bedrohlich laut. Das unangenehme Geräusch hält an und torpediert jede weitere Unterhaltung. Irritiert werfe ich das salzlose Brot zur Seite und eile in den rückwärtig gelegenen Wintergarten. Presst man dort die Wange fest genug an eine der vorderen Fensterscheiben, hat man einen guten Ausblick in den ansonsten durch eine Aluminiumtür abgegrenzten Grundstücksbereich des Vermieters. Und das, was ich nun dort zu sehen bekomme, veranlasst mein Gehirn, in Sekundenbruchteilen alle Emotionen auszublenden. Zwecks Vorbeugung in Sachen »Hysterischer Anfall«.

Den grauenhaften Anblick, der sich mir bietet, nehme ich infolgedessen eher wahr wie eine mitleidlose Kamera ihr Motiv: 1,2,3,4, klick, klick, klick ... . Unbekannter Mann steht in Garage von Vermieter / Mann hat großes, blutiges Messer in der Hand / Mann plaudert fröhlich mit Vermieter / Vermieter hält riesigen, ausgeschalteten Bunsenbrenner in der Hand und lacht / Vermieter schaltet Bunsenbrenner nun wieder an und bereits bekanntes Zischen ertönt / Vermieter (immer noch bestens gelaunt) fährt mit Flamme über borstige Haut von großem, dickem Schwein / korrigiere / sehr großem, sehr dickem UND sehr totem Schwein / Schwein liegt dabei auf einer Art Schlachtbank / leidgeprüfter Schweinekopf (mit weit aufgerissenen Augen) kaum 1,5 Meter von meinem Aussichtspunkt entfernt / Ende.

Ich wende mich ab und schreite wie auf Wolken ins Esszimmer zurück. Mir ist speiübel. Der ahnungslose Achim wirft mir einen besorgten Blick zu, während es nebenan lautstark weiter zischt.

»Um Gottes willen! Was ist passiert? Du bist ja leichenblass!«, brüllt er mir zu.

»Geh' doch in den Wintergarten und guck dir die Scheiße selber an«, schreie ich zurück.

Als wir kurz darauf wieder zusammensitzen, ist uns der Appetit auf den Rest des Frühstücks endgültig vergangen, denn das Zischen des Bunsenbrenners hat mittlerweile dem fröhlichen Klopfen eines oder zweier Hackebeile Platz gemacht.

»Hier bleibe ich nicht«, lauten meine einzigen Worte.

Achim nickt.

Die geflissentlichen Äußerungen des deutschen Maklers bei Erstbesichtigung des Objektes erscheinen mir plötzlich wie blanker Hohn: »Ja, prinzipiell ist es ein nettes, altes Dorfhaus. Typisch spanisch: einfach, aber geräumig. Schade, dass der Garten nicht zur Mietsache gehört. Na ja, der Besitzer hängt nun mal an seinen Pflänzchen. Trotzdem wird er Sie kaum stören! Er kommt vielleicht ein- oder zweimal im Monat vorbei, um Obst und Gemüse zu ernten ...«

So, so. So sieht er also aus: der grüne Daumen a lá Mallorquin.

Die restlichen Stunden jenes denkwürdigen Tages sind durch diverse Spionageversuche geprägt, ausgehend von deutscher Seite. Verstohlen über den Rand der Dachterrasse schielend, die unmittelbar über dem Schlachtort liegt, notiert Achim gegen 12.13 Uhr die Ankunft von Frau M., die sich alsbald, gemeinsam mit anderen Anwesenden, an die Wurstherstellung im Naturdarm macht. Dazu trägt sie eine lustig gemusterte Kittelschürze mit fröhlichem Blumenmotiv. Auf ihrem Gesicht befindet sich das gleiche feine Lächeln, welches uns bei Abschluss des Mietvertrages geradezu madonnenhaft gütig erschien. Als der Spuk am späten Nachmittag schließlich ein Ende findet, und Frau M. auch den letzten Blutfleck vom Garagenboden geschrubbt hat, telefoniere ich empört mit dem Makler.

»Ich esse selbst Fleisch und mir ist bewusst, dass in anderen Kulturen andere Sitten herrschen, aber wenn ich neben einem Schlachthaus ohne Bolzenschussgerät hätte wohnen wollen, hätte ich das vorab erwähnt.« »Nein, Sie brauchen Herrn M. nicht anzusprechen. suchen Sie ein einfach ein neues Domizil für uns.« »Ja, ganz dezent. Beim nächsten Abstechen will ich nicht mehr hier sein.«

Der Makler hört geduldig zu und verspricht hoch und heilig, Stillschweigen zu bewahren, sowie schnell Ersatz zu finden.

In der kommenden Nacht schlafe ich unruhig, vor allem wegen der Umzugskosten, die jetzt wohl (leicht verfrüht) erneut über uns hereinbrechen werden.

Glücklicherweise verläuft der folgende Sonntag ruhig. Das Frühstück am Montagmorgen ebenfalls. Dann klingelt das Telefon. Am anderen Ende befindet sich der Makler. Natürlich hat er sein Versprechen gebrochen und Herrn M. informiert. Der Vermieter, erzählt er mir freundlich, sei zwar ein wenig irritiert, erkenne aber durchaus den Ernst der Lage. Demzufolge wäre er gerne bereit, von nun an auf einem anderen, weiter entfernt liegenden Terrain zu schlachten. Das sei doch gar kein Problem!

»Na gut, dann können wir vielleicht bleiben ...«, antworte ich voller Einfalt und atme auf.

»Siehst du: Nun wird doch noch alles gut ...«, seufzt im Anschluss auch Achim und nimmt mich in den Arm.

 

Nachtrag: Spanische Versprechen sind unbedingt flexibel zu betrachten.