Bandsalat - Claudia Kociucki - E-Book

Bandsalat E-Book

Claudia Kociucki

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Beschreibung

Sabine trägt mit Stolz pastellfarbene Pullover und stahlblaue Wimperntusche. Dazu trägt sie jede Menge Verantwortung: für den lückenlosen Transport von Liebesbriefchen quer durchs Klassenzimmer ebenso wie für einen reibungslosen Ablauf ihrer Jugend in den 80ern. Ihre Freundinnen sind ihr dabei nur bedingt eine Hilfe – ganz zu schweigen von den Weisheiten, die aus den Kassettenaufnahmen ihrer Lieblingslieder ertönen. Wenn ihr vorher jemand gesagt hätte, wie schwierig das Leben ist … Entscheidungen über Entscheidungen. Irgendwie bekommt Sabine die vier Tage bis zur nächsten Klassenfete herum. Vorgärten voller Gänseblümchen müssen dran glauben, um die Frage aller Fragen zu beantworten: Liebt er mich, liebt er mich nicht? Doch wie heißt es so schön: 'Durch Fehler wird man klug, drum ist einer nicht genug.'?

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Seitenzahl: 30

Veröffentlichungsjahr: 2013

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Mittwoch

Freitag

Samstag

*Bonus*

Impressum neobooks

Mittwoch

Gleich geht es los. Ganze sieben Tage musste ich ohne auskommen. Endlich ertönt aus meinem Radio wieder „Hier istMal SondocksHitparade!“ WDR, das Pflichtprogramm für den Mittwochabend. Das muss auf volle Pulle! Ich drehe den Lautstärkeregler nach links. Meine Laune steigt. Bis zu dem Zeitpunkt, als es an meine Zimmertür bommert.

„Sabiiiiinöööö, geht das nicht ein bisssss-chen leiser?“

DieLeier. Meine Stimmung sinkt. Ich weiß schon, was jetzt als nächstes kommt.

„Hausaufgaben sind längst fertig, Mutti!“, brülle ich, ohne dass sie dazu kommt, die Frage zu stellen. Tagessieg! Leiser stelle ich das Radio trotzdem nicht. Jetzt jammert sie sicherlich irgendwas über Teenager. Mir doch egal. Soll mich in Ruhe lassen mit ihrem Scheiß. (Ich warte sehnsüchtig auf den Tag, an dem ich…DieLeier.)

Der Startjingle ist beinahe zu Ende. Ich lege den beschrifteten Briefumschlag und den noch leeren Briefbogen beiseite. Mein Schulfüller plumpst in den Stiftboy und hüpft noch ein Stück nach oben, bevor er Ruhe neben den bunten Finelinern findet. Meine heiligen Stabilos. Wenn die Lieder gleich in der Sendung durchlaufen, male und schreibe ich weiter an meine englische Austauschschülerin Sharron. Es gibt einen Haufen Neuigkeiten – die wollen raus. In Farbe und bunt. (Mein Markenzeichen ist ein kleines Einhorn auf einem Regenbogen unter jedem Text.) Jetzt muss ich flott meine neue Kassettenaufnahme vorbereiten. Sie muss perfekt werden – für die Fete am Samstag. Ich will schließlich Eindruck schinden bei ‚ihm‘. Als erstes läuft „We don’t need another hero“. Ich brauche in der Tat keinen neuen Helden, da hat Tina Turner ausnahmsweise Recht. Ich habe einen. Fabrikneu. Seit Montag. Schluss mit der Dauernotlösung auf Feten  - auch wenn Andi unwiderstehlich gut riecht.

Ich schiebe mein Englisch-Wörterbuch ein wenig zu energisch an den Rand des Schreibtisches: Die Einzelteile des Zauberwürfels purzeln eins nach dem anderen hinunter und verschwinden in den Fangarmen meines Langhaarteppichs. Unseliges, versifftes orange-grünes Teil aus den 70ern.

„Verdammt!“, fluche ich lauthals und fege die verbliebenen drei bunten Plastikteile hinterher.

Warum war ich nur zu blöd und zu ungeduldig, die Lösung herauszufinden? Dann hätte ich das Ding nicht in seine Quader zerlegen müssen. Genau genommen ist Karstadt an allem schuld. Wenn der Kopierer dort nicht seit einer Woche außer Betrieb wäre, hätte ich mir den ‚streng geheimen‘ Lösungszettel kopieren können … Was noch viel schlimmer ist: Jetzt bekomme ich den verfluchten Intelligenzwürfel nicht mehr fest zusammengesteckt. Am Ende wackelt das Ding und die Seiten verhaken sich permanent beim Drehen. Was soll daran intelligent sein?

Wenn es schnell gehen soll … Aaarghhh, warum kriegt man die Plastikfolie von den Kassetten immer so schlecht aufgefriemelt? Wo ist mein eckiger Bleistift abgeblieben? Ich krame in den Untiefen meiner Schreibtischschublade. Die Hälfte des unsortierten Inhalts fliegt auf den Fußboden und leistet dem Zauberwürfel Gesellschaft. So, fix noch mit dem Stift das Band der 90er-Kassette auf den braunen bespielbaren Teil spulen und das Ganze aufs Neue einlegen. Mist, falsche Seite! Auf ‚Record‘ und ‚Play‘ drücken und sofort auf ‚Pause‘. (Dass die Beschriftungen auf den Kassettenrekordern auf Englisch sind, ist schon merkwürdig. Weiß auch kein Mensch, was das soll. Die Szene, wie Papa der Familie in feierlichem Ton die Bedienungsanleitung dieser hochmodernen asiatischen Gerätschaft vorlas, war göttlich: An der Stelle mit ‚Rehkort‘ und ‚Pleh‘ lag ich schier unterm Tisch. Wenn dieses Ding hier den Geist aufgibt – und davon geht er in nächster Zukunft aus – will er auf die bewährten deutschen Produkte zurückgreifen. Koste es, was es wolle.)