Baby-Ernährung - Barbara Dohmen - E-Book

Baby-Ernährung E-Book

Barbara Dohmen

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  • Herausgeber: TRIAS
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2017
Beschreibung

Für Ihr Baby nur das Beste. Von der ersten Milch bis hin zum gemeinsamen Familienessen. Dieser bei Eltern beliebte Ratgeber mit über 110 Rezepten begleitet Sie durch alle Ernährungsphasen - und gibt Ihnen die nötige Sicherheit! Vom Säuglings- bis hin zum Kindergartenalter. Die Milch machts: Ob Stillen oder Fläschchen - hier finden Sie wertvolle Tipps für diese wundervolle erste Zeit. Sie wollen länger als ein Jahr stillen? Erfahren Sie, was Sie beachten sollten. Ran an den Brei! Mit den aktuellen Empfehlungen zum Schutz vor Allergien und Unverträglichkeiten und vom richtigen Brei zur richtigen Zeit. Extra: So funktioniert Baby-led-weaning. Erste kleine Gerichte: Ihr Baby mag keine Breie mehr, für Erwachsenenkost ist`s aber noch zu früh? Mit diesen Rezepten und Tipps meistern Sie die Übergangszeit. Weiter geht’s mit ersten kleinen Familiengerichten. Viele Tipps und Hilfen: Ihr Baby hat eine Allergie oder Unverträglichkeit? Mit dem Füttern will es nicht auf Anhieb klappen? Hier finden Sie Rat wenn es mal nicht so rund läuft. .

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Seitenzahl: 276

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Baby-Ernährung

Stillen, Fäschchen, Breie: richtig und gesund ernährt

Barbara Dohmen

2. Auflage

Liebe Eltern,

mit der Geburt Ihrer Babys beginnt für Sie ein neuer Lebensabschnitt, dem Sie sicher voller Spannung und Freude, aber auch mit Ungewissheit und offenen Fragen entgegensehen. Nutzen Sie die Dauer der »Milchzeit« im ersten Lebenshalbjahr Ihres Kindes, um sich auf abwechslungsreiche und auch gesundheitsfördernde Mahlzeiten für Ihr Kind und Ihre ganze Familie vorzubereiten. Dieses Buch soll Sie dabei unterstützen. Mein fachliches Wissen, meine beruflichen und privaten Erfahrungen mit meinen beiden Kindern (heute 22 und 26 Jahre alt), Gespräche und Aktivitäten mit Experten, Eltern und Kindern haben mir ermöglicht, es für Sie zu schreiben. Grundlagen meiner Informationen und Empfehlungen sind aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse aus der Kindermedizin, -gesundheit und -ernährung.

Babyernährung ist kein Hexenwerk. Vertrauen Sie auf die naturgegebene, evolutionsbiologisch »vorprogrammierte« Fähigkeit einer Mutter, ihr Kind zunächst selbst bedarfsgerecht mit eigener Milch nähren zu können, und die Fähigkeit des Babys, sich bedarfsgerecht zu ernähren. Wann und wie viel Milch es braucht, weiß allein Ihr Kind. Lernen Sie seine typischen Hunger- und Sättigungssignale kennen und reagieren Sie angemessen darauf – ob mit Mutter- oder fertiger Flaschenmilch oder später mit Brei und festen Speisen. Kinder sollten nie zum Essen verführt und genötigt werden, wenn sie keinen Hunger (mehr) haben! Das Risiko, an Überernährung und Übergewicht zu »leiden«, ist bei Kindern hierzulande sehr viel höher als das der Mangelernährung und des Untergewichts.

Schon im Mutterleib erhält das Ungeborene über das Fruchtwasser den passenden »Cocktail« zum Wachsen. Nach der Geburt hat die Natur Muttermilch vorgesehen. Fertige Flaschenmilch ist nur annähernd so gut, aber die einzige empfohlene Alternative, wenn Sie nicht stillen können oder wollen. Ich möchte Sie aber ermutigen, es zu versuchen – egal wie lange, ob voll (ausschließlich) oder nur teilweise (mit Zufüttern). Jeder Tropfen Muttermilch und jede Zeit des Stillens tut Ihrem Baby gut.

Auch das hat die Natur so vorgesehen: Im ersten Lebenshalbjahr Ihres Kindes braucht es nicht mehr als Milch. So haben Eltern und Baby Zeit, sich miteinander und mit den Veränderungen im Alltag vertraut zu machen. Beobachten Sie jeden Entwicklungsschritt Ihres Kindes, seine Blicke, Gesten und Verhaltensweisen, wenn es Ihnen signalisiert, was es braucht – ob Milch, frische Windeln, Ruhe, Schlaf, Spiel, Bewegung, Trost, Zuwendung, Kuscheln und Zärtlichkeit. Nur so klappt Kommunikation, bis es erste Worte sprechen kann. Und dass es mal Verständigungsprobleme gibt, ist ganz normal.

Nach etwa sechs Monaten entdeckt Ihr Kind seine sensomotorischen Essfähigkeiten, nimmt Finger in die Hand und kaut darauf herum. Neugierig blickt und greift es nach dem, was andere essen. Jetzt ist es Zeit für Abwechslung, Vielfalt, Breie und Fingerfood. Breie selbst zu kochen hat Vorteile und ist einfach. Wenn Sie sich aber noch unsicher in der Einkaufs- und Kochpraxis fühlen und mehr Zeit für den neuen Alltag brauchen, machen Sie mit Fertigbreien nichts verkehrt. Um den 1. Geburtstag herum wird Ihr Kind selbstständig essen und keinen Brei mehr wollen. Dann ist Zeit für »hand- und bissfeste« Familienkost.

Väter können zwar nicht stillen, aber für die emotionalen Bedürfnisse von Mutter und Baby und bei der Flaschen- und Breifütterung gehören sie von Anfang an dazu. Außerdem sind sie eine große Unterstützung beim Wickeln, Wiegen, Kuscheln, Einschlafen, Spielen und Spazierengehen oder im Haushalt beim Putzen, Waschen, Einkaufen und Kochen. Ihr Kind lernt so schon früh, dass in Familien Aufgaben geteilt werden und dass nicht nur die Mama, sondern auch der Papa für seine Bedürfnisse da ist.

Aller Anfang ist schwer und erst die Erfahrung macht den »Meister«. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen gute Lernerfahrungen und eine unvergessliche, einmalige schöne Zeit mit Ihrem Baby.

Barbara Dohmen, im Sommer 2017

Inhaltsverzeichnis

Liebe Eltern,

Teil I Mamas Ernährung in der Schwangerschaft und Stillzeit

1 Gut versorgt in der Schwangerschaft und Stillzeit

1.1 Kritische Nährstoffe mit Präparaten ergänzen

1.1.1 Folsäure

1.1.2 Jod

1.2 Vegetarische und vegane Kost

1.3 Übergewicht und Untergewicht vermeiden

1.3.1 Schwangerschaftsdiabetes – Risiko für Mutter und Kind

1.4 Guter Geschmack will gelernt sein

1.5 12 Tipps für Schwangerschaft und Stillzeit

Teil II Im 1. Halbjahr: nur Milch

2 Muttermilch – unschlagbar gut

2.1 Perfekter Cocktail zum Wachsen

2.2 Muttermilch hat viele Vorteile

2.3 Erste Stillversuche

2.3.1 Rund um die Uhr und nach Bedarf

2.3.2 Jedes Kind i(s)st anders

2.3.3 Hunger- und Sättigungssignale kennenlernen

2.3.4 In der Ruhe liegt die Kraft

2.4 Muttermilch auf Vorrat

2.4.1 Muttermilch einfrieren

2.5 Stillen trotz Job

2.5.1 Frühzeitiges Abstillen

3 Fertige Flaschenmilch – die beste Alternative

3.1 Die Qual der Wahl – Pre, HA, 1, 2 oder 3?

3.1.1 Guter Start mit Anfangsmilch Pre und 1

3.1.2 Folgemilch 2 und 3 – kein Muss

3.1.3 HA-Milch für allergiegefährdete Babys

3.1.4 Therapeutische Säuglingsmilch für allergische Babys

3.1.5 Säuglingsmilch auf Sojabasis – für wen?

3.1.6 Spezialmilch bei »leichten Befindlichkeitsstörungen«

3.1.7 Besonderer Zusätze – was ist dran?

3.1.8 Die richtige Milchmenge

3.1.9 Richtig füttern mit der Flasche

3.1.10 Hygieneregeln für zu Hause

Teil III Der Beginn des 2. Lebenshalbjahrs: Zeit für B(r)eikost

4 »Ich bin soweit«

4.1 So gelingt der Übergang von Milch zu Brei

4.1.1 Und jetzt geht es los!

4.2 Zum Wachsen mehr als nur Milch

4.2.1 Einer nach dem anderen

4.2.2 Pläne sind nur Orientierung

4.2.3 Bringen Sie Abwechslung auf den Teller

4.2.4 Zusätzlich Getränke

4.3 Selbst zubereiten oder fertig kaufen?

5 Mit Beginn des 5./7. Monats: Gemüse-Kartoffel-Fleisch-Brei

5.1 1. Schritt: Mit Gemüse starten

5.1.1 Pures Gemüse zum Kennenlernen

5.1.2 Breivorrat spart Zeit

5.1.3 Achten Sie beim Einkauf auf Frische

5.1.4 Gemüse und Gemüsebrei richtig bevorraten

5.1.5 Wie gut sind sterilisierte Vorräte aus Dose oder Glas?

5.2 2. Schritt: Gemüsebrei mit Kartoffel und Öl ergänzen

5.3 3. Schritt: Brei mit Fleisch oder Fisch komplettieren

5.3.1 Wirkstoffe zum Wachsen

5.3.2 Fleisch richtig einkaufen

5.3.3 Fisch richtig einkaufen

5.3.4 Ei statt Fleisch oder Fisch für den Gemüsebrei?

5.4 Muss es »Bio« sein?

5.5 Augen auf bei Gemüsebreien aus dem Gläschen

5.6 Baby Led Weaning

6 Mit Beginn des 6./8. Lebensmonats: Milch-Getreide-Brei

6.1 Nur drei Zutaten

6.1.1 Selbst gekocht oder fertig gekauft?

6.2 Milch für Wachstum und Knochen

6.2.1 Welche Milchsorte?

6.3 Kleine Körner mit großer Wirkung

6.3.1 Nicht nachsüßen

6.4 Vorsicht bei Fertigbreien

6.4.1 Fertige Trinkmahlzeiten

7 Ab dem 9. Lebensmonat: Getreide-Obst-Brei

7.1 Obst richtig einkaufen und lagern

7.1.1 Aufgepasst bei Fertigbreien

Teil IV Ab dem 10. Lebensmonat: Familienmahlzeiten

8 Brei ade

8.1 Regelmäßiger Energienachschub

8.1.1 Jetzt öfters Brot statt Brei

8.1.2 Vorsicht bei Allergien

8.2 Ich habʼ Durst

9 Nach dem 1. Geburtstag

9.1 Familienkost nach Ampelfarben: von grün nach rot

9.1.1 Speisenplanung nach Ampelfarben

9.2 Richtig ernährt mit der Ernährungspyramide

9.2.1 Wasser

9.2.2 Gemüse und Obst

9.2.3 Getreide und Getreideerzeugnisse

9.2.4 Milch und Milcherzeugnisse

9.2.5 Fleisch und Fleischerzeugnisse

9.2.6 Fisch und Fischerzeugnisse

9.2.7 Öle und Fette

9.2.8 Süßigkeiten, Kuchen und Kekse

9.3 Einkaufs- und Vorratscheck mit Tipps – von grün nach rot

9.4 Energieschübe durch regelmäßige Mahlzeiten

9.4.1 Energiebausteine für Kindermahlzeiten

9.5 Groß und stark mit kleinen Portionen

9.5.1 Portionieren leicht gemacht

9.5.2 Ganz natürlich: Regulation von Hunger und Sättigung

9.5.3 Keine Kinderlebensmittel und »Extrawürste«

10 Geschmacksbildung und Esserziehung

10.1 Kinder brauchen Regeln, Rituale und Vorbilder

10.2 Der Familienesstisch

10.2.1 Spielregeln bei Tisch

10.2.2 Essen ist kein Erziehungsmittel

10.3 Kinder brauchen Esserlebnisse

10.3.1 Innere Geschmacksbilder

10.3.2 So unterstützen Sie die Geschmacksbildung Ihres Kindes

11 Vegetarische, vegane und nachhaltige Familienkost

11.1 Vegetarisch essen

11.2 Vegan essen

11.3 Wichtig bei vegetarischer und veganer Kost

11.3.1 Kritischer Nährstoff Eiweiß

11.3.2 Kritischer Nährstoff Kalzium

11.3.3 Kritischer Nährstoff Eisen

11.3.4 Mit angereicherten Erzeugnissen ergänzen

11.4 Nachhaltig essen kann jeder

11.4.1 Bio ist nachhaltig

11.4.2 Bio ist machbar

11.4.3 Abfälle vermeiden

12 Kindergewicht und Ernährungsprobleme

12.1 So entwickelt sich Ihr Kind gesund

12.2 Beobachten Sie die Gewichtsentwicklung

12.3 »Mein Bauch tut weh«

12.4 Allergische Lebensmittelunverträglichkeiten

12.4.1 Verpflichtende Allergenkennzeichnung

12.5 Neurodermitis – kranke Haut, aber keine Allergie

12.6 Nicht allergische Unverträglichkeiten

12.7 Laktoseunverträglichkeit/Laktoseintoleranz

12.8 Fruchtzuckerunverträglichkeit/Fruktoseintoleranz

12.9 Zöliakie

12.9.1 Wo ist Gluten drin?

12.9.2 Nicht Zöliakie, sondern Weizen-Glutensensitivität

12.10 Fütter- und Essstörungen

12.10.1 Mehr als ein Essproblem

Teil V Rezepte für die ganze Familie

13 Kochen für Babys und Kinder

13.1 Für wie viele Personen sind meine Rezepte?

13.2 Bei neuen Rezepte kleine Mengen zubereiten

13.3 Die Zutaten sind variabel

13.4 Damit es schneller geht: clever und gut vorbereitet

13.5 Frühstück und Abendbrot

13.6 Mittagessen: am besten mit viel Gemüse!

14 Ab dem 5. – 7. Monat: Gemüse + Kartoffel + Fleisch

15 Ab dem 5. – 7. Monat: vegetarische Gemüsebreie

16 Ab dem 6. – 8. Monat: Breie mit Getreide

17 Frühstück und Abendbrot: Kraft tanken mit Getreide

18 Suppen

19 Salate, Dips und Saucen

20 Getreide-Beilagen und Kartoffeln

21 Gemüse als Beilage und als Hauptgericht

22 Gerichte mit Fisch und Fleisch

23 Zwischenmahlzeiten: gut versorgt Über den Tag

Teil VI Service

24 Interessante Links

24.1 Allergien

24.2 Stillen

25 Zum Weiterlesen

26 Tabellen

Autorenvorstellung

Sachverzeichnis

Impressum

Teil I Mamas Ernährung in der Schwangerschaft und Stillzeit

1 Gut versorgt in der Schwangerschaft und Stillzeit

Die Geburt eines Kindes bringt Freude und Glück, aber auch neue Aufgaben und Verantwortung. Ihre Lebens- und Ernährungsgewohnheiten verändern sich. Gut, wenn Sie vorher schon wissen, worauf Sie besonders achten sollten.

1 Gut versorgt in der Schwangerschaft und Stillzeit

Wie sich ein Kind im Mutterleib und nach der Geburt entwickelt, hängt stark davon ab, wie gut Sie selbst auf sich achten. Sie legen sozusagen das Fundament für die Gesundheit Ihres Kindes. Sorgen Sie gut für sich, kommt das auch Ihrem Kind zugute.

Schwangerschaft und Stillen fordern Kraft, die Sie als Mutter aus der täglichen Nahrung, aus Entspannung und Bewegung an frischer Luft gewinnen. Mit dem Wachstum Ihres Kindes, im Mutterleib genauso wie nach der Geburt, nimmt Ihr Bedarf an Nährstoffen (z. B. Eiweiß, Vitamine, Mineralstoffe) aus der Nahrung deutlich zu, während sich der (Ruhe-)Energiebedarf nur geringfügig erhöht.

Eine einseitige, energie- statt nährstoffdichte Kost in der Schwangerschaft und Stillzeit kann Auswirkungen auf Ihre Gesundheit und die Entwicklung Ihres Kindes haben. Bei Mangel werden auch Nährstoffe aus Ihren mütterlichen Speichern, z. B. Kalzium in Knochen und Zähnen, für die Versorgung Ihres Kindes entzogen.

1.1 Kritische Nährstoffe mit Präparaten ergänzen

Kritische Nährstoffe wie Folsäure und Jod – bei Bedarf auch Eisen, Vitamin B12, Vitamin D und Omega-3-Fettsäuren – deren Zufuhr mit der Nahrung nicht ausreichend gedeckt werden kann, sollten Sie während der Schwangerschaft und Stillzeit mit Supplementen ergänzen. Besondere Risikogruppen sind Frauen mit einseitiger oder veganer Ernährungsweise und bestimmten Unverträglichkeiten wie Fisch- und Milcheiweißallergie.

1.1.1 Folsäure

Experten empfehlen für Folsäure eine Supplementierung mit 400 µg Folsäure pro Tag (allein oder in Kombination mit anderen Mikronährstoffen) schon in der Phase der Schwangerschaftsplanung bis zum Ende des ersten Schwangerschaftsdrittels. Damit soll das Risiko für kindliche Fehlbildungen des Gehirns, der Schädelknochen und Wirbelsäule bzw. Neuralrohrdefekte (z. B. offener Rücken), möglicherweise auch für angeborene Herzfehler und Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalten gesenkt werden.

Symptome eines Folatmangels, meist in Kombination mit einem Vitamin-B12- und Eisenmangel, können Blutarmut, Müdigkeit, Konzentrationsstörungen und Vergesslichkeit, Schlaf- und Verdauungsstörungen, Appetitverlust und Gewichtsabnahme, Haarausfall, Entzündungen der Schleimhäute (insbesondere der Darmschleimhaut) und schlechte Wundheilung, Stimmungsveränderung und Depressionen sein. Folatreiche Lebensmittel sind z. B. grünes Gemüse wie Spinat und Brokkoli, Hülsenfrüchte, Weizenkeime, Eigelb, Vollkorngetreideerzeugnisse, Zitrusfrüchte und -säfte sowie angereicherte Lebensmittel, z. B. Frühstückscerealien (Getreideflocken, Müsli), Milcherzeugnisse oder Speisesalz.

 So viele Kalorien sollten Sie pro Tag zusätzlich zu sich nehmen

Zeitpunkt

Kalorienmenge

ab dem zweiten Trimester (13. – 28. SSW)

+ 250 Kalorien

ab dem dritten Trimester (29. – 40. SSW bzw. 42. SSW bei Übertragung)

+ 500 Kalorien

in der Stillzeit

+ 500 Kalorien

Beispiel: In 1 Scheibe Vollkornbrot mit Gemüserohkost oder 1 Schoko-Haferriegel oder 1½ großen Bananen oder ½ l fettarmer Milch sind etwa 250 Kalorien enthalten.

1.1.2 Jod

Jod wird von der Schilddrüse zum Aufbau von Schilddrüsenhormonen benötigt, die wichtige Stoffwechselvorgänge, Energieverbrauch, Körpertemperatur, Leistungsfähigkeit, Stimmung, Wachstum und die gesunde Entwicklung der inneren Organe, des Nervensystems, der Kreislauforgane und der Muskulatur des Kindes schon im Mutterleib regulieren. Haben Sie über längere Zeit während der Schwangerschaft Jodmangel, produziert die Schilddrüse Ihres Ungeborenen zu wenig Hormone. Es bildet sich ein Jodmangelkropf (Schilddrüsenvergrößerung), der gleich nach der Geburt zu Atemstörungen und Schluckbeschwerden führen kann. Früher Jodmangel kann Wachstum, Knochen- und Lungenreifung, Gehirn- und Intelligenzentwicklung Ihres Kindes beeinträchtigen und auch das Risiko für Hördefekte ist erhöht.

Experten empfehlen, in Absprache mit dem behandelnden Arzt, schon in der Phase der Schwangerschaftsplanung mit der Supplementierung von 100 bis 150 µg Jod pro Tag zu beginnen und dies bis zum Ende der Stillzeit beizubehalten. Kinder, die nicht gestillt werden, sind über fertige angereicherte Flaschenmilch und später mit Fertigbreien ausreichend versorgt.

Symptome eines Jodmangels bei Schwangeren und Stillenden können eine Kropfbildung mit sichtbarer Zunahme des Halsumfangs, Enge-, Druck- und Kloßgefühl im Hals, Atem- und Schluckbeschwerden, Müdigkeit, Konzentrationsschwäche, Schlaf- und Verdauungsstörungen, depressive Stimmungen, Verstopfung, Kälteempfindlichkeit, trockene, teigige Haut und Haarausfall sein. Besondere Risikogruppen sind Frauen, die sich vegan ernähren, die Pille nehmen oder rauchen. Nennenswerte Mengen Jod sind in Meeresfischen und Algen, Milch und Milcherzeugnissen (wenn die Tiere jodiertes Futter bekommen), jodiertem Speisesalz und daraus hergestellten Lebensmitteln und Speisen enthalten.

1.2 Vegetarische und vegane Kost

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. hält eine vegetarische Kost bei sorgfältiger und gezielter Auswahl nährstoffdichter Lebensmittel wie Vollkornerzeugnisse, Gemüse, Hülsenfrüchte, Obst, Nüsse, Milch und/oder Milcherzeugnisse auch für Schwangere und Stillende geeignet. Eine vegane, rein pflanzliche Kost empfiehlt sie dagegen nicht. »Bei einer rein pflanzlichen Ernährung ist eine ausreichende Versorgung mit einigen Nährstoffen nicht oder nur schwer möglich. Der kritischste Nährstoff ist Vitamin B12. Zu den potenziell kritischen Nährstoffen bei veganer Ernährung gehören außerdem Protein bzw. unentbehrliche Aminosäuren und langkettige n-3-Fettsäuren sowie weitere Vitamine (Riboflavin, Vitamin D) und Mineralstoffe (Kalzium, Eisen, Jod, Zink, Selen).

Für Schwangere, Stillende, Säuglinge, Kinder und Jugendliche wird eine vegane Ernährung von der DGE nicht empfohlen. Wer sich dennoch vegan ernähren möchte, sollte dauerhaft ein Vitamin-B12-Präparat einnehmen, auf eine ausreichende Zufuhr vor allem der kritischen Nährstoffe achten und gegebenenfalls angereicherte Lebensmittel und Nährstoffpräparate verwenden. Dazu sollte eine Beratung von einer qualifizierten Ernährungsfachkraft erfolgen und die Versorgung mit kritischen Nährstoffen regelmäßig ärztlich überprüft werden.«

Konkrete Empfehlungen zur vegetarischen und veganen Kost mit Mengenempfehlungen und Rezepten finden Sie auf der Homepage des Vegetarierbundes (vebu.de).

 Empfehlung für die Gewichtszunahme in der Schwangerschaft

Gewicht

BMI

Gewichtszunahme

bei Untergewicht

BMI ‹18

+ 12 – 18 kg

bei Normalgewicht

BMI 18 – 25

+ 10 – 16 kg

bei Übergewicht

BMI 25 – 30

+ 7 – 11 kg

bei schwerem Übergewicht bzw. Adipositas

BMI › 30

+ 6 kg

1.3 Übergewicht und Untergewicht vermeiden

Ihr Körpergewicht vor und während der Schwangerschaft beeinflusst die Empfängnisbereitschaft, den Schwangerschafts- und Geburtsverlauf, Ihre eigene Gesundheit und die Ihres Kindes. So ist Übergewicht und/oder eine zu hohe Gewichtszunahme in der Schwangerschaft ein Risiko für Schwangerschaftsdiabetes mit gesundheitlichen Folgen für das Kind (z. B. Frühgeburt, Geburtskomplikationen, Fehlbildungen, Herzfehler und Späterkrankungen wie Adipositas und Diabetes mellitus). Untergewicht führt zu Mangelerkrankungen durch Unterversorgung mit Energie und wichtigen Nährstoffen. Deshalb ist es ratsam, die Schwangerschaft mit Normalgewicht zu starten und während der Schwangerschaft die Gewichtsentwicklung zu beachten.

Ab dem zweiten Schwangerschaftsdrittel steigt Ihre Körpermasse deutlich an und setzt sich zusammen aus: Gewicht des Kindes, Fruchtkuchen (Plazenta), Fruchtwasser, Ihren Brüsten, von Gebärmutter, Körperflüssigkeiten, Ihrem Blut und Ihren Fettdepots.

Stillenden empfehlen Experten, das Gewicht, das sie vor der Schwangerschaft hatten, nicht zu unterschreiten, ob durch Auslassen von Mahlzeiten, einseitige Diäten oder exzessiven Sport. Schadstoffe, die möglicherweise im Fettgewebe gespeichert sind, werden bei starker Gewichtsabnahme während der Stillzeit freigesetzt und gehen in die Muttermilch über. Außerdem wird bei Mangelernährung auch Ihr Kind schlechter mit Nährstoffen versorgt. Lassen Sie sich darum Zeit und beginnen Sie, wenn nötig, mit der Gewichtsabnahme erst dann, wenn Ihr Baby nur noch wenig Milch trinkt und schon Breie, Fingerfood und Familienkost isst.

Werden Sie mit Normalgewicht schwanger und nehmen Sie normal zu, erreichen Sie nach der Geburt von selbst wieder Ihr Ausgangsgewicht.

1.3.1 Schwangerschaftsdiabetes – Risiko für Mutter und Kind

Ein vorsorglicher ärztlicher Glukosetoleranztest (Zuckerbelastungstest) in der Schwangerschaft kann Schwangerschaftsdiabetes, Übergewicht des Ungeborenen und schwerem Übergewicht (Adipositas) und Diabetes im späteren Leben Ihres Kindes vorbeugen. Dies betrifft vor allem Schwangere mit schneller Gewichtszunahme ab dem zweiten und dritten Schwangerschaftsdrittel, Übergewicht bzw. Adipositas und einer Veranlagung zu Diabetes. Wird bei Ihnen eine Glukosetoleranzstörung in der Schwangerschaft festgestellt, schützt eine diätetische oder notfalls medikamentöse Therapie die Gesundheit von Ihnen und Ihrem Kind.

1.4 Guter Geschmack will gelernt sein

Bereits im Mutterleib lernt Ihr Kind über Aromastoffe im Fruchtwasser den vielfältigen Geschmack von Lebensmitteln und die Vorlieben seiner Mutter kennen. Anscheinend können Sie so schon vor der Geburt über die Qualität Ihrer Ernährung auch die nachgeburtliche Vorliebe Ihres Kindes für eine abwechslungsreiche, gesundheitsfördernde Kost »vorprogrammieren«. In Fachkreisen spricht man von pränataler Prägung, die, wenn Sie stillen, postnatal durch Ihre Ernährung fortgesetzt wird.

Zunächst hat es die Natur (»evolutionsbiologisches Programm«) so vorgesehen, dass alle Kinder über das Fruchtwasser und die Muttermilch bis etwa zum 4. – 6. Lebensmonat den Geschmack »süß« als »Sicherheits- und Überlebensgeschmack« bevorzugen. Süßgeschmack war für den Menschen schon immer ein Hinweis auf Unbedenklichkeit (nicht giftig) eines Lebensmittels sowie schnelle, lebens- und leistungserhaltende Energie. Das bedeutet aber nicht, dass Schwangere und Stillende viel Süßes benötigen. Im Gegenteil: Aus kohlenhydratreichen, nährstoffdichten Lebensmitteln wie Vollkorngetreideerzeugnissen, Gemüse, Obst, Trocken- und Hülsenfrüchten kann der Körper schneller als aus Fett in Lebensmitteln über den Abbau im Stoffwechsel Energie in Form von Traubenzucker und zugleich Nährstoffe für Mutter und Kind gewinnen.

1.5 12 Tipps für Schwangerschaft und Stillzeit

Regelmäßige Mahlzeiten beugen »Tiefs« und Heißhunger vor und laden zum Pausieren, Entspannen und Genießen ein. Sorgen Sie vor und sparen Sie Zeit mit Einkaufszettel, Großeinkäufen und frischen oder konservierten Vorräten.

Vielfalt und Abwechslung, vor allem bei der Auswahl pflanzlicher Lebensmittel, kann vorgeburtlich über die Versorgung im Mutterleib (pränatal) und nachgeburtlich über Muttermilch (postnatal) den Geschmack Ihres Kindes prägen.

Vegetarische Mahlzeiten kombiniert aus nährstoffdichten Zutaten wie Vollkorngetreideerzeugnissen, Gemüse, Hülsenfrüchten, Kartoffeln, Obst, Nüssen, fettarmer Milch und/oder Milcherzeugnissen und Ei fördern Ihre Gesundheit und die Ihres gestillten Kindes. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt für warme Mahlzeiten folgende Wochenstruktur: 3-mal vegetarisch, 2-mal Fisch, 2-mal Fleisch/Geflügel.

Bringen Sie 2-mal wöchentlich Fisch auf den Tisch: für die Jodzufuhr 1 Portion fettarmen Meeresfisch (z. B. Seelachs, Rotbarsch, Kabeljau) und wegen der Omega-3-Fettsäuren 1 Portion fetten Meeresfisch (z. B. Makrele, Hering, Lachs, Sardine), welche die Sehfähigkeit, Gehirn- und Intelligenzentwicklung Ihres Kindes fördern. Meiden Sie Raubfische (z. B. Thunfisch, Schwertfisch), die am Ende der Meeresnahrungskette stehen und mit Schadstoffen wie Quecksilber belastet sind.

Vitamin D fördert die Aufnahme von Nahrungskalzium in die Knochen bei Ihnen und Ihrem Kind. Gute Quellen sind fettreiche Meeresfische und Sonnenlicht. UV-B-Licht fördert die Bildung von Vitamin D in der Haut. Machen Sie deshalb täglich einen Spaziergang im Freien. In den Sommermonaten reichen 5–10 Minuten Sonne auf Gesicht und Arme (ohne Lichtschutz).

Die besten Quellen für das Knochenmineral Kalzium sind fettarme Milch und/oder Milcherzeugnisse und bei veganer Kost oder Milcheiweißallergie mit Kalzium angereicherte Sojaerzeugnisse, Hafer-, Mandel-, Haselnuss- oder Reisdrink und kalziumreiches Mineralwasser (≥ 300 mg/l). Ein halber Liter Milch oder angereicherter Sojadrink liefert bereits etwa die Hälfte der empfohlenen Kalziummenge (1000 mg/Tag) und die Tagesmenge Eiweiß (ca. 60 g/Tag) für Schwangere und Stillende.

Jodiertes Speisesalz (max. 1 TL/Tag) und damit angereicherte Lebensmittel, Meeresfisch, fettarme Milch und/oder Milcherzeugnisse tragen zur Jodversorgung bei.

Trinken Sie mindestens 1,5 l über den Tag verteilt – bei hoher Umgebungstemperatur, erhöhter körperlicher Aktivität, fiebrigen Erkrankungen oder Brechdurchfall auch mehr. Drei Tassen Kaffee über den Tag verteilt sind okay, koffeinhaltige Energydrinks dagegen sind ein No-go. Wassermangel kann Kreislaufbeschwerden, Kopfschmerzen, Müdigkeit, Tiefs und Verstopfung verursachen. Außerdem geht, wenn Sie stillen, Ihre Milchbildung zurück. Die besten Getränke sind Wasser, z. B. Leitungswasser, Mineralwasser (still, medium) und ungesüßter Tee. Gewöhnen Sie sich daran, zu jeder Mahlzeit bzw. Stillmahlzeit ein Glas Wasser zu trinken.

Verzichten Sie auf Diäten in der Schwangerschaft und Stillzeit – weder zur Gewichtsabnahme noch zur Allergieprävention. Priorität haben die optimale Versorgung und der Gesundheitsschutz Ihres Kindes.

Meiden Sie Alkohol, Nikotin und den Aufenthalt in verrauchten Räumen. Alkohol- und Nikotinkonsum verringern die Milchbildung und schaden Ihrem Kind. Mögliche Folgen von Alkohol in der Schwangerschaft können Fehlbildungen, Wachstumshemmung, Schädigung von Gewebe- und Nervenzellen, bleibende Intelligenzminderung, Hyperaktivität, Impulsivität, Ablenkbarkeit und Störungen im kindlichen Verhalten sein.

Beugen Sie bakteriellen Infektionen (z. B. mit Toxoplasma gondii und Listerien) vor, vor allem in der Schwangerschaft. Meiden Sie rohe oder nicht ausreichend erhitzte tierische Lebensmittel (z. B. Rohmilch und Rohmilcherzeugnisse, Tatar, Sushi, kaltgeräucherter Lachs, roher Schinken, Mett- und Teewurst). Auch um ungewaschenes rohes Gemüse und Obst, ungewaschenen oder abgepackten Salat sollten Sie einen großen Bogen machen. »Reine« Lebensmittel sollten nicht in Kontakt mit »unreinen« Lebensmitteln kommen (»Schmierinfektion«). Schälen Sie z. B. erdnah gewachsenes Gemüse und bewahren Sie es getrennt von »reinen« Lebensmitteln auf.

Nehmen Sie sich täglich Zeit für Bewegung, wie Spaziergänge oder moderaten Sport, bei dem Sie sich noch unterhalten können (z. B. Walken, Schwimmen, Radfahren) und für Entspannung, wie Lesen, Malen, Musik hören, Baden, Faulenzen oder Schlafen. Auch Ihr Kind profitiert schon im Mutterleib davon, wenn es Ihnen gut geht.

Teil II Im 1. Halbjahr: nur Milch

2 Muttermilch – unschlagbar gut

3 Fertige Flaschenmilch – die beste Alternative

In den ersten vier bis sechs Lebensmonaten macht Ihr Baby enorme Entwicklungsschübe. Dadurch ist sein Bedarf an Energie und Nährstoffen besonders hoch. In dieser Zeit ist Milch die beste Nahrung für Ihren kleinen Schatz.

2 Muttermilch – unschlagbar gut

Muttermilch ist optimal an die Bedürfnisse Ihres Babys angepasst. Sie enthält so gut wie alles, was Ihr Liebling im ersten Lebenshalbjahr für Wachstum und Entwicklung braucht. Außerdem hat Stillen viele Vorteile für Mutter und Kind.

Das Verdauungs- und Immunsystem, der Stoffwechsel und die Stoffwechselorgane (z. B. Nieren) Ihres Babys sowie seine motorischen Essfähigkeiten sind noch nicht so weit entwickelt, dass es andere Nahrung als Milch zu sich nehmen kann. Erst nach rasanten Wachstums- und Entwicklungsschritten mit etwa einem halben Lebensjahr ist Zeit für zusätzliche »B(r)eikost«.

2.1 Perfekter Cocktail zum Wachsen

Stillen ist das von der Natur vorgegebene Ernährungsprogramm nach der Geburt. Sie selbst bilden die Nahrung passgenau für Ihr Kind. Schon in der Schwangerschaft setzen Hormone diesen Prozess in Gang: Progesteron vergrößert die Drüsenläppchen des Brustgewebes, Prolaktin fördert die Milchbildung und Oxytocin presst die Milch von den Drüsenläppchen in die Ausführungsgänge. Das Saugen und Schlucken trainiert das Baby bereits mit Fruchtwasser im Mutterleib. Nach der Geburt sucht es instinktiv Ihre Brust. Sein erster (Hunger-)Schrei und der Saugreiz bringen hormonell bedingt die Bildung und Ausschüttung der Milch in Gang. So sichert die Natur seit Millionen von Jahren den Fortbestand der Menschheit. Muttermilch wird immer genau in der Menge und Zusammensetzung gebildet, wie sie das Baby (oder auch Mehrlinge) gerade braucht – vorausgesetzt, es wird nach Bedarf und lang genug pro Mahlzeit gestillt. Muttermilch ist nie konstant. Sie passt sich immer den aktuellen, wachstums- und entwicklungsbedingten Bedürfnissen, dem Hunger und Durst des Kindes an. Dazu verändert sie sich innerhalb einer Mahlzeit, eines Tages und von Monat zu Monat. Von der dünnen Vormilch (Kolostrum) in den ersten Tagen nach der Geburt wandelt sie sich hin zur energiereichen, »reifen« Milch. Die ersten Schlucke Muttermilch sind immer wässrig und löschen den Durst. Dann nimmt der Energie- und Fettgehalt der Milch zu und sättigt Ihr Baby. Muttermilch liefert immer in ausreichender Menge alle Nährstoffe für Wachstum und Entwicklung Ihres Kindes (außer die Vitamine K und D). Auch für seine geistige Reifung (z. B. Aufmerksamkeit, Konzentration, Erinnerungsvermögen, Denk- und Lernfähigkeit) scheint der Cocktail gut gemixt zu sein.

2.2 Muttermilch hat viele Vorteile

Kinder, die ausschließlich und nach Bedarf gestillt werden, können sich zwar in den ersten Lebensmonaten kräftiger entwickeln als nicht gestillte Kinder, werden aber nicht überernährt und übergewichtig. Ihre Brust bildet nur so viel Milch, wie Ihr Kind zur Mahlzeit braucht, und ein Stillkind trinkt nur so viel, bis es satt ist. So einfach sichert die Natur die Gewichtsentwicklung ausschließlich gestillter Kinder.

Muttermilch enthält nicht nur Energie und Nährstoffe für Wachstum und Entwicklung Ihres Kindes, sondern auch eine Vielzahl von Substanzen, die das Immunsystem günstig beeinflussen, antibakteriell und antientzündlich wirken. So kann Stillen nachweislich das Risiko des Kindes für infektiöse Durchfallerkrankungen, akute Mittelohrentzündung, plötzlichen Kindstod, spätere Adipositas, akute lymphatische Leukämie und möglicherweise auch für Diabetes mellitus Typ 1 und Herz-Kreislauf-Erkrankungen verringern. Vermutlich gibt es sogar weitere, aber noch nicht bekannte gesundheitliche Vorteile, die für das Stillen sprechen.

Auch Sie selbst profitieren vom Stillen. Das Anlegen gleich nach der Geburt beschleunigt die Gebärmutterrückbildung und senkt Ihr Risiko für Brust- oder Eierstockkrebs sowie Diabetes mellitus Typ 2, sofern kein Schwangerschaftsdiabetes vorlag. Stillen hat auch emotionale Vorteile. Stillhormone wirken entspannend und bringen die Milchbildung in Gang. Das tut auch dem Baby gut.

Stillen schützt

Frühgeborene, kranke und behinderte Kinder oder Kinder mit Allergierisiko profitieren besonders vom Stillen und den Schutzfaktoren aus der Muttermilch. Für Frühgeborene mit einem Geburtsgewicht unter 1500 g kann abgepumpte Muttermilch mit Energie, Proteinen und anderen Nährstoffen angereichert und zusätzlich mit der Flasche gefüttert werden. Bei (Brech-)Durchfall wird in Absprache mit dem Kinderarzt der Flüssigkeits- und Elektrolytverlust zusätzlich mit einer Rehydratationslösung ausgeglichen.

Stillen ist in gewisser Weise die Fortsetzung der Schwangerschaft, in der Mutter und Kind eine Einheit bildeten. Beim Stillen wird Ihr Baby weiterhin von Ihrem Körper genährt, gewärmt und geschützt. Und erstmalig macht es nach der Geburt die Erfahrung, dass Nahrungsaufnahme nicht nur satt macht, sondern auch lustvoll ist, Geborgenheit, Sicherheit und (Ur-)Vertrauen schenkt und es eng mit Ihnen verbindet. Studien zufolge soll der (frühe) Hautkontakt beim Stillen die Verständigung und Bindung (Bonding) zwischen Mutter und Kind, die Sensibilität der Mutter für das Kind und das »Muttergefühl« fördern. Natürlich entwickeln auch Väter durch direkten Hautkontakt intensive »Vatergefühle« für ihr Kind.

Muttermilch schmeckt allen Babys gut, denn ihre leichte Süße ist evolutionsbedingt ein überlebenswichtiger »Sicherheitsgeschmack«. Süß steht für Unbedenklichkeit (»nicht giftig«), aber auch für schnell verfügbare, konzentrierte Energie in Form von Kohlenhydraten (Zucker). Frühestens mit etwa vier Monaten akzeptieren Babys auch andere Geschmäcker, außer bitter (»giftig«) und sauer (»verdorben«).

Muttermilch macht satt und löscht den Durst. Ein anderes Getränk außer Muttermilch brauchen Stillkinder nicht. Muttermilch ist jederzeit und überall in der richtigen Menge fix und fertig zum Füttern bereit – ganz ohne Einkauf, Abwiegen und Zubereitung, immer frisch, keimarm und wohltemperiert – auch nachts. So ist schnell und bequem nächtliches Stillen (z. B. im Bett) und schnelles Weiterschlafen möglich. Ohne Aufwand können Sie mit Ihrem Baby on Tour sein. Und für Unternehmungen ohne Kind wird Muttermilch einfach vorher ausgestrichen oder abgepumpt, in Fläschchen umgefüllt, kühl gestellt oder auf Vorrat und für den »Notfall« eingefroren. Das liebevolle Füttern übernimmt dann der Vater, der Babysitter oder eine andere fürsorgliche Betreuungsperson.

Stillen spart Kosten für fertige Flaschenmilch, Fläschchen, Schnuller, Leitungswasser oder spezielles Mineralwasser für die Zubereitung von Flaschenmilch sowie Flaschenwärmer. Es entstehen auch keine Energiekosten für die Herstellung von Flaschenmilch oder die Reinigung der Küchengeräte, Flaschen und Sauger.

Stillen hat auch ökologische Vorteile: Es werden keine Rohstoffe wie für die Herstellung von Flaschen, Saugern und Verpackungen und keine Ressourcen wie Strom, Gas und Wasser für die industrielle und private Herstellung von Flaschenmilch sowie für die Reinigung von Flaschen und Saugern benötigt. Außerdem entsteht kein Müll, der umwelt- und klimaschädigend entsorgt werden muss.

2.3 Erste Stillversuche

Gleich nach der Geburt sucht Ihr Neugeborenes instinktiv die Mutterbrust. Ihr Herzschlag, der Körperkontakt und Ihre Körperwärme wirken beruhigend: Ihr Baby fühlt sich sicher und geborgen. Nur wenige Tropfen Muttermilch braucht es, um seinen ersten Durst und Hunger zu stillen. Frühes Anlegen, am besten liegend auf Ihrer Brust gleich im Kreißsaal oder in den ersten beiden Stunden, und häufiges Anlegen nach Bedarf des Kindes sowie das Entleeren der Brüste bringen die Milchbildung in Gang und beugen einer Neugeborenen-Gelbsucht vor. Sogar Stunden nach Geburtskomplikationen und Kaiserschnitt kann das Stillen noch gelingen.

Die erste Muttermilch (Vormilch oder »Kolostrum« genannt) ist klar, gelblich, leicht verdaulich und regt den ersten Stuhlgang (Mekonium oder wegen der Schwarzfärbung »Kindspech« genannt) an. Ihr Gehalt an wertvollem Eiweiß mit antibakterieller, antiviraler, antitumoraler und immunstimulierender Wirkung ist besonders hoch. Jeder Tropfen zählt, um Ihr Kind zu schützen. Zwei bis vier Tage nach der Geburt entwickelt sich durch häufiges Anlegen und Entleeren der Brust sahnige, gelbe Übergangsmilch und etwa zwei Wochen später die reife, weißbläuliche Muttermilch. Die Milchzusammensetzung und -menge verändert sich so, wie es Ihr Baby gerade braucht und verträgt.

Geduld, bitte

Bis das Baby beim ersten Stillversuch spontan die Mutterbrust findet, mit dem Mund die Brustwarze und Teile des Warzenhofs erfasst und das Saugen beginnt, kann es 20 Minuten, eine Stunde oder sogar länger dauern. Greifen Sie nicht in den natürlichen Ablauf ein. Es braucht Zeit und Übung, bis das Stillen gut klappt und sich ein Stillrhythmus einstellt. Frühchen müssen die Koordination von Schlucken und Atmen erst lernen und Babys mit Trinkschwäche schlafen während des Trinkens auch ein. Haben Sie Geduld.

Allergievorsorge für Ihr Kind

Einen 100-prozentigen Schutz vor Allergien gibt es nicht, vor allem nicht, wenn ein oder beide Elternteile oder Geschwister betroffen sind. Sie können aber Vorsorgemaßnahmen treffen – nicht nur hinsichtlich Ihrer Ernährung und der Ihres Babys.

Allergische Erkrankungen wie allergisches Asthma, Heuschnupfen und Neurodermitis nehmen weiter zu. Unter den Kleinkindern leiden etwa 4‍% an einer Allergie und bis zu 50‍% an einer Nahrungsmittelallergie bei Neurodermitis. Das Erkrankungsrisiko eines Babys mit einem allergischen Elternteil liegt zwischen 20 – 40‍%, wenn beide Elternteile allergisch sind, zwischen 60 – 80‍%, denn Allergien sind genetisch bedingt.

Nach mehrmaligem Kontakt mit dem Allergen kommt es zu einer Überreaktion des Immunsystems, das dann gegen das Allergen Abwehrstoffe bildet. Die Ursachen für die Entwicklung und Zunahme von Allergien sind noch weitgehend ungeklärt und die Therapiemöglichkeiten beschränkt. Deshalb kommt der Vorbeugung von Allergien eine besondere Bedeutung zu. Fachgesellschaften der Allergologie haben folgende Empfehlungen für Risiko-Kinder (mindestens ein Elternteil und/oder Geschwisterkind haben eine Allergie, Asthma, Heuschnupfen oder Neurodermitis) und Nicht-Risiko-Kinder in ihren Leitlinien zur Allergieprävention zusammengefasst (s. Serviceteil).

Die wichtigsten Ernährungsempfehlungen für Sie zusammengefasst:

Stillen Sie bis zum vollendeten 4. Lebensmonat voll, länger bringt keine Vorteile in Bezug auf die Allergieprävention.

Wenn Sie nicht oder nur teilweise stillen können und ein Risikokind haben, verwenden Sie HA-Milch oder therapeutische Spezialmilch. Verzichten Sie auf Säuglingsmilch auf Sojabasis (S. 31 f.).

Führen Sie Beikost nicht vor dem vollendeten 4. Lebensmonat ein.

Erste Beikost nach der 16. Lebenswoche hat Vorteile und fördert die Toleranz gegen Allergene.

Achten Sie auf eine ausgewogene, nährstoffdeckende Kost in der Schwangerschaft und Stillzeit und in der Beikost Ihres Kindes. Verzichten Sie auf eine vorsorgliche allergenarme Diät.

Meiden Sie nicht vorsorglich Allergene wie Kuhmilch, Hühnerei und Fisch im 1. Lebensjahr. Im Gegenteil: Die frühe Gabe mit der Beikost fördert die Toleranzentwicklung gegen Allergene.

Vermeiden Sie Übergewicht in der Schwangerschaft und Stillzeit und bei Ihrem Kind.

Mediterrane Kost mit viel Gemüse und Obst, Omega-3-Fettsäuren, Milchfett, Probiotika und Präbiotika in der Schwangerschaft, Stillzeit und in der Beikost Ihres Kindes haben möglicherweise einen präventiven Effekt, insbesondere bei Neurodermitis. Aufgrund der unzureichenden Studienlage gibt es dazu aber noch keine Empfehlungen.

(aus: Leitlinien Allergieprävention 2014, Gesellschaft für Pädiatrische Allergologie und Umweltmedizin)

Weitergehende Empfehlungen:

Bei Nicht-Risiko-Kindern gibt es keine Einschränkung der Haustierhaltung. Bei Risiko-Kindern sollten Sie keine Katzen halten.

Achten Sie darauf, dass in Ihrer Wohnung kein schimmelpilzförderndes Innenraumklima herrscht.

Vermeiden Sie während der Schwangerschaft und Stillzeit aktives und passives Rauchen. Auch Ihr Kind sollten Sie vor Passivrauchen schützen.

Achten Sie darauf, dass Ihre Wohnung und die Wohnumgebung möglichst wenig Luftschadstoffen ausgesetzt ist, z. B. Lösungsmittel, Autoabgase.

(nach: Empfehlungen der Ständigen Impfkommission des Bundesministeriums für Gesundheit, STIKO)

Gut zu wissen: Es gibt Hinweise, dass eine frühe unspezifische Immunstimulation vor der Entwicklung von Allergien schützen kann, z. B. Aufwachsen auf einem Bauernhof, Besuch einer Kindertagesstätte in den ersten beiden Lebensjahren und eine höhere Anzahl von Geschwistern.

2.3.1 Rund um die Uhr und nach Bedarf

Aller Anfang ist schwer. Während das Ungeborene im Mutterleib rund um die Uhr über die Nabelschnur ohne zu saugen, zu schlucken und zu verdauen (direkte Verstoffwechslung) mit Energie und Nährstoffen versorgt wurde, muss Ihr Neugeborenes lernen, Hunger wahrzunehmen, Nahrung zu suchen, aktiv über den Mund aufzunehmen und über den Darm zu verdauen. Keine leichte Umstellung! Außerdem fühlt es erstmalig Hunger – zunächst ein bedrohliches Gefühl, einfach zum Schreien: »Was muss ich tun, damit meine Hunger gestillt wird und meine Hungersignale nicht missverstanden werden?« Ein Lernprozess für Mutter und Kind, bis die Verständigung und Versorgung zuverlässig klappen. Achten Sie also auf die Hungersignale Ihres Kindes.

In den ersten 6 – 8 Lebenswochen unterscheiden Babys noch nicht zwischen Tag und Nacht. An einen geregelten Tages- und Trinkrhythmus muss sich Ihr Neugeborenes erst gewöhnen. Je nach Baby können rund um die Uhr bis zu 12 Stillmahlzeiten und Stillzeiten bis zu 45 Minuten möglich sein. Manche Babys schlafen vor Anstrengung beim Trinken ein oder schlafen zwischen den Mahlzeiten länger. Der Abstand sollte aber nicht mehr als vier Stunden betragen, damit es nicht zum Milchstau und zur Milchrückbildung kommt. Wecken Sie Ihr »schläfriges« Baby behutsam und bringen bzw. halten Sie durch häufiges und beidseitiges Anlegen sowie nächtliches Stillen die Milchbildung in Gang.

2.3.2 Jedes Kind i(s)st anders

Jedes Kind hat seinen persönlichen Energiebedarf und Hunger und trinkt mehr oder weniger viel – je nach Geschlecht, Alter, Größe, Gewicht, Hormonen und körperlicher Aktivität. Jedes Kind hat sein eigenes Trinktempo und seinen eigenen Trinkrhythmus, der u. a. davon abhängt, wie energiehaltig und sättigend die letzte Mahlzeit war. Auch Krankheiten und emotionaler Stress beeinflussen das Trink- und spätere Essverhalten. Beobachten Sie Ihr Kind genau und lernen Sie, seine Hungersignale zu deuten. Vergleichen Sie Ihr Kind nicht mit anderen: Jedes Kind is(s)t anders!