Liebe und Leidenschaft - Christian Schlosser - E-Book

Liebe und Leidenschaft E-Book

Christian Schlosser

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Beschreibung

Kurz vor seiner Auswanderung begibt sich der Autor auf Spurensuche nach dem Ursprung seiner Familie. Die Ermittlungen führen ihn über Umwege in Deutschland nach Schlesien und dort nach erfolgloser Suche in die Nähe von Breslau. Zufällig landet er auf einem Bauernhof, übernachtet dort und nimmt am nächsten Morgen Joanna, die Tochter des Hauses, aus Gefälligkeit nach Dresden mit. Nur entwickelt sich diese scheinbar biedere Landei auf der Fahrt zum Biest, schafft es, ihren Chauffeur zu verführen und in kürzester Zeit gerät die Situation völlig aus dem Ruder. Nicht nur, dass sich die angeblich reiche Dresdner Verwandtschaft seiner Beifahrerin nicht als das entpuppt, was sie vorgibt zu sein, denn weder sind diese reich, noch gehen sie eine geregelten anständigen Arbeit nach, welche gesellschaftlichen Normen entspricht. Deren Versuch, Joanna in ihren Sog der Prostitution zu ziehen, scheitert. Endet letztendlich in einem handfesten Streit. Joanna überwirft sich mit der Verwandtschaft, bricht jeden weiteren Kontakt ab. Letztendlich geht die Tour wieder zurück nach Schlesien. Matthias erreicht sein eigentliches Ziel erst mit Joannas Hilfe und zwischen den beiden so unterschiedlichen Menschen entwickelt sich eine tiefe Freundschaft. Bei Joannas Rückkehr auf den Bauernhof zeigt man sich wenig begeistert über die Entscheidung der Tochter und diese nimmt ihr Leben gegen den heftigen Widerstand des Vaters in die eigene Hand - mit fatalen Folgen …

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Suche nach den Wurzeln

Start ins Abenteuer

Mecklenburg

Fremdes Polen

Breslauer Impressionen

Fremdes und seltsames Oels

Nikolai’s Bauernhof

Abfahrt nach Dresden

Übernachtung mit Überraschungen

Verwandtenbesuch

Flucht aus Dresden

Unser Tag in Breslau

Verschwiegener Friedhof

Zurück bei Nikolai

Epilog

Impressum

Vorwort

Wer hier eine der üblichen realitätsfernen billigen pornografischen Geschichte erwartet, möge sich bitte anderweitig umsehen. Zwar enthält die vorliegende Erzählung explizit beschriebene sexuelle Handlungen (deshalb FSK 18), basiert jedoch auf tatsächlichen Ereignissen und beschreibt, mit einigen literarischen Ergänzungen, das unerwartete Zusammentreffen zweier vollkommen unterschiedlicher Menschen. Menschen, welche sich unter normalen Umständen niemals im Leben begegnet wären. Genau dieser Sachverhalt hat es, menschlich gesehen, in sich – erregt und berührt zugleich. Aufgrund der expliziten Beschreibung sexueller Handlungen erfolgt im Handel die Einordnung in FSK 18. Freunde der Erotik werden also keinesfalls nach dem allmählichen Einstieg in die Geschichte auf den folgenden Seiten enttäuscht!

Genealogie – wer denkt dabei an erotische Abenteuer und hemmungslosem Sex? Viele Zeitgenossen müssen erst einmal nachschlagen, um überhaupt das Wort zu eruieren. Sex, bei der Suche nach seinen Altvorderen, zum Beispiel in Bibliotheken, verstaubten Kirchenarchiven, Kirchen, Seniorenheimen, gar auf Friedhöfen? Höflich ausgedrückt gilt Sex auf Friedhöfen als pervers und überdies zutiefst respektlos. Zufällig bei der Suche gefundene „Seitensprünge“ und „Kuckuckskinder“ innerhalb der Familie bedingten zwar vor (Ur)Zeiten sexueller Handlungen, doch haben diese Funde nichts mit der heutigen Spurensuche zu tun.

Jedem, welcher behauptet hätte, dass mich die Suche nach meinen Wurzeln in ein geradezu unglaubliches erotisches Abenteuer, verstrickt, dem hätte ich vor dem Start meiner Reise in die Vergangenheit einen Vogel gezeigt; wahrscheinlich noch die Behandlung beim Psychiater empfohlen.

Doch nun zum Buch und dazu gehört die scheinbar etwas langatmige Vorgeschichte dieser ungewöhnlichen Begegnung. Diese startet in Deutschland, endet in Asien, beginnt von dort aus jedoch immer wieder zum ersten Begegnungsort der beiden Protagonisten zu pendeln. Gewissermaßen ein pendelndes Geheimnis zweier Menschen, welches erst durch den Tod der Beteiligten in der Geschichte versinken wird. Spurlos – denn es gibt kein Ergebnis dieser Liebe in Form von Nachkommen, was in naher oder ferner Zukunft, von neugierigen Nachkommen wieder erforscht werden könnte …

Suche nach den Wurzeln

Kurz vor meiner endgültigen Auswanderung nach Asien stürzte ich mich in das Abenteuer Ahnenforschung. Auslöser war der Besuch bei einer befreundeten Familie im Münsterland, an deren Wand ein mächtiger Ahnenbaum prangte. Zu meinem Erstaunen reichte dieser bis in das Jahr 1635 zurück. Erstellt hatte ihn der Hausherr selbst, was sich als relativ einfach gestaltete. Verbunden mit der Scholle, Haus und Hof, verließ diese Familie seit Jahrhunderten nicht den Ort, heiratet nur in die Umgebung ein. Keine Unterlagen in den Kirchen waren durch Kriege oder anderes Unbill vernichtet und damit lagen die Daten praktisch vor der Nase. Kontakt, als überaus fleißiger Kirchgänger zum Pfarrer war vorhanden und damit der Schlüssel zur Quelle, zum Archiv. Grafisch kunstvoll auf einer dünnen Holzplatte verewigt und mit einem schlichten Rahmen versehen, hatte es ein Freund des Hauses und Kunde des Hofes. Beeindruckte mich ungemein.

Von meiner Familie, genauer gesagt deren Wurzeln, war mir relativ wenig bekannt. Vertrieben durch die zwei Weltkriege, infolge dann in alle Himmelsrichtungen versprengt. Man hatte Onkel und Tanten, Großeltern usw. – normal dachte man nicht intensiver über innerfamiliäre Verbindungen nach. Bauer Gerhards Kunstwerk reizte mich, gedachte, mir ebenfalls so ein Schmuckstück ins Zimmer zu hängen, wollte mehr wissen. Computerprogramme wurden besorgt, Recherchen angestellt, noch lebende Verwandte befragt. Gar nicht so einfach, denn derer hatte es nur noch wenige und diese wurden eigentlich jeden Monat weniger. Allein in den ersten sechs Wochen meiner Recherchen verabschiedeten sich drei meiner Informanten aus dem Leben, konnten mir aber vor ihrem Ableben noch einige Informationen geben. Schnitter Tod hielt reichlich Ernte, peilte bereits die nächste Lieferung der „schon länger unter uns Lebenden“ an.

Die von den drei Verblichenen erhaltenen Informationen reichten bis nach Frankreich und in das ehemalige Sudetenland im Zeitraum bis vor 1880. Gefundenes Fressen für mein Programm. Täglich wuchs die Datenbank mehr, nun hatte ich endgültig Feuer für die Sache gefangen. Ein Zweig der Vorfahren stammte aus Schlesien und dort wieder aus einer Ecke, welche mir selbst von der Landkarte her völlig unbekannt war.

Hartnäckig wurden von den zwei noch lebenden älteren Verwandten Antworten bei meinen Nachfragen ausgespart. Da waren sie – unsichtbare Mauer aus Stahlbeton, mit Stacheldraht umgeben. Statt Angaben gab es unwirsche Antworten wie: „Was willst du damit? Lass die Toten ruhen“ und „das geht dich nichts an.“ Aus Erzählungen meiner Großeltern, welche die Flucht aus ihrer alten schlesischen Heimat vor den Russen und Polen unter dem Verlust sämtlichen Hab und Guts nur knapp überlebten, konnte ich weitere Daten rekonstruieren. Dank eines polnischen Bekannten und Arbeitskollegen, kam ich erneut ein ganzes Stück weiter. Streng katholisch, selbst Schlesier, hatte er beste Kontakte zu allen möglichen Geistlichen und telefonierte sich durch. Erfuhr so Orte, Namen und was dort damals mit den Deutschen geschehen ist. Inklusive die Orte der Bestattung und die der Soldatenfriedhöfe. Obenauf noch Namen von Überlebenden und die Adresse eines Pfarrers, welche sich gern mit mir unterhalten würde. Sofern es die Zeit erlaubt, der Mann auch Zeit hat, würde ich dieses Angebot auf jeden Fall annehmen.

Wenige Monate später verfügte ich über die Daten von knapp 260 Personen. Nicht einmal die Großeltern, oder meine Mutter hatten diese Angaben, staunten nur, belächeln inklusive. Hinzu kam verschämtes Schweigen, denn so ganz nebenher deckte ich bei meinen Recherchen drei „Verkehrsunfälle“ auf; sprich, uneheliche Abkömmlinge, über denen nicht nur der „Mantel“ des Schweigens, sondern gleich eine ganze Pelzhandlung lag. Zwei der Betroffenen wussten nicht einmal davon und diese meine Erkenntnis, trug nicht gerade zur Wahrung des Familienfriedens bei. Sei es darum.

Endgültig neugierig geworden, wollte ich diese historischen Stätten und den Geistlichen aufsuchen, plante akribisch genau die Reise, welche die gesamte Fluchtroute meiner Vorfahren umfassen sollte. Erst von Sachsen quer rüber nach Thüringen, weiter in die Gegend Magdeburg, dann hoch, an Berlin vorbei, nach Mecklenburg. Zwischenstation über Nacht auf dem Land und dann runter über Görlitz bis nach Breslau, was sich heute auf Polnisch Wrocław nennt. Von da aus sollte es nach Oels im ehemaligen Schlesien gehen. Auch diese Stadt änderte nach der „Verschenkung“ Schlesiens durch Stalin wieder ihren Namen und nennt sich heute Oleśnica. Endstation der Reise sollte Dresden sein, wo in dem Flammeninferno, nach meinen Informationen, mehr als 30 Familienmitglieder, allesamt aus einem Flüchtlingstreck, kommend aus Schlesien, umkamen. Man sieht bereits, mit Erotik hat das nichts zu tun! Oder etwa doch?

Man kennt das mit Ursache und Wirkung. Zufälle, welche keine sind. Taten, welche Reaktionen auslösen, welche wieder zu neuen Taten führen. Noch einmal, dessen war ich mir relativ sicher, würde ich wohl kaum nach Deutschland kommen, um eine derart große Tour machen zu können. Lediglich geschäftliche Reisen waren geplant, um ein weiteres finanzielles Standbein in der neuen Heimat zu haben.

Frank, langjähriger Freund seit meiner Schulzeit, seines Zeichens Automechaniker und Autohändler, lieh mir einen Wagen, denn meinen hatte ich bereits verkauft. Neu, kaum dreitausend Kilometer auf dem Tacho, mit eingebautem Navigationssystem, welches ganz Europa umfasste. Tests zeigten alle relevanten Städte und selbst Dörfer außerhalb der deutschen Grenzen an. Winzige Nester in den Pampas, selbst dort, wo sich Fuchs und Hase „Gute Nacht“ sagen, waren enthalten. Damit entfiel der Kauf von teuren Karten und Stadtplänen. Packen war angesagt, dauerte einen ganzen Tag, die Reise sollte rund drei oder vier Tage dauern. Zeitlich war ich nicht festgelegt. Würde die Tour längere Zeit als geplant beanspruchen, wäre es auch in Ordnung. Genau genommen hatte ich einen ganzen Monat bis zu meinem Abflug. Meine Familie, bereits vorausgeflogen, kümmerte sich in der Ferne um den Hausbau, welcher, aus für mich unerfindlichen Gründen, drüben ins Stocken geraten war.

Tief und fest hatte ich die letzte Nacht in der leer geräumten Wohnung geschlafen. Traumlos, was eher ungewöhnlich ist und in Anbetracht der bevorstehenden Reise umso mehr. Hier der alten Heimat hatte ich mich aller Verpflichtungen entledigt, war komplett ungebunden, doch wollte ich lieber an einem Wochenende statt, unter der Woche, in das Abenteuer starten. Freitag kam, Petrus meinte es gut mit dem Vorhaben. Räumte sämtliche Wolken weg, schickte reichlich Sonne in die Spur und diese weckte mich noch vor dem Wecker. Letzte Dusche in der alten Wohnung, Kaffee machen, extra stark versteht sich. Thermoskanne füllen. Wohnungsschlüssel beim Nachbarn für den Nachmieter abgeben, letzte Überprüfung des Fahrzeugs und seiner Ladung – dann ging es los.

Start ins Abenteuer

Gestartet von einer großen Stadt in Sachsen, fuhr ich gemütlich über Fernstraßen Richtung Thüringen mit Zielpunkt Blumenstadt Erfurt. Dafür brauchte ich weder Karten noch das geschwätzige Navi. Gera, Jena, Weimar und dann geradeaus nach Erfurt, konnte ich mir auch so merken. Letztmalig war ich als kleiner Junge dort gewesen, kannte Onkel, Tanten und deren Nachkommen nur noch vom Namen her. Immerhin verfügte ich über deren Anschriften, welche mir, wenn auch nach einigem Zögern, meine Mutter gab. Zwei Stunden später war ich am Ziel, stellte am Stadtrand das Navi auf die erste Adresse ein. Unterkühlt bis abweisend beschrieb den Empfang am besten. Weder konnte man sich an mich erinnern, noch bestand Interesse an meinem Besuch. Immerhin opferte man mir großzügig eine Stunde Zeit und in dieser Stunde, brachte ich für meine geplante Ahnentafel noch einige ergänzende Daten zusammen. Letztlich tat man fast so als handle sich um ein Staatsgeheimnis, rückte man nur unwillig und zögernd mit diesen heraus. Höflich ausgedrückt, wurde ich wegen meines Vorhabens mehr oder weniger offen als Spinner abgetan, denn: „Was vorbei ist, ist vorbei“; so wurde es pausenlos betont.

„Wozu in alten Dingen stochern?“, fragte die bereits halb senile Tante, welche immer wieder im Gespräch die exzellente Lage ihrer zukünftigen Grabstätte und deren exorbitante Kosten betonte. Dann doch wieder zum Thema zurückfand, um dann schnell bei den letzten Sonderangeboten und bekloppten Politikern zu landen.

Mehr als ein Glas „Leitungsheimer“ hatte man nicht für mich als Gast übrig. Aufatmend verließ ich die ungastliche Wohnung mit seinen skurrilen Bewohnern, genehmigt mir in einer Bäckerei ein opulentes Frühstück. Navi an und ab ging es über die Autobahnen nach Sachsen-Anhalt mit Zielpunkt Magdeburg. Dort lag auf einem Friedhof, anonym in einem Massengrab für Kriegsopfer beigesetzt, ein Onkel, welcher kurz nach dem Krieg von den Russen erschossen wurde. Grund für die Erschießung war die Tatsache, dass er deutsch, männlich und im wehrfähigen Alter von 18 Jahren war. Kaum, dass er den barbarischen Bombenangriff länger als vier Monate überlebte. Seit der Wende ausschließlich mit sich selbst beschäftigt, kannte keiner meiner noch lebenden Verwandten die Lage des Grabes. Ich jetzt hingegen jetzt schon.

Eigentlich hatte man seinen Namen längst aus dem kollektiven Gedächtnis der Familie gelöscht. Kurz nach Mittag kam ich in der Elbestadt an, suchte ein Restaurant und aß zu Mittag. Keine zwei Stunden später stand ich mithilfe eines netten Mitarbeiters des Friedhofes am Zielort. Fotos machen, Blumen ablegen und zurück in die Stadt, welche den Charme eines betonierten Schuhkartons mit integrierter Straßenbahn versprühte.

Bedient mit Eindrücken für heute, suchte ich mir eine Pension etwas außerhalb und übernachtete. Tags darauf ging es früh am Morgen los. Laut Navigationssystem betrug die Strecke etwas über 350 Kilometer. Wegen der gewählten Route, ich wollte so wenig wie möglich Autobahnen fahren, wollte mehr blühende Landschaften, als öde Autobahnen sehen, dauerte die Fahrt eben länger als normal. Mit den blühenden Landschaften meine ich die tatsächlichen und nicht die von einem gewissen Politiker versprochenen.

Mecklenburg

Zwei Stunden später ging es runter von der Autobahn. Tanken auf dem Dorf, zweites Frühstück, mehr bereits ein trockenes Mittagessen, bei einem Bäcker. Weiter ging es wie geplant nur noch über Landstraßen. Mecklenburg war einen vollkommen andere Welt. Verschlafene Dörfer, endlose Felder, wo noch in schönster Eintracht Getreide, Kornblumen und Klatschmohn zusammen wuchsen. Feldlerchen sangen ihr Lied am fast wolkenlosen Himmel. Schon um diese Stille, den Frieden und die herrliche Natur zu genießen, legte ich regelmäßig Rauchpausen ein. Neubrandenburg kam in Sicht und von meinem Ziel, so verriet mir die ADAC-Karte meines Freundes, welcher diese, wahrscheinlich mehr aus nostalgischen Gründen, immer in der Seitenablage liegen hatte, trennten mich nur noch rund 50 Kilometer.

Dörfer tauchten auf, wo die Zeit um 1970 herum stehen geblieben zu sein schien. Ab hier kannte ich mich bestens aus. Nervend meckerte das Navi, beschwerte sich, dass ich aus der Jugendzeit bekannt Abkürzungen nahm. Klick und aus das Ding. Vor mir lag das Dorf und alles sah aus wie immer. So wie ich es vor 30 Jahren erlebt hatte und in Erinnerung habe. Lediglich dass viele Häuser nicht mehr grau in grau wie „bei Erich“ präsentierten, sondern modern hergerichtet waren. Auch die Straße hatte von Kohl’schen „Aufschwung Ost“ einen neuen Belag spendiert bekommen, hatte das rutschige Kopfsteinpflaster ersetzt. Ziel erreicht, ich stieg vor einem kleinen Haus aus, drückte den verspannten Rücken durch, streckte die Arme.

Meine Tante und deren jüngster Sohn kamen aus der Tür, fragten hilfsbereit, ob ich etwas suche. Grinsend bejahte ich die Frage, begann meinerseits Fragen zu stellen, gab mich nicht zu erkennen. Länger als 10 Minuten dauerte es, bis auf der Gegenseite der Groschen fiel. Über 30 Jahre nicht gesehen, wurde dieser Besuch zur Sensation – genau wie früher auch. Kaffee und Kuchen wurde aufgetafelt. Kuchen vom Bäcker, denn jetzt gab es einen im Dorf, was die früheren Partei–Bonzen in 40 Jahren DDR nicht hinbekommen hatten. Bis auf mehr und tiefere Falten im Gesicht hatte sich die Tante nicht verändert, es war es herzlich familiär wie immer. Redselig oder eben wortkarg, wie es die Situation oder das Thema gerade erforderte. Wenn schon wortkarg, kamen nur Fakten, kein überflüssiges und ausschmückendes Gelaber herum.

Nachbarn stießen hinzu und beim Kaffeeklatsch gab es weitere Informationen. Ältere Dorfbewohner steuerten reichlich Namen und Geschichten bei.

---ENDE DER LESEPROBE---