Bangkok - zwischen Buddhas, Liebe und Dämonen - Christian Schlosser - E-Book

Bangkok - zwischen Buddhas, Liebe und Dämonen E-Book

Christian Schlosser

0,0
4,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Band 1 der Serie "Polyamorie", trägt den Titel „Bangkok – zwischen Buddhas, Liebe und Dämonen“ und ist der Start einer aufregenden Erzählreihe mit erotischen Elementen, ohne dabei das übliche pornografische Genre zu bedienen. Matthias, Spezialist für medizinische Messgeräte, übernimmt einen Auftrag in Bangkok. Fasziniert von der fernöstlichen Kultur, streift er am Nachmittag durch eine Tempelanlage und wird von einer jungen Frau mit dem klangvollem Namen Siriporn angesprochen. Im Laufe der nächsten Tage zeigt diese ihm Bangkok, taucht mit ihm tief in ihre Kultur ein. Dabei kommen sich die beiden allmählich näher, so nahe, wie es Menschen überhaupt möglich ist und es offenbart sich allmählich ein düsteres Geheimnis, welches die junge Frau seit ihrer Geburt umgibt. Allerdings wird dieses Geheimnis nicht konkret benannt, lediglich vage angedeutet und Matthias kann sich auf die kryptischen Worte keinen Reim machen. Dafür ist er zu sehr der Logik verhaftet. Zwischen den beiden entwickelt sich eine tiefe Liebesbeziehung - für Matthias und Siriporn ist es Liebe ihres Lebens. Ungeachtet der enormen kulturellen Unterschiede beschließen Matthias und Siriporn zu heiraten. Der geplanten Verbindung stehen jedoch andere Interessen entgegen, welche zur zwischenmenschlichen Katastrophe führen. Zwei Tage nach dem Heiratsantrag ist die junge Frau spurlos aus dem Hotelzimmer verschwunden. Hinterlässt jedoch eine Nachricht, welche Matthias seelisch am Boden zerstört. Nachforschungen von ihm nach ihrem Verschwinden verlaufen im Nichts und er muss nach Deutschland zurück. Dieses traumatische Erlebnis der erst gefundenen und dann gestohlenen Liebe, zerstört nach der Rückkehr von Matthias seine gesamte Existenz, kostet ihm fast das Leben und stellt die Weichen in ein Leben, welches er so nie wollte. Erst Jahre später lüftet sich der Schleier des Geheimnisses.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhaltsverzeichnis

Hinweis

Vorwort

Reisende Träume

Dong Mueang Airport, November 1991 (Bangkok, Tag 1)

Der Taxifahrer

Khao–San–Road

Café Phra–Sumen–Road (11. November, Bangkok, Tag 2)

Wat Bowonniwet

Dinso–Road – Ecke Phra–Sumen–Road

Verkaufsverhandlungen (Bangkok, Tag 3)

Tastende Erkenntnisse

Chao–Mae–Tuptim–Shrine

Ende oder Anfang?

Leibwächter

Entscheidung

Countdown Tag 3 (Bangkok, Tag 4)

Siriporns Mutter

Neue Erfahrungen

Countdown Tag 2 (Bangkok, Tag 5)

Countdown Tag 1 (Bangkok, Tag 6)

Countdown Tag 0 (Bangkok, Tag 7)

Abflug

Resümee

Ankunft – Frankfurt a/M., 17. November 1991

Nachtrag

Impressum

Hinweis

Bei dem vorliegenden Buch handelt es sich, ungeachtet der Beschreibung der Liebesspiele

eines Paares, keinesfalls um eine der typisch pornografischen Geschichten. Genau

genommen handelt es sich um die Lebensgeschichte eines Auswanderers, um die

Schilderung eines menschlichen Dramas.

Sofern ein Titel nicht der gesetzlich vorgeschrieben Altersklassifizierung entspricht,

finden Sie diesen dann im Bereich FSK 18.

Freunde des pornografischen Genres, welches der Autor keinesfalls bedient, mögen sich

bitte diesbezüglich anderweitig umsehen.

Vorwort

Die Serie „Polyamorie“ besteht aus insgesamt 7 Bänden.

Band 1

Das vorliegende Buch, mit dem Titel „Bangkok – zwischen Buddhas, Liebe und Dämonen“, erzählt, basierend auf tatsächlichen Ereignissen in den 90er Jahre des letzten Jahrhunderts, das unerwartete Zusammentreffen zweier vollkommen unterschiedlicher Menschen verschiedener Kulturen. Menschen, welche sich unter normalen Umständen niemals im Leben begegnet wären.

Genau dieser Sachverhalt hat es in sich – erregt und berührt zugleich, offenbart ein sich anbahnendes und über länger als 10 Jahre hinziehendes menschliches Drama. Gewährt dem Leser dabei Einblicke in eine fremde Kultur; beschreibt einfühlsam das Aufkeimen einer großen Liebe und sexuelle Spielarten, welche, ohne dabei ins Vulgäre oder Pornografische abzugleiten, auch thematisiert werden.

Freunde dieser Art von Literatur und Erotik gleichermaßen, werden also keinesfalls nach dem allmählichen Einstieg in die teilweise dramatischen Vorgänge auf den folgenden Seiten enttäuscht.

Reisende Träume

Ein Jahr harter Schulung in einem kleinen Ort im Süden der Republik lag hinter mir und ich wurde wegen meiner technischen Kenntnisse dazu ausgewählt, zusammen mit einem anderen Mitarbeiter das „Team Bangkok“ zu bilden, den Vertriebsbereich der Firma um das erste Land in Asien zu erweitern. Gedanklich lag gestern für mich bereits weit zurück, als ich meiner Nachbarin, einer betagten Dame, den Wohnungsschlüssel übergab. Nicht um Blumen zu gießen, derer besaß ich nicht, sondern um täglich nach dem Rechten zu schauen. Einheimische bildeten in dem tristen Wohnwürfel bereits seit längerer Zeit die Minderheit, verschwanden regelmäßig Namen von der Klingeltafel, wurden durch andere ersetzt, blieben gar leer, obwohl die die Felder markierenden Wohnungen dahinter bereits wieder bewohnt waren. Unsicher war es geworden. Theoretisch könnte man der Polizei bereits ein Zimmer zur Untermiete anbieten, um möglicherweise die Einbrüche und das Dealen in den Kellergängen und dem Treppenhaus auf ein erträgliches Maß zu reduzieren. Wertsachen in dem Sinne befanden sich nicht in der kleinen Zweizimmerwohnung, was Einbrecher jedoch nicht daran hinderte, auch meiner Schlafstelle, etwas anderes bildete die Wohnung nicht, bereits zweimal einen Besuch abzustatten; alles zu verwüsten.

Übernachtet habe ich bei einem langjährigen Freund in Düsseldorf, welcher mich heute Morgen zum Zug brachte, aus welchem ich knapp 3 Stunden später am Ferngleis des Frankfurter Airports entstieg. Noch ein überteuerter Kaffee zum Abschied und dann hieße es bereits einchecken. Kaum hatte ich im Flugzeug von Frankfurt nach Bangkok Platz genommen, kam es zu Problemen. Lautstark stritten sich zwei sichtlich alkoholisierte Passagiere, ein massiger Schwarzer aus London und ein hoch aufgeschossener Pole von gut und gern1,95 Meter. Mühsam trennte man die beiden. Half wenig, denn es ging weiter. Chefsteward griff ein, setzte nach Rückfrage die Leute weit auseinander. Einer musste nach ganz hinten, einer nach vorn. Unsinniges Unterfangen meinem Verständnis nach, denn es hinderte die Kontrahenten nicht daran, sich Minuten später in der Mitte des Flugzeuges erneut zu treffen, wie Stiere aufeinander loszugehen. Schätzungsweise 50 oder 60 Meter Ganglänge ohne Trenngitter sind eher weniger geeignet, Streithähne körperlich dauerhaft zu trennen, vor allem dann nicht, wenn sich diese sehen und hören können. Hinsichtlich der Lautstärke konnte keiner den anderen überhören, und bei dem verwendeten Vokabular, entlehnt aus der Gosse und Tierreich, wurden selbst Erwachsene rot.

Übersehbar war weder der eine wegen seiner Hautfarbe, noch der andere wegen seiner Körpergröße. Pilot erschien, drohte, wurde seinerseits bedroht, zog sich augenblicklich zurück. Ringsum wich man den torkelnd boxenden Kampfhähnen aus, zog die Köpfe ein. Hinten und vorn bildete sich ein Pulk verängstigter Reisender, ließ die Irren in der Mitte um sich schlagen. Minuten später erschien die Polizei. Heftiges Handgemenge, denn der Londoner gab so schnell nicht auf, beharrte auf ominösen Rechte, spuckte, tobte weiter wie ein Irrer. Handschellen klickten und binnen weniger Minuten, wurden von 8 Beamten zwei Probleme nach draußen befördert. Ruhe zog ein, verstummten die Diskussionen um den unerquicklichen Vorfall. Schlussendlich startete der Flug mit einer Stunde Verspätung. Wenig später folgte das obligatorische und mittelmäßige Essen, Schlafen war angesagt und mit diesem kamen Träume. Entsetzliche Alpträume, welche wie aus dem Nichts auftauchten, einen Teil der Reisezeit zum Horror werden ließ.

Schamlippen, dick, prall, erregt, zähfließende Fäden Schleims absondernd. Flüssigkeit einer aufgegeilten Frau, welche, mit Sperma vermischt, auf das eheliche Bettlaken tropfte und dieses lautlose Tropfen wurde unterlegt mit in tiefen Tönen gestöhnter Lust. Zwei Personen befanden sich in der sonst leeren Wohnung, denn der Ehemann war auf der Arbeit, die Kinder im Kindergarten. Fremdes Sperma entweihte das Ehebett und weder der Buhle noch die Ehefrau machten sich darüber Gedanken. Doch irgendwo, nicht weit vom Ort des außerehelichen Fehltritts entfernt, dessen Wohnungstür verschlossen war, der Schlüssel von innen steckte, glimmte bereits seit Wochen Misstrauen, entwickelte sich täglich zu einer größer werdenden Glut, welche nur auf den passenden Windhauch wartete, um zur Flamme zu werden.

Der die Matratzen des fremden Ehebettes wie ein wildgewordener Hengst bereitende Liebhaber, bekannt dafür, den größten Teil seiner Mitarbeiterinnen flachgelegt zu haben, jede Lustöffnung einfordernd, sofern behaart, zwischen zwei Schenkeln und innerhalb eines Liebesdreiecks angeordnet, welche nicht bei drei auf der Palme saß. Geschätztes und ehrbares Mitglied der Partei, welche „immer Recht“ hatte, war ebenso verheiratet. Dessen Frau entsprach mehr dem Typ „abgehärmte graue Maus“, nach welcher kein Mann sich umdreht. Beschäftigt war der Mann bei der Polizei in höherer Position, pflegte, nicht ungewöhnlich, Kontakte zum MfS. Diesen Mann mit einer Anzeige anzugehen, geschweige denn körperlich, hätte für jeden Widersacher unweigerlich Gefängnis bedeutet.

Wusste er, fühlte sich sicher, denn die roten Genossen decken einander, keiner wagte es, ihm die Stirn zu bieten, anzugehen, die Sache an die berühmte „große Glocke“ zu hängen. Keiner! Wirklich keiner? Wahrscheinlich wagte es sich doch einer, gewann sogar, andernfalls wären diese Zeilen nicht entstanden. Nur hatte dieses Wagnis eines hohen Preises bedurft, welcher angesichts des Ergebnisses, zu verschmerzen war.

Melodisch ertönte ein „Ding–Dong“ durch die Maschine, gefolgt von einer Durchsage des Piloten und ich fuhr erschrocken hoch: „Ladies and Gentleman, we are expecting some turbulences. Therefore please seat and fasten your seatbelts.“ Warntafeln leuchteten. Bemerkte, wartete regelrecht darauf, jedoch nichts. Außer minimaler Rüttler geschah nichts Aufregendes, hatten sich die Turbulenzen einen Scherz erlaubt, machten einen Bogen um uns, schlief ich nach einer Weile weiter, bekam den Dreck nicht aus dem Kopf.

Postbotin schellte, übergab, es extrem eilig habend, dem Ehemann die Post des Tages. Darin klemmten zwei Briefe, so weit, so harmlos, doch diese entstammten einem Postfach. Einem Postfach, welches es nicht hätte geben dürfen. Zitternde Hände öffneten die Umschläge, entsetzt geweitete Augen lasen unglaubliche Dinge, welche, mit Tinte zu Papier gebracht und mit ungelenker Hand geschrieben, vor den Augen des Lesers tanzten. Buchstaben bildeten Worte, bildeten Sätze, und diese drückten Forderungen und Wünsche des Schreibenden aus. Riefen auf zu Heimtücke und Verrat, nannten ein nahegelegenes Hotel als Treffpunkt. Schwelgten weiter in Beschreibungen von triefenden Schamlippen und heiß hinter sie spritzendem Sperma. Beschrieben eine vor Geilheit zuckende Vulva. Fäuste ballten sich, im sonst heiligen und rauchfreiem Wohnzimmer brannten die ersten Zigaretten seit Einzug. Monate, zumindest den Zeilen zufolge, ging bereits dieser Verrat, sollte mit Erhalt dieser Briefe weiter intensiviert werden.

„Hallo, entschuldigen Sie bitte“, hauchte eine ältere Frauenstimme, riss mich jäh aus dem Dämmerschlaf, „verzeihen Sie, aber ich müsste dringend mal an das Gepäckfach mir etwas aus meiner Tasche holen. Könnten Sie mir bitte mal kurz helfen?“

Verpeilt aufstehend und dem Hilfeersuchen nachkommend, staunte ich, denn die etwas zu kurz geratene Mittfünfzigerin, kramte nichts weiter als eine Tüte Bonbons und einen Schal aus der Tasche, lächelte entschuldigend, fühlte sich dann wegen meines ungläubigen Blickes zu einer Erklärung genötigt.

„Wissen Sie“, erklärte sie bedeutungsvoll, „bei Flügen habe ich immer so einen trockenen und kratzigen Hals, da brauche ich meine Kräuterbonbons und den Schal gegen die heftige Zugluft der Klimaanlage. Verstehen Sie?“

Genervt, natürlich verstehend, lächelte ich, legte mich hin, schlief ein, träumte weiter.

Angstschlotternd auf dem Boden kniend, flackernde Todesangst in braunen Augen, genüsslich ausgekostet von dem dereinst Gedemütigten, saß der Lauf einer Polizeiwaffe am Hinterhauptbein des Liebhabers. Schräg angesetzt, Austrittswinkel würde die Gegend um den Mund sein. Oder der Hals? Letztendlich, bis auf den optischen „Makel“ von mehr zerstörtem Gewebe, wäre dies gleichgültig. Kein Wort fiel, bis sich ein Finger am Abzug krümmte, der winzige Schlagbolzen das bewerkstelligte, was der Schütze beabsichtigte.

Mit trockenem Knall verteilte das aus dem Lauf austretende Projektil Hirnmasse an der Wand der dem Eindringling fremden Wohnung, versaute zwangsläufig mit die teure Auslegeware des Zimmers, ließ tiefste Befriedigung im Gesicht des Schützen zurück. Dumpf fiel der entseelte Körper zu Boden, zuckte noch einige Male, kam zur Ruhe. Problem beseitigt. Hatte sich damit für den Mörder das Leben gelohnt? Ja!

„Coffee, Tea, Softdrinks! Coffe, Tea, Sofdrinks, Tomato–Juice, Fanta, Cola, Beer! Mister, one Beer for you?“, säuselte eine weiche Frauenstimme links neben mir und erneut schreckte ich hoch. Was war das? Alptraum? Realität? Wenn Alptraum, würde ich nicht hier sitzen, nicht den Körperduft der Schönheit registrieren. Seltsam, Träume sind, zumindest bei mir, immer geruchlos. Keine Ahnung, ob dies bei anderen Menschen auch der Fall ist, oder ob es nur auf mich zutrifft. Wartend blieb die Schönheit mit den Mandelaugen vor mir stehen, lächelte fragend und ihre Hand schwebte über dem Servicewagen. Erleichtert atmete ich durch, lächelte zurück, nahm wie üblich Tomatensaft, nickte ein, schlief weiter.

Trotzige Lippen unter dunkelblonden Locken formten einen Satz, welcher in seiner Bedeutung den Hauch einer arroganten Rechtfertigung und Entschuldigung trug, doch es für den Empfänger ins Gegenteil verkehrte. „Passiert eben, sei lieber froh, dass ich zurückgekommen bin“, und nach diesem Satz formulierte das studierte Hirn über dem trotzig verzogenen Mund den Nachtrag, „verstehe, es hätte auch anders kommen können.“

Grenzenloser Hass glomm kurz in dem Gehörnten auf, doch dessen Lippen beherrschten sich, gaben diesen an das Denkzentrum weiter, welches den Inhalt der Worte analysierte, gleichzeitig nach Kompensation und einem akzeptablen Ausweg beider Parteien suchte. Sinnlos. Als dies nicht gelang, wurden Varianten geprüft, es in gleicher Münze und ohne sinnlos lautstarke Ausbrüche an den Partner weiterzugeben. Noch war man weit von einer Scheidung entfernt, doch der Zähler tickte diesbezüglich – aktiviert vom Ehemann.

„Warum ist es passiert?“, kalt und emotionslos klang die Frage.

„Weiß nicht, wirklich nicht!“, jammerte es vor dem Mann.

„Was hat dir gefehlt, sage es mir! Habe ich etwas falsch gemacht?“, drohend, befehlend und fordernd war der Tonfall geworden.

„Nichts, überhaupt nichts!“, jammerte es noch lauter vor ihm und es folgte eine Arie über den perfekten Ehemann, die perfekte Ehe mit einem „Ausrutscher.“

Befriedigte den Fragenden nicht, stachelte seine Wut an: „Konnte er es besser?“

„Ganz im Gegenteil“, heulte es vor ihm auf, „Niete, Null, Versager und es war im Auto! Kann es einfach nicht erklären. Ist mich einfach so überkommen und der hat so charmant gedrängt. Wirklich, dass musst du mir glauben!“, glaubte er nicht und der Passus „hat so charmant gedrängt“, jagte seinen Blutdruck hoch, ging er, verlieh der angestauten Wut durch ein deutlich zufallende Tür, Ausdruck.

Rempler eines Vorbeilaufenden, hochschrecken, in der Aufwachphase plötzlich erkennend, dass ich es war in dem Traum, es um mich ging, erkannte ich mein Gesicht und meine Stimme in dem wirren Film, war jedoch unfähig, zur Gänze aus dem Wahnsinn zu erwachen. Hörte mich laut denken, vernahm erneut die längst vergessen geglaubte Stimme einer Frau. Brutal schlug der Traum nun in der „Ich–Form“ wieder zu.

Würde zutreffen, dass alle Weiber bei einem „charmanten Drängen willig werden“, könnte ich mir theoretisch ungestraft die geile Schnecke in der Nachbarabteilung vornehmen. Dabei konnte ich die arrogante Kuh nicht leiden, bewunderte lediglich deren gute Figur und stellte sie mir bei jeder Begegnung nackt vor. Mehr nicht.

Würde sich derer an den Tag gelegte Arroganz und Dummheit im Bett fortsetzen, könnte kein Mann, ich eingeschlossen, den übersteigerten dieser Frau Ansprüche genügen. Nur törichte und an Selbstüberschätzung leidende Schönlinge würden sich einem derartigen Risiko aussetzen! Rücksprung in einen abartigen Monolog.

„Menschen können nicht monogam leben“, postulierte die studierte Ehefrau im Rahmen einer Aussprache am Abend, „dies ist eine Erfindung der Kirchen! Es ist eben einfach so passiert, dachte mir nichts dabei, glaubte nicht, dass es herauskommt. Entschuldige.“

Diese Meinung durfte sie, ebenso wie die seltsam anmutende Begründung und halbherzige Entschuldigung, behalten, tat sie aber nicht, wähnte sich wegen der gelassenen Reaktion des Ehemannes offenbar sicher, die Angelegenheit überstanden. Dieser schwieg, ertrug das Geschwätz wegen des Fortbestandes der ohnehin fragilen Ehe, welche von Anfang an wegen der bösartigen und zutiefst kommunistischen Schwiegereltern, unter keinem guten Stern stand. Kinder sollten nichts merken, so weit als möglich normal aufwachsen.

Von diesem Tage an rührte ich sie nicht mehr an, schaute selbst weg, wenn die Angetraute aus dem Bad kam. Berufliche Erfordernisse und Qualifikationen meinerseits, verpflanzten die Familie an einen anderen Ort, näher an der Heimat und das Spiel, nur ohne Postfach, begann von neuen. Bereits das erste Telefonat mit dem, „der es nicht bringt“, wurde mir nur Stunden später zugetragen, stand um meine Mundwinkel nur ein spöttisches Lächeln, stellte ich die Weichen endgültig auf ein anderes Gleis. Hin zu tropfenden Schamlippen, welche Fäden ziehen, ohne dass diese zähfließende Flüssigkeit von Fremdsperma verdünnt wurde, der Ort der Lust ein anderer war.

Rücksichtslos kletterte ein massiger Körper über mich hinweg, unangenehm nach Schweiß und Alkohol riechend, fiel mehr in die Mitte der Sitzreihe, als dass er den Sitz fand. Entschuldigendes Grinsen, erzeugt und einbettet in feiste Schwabbelbacken folgte und ich beschloss, das nächste Mal mit dem Bus nach Thailand zu fahren. Döste wieder ein.

Farbenfroh, mit lauter, lustiger Musik untermalt, tauchte als nächstes, kürzlich erst real erlebtes Ereignis im Kopf auf. Es war die Zeit, als ich endlich frei und ungebunden war, schon lange nicht mehr an erregte, zähfließende Fäden von Schleim absondernde Schamlippen meiner, durch einen fremden Mann, aufgegeilten Frau, dachte.

Touristischer Klamauk, wahnsinnig gutes Essen. Höllische Schärfe im Mund, alles war gut. Mexiko, Lebensfreude gepaart mit Fremdficks, welche jetzt keine waren, weil bereits ungebunden und frei. Nette Freunde. Mit diesem Film verband ich das schon zur Religion gewordene Ziel, mich nie wieder an eine Frau zu binden, jedoch jedes sich bietende Abenteuer Frau zu genießen. Frauen zwar jederzeit mit höchstem Respekt, letztendlich aber doch nur als Lustobjekte zu betrachten, ihnen immer und jederzeit zu misstrauen.

Liebe, dieses unsinnige Wort aus der Antike war für Romantiker, weltfremde Spinner. Idealisierte und verpackte mit wenigen Buchstaben den Gestank der Hölle, wurde vom Teufel geschaffen, um Menschen in nicht vorhandenen Sicherheiten zu wiegen, Schenkel und dazwischen angeordnete paarungsbereite saugende Löcher zu öffnen. Davor erigierte und paarungsbereit gierende Glieder animierend, leichtfertig neues Leben in die Welt zu setzen. Lug und Trug und somit des Teufels Beute weiterzuvermehren. Teil Gewordener des teuflischen Treibens, fickte ich mir unter dem Beifall großer und kleiner Teufel mit erigierten Penissen die Seele aus dem Leib und diese Abwechslungen taten gut.

Fett in Form eines überdimensionalen Bauches, die nicht geschlossenen Hosenöffnungen zu mir gewandt, wälzte sich, „Sorry“ rülpsend über mich, verlor den Halt, plumpste ungebremst herunter, löste in der unter ihm liegenden Person Matthias schmerzhaftes Aufstöhnen aus. „Sorry“, tönte es noch einmal, rot geränderte blasse Augen einer undefinierbaren Farbe glotzten verlegen, pressten wulstige Arme das Gewicht mit einem Ruck nach oben, wälzten die Masse in den Mittelgang. Stinksauer wartete ich die Rückkehr des angesoffenen Widerlings ab. Diese dauerte einige Zeit, denn er „thronte“ offenbar, wie meine Oma längere „Sitzungen“ ihres Mannes auf der Toilette bezeichnete. Endlich tauchte er aus einer der Toiletten wieder auf, kippte von einer Sitzreihe an die andere, benutzte die Lehnen als Peilhilfe und Halt gleichzeitig. Missmutig stand ich auf, ließ ihn sich setzten. Was unter Abgabe eines Furzes als Echolot für die anvisierte Sitzmitte auch klappte. Meine, verärgert den Gestank verwedelnden Hände, ließen das feiste Gesicht entschuldigend grinsen.

Irgendwann dämmerte ich wieder ein. Erschrak über die nächste Szene, doch das Hirn weigerte sich standhaft, diese auszublenden, hielt mich im Zangengriff, bar jeder Möglichkeit zu entfliehen, fest, zeigte mir eine andere Möglichkeit des Endes auf.

Kalt und düster wirkte der Raum, dessen Fußboden wie Beton klang, sicher es auch an dem war. Dessen Farbe entsprach einem seltsamen Braun oder Rot. Genau mir gegenüber stand ein Schreibtisch, dahinter fläzte ein Uniformierter, dessen Gesicht nur schwach von einer Lampe beleuchtet wurde. Kein weiterer Stuhl, also Endstation?

„Gefangener K, warum haben Sie kein Gnadengesuch gestellt?“, knarrte eine militärische Stimme und der Mann hob ein ganz klein wenig den Kopf, und auch diese Bewegung, gestattete weiterhin keinen Blick auf das komplette Gesicht.

„Wozu?“, spottete ich, bemüht, ein Zittern zu unterdrücken, mir keine Schwäche oder gar Angst anmerken zu lassen, „um Ihnen Genugtuung zu geben, mein Winseln um Gnade sogar schriftlich zu haben? Sparen wir uns das. Was ich getan habe, bereue ich nicht!“

„Halte die Fresse, du Bastard!“, brüllte die Stimme los, schnappte über, verstummte.

„Warum?“, höhnte ich, „ob mit oder ohne Gnadengesuch, werde ich so oder so hingerichtet, darf demzufolge noch das letzte Wort haben. Steht mir zu!“

Stille. Immer noch nicht war das Gesicht des Mannes zu erkennen. War dies überhaupt wichtig für die letzten Sekunden des Lebens? Was wäre denn wichtig zu sehen, wenn das Ende kommt? Fakt ist nur, er würde sich nicht die Hände beschmutzen, überbringt lediglich Worte. Hinter mir eine Bewegung, lautlos, zumindest fast, leiser Atem war zu hören. Gleichmäßig, nicht aufgeregt. Zuhörer? Zeuge? Protokollant? Henker?

„Gefangener K, Sie kennen ihr Urteil?“, fragte die Stimme, nun betont gleichgültig tuend, wobei der Mann den Kopf ein wenig hob, einen Punkt in der Ferne anzuvisieren schien.

„Sicher, glaube nicht, dass sich diese geändert hat. Mein Henker steht doch hinter mir, was soll also die Posse? Glauben Sie etwa, ich hätte Angst? Erledigen Sie ihren dreckigen Job, meinen habe ich …“

Bemerkt, oder gehört, hatte ich nichts. Keinen Schuss, auch keine den Hals durchtrennende, herab sausende Klinge, verspürte keinen Schmerz. Dunkelheit und Lautlosigkeit herrschten jedoch plötzlich. Herrschte einfach ein Nichts, welches es mir nicht einmal gestattet hatte, meinen begonnenen Satz zu beenden. Halt! Konnte man tot eigentlich noch denken?

Wenn ja, gäbe es den Tod nicht, denn wenn ich etwas registriere und analysiere, müssen intakte Zellen Signale empfangen, zur Verarbeitung weiterleiten. Unmöglich konnte dies der Tod sein. Außerdem – wo blieb der von Esoterikern beschriebene Tunnel mit dem hellen „göttlichen“ warmen Licht an dessen Ende, wo blieben die angeblich wartenden Vorangegangenen, welche nur keine Teddybären für den Anfang des Endes von Existenzen am himmlischen Bahnhof werfen und nichts verstehend klatschend jubeln?

Ding Dong, Ding Dong, etwas musste ich verpasst haben, blinzelte. Stewardessen drängten ihre traumhaften Körper durch den Mittelgang, prüften Gepäckfächer. Ging es schon an die Landung? Eher nicht, wie ein Blick auf die Uhr verriet. Augen fielen zu, wirre Träume jagten weiter unbestellt durch den Kopf.

Schamlippen tropften. Laute der Ekstase drangen an mein Ohr, Lippen küssten alles, was ihnen in den Weg kam, der unglaubliche Duft nach Frau heizte mich an, ließ meinen Körper, zusammen mit dem ihren, Teil des Spiels mit der Lust werden. Liebe dabei komplett ausgeschlossen. Nach der Scheidung, nahm ich alles mit, was sich bot, lebte das aus, was der abgestoßene Teil meines Lebens sich ohne mein Einverständnis genommen hatte, gleich zwei Familien dabei unter lustvollen Stöhnen, mit tropfenden und Fäden ziehenden Schamlippen zerstörte, nun die Quittung der Lust bekam. Hatte zwar die Wohnung, Auto, Unterhalt, doch keinen Ehemann mehr, war arbeitslos und die Kinder, mit Umgangsverbot zum Vater, begannen die Mutter abgrundtief zu hassen.

Tropfende Schamlippen, welche lange Fäden der Geilheit zogen, versanken kurzfristig in der Bedeutungslosigkeit des einstmals großen Umfeldes. Doch Rot fand wieder zu Rot, fanden sich hilfreiche Hände gleichgesinnter Hirne, um, getarnt durch ein raffiniert getarntes Netzwerk, Neues zu schaffen, was andere glaubten zerstört, sich davon befreit zu haben. Genau das Gegenteil war der Fall, nur würde es noch Jahrzehnte brauchen, bis die Geprellten es erkennen würden.

„Wir sind überall auf der Erde“, lautet der Refrain eines bedrohlichen Liedes der Roten und sie wurde jetzt ein Teil davon, wie es ihre Eltern immer waren. Penisse von gleich zwei Vertretern der Gilde hatte sie über Stunden in ihr Heimstatt geboten, wohl wissend, die Folgen der beidseitigen Lust berechnend, um neue Sicherheiten und entsprechende Vorteile zu erreichen.

Auf mich bezogen, hörte sich das so an: Zwei Menschen, dereinst mit großen Zielen und in Liebe zueinander gefunden, gingen per Gerichtsurteil ab sofort getrennte Wege und dem war gut so. Hass? Nein! Hass macht krank, ist unnötig, sinnlos. Vergebung und Akzeptanz des Geschehens sind die einzige Lösung. Leidtragende sind wie immer die Kinder, welche nun in einem vergifteten Klima der Schuldzuweisung und Leugnung von Tatsachen, ihren vaterlosen Weg finden mussten.

Rülpsend, schwer und schwabbelnd, übel riechende vergorene Gase absondernd, kippte der rechts neben mir sitzende Mitreisende in meinen Schoss, riss mich aus den kurzen Sequenzen von Träumen und Albträumen nach oben, schaute ich mich um. Genervt, passierte bereits das dritte Mal auf dem Flug, drückte ich den Fettsack weg, und dieser kippte zum nächsten Nachbarn hin, welcher schlief, es nicht bemerkte.

Endgültig aufgewacht, mich streckend und gähnend, sondierte ich das Geschehen vor mir. Überwiegend schlief man noch, lediglich vereinzelte Bildschirme flimmerten in den Rücklehnen. Heute begann der neue Job, ein ganz besonderer und mit etwas Glück, könnte man sogar noch neben der Arbeit vielleicht vor Geilheit triefende Schamlippen ergattern? Thaifrauen hatte ich noch nicht und die zu bekommen, soll recht einfach sein. Sagt man, erzählt man sich und die, welche es erzählten, wussten es entweder vom Freund des Freundes, oder hatten selbst einschlägige Erfahrungen drüben gemacht. Gleich wie, wichtig taten die und die Erzähler. Stereotype machten die Runde.

Anlegen darauf würde ich es nicht mir eine derartige „Lotosblüte“ zu angeln, nicht selbst aktiv werden, jedoch keinesfalls eine sich bietende Gelegenheit ausschlagen. Vielleicht haben diese Frauen auch tropfenden Schamlippen, aus denen zäh und Fäden ziehend, Liebesflüssigkeit tropft, stöhnen auch sie laut und ekstatisch, küssen ihre Lippen alles, was ihnen in den Weg kommt? Duften unglaublich erotisch aus jeder Pore ihrer zierlichen Körper? Liebe dabei noch komplett ausgeschlossen, ohne billiges Fleisch zu bezahlen, könnte das meine Neugierde entfachen. Sexualtrieb ist nicht austauschbar, Liebe durch Misstrauen hingegen schon und wohin Liebe mit Vertrauen führt, hatte ich erlebt; musste ich mir nicht noch einmal antun. Ein Blick auf die Uhr zeigte, dass ich in Kürze einen mir noch unbekannten Erdteil betrete, in eine vollkommen neue Kultur eintauche werde. Freute mich darauf und das ohne die Spur eines Hintergedankens.

Licht ging an, lächelnde Thailänderinnen in hautenger Kleidung von „Thai–Airways“ sausten wie gute Feen mit einzementiertem Lächeln durch die Gänge, hinter sich eine Duftschleppe zarten Parfüms herziehend. Frühstück, für meine Begriffe immer das schlechteste Bordessen, drohte mit dem Aufflammen der Beleuchtung und wie auf ein unsichtbares und unhörbares Signal, zeigten sich plötzlich alle Blasen und Därme bis zum Platzen gefüllt, strömten Menschen hastig Richtung der wenigen Toiletten, bildeten dort Schlangen. Demzufolge hatten wir noch knapp eine Stunde Flug vor uns. Bewegung entstand, Frühstück wurde serviert. Seltsames Zeug, wie üblich auf Flügen. Kaffeesachsen würden schier einen Infarkt bekommen, hinge der Haussegen über Tage schief, täte man die Flugzeug–Plörre am heimischen Tisch servieren. Gleichgültig wie man es betrachtet, es gab sättigende Füllstoffe und Flüssigkeit für den Körper zum Start in den Tag, welcher hier gerade begonnen hatte, auf einem mir noch fremden Kontinent.

Ungeachtet rülpsender und blähender „Thronsitzer“ mit Schwabbelbacken, sich gegenseitig an die Wäsche gehender Betrunkener, Träumen und Alpträumen – wenn man es sich recht bedenkt, es vergleicht mit der Zeit vor 100 Jahren – Essen, Trinken, Filme schauen, Menschen beobachten, schlafen, sich wie ein Fürst bedienen lassen und gleichzeitig mit unglaublicher Geschwindigkeit fortbewegen; unglaublich, wie angenehm und kurzweilig heutzutage doch Reisen sein können …

Dong Mueang Airport, November 1991 (Bangkok, Tag 1)

Bis auf wenige schwache Turbulenzen, welche ohnehin bei jedem Flug vorkommen, sich nur als leichtes Rütteln zeigten, war der Flug ruhig verlaufen. Dies betraf ausschließlich den Flug an sich, denn der überwiegende Teil der Passagiere waren lärmende Männer einer bestimmten Kategorie, welche der spöttischen Bezeichnung „Bumsbomber“ schon mit ihrem Benehmen, seine Namensberechtigung erteilte. Verstehen würde die Mehrzahl von ihnen mangels entwickelter Hirnmasse den Begriff „hedonistischer Weltbürger“ nicht. Wenn doch, kämen sie sich dadurch zweifellos unglaublich geehrt vor. Abgesehen von einer Familie mit Kind und fünf älteren Ehepaaren, welche ich in der Touristenklasse ausmachen konnte, hatten diese Männer zweifellos allesamt den gleichen Hintergrund für ihre Reise. Flucht aus dem Alltag, Flucht von der Ehefrau, Flucht vor der Familie und Verantwortung. Wollten sie jemand anderes sein, sich im Gefühl von Macht und Geld suhlen. Bald werden sich diese Männer in das Abenteuer Sex gegen wenig Geld stürzen, könnten sie ihre zu Hause von der Ehefrau verweigerten sexuellen Fantasien in die Realität umsetzen. Gesoffen wurde genug, einige der Unterhaltungen verliefen teilweise recht lautstark, bis der Alkohol seine Wirkung entfaltete, die Müdigkeit zuschlug. Schon beim Einsteigen war ersichtlich, dass viele Männer in kleinen Gruppen eingecheckt hatten, welche entweder eng benachbart, oder direkt nebeneinander saßen. Man kannte sich bereits vor dem Flug. Über Lautsprecher, etwas mehr als 9 Stunden nach dem Start in Frankfurt, kündigte der Pilot die Landung an.

Lächelnde Stewardessen mit akkurat gebundenen Haaren, gepflegten Händen und dezent geschminkten Augenpartien, verpackt in hauteng anliegenden Kleidern und Jäckchen, eingehüllt in einer Wolke unaufdringlichen Parfüms, räumten routiniert das Frühstück ab. Bereiteten die Maschine vor für die Endsequenz des Fluges ins Land von Männerträumen, goldenen Tempel und Buddhas. Kein auch noch so kleiner Fehler entging den aufmerksamen Augen der Schönheiten. Gurte und Sitze wurden kontrolliert, bevor auch sie Platz nahmen und sich ebenfalls, dabei unaufhörlich beruhigend in die Runde lächelnd, anschnallten. Sämtliche Stewardessen von „Thai–Airways“ wurden in diesem Moment Vorbild für die Passagiere, verwandelten sich zu Mensch gewordenen Ruhepolen im Flugzeug mit seiner anfälligen Technik. Kabinenlicht erlosch, Warnanzeigen leuchteten auf. Gurte anschnallen und Rauchen einstellen, hieß es jetzt, Pfeifen im Ohr.

Knackend schalteten sich die Lautsprecher noch einmal ein, es rauschte, prasselte. Durchsagen auf Thai sägten in den Ohren, gefolgt von holprigem Englisch. Landeanflug. Runter, so mein überängstliches Gefühl, ging es viel zu schnell, in den Ohren hatte ich den typischen Druck und ein lautes Pfeifen. Entgegen meinen Befürchtungen verlief alles glatt, die Maschine setzte, wie Tausende andere weltweit an diesem Tag, sauber auf, begann rumpelnd Richtung Gate zu rollen. Worauf die Volldeppen unter den Fluggästen wie im Zirkus zu klatschen begannen. Geradeso, als würden sie im Zirkus einem Äffchen Beifall zollen, welches es geschafft hat, ein Tablett mit gefüllten Gläsern, ohne etwas zu verschütten, auf den Tisch gestellt zu haben. Übertragen auf den Piloten, deshalb mögend die das nicht, bedeutete das Klatschen die Gratulation zu einer mehr zufällig geglückten Landung. Flackernd ging das Licht wieder an, der Pilot meldete sich mit den üblichen Informationen zum Wetter am Zielort. Ratterte die üblichen Floskeln der Danksagung wegen des Fluges an die Passagiere herunter. Dem seltsamen Englisch nach zu urteilen, war der Pilot Thailänder. Froh darüber, die enge Röhre mit seinen zum großen Teil angesoffenen Passagieren nach der langen Reisezeit verlassen zu können, drängte ich mich in Richtung Ausgang des Flugzeuges. Elegant den Aktenkoffer dabei über die Köpfe der Passagiere haltend, mich entschuldigend, wie man das eben so tut. Lächelnd natürlich.

Links und rechts von mir großmäulige und schmerbäuchige Männer, wobei letztere Typen garantiert jedes asiatische Hängebauchschwein zum Staunen bringen würden. Lautstark prahlten sie über vergangene und kommende Abenteuer mit den engen „Schlitzvotzen“. Wie sie es den „Schlampen“ so richtig mit ihren „Prachtriemen“ und „Bullenschwänzen“ besorgen; sie anschließend mit ihrem offensichtlich wichtigsten Körperteil „pfählen“ und dann voll „aufreißen“ würden. Primitiver und frauenverachtender ging es kaum noch. Alkoholgeruch vermischt mit Schweiß und Rasierwasser lag in der Luft, sinnlos wurde gedrängelt. Schon die nicht abreißen wollenden ordinären Ausdrücke dieses männlichen Abschaums, gingen mir mächtig gegen den Strich. Bedauerlicherweise musste ich nicht erst die vulgären Begriffe im Kopf übersetzen. Größtenteils liefen die Unterhaltungen in meiner Muttersprache ab. Von „Dichtern und Denkern“, wie das Volk der Deutschen vom Rest der Welt früher einmal ehrfurchtsvoll tituliert wurde, waren diese Typen meilenweit entfernt.

Vornehm gekleidete Herren, rund ein Dutzend an der Zahl, dem äußeren Anschein nach Geschäftsleute und ausnahmslos der Ersten Klasse entstammend, hoben sich wie schwarze Perlen in ihren dunklen Jacketts und weißen Hemden mit akkurat gebundenen Krawatten aus der Masse ab. Wenn überhaupt, unterhielten sich diese diskret, flüsternd und mit bedeutungsvollen und oftmals entsetzten und scheelen Blicken auf den Rest der Passagiere. Sie, die „Besseren“, standen dem Eingang am nächsten, würden demzufolge die Ersten sein, welche das Flugzeug verlassen. Ältere Ehepaare der Touristenklasse rümpften pikiert die Nasen über das Geschehen und die Meute ringsherum. Denen stand mit Sicherheit nicht der Sinn nach Saufgelagen mit nackter weiblicher Garnierung in Bangkok. Zumeist, sofern nicht der Swingerszene angehörend, deren nächstes Ziel einschlägige Clubanlagen sind, wollen diese am Ende ihres Lebens nur die Schönheit der Reiseziele, die Menschen, deren Kultur, Städte und die Natur erleben. „Don Mueang–Airport“, was auch immer dieser seltsame Name zu Deutsch bedeutete, war meine derzeitige Position. Dieser lag weit außerhalb der Stadt, zum damaligen Zeitpunkt der größte internationale Airport Thailands und durchaus modern. Passend zum Image und Werbeslogan des Landes: „Thailand – Land des Lächelns“, saßen vor mir an den Abfertigungsschaltern durchwegs freundlich lächelnde Beamte. Wohl wissend, welch menschlichen Bodensatz, von den genannten Ausnahmen abgesehen, die Maschine soeben abladen hatte. Bangkok gilt als eine der Sexhauptstädte dieser Welt. Was nicht gerade das beste Licht auf dieses schöne Land wirft.

Vor mir riss mich eine diskret winkende Hand aus meiner Betrachtungen, kam ich an die Reihe. Prüfender Blick des Beamten, kurz und dabei doch alles Wichtige erfassend. Seine Augen blieben an zwei Zahlen auf dem Ticket hängen. Prüfend besah er sich den Pass und das Ticket noch einmal genauer, schaute lächelnd hoch zu mir.

„Rückflug in, oh“, er blätterte, „nur 7 Tagen, Mister?“, seine Frage klang erstaunt, mit einem Unterton an Misstrauen, welches er sofort in Worte fasste. „Warum nur so kurz?“

Immerhin dürften Deutsche sich 15 Tage ohne Visum in Thailand aufhalten, doch mein Ticket wies den Rückflug bereits am späten Abend des 7ten Tages aus. Bangkok sei doch eine schöne Stadt mit zahlreichen Sehenswürdigkeiten, stellte er weiter fest und das mir gegenüber sitzende Lächeln erschien mir ein wenig wie die flehentliche Bitte, doch noch einige Tage anzuhängen.

Letzteres, den Part mit der schönen Stadt, wie auch auf den Plakaten rechts und links in der Abfertigungshalle postuliert, konnte ich noch nicht bestätigen, denn es war mein erster Besuch in Thailand überhaupt. Weder an seinem ständig lächelndem Gesichtsausdruck, noch der im leicht spöttischen Unterton gestellten Frage war zu entnehmen, was der Beamte überhaupt unter „Sehenswürdigkeiten“ versteht. Tempel, Paläste, Bars, Bordelle, Frauen, Landschaften? Hinter mir hatte die lärmende Meute davon sicherlich völlig andere Vorstellungen als normale Touristen und ob diese Meute überhaupt wusste, dass Bangkok aus wesentlich mehr als „Fickfleisch“ und Alkohol besteht, erschien mir höchst unwahrscheinlich.

„Geschäftlich, deshalb nur so kurz mein Besuch“, erklärte ich, nicht wissend, es eher bezweifelnd, ob er es ernst nahm, überhaupt richtig zuhörte. „Aber schauen Sie“, wies ich ihn auf das Ticket hin, „Rückreise ist zwar gebucht, könnte problemlos, falls erforderlich, jedoch noch einige Tage anhängen. Gewöhnlich halten wir aber unsere Termine ein.“

Fast kam ich mir schuldig vor, nicht als Urlauber für 15 Tage eingereist zu sein, um bei seinen Landsleuten für mehr Umsatz zu sorgen. Ihn interessierte es nun doch nicht weiter. Sein Gesichtsausdruck mit dem angeschweißten Lächeln war wieder so gleichgültig, als betrachte er sich einen festgetretenen Kaugummi am Boden. Ohne weitere Verzögerung klatschte der Einreisestempel auf eine freie Stelle der Seite des Passes, hielt er diesen hoch zu mir, lächelte wie entschuldigend, dass er schon fertig sei und weiterzuarbeiten gedenke.

„Guten Aufenthalt in Thailand“ wünschte der Uniformierte höflich hinter seiner Scheibe, peilte, bereits wieder hoch konzentriert und mit einer Spur gelächelnden Misstrauens, den nächsten Passagier hinter mir an.

Pass und Ticket wanderten zurück in meine Hände. Dankend lächelte ich zurück und er erwiderte es freundlich. Hürde Nummer Eins der Einreise war geschafft. Minuten später stand ich am Gepäckband, wartete ungeduldig, sah immer wieder auf die Uhr. Zehn Minuten früher als auf dem Flugplan angegeben, war die Maschine gelandet und die Formalitäten der Einreise bereits erledigt. Sieben Uhr war es, ich lag gut in der Zeit, könnte mir in Ruhe ein Hotel suchen, etwas Essen, sicherlich noch eine Mütze voll Schlaf nehmen, bevor ich mich mit einem Kollegen traf.

Dieser war bereits vor drei Tagen in Bangkok gelandet, hatte die Geräte in Empfang genommen, welche ich den Kunden präsentieren, im Detail erklären, eventuelle Änderungswünsche erfassen und diese sofort weiterleiten muss. Müde schob ich meine Gedanken auf die Seite. Raus wollte ich hier, einfach nur raus. Weder passte mir die von grellem Neonlicht durchflutete Umgebung, noch die schrecklichen Männer mit ihren vulgären Ausdrücken, erst recht nicht deren Gestank nach Alkohol und der Geruch in der Halle. Schweiß, Reinigungsmittel, Alkohol, Parfüm, Tabak, Essen; dies alles bildete eine ungute und schwer zu ertragende Mixtur für meine empfindliche Nase. Aufmerksame Beamte blickten scheinbar gleichgültig die Reihen der Ankömmlinge ab, keine Miene dabei verziehend und doch jedes Detail und jede Bewegung der Passagiere registrierend. Putzfrauen, bewaffnet mit riesigen Besen, wischten Strich für Strich, den blitzblanken Boden, welcher an den Stellen, wo er entlangfuhr, nur schwach feucht aufglänzte. An keiner Stelle machten die Fliesen den Eindruck, dass sie schon über Jahre von Millionen Füßen abgetreten wurden. Vielmehr wirkte der Boden so, als hätte der Airport erst gestern eröffnet; ich und die versoffene Gruppe hinter mir, wären die ersten Besucher. Endlich trudelte der Koffer auf dem Band ein, beherzt griff ich zu, erleichtert über die unvermutet kurze Wartezeit.

Prompt wurde ich von hinten angesprochen, höflich lächelnd zum Mitkommen aufgefordert. Offenbar hatte mein ständiger Blick auf die Uhr mich in irgendeiner Form verdächtig gemacht? Hingeführt zu einem Tisch, durfte ich das Gepäckstück öffnen. Hemden, Socken, Hosen wurden auf die Seite gelegt, alles locker durchgetastet, Rasierzeug genau betrachtet, Fragen nach zu verzollender Waren gestellt. Freundlich und höflich nickte man nach deren Verneinung, lächelte unablässig. Schien sogar über meine Auskunft zu so früher Stunde froh zu sein, freue sich, sich intensiv mit mir beschäftigen und arbeiten zu dürfen. Einpacken hieß es, man bedankte sich für die „Kooperation“ und ich durfte meiner Wege gehen. Verabschiedet, mit der scheinbar weltweit gültigen obligatorischen Floskel „Guten Aufenthalt“ auf den Lippen. „Willkommen in Bangkok“ hieß es auf einem Schild, „Willkommen in Thailand“ auf anderen. Golden glänzende Tempel mit Thai–Schönheiten in hautengen Kleidern strahlten in Hochglanz auf den Bildern um die Wette. „Krung Thep“, so wurde uns in der Firmenzentrale von einem Insider erklärt, sei die abgekürzte Bezeichnung Bangkoks. Eigentlich trägt die Stadt den längsten Stadtnamen der Welt und dieser umfasst 169 lateinische Buchstaben.

So lang wäre der Name, dass man 1989 eigens dafür einen Song geschrieben hätte, um ihn der breiten Masse in Tönen, praktisch musikalisch getaktet, einzubläuen. Angeblich würden Thailänder mithilfe dieses Liedes sich den Namen besser merken können. Im Zuge der Vorbereitung auf die Reise, habe ich mir, mehr aus Spaß an der Freud und Neugierde, mal den Namen aus dem Lexikon gesucht und das Ergebnis haute mich um.

„Krung Thep Maha Nakhon Amon Rattanakosin Mahinthara Yutthaya Mahadilok Phop Noppharat Ratchathani Burirom Udom Ratchaniwet Maha Sathan Amon Phiman Awatan Sathit Sakkathattiya Witsanukam Prasit“, nennt sich das Wortmonstrum und selbst in Thai geschrieben, sind es noch stattliche 139 Zeichen.

Dafür wirkt die Abkürzung auf den Nummernschildern der Fahrzeuge mit „Krung Thep Maha Nakhon“ nicht ganz so verwirrend. Rätselhaft und für Nicht–Thais ebenfalls nicht verständlich, präsentierte sich auch die Übersetzung:

„Stadt der Devas, große Stadt und Residenz des heiligen Juwels Indras, uneinnehmbare Stadt des Gottes, große Hauptstadt der Welt, geschmückt mit neun wertvollen Edelsteinen, reich an gewaltigen königlichen Palästen, die dem himmlischen Heim des wiedergeborenen Gottes gleichen, Stadt, die von Indra geschenkt und von Vishvakarman gebaut wurde.“

Musikalisch haute mich die Umsetzung des Namens nicht gerade um, bildete der Song ein Zwischending zwischen billigen Pop und missglückter Marschmusik. Doch Musik ist, wie vieles im Leben, nun einmal Geschmackssache und es nicht wert, darüber zu streiten.

Weiter ging es durch einen Bereich, wo zahlreiche Gaststätten angesiedelt waren. Hier schaute der Boden anders aus. Nachlässig gewischt, präsentierte er sich fettig, speckig und angegraut. Neugierig besah ich mir die Auslagen der Restaurants, wobei mir das meiste der Angebote schon optisch nicht zusagte.

---ENDE DER LESEPROBE---