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"Der Anfang ist vollkommen." So beginnt Bernhard Kellers Tagebuch des ersten Jahres mit Kind. Voller Staunen, Humor und Demut nähert er sich dem Baby, "diesem kleinsten und unauffälligsten aller Meister", und in seinen ganz persönlichen täglichen Aufzeichnungen scheint ein allgemeines Wunder auf: Die Begegnung eines neuen Lebens mit der Welt. Für die Freude, die Erkenntnisse und Zweifel, die sich daraus – nicht nur für Eltern – ergeben, hat Keller eine so klare wie poetische Sprache gefunden. Eine Einladung, sich dem Leben unverstellt zu öffnen.
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Seitenzahl: 236
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Bernhard Keller
Babybuddha
Das erste Jahr mit unserem Kind
Der Anfang ist vollkommen. Wie könnte er anders sein?
3. März 2015
Eben war es noch nicht da. (Was eben war, ist nicht mehr da. Aber es ist auch nicht fort. Der eine Moment ohne Baby hat sich nicht in den anderen Moment mit Baby verwandelt.) Jetzt ist es da. Es ist da. Das Baby ist da. Ungeheuerlich, obwohl es alles andere als ein Ungeheuer ist. Rührung. Tränen der Erschöpfung, Freude, Erschütterung. Lückenloser Ernst, ein Bad, in das man getaucht wird über den Schopf hinaus. Ernst der Erleichterung: Dort liegt sie, die Wahrheit, und will berührt werden.
4. März 2015
Der richtige Augenblick hinzuknien, um sich dann zu voller Größe aufzurichten.
5. März 2015
Ab nun wird dem Baby gefolgt und gehorcht. Die Entscheidung, die man trifft, ist schon gefallen. Mir (uns) ist ein Lehrer geboren. Was für ein Glück, auf einen von Anfang an ungeduldigen Lehrer zu treffen. Der überdies nichts weiß. Mit ihm gibt es keinen Handel. Nichts, was es zu lernen gibt, duldet Aufschub, es geht sofort los. Dem Baby ist es ernst mit allem (mit mir, mit uns). Es riecht gut.
6. März 2015
Zuhause. Etwas klärt sich auf mit dem Einzug des Babys. Es füllt nicht nur den Raum aus, der sein kleiner Körper ist. Es ist in der ganzen Wohnung anwesend. Im ganzen Haus. Auf der Straße vor dem Haus. Im Viertel. In der Stadt. Im Land. (Überall, wo wir sind.) Es kann das, weil es den Raum nicht einnimmt. Ihm fehlt jedes Kriegerische. Grenzen sind ihm egal. Es kommt aus dem Wasser. Dasein ist flüssig. So bringt das Baby mir (uns) etwas bei: im eigenen Körper über sich selbst hinauszuwachsen. Wir erinnern uns. Dies ist Berührung.
7. März 2015
Der Alltag. Babybestimmt. Sinnlos, dagegen zu protestieren. Nicht nur, weil es diese Möglichkeit überhaupt nicht gibt. Wir wollen dem Baby folgen, und jeder kleinste Widerstand, der in uns auftaucht, bestätigt uns darin. Keinen Ausweg suchen noch finden aus den alltäglichen Verrichtungen – eine Übung, die uns lange gefehlt hat. Ihre Wiederholung gibt uns den Weg vor. Nächtliches Erwachen, frühes Aufstehen, Nährling sein, Entkleiden, Wickeln, Ankleiden, schweigsames Schauen und Horchen. Immer wieder: das Tragen des Babys, sorgsam und selbstverständlich.
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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