Culpeo - Erotisches Abenteuer in Peru - Christian Schlosser - E-Book

Culpeo - Erotisches Abenteuer in Peru E-Book

Christian Schlosser

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Beschreibung

Matthias erfüllt sich einen Jugendtraum und reist mit dem Motorrad durch Peru. Bei einer Klettertour, hoch oben in fast 2800 Meter Höhe, findet er fast den Tod, trifft wenig später auf einen Landsmann und verbringt dort einige Tage. Marianna, eine Indiofrau aus Kolumbien und ihr Mann Peter gewähren ihm Gastfreundschaft der ganz besonderen Art, welche man in dieser gottverlassenen Gegend niemals vermutet hätte. Daraus entwickelt sich eine tiefe Freundschaft und führt bei dem Paar wenig später zu drastischen Veränderungen. Auf der Rückfahrt nach Lima verfällt Matthias Isabella, der schönen Schwester von Antonio. Oder sie ihm? Jedenfalls nimmt die Affäre eine unerwartete Wende. Wenig später, kommt es zu weiteren einschneidenden Veränderungen, als Matthias einer Einladung folgt, einen Abstecher nach Kolumbien zu einem weitgehend noch isoliert lebenden Indiostamm unternimmt. Nicht nur ein betrügerischer und seine Patientinnen erpressender Arzt, ein Flugzeugabsturz sowie eine feindliche Firmenübernahme, sorgen am Ende der Geschichte für heftige Turbulenzen. Aus all diesen Ereignissen entwickelt sich eine lebenslange Freundschaft zu dem Ehepaar und eine besondere Beziehung zu Isabella. Wie in allen Büchern des Autors, wird erst allmählich nach einer detaillierten Beschreibung des Umfeldes und der vorkommenden Personen, die eigentliche Handlung aufgebaut. Auch dieses Buch ist absolut UNZENSIERT und nimmt kein Blatt vor den Mund!

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Inhaltsverzeichnis

Ankunft in Lima

Erste Tage im Land der Inkas

Knapp am Tod vorbei

Unerwartete Begegnung

Peters Hazienda

Marianna

Ungewöhnliches Angebot

Ein unbeschreiblicher Abend

Kräuterkur der besonderen Art

Bleihaltige Demonstrationen

Gefälschtes Horoskop

Isabella

Letzte Stunden

Überraschender Flug

Bedeutsamer Ausflug

Folgenreiche Tage

Brisante Informationen

Neue Nachrichten

Wiedersehen mit Isabella

Pläne

Inmitten der grünen Hölle

Zurück bei Peter

Teuflische Pläne

Nächster Auftrag im Land der Inkas

Zurück in Lima

Letzter Flug zur Hazienda

Götter und die heilige Jungfrau

Impressum

Ankunft in Lima

Peru, ebenso wie Mexiko, war schon immer einer meiner Lebensträume, welchen ich mir erst jetzt, jenseits der 40, realisieren konnte. Neben asiatischen Kulturen, faszinierte mich die Mayas und Azteken bereits seit meiner Kindheit und dieses Interesse, gepaart mit meiner Vorliebe für die Flora des Kontinents, speziell der Sukkulenten, war der eigentliche Auslöser für diese Reise. Pauschalreise waren mir seit jeher ein Gräuel, sind viel zu teuer, engen die Bewegungsfreiheit ein, binden an Verträge und nicht selten auch an seltsame Mitreisende, weshalb ich Alleinreisen mit dem Motorrad favorisiere.

Mexiko auf der Liste meiner Wünsche hatte ich vor wenigen Jahren bereits verwirklicht, erlebte dort nicht nur die Faszination des Landes, sondern auch ein erotisches Abenteuer, welches durch nicht zu übertroffen werden konnte. So erschien es mir jedenfalls damals. Zur Vorbereitung der 12.000 Kilometer umfassenden Tour durch Mexiko, verfügte ich vor Ort über langjährige Freunde, welche als Insider die Expedition durch ihre zahlreichen Kontakte und Ortskenntnisse überhaupt erst ermöglichten.

Erotische Abenteuer standen bei keiner meiner zahlreichen Touren rund um den Globus auf meinem Programm – entweder ergibt sich etwas, oder eben nicht. Mexiko zwang mir ein solches regelrecht auf und dieses führte zu einer bis heute anhaltenden Freundschaft. Dergleichen war für Peru war nicht zu erwarten. Zum einen führte die Expedition vorwiegend durch Indiogebiete, welche bekanntlich „Langnasen“ und „Gringos“ nicht unbedingt freundlich gesinnt sind. Peruanische Frauen gelten sexuell nicht gerade als aufgeschlossen und die Andenrepublik ist kein Ziel für Sextouristen.

Mein einziger Kontakt in Peru war ein ehemaliger Student und der taugte, allein schon wegen seiner tapsig unbeholfenen Art, gerade mal als „Einkäufer“ für die Ausrüstung. Auf den Punkt gebracht – im Klartext verfügte ich weder über Helfer bei auftretenden Notsituationen, noch über anderweitig nützliche Kontakte. Genaugenommen handelte es sich um eine „Fahrt ins Blaue“ wie man so schön sagt. Genau betrachtet gab es eigentlich nur Antonio – und der Kerl war eine Marke für sich. Studierte in den 80er Jahren in Deutschland und gehört seit dieser Zeit zu meinem Freundeskreis. Antonios Familie stammte aus einem auf keiner Karte verzeichneten Dorf aus der Umgebung von Cusco, der andere Zweig der Sippe, der des Vaters, vom Titicacasee.

Seine Vorfahren schafften es vor rund hundert Jahren nach Lima zu kommen, begannen dort mit Altmetall und Werkzeugen zu handeln. Nicht nur, dass Antonios Vater elf Kinder in die Welt setzte, drei Mädchen und acht Jungs, zog er zusammen mit einem seiner zahlreichen Brüder einen gut laufenden Handel mit Werkzeugmaschinen jeder Art hoch. Bald reichte das Geld von Antonios Eltern für den Erwerb eines großen Hauses am Rande des historischen Stadtzentrums.

Alle elf Kinder verstreuten sich über ganz Lima, eröffneten Geschäfte der verschiedensten Art. Armut wie früher gab es nicht mehr. Kam es doch einmal zu Engpässen, half jeder jedem. Studiert oder einen Beruf erlernt hat, bis auf Antonio und eine seiner Schwestern, nach seinen Angaben keiner in der Familie und die enormen Kosten des Studiums wurden von der gesamten Sippe getragen. Während die älteste Schwester Ärztin wurde, interessierte Antonio außer seinem Maschinenbau eigentlich fast nichts. Innerhalb der Familie wurde die Ärztin rasch vermögend; Antonio hüpfte hingegen von Auftrag zu Auftrag, von einer Phase der Arbeitslosigkeit zur nächsten. Als ich ihn vor Monaten wegen meines Vorhabens anrief, sagte er ohne zu zögern zu, tat mir aus alter Freundschaft den Gefallen. Erhoffte sich dabei, damals wieder einmal arbeitslos, wohl einen gewissen Zuverdienst. Genau betrachtet war Akademiker und Theoretiker durch und durch, schreckte vor Werkzeug zurück, hielt es mehr mit dem Reißbrett und Formeln. Ausgestattet mit zwei linken Händen, an denen auch noch die Daumen jeweils falsch angeschraubt waren, konnte er dafür endlos lange und beeindruckend dozieren.

Zeigte sich in der Praxis jedoch nicht in der Lage, einen normalen Nagel in die Wand zu bekommen, ohne bereits während der Vorbereitungen des Vorhabens beim nächsten Notarzt zu landen. Körperlich entsprach er mit seiner dicken schwarzen Hornbrille, nicht vorhandenen Muskeln und dem schmächtigen Körperbau, eher dem Klischee des schusseligen Professors aus einem Spielfilm der 1940er Jahre. Rauchte nicht, laberte nach einem Glas Rotwein endlos Stuss, fiel nach drei Schnäpsen unter den Tisch, ließ selbst Wasser in der Küche anbrennen und paarungsbereite Frauen verschreckten ihn zutiefst. Schwul war er aber nicht, pflegte aber, aus welchen Gründen auch immer, ein schwer gestörtes Verhältnis zum anderen Geschlecht. Seltsamerweise, er gehörte im gewissen Maße zur Oberschicht und die Familie galt als vermögend, hatte Grundstücke und Immobilien, schienen sämtliche Frauen in Lima einen weiten Bogen um ihn zu machen.

Ungeachtet seiner 44 Jahre, traf die Bezeichnung „männliche Jungfrau“ mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auf ihn zu. Schlüpfrige Witze in geselliger Runde reichten bei ihm aus, um augenblicklich einen roten Kopf zu bekommen und die Flucht zu ergreifen. An der Universität bekam er den wenig schmeichelhaften Spitznamen „Lama“ verpasst, welcher unter anderem auch seiner nicht selten feuchten Aussprache geschuldet war. Trotzdem – Antonio war zuverlässig und ein äußerst liebenswerter Kerl.

Nach einem endlos lang erscheinendem, wackeligen und nervenaufreibenden Flug von mehr als 18 Stunden mit einer Zwischenlandung, wurde ich in Lima von ihm in Empfang genommen. Unterkunft für die erste Nacht stellte ein preiswertes Hotel mit null Service dar. Gekostet hat es nur 7 Dollar, doch war ich felsenfest davon überzeugt, dass ein Peruaner das heruntergekommene Zimmer für weniger als die Hälfte bekommen hätte.

Früh gegen 3 Uhr schüttelte mich eines der häufigen kleinen Erdbeben aus dem Schlaf. Schwarmbeben kannte ich bereits, doch dieses war ungleich stärker. Putz rieselte auf das Bett und ich überlegte, das Zimmer besser zu verlassen. Vorsichtshalber rief ich Antonio an. Ungehalten wegen der frühen Störung knurrte er etwas von „ist doch normal. Schlaf weiter. Ich hole dich nachher ab“. Stunden später, nicht gerade ausgeschlafen mit leichten Kopfschmerzen, traf ich mich mit ihm am Eingang des Hotels und fuhr mit Antonio mit dem Taxi zu seiner Wohnung. Weder besaß der Mann ein eigenes Fahrzeug noch eine Fahrerlaubnis. Ähnlich desolat wie das Hotelzimmer hinsichtlich seiner abgewohnten Einrichtung zeigte sich auch das Innere des Taxis. Nur herrschte in meinem Zimmer Schweigen, während man den Taxifahrer gleich in zwei Särgen beerdigen müsste.

Einen Sarg für den hageren Körper, den zweiten, bitte extra groß, für das Mundwerk, welches nie länger als zehn Sekunden schwieg. Ungeachtet der halsbrecherischen Fahrweise kamen wir nach einer halben Stunde Fahrt unbeschadet am Ziel an. Preisverhandlung wegen des fehlenden Taxameters begannen und diese verschlangen noch einmal fast die gleiche Zeit. Man wurde sich einig, Fahrer verabschiedete sich wortreich und nun ging es durch eine schmale Gasse hin zu Antonios Haus. Hervorgeholt aus einem abschließbaren Unterstand im Hinterhof, präsentierte mir Antonio ein Motorrad der Marke „Honda Selbstgestrickt“. Unübersehbar das Werk eines ambitionierten Bastlers. Verfügte jedoch über eine Zulassung. Kaum etwas schien noch nicht umgebaut worden zu sein.

Machte jedoch einen robusten Eindruck, besaß stabile Seitengepäckträger, nagelneue Reifen, sogar Spiegel, was hier alles anderen als selbstverständlich zu sein scheint. Oben erwartet mich die nächste Überraschung, denn mein Freund wohnte nicht allein wie er immer sagte, sondern zusammen mit der betagten Mutter und der geschiedenen jüngsten Schwester. Letztere sah nicht nur äußerst attraktiv aus, hörte zudem noch auf den blumigen Namen Isabella–Maria. Isabella–Maria hatte nicht die typische Physiognomie der Indios, erweckte mehr den Eindruck einer rassigen Latina. Verpackt in knallenge kurze Jeans, mit oben genau einer Handvoll Brust unter einer stramm gespannten hellen Bluse, zog sie meinen Blick an wie ein Magnet. Lange Haare, vor allem Schwarze, mag ich und sie trug ihre Hüftlang. Natürlich bemerkte das Biest meine Blicke, gab sich alle Mühe, sich im möglichst besten Blickwinkel zu präsentieren, mal die obere und dann die untere Körperhälfte hervorstreckte. Kokett mit den Augen blinkerte und provozierend mit dem Po wackelte. Während die Mutter seit Jahren nach einem Schlaganfall fast ertaubt war, nur wenig und undeutlich redete, überschüttete mich die Schwester mit Fragen am laufenden Band. Eilfertig kochte sie Kaffee, brachte Süßigkeiten an den Tisch.

Süß für die Süßigkeiten war weit untertrieben – extrem süß traf es besser. Jedes Stück klebte wie Kleister erst an den Fingern, dann den Lippen und schlussendlich am Gaumen. Isabella, wie ich die Schönheit abgekürzt nennen durfte, fand zunehmend genauso Gefallen an mir wie ich an ihr und das machte Antonio nervös. Neugierig begann ich dann auch noch höflich der Schönheit Fragen zu stellen, was ihn endgültig aus dem Konzept und ins Stottern bracht. Lustig klang deren Geschichte nicht, denn die Scheidung hatte einen wirklich unschönen Hintergrund.

Nein, nicht etwa, dass sie mehr Männer als Haare auf dem Kopf hatte und permanent fremd ging. Sündhaft teuer und pompös verlief die Hochzeitsfeier, doch Nachwuchs blieb aus. Untersuchungen brachten zutage, dass sie überhaupt keine Kinder bekommen konnte. Grund für den eitlen Gockel sich umgehen von ihr zu trennen. Dieser Teil der Familiengeschichte wurde mir von meinem Freund auf Deutsch übermittelt, was der rassigen Andenblüte missfiel, weil sie nicht von der Unterhaltung außer ihrem Namen verstand. Wissend um meine Sprachkenntnisse, zog sie immer wieder das Gespräch an sich und es dauerte nicht lange, bis mir Isabella eindeutige Avancen für ein abendliches Ausgehen machte, von mir eingeladen und zum Tanzen ausgeführt werden wollte.

Antonio hingegen hatte nur den Abschluss der Aktion im Kopf. Ohne Zeugen. Offenbar war wohl etwas mit dem Waffenkauf nicht ganz so legal, obwohl jede Person in Peru eine Waffe besitzen darf. Mutter wurde in ihrem Rollstuhl in ein anderes Zimmer geschoben, schwadronierte dabei von ihrer Tochter und dass ich sie heiraten könne. Immerhin, was nicht der Wahrheit entsprach, wäre diese hoch studiert, steinreich und könne sogar meine Sprache sprechen. Bildhübsch sei sie außerdem, was ich nicht abstreiten konnte. Mit Zahlen hatte es die Dame auch nicht mehr so ganz. Einmal war die Tochter knapp 40, dann wieder 32, dann nur 17 Jahre und wenig später zarte 25. Kaum war sie hinter der Tür verschwunden, kam Isabelle zurück, klebte, schlimmer als vorher der Kuchen an meinem Gaumen, an mir. Rückte mir kaum noch von der Pelle, fragte mir Löcher in den Bauch. Antonio wurde laut, wollte sie ebenfalls loswerden.

Gehorsam gegenüber Männern geht in Peru normal anders und so benötigte es seine Zeit und reichlich Worte, um die sture und neugierige Schwester in das Zimmer der Mutter als Aufpasserin zu „delegieren.“ Endlich, Isabella war raus, er schloss hinter ihr einfach ab. Vorsichtig landete, eingewickelt in eine Einkaufstüte und einer Lage Ölpapier, eine Handfeuerwaffe inklusive 100 Schuss Munition auf dem Tisch. Großspurig, wie ein Vater dem Sohn das erste Fahrrad, erklärte er sie mir in allen Details, verhaspelte sich dabei ständig. Weder war Antonio jemals beim Militär gewesen, noch hatte er in seinen Leben auch nur einen einzigen Schuss abgefeuert. Es brauchte seine Zeit bis er begriff, dass ich nicht nur schießen, sondern auch Waffen zerlegen und selbst das Reinigen derselben beherrschte und das brachte ihn zum Staunen. Antonio verwies mit entschuldigendem Grinsen darauf, dass dieser Typ nicht selten Ladehemmungen hat. Hatte er vom Verkäufer in Erfahrung gebracht.

Hinsichtlich der Zielgenauigkeit, jedenfalls über zehn Meter hinaus, sollte man besser keine Wunder erwarten. Wäre normal bei diesem Modell, welches er einmal nach Italien, dann in die USA oder nach China als Herkunftsland verortete. Schießen würde sie aber garantiert, was er mir inmitten des Wohngebietes natürlich nicht demonstrieren könne. Müsste ich ihm einfach glauben, denn um die Waffe zu testen, wäre es notwendig weit außerhalb zu fahren und dafür hätte er als Akademiker einfach keine Zeit. Sorgfältig wickelte er die Bleispritze wieder in das Ölpapier ein, schob sie über den Tisch. Geladen, entsichert und mit der Mündung zu mir zeigend …

Weiter ging es mit einem Ein–Mann–Zelt, Messer, Kompass, Wasserkanister, zwei Filter, Erste–Hilfe–Kasten, drei Bewegungsmeldern, Desinfektionsmittel, Kletterausrüstung, Schlafsack, Taschenlampe und andere nützliche Dinge, welche man auf so einer Tour benötigt. Kartenmaterial hatte ich aus Deutschland mitgebracht, denn diese sollen, laut Angaben von Antonio, angeblich wesentlich genauer sein. Trotzdem nahm ich die von ihm besorgten Karten als Ergänzung mit. Man konnte nie wissen. Testfahrt mit Antonio als Sozius war angesagt. Schließlich kannte er nach eigenen Aussagen jede Straße und jede Gasse in Lima. Abgesehen von der Tatsache, dass mein Freund höllische Angst vorm Motorradfahren hat, zeigte sich meine zweirädrige Neuerwerbung nicht gerade von der besten Seite. Vieles an dem Ding war zudem für mich ungewohnt.

Gangschaltung bockte und einiges mehr. Hinter mir der nervös zappelnde Antonio trug angesichts der Mängel nicht sonderlich zur Hebung meiner Laune bei. Knapp eine halbe Stunde nach Beginn der Testfahrt in dem mörderischen Verkehr brach ich schon wegen dem überängstlichen Sozius ab. Zurück ging es, um diverse Änderungen vorzunehmen und diese verschlangen den ganzen Vormittag. Danach Testfahrt allein und ich war zufrieden. Jedenfalls kam ich zu der Überzeugung, dass ich mit dem Ding arrangieren kann und nach einigen Kilometern sicher gut zurechtkommen würde. Zurück ging es in seine Wohnung. Zahltag war angesagt. Alles in allem landeten 1500 Dollar auf dem Tisch des Hauses. Fünfhundert Dollar wäre „Pfand“ für das Fahrzeug, welches ich am Ende der Reise zurückgeben würde. Unmittelbar darauf erfolgte eine „Schulung“ zu den Problemen Perus und derer hatte es wirklich reichlich. Antonio kannte sich als Abkömmling eines Indiostamms bestens aus, hatte einen großen Teil der Kindheit in den Bergen um Cusco und des Titicacasees verbracht. Kaum etwas, was er nicht zu kennen schien.

Praktisch stand der Expedition, bis auf die üblichen Gefahren, nichts mehr im Wege. Mittagessen fiel aus, reichlich starker Kaffee ersetzte dieses. Abends gingen wir zusammen mit der Schwester in der Altstadt essen und auch bei diesem, rumpelte es unter den Füßen. Breites Grinsen und Schulterzucken, mehr hatte Antonio und Isabella für das Minibeben nicht übrig. Gleichgültig futterte er weiter, Isabella schwatzte von den letzten Einkäufen und wie toll Deutschland wohl sei. Ob sie denn bei mir auch mal Urlaub machen könne und diese Frage hatte mit Sicherheit nur einen Hintergedanken. Meine Sorge galt derzeit jedoch mehr meinen Kopf und den Dachziegeln über mir.

Befürchtete bei jedem rumpeln der Erde und zwischen jedem Happen, ein paar der dicken rotbraunen Dinger auf den Kopf zu bekommen. Überängstlich sah ich ganze Hauswände auf mich stürzen. Neben mir flötete Isabella weiter davon, was sie doch eigentlich für eine gute Ehe–und Hausfrau sei. Einzig ihre sexuellen Präferenzen und Bettkünste kamen nicht zur Sprache. Anspielungen darauf hingegen schon. Nervös rutschte Antonio auf seinem Stuhl herum. Rückte sich immer wieder die Brille gerade; ihm war das Gespräch sichtlich unangenehm und so verschwand er bereits kurz nach 22 Uhr. Nicht ohne seine Schwester vorher noch scheel und strafend von der Seite anzusehen und mit der Warnung in meine Richtung: „Meine Schwester hat es hinter den Ohren.“ Da Deutsch, verstand sie nichts und ich musste innerlich grinsen. Isabella bezirzte mich weiter nach allen Regeln der Kunst, spielte dabei verträumt mit meinen Fingern.

Tanzen redete ich ihr mit Hinweis auf die morgige Tour aus, versuchte sie mit Drinks auf andere Gedanken zu bringen. Ohne Erfolg, denn weder der zweite noch der dritte oder gar der fünfte zeigten bei ihr auch nur den Hauch einer Wirkung. Antonio hingegen, das kannte ich aus der Vergangenheit, wäre spätestens nach drei Gläsern sturzbesoffen unter den Tisch gefallen. Isabella hatte bereits acht Gläser intus und zeigte immer noch keine Ausfallerscheinungen, was mich erstaunte. Vielmehr zeichnete sich von Drink zu Drink zunehmend deutlicher der typische Ausdruck von „Fick–mich–endlich“ in ihrem Gesicht ab; verstärkte sich nach den nächsten zwei Gläsern noch weiter. Deutlicher werdend, die brüderliche Kontrolle als Aufpasser und Beschützer ihrer nicht mehr vorhandenen Unschuld fehlte, offerierte sie mir unmissverständlich ihre Vorstellungen von einem Abschluss des Abends in einem Stundenhotel, denn zu Hause würde dies mit Sicherheit zu Verwerfungen führen; machte auch deutlich, warum dem so sei.

„Bei uns geht es nicht“, flüsterte sie mir leise ins Ohr, „weißt du, ich schlafe mit Mutter in einem Zimmer, denn diese Woche hat die Pflegerin Urlaub.“

Verständlich, dass unter diesen Umständen ein Hotel zum Ausleben ihrer Lust notwendig ist. Hat sie nur halb so viel Chili im Körper wie ihre Avancen erahnen lassen, schien es sogar angebracht zu sein, in ein besseres Hotel mit dickeren Wänden auszuweichen, bevor sie das ganze Haus bei einem Orgasmus zusammenschreit. Isabella wurde immer direkter, rückte dichter und dichter an mich heran.

Rot lackierte Fingernägel, angewachsen an zarten Fingerspitzen, trippelten spielerisch über meine Finger, meine Hände, tänzelten über die Unterarme und von dort aus weiter hoch bis zum Hals. Warme Lippen näherten sich meinen Wangen, hauchten mir Isabells warmen Atem an die Ohren, ließen mich von Kopf bis Fuß vor wohliger Lust erschauern. „He, ausziehen und ficken“ kreischte das männliche Denkzentrum zwischen den Beinen unter mir, Gänsehaut raste mir über den ganzen Körper. Blumige Worte, genau von diesen wunderschönen Lippen geformt und in meine Gehörgänge transportiert, verliehen, zusammen mit unglaublich erotischen Blicken der tiefschwarzen Augen, der Erwartung Ausdruck, dass ich hoffentlich länger als ein Peruaner durchhalten könne. Deren Durchhaltevermögen war mir nicht bekannt, fragte auch nicht nach, um keine weiteren Begehrlichkeiten zu befeuern und den Abend nicht länger als nötig in die Länge zu ziehen. Unter anderen Umständen hätte ich ihr Angebot niemals ausgeschlagen, doch morgen ging es auf die Piste und ich wollte wenigstens etwas schlafen. Allein mit ihr in einem Zimmer? Mir brach der Schweiß aus.

Schon ihr „Hunger“ nach mir, überhaupt nach einem Mann, wäre der Garant für keine Sekunde Schlaf bis zu meiner Abreise. Sexuell ausgehungerte Frauen ihrer Art, beileibe nicht mit diesen unglaublich guten Aussehen, durfte ich schon erleben und diese Nächte endeten am Morgen fast in einem komatösen Zustand. Nicht selten gepaart mit Migräne ähnlichen Ausfällen. Allmählich sah sie es wohl ein, dass mir nicht nach einem Abenteuer ihrer Vorstellung zumute war. Leicht enttäuscht wegen meiner Standhaftigkeit brachte sie mich zurück zum Hotel. Kuschelte sich im Taxi an mich, ließ ihre Finger an erogenen Körperstellen tänzeln, bis mir, ungeachtet der auf die Stellung „Feinfrosten“ eingestellten Klimaanlage, erneut der Schweiß ausbrach. Leise stöhnend zwang sie meine Hand in ihre enge Hose, dort wieder in den Slip, welcher sich alles andere als trocken präsentierte. Kaum vor dem Hotel angekommen, ergriff sie die letztmalig an dem Abend die Initiative, holte sich wenigstens einen Teil dessen, was ihr die ganze Zeit im Kopf herumspukte.

Nichts konnte sie mehr davon abhalten, deutsche Tonsillen hinsichtlich ihrer Lage und medizinischen Beschaffenheit eingehend mit der Zunge zu untersuchen, bis mir bei dieser Aktivität die Luft ausging. Verdammt noch mal – Küssen konnte das Biest und den Rest wollte ich mir nicht erst vorstellen. Schlagartig kochte mir abermals mein Blut in den Adern, ich drohte vor mir selbst schwach werden zu wollen.

„Morgen treffen wir uns wieder und dann haben wir mehr Zeit füreinander“, schnurrte sie mir wie eine Katze zum Abschied ins Ohr und mir stellten sich vor Geilheit erneut die Nackenhaare auf. „Keine Sekunde mit mir wirst du bereuen“, versprach sie abschließend, was verlockend und drohend zugleich klang.

Regelrecht erleichtert flüchtete ich mich in das Zimmer, wobei leider die Nacht ähnlich unruhig verlief wie die am ersten Tag. Zum einen lag das an weiteren leichten Beben und zum zweiten, geisterte mir Isabella durch den Kopf. Hoffte für mich, dass ich sie vor der Abreise noch einmal sehen könnte und sollte sie dann erneut so rallig sein, gäbe es für mich wahrscheinlich keinerlei Halten mehr – Planänderung inklusive.

Morgens holte mich Antonio wieder ab. Isabella war mit der Mutter glücklicherweise auf dem Markt zum Einkauf. Unser gemeinsames Frühstück dehnte ich nicht weiter aus. Zum einen wollte ich los, zum anderen befürchtete ich, dass Isabella mit anderen Mitteln der weiblichen Verführung mich doch herumbekommen würde. Ich unbeabsichtigt den Start der Reise deswegen um einen ganzen Tag, oder gar zwei oder drei, verschieben müsste. Einige Stunden holprige Straßen mit dem rassigen Weib im Bett tauschen war ungeheuer verlockend, doch würde dies meinen Zeitplan erheblich durcheinander bringen. Keine Ahnung, ob es dann wirklich bei nur einem Tag Verzögerung bleiben wird. Frühstück war durch und Antonio erschien mir, ungeachtet des gespielt gleichmütigen Gesichtsausdrucks, um einiges nachdenklicher als sonst.

„Verrückt bist du“, meinte er ironisch und besorgt nachdenklich zugleich. „Peruaner würden eine solche Tour ohne Grund nicht unternehmen. Logisch betrachtet gibt es für deine Reise keinen Grund. Blanker Wahnsinn und Unsinn zugleich. Möge die heilige Maria dich beschützen.“

Überzeugt schien er nicht von deren Schutz zu sein, denn er selbst bezeichnete sich immer als gläubigen Atheisten. Trug aber auf seiner Brust ein dickes Kreuz aus Silber und in seinem Zimmer hing eine kitschige Madonna im vergoldeten Plastikrahmen. Sicher hergestellt in China. Grund für eine Reise nach Cusco wäre für einen Peruaner lediglich ein Trauerfall, eine Hochzeit oder vergleichbares an Festen. Natürlich mit einem der hoffnungslos überladenen Überlandbusse, welche neben den Passagieren nicht selten ganze Hausstände und reichlich Tiere transportieren.

Dass diese meist betagten und schrottreifen Gefährte nicht selten ihre Fracht hunderte Meter tief in Schluchten, statt an das eigentliche Ziel befördern, nimmt man ungerührt in Kauf. Hauptsache billig gefahren und geschieht dergleichen, war es eben der Wille der Götter und man hat wieder einen Todesfall zu „feiern“. Nächste Reise, nächster Versuch, nächstes Glück. Zeitungen und Fernsehen brachten täglich derartige Horrormeldungen.

Zusammen packten wir die Ausrüstung auf das Motorrad, was fast eine Stunde Zeit kostete. Eine lange Stunde, wo ich innerlich am Zittern war, zu allen Inkagöttern und Heiligen betete, dass nicht Isabella mit ihrem verliebt schmachtenden Blick um die Ecke kommt und mich zum Mittagessen einlädt. Götter wie Heilige hatten ein Einsehen, hielten die fleischliche Versuchung in Form von rund 50 Kilogramm Lebendgewicht mit Traumfigur und wahrscheinlich feuchtem Zwickel von mir fern. Dessen ungeachtet beschlossen alle Hormone und eine ganz gewisse Unterabteilung des Gehirns in mir, auf der Rückfahrt bei Antonio anzulegen und dann der Verlockung des Weibes hemmungslos über ein oder zwei Nächte nachzugeben.

Ohnehin musste ich das Fahrzeug zurückbringen und der Rest, um die sexuelle Gier dieser Frau zu befriedigen, wäre ein Kinderspiel. Hoffte ich zumindest. Einzig Isabella müsste ihre Abwesenheit zu Hause begründen. Jäh, wurde ich aus meinen sündigen Gedanken gerissen. Antonio wollte unerwartet weg, hatte angeblich noch einen Termin.

Schulterklopfen und ein fester Händedruck zum Abschied. Meinerseits gewohnt hart und männlich, Antonio kniete augenblicklich fast vor mir, grinste verlegen. Mein Abenteuer Peru konnte beginnen, dessen Ausgang ebenso ungewiss war, wie unterwegs das Wetter. Unter mir die Maschine war ungewohnt, jetzt funktionierte aber die Schaltung korrekt. An den Rest ihrer Macken und Besonderheiten würde ich mich unterwegs gewöhnen. Beladen war sie noch schwerer zu lenken und der chaotische Verkehr in der Metropole machte mir die Eingewöhnung nicht einfacher. Gut drei Stunden Fahrt brauchte es, um aus dem Chaos der Stadt herauszukommen.

Erste Tage im Land der Inkas

Aufatmend stand ich am Rand der ersten Fernstraße, rauchte eine, sah mich um. Lima, der Moloch an der Küste und Hauptstadt von Peru, lag hinter mir. Laut Plan Nummer 1 führte mich meine Reise von Lima aus in Richtung Süden, immer die Panamericana entlang. Übertragen auf die Nummern des Straßennetzes ging es also von der S1 über die S30A auf die 3S mit Endziel Cusco und Machu Picchu. Wollte diese beiden Orte am Ende der Reise auf den jeweils letzten rund einhundert Kilometern querfeldein durchs Gelände ansteuern. Zwar weit abseits der Route liegend, stand noch ein Besuch der Nazca–Linien mit auf dem Programm. Perfektionist, wie es meine Art ist, hatte ich, um für möglichst alle Eventualitäten gewappnet zu sein, mir mehrere Varianten ausgedacht.

Diese ausgiebig bei einem Kaffee mit Antonio diskutiert. Wenn sich einer auskannte, dann er als Einheimischer. Angefangen vom Wetter bis hin zu Demonstrationen und Aufständen, musste alles Denkbare und auch fast unmöglich scheinendes berücksichtigt werden. Innenpolitisch brodelt es schon seit langem in dem Andenstaat. In abgelegenen Gebieten, in den Bergen und im Dschungel, treibt sich zum Beispiel das maoistisch und marxistisch–leninistisch geprägte rote Gesindel „Leuchtender Pfad“ herum, welche, ungeachtet ihrer Entwaffnung, noch für Terror, Schrecken und Tote sorgen. Antonio riet mir für den Fall einer Begegnung zum Selbstmord. Wäre allemal besser, bevor die Hand an mich legen. Derart fatalistisch konnte ich als Kämpfer die Sache nicht betrachten, vertraute einfach auf mein Glück, auf mein Bauchgefühl, welche mich ständig warnte, mir nicht selten Entscheidungen abnahm. Plötzlich schoss Antonio ein „genialer“ Gedanke durch den Kopf. Scheinbar für ihn die Lösung aller Lösungen.

„He, du hast die Pistole und 100 Schuss“, laberte er sinnbefreit los. „Sind es nur zwei oder drei, schieß schnell und mit etwas Glück, ist das Problem erledigt“, stellte er mit einem mehr irren Blick fest, in dem das Wort „Angst“ auf Platz 1 rangierte.

Augenscheinlich meinte er es damals ernst damit, denn er verzog keine Miene, stopfte sich den nächsten Happen in den Mund. Indios pflegen bekanntlich eine äußerst merkwürdige Einstellung zum Tod. Manche seiner Gedanken stellten sich für uns Deutsche, gelinde ausgedrückt, etwas skurril dar, und das hatte ich bereits mehrfach in Deutschland bemerkt. An besagten Abend beschloss ich die Bemerkung einfach zu ignorieren.

Wichtiger war für mich jetzt den selbst auferlegten Zeitplan pro Tag zu schaffen, hatte andere Sorgen, als eher unwahrscheinliche Überfälle. Bis in das Operationsgebiet besagter roter Gangster war es noch weit. Sehr weit. Bereits am zweiten Tag meiner Reise wich ich oft von der Hauptstraße ab, fuhr lieber über Schotter– und Lehmpisten durch die Dörfer, denn Zeit hatte ich mehr als genug. Passte den Körper, streckenweise führte die Route bis in 4500 Meter Höhe, allmählich auf die extreme Höhenlage an. Kuscheltouren für Weicheier unter sachkundiger Führung auf ohnehin weitestgehend sicheren Strecken sind nichts für mich. Habe ich schon einmal die Möglichkeit, reize ich diese bis auf den letzten Punkt aus. Gefahren ziehen mich an wie ein Magnet und ich genieße, sehr zum Leidwesen meiner Angetrauten, die Extraportion Adrenalin wie einen Morgenkaffee. Hier, weitab der sogenannten Zivilisation, gab es für mich wesentlich mehr zu sehen.

Einheimische, bis auf die Verkäufer von touristischem Tand in den entsprechenden Gebieten, mieden weitestgehend meine Gegenwart. Zu sehr haftete mir aufgrund meiner Hautfarbe der Makel des „Gringo“ an, galt ich als willkommene Beute für Händler jeder Art. Einladungen gab es nicht. Gespräche, zum Beispiel auf die Nachfrage nach dem Weg oder nach bestimmten Einkaufmöglichkeiten, beschränkten sich auf das Notwendigste. Kein Wort zu viel wurde gesagt. Wie bereits erwähnt, rangierte ich wegen meiner ethnischen Herkunft unter dem verächtlichen Begriff „Gringo“, welcher allenthalben für Amerikaner benutzt wird und diese können sie aus vielerlei Gründen nicht ab. Lediglich deren Geld mögen sie und das überaus gern. „Gringo“ wird hier gleich inflationär benutzt wie „Farang“ in Thailand und hier wie dort, findet keiner etwas dabei.

Positiv an der Strecke war des Weiteren die Tatsache, dass ich mich abseits der offiziellen Routen, wesentlich preiswerter mit Lebensmittel eindecken konnte. Auch das Essen in den Gaststätten war hier nicht Touristen angepasst. Schmeckte überwiegend nur köstlich und war wirklich landestypisch. Geschmacklich ging es von gewöhnungsbedürftig über würzig, exotisch, von reichlich süß, bis hin zu extrem scharf. Sicherlich wurde beim Kassieren gern aufgeschlagen, „Ausländerpreis“ verlangt, nur hielt sich dies in Grenzen. Normales Prozedere in allen ärmeren Ländern, denn allein die Anwesenheit des Ausländers demonstrierte seinen „Reichtum“ und „berechtigt“ quasi die Einheimischen zu diesem Verhalten. Wurde mir 1994 in Vietnam einmal im Brustton der Überzeugung von der Tochter eines Ministers unter die Nase gerieben.

„Ihr Deutsche müsst uns von eurem Reichtum abgeben“, tönte diese damals und mir blieb ob der Frechheit fast der Mund offen stehen. Ausgerechnet die Deutschen in der DDR hatten enorme Summen gespendet, Krankenhäuser gebaut und dergleichen mehr, was man zu dieser Zeit eben unter „Deutsch–Vietnamesischer–Freundschaft“ verstand.

Dass ich in den Dörfern Perus beim Essen in der Regel allein am Tisch saß, aufmerksam von unzähligen Augenpaaren genauestens beobachtet wurde, störte mich nicht weiter. Studierte meinerseits ebenso genau die Leute, machte mir meine Gedanken. Anerkennend wurde lediglich registriert, dass ich weder Hände noch Füße oder ein Wörterbuch bei der Bestellung des Essens und bei Fragen benötigte. Trotzdem schien dies kein Grund zu sein, sich mit mir unterhalten zu wollen. Was sich in Lima anders zeigte. Kaum wurde ich als Ausländer erkannt, mein „Fremdländisch“ gehört, wurde geschwatzt wie auf dem Markt. Abends in der Gaststätte mit Isabella und Antonio geschah dies ständig. Hemmungen kannte man nicht, fragte mir Löcher über das Land, wo angeblich „Milch und Honig“ für alle Armen diese Welt fließen, in den Bauch.

Fotos hier von der ärmlichen „Idylle“ zu machen unterließ ich weitestgehend, vor allem, wenn Leute in der Nähe waren. Konzentrierte mich mehr auf interessante Gebäude, Tiere und Pflanzen, denn schon am zweiten Tag hatte ich bemerkt, dass das die Leute in der Regel nicht so gern sahen. Manche gar Geld für Fotos haben wollten. Waren viele Indios zugegen, wurde die Atmosphäre nicht selten abweisend, fast schon feindselig, um im nächsten Dorf wieder in das Gegenteil, nämlich verhaltene Neugier und Freundlichkeit, umzuschlagen. Jeder Kilometer mehr, welcher zwischen Lima und den Bergen mit seiner zumeist indigenen Bevölkerung lag, offenbarte die eigentliche Armut des Landes und dessen innerer Zerrissenheit, brachte mich näher an das reale Leben heran. Asphaltierte Straßen wichen Lehm– und Schotterpisten, Lamas und Maultiere als Lastenträger ersetzten Pick–ups und LKWs. Primitive Behausungen, mehrheitlich umzäunt oder hinter bröckligen Lehmwänden versteckt, bildetet die Ortschaften. Lebendige Zäune in Form von Hecken aus Kakteen waren mehr und mehr zu sehen, bildeten reizvolle Motive. Baumaterial war offensichtlich knapp. Massive Häuser sah man immer weniger. Hütten aus Lehmziegeln, meist mit Ziegel, Palmblättern oder Stroh gedeckt, dominierten das Bild. Wellblechdächer sah man nur selten. Ortsschilder fehlten komplett, genauso wie Straßen, welche den Namen verdienen.

Wusste man nicht genau, wo man sich befand, verrieten die Karten keine Ortsnamen, half nur fragen. Menschenverachtend, dass diese Armut in Reiseberichten und Reisekatalogen, in der Regel als „malerisch“ oder „ursprünglich“ definiert wird. Getrost darf man davon ausgehen, dass das die Leute vor Ort gänzlich anders sehen. Weitab der großen Städte und von Lima, zeigten sich die Menschen verhalten neugierig, Kinder ausgenommen. Weder zeigten sie Hemmungen noch Angst. Fremde wie mich, betrachtete man im einfachen Volk nicht mehr ausschließlich als wandelnde Brieftasche mit unbegrenztem Volumen, lehnte mich nicht sofort kategorisch ab. Wahrten jedoch deutliche Distanz; ließen immer mich den ersten Schritt der Kontaktaufnahme machen. Kaum wusste man von meiner tatsächlichen Herkunft, war der Makel des bösen „Gringo“ wie von Geisterhand von mir genommen, wurden sie freundlich, teilweise sogar herzlich. Einladungen gab es nicht, dafür war ich beim Essen in diesen Gegenden nun seltener allein. Man erzählte über die Besonderheiten des jeweiligen Landstriches, gab mir Tipps und Sicherheitshinweise.

Länger als eine Woche war ich bereits unterwegs, hatte Puerto de Lomas passiert, welches sich rund 530 Kilometer von Lima entfernt befindet. Hauptstraße verlassen hieß es und ich bog links hoch in die Berge, bis auf fast 4500 Meter Höhe. Um den Kreislauf nicht zu überlasten, nahm ich mir Zeit, passte den Körper auf die dünne Luft an. Fuhr auf der Straße 30 B, zog dann quer durch das Gelände Richtung der 32 A. Mehr und mehr wurde die Landschaft in ihrer surrealen Schönheit zu einer Herausforderung für Mensch und Maschine. Immer öfters musste ich Pausen einlegen, doch die Strapazen wurden mit unglaublichen Eindrücken belohnt. Kaum noch, dass man Häuser und Menschen antraf. Gefahren wurde nur nach Kompass und Karte. Bestenfalls hatte es noch Trampelpfade, wo ich mich täglich aufs neue fragte, wer diese getreten haben könnte. Nutzte diese als zusätzliche Orientierung, denn sie führten zwangsläufig zu Menschen. Endlich hatte ich die Straße erreicht, schlug weitab von ihr wieder ein Lager auf. Nachts war es sehr unruhig. Menschen und Tiere schienen in der Nähe zu sein, denn die Bewegungsmelder schlugen Alarm, ohne dass ich die Quelle der Störung ausmachen konnte. Übermüdet ging es am nächsten Morgen weiter. Endlich tauchten wieder Dörfer auf. Keines davon war auf meinen Karten verzeichnet, die Menschen verhielten sich scheu und distanziert.

Man konnte oder wollte kein Spanisch können, zeigte sich abweisend. Zweifellos handelte es sich um Indigene. Weiter ging die Fahrt, die nächsten Ansiedlungen waren größer, man unterhielt sich mit mir, staunte über den verrückten Deutschen. Übernachtet habe ich wieder weitab der Dörfer und der Hauptstraße, wo allein schon diese Bezeichnung eine Beleidigung für diesen Typ Straße darstellte. Schotter–Lehmpiste traf es eher. Mochte es mir nicht vorstellen, wie diese nach einem Regenguss ausschaut. Außer Karren mit Maultieren hatte ich über gut hundert Kilometer kein anderes Fahrzeug mehr gesehen.

Heute Morgen hatte ich ein Dorf verlassen, mich dort mit Trinkwasser und Proviant versorgt. Übernachtet wurde weit außerhalb im Freien, denn auf den letzten rund dreihundert Kilometern querfeldein, hatte ich weder ein Gästehaus, noch ein Hotel zu Gesicht bekommen. Vor mir lag eine Strecke, welche zumindest ähnlich sein dürfte. Nichts mit Herbergen und einer Dusche. Langsam näherte ich mich den für mich interessanten Gebieten, kam kaum noch nach mit Fotos machen. Trotz der Höhenlage von über 2800 Metern war es heiß, wobei es in den Anden eine trockene Hitze ist. Nicht so ekelhaft feucht wie in Asien. Nachts wurde es hingegen empfindlich kühl. Unvermittelt tauchten genau die Pflanzen auf, nach welchen ich seit Tagen gesucht hatte.

Wunderschöne Kakteen von teils enormer Größe prägten die karge und felsige Landschaft, wo Wasser reinster Luxus ist. Stopp war angesagt, denn ich hatte genau die richtigen Motive gefunden. Ein Blick auf die Karte offenbarte weder eine Straße noch einen Ort in der Nähe. Außer Felsen, Geröll, vertrockneten Sträucher und Bäumen, war nichts, außer eben besagte Kakteen, zu sehen. Glühend heiß fegte über die öde Landschaft der Wind. Glaubte man den Karten beider Länder, lag die nächste Ortschaft in rund 15 Kilometer Entfernung, wobei diese kaum größer als ein Flecken sein konnte. Viele der Ortsnamen klingen für Ausländer hochtrabend und überaus wichtig, vermitteln die Illusion einer großen Stadt, doch dürfte dieser Ort nach meinen bisherigen Erfahrungen, wenn überhaupt, über kaum 200 Einwohner verfügen. Vermutlich gab es dort mehr Lamas für den Warentransport und Meerschweinchen für den Grill, als denn Einwohner.

Prüfend besah ich mir in der Rauchpause meine Maschine. Reservetanks waren voll, gleiches galt für das Wasser. Dosenfutter steckte genügend in den Seitenkoffern. Damit käme ich noch gut und gerne mindestens eine Woche hin.

Essen genehmigte ich mir ohnehin am Tag nur zu Mittag und abends am Lagerfeuer. Mein Blick wanderte von der Karte wieder zu den Pflanzen. Rastete dort Sekunden später voller Bewunderung und wie angenagelte an einem Punkt ein. Angetan hatte es mir aus der Menge der dornigen Gesellen eine ganz bestimmte Pflanze. Gewachsen wie aus einem Lehrbuch für Botanik, scheinbar nur dazu bestimmt, meine Augen zu erfreuen. Wie heißt es doch so schön und zutreffend? „Jeder Kaktus ist eine Sukkulente, doch nicht jede Sukkulente ist ein Kaktus.“ Dieser Spruch verblüfft immer wieder den Laien, welche mit dem Begriff „wasserspeichernde Pflanzen“ eigentlich nichts anzufangen wissen und die Urheimat der Kakteen nach Afrika in die Sahara verlegen.

Vereinzelt, fast ganz oben und vereinzelnd stehend wie ein König, welcher huldvoll vom Balkon im Burghof sich seine Untertanen beschaut und deren Ovationen entgegennimmt. Dummerweise stand dieses Prachtexemplar 30 Meter über mir an einem steilen Hang, dort wieder ganz kurz vor der Kuppe, wo es der Hitze und Trockenheit trotzend, sein kärgliches Dasein fristete. Prüfend sah ich nach oben. Kein Weg, kein Trampelpfad war auszumachen, selbst meine „Anfahrtsstraße“ war auf den Karten beider Länder nicht existent. Steiles Gelände, aber nach oben zu klettern, traute ich mir ohne weiteres zu. Bis zum Ziel meiner Begierde hatte es genügend Felsvorsprünge, wo man im Bedarfsfall kurz verschnaufen konnte. Kaum anzunehmen, dass sich noch einmal eine derartige Gelegenheit oder ein so schönes Motiv bieten würde und mein Entschluss stand fest. Im Nachhinein betrachtet, hat diese einzelne Pflanze den Verlauf der gesamten Reise drastisch verändert, kaum vorstellbare Dinge ermöglicht, eine lebenslange Freundschaft geknüpft und zahlreiche Weichen gestellt.

Knapp am Tod vorbei

Kurz entschlossen wurde die Kletterausrüstung aus dem Seitenkoffer geholt. Wenig später zog ich mich, Meter für Meter, dem anvisierten Ziel entgegen. Kleiner und kleiner wurde unter mir das Motorrad, verschmolz in der flirrenden Hitze allmählich mit der Umgebung und dem steinigen Weg. Erschöpft machte ich in vielleicht zwei drei Meter vor dem Ziel eine kurze Pause und atmete tief durch. Luft holen, gleich geschafft, redete ich mir zu. Unerwartet hörte ich das charakteristische Rasseln einer Klapperschlange, welches mir vor Schreck fast das Blut in den Adern gerinnen ließ und in der nächsten Sekunde erblickte ich sie auch schon. Zwar hatten mich Antonio und einige Einheimische vor einer bestimmten Art Klapperschlange gewarnt, doch wer konnte schon ahnen, dass hier, so kurz vor dem Ziel, ausgerechnet eines dieser hochgiftigen Exemplare, dieses schmale Territorium vor der Pflanze als das ihrige beanspruchte? Vor meinem inneren Auge lief eine Dia–Show aller hier heimischen Giftschlangen ab und blieb entsetzt bei dem Bild der „Schauer–Klapperschlange“ stehen.

Eher selten in Peru, was das Reptil nicht daran hinderte, ausgerechnet an dieser Stelle meinen Weg zu kreuzen. Schlangen vermehren sich nicht mit Luft, also gab es hier noch mehr davon und diese Tatsache, überführte das Wort „selten“, augenblicklich ad absurdum. Schlimmer konnte es kaum kommen. Wie aus dem Nichts aufgetaucht, lauerte sie auf dem winzigen Felsvorsprung und wartete auf die geringste falsche Bewegung von mir. Gehandicapt durch das Seil und der Fotoausrüstung, welche schwer vor dem Bauch baumelte, hatte ich nur eine Hand frei. Schnell abseilen würde mit Sicherheit einen Absturz zur Folge haben. Abgesehen davon, würde mich das Biest erwischen, bevor ich auch nur die zweite Hand am Seil hätte. Stellt sich die Frage: Tod durch Absturz oder Tod durch Schlangengift? Beides keine sonderlich prickelnden Aussichten sein Leben vor der Zeit auszuhauchen. Abseits der üblichen Routen mich zu finden, mein Anfahrtsweg stand nicht auf der Karte, wäre riesiges Glück. Wahrscheinlicher, dass mich Archäologen in ferner Zukunft als exotische Mumie ohne Poncho bergen würden und dabei darüber staunen, was der Verblichene für seltsame Gegenstände bei sich trug. Angstschweiß angesichts des unvermeidlich erscheinenden Todes brach mir aus. Kämpfen, schrie etwas in mir. Ruhig bleiben hämmerte es in meinem Kopf. Zentimeter für Zentimeter tastete ich so langsam wie möglich zu der Pistole, welche rechts im Gürtel steckte.

Prompt interpretierte die Schlange dies als Angriff, rückte näher, das Rasseln wurde extrem laut, schmerzte in den Ohren. Endlich hatte ich die Waffe gezogen und halbwegs sicher in der Hand, peilte den Kopf der Schlange an. Kam mir dabei vor, wie einer der Kandidaten, der bereits vor Jahren eingemotteten Fernsehshow „Der goldene Schuss“ mit Vico Torriani. Hoffte inständig, dass die Waffe eine höhere Treffsicherheit hat, als von Antonio angegeben, denn es war weitaus näher als zehn Meter. Schweiß tropfte mir in die Augen, behinderte die Sicht, brannte, ließ die Augen tränen. Zitternd krümmte sich der Zeigefinger am Abzug. Nichts geschah, das Ding schien zu klemmen und mir wurde kalt vor Angst. Unerwartet knallte es doch, ließ meine Trommelfelle klirren wie zerspringendes Glas. Warum auch immer hatte sich der Schuss doch gelöst. Nach dem Knall hatte das Vieh keinen Kopf mehr. Allerdings riss mir der Rückstoß die Feuerwaffe aus der Hand. Unbarmherzig der Schwerkraft folgend, metallisch klappernd alle Steine und Vorsprünge abzählend, fiel sie nach unten Richtung Motorrad. Keuchend zog ich mich über die Kante. Schweißgebadet und fertig mit den Nerven, blieb ich eine Zeitlang liegen, rang nach Luft. Unter mir wand sich der Schlangenkörper auf dem Vorsprung, zuckte und zappelte, folgte dann der Flugbahn der Pistole nach unten auf den Weg; nur ohne metallisch dabei zu klappern. Klang eher so, als platscht ein Kloß in der Küche auf den Boden. Erschöpft erhob ich mich, sah ich mich um.

Beide Hände waren aufgeschürft, die Sonne brannte vom Himmel, jeder Knochen tat mir weh – in Summe Zeichen dafür, dass ich noch lebte. Somit hatte die Schlange den Weg zu den Göttern der Inkas angetreten und nicht ich. Vor mir lag eine kleine Ebene, von der ein schmaler Trampelpfad genau zu mir führte. Ganz weit unten zeigte sich ein Dorf, umsäumt von wenig Grün aus Palmen, mickrigen Bäumen und mehr gelben als grünen Bananenstauden am Wegesrand. Der Erinnerung nach war nichts dergleichen auf der Karte eingezeichnet. Demzufolge durfte es den Flecken überhaupt nicht geben. Egal, denn sofern keine Fata Morgana, existierte er eben doch. Klettertour, wenn auch gespickt mit Widrigkeiten, war geschafft. Zeit um Fotos zu machen. Erhebendes Gefühl neben so einem Wunderwerk der Natur zu stehen. Sicher zwei– bis dreihundert Jahre alt, was allein schon den Aufbau des Stativs für eine Aufnahme rechtfertigte. Europäer oder „Gringos“ standen hier mit Sicherheit noch nicht, Indios aus dem nahen Dorf hingegen sehr wohl und damit war wohl nichts mit „Entdecker“. Tage später sollte sich die Vermutung mit dem „Gringo“ jedoch als Irrtum erweisen …

Unerwartete Begegnung

Kaum war alles bereit, hatte ich mich mit „Blend–a–med–Grinsen“ in Position gestellt, tauchte ein Mann vor mir auf. Vom Aussehen her der typische Indio wie aus dem Reiseprospekt in bunter Kleidung, auf dem schmalen Kopf mit tief eingefallenen Wangen saß ein breitkrempiger Hut, im Gürtel steckte eine Machete. Über der Schulter trug er eine dunkle Tasche aus grob gewebten Stoff mit farbigen bunten Mustern. Fehlte nur noch der Schnauzbart, ein breiter Patronengurt und eine alte Flinte, um das Filmklischee eines Mexikaners aus amerikanischen Western zu bedienen.

„Guten Tag Amigo“, grüßte er freundlich und betrachtete interessiert mein Tun.

Auslöser drücken und ich grüßte ebenso freundlich zurück. Langsam kam er näher.

„Woher kommst du?“, seine Hand deutete fragend auf das Seil, „etwa von da unten?“

Spöttisches Lächeln zeigte sich in seinem vernarbten und sonnenverbranntem Gesicht. Bescheuert kam ich mir nach der in einem ironischen Ton gestellten Frage vor, denn er hatte sich mit Sicherheit nicht derart abgemüht wie ich, um jetzt hier zu stehen. Mir wurde mit dem nächsten Satz auch klar, dass ich mir durchaus blöd vorkommen durfte.

„Amigo, unten die Straße, weniger als eine Meile weiter, dann nach links den Berg hoch und du wärst hier gewesen“, grinste er allwissend und sein offener Mund zeigte einen geradezu katastrophalen Zahnstatus. „Wäre sicherlich einfacher gewesen, statt mühsam zu klettern, oder?“, stellte er fest, was leider den Tatsachen entsprach.

Interessant zu wissen, nur half es mir nun nicht mehr weiter. Kaum merklich den Kopf schüttelnd setzte er sich bedächtig hin und öffnete seine Tasche.

„Hast du vorhin geschossen?“, fragte er, legte den Kopf schräg, lauerte irgendwie, „hatte einen Schuss gehört. Klang jedoch nicht wie ein Gewehr“, stellte er sachkundig fest.

„Klapperschlange“, versuchte ich so gleichgültig wie möglich zu antworten.

„Klapperschlangen gibt es hier“, stellte er fest, „sehr giftige sogar! Man sollte aufpassen, wohin man tritt. Hat schon Tote gegeben im Dorf. Arzt haben wir hier nicht.“

Dies erwähnt er so beiläufig, als erzähle er mir, dass es gelegentlich in der Gegend regnen würde. Nur wüsste eben keiner genau wann. Eigentlich fast „no importa“ ob es Regen oder Sonnenschein gibt, denn letzteres überwiegt in der Gegend ohnehin.

„Essen wir zusammen?“, fragte er, legte ohne eine Antwort abzuwarten ein flaches Stoffbündel aus grauem Tuch auf einen Stein und setzte sich daneben.

„Gerne mein Freund. Danke für den Hinweis. Leider ist mein Proviant da unten. Sonst würde ich dir auch etwas anbieten“, vielsagend deutete ich auf den Abgrund.

Schweigend betrachtete er mich, lächelten dann breit und wickelte das Bündel auf. Maisfladen, dünn und hellgelb ausgebacken, kamen zum Vorschein. Des Weiteren offenbarte die Tasche noch ein kleines Stück Trockenfleisch und eine große mit Fell überzogene Wasserflasche, welche zuerst die Runde machte. Schweigend zog er ein Messer aus dem Hosenbund, legte es neben das Fleisch. Gemeinsam tasteten wir uns mit Blicken ab. Seiner prüfend und abschätzend mit einer Spur Spott darin, meine mehr neugierig. Gemächlich schnitt er zwei hauchdünne Scheiben von dem fast schwarzen Fleisch ab, schob eine davon mit der Messerspitze zu mir rüber.

„Tourist?“, fragte er, schien bei der Frage das Wort „Gringo“ vermeiden zu wollen.

„Wollte mir die Kakteen und Ruinen der alten Kulturen in Peru ansehen. Tourist stimmt nicht ganz“, antwortete ich vorsichtig, „Touristen sind für mich dumm und fast immer nur Angeber. Ich will Land und Leute kennenlernen.“

Harte Behauptung, welche zwar jeglicher Grundlage entbehrte, bei Indios aber immer gut ankam. Erstaunt sah er mich bei dem Wort „dumm“ an, begann breit zu grinsen. Oben hatte es Zahnlücken. Beidseitig waren die 5er Zähne gezogen. Von selbst ausgefallen, erschien mir dabei weniger wahrscheinlich.

„Stimmt, meinen mit ihrem Geld das ganze Land kaufen zu können. Sind immer vornehm, denken, sie sind etwas Besseres als wir.“

Heißer Wind pfiff über die Felskante, wir schwiegen eine Runde, grinsten uns weiter an und das seinige wurde immer breiter. Wir schienen einer Meinung zu sein.

Zumindest schien ich, wie beabsichtigt, mir mit der abfälligen Bemerkung über Touristen, bei ihm eine gewisse Sympathie erworben zu haben.

„Deine Sprache klingt so hart wie das von drüben“, damit schob er mir erneut ein Stück des Maisfladens hin, „bitte mein Freund. Von meiner Frau gemacht.“

Mit „von drüben“ schien er Spanien zu meinen, hatte damit sogar recht, denn mein Spanisch hatte ich in den Grundzügen tatsächlich von einem Bekannten aus Spanien gelernt. Musste sein für meine erste Reise nach Südamerika, um von Dolmetschern unabhängig zu sein. Mexiko spricht wieder ein anderes Spanisch, nur hatte die kurze Zeit meines Aufenthaltes nicht ausgereicht, um den dortigen Dialekt aufzunehmen. Wortlos aßen wir von den Maisfladen, kauten zähes Fleisch, spülten mit Wasser runter. Erneut wanderten seine Blicke zu mir, tasteten mich ab wie ein Radar und er überlegte etwas.

„Amigo, unten im Dorf gibt es eine Hazienda. Zwei Fremde wohnen dort. Der Mann ist ähnlich wie du. Genauso groß“, stellte er fest und setzte damit die ins Stocken geratene Unterhaltung fort. „Kein Amerikaner. Wie ich gehört habe, kommt die Frau aus Kolumbien. Wirklich hübsch seine Frau“, setzte bedeutungsvoll hinzu und schnalzte anerkennend mit der Zunge, „sehr klein wie eine Indiofrau und hat auch lange Haare. Lang wie die meiner Frau, nur bindet meine Frau die immer hoch.“

Zwar konnte ich mit der Information nichts weiter anfangen, nickte jedoch höflich. Wusste immerhin, dass die Kolumbianerin ihre Haare offen trug.

„Wo kommst du her?“, fragte er verhalten neugierig. „Ich komme von dort“, seine Hand wies auf den Flecken hinter ihm, „dort bin ich auch geboren. Ohne Arzt, unsere Frauen sind nicht so verweichlicht wie die in der Stadt, können ihre Kinder noch ohne Krankenhaus und teure Ärzte bekommen.“

Andächtig nickte er mit dem Kopf, schien weiter nachzudenken, machte große Augen, als ich es ihm meine Herkunft verriet.

„Alemannia? Oh, dann kommt der Mann aus deiner Heimat“, stellte er fest, nahm einen Schluck Wasser und reichte die Flasche herüber.

„Hat er jedenfalls gesagt, dass er von dort kommt“, und mit seinem nachfolgendem kurzen Schweigen schien er den Wahrheitsgehalt seiner Worte bestätigen zu wollen.

„Vielleicht willst du ihn mal besuchen?“, fragte er, „dort hinten liegt seine Hazienda.“

Dabei zeichnete sich auf seinem Gesicht ein breites Lächeln ab und seine Hand zeigte ins nirgendwo der staubigen Ebene. Schlecht war die Idee nicht. Erwägenswert den Abstecher zu wagen, denn Deutsche wachsen in Peru nicht an Bäumen. Jeder von uns hatte einen Maisfladen gegessen, hatte Wasser getrunken, der Gastfreundschaft damit Genüge getan. Langsam griff er unter seinen Poncho und zog eine zerknitterte Zigarettenschachtel hervor, hielt sie zu mir hin. Dankend lehnte ich ab. Hell flammte ein Streichholz auf. Genüsslich rauchte er einen der Glimmstängel bis zur Hälfte, drückte ihn auf einem Stein aus und steckte den Stumpen in die Schachtel zurück. Gemächlich und ohne eine Antwort betreffs des Deutschen von mir abzuwarten, erhob er sich, faltete das Tuch über den restlichen Maisfladen zusammen, zeigte runter auf den Weg zum Ort.

„Jeder im Dorf zeigt dir den Weg zu ihm. Auf Wiedersehen“, damit verabschiedete er sich, lief gleichmütigen Gesichtes mit leicht schwankenden Schrittes in Richtung Tal.

Wenig später verschwand er aus meinem Blickfeld in einer Bodensenke. Schnell machte ich meine Fotos fertig und packte zusammen. Jetzt nach unten zu laufen hatte ich keine Lust, der Unbekannte sprach von gut einer Meile Weg, dazu müsste ich noch eine Meile rechnen. In der Hitze ins Ungewisse stolpern? Lieber nicht. Vorsichtig ließ ich mich Stück für Stück mit dem Seil wieder ab. Aufmerksam dabei nach der Pistole Ausschau haltend, wurde ich nur wenige Meter vor dem Motorrad fündig. Mit ihr schien alles in Ordnung zu sein; sie zeigte keinen Kratzer. Kaum zwei Meter daneben lag der Schlangenkörper, welcher nun nicht mehr zuckte. Blutspritzer waren auf den Steinen zu sehen.

Normal hätte ich die Schlange am Abend im Lagerfeuer gegrillt, doch lockte der ominöse Deutsche und damit eine relative Sicherheit, heute noch besseres als Dosenfutter zwischen die Zähne zu bekommen. Theoretisch jedenfalls. Seil einpacken, losfahren und den beschriebenen Weg zur Anhöhe suchen, welcher nach den Angaben der Bauern in das Dorf führen soll. Einen Landsmann in der nicht kartografierten Einöde zu treffen wollte ich mir nicht entgehen lassen.

Mehr als mich hinauswerfen konnte er nicht, wenn ihm mein Besuch nicht passt. Genau wie beschrieben und ebenso wenig wie das Dorf kartografiert, stieß ich linker Hand auf besagten Geröllweg. Mehr zu erahnen, als dass er wirklich zu sehen war. Einzig reelle Spur war ein wenig in der glühenden Sonne getrockneter Dung von Maultieren. Unwillig aufheulend quälte sich die Maschine nach oben, denn die Steigung hatte es in sich, stellte sicherlich auch für Maulesel und Lamas eine gewisse Hürde dar. Steinchen schleuderten unter den ab und an durchdrehenden Rändern hoch. Keine drei Minuten später bergauf, stand ich erneut an meinem Fotoobjekt, stellte die Maschine davor und machte noch einige Bilder. Wenn schon, denn schon und dann richtig zünftig. So einfach hätte es sein können mit den Fotos. Vorsichtig fuhr ich auf dem schmalen Trampelpfad nach unten Richtung Dorf, was nicht ganz so einfach war.

Ständig brachte das lockere Geröll die schwer bepackte Maschine ins Rutschen. Allmählich wurde der Weg besser. Ärmliche Häuser, in zwei Zeilen neben dem staubigen Weg angeordnet, rückten näher. Begrüßt wurde ich wie in jedem Dorf von zahlreichen räudigen Hunde, welche meine Ankunft durch lautes Bellen verkündeten. Dorf zu der Ansammlung ärmlicher Häuser zu sagen wäre weit übertrieben. Immerhin hatte es einen Dorfplatz mit Brunnen und in östlicher Richtung so etwas Ähnliches wie eine Kirche. Zumindest deutete dies das über der Tür angebrachte weiße Kreuz an. Opuntien wie auch Säulenkakteen um die Grundstücke herum dienten als lebende Hecken. Bäume und Palmen gab es nur wenige. Allesamt mit einer dichten Staubschicht überzogen und nach Wasser dürstend. Mickrige Bananenpflanzen standen an den Häusern, zeigten mehr gelbe als grüne Blätter und wirkten fast abgestorben. Keine Menschenseele war im Staub der Straße oder vor den Häusern zu sehen. Demonstrativ stellte ich das Motorrad am Brunnen ab, zog die Jacke ein Stück herunter, um mit ihr die Pistole zu verdecken und ging zum nächsten Haus, vor dessen Eingang eine Frau hockte und Maiskörner verlas.

Misstrauisch wurde mein Gruß von ihr erwidert. Schwer zu schätzen wie alt sie war, auf jeden Fall schon über sechzig. Meine Frage nach den Fremden wurde nicht beantwortet. Stattdessen stand sie brüsk auf, rief nach ihrem Mann, welcher Augenblicke später hinter ihr erschien. Verstanden habe ich nichts von dem, worüber sich die beiden unterhielten. Möglicherweise war es Quechua oder Aymara. Ohne mich weiter eines Blickes zu würdigen, verschwand die Frau im Haus.

„Gringo?“, fragte der Mann, ebenfalls ohne meinen Gruß zu erwidern, mit dem gleichen misstrauischen Augenausdruck wie vorher seine Frau, „was willst du hier? Wir haben nichts, was dich interessieren könnte.“

Immerhin unterstellte er mir als Gringo Grundkenntnisse der Landessprache. Ist ein Indio der Meinung, dass sich die Unterhaltung wegen der Sprachbarriere nicht lohnt, dreht er sich einfach weg und geht. Hatte ich unterwegs in einigen wenigen Dörfern gehabt, wo man kaum verständliches Spanisch, sondern nur indianische Sprachen sprach. Vereinzelt wurde die Stimmung bei meinem Auftauchen derart aggressiv, dass ich sofort das Weite suchte. Durchaus verständlich deren Verhalten, denn weder in der Vergangenheit noch in der Gegenwart, haben bestimmte Ureinwohner gute Erfahrungen mit Europäern gemacht. Mit wenigen Worten erklärte ich meine Herkunft. Dämpfte anfangs allerdings sein Misstrauen nur wenig und ich wiederholte es noch einmal. Langsam dämmerte es ihm und ich erwähnte noch den Zweck meines Besuches im Dorf. Wollte einfach nur den Weg zu dem Deutschen wissen und jetzt wurde er fast schon schlagartig freundlich.

„Señor, das sind wirklich gute Leute auf der Hazienda“, stellte er fest und sein Finger deutete hinter mir ins nirgendwo.

Dann sprach auch er von einer Indiofrau, dass er ab und an dort arbeiten würde, der Deutsche gut bezahlt. Begann dann unbeholfen den Weg zu beschreiben, aus dessen Angaben ich nicht schlau wurde.

Meine Verwirrung bemerkend, zeichnete er mit dem Finger im Staub vor der Tür eine Skizze. Demnach war es noch gut eine Meile bis zu dem Haus, aber dieses wäre aufgrund seiner enormen Größe nicht zu verfehlen. Wäre ich einmal am Friedhof des Dorfes, seien es höchstens noch zwei Minuten. Vorausgesetzt, man hält sich an die Himmelsrichtung, denn der Weg würde sich auf ungefähr der Hälfte der Strecke, gleich nach dem Friedhof, gabeln. Nach Westen ginge es zur Farm, nach Osten käme man wohl wieder in Richtung der 32 A. Freundlich bedankte ich mich, bat noch um eine Schale Wasser, welche ich umgehend erhielt. Weitere Fragen zu dem Deutschen konnte oder wollte er nicht beantworten. Weg wusste ich schon einmal und fuhr nach einem Gruß einfach los.

Der Weg war besser als die Schotterstraße von vorhin, wechselte mehr und mehr in eine sandige Lehmpiste über und es ging zügig vorwärts. Sofern die Beschreibung stimmt und ich alles richtig verstanden hatte, würde ich vom Dorf bis zur Hazienda des Deutschen kaum länger zehn Minuten bis zu meinem Ziel benötigen. Peruanischen Angaben von Zeiten und Entfernungen sollte man keinesfalls Glauben schenken, denn diese weichen von der Realität erheblich ab. Nicht selten ist es auch der Fall, dass man irgendwas sagt um nicht unhöflich oder unwissend zu erscheinen. Vor Jahren in Mexiko bin ich genau dieser „Besonderheit“ einige Male aufgesessen.

Peters Hazienda

Tatsächlich tauchte nur wenige Minuten später vor mir erst der Friedhof und dann eine Farm auf. So weit das Auge reichte, war sie mit Stacheldraht eingezäunt. Nichts Stabiles mit seinen wackligen Pfosten, vielmehr schien der Draht nur die Grenzen des Anwesens zu markieren. Einzig das Eingangstor mit seinen Säulen und dem offenen Tor war massiv, würde selbst einem Ansturm von Angreifern standhalten. Welcher jedoch völlig sinnlos wäre, denn man bräuchte nur daneben durch den Zaum schlüpfen oder diesen einfach niederreißen. Neben zahlreichen Bäumen, viele von diesen standen schon seit Ewigkeiten dort und eine schier unüberschaubaren Anzahl von Kakteen, zeigten sich Gemüsebeete. Dahinter in Reih und Glied angeordnete Zitrusbäume, wo ich aufgrund der Entfernung nicht ausmachen konnte, um welche es sich handelt. Meist waren es, zumindest was ich bislang auf der Fahrt gesehen hatte, entweder diese seltsamen grünen Orangen oder dicke Pomelos. Auffallen an den Beeten war die Tatsache, dass diese nicht einfach in den staubigen Lehmboden gekratzt wurden. Nein, diese waren allesamt sorgfältig angelegt, mit schwarzer Erde aufgefüllt und wurden künstlich beregnet. Kreiselnd und knatternd drehten sich die Düsen hin und her, erzeugten über den Flächen kleine Regenbögen. Unübersehbar zeigte sich der Einfluss von deutschem Sinn für Ordnung und Sauberkeit.

Hinter dem Eingangstor führte ein sauber geharkter Weg mit alleeartig angeordneten Bäumen zu einem großen weiß gekalktem Haus, welches mehr den Charakter eines Bungalows zeigte. Oben auf dem Flachdach sah es aus, als wurde dort ein Garten angelegt. Selbst ein aufrollbarer Sonnenschutz, eine breite Schaukel und Stühle mit einem Tisch konnte ich von meiner Position ausmachen.

Langsam rollte ich durch das Tor und schaute mich um. Links des Weges zeigten sich Stallungen. Zwei Lamas standen im Auslauf, beäugten mich misstrauisch. Abstand halten war angesagt, denn mit den Viechern hatte ich auf der Fahrt schon unlustige Erfahrungen gemacht, als ich denen bei Fotos zu nahe kam. Gelächter der Indios gab bei Treffern gratis dazu. Rechts befand ein großer Geräteschuppen und ein kleiner Traktor stand unter einem Schutzdach. Daneben ein offener Stall aus Maschendraht, wo sich eine Gruppe von rund 30 oder 40 großer Meerschweinchen den Tag vertrieb. Nicht die albernen und putzigen Kuscheltierchen, wie wir sie von Deutschland her kennen, sondern Tiere von 2 bis 4 Kilo Lebendgewicht. Hasen mit abgeknipsten Ohren nicht ganz unähnlich und genauso wie die Hasen in Europa werden sie auch hier genutzt. Könnten diese braunen Fellknäuel ihr Schicksal erahnen, würde ihnen mit Sicherheit die Herumtollerei und die ungenierte Rammelei vor aller Augen vergehen. So typisch die Hazienda auch auf den ersten Blick erscheinen mochte –deutsche Einflüsse, auch in der Architektur des Gebäudes, waren unverkennbar, was bereits bei den Fenstern und Türen begann. Allein die reichhaltige Bepflanzung der Fensterbänke mit Blumen, verwies mehr in Richtung bayrischer Häuser mit ihren Balkonkästen, als auf Peru.

Direkt vor dem Eingang stand ein Fahnenmast, an dem in der Hitze traurig eine deutsche Fahne baumelte, sich nicht die Spur bewegte. Und diese Fahne war das letzte Indiz in der Kette, dass hier ein Deutscher wohnen musste. Für den Fall, dass ich abgewiesen werde, machte ich schnell noch der Ferne ein Foto von dem Anwesen. Würde mir daheim sonst kein Mensch glauben, dass in dieser steinig staubigen Wüste ein Deutscher wohnt. Gemächlich fuhr ich weiter die Einfahrt hoch, registrierte dabei, dass diese mit Flutlichtern bestückt war. Entlang des Zaunes und im Gelände verteilt standen davon auch noch reichlich. Hätte ich die Anlage geplant, würden diese automatisch bei Annäherung von Personen eingeschaltet werden und ich sah eigentlich keinen Grund anzunehmen, dass der Hausbesitzer nicht ähnliches bereits installiert hat. Konnte aber keine Bewegungsmelder sehen.

Einige Meter vor dem Eingang hielt ich an, wendete, sodass das Motorrad wieder Richtung Ausfahrt zeigte. Zeigte damit indirekt an, dass ich nicht zu bleiben gedachte oder jemanden zur Last fallen möchte. Absteigen, Sturzhelm absetzen, Staub aus den Klamotten klopfen, Jacke über die Pistole ziehen.

Bevor ich mich weiter dem Eingang nähern konnte, öffnete sich lautlos die Tür und ein Mann um die fünfzig erschien. Er trat nicht völlig aus der Tür heraus, blieb im Schutz des Hauses stehen, hielt seine rechte Hand versteckt.

---ENDE DER LESEPROBE---