Begegnung mit dem wahren Meister - Reimund Kästner - E-Book

Begegnung mit dem wahren Meister E-Book

Reimund Kästner

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Beschreibung

"Begegnung mit dem wahren Meister" ist ein Buch, welches die Essenz des Seins offenlegt. Der Autor deckt hier schonungslos den Irrglauben auf, eine Person zu sein, die ein eigenständiges Leben führt und selbständig handelt. Bei offener Aufnahme mit wachem Geist ist es möglich, zu erkennen, dass das Leben, welches wir für das unsrige halten, lediglich reines unpersönliches Funktionieren ist. Das, was gemeinhin als Erleuchtung bezeichnet wird, ist nichts weiter als das Wegfallen der Illusion persönlicher Täterschaft und damit verbunden das Verschwinden des Suchers, welcher nach Erleuchtung strebte. Ist der Sucher verschwunden, ist die Welt so, wie sie sein soll.

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Seitenzahl: 224

Veröffentlichungsjahr: 2019

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Widmung

Dieses Buch widme ich meinem Freund, Bruder im Geiste und spirituellen Meister Werner Ablass, welcher mich über zwei Jahre lang begleitete. Das Abo seiner täglich erschienenen Texte und die damit verbundene intensive Korrespondenz waren von unschätzbarem Wert und hinterließen bleibende Folgen:

Während einer Online-Session mit Werner löste sich die Ich-Illusion auf. Ein unerschütterlicher innerer Friede offenbarte sich und wich nicht mehr aus meinem Leben.

Bis zu seinem körperlichen Tod am 23.12.2018 verband uns eine tiefe Freundschaft als etwas, das mit Worten nicht zu beschreiben ist und diese tiefe Verbundenheit besteht weiterhin. Um es mit Werners Worten zu sagen:

“Es gibt keinen Abschied, nur Liebe.“

Ferner widme ich dieses Buch Marta Soreia, für welche ich das Abo und den damit verbunden Austausch mit Werner beendet hatte. Ohne sie hätte ich meine liebe Frau Monika nie kennen und lieben gelernt. Im November 2011 konnte ich beim Blick in ihre Augen die allem zugrunde liegende Leere sehen. Durch Marta erfuhr ich das, was diesem Körper offenbar noch fehlte: tiefe Meditationen und Ekstasen sowie sehr starke energetische Erfahrungen, damit verbunden tiefgreifende Prozesse, mit einer „Kernschmelze“ vergleichbar, welche zu Guru Purnima des folgenden Jahres ihre Vollendung fanden. Selbst mystische Erfahrungen wurden nun als temporär, objekt-bezogen und bedeutungslos erkannt. Fortan spielte Meditation keine Rolle mehr in meinem Leben.

Ich liebe Euch, Werner und Marta, seid ihr doch beide in diesem, meinem Leben Spiegel gewesen, die mir den Weg zu meinem wahren Meister gezeigt haben.

LOVE

Diese Leere, die so unerträglich zu sein scheint

und die doch alles ist, diese Unauffindbarkeit dessen,

was wir in Wirklichkeit sind. Dies ist es,

was allem zugrunde liegt und sich in allem ausdrückt.

Ich bin das, worin alles erkennbare erscheint,

zeitlos, an keinen Ort gebunden.

Ich habe mich noch nie irgendwohin bewegt.

Ich bin " IMMER ZUHAUSE."

LOVE

Inhaltsverzeichnis

Widmung

Vorwort

Von der Illusion, eine Person zu sein....

Der Wahnsinn eines persönlichen Lebens

Marionetten-Dasein

Niemals wieder...hoffnungslos

Über die Angst vor der Angst

Gefühlsmaschine Mensch

Die Bildergalerie in unserem Kopf

Gibt es ein Leben ohne Identifikation?

Und wieder, immer wieder ich

Verlust des Partners

Das Gefängnis der eigenen Vorstellungen

Aus der Traum

Die Person, die es nicht gibt

Der Denker ist niemals still

Ich und das absolute Gewahrsein

Leben, wie es einfach ist

Wir lieben alle so sehr das Berührt-Sein

Die einfache Erkenntnis

Die Welt jenseits des Denkers

Sorgenfreies Leben

Begegnung mit dem wahren Meister

Lieber Werner

Begegnung mit dem wahren Meister

Hat der Meister dir gut getan...?

Der Guru (Meister) ist das Selbst

Göttliche Mutter

Meister und Schüler

Sollte ich zu einem Meister gehen...?

Freude des Lebens

Allein und doch das Ganze

Einfach sein

Ewige Liebe

Du

Gott ist überall

Stirb bevor du stirbst...

Der Tod befreit

Die Welt in Flammen

Wahre Stille ist nicht erfahrbar

Du kannst den Tod nicht erfahren

Tod

Tod oder Leben

Spirituelle Lebensweise

Die Offenbarung der wahren Liebe

Ich...das Absolute

Die Antwort auf alle Fragen

Der Atem der Liebe

Lass dich berühren von der Stille, die du bist

Ich, das Absolute

Was ich bin

Ewig ist nur ein Wort

Ich bin verbrannt im Feuer der Liebe

Liebe ist so radikal

Der spontane, automatische Ablauf des Lebens

Natürliche Achtsamkeit

Bewusstsein ist alles, was ist

Der freie Wille

Automaten haben keine Wahl

Die Gnade, nichts zu wissen

Es gibt nichts außer Bewusstsein

Keinen Einfluss

Wahrnehmung

Geburt und Tod

Gibt es den freien Willen oder gibt es ihn nicht?

Das Leben...ein Spiel des Bewusstseins

Das Spiel des Lebens

Vorstellungen, nichts als Vorstellungen

Das Puppenspiel des Lebens

Die Maskerade des Lebens

Mythos Fremdenergie

Ich...ein Spiel des Bewusstseins

Das Spiel der Möglichkeiten

Die reine Schau des Selbst

Die leere Leinwand

Der Denker und die Gedanken

Der individuelle Traum Gottes

Karma is a bitch

Anleitung zur Selbsterforschung

Statt eines Nachwortes

Vorwort

Dieses Buch ist außergewöhnlich in seiner Art... Die Texte, welche du hier liest, sind mit dem Verstand nicht zu erfassen. Sie gehen weit darüber hinaus. Die meisten Texte sind entstanden aufgrund von Fragen von Lesern meiner Texte im Blog oder auf FB (Facebook). Antworten als solche bietet das Leben ohnehin genug, nur wer ist schon in der Lage, diese zu finden? Auch diese Texte können somit keine gültigen Antworten auf ganz spezielle Fragen sein. Ein jeder, der sich auf der Suche befindet, mag das für sich nehmen, was für ihn gerade passt. Meine Erfahrung aus früheren Zeiten hat ergeben, dass sich immer dann, wenn ich eine brennende Frage hatte, die richtige, für mich treffende Antwort fand. Für das, was wir wirklich sind, geht es nur ums Erinnern und dazu ist dieses Buch da. Es soll dir den Weg zu deinem wahren Meister, zu deinem wahren Zuhause zeigen. Gehen musst du ihn allerdings allein, denn wie mein Meister Werner Ablass einst zu mir sagte... „Der wahre Meister ist in dir, alle Antworten sind in dir. Du brauchst niemanden, doch wenn du meine Unterstützung wünschst, dann komm. Ich lasse dich gern teilhaben an meinen Konzepten, welche auf die Wahrheit verweisen, die du selber bist.“ Dieses Buch habe ich Werner gewidmet. Darum wirst du einige Zitate von ihm und auch Auszüge aus meinem Briefwechsel mit ihm darin finden.

Wenn dich die Gnade küsst, werden die Texte ein offenes Buch für dich sein, wenn nicht, dann eben nicht. Mach dir nichts daraus, vielleicht später. Du hast zumindest schon mal reingeschnuppert. Irgendwann macht es dann peng und du liest ohne aufzuhören. Wer weiß...?

Wir alle sehnen uns so sehr nach immer währender Liebe und nach Frieden, doch diese können wir in der Welt, so wie wir sie kennen, niemals finden. Solange du glaubst, der Handelnde zu sein, eine Person mit einem eigenständigen Zentrum, welche vollkommen getrennt von allen anderen agiert, wird dir nichts anderes übrig bleiben, als zu leiden. Aus dem Verstandesspiel der Welt gibt es kein Entkommen durch eben diesen Verstand. Im Gegenteil: alles, was du glaubst erreicht zu haben, enttäuscht dich nur mehr und mehr. Nichts wird dich erfüllen. Die schönen, wünschenswerten Ziele werden dir immer und immer wieder vor Augen gehalten, doch wenn sie vermeintlich zum Greifen nahe sind, hast du nichts als Sand in deinen Händen und das Spiel beginnt von neuem. So geht es immer weiter, du versinkst im Leid, der Begierde, der Illusion. Gleich dem Hund, der versucht, seinen eigenen Schwanz zu erhaschen. Er wird ihn nie erreichen. Bis zur totalen Erschöpfung wird er sich drehen und wenden... Wenn man sich so umschaut, die Welt ist voll von erschöpften Menschen, die nichts anderes wollen als Frieden. Also lies diese Texte nicht mit dem Verstand, analysiere sie nicht, lasse sie wirken... Was hier geschrieben steht, ist mit dem Verstand nicht zu erfassen. Er wird es nicht annehmen und verstehen schon gar nicht. Der Verstand kämpft um seine vermeintliche Existenz. Höre nicht auf ihn, lies einfach. Du hast dieses Buch ja in der Hand, weil dich irgendetwas dazu bewegt hat. Möglicherweise ist dies der Beginn einer klaren Sicht der Dinge. Der Beginn der Erkenntnis, dass dein Leben, so wie du es bisher dachtest und kanntest, nur ein Glaube, eine Fehleinschätzung war und dass das, was Leben wirklich ist, weder etwas mit dir noch mit den anderen zu tun hat. Leben als solches ist eine Tatsache, die von niemandem persönlich gelebt wird. Am Ende bleibt tatsächlich nichts als das Leben selbst...

LOVE

1. Von der Illusion, eine Person zu sein....

Der Wahnsinn eines persönlichen Lebens...

Wer kennt sie nicht, die Zeiten, wenn sich wirklich alles gegen dich zu verschwören scheint. Gar nichts klappt und ergibt mehr einen Sinn.

So eine Zeit hatte ich Anfang 2000. Eines Nachts ging ich durch die Dortmunder City. Zuvor hatte man reichlich dem Alkohol zugesprochen und das für diese Zeit notwendige Helferlein, in Form einer Pille, eingeworfen. So dumpf beseelt ging es nun in den Dortmunder Rotlichtbezirk, nicht wissend, dass dieser Körper eh zu nichts Großem mehr im Stande war. Das Konto überzogen, ca. 30.000 Euro Verbindlichkeiten bei der Bank... Mir war alles scheißegal. So ließ ich mich treiben. Natürlich zog mir die „Dame“, mit der ich mich, wie ich glaubte, gut unterhielt, auch noch das letzte Geld aus der Tasche. Aber es gab ja noch den Geldautomaten. Also, wenn schon, dann richtig... Am Ende hast du gar nichts mehr. So war es zu dieser Zeit. Es war eine Suche, die eigentlich gar keine war. Denn was immer man suchte oder glaubte, zu suchen, nichts konnte einen erfüllen. Im Gegenteil, alles wurde immer fader und das dunkle Loch, in welches man drohte zu fallen, wurde immer tiefer. Der nächste Morgen war eine einzige Katastrophe. Natürlich ist nach solch einer Nacht nichts mit einem Wohlgefühl verbunden. Doch der Verstand ist tückisch, heimtückisch, kaum tritt ein wenig Besserung ein, schaut er schon wieder auf das nächste Ereignis, welches er glaubt, steuern zu können. Also wieder das gleiche: Alkohol und Tabletten...und los geht es. Die Nächte sind es, in denen wir die Ablenkung suchen. Ablenkung von was, das ist hier die Frage...? Aber wer hält das schon aus, was jetzt gerade ist? Der Verstand auf keinen Fall und wenn er die Macht hat, und die hatte er ohne Zweifel, dann hast du keine Chance. Ziellos trieb ich dahin in der City, wohl wissend, dass ein weiterer Bar-Besuch meine ohnehin schon stark ramponierten finanziellen Verhältnisse noch weiter belasten würde. Diese Art von Schlendern, wenn du so absolut planlos durch eine Stadt, durch ihre Häuserzeilen streifst, ist eigentlich ganz nett. Doch in solch einem Zustand der Verzweiflung ist es alles andere als empfehlenswert. Ich hatte keine Lust mehr, zu leben, war aber zu feige, es in irgend einer Form zu beenden. Alle möglichen Methoden, welche hierfür in Betracht zu ziehen wären, schieden aus. Erhängen kam für mich nicht in Frage, Springen aus großer Höhe war auch nichts für mich... Ich war von einer gewissen Lethargie erfüllt und in diesem Zustand schien alles egal. Als man die stark befahrene Stadtautobahn überquerte, ohne auch nur einen Blick nach links oder rechts zu werfen, war es nicht einmal beängstigend. Aber es passierte nichts. Nichts passiert, wenn du es willst, es kommt immer plötzlich und unerwartet, weil nicht von deiner Hand gelenkt. Ich machte mich auf den Heimweg und versuchte, die letzte Straßenbahn zu erhaschen. Lange stand ich an der Haltestelle, als ich auf einmal feststellen musste, es ist die falsche Richtung. Zu diesem Zeitpunkt waren keine Leute anwesend. Ich war allein, also sparte ich mir den Umweg über die Treppen und ging direkt über das Gleisbett, welches erheblich tiefer lag als der Bahnsteig. Da passierte es, ich verlor den Halt... Als ich wieder zu mir kam, blickte ich in ein helles, gleißendes Licht. Der erste Gedanke war: mein Gott. Doch dann sah ich die Lichter einer U-Bahn, welche direkt auf mich zufuhr. Im Bruchteil einer Sekunde erkannte ich meine Situation. Ich lag auf den Gleisen. Blitzschnell erhob sich dieser Körper mit einer Gelenkigkeit, die ich nie für möglich gehalten hätte und rettete sich so gerade noch auf den Bahnsteig. Eigenartig war, dass zu keinem Zeitpunkt ein Gefühl von Angst anwesend war. Ich fuhr mit einer unglaublichen Wachheit, welche sich eingestellt hatte, zurück in meine Wohnung. Dort angekommen, ging ich erst mal zur Tankstelle. Sie hatte immer geöffnet und ich wollte mir noch einen kleinen Absacker genehmigen. So eine Flasche Bacardi hat ja etwas Beruhigendes. Zu Hause angekommen, war es dann doch zu viel. Ich bewohnte zu dieser Zeit eine Dachgeschosswohnung und das letzte Stück der Treppe wollte einfach nicht mehr gelingen. Bacardi- und Rotweinflasche gingen zu Bruch, ich knallte mit dem Kopf gegen den Türknauf und lag auf der Treppe. Der Rotwein ergoss sich über drei Etagen nach unten und vermischte sich mit dem Bacardi. Ich saß mehr oder weniger auf der Treppe und machte nichts. Alles war voller Blut...also erst mal die Tür aufschließen und sehen, was passiert war. Wieder war auf einmal diese merkwürdige Wachheit da. Die Stirn war aufgeplatzt und es blutete wirklich sehr stark. Also versorgte ich mich zunächst notdürftig und, wie sich später herausstellen sollte, gar nicht mal so schlecht. Dann kümmerte ich mich um den Bacardi und den Rotwein. Treppenhaus wischen mitten in der Nacht, Scherben entsorgen und das in diesem Zustand... Irgendwann fiel ich tot ins Bett. Als ich am nächsten Morgen erwachte, war mir einfach furchtbar zumute. Die Stirn sah echt übel aus und es bedurfte ärztlichen Rates. Zum Nähen der Wunde war es natürlich zu spät und so bleibt bis zum heutigen Tag ein hübsches Andenken an diese Zeit.

In Zeiten wie diesen stellt man alles in Frage. Man ist von einer Unzufriedenheit gepackt und weiß nicht, wo und wie man sich lassen soll. Verhindern allerdings kann man diese Ereignisse und Erfahrungen nicht. Sie sind Teil der Geschichte, welche für einen geschrieben wurde. Zu diesem Zeitpunkt war mir dies allerdings noch nicht so ganz klar. Ich haderte wirklich mit allem, was mein Leben betraf. Irgendwann musste es doch auch mal anders kommen, aufwärts gehen. Doch lass dir eines gesagt sein: Irgendwann kommt nie! Es kommt immer dann, wenn man nicht damit rechnet, so ist es mit allem.

Niemals wirst du eine andere Situation in deinem Leben vorfinden als jene, die gerade in deinem Erlebnis-Kosmos erscheint. Es ist das einzige, was für dich zählt. Da mögen Gedanken sein, wie es wohl besser wäre oder schlechter. Es ändert nichts an der Tatsache, dass es nicht anders sein kann, als es jetzt gerade ist. Diese Tatsache zu verinnerlichen, macht frei, auch wenn du dich noch so sehr nach einer Vergangenheit sehnst, die möglicherweise besser war und einer Zukunft, die scheinbar besser werden könnte. Der gegenwärtige Augenblick ist maßgeschneidert für dich, er ist für dich bestimmt und zwar genau so, wie es gerade ist. Wir glauben immer, etwas ändern zu können und denken, wir wären der Steuermann, die Steuerfrau unseres Lebensschiffes. Dies ist jedoch ein Trugschluss. Nichts haben wir in der Hand. Wir treiben dahin wie ein Blatt im Wind. Ausgeliefert, hilflos und haben keinerlei Einfluss auf das, was geschieht. Die verrückte Vorstellung einer eigenständigen Existenz und des damit verbundenen eigenen Handlungsspielraums ist so gewaltig irreführend. Du glaubst, der Handelnde zu sein und schon beginnt dein Leidensweg.

Mit dem Zusammenbruch des persönlichen Denkers, der eh nur Einbildung war, stellt sich Frieden ein. Ein Frieden, der unerschütterlich ist. Alles geschieht weiterhin wie bisher, mit einer Ausnahme: Du bist nicht mehr da, warst es eh nie, hast es nur geglaubt und dieser Glaube an dich selbst hat dich in den Wahnsinn getrieben, den Wahnsinn eines persönlichen Lebens.

LOVE

Marionetten-Dasein...

Es war kalt an diesem Abend, kälter als sonst. Meine 82-jährige Mutter versuchte mal wieder vergeblich, die Fernbedienung für den Fernseher zu benutzen. Wie oft hatte ich es ihr schon erklärt und immer wieder das gleiche... Keine Chance, sie bekam es nicht mehr hin.

Lange Zeit fuhr ich von meiner Wohnung in Dortmund tagsüber zu meiner Mutter, welche in einem anderen Stadtteil Dortmunds wohnte. War ich doch aufgrund schwerwiegender gesundheitlicher Einschränkungen seit einigen Jahren pensioniert. Irgendwie war schon klar, dass sie Hilfe benötigte aber Demenz, das kam mir nicht in den Sinn. Unterschwellig vielleicht, aber dann wurde es wieder weggedrückt. So fuhr ich also fast jeden Morgen, wie andere zur Arbeit fahren, zu meiner Mutter, die schon am Fenster auf mich wartete. Man sah es immer an der zurückgezogenen Gardine. Als ich ankam, lag wie immer die Zeitung auf dem Tisch, eine nicht zu unterschätzende Orientierungshilfe, damit man weiß, welcher Tag heute ist... So ging es tagein tagaus. Wir halfen uns sozusagen gegenseitig. Mein Leben war ja auch so ziemlich gelaufen, wie ich damals dachte... Die Zeichen mehrten sich, da war die Fernbedienung, die zunehmende Unsicherheit beim Einkaufen und im Alltag. Ich will hier gar nicht auf Einzelheiten eingehen. Schlicht und ergreifend wurde die Situation auch für mich immer unerträglicher, da ich zunehmend den Verfall meiner geliebten Mutter beobachten konnte und mich natürlich immer häufiger fragte, wie es nur weiter gehen soll. Allmählich kam die Gewissheit, dass meine Mutter an Demenz erkrankt war. Auch die Fähigkeit sich auszudrücken, verschlechterte sich zusehends. Meine Mutter war jedoch, was ihren Zustand betraf, eigenartigerweise sehr klar. Oft sagte sie zu mir beim gemeinsamen Kochen oder gemütlichen Beisammensein: „Reimund, so kann es nicht mehr weiter gehen. Das kannst du nicht. Dann muss ich eben weg...“ Ich fragte dann immer, wie sie es denn meinte... „Willst du sterben...?“ Sie schaute mich einfach nur an und sagte nichts... Meine Mutter und ich hatten eine sehr intensive und liebevolle Beziehung zueinander. Dies konnte allerdings das eine oder andere Mal doch als ziemlich fesselnd empfunden werden. Manchmal musste man dann einfach raus und sich Luft verschaffen. So ein Tag war dies also... Ich verstand weder ihre Unfähigkeit, die Fernbedienung zu bedienen noch so das eine oder andere und rastete aus...und zwar völlig. Am Ende fiel die Tür laut ins Schloss und ich verließ kommentarlos die Wohnung meiner Mutter und fuhr nach Hause. Am nächsten Morgen kam ich natürlich wieder. Meine Mutter begrüßte mich so wie jeden Tag, als wenn nichts gewesen wäre. Sie schaute mich einfach nur an. Der Nachbar hatte wohl des Abends nach meiner Abfahrt geschellt und sich nach ihr erkundigt. Es war, wie gesagt, etwas lauter geworden. So konnte es also nicht mehr weitergehen, dachte ich. Diese Hilflosigkeit und Unzufriedenheit waren kaum auszuhalten. Die Situation schien ausweglos. Doch wo soll ein Ausweg herkommen, wenn zunächst keiner vorgesehen ist... Es wurde immer schlimmer und damit auch meine Verzweiflung immer größer. Ich wohnte nun ganz bei meiner Mutter und hatte meine kleine Dachgeschosswohnung aufgegeben. Ich verließ die Wohnung sozusagen Hals über Kopf, weil meine Vermieterin mir gekündigt hatte und mir ein Angebot unterbreitete, welches ich nicht ablehnen konnte, da es mir finanziell sehr entgegen kam. Also, hier war ich nun und wohnte bei meiner Mutter. Das, wovon jeder Mann so um die 50 träumt... Und wieder der Gedanke: „Aus dieser Nummer kommst du nicht mehr raus...“ Klar, ich konnte meine bis dahin angehäuften Schulden abbauen, indem ich keine Miete zahlte aber der Preis war hoch, mein Nervenkostüm litt beträchtlich. Wenn man tagtäglich miterlebt, wie ein geliebter Mensch förmlich zerfällt, seine Persönlichkeit sich verändert und am Ende mit dem, was ich mal für meine Mutter gehalten hatte, wirklich gar nichts mehr zu tun hat. Da kann man sich vorstellen, in welcher Verfassung ich damals gewesen bin. Ich vegetierte nur so vor mich hin. Hatte an nichts mehr Interesse. So vergingen die Tage mit Alkoholgenuss und Tabletten... Das Einzige, was mich ein wenig hoch gehalten hat, war das Internet. Es wurde immer mehr zu meiner Ersatzwelt in jeder Hinsicht. Bis ich auf einem Online-Portal auf einen Talk mit Werner Ablass stieß. Das war die Wende. Nicht dass sich meine Lebensumstände zum Besseren wandten... Ganz und gar nicht. Ich konnte mich, mein Leben und meine Mitmenschen aber nun in einem anderen Licht betrachten. Und das macht den Unterschied...

Wenn die Marionette weiß, dass sie eine Marionette ist, ist sie das, was man als erleuchtet bezeichnen könnte. Diese Erkenntnis ändert aber nichts an der Tatsache, eine Marionette zu sein.

Nichts, aber auch gar nichts wird sich nun ändern, außer der Tatsache, dass sie erkannt hat, nichts in der Hand zu haben. Sie wird zu hundert Prozent bewegt. Sie hat kein eigenes Leben, sie wird gelebt. Das ist Freiheit: zu erkennen, dass es nicht anders sein kann, als es gerade ist. So und nicht anders. Was nutzen der Marionette all ihre Gedanken, ob persönlich oder unpersönlich... Die Gedanken und Gefühle kommen und sie verschwinden auch wieder. Das ist völlig irrelevant. Sie haben keinen Einfluss auf das, was ist.

Es mag sich frustrierend anfühlen, nichts in der Hand zu haben und vollkommen bewegt zu werden. Doch bei genauer Betrachtung hat man keine andere Wahl, als dieser Tatsache ins Auge zu blicken. Dann hast du Frieden. Dies ist der einzige Frieden, den es wirklich gibt. Wenn du dies begriffen und verinnerlicht hast, bist du in Frieden mit dir und der Welt.

Alles geschieht so, wie es geschehen muss und soll...

LOVE

Niemals wieder...hoffnungslos

Niemals wieder, wie oft hast du dir das schon gesagt? Und, was ist dabei herausgekommen? Natürlich nichts, denn egal, was auch immer damit gemeint und verbunden sein sollte... Es kommt wieder, wenn es wieder kommt. Ganz einfach, weil niemand einen Einfluss auf das hat, was geschieht. Du glaubst, du hast die Zügel in der Hand, doch dem ist nicht so. „Darauf falle ich nicht mehr herein. Ich heirate nie wieder. Das passiert mir nicht noch einmal. Du glaubst doch nicht, dass ich so blöd bin...“ Und nun sitzt du hier, bist wieder verheiratet und und und... Manchmal scheint es ja zu klappen, zumindest sieht es dann so aus, als ob. Da scheint es tatsächlich so, als ob man aus diesem scheinbaren Fehler gelernt hätte. Doch alles ist in diesem Leben eine Frage der Zeit. Wenn es kommt, kommt es sowieso (wieder) und wenn es aufhört, hört es auf. Da machst du gar nichts. Wie oft habe ich in meinem Leben mit Situationen gekämpft, mit welchen ich ganz und gar nicht einverstanden war. Das war nicht immer schön für mich und mein Umfeld. Doch da machst du nichts. Auch das geht vorbei. Ausweglose, hoffnungslose Situationen anzunehmen, ist echt nicht jedermanns Sache. Die Aussage „Es ist wie es ist.“ hilft hier dem Denker nicht viel. Er will, er muss es anders haben, als es ist. Niemand ist zufrieden, wenn Ebbe in der Geldbörse ist oder es dir gerade so richtig mies geht. Wer akzeptiert schon das Verlassen des Partners, sein Fremdgehen oder andere Umstände, die da so in diesem Zusammenhang geschehen können...? Alles ist in diesem Augenblick zum kotzen und man will nur raus aus dieser Situation. Die Situation ändert sich allerdings erst, wenn es an der Zeit ist und nicht, wenn wir es wollen. So ist das. Die Erkenntnis, dass es nicht anders sein kann, als es jetzt gerade ist, trifft dich wie ein Schlag. Die kannst du nicht herbeiführen.

Nicht dass ich nun in Fatalismus verfallen würde. Nein, es wird immer das getan, was ich für richtig halte. Nur dass ich mich nicht mehr für den Verursacher meiner Entscheidungen und Taten halte. Diese Erkenntnis oder besser gesagt diese Klar-Sicht ist gleichzeitig verbunden mit deinem persönlichen Ende. Wenn der vermeintliche Gestalter des Lebens Abschied nimmt bzw. erkennt, dass es ihn nie gab...so wie er dachte, dann ist Ruhe.

Die Akzeptanz der Hoffnungslosigkeit ist überhaupt nichts Besonderes. Die Akzeptanz, dass es so ist, wie es ist und nicht anders sein kann, ist auch nichts Besonderes. Die absolute Hingabe an das, was ist, ist genauso wenig besonders. Doch was wirklich besonders ist, ist auf denjenigen zu verzichten, welcher dies alles zu tun wünscht. Einfachheit, Frieden und Liebe treten erst dann zu Tage, wenn der Denker seinen Dienst quittiert hat und der Fluss des Lebens nicht mehr blockiert wird, sondern frei dahin fließt wie eigentlich schon immer. Das Leben fließt. Es braucht keinen Hoffnungslosen, Hingegebenen oder gar einen Akzeptierenden. Der Fluss des Lebens fließt dahin und nichts, aber auch gar nichts hält ihn auf. Du stehst ihm nur im Weg... Scheinbar...

LOVE

Über die Angst vor der Angst.....

Wenn ich nur wüsste, wie ich darüber reden soll. Ich weiß, es ist alles persönlich... Bin seit drei Jahren sehr krank und manchmal ertrage ich die heftigen Symptome kaum noch. Nur mein WISSEN bringt mich hier nicht weiter. Alles nur Geschichte, aber auch nicht. Wenn ich dann mal weine, tut das merklich gut und dann erscheint mir alles klein und nichtig. Ich setze mich kaum mit den unschönen Gefühlen zu alldem auseinander. Und ich kann schon so lange nicht mehr. Dann kommen da noch die Gedanken, dass ich ja weiß, es darf alles sein... Ich rutsche immer raus aus dem „Hier und Jetzt“. Aber es ist gerade alles scheiße und ich habe große Angst. Ich fühle mich so hilflos und ausgeliefert und habe Angst.

Angst, Verzweiflung, Hilflosigkeit und Ausweglosigkeit sind das Normalste, was es gibt. Wir erscheinen als Menschen und als solche haben wir keinerlei Möglichkeit, uns dem zu entziehen, was ist. Ob du es glaubst oder nicht, mir geht es nicht anders als dir. Auch ich habe Angst, fühle mich oft hilflos und verloren. Bin auch schon ganz viele Jahre mit meiner Krankheit beschäftigt und habe meinen Frieden mit ihr gefunden. Dies ist nicht immer leicht, ganz klar. Tägliche Schmerzen können einen wahnsinnig machen...es hemmt den Lebensfluss und die Freude enorm. Soviel dazu...

Du musst dir keine Sorgen darüber machen, aus dem „Hier und Jetzt“ herauszufallen. Es gibt kein „Hier und Jetzt“. Dies ist, wie alles andere auch, eine hübsche Vorstellung des denkenden Verstandes. Alles Anker und Anhaltspunkte, welche geschaffen wurden, um das Leben erträglicher zu gestalten. Eines muss klar sein...wenn es denn gegeben ist: Du bist das, worin alles erscheint. Hört sich bescheuert an, ist es aber nicht. Mittlerweile sehe ich meinen Körper so wie den Körper eines anderen. Da ist kein Unterschied. Alles erscheint... Deine Krankheit hat weder mit dir noch mit irgend etwas zu tun. Die erscheint wie alles andere auch. Fakt ist, so grausam sich das jetzt anhören mag, du kannst nicht mehr sterben und kannst auch nichts verlieren.