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Das Wiederaufleben der wilden Seele … In einer Welt, in der Ungerechtigkeit herrscht, können wir Inspiration, Liebe, Gesundheit und Frieden finden. Ayakuna ist eine Abfolge von Geschichten, die auf Lebenserfahrungen beruhen und in denen Visionen, Mythen sowie urbane und indigene Legenden erzählt werden, die uns darüber nachdenken lassen, wie überaus notwendig die Herstellung eines Gleichgewichts zwischen Mensch, Natur und dem Spirituellen ist. Diese einfachen, sehr bewegenden und mit großer Sensibilität erzählten Geschichten befassen sich mit Themen wie Liebe, Krankheit, Angst, existenziellen Krisen oder Tod. Sie leiten uns an und helfen uns, diese Themen zu verstehen und sich ihnen zu stellen – in jedem Moment des Lebens. Für alle Probleme, die die Welt plagen, wie den Mangel an Werten, die Entmenschlichung, Kriege und die existenzielle Leere bietet der Autor Lösungsmöglichkeiten an, die auf dem Umgang mit den Emotionen, der Kommunikation mit dem Transzendenten und der Naturmedizin basieren.
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Seitenzahl: 254
Veröffentlichungsjahr: 2022
AYAKUNA
Meister der Seele
© 2022 Carlos Arana Altamirano
https://www.catoarana.com
Übersetzung: Anna Hahn, Vivien Lerbs
Lektorat, Korrektorat: Tamara Pirschalawa; Martina Rens
Cover Design: Kalet Arana Schram
Bilder © Carlos Arana
Verlag und Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg
ISBN Hardcover 978-3-347-72259-0
ISBN Softcover: 978-3-347-72250-7
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar
Cato Arana
Carlos Alberto Arana Altamirano wurde in Barranco - Lima - Perú geboren.
Er ist Autor und erforscht seit Jahren die Philosophie der Naturmedizin in den indigenen Kulturen Perus und anderer Länder. Bereits in jungen Jahren vertiefte er sich – parallel zu seiner Ausbildung in der Stadt – in die Lehren der indigenen Philosophie.
Sein enger Kontakt zu Meisterschamanen und Heilern der Andenküste und des Amazonasgebiets in Südamerika hat es ihm ermöglicht, sein Wissen über ihre verschiedenen Kulturen, über ihre Meisterpflanzen, über ihre energetische Medizin und ihre Beziehung zur Artenvielfalt zu vertiefen. Er forscht über anthropologische Aspekte, die auf seiner eigenen spirituellen Erfahrung beruhen.
Darüber hinaus engagiert er sich aktiv für Rettungsinitiativen sowie Naturschutzaktionen und sensibilisiert die Menschen für den Schutz der Biodiversität. Er setzt sich für die Verbreitung der indigenen Philosophie ein – wobei er sein Wissen durch das Prisma einer spirituellen Weltsicht vermittelt.
Carlos Arana lebt derzeit in München (Deutschland). Er hat sich der Verbreitung der indigenen Philosophie verschrieben und bringt Projekte zugunsten der Biodiversität voran.
Soweit personenbezogene Bezeichnungen nur in männlicher Form angeführt sind, beziehen sie sich auf Männer und Frauen in gleicher Weise.
Dieses Buch ist den Wallawisa gewidmet, den Beschützern der Natur.
Inhalt
Prolog
Einleitung
Gebet Wallawisa
Die Pantherin und die Liebe
Ayakuna
Botschaften der Symbole
Das blaue Höhlenwesen
Der Delfin und der Meister
Die vier Codes
Der schwarze Adler
Der Kater im Abgrund
Yurita
Das Erwachen des Schmetterlings
Der Geist des Pferdes
Bruder Jaguar
Amarus Reise
Bedeutunge
Die Ängste, mit denen wir uns nicht konfrontieren, verwandeln sich in mächtige Hindernisse.
Prolog
Cato Arana erzählt in seinem Buch Erlebnisse, Mythen und Legenden, die auf seinen Erfahrungen mit verschiedenen Meisterschamanen in unterschiedlichen Lebensabschnitten beruhen – einschließlich der Erfahrungen des Autors mit der Einnahme bewusstseinserweiternder Pflanzen, wie sie in Ayahuasca enthalten sind, einem spirituellen Trank, den die Heiler im Amazonasgebiet für ihre Rituale verwenden. In den Geschichten werden auch atypische Erfahrungen von Menschen, die an ethnomedizinischen und schamanischen Ritualen teilgenommen haben, beschrieben.
Wir sind unser ganzes Leben lang dazu gebracht worden, einem Wertesystem zu folgen, in dem Wettbewerb, Geld und Macht vorherrschend sind, was uns vom Wohlergehen unserer Seele immer weiter entfernt hat. Diese Lebensweise hat uns im Lauf der Zeit mehr und mehr daran gehindert, die „Kraft der Existenz“ wahrzunehmen, und lässt uns nicht erkennen, wie überaus notwendig es ist, das Gleichgewicht mit der Natur zu wahren. Der daraus entstandene Wertemangel führt zur Zerstörung unserer Biodiversität und damit unserer Gesundheit. Ein solches System manipuliert die Menschheit und ist die Ursache für die Vernichtung unseres Lebensraums.
Die Ayakuna-Geschichten regen dazu an, über die Gleichgültigkeit nachzudenken, die wir gegenüber den Tieren und ihrer Umgebung an den Tag legen – wobei auf die eine oder andere Weise ein Zusammenhang mit den Emotionen der Seele besteht. Sie leiten uns an, die Möglichkeiten jener Medizin zu erkennen, die unserer eigenen Existenz innewohnt, um das Leid zu lindern, das das Leben mit sich bringen kann.
Die Geschichten basieren auf Erlebnissen in der realen und irrealen Welt, die sich durch Mythen und Legenden sowie Visionen und Träume ziehen, von denen einige durch die heilige Pflanze Ayahuasca hervorgerufen werden.
Mit der Vorstellungskraft lassen sich vielfältige und unterschiedliche Formen schaffen, die das Leben nähren. Wir leben nicht nur in einer, sondern in verschiedenen Dimensionen. Sie sind von Natur aus in den Menschen integriert, damit der Mensch die menschliche Realität selbst erstellen kann.
Einige Male geriet der Autor durch schicksalhafte Unfälle in schwere Bedrängnis, aber mithilfe der Ethnomedizin und auch der westlichen Behandlungsmethoden, die ihm Gott auf seinem Weg zuteilwerden ließ, gelang es ihm immer, sich zu erholen. Seitdem hat er nie an den Möglichkeiten dieser einheimischen Weisheit und Heilkunst gezweifelt, die er mit absoluter Überzeugung praktiziert. Dieses Werk wurde nach einer langen Genesungsphase geschrieben, die auf einen schweren Unglücksfall folgte, der den Autor dem Tod sehr nahebrachte.
Durch die Geschichten können wir uns den bewusstseinserweiternden Erfahrungen der schamanischen Welt und der Naturmedizin nähern, was uns neue Perspektiven für die Bewältigung des eigenen Lebens eröffnet.
Die erwähnten Mythen und Legenden entstammen der Weltanschauung, die sich der Autor im Laufe seines Lebens angeeignet hat.
Mit dem Buch möchte er zum Nachdenken über andere Lebensmöglichkeiten anregen.
Einleitung
Schon seit frühesten Zeiten haben Meisterschamanen in allen uralten Kulturen der Welt die eigenartigen Kräfte erkannt, die dem menschlichen Geist innewohnen, ihn verwirren und körperliche und seelische Krankheiten verursachen. Sie bekämpften diese Einflüsse, indem sie ihren Geist mithilfe von Riten, Mythen, Legenden, Geschichten, Fantasie und Träumen schulten.
In der indigenen Philosophie fließt die Ethnomedizin mit den Mythen, Legenden, Ritualen und dem Wissen um die seit Urzeiten bekannte Verwendung einheimischer Heilpflanzen; sie werden für das geistige Aufwachen in jenem inneren Kosmos verwendet, in dem das menschliche Leben auf einer faszinierenden Reise durch die Spuren der Vergangenheit erforscht werden kann. Die indigene Philosophie hilft dabei, ein Ausweichen zu vermeiden und sich mutig mit scheinbar unüberwindbaren Kräften auseinanderzusetzen.
Die indigene Weisheit spricht den Geist in schwierigen Zeiten an und war in allen Kulturen der Mutter Erde immer präsent – sie ist ein subtiles Wissen, das die natürlichen Kräfte des Menschen zum Leben erweckt.
Die Weisheit der Ahnen ist ein magisches Vermächtnis, das in diesen Zeiten wiederauflebt und bei der Überwindung negativer Gefühle hilft, die angesichts von Schwierigkeiten aufkommen.
Die Geschichten der indigenen Weisheit motivieren Menschen dazu, den Lebenssinn zu finden und Wissen um die Bewältigung persönlicher Probleme zu erlangen.
Es gibt verborgene Kräfte im Geist, die in der Lage sind, die illusorische Realität in einen heiligen Pfad zu verwandeln, der dem spirituellen Entdecker vorbehalten ist.
Um all diese Möglichkeiten wahrnehmen zu können, ist es notwendig, den Geist zu öffnen und Verhaltenskonzepte, die die Sensibilität der Seele beeinträchtigen, zu verändern, damit Lebensfreude empfunden werden kann.
Im Tempel des Jaguars erneuerte ich ein Versprechengegenüber der Mutter Erde, gegenüber der Mutter Wasser,gegenüber den Geschwistern Winde und gegenüber Vater Sonne!Das Geheimnis des Regenwalds beobachtete mich in Stille!
Cato
Wallawisa
Himmlischer Vater, Mutter Erde,
Licht des Universums,
erleuchte meine Gedanken,
damit ich in Gott leben kann!
Möge dein Licht in meinem gesamten Wesen leuchten
und sich in meinen Handlungen widerspiegeln!
Mögen Entschlossenheit, Mut
und Freiheit meine Erleuchtung sein!
Mögen meine Worte und mein Schweigen
Honig gegen das Gift der Schlangen sein!
Mögen meine Entscheidungen immer aufrichtig sein!
Meine Pflicht ist es, in Harmonie mit der Natur zu leben,
mit Respekt zu jedem Lebewesen auf der Mutter Erde!
Möge das Mitgefühl mein wichtigster Verbündeter sein!
Möge sich mein Wesen mit Mut und Entschlossenheit
den dunklen Mächten entgegenstellen,
die mein Wachstum verhindern,
damit ich nicht in die Mutlosigkeit der Feiglinge falle.
Meine Aufgabe ist es, die dunklen Gedanken zu bekämpfen,
die den Geist und das Licht in Besitz nehmen wollen.
Möge mein Schweigen mein Ausbildungstempel sein!
Möge mein Leben eine ehrbare Spur hinterlassen,
die von Mut und Glauben zeugt!
Jeden Tag bin ich ein neues Leben! Ein neues Abenteuer!
Meine Aufgabe ist göttlich!
Ich bin eine Kriegerseele,
mein Kampf richtet sich gegen die dunklen Mächte
in jeder Dimension.
Ich trage das Licht in mir!
Die Liebe des Großen Geistes erleuchtet mich!
Ich habe nichts zu befürchten.
Winde Ayakuna
Die Pantherin und die Liebe
Die Ekstase des Herzens ist die Liebe.
Um das Feuer versammelt, dankten die Stammesmitglieder dem Großen Geist dafür, dass er sie mit der Kraft der Liebe gesegnet hatte. Gespannt warteten sie auf ihren Meisterschamanen, der sie den Weg des Lebens lehrte. Selbst die Sterne erwarteten ihn voller Aufmerksamkeit.
Im Dickicht des Regenwalds öffnete sich ein Lichterkreis, und mit einem Brüllen erschien der Meister. Er sprach:
»Geliebte Stammesmitglieder, möge der Widerschein der Liebe der Antrieb sein, der euch Leben schenkt. Die Liebe ist allumfassend, sie ist die Quelle des Mysteriums …
Urcututo, die große Eule aus den Tiefen des Regenwalds, weiß darüber zu berichten, dass einst eine Pantherin im Dschungel umherstreifte, glücklich und ohne Sorgen. Eines Tages aber stürzte sie in eine Falle, die die Jäger errichtet und gut getarnt hatten. Vom Grund dieser Falle aus betrachtete sie den Himmel und die Sterne – sie sah ihr ganzes Leben, lauschte leisem Wispern, beobachtete, wie auch der Mond am Himmel erschien. Sie liebte alles, schätzte alles.
Als die Sonne aufging, erwachte die Pantherin, weil sie Schritte durchs Laub rascheln hörte, hob den Blick und sah vor sich die Lüge, wohlgekleidet in Heucheleien.
›Guten Tag, Lüge! Könntest du mir bitte helfen? Ich bin vor einigen Tagen in diese Grube gestürzt.‹
Die heuchlerische Lüge betrachtete die Pantherin in ihrem Loch und erwiderte: ›Was ist denn nur geschehen? Wie bedauerlich, kommst du dort unten gut zurecht? Sorge dich nicht, ich werde dir helfen. Sag mir, was du sonst noch brauchst, ich bin bald wieder zurück. Du kannst mir vertrauen, denn ich bin die Lüge.‹
›Danke für deine freundlichen Worte‹, antwortete die Pantherin. Und die Lüge entfernte sich eilig und kehrte doch nie zu ihr zurück.
Als die Sonne erneut aufging, hörte die Pantherin Tiere umherlaufen, hob den Blick und sah vor sich die Gier.
›Guten Tag, Gier! Könntest du mich bitte befreien? Ich bin vor einigen Tagen in diese Grube gestürzt.‹
Die Gier betrachtete sie dort unten in ihrem Loch und erwiderte:
›Wenn ich dich rette, verliere ich Geld, denn dein Fell ist wertvoll. Du siehst, ich habe Wichtigeres zu tun. Es tut mir wirklich sehr leid, vielleicht beim nächsten Mal. Meine Verbündeten werden dir ein gnädiges Ende bereiten.‹ Und sie warf der Pantherin einige Brotkrumen hin, wünschte ihr viel Glück und nahm ihren Weg wieder auf.
In ihrer vermeintlichen Einsamkeit sang die Pantherin in der Stille. Aus der Tiefe ihrer Grube heraus lauschte sie dem Leben und betrachtete die herrlichen Bäume mit ihren Vögeln, die die Unermesslichkeit des Himmels zierten.
Angelockt von den magischen Liedern, erschien der Stolz und erfreute sich am Gesang.
›Guten Tag, Stolz!‹, rief die Pantherin. ›Bitte befreie mich, hilf mir, hier herauszukommen.‹
Der Stolz betrachtete sie und antwortete: ›Wenn ich dich rette, denken die anderen, ich sei schwach. Das wäre schlecht für meinen Ruf. Besser wir tun so, als seien wir uns nie begegnet.‹ Und er machte sich wieder auf seinen törichten Weg.
In den geheimnisvollen Nächten verfasste die Pantherin Gedichte aus ihren Erinnerungen. Voller Vertrauen wartete sie auf ihren Retter. In ihren Träumen war all die Verrücktheit der Liebe, die sie fühlte, süße Realität.
Sie erwachte vom Regen, blickte hinauf in die Wolken, und es kam die Traurigkeit heran.
›Guten Tag, Traurigkeit, wie schön, dass du hier bist. Bitte befreie mich, hilf mir, hier herauszukommen.‹
Doch die Traurigkeit sah sie nur an und begann zu weinen. ›Es tut mir leid, aber mein Leid und meine Dramen sind so gewaltig, dass ich dir nicht helfen kann, geschweige denn dich befreien. Ich muss meinen Kummer mit mir herumtragen, da ist kein Platz für dich. Siehst du nicht, wie schwer ich jetzt schon zu tragen habe?‹ Und fort ging sie, weinend und die Last all ihres Elends auf sich geladen.
Die Illusion ihrer Gedanken ließ die Pantherin seufzen. Sie war voller Vertrauen. Obwohl sie sehr verletzt, allein und verlassen war, fühlte sie sich nicht so! In ihren geheimnisvollen Augen flackerte ein anhaltendes Licht der Hoffnung und des Glaubens.
Da fielen plötzlich Schlangen in die Grube, oder besser gesagt: Sie suchten sie gezielt auf. Es waren der Tratsch und die Boshaftigkeit, die stets Seite an Seite sprechen und immer gemeinsam unterwegs sind. Der Tratsch begann zu tratschen und erzählte der Pantherin, was die Leute von ihr hielten – und unterstellte selbst einem Jaguar böswillige Absichten. Natürlich verfolgten der Tratsch und die Boshaftigkeit damit das Ziel, Gift zu verstreuen und Intrigen zu verbreiten und danach glücklich wieder von dannen zu ziehen. Die Boshaftigkeit, die den Tratsch stets begleitet, erfreut sich an alldem wie eine Klapperschlange!
Als der Tratsch und die Boshaftigkeit feststellten, dass die Pantherin sie gar nicht beachtete, wurden sie zornig und drohten ihr damit, Gerüchte über sie zu verbreiten. Doch dies berührte sie nicht — in ihren Augen waren andere Welten, andere magische Prioritäten.
Am Himmel erschienen dunkle Wolken – und mit ihnen der Neid, denn der hatte ein Licht in der Grube entdeckt.
›Guten Tag, Neid, kannst du mich bitte retten? Ich sitze schon seit Tagen hier unten fest, reichst du mir deine Hand?‹
Der Neid sah die schöne Pantherin, erstarrte, ärgerte sich und erwiderte:
›Durch dich könnte mein Leben komplizierter werden. Besser, du bleibst, wo du bist.‹ Aber ehe er ging, stellte er Giftpfähle rund um das Loch auf, damit sich niemand der Pantherin gefahrlos nähern konnte.
Und so kamen all die Gestalten vorbei, aber keine von ihnen half ihr. Wirbelstürme und Unwetter zogen über sie hinweg, doch die Pantherin überlebte.
In einer sehr dunklen Nacht hörte die Pantherin das Flüstern des Mysteriums in ihrem Herzen, und als sie von Donnergrollen und hellen Blitzen erwachte, sah sie ihren Retter – einen stattlichen Jaguar. Er betrachtete schweigend die schwache, verwundete Pantherin und sprang ohne zu zögern zu ihr hinunter. Doch nun saß auch er in der Falle fest.
Er setzte die Pantherin auf seinen Rücken, um sie aus dem Loch zu befreien. Er sprang ein ums andere Mal, aber die Grube war zu tief … Er versuchte und versuchte es immer wieder, bis er schließlich aufgeben musste. Die Giftpfähle, die ihm den Weg versperrten, hatten ihr Gift bereits in ihm verbreiten können.
Keuchend blickte er zum Ausgang der Grube empor, zog alle Möglichkeiten in Betracht – aber sie waren gefangen! Er drehte sich im Kreis, brüllte zum Himmel empor und bemerkte dann, dass ihn die Pantherin umarmte. Die Liebe verband sie, in ihr strahlte ein faszinierendes Geheimnis. Der Funken der Liebe erleuchtete den Mut des Tapferen.
Der himmlische Mond, die Glühwürmchen, die Sterne und die Schmetterlinge erhellten die magische Nacht. Die Pantherin spürte mit ihrem ganzen Sein die wilden Gefühle des Jaguars. Auch sie kämpfte gegen die Wirkung des Gifts an. Sie flüsterte dem Jaguar zu:
›Du bist gekommen, um mich zu retten. Ich werde dir immer dankbar sein!‹
Der Jaguar warf ihr einen Blick zu, der sein Unvermögen erahnen ließ, und rief aus: ›Wie soll ich dich retten? Wir sind beide vergiftet und gefangen!‹
›Wir sind weder gefangen noch vergiftet, wir haben das Elixier der Liebe, um weiterzukämpfen. Du bist gekommen, um mich zu retten, und deine Rettung ist auch meine Rettung. Wir haben keine Zeit zu verlieren, denn die Jäger kommen. Nutze mich zum Schwungholen, nimm Anlauf, springe auf mich – und befreie dich!‹, erwiderte die Pantherin.
Die dunklen Geister näherten sich. Schüsse waren zu hören. Der Jaguar sprang auf die Pantherin und entfloh der Grube. Die Schüsse kamen immer näher. Er wollte die Pantherin retten, aber sie rief ihm zu:
›Lauf nur, lauf! Du hast mich gerettet, nun rette dich selbst! Du musst dich retten, dann werde ich glücklich sein! Mach dir keine Sorgen um mich, ich bin in deinem Herzen!‹
Ein Jäger hatte den treuen Jaguar, der nicht von der Seite der Pantherin weichen wollte, im Visier seiner Waffe …
Als sich der Schuss aus der Waffe der Gier löste, ließ ein starker Impuls die Pantherin vor den Jaguar springen, wodurch sein Leben gerettet wurde!
Doch die Pantherin selbst war schwer verletzt. Während ihre-Kräfte allmählich schwanden, sah sie mit ihren Urwaldaugen den mutigen Jaguar, der versuchte, sie mit seinen Krallen festzuhalten, aber es gelang ihm nicht: Seine Prankenhiebe schlugen ins Leere, und er stürzte erneut in die Grube.
Aus der Tiefe des Lochs lächelte ihm die verwundete Pantherin zu, ihr Lächeln sagte alles!
Inmitten des Kugelhagels brüllte der Jaguar das Leben an. Mit einem Sprung ergriff er die Flucht, verfolgt von den Jägern, die die Fährte seiner Blutspuren aufnahmen. Das herrliche Tier, das von den dunklen Wesen wegen seines Fells und seiner Reißzähne sehr begehrt war, diente als Ziel der Begierde und des Stolzes der herzlosen Jäger.
Der Jaguar flüchtete, mit einem Versprechen in jedem seiner Schritte: Er würde zurückkehren und die Pantherin retten! Er war schwer verletzt, einige Kugeln hatten ihn getroffen, aber seine wilde Entschlossenheit verband ihn mit der Liebe.
… Irgendwo inmitten des Dschungels kehrte ein Schamane aus anderen Realitäten in sein Zuhause zurück, und die Tiere des Waldes erzählten ihm, was seiner Regenwald-Familie widerfahren war. Er nahm seine Trommel, seine Rassel, die Maracas, seinen Pfeil und Bogen, versammelte die Verbündeten der Liebe und rief Vater Sonne an. Und Vater Sonne sagte ihm, was sie zu tun hatten …
Indes weinte die Pantherin am Grund der Grube süße Tränen des Glücks und sah dabei andere Lichter: Sie war sehr glücklich, denn sie hatte sich in die Gefühle des Geheimnisses verliebt. Mit jeder Sekunde, die verging, näherte sich die Pantherin dem Tod – der Jaguar konnte es spüren. Er musste zu ihr zurückkehren!
Auf seiner Flucht vor den Jägern brüllte er – die Trophäe –, um die Geister der Angst zu vertreiben. Dabei hörte er die Trommeln des Schamanen und spürte die Energie seiner Verbündeten. Und in seiner Seele hallte die Zuversicht wider: Besonnenheit, Glaube und Mut traten in den Vordergrund!
Die Jäger hatten ihn fast gestellt, sie beobachteten, wie er sich einem Wasserfall näherte und sich hinter den Wasservorhängen versteckte, die sich mit seinem Blut vermengten. Die Jäger glaubten, nun sei es ein Leichtes, ihn zu fangen. Sie stiegen ins Wasser, umzingelten den Jaguar mit den Netzen ihrer Lügen und mit ihren zerstörerischen Waffen. Die Zuschauer des Reichtums, die auch an dieser Hetze teilnahmen, genossen es. In seinem Versteck brüllte der Jaguar lautlos in die Stille seiner Herzschläge. Er beobachtete die Bewegungen seiner Jäger und achtete aufmerksam auf die Botschaften seiner Intuition. Es schien, als gäbe es keinen Ausweg.
Tief in der Grube dankte die Pantherin dem Leben dafür, einen edlen Wilden gefunden zu haben. Aber ihr Licht verlöschte …
Voller Glück stellte sie sich den Jaguar in Freiheit vor – doch in ihr entstand auch ein seltsames Gefühl tiefer Trauer, und die Pantherin begann zu weinen, denn sie wusste, dass der Jaguar zurückkehren würde!
Hinter dem Wasserfall beobachtete der in die Enge getriebene Jaguar die Gier, den Stolz und ihre Verbündeten. Scheinbar hatte er den Kampf verloren; er war umzingelt, alle Waffen waren auf ihn gerichtet … Die Gefühle der Pantherin waren jedoch so übermächtig, dass jede Illusion zur Realität wurde. Der Jaguar hatte ihr versprochen, zurückzukehren …Er war schwer verletzt, er keuchte, sein Geist betrübte ihn. Er betrachtete sich als feige und schämte sich, weil er die Liebe im Stich gelassen hatte. Er dachte daran, wie sie allein sterben würde, und tiefe Trauer erfasste ihn. Mit aller Kraft seiner Seele brüllte er das Leben an, sprang zwischen den Schatten hindurch und machte sich wieder auf den Weg zu seiner Liebe.
Alle verließen fluchtartig die Lagune, so schnell, wie es ihnen nur möglich war. Sie schossen und schrien verängstigt auf, als sie sahen, wie das mutige wilde Tier ihnen die Stirn bot und zu entkommen versuchte. Die Energie seiner Entscheidung brachte die Jäger von ihrem Weg ab. Weitere Schüsse waren zu hören, aber auch heftiges Keuchen der Jäger, als sie versuchten, den Jaguar wieder einzuholen.
Mit erschütterndem Gebrüll fiel der sich immer noch am Leben befindende Jaguar zu Boden, und seine Energie schwebte in die Lagune seiner Kindheit.
Während ihn das Leben verließ, erschien eine Spirale, die ihn in eine andere Dimension transportierte. Er sah seine Mutter! Er sah sich als Welpe, wie er mit seinen Geschwistern spielte, wie er in den Grotten, in den Flüssen und in den Lagunen schwamm und von seiner Mutter die Geheimnisse des Regenwalds lernte. Er genoss das Leben mit seiner Familie, mit der Natur! Sein Schicksal war es, in den geheimnisvollen Dschungeln zu herrschen. In seinem Herzen, das immer noch schlug, hörte er das Echo der Stimme seiner Mutter:
›Mein Sohn, kehre zu deiner Liebe zurück, du kannst sie mit der Magie deines Geheimnisses retten! Denke an deine Abstammung: Wir sterben nicht, wir leben in verschiedenen Welten.‹
Sie schnurrte und liebkoste ihn und führte ihn so zu seinem rebellischen Geist zurück.
Indes beschleunigte die Pantherin, als sie die Schüsse und das Gebrüll durch den Himmel hallen hörte, ihren Tod, um ihre Seele zu befreien und mit dem mutigen Wesen zusammen sein zu können.
Die Nacht beweinte mit dem Mond und den Sternen die Tragödie, selbst die Flüsse und Seen weinten!
Die Seele der Pantherin erreichte den See und fand dort den Jaguar. Sie küsste ihn, umgab ihn mit all ihren Lichtern und umarmte ihn fest. Dann holte sie ihn aus dem See und kuschelte sich an ihn. Er zitterte, doch seine Augen strahlten Wärme aus. Er erkannte die Seele der Pantherin, und diese Kraft brachte ihn dazu, sich zu erheben, zur Grube zurückzukehren und die Pantherin in seine Arme zu schließen! Sie lag dort in süßem Schlaf und träumte ihren unendlichen Traum. Der Jaguar leckte sie ab, liebkoste sie, schnurrte, weinte, er flehte sie mit seinem Brüllen an, dass sie aufwachen möge, und drückte sie fest an sein Herz. Durch den Strom seiner Tränen zeigte er den tiefen Schmerz, den er empfand; sein Herz war schwer.
Der Atemhauch des Jaguars erleuchtete ihren Körper, und auf geheimnisvolle Weise erwachte ihre Seele! Die Pantherin öffnete die Augen, wobei ein Regenbogen ihre Gefühle umgab. Mit ihren Dschungelaugen betrachtete sie ihn, den Jaguar, mit all seiner Magie und all seinen Werten, und war sehr dankbar, mit ihm zusammen zu sein.
Mit einem letzten Atemzug entschwand sie …
Die Winde trugen die Echos der magischen Trommeln des Meisters heran, die Pfeile zischten, die Affen ließen die Rasseln ertönen, der Himmel füllte sich mit Schmetterlingen, und die Bäume waren voller bunter Vögel. Die Geister und die Tiere des Urwalds beobachteten alles.
Alle Familien des Regenwalds waren tief berührt von den Ereignissen. Sie umarmten einander und weinten über diese von Mut erfüllte Geschichte, während aus ihren Augen heilige Tränen quollen!
Auf dem Grund der Falle begegneten sie dem Mutigen – eng und treu umschlungen mit dem Panther. Die beiden lächelten zu anderen Welten – durchbohrt von Giftpfählen.
Die Mutter Erde, der Himmel und das Universum beweinten sie.
Als der Schamane und die Verbündeten der Liebe eintrafen, füllten sie die Grube mit blauen Orchideen, tanzten im Rhythmus der Trommeln und ihrer magischen Lieder um sie herum, und der Große Geist leuchtete.
Es bildete sich eine Spirale aus Orchideen und Lichtern, und in einer himmlischen Blase stiegen der Jaguar und der Pantherin schlafend empor – durchdrungen von der Energie der Liebe erleuchteten sie so die Welt. Denn der rebellische Geist der Liebe stirbt nie, er dehnt sich aus!
Die Fangzähne der Gerechtigkeit zersplitterten die Giftpfähle, und die Liebe blies sie kräftig fort in die weisen Winde.
Der Schamane brüllte mit seinen Verbündeten zur Mutter Erde, zu den Gewässern und zum Universum. Ihre Augen funkelten mit der Schönheit des Mysteriums!
In der Stille, durch Konzentration und Kontemplation, taten sich die Worte der Großen Liebe auf.«
Der Meister kehrte in sein Universum zurück, während die Stammesmitglieder über die Geschichte der Liebe nachdachten. Am Himmel ertönte Donnergrollen.
Es heißt, dass die Jäger und ihre Verbündeten auf der Flucht den Rückweg nicht finden konnten. Die Schutzgeister des Regenwalds hatten sie in die Irre geführt. So gelangten sie in eine Smaragdhöhle, und dabei folgten ihnen eitle Schlangen. Als der Geist der Höhle ihre Anwesenheit spürte und die Augen der Gier und ihres Clans sah, beschloss er, die Jäger mit ihren Verbündeten zu behalten, und versiegelte den Eingang mit einem gewaltigen Felsen.
Winde Ayakuna
Ayakuna
Wenn du mit deinem Herzen nachdenkst,
werden sich neue Wege öffnen.
Es herrschte Chaos in der Welt, die Erde lag im Todeskampf …
Die Ureinwohner wussten nicht, an wen sie sich wenden sollten. Zusammen mit ihren Familien des Regenwalds wurden sie nach und nach vernichtet … Von Mal zu Mal sah man weniger Leben – und Jaguaren oder manchen anderen Tierarten begegnete man überhaupt nicht mehr! Die Ungeheuer, die alles zerstörten, rückten vor, raubten, plünderten und verbrannten die Wälder. Ganze Familien verloren alles, was sie hatten! Wo man auch hinsah, stieß man auf Waisen – auf Kinder der Ureinwohner und der Tiere –, und niemand wusste, wohin er gehen sollte: Die Traktoren der Zerstörer versetzten die Einwohner des Regenwalds in Angst und Schrecken.
Die Stämme waren tief besorgt wegen der spirituellen Krise der Menschen aus den Städten. Sie waren traurig, fühlten sich alleine gelassen, die Stadtbewohner zeigten ihnen gegenüber kein Mitgefühl. Sie befürchteten, dass aus ihren Orten Städte werden würden und sie gezwungen wären, in einer anderen Welt als der ihren – in dieser Welt der Städte – zu leben. Jene Indigenen, die aus den Städten zurückgekehrt waren, erzählten ihren Stämmen von den Dramen, von der Gleichgültigkeit und von der Verachtung, die sie dort erlebt hatten. Aus der Ferne beobachteten sie die Großstädte, in denen man die Ureinwohner abwertend als ungebildete Indianer oder chunchos bezeichnete. Viele Indigene waren Sklaven ihrer eigenen Unwissenheit – durch Argwohn und übermäßiges Konkurrenzdenken –, und viele von ihnen lebten in großer Armut.
Die Ureinwohner sind von Natur aus aufrecht, offen, demütig, loyal und selbstlos – das lässt sich an der Sprache ihrer Blicke und Gesten sowie an ihrer Lebensweise ablesen. Doch die weißen Männer machten es sich zunutze, dass die Indigenen keine Lügen kannten. Sie demütigten sie mit ihren Betrügereien und fügten ihrer Würde eine tödliche Wunde zu. Einige Ureinwohner ahmten dieses Verhalten nach und passten sich den habgierigen Menschen an. Sie wurden zu Lügnern und begegneten ihren eigenen Leuten, ihren eigenen Familien, mit Grausamkeit. Sie begannen, ein Leben der Gier zu führen, und die Gier verwandelte sich in eine dunkle Energie, die sie mit allen anderen konkurrieren ließ und sie gleichgültig dafür machte, was sie deswegen zerstören und wen sie deswegen demütigen mussten.
Wo man auch hinsah – die Menschlichkeit ging verloren!
Es gab keine Träume mehr, es gab keine Anstrengungen, keine Bemühungen mehr, es gab nichts mehr!
… An einem Ort im Regenwald versammelten sich die Oberhäupter verschiedener Stämme mit ihren Clans im heiligen Kreis des Adlers um ein Feuer, und voller Glauben riefen sie den Großen Geist an, um ihn um Hilfe zu bitten.
Da vernahmen sie eine Stimme, die aus der Stille kam:
»Seid mutig, erkennt euer inneres Wesen und betet tief. Mit einem offenen Geist werden sich die Tore der Gerechtigkeit öffnen und ihr werdet die Anweisungen hören, die eure Seele zu schätzen weiß.
Wisset, dass der Mut in widrigen Erfahrungen erstarkt, er wird die beständige Kraft sein, die neue Wege öffnet. Übernehmt nicht den Hass, haltet euch fern von den Geißeln dieses Henkers.
Solange ihr in Bewegung bleibt, wird euch das Leben jeden Tag neue Gelegenheiten und Angebote bieten.
Durch Meditation könnt ihr in eurem Geist die Gelassenheit erzeugen, die es braucht, damit sich eure Wünsche erfüllen.«
In der melodischen Stille knisterten die Holzscheite. Der Stamm und die Bewohner des Waldes lauschten aufmerksam den Botschaften von oben, inspiriert von ihrem Glauben.
Plötzlich veränderten seltsame Winde das Geschehen. Am Himmel zogen Wolken auf und es war ein leises Donnern vernehmbar, das zunehmend lauter wurde. Alle hoben den Blick und sahen, wie sich in einer mächtigen Wolke ein blauer Kreis bildete. In diesem Rund erschien die Unermesslichkeit des Universums, und ihr entsprang ein Stern, der auf die Stammesmitglieder zukam und wie ein lautloser Blitz nahe dem Lagerfeuer niederging und eine Rauchkapsel bildete. Voller Staunen und Dankbarkeit machten sie inmitten der Rauchwolken den Meister mit seinem Adler und seinem Jaguar aus.
Er beobachtete sie wohlwollend. Aus seinen dschungelgrünen Augen funkelte die Güte des Wilden, sein Licht ließ ihn erstrahlen. Die Haare des Meisters waren lang und silbern, sein Gesichtsausdruck war gelassen und entschlossen, und aus seinen Augen strahlte eine starke Zuversicht. Er streckte die Arme zu den Sternen aus, verband sich so mit dem Ganzen, dankte für seine Existenz und sprach mit klarer Stimme:
»Möge euch die Gnade des Kriegergeistes den Mut schenken, aus euren Tragödien zu lernen! Viele wurden mit einer verängstigten Seele geboren, doch nun ist der Augenblick gekommen, den in eurem Blut pochenden Mut wiederzuerlangen. Mögen die Echos eurer Vorfahren widerhallen und die euch quälenden Ketten des Gefängnisses zu Staub zerfallen lassen!
Diese Botschaft richtet sich an euch alle, die ihr auf spirituellen Wegen wandelt.
Höret zu voller Feingefühl, und ihr werdet mit Vernunft sprechen.
Das Leben befindet sich im Niedergang, weil die Welt von Köpfen ohne Weisheit regiert wird. In anderen Zeiten lebte man in Freude, die Erziehung war eine andere. Jene, die wahre Anführer ihrer Stämme und Nationen waren, lenkten einst die Geschicke ihres Volkes mit Weisheit. Sie hatten die vorrangige Verpflichtung, für das Wohlergehen zu sorgen. Ihre Aufgabe war es, eine Atmosphäre dauerhafter Ruhe aufrechtzuerhalten, in der es an nichts mangelte. Ein Anführer musste Altruismus lehren und aufrichtig sein, um optimale Umstände dafür schaffen zu können, dass alle im Glück leben können – ohne Ungleichheiten, ohne Nöte.
Die Welt braucht neue Führer, Vorsteher mit Weisheit. In der Zwischenzeit werden sie sich auf ihre Führungsrolle vorbereiten, denn nur so werden sie auf den richtigen Weg der Selbstverbesserung zurückfinden. Ein Anführer hört demütig zu und entwirft Lösungen, indem er die Realität beobachtet. Er erkennt die Stärken eines anderen, ohne Chancen vorbeiziehen zu lassen. Bei widrigen Umständen hebt er seinen Gemütszustand an und überwindet so die missliche Situation.
Sobald die Führer der Welt die Geschicke ihrer Völker mit Weisheit lenken, werden die drei Sonnen strahlen. Frieden und Wohlstand werden unter der göttlichen Verantwortung der großen Oberhäupter herrschen.
Die Menschen dieser Welt leiden unter einer spirituellen Krise, die sie in Verwirrung hält.
Bedauerlicherweise erscheinen keine weisen Anführer, die sie leiten und sie bei ihrem Bestreben, ihren Traum zu leben, unterstützen.
Eure Wahrnehmungen und Fähigkeiten sind von der universellen Existenz abgeschnitten. In einer Krise wie dieser versuchen die Leute, alles an sich zu reißen. Es kommt das primitive Denken des Affenmenschen zum Vorschein, der alles, was er sieht, bösartig und kleinlich danach untersucht, wie er es sich aneignen kann.
Die Menschen der Stadt kennen eine Vielzahl an religiösen Disziplinen. Sie haben von ihren Idolen schöne Worte erhalten: Verhaltensvorschriften, die in heiligen Schriften stehen. Aber viele Menschen leben sie nicht. Tag für Tag halten sie unterschiedliche Rituale ab. Der Mond spielt keine Rolle mehr, ihre Rituale befinden sich auf der Ebene der Schlange, der Ebene der Angst und Boshaftigkeit, wo alles bestraft wird.