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Dieses Buch bietet einen praxisorientierten Leitfaden zur Sportphysiotherapeutischen Behandlung von Sportverletzungen im leistungsorientierten Fußball. Basierend auf über 25 Jahren Erfahrung im Profisport beschreibt der Autor ein strukturiertes 5-Stufen-Rehaprotokoll, das gezielt von der Akutphase bis zum Return-to-Play führt. Neben detaillierten Behandlungsplänen für häufige Verletzungen werden sportartspezifische Besonderheiten, klinische Entscheidungsprozesse und moderne Therapieansätze verständlich aufbereitet. Das Werk richtet sich an Physiotherapeut:innen, Sportmediziner:innen und Athletiktrainer:innen, die Rehabilitation im Spitzensport auf ein neues Niveau heben wollen.
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Seitenzahl: 532
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Gernot Nischwitz
Behandlungsleitfaden Sportverletzungen
Gernot Nischwitz
Behandlungsleitfaden typischer
Sportverletzungen
im Fußball
Fachbuch
Gernot Nischwitz
Sportphysiotherapeut
Leiter der Medizinischen Abteilung des FC Basel 1893
Campusweg 15
CH-4052 Münchenstein (BL)
Wichtiger Hinweis: Wie jede Wissenschaft ist die Physiotherapie ständigen Entwicklungen ausgesetzt. Forschung und Klinische Erfahrungen erweitern unsere Erkenntnis, insbesondre was Behandlung und Medikamentöse Therapie angeht. Soweit in diesem Werk eine Applikation oder Behandlung erwähnt wird, kann der Leser zwar darauf vertrauen, dass der Autor, Herausgeber und der Verlag die größtmögliche Sorgfalt daran gesetzt haben dem Wissensstand bei Vollendung zu entsprechen.
Für Therapievorschläge und etwaige Medikamentöse Behandlungen, kann der Verlag und der Autor keine Gewähr übernehmen. Jeder Leser ist deshalb angehalten die Behandlungsvorschläge sorgfältig zu Prüfen und gegebenenfalls mit einem anderen Arzt oder Spezialisten abzusprechen. Jede Behandlung oder Applikation liegt in der Verantwortlichkeit des Benutzers. Ich als Autor bitte jeden Benutzer, der Unregelmäßigkeiten bei der Behandlung erkennt, mir diese schriftlich mitzuteilen, um sie einer erneuten Kontrolle der Abweichung unterziehen zu können. Auch was die in den Reha Protokollen angegebenen Phasen Zeiten angeht, bitte ich den Leser diese nur als rein indikativ anzusehen da es aufgrund von Individuellen Heilungs- und Adaptionsfortschritten zu erheblichen Verlängerungen/Verkürzungen der einzelnen Phasen Zeiten kommen kann.
Ich Verweise auch darauf dass die in diesem Werk genannten Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. nicht als frei anzusehen sind und daher nicht von jedem ohne Erlaubnis der Rechteinhaber genutzt werden dürfen.
Impressum
Texte: © 2024 Copyright by Gernot Nischwitz
Umschlag:© 2024 Copyright by Gernot Nischwitz
Verantwortlich
für den Inhalt:Gernot Nischwitz
Rössligasse 47
CH-4467 Rothenfluh
Druck:neopubli®
Meinen Eltern
Danksagung
Ein besonderes Dankeschön gilt Frank Rossner vom FC Augsburg, der sich nicht nur mit Adleraugen durch das Manuskript gearbeitet hat, sondern mit seinen inhaltlichen Anmerkungen und inspirierenden Verbesserungsvorschlägen so manche Passage von der Ersatzbank direkt in die Startelf katapultiert hat. Ohne ihn wären einige Passagen wohl weiterhin im Abseits gestanden.
Ich danke außerdem Dr. Moritz Hochdaninger von der Rennbahnklinik Basel für die großzügige Bereitstellung von Bildmaterialien. Seine medizinische Präzision reicht offenbar weit über den OP-Saal hinaus – bis in die Pixel.
Ein herzliches „mille grazie“ an Giuseppina D’Onofrio, deren lebendige und leidenschaftliche Diskussionen den Texten frisches Leben eingehaucht haben – manchmal auch ordentlich Feuer, das aber meist in produktive Energie umgewandelt werden konnte.
Vorwort zur 1. Auflage
Seit über 25 Jahren habe ich das Privileg, als Physiotherapeut im Profisport tätig zu sein. In dieser Zeit durfte ich mit außergewöhnlichen Athleten und Trainerpersönlichkeiten zusammenarbeiten – und Teil von Momenten sein, die weit über das rein Sportliche hinausgehen. Denn hinter jedem Sieg, jeder Niederlage und jeder Verletzung steht ein Mensch. Und genau dieser Mensch bildet den Kern meiner Arbeit.
Dieses Buch ist mehr als eine bloße Sammlung Physiotherapeutischer Behandlungsprotokolle. Es versteht sich als strukturierter Leitfaden, der den kompletten Rehaprozess – vom Moment der Verletzung über den gezielten Wiederaufbau bis hin zur sicheren Rückkehr auf den Platz und zur Verletzungsprävention – anschaulich darstellt.
Dabei ist es mir ein Anliegen, den Menschen in seiner Ganzheit zu betrachten – als Athlet, als Teil eines Teams und als individuelle Persönlichkeit.
Respekt ist die Basis jeder Begegnung. Er bedeutet, den Körper als das kraftvolle, aber zugleich verletzliche Instrument anzuerkennen und die Einzigartigkeit jedes Menschen zu würdigen – sei es in Bezug auf seine Geschichte, seine Stärken oder seine Herausforderungen.
Menschlichkeit zeigt sich in der empathischen und wertschätzenden Begleitung jedes Einzelnen. Es geht darum, aufmerksam zuzuhören und genau dort anzusetzen, wo der Athlet sich gerade befindet – sei es in einem Moment der Verzweiflung oder in Zeiten der Hoffnung.
Teamgeist und interdisziplinäre Zusammenarbeit sind entscheidend, um den komplexen Weg der Rehabilitation erfolgreich zu meistern. Kein Erfolg im Profisport – und auch kein nachhaltiger Genesungsprozess – entsteht im Alleingang. Erst durch den offenen Austausch zwischen Physiotherapeuten, Ärzten, Trainern und Athleten finden wir gemeinsam die besten Lösungen.
In diesem Buch teile ich das Wissen und die Erfahrungen, die ich über mehr als zwei Jahrzehnte gesammelt habe. Das vorgestellte 5-Stufen-Rehaprotokoll bietet eine klare Struktur und Orientierung, lässt aber gleichzeitig genügend Raum, um auf die individuellen Bedürfnisse jedes Athleten einzugehen. Es begleitet den gesamten Prozess – von der medizinischen Rehabilitation über den athletischen Aufbau bis zur optimalen Rückkehr in den Wettkampf und zur Prävention künftiger Verletzungen. Mein Ziel ist es nicht nur, Sportler wieder fit zu machen – sondern sie stärker und besser vorbereitet zurückzubringen, als sie es vor der Verletzung waren.
Dieses Buch richtet sich an Physiotherapeuten, die ihre Expertise erweitern möchten, an Trainer, die den Reha-Prozess besser verstehen wollen, und an Athleten, die erfahren möchten, dass sie auf diesem Weg nie allein sind. Denn letztlich ist es der Zusammenhalt, der den Unterschied macht – auf dem Spielfeld und darüber hinaus.
Mit Respekt, Menschlichkeit und Leidenschaft für den Sport lade ich Sie ein, gemeinsam mit mir in die strukturierte Welt der Sportphysiotherapie einzutauchen.
Gernot Nischwitz
Im Januar 2025
Inhaltsverzeichnis
Das 5 Stufen Reha Protokoll
Warum ein 5 Stufen Rehaprotokoll
Die 4 (Reha) Phasen der Wundheilung
Workloadmanagement
Grundlegendes
Reintegration in den Trainings und Spielbetrieb
Muskelverletzungen im Fußball
Verletzungen des Oberschenkels
Muskelverhärtung
Adduktoren Zerrung
Adduktoren Muskelfaserriss (3a/3b)
Quadrizeps Zerrung (2)
Quadrizeps Muskelfaserriss (3)
RTP Testbatterie nach einer Quadrizepsverletzung
Hamstrings Zerrung (2)
Muskelfaserriss der Hamstring (3)
RTP Testbatterie Hamstrings
Muskel Rupturen Oberschenkel Operativ
Insertionstendopathieen
Muskelquetschung
Verletzungen des Kniegelenks
Kniescheibenfraktur Konservativ
Kniescheibenfraktur Operativ
RTP Tests Kniescheibenfraktur operativ/konservativ
Kniescheibenstabilisierung postoperativ
RTP Tests Kniescheibenstabilisierung postOp
Runners Knee
LCL Zerrung Grad 1/2
LCL Zerrung Grad 3 (Teilanrisse)
MCL Zerrung Grad 1/2
MCL Verletzung Grad 3
RTP Tests nach Seitenbandverletzungen
VKB Zerrung Grad 1/2
VKB Ruptur postoperativ
VKB Ruptur Konservativ
HKB Ruptur
RTP Test nach VKB Operativ/Konservativ
Meniskusverletzung Konservativ
Meniskusverletzung Operativ
RTP Tests Meniskusverletzung Operativ/Konservativ
Hypermobilität des Außenmeniskus
Bursitiden am Kniegelenk
Plica Syndrom
Meniskusblockade
Morbus Osgood Schlatter
Gonalgie (Unspezifischer Knieschmerz)
Patellaspitzensyndrom
Bone Bruise, Knochenödem
Pellegrini-Stieda-Syndrom
Bursitis Subpatellaris
M. Popliteus (Schmerz) Syndrom
Überstreckungssyndrom Knie
Hoffa Impingement
Pes anserinus Syndrom
Patellaluxation
Verletzungen des Fußes
Inversionstrauma OSG (Grad I)
Inversionstrauma OSG (Grad II,III)
Eversionsdistorsion OSG (Grad I, II, III)
Inversionstrauma OSG mit Syndesmose Beteiligung
RTP Testbatterie nach Sprunggelenksverletzung
Turf Toe
Jones Fraktur/Ermüdungsbruch MT5
Fat Pad Syndrom der Ferse
Haglund Exostose Konservativ/Operativ
Achillessehnenreizung/Entzündung
Tarsal Tunnel Syndrom
Splitting-Tendon der Peroneus-Sehne
Luxation der Peroneal Sehne
Sinus Tarsi Syndrom
Tarsaltunnelsyndrom
Mittelfußbruch Post Operativ
Nagelhämatom
Akute Plantarfasziitis
Ruptur der Plantarfaszie
Fersensporn
Morbus Sever
Verletzungen des Beckens und der Hüfte
Iliopsoas Zerrung/Verhärtung
RTP Testbatterie Iliopsoas-Verletzung
Unspezifische Leistenschmerzen
Impingement der Hüfte
Snapping Hip
Piriformis-Syndrom
Pubalgie
Cleft Syndrome
Avulsion/Avulsionsfraktur
Verletzungen des Unterschenkels
Achillodynie
Achillessehnenriss (Operativ Versorgt)
RTP Testbatterie nach Achillessehnenruptur
Tibialis Posterior Verletzungen
Muskelkrampf
Zerrung der Wadenmuskulatur
Tibialis Anterior Syndrom
Shin Splints (Tibiakantensyndrom)
Kompartmentsyndrom (Notfall)
Tibia Fraktur Operativ Versorgt
Over Training Syndrom
Schädel Hirn Trauma 1/2 (GCS 9-15)
Die Glasgow Coma Scale (GCS):
RTP Testbatterie nach Schädel-Hirn-Traumata
Wichtige Physiotherapeutische Techniken
Klassische Massage
Faszien Techniken
Deep Tissue Behandlung
Manuelle Techniken
Manuelle Therapie
Dry Needling
Bindegewebsmassage
Passive Mobilisation
Querfriktionen
Kinesio Taping
Taping
Medizinische Trainingstherapie
Balneotherapie
Elektrotherapie
Triggerpunktbehandlung
Nervenmobilisation nach Butler
Propriozeptive Neuromuskuläre Fazilitation (PNF)
Strukturelle Integration (SI)
Fußpflege
Bildgebende Verfahren
Hyperbare Sauerstofftherapie (HBOT)
Lokale Injektionsbehandlungen
Kenntnisse in der Sportlerernährung
Kenntnisse in der Pharmakologie
Wissenschaftliche Studien und Quellenhinweise
Ich nutze seit circa 20 Jahren generell eines der Bewährtesten Reha Modelle als Basis des Verletzungs- und Reha Managements, das 5-Stufen-Rehaprotokoll.
Die Verwendung eines generellen 5-Stufen-Rehaprotokolls bietet zahlreiche Vorteile. Es ermöglicht, ein Universelles und Nachvollziehbares Konzept für die Rehabilitation zu präsentieren, das flexibel auf verschiedene Verletzungen angewendet werden kann.
Die Hauptgründe weshalb ich das 5 Stufen Konzept verwende sind:
1. Struktur und Übersichtlichkeit
Ein 5-Stufen-Rehaprotokoll schafft eine klare Struktur und gibt dem Therapeuten eine systematische Orientierung.
2. Universelle Anwendbarkeit
Das 5-Stufen-Protokoll ist ein allgemeingültiger Rahmen, der für nahezu jede Verletzung angepasst werden kann.
3. Wissenschaftlich fundiert
Die Einteilung in fünf Stufen spiegelt den wissenschaftlichen Heilungsprozess wider:
Akute Entzündungsphase → Reparaturphase → Wiederaufbauphase → Belastungsphase → Prävention und Return-to-Sport.
4. Individualisierbarkeit
Obwohl es ein standardisiertes Protokoll ist, bleibt das 5-Stufen-Modell flexibel. Jede Phase kann individuell an den Athleten, die Verletzung, den Verletzungsfortschritt und die Schwere der Verletzung angepasst werden.
5. Förderung eines sicheren Rehabilitationsprozesses
Das Protokoll bietet eine klare Abfolge, die sicherstellt, dass keine Phase überstürzt wird, was Rückfälle oder Folgeverletzungen minimiert.
6. Präventionsgedanke integrieren
Die letzte Phase deines 5-Stufen-Protokolls beinhaltet die Prävention zukünftiger Verletzungen.
7. Verständlichkeit für ein breites Publikum
Die klare Gliederung erleichtert es sowohl Fachleuten als auch Laien, den Inhalt zu verstehen und anzuwenden.
8. Langfristige Perspektive und Athletenentwicklung
Das Modell begleitet Dich nicht nur durch die akute Verletzungszeit, sondern stellt die vollständige Rückkehr zum Sport sicher – inklusive Leistungssteigerung und langfristiger Gesundheit.
Das 5-Stufen-Rehaprotokoll orientiert sich an den natürlichen Wundheilungsprozessen, die in unserem Körper ablaufen, sobald Gewebe (wie Muskeln, Bänder oder Sehnen) verletzt oder operativ behandelt wurden. Jede Stufe ist zeitlich so abgestimmt, dass sie die aktuellen physischen und biologischen Vorgänge im Heilungsverlauf berücksichtigt und gleichzeitig gezielte therapeutische Maßnahmen ermöglicht. Im Folgenden wird erklärt, warum ein solches Phasenmodell sinnvoll ist und wie es konkret an die Wundheilung angepasst wird:
1. Verbindung zwischen Wundheilung und Reha-Phasen
Wundheilung ist ein biologischer Prozess
, der eine bestimmte zeitliche Abfolge hat. Dieser reicht von einer akuten Entzündungsphase über eine Reparatur- bis hin zu einer Umbauphase.
Das
5-Stufen-Rehaprotokoll
bildet diese
Abfolge
durch fünf klar definierte Zeit- und Belastungsabschnitte ab.
Jede Phase berücksichtigt das
vorherrschende Gewebemilieu
: Entzündung, Neubildung von Kollagenfasern und Gewebeanpassung. Dadurch erhalten Patient*innen Übungen und Belastungen, die den momentanen Möglichkeiten des Körpers entsprechen.
2. Phasen der Wundheilung und ihre Reha-Entsprechung
Wobei ich hier das Vereinfachte 3 Phasenmodell nutze da sich die Latenz-und Resorptive Phase mit den anderen Phasen Vermischen.
Entzündungsphase (ca. 0–7 Tage)
Biologischer Prozess
: Es entsteht eine lokale Entzündung; das verletzte Gewebe wird durch körpereigene Reparaturzellen „aufgeräumt“. Schwellung, Wärme und Schmerzen treten auf.
Reha-Pendant
: In der
1. Stufe
stehen
Schmerzlinderung
,
Schonung
und
vorsichtige Mobilisation
im Vordergrund. Physiotherapeutische Maßnahmen sind vor allem
abschwellend
und
Entzündungshemmend
(z. B. Kryotherapie, Lymphdrainage, erste passive oder isometrische Übungen).
Proliferations- oder Reparaturphase (ca. 1–3 Wochen)
Biologischer Prozess
: Neues Gewebe wird gebildet, frische Kollagenfasern vernetzen sich zu einer noch labilen Narbe. Das Gewebe ist empfindlich gegenüber zu starker Dehnung oder Zug.
Reha-Pendant
: In der
2. und 3. Stufe
beginnt man mit
vorsichtigen Kraft- und Beweglichkeitsübungen
, um die
Wundheilung zu unterstützen
und gleichzeitig die Muskulatur zu aktivieren. Das Gewebe darf
nicht überlastet
werden, gleichzeitig wird die
Wundheilung
durch
leichte, kontrollierte Übungen
stimuliert.
Remodellierungs- oder Umbauphase (ca. 3 Wochen bis mehrere Monate)
Biologischer Prozess
: Das Gewebe wird fest, die Kollagenfasern orientieren sich an den Belastungslinien. Mit der Zeit entstehen wieder mechanisch widerstandsfähige Strukturen.
Reha-Pendant
: In der
4. und 5. Stufe
wird die
Belastung gesteigert
. Intensivere
Kraft-, Koordinations- und sportartspezifische Übungen
unterstützen das Gewebe dabei, sich an höhere Anforderungen anzupassen. Schließlich folgt das
Return-to-Sport
bzw.
Return-to-Competition
, sobald die Stabilität und Belastbarkeit genügend hoch sind.
3. Warum zeitliche Anpassung entscheidend ist
Vermeidung von Überbelastung
Wird in den frühen Phasen der Wundheilung zu viel Belastung auf das noch empfindliche Narbengewebe ausgeübt, können
Reizungen oder erneute Verletzungen
entstehen.
Ein
zu früher Trainingsstart
kann den Heilungsverlauf hinauszögern oder die Narbe minderwertig machen.
Optimale Stimulation des Gewebes
Andererseits zeigt die Forschung, dass
kontrollierte Bewegung und Training
in jeder Wundheilungsphase wichtig sind, um die
Faserneubildung
zu unterstützen und
Verklebungen
oder
Kontrakturen
zu vermeiden.
Das
5-Stufen-Modell
dosiert diese Bewegungs- und Kraftreize genau dann, wenn das Gewebe physiologisch bereit dafür ist.
Effiziente Reha ohne Rückschläge
Durch das
Einteilen der Reha in definierte Zeitabschnitte
wird sichergestellt, dass Patient*innen
genug Zeit zur Regeneration
haben, bevor neue Übungen hinzukommen.
Dadurch kann der gesamte Prozess
effizient
verlaufen, ohne häufige Rückschläge, da das Training parallel zum Heilungsfortschritt hochgefahren wird.
Langfristige Stabilität und Leistungsfähigkeit
Ein korrekt durchgeführtes Zeitmodell gewährleistet, dass das verletzte Gewebe
langfristig widerstandsfähig
wird. Nach Abschluss der Umbauphase sind
Kraft, Koordination und Belastbarkeit
wiederhergestellt – die Grundlage für nachhaltiges Training und Verletzungsprävention.
Vorteile des 5-Stufen-Modells
Klarheit und Struktur
: Therapeuten, Ärzte, Trainer und Patient*innen haben einen verständlichen Leitfaden.
Anpassungsfähigkeit
: Innerhalb dieses Gerüsts kann auf individuelle Unterschiede (z. B. Heilungsvariationen, Schmerzreaktionen) flexibel reagiert werden.
Erfolgskontrolle
: Da jede Stufe an bestimmte Ziele gekoppelt ist (Schmerzniveau, Bewegungsumfang, Kraftlevel), lässt sich der Fortschritt kontinuierlich messen und beurteilen.
Prophylaxe erneuter Verletzungen
: Ein geregelter, stufenweiser Aufbau verhindert Überforderungen und fördert eine solide Re-Integration ins Sport- oder Alltagsleben.
In vielen Darstellungen wie oben beschrieben wird die Wundheilung in drei Hauptphasen unterteilt:
Entzündungsphase (Inflammationsphase)
Proliferations- oder Reparaturphase
Remodellierungs- oder Umbauphase
Ich (wie auch viele andere) nutze in meinem Reha Management ein Modell mit einer Extendierten 3. Wundheilungsphase, also einer 4. Phase, weil die 3. Phase (Remodellierung/Umbau) in ihrer Bedeutung noch weiter unterteilt oder genauer differenziert werden kann.
Die „4. Phase“ ist dabei keine komplett neue Phase, sondern eine Verlängerung oder Ausdifferenzierung der Umbauphase also der 3. Phase. Diese Einteilung dient vor allem der Behandlungssicherheit und -Genauigkeit. Grundsätzlich kann man auch die 1. Wundheilungsphase noch unterteilen, dies ist aber in unserer Reha Welt nicht Sinnvoll.
Hier die Gedanken dazu:
1. Grundlegendes zum 3-Phasen-Modell (nur zur Erinnerung)
Entzündungsphase (akute Reaktion): Hier dominiert die Reaktion auf die Verletzung. Es kommt zu Schmerz, Schwellung, Rötung, Wärme und eingeschränkter Funktion. Leukozyten und andere Immunzellen „räumen“ das verletzte Gewebe auf und aktivieren Heilungsprozesse.
Proliferations-/Reparaturphase: Im Anschluss beginnt das Gewebe mit der Neubildung von Zellen und Kollagenfasern. Diese Strukturen sind noch instabil und empfindlich.
Remodellierungs-/Umbauphase: Im letzten Schritt festigt es sich, richtet sich aus und passt sich allmählich an funktionelle Belastungen an, es Maturiert.
2. Warum teile ich die 3. Phase (Remodellierung) auf?
Lange Dauer & Intensität
Die Remodellierungsphase kann sich über Wochen bis Monate erstrecken, je nach Gewebe. In dieser Zeit passieren gleich mehrere wichtige Anpassungen.
Um dem Rechnung zu tragen, kann man die Remodellierungsphase in frühes Remodelling (Beginn der Umstrukturierung) und spätes Remodelling (Fein- bzw. Endanpassung) gliedern.
Unterschiedliche therapeutische Anforderungen
Im frühen Umbau ist das Gewebe zwar schon gebildet, aber noch nicht ausreichend belastbar. Die therapeutischen Maßnahmen müssen daher weiterhin behutsam sein.
Im späten Umbau (oder „4. Phase“) ist das Gewebe stabiler, reagiert aber sehr sensibel auf neue bzw. intensivere Belastungen. Hier werden gezieltere, oft auch kräftigere Reize gesetzt, um das Gewebe an die endgültige Belastung (z. B. Sport, Alltag) anzupassen.
Sicherheit für Patient und Therapeut
Durch das teilen oder ausführlichere Beschreibung der Remodellierungsphase in zwei Teile („Phase 3 und 4“) können Therapeuten und Ärzte genau unterscheiden, in welchem Stadium das Gewebe sich befindet.
Damit wird sichergestellt, dass man Belastungssteigerungen nicht zu früh vornimmt und auf der anderen Seite den Heilungsverlauf optimal fördert.
3. Vorteile der 4-Phasen-Darstellung
Feinere Abstimmung auf die Belastung: Es wird deutlicher, wann Vorsicht geboten ist und wann erste kraftvolle Bewegungen oder sportartspezifische Übungen eingeführt werden können.
Bessere Kontrolle und Planung: Ein aufgeteiltes Modell ermöglicht eine detailliertere Zielsetzung:
Was will man in Phase 3 (frühe Remodellierung) erreichen (z. B. leichte Alltagsbelastung)?
Was in Phase 4 (spätes Remodellierung/„Maturation“), wenn man an Maximalkraft und Endbelastungen denkt?
Klarere Kommunikation: Patient
en, Therapeut
en und Ärzte können die Prozesse genau benennen. „Phase 4“ signalisiert beispielsweise, dass das Gewebe zwar schon weit entwickelt ist, aber noch eine Zeit lang an die volle Funktion angepasst werden muss.
Fazit
Die 4. Phase in manchen Diagrammen oder Protokollen ist eigentlich eine Detaillierung der dritten (Remodellierungs-)Phase.
Dadurch wird klarer unterschieden zwischen dem Beginn des Umbaus (noch vorsichtig) und der finalen Umbauphase (kräftigere Belastungen).
Ziel ist es, möglichst sicher und passgenau den Heilungsverlauf zu begleiten, um Fehl- und Überbelastungen zu vermeiden und letztlich ein optimales funktionelles Ergebnis zu erzielen.
Diese Unterteilung ist der Wichtigste Schritt zum Qualitativen Outcome der Rehamassnahme
Das Workload-Management ist ein zentraler Bestandteil der Rehabilitation nach Sportverletzungen. Es beschreibt die sorgfältige Planung, Steuerung und Überwachung der Belastung (Workload), die ein Sportler während des Rehabilitationsprozesses erfährt.
Ein ausgewogenes Workload-Management hilft, Überlastungen zu verhindern und gleichzeitig einen ausreichenden Trainingsreiz zu setzen, um die funktionelle Wiederherstellung die Adaption zu fördern ohne die Verletzte Struktur zu kompromettieren.
1. Verhinderung von Überlastungen
Nach einer Verletzung ist das Gewebe (z. B. Muskeln, Sehnen, Knochen oder Bänder) oft geschwächt und anfälliger für erneute Schäden (Rezidive). Übermäßige oder falsch gesetzte Belastungen während der Rehabilitation können den Heilungsprozess behindern und das Risiko für erneute Verletzungen erhöhen.
Wie Workload-Management Überlastungen verhindert:
Progressive Belastungssteigerung:
Durch schrittweise Erhöhung der Belastung wird das Gewebe schrittweise an steigende Anforderungen angepasst, ohne es zu überfordern.
Vermeidung von Rückfällen:
Eine Überbelastung kann zu Rückfällen oder Kompensationsverletzungen führen. Ein gutes Workload-Management reduziert dieses Risiko erheblich.
Kontrolle des Akut-zu-Chronisch-Belastungsverhältnisses (ACWR):
Das Verhältnis von aktueller Belastung (Akutbelastung) zur langfristigen Belastung (Chronische Belastung) wird überwacht. Ein plötzlicher Anstieg der Akutbelastung um mehr als 1,5x der chronischen Belastung erhöht das Verletzungsrisiko deutlich.
Monitoring der Symptome:
Regelmäßige Überprüfung von Schmerzen, Schwellungen oder anderen Symptomen hilft, Überlastungen frühzeitig zu erkennen und die Belastung anzupassen.
2. Sicherstellung eines ausreichenden Trainingsreizes
Während der Rehabilitation muss ein ausreichender Trainingsreiz gesetzt werden, um die Wiederherstellung der Funktion, Kraft, Stabilität und Leistungsfähigkeit des betroffenen Gewebes und des gesamten Körpers zu fördern.
Wie Workload-Management einen ausreichenden Trainingsreiz setzt:
Individuelle Belastungsgestaltung:
Der Trainingsreiz wird individuell angepasst, basierend auf der Art der Verletzung, dem Heilungsstadium und der allgemeinen Fitness des Athleten.
Förderung der Gewebeheilung:
Angemessene mechanische Belastungen fördern die
Gewebereparatur
und
Regeneration
(z. B. Kollagen-Synthese bei Bändern oder Sehnen).
Aufrechterhaltung der Fitness:
Ein progressiver Trainingsreiz hilft, die allgemeine Fitness, Kraft und Beweglichkeit zu erhalten, während das verletzte Gewebe heilt.
Funktionelle Belastung:
Ein angemessener Reiz trainiert nicht nur das verletzte Gewebe, sondern auch die umliegenden Strukturen und die neuromuskuläre Kontrolle, um die Rückkehr zum Sport zu erleichtern.
3. Balance zwischen Belastung und Erholung
Ein effektives Workload-Management berücksichtigt sowohl die Belastung als auch die Erholungsphasen. Die richtige Balance zwischen diesen beiden Komponenten ist entscheidend für den Heilungsprozess.
Belastung fördert Adaption:
Angemessene Belastungen regen den Wiederaufbau von Gewebe und die funktionelle Anpassung an.
Erholung fördert Heilung:
Die Regeneration ist essenziell, um Mikrotraumata zu reparieren und den Heilungsprozess zu unterstützen.
4. Prävention von Sekundärverletzungen
Eine unsachgemäße Belastung kann zu einer Überforderung anderer Körperteile führen, was zu Kompensationsmustern und sekundären Verletzungen führt.
Beispiele für Kompensationsmuster:
Überlastung der gesunden Seite (z. B. beim Laufen nach einer Knieverletzung).
Überbeanspruchung anderer Muskelgruppen (z. B. Waden bei Achillessehnenproblemen).
Richtige Belastungssteuerung:
Durch gezieltes Workload-Management können solche Kompensationsmechanismen minimiert werden.
5. Verbesserung der Rückkehr zur Sportart (Return-to-Sport)
Das Workload-Management trägt dazu bei, dass der Athlet den Übergang von der Rehabilitation zum Sport (Return-to-Sport) sicher und erfolgreich bewältigen kann.
Sportartspezifische Belastungen:
Das Management ermöglicht es, sportartspezifische Bewegungen schrittweise wieder einzuführen.
Wettkampfbelastung simulieren:
Progressiv steigende Workloads bereiten den Athleten auf die intensiven Belastungen im Wettkampf vor.
Langfristige Belastbarkeit:
Eine gut gesteuerte Belastung sorgt für die langfristige Stabilität und Belastbarkeit des Gewebes.
Fazit
Ein effektives Workload-Management in der Rehabilitation nach Sportverletzungen ist entscheidend, um eine optimale Balance zwischen Belastung und Erholung zu erreichen. Es hilft:
Überlastungen zu verhindern, die den Heilungsprozess stören könnten.
Einen ausreichenden Trainingsreiz zu setzen, um die Wiederherstellung von Funktion, Kraft und Stabilität zu fördern.
Die Rückkehr zum Sport sicher und nachhaltig zu gestalten.
Durch regelmäßiges Monitoring, individuelle Anpassungen und eine enge Zusammenarbeit zwischen Physiotherapeuten, Trainern und Ärzten wird sichergestellt, dass der Athlet sowohl kurz- als auch langfristig leistungsfähig und verletzungsfrei bleibt.
Wenn Du Deinen Patienten nach einer Verletzung oder Operation in kurzen Abständen (z. B. 2–3 Mal pro Woche) befundest, kannst du durch Anamnese,
Sonografie, Palpation und spezifische Tests relativ genau bestimmen, in welcher Heilungsphase er sich gerade befindet. Auf dieser Basis lässt sich der Reha Plan und der Workload laufend anpassen und Individualisieren.
Im Folgenden sind einige konkrete Ansätze erläutert:
1. Anamnese (Gespräch)
Schmerzerfassung:
Frage den Patienten zu
Ort, Intensität und Qualität der Schmerzen
. Stelle fest, ob diese abnehmen, gleich bleiben oder sich verschlimmern.
Frühe Phasen
(Entzündungsphase): Patient berichtet häufig von starken, anhaltenden Schmerzen.
Fortgeschrittene Phasen
(Proliferation/Umbau): Schmerzen klingen ab, treten nur noch bei starker Belastung auf oder sind eher „ziehend"
Alltagsbelastung:
Erfrage, welche Aktivitäten (z. B. Gehen, Treppensteigen, leichte Arbeit) der Patient schon bewältigen kann oder welche noch problematisch sind.
Nachtschmerz
oder
Ruheschmerz:
Weist oft auf eine noch aktive Entzündung oder Belastungsüberlastung hin.
Nutzen für die Reha Planung:
Aus den Schilderungen kannst du ableiten, ob bereits eine (leichte) Steigerung der Belastung oder noch weitere Schonung angebracht ist.
2. Sonografie (Ultraschalluntersuchung)
Gewebedarstellung:
Ultraschall ermöglicht ein schnelles, kostengünstiges strahlungsfreies Bild von
Sehnen
,
Bändern
,
Muskeln
und möglichen
Flüssigkeitsansammlungen
zu generieren.
Entzündungsphase:
Sonographisch könnten noch deutliche Flüssigkeiten/Ödeme und eine „unruhige“ Struktur sichtbar sein.
Proliferation:
Bereits erste Stabilisierung, Gewebe erscheint „homogener“, Ergüsse verringern sich.
Umbauphase:
Das Narbengewebe ist klarer erkennbar, weniger Flüssigkeit.
Dynamischer Test:
Während Ultraschall kannst du das Gelenk/Gewebe leicht bewegen lassen, um zu sehen, ob es noch „reagiert“ (z. B. verschiebbare oder echoreiche Bereiche).
Nutzen für die Reha Planung:
Du siehst, ob sich die Schwellung zurückbildet oder noch ein Reizzustand vorliegt. Das hilft dem Untersuchenden zu entscheiden, ob weitere Entzündungshemmer, Schonung oder doch erhöhte Trainingsintensität sinnvoll sind.
3. Palpation (Tastuntersuchung)
Temperaturkontrolle:
Fühlt sich das Gewebe wärmer an als die Umgebung? (Entzündungszeichen)
Konsistenz:
Festigkeit der Muskulatur, Sehnen/Bänder; erkennst du Verhärtungen, Schmerzen bei leichtem Druck, Schwellungen oder Flüssigkeit?
Schmerzprovokation:
Lokalisiere genau, wo es bei Druck schmerzt und ob dieser Schmerzbereich abnimmt (Heilung) oder konstant/intensiver bleibt (Reizung).
Nutzen für die Reha Planung:
Abschätzen, ob die
Entzündung
zurückgeht, die
Schmerzhaftigkeit
abnimmt und die
Gewebespannung
sich normalisiert.
Falls weiterhin deutliche Druckdolenz vorhanden ist, könnte ein Schritt in der Reha (z. B. Verstärkung der Belastung) noch zu früh sein.
4. Spezifische Tests (Funktions- und Belastungstests)
Beweglichkeitsmessung
:
Goniometrie
oder einfache ROM-Kontrolle (Range of Motion). Steigert sich die Bewegungsfreiheit?
In frühen Phasen oft stark eingeschränkt, dann sukzessive Zunahme, wenn die Entzündung abklingt und das Gewebe ausheilt.
Krafttests
:
Isometrische Tests oder einfache manuelle Widerstandstests im schmerzfreien Bereich.
Manchmal isokinetische Tests (wenn verfügbar), um Kraft- und Muskelbalance (z. B. Quadrizeps vs. Hamstrings) objektiv zu messen.
Stabilitätstests
(bei Band- und Gelenksverletzungen):
Z. B. Schubladentest, Lachman-Test, wenn der Bandapparat betroffen war.
Steigende Stabilität deutet auf fortschreitende Heilung hin.
Propriozeption/Koordination
:
Einbeinstand, Balance-Pad-Übungen, Agility-Übungen. Je besser Koordination und Schmerzfreiheit, desto weiter kann man in der Reha voranschreiten.
Nutzen für die Reha Planung:
Klarer
Leistungsabgleich
: Fortschritte in Bewegungsumfang, Kraft und Koordination bedeuten meist das Einleiten einer weiterführenden Trainingsstufe.
Bleiben Tests auffällig, muss ggf. intensiver mit entzündungshemmenden/abschwellenden Maßnahmen gearbeitet oder ein Reha-Schritt zurückgegangen werden.
5. Praktische Vorgehensweise 2–3x pro Woche
Zu Beginn jeder Sitzung
:
Kurzes Gespräch über Schmerzen, Belastungsempfinden und Veränderung im Alltag.
Kurzuntersuchung (Palpation, Ultraschall)
:
Prüfe gezielt die betroffene Stelle z.B. auf Schwellung, Temperatur und Schmerz.
Funktions- und Belastungstests
:
Wähle passende (Kraft-, Beweglichkeits-, Stabilitätstests) aus. Dokumentiere Veränderungen gegenüber der letzten Einheit.
Interpretation
:
Vergleiche aktuelle Befunde mit dem erwarteten Status in der jeweiligen Heilungsphase (Entzündung, Proliferation, Umbau).
Anpassung des Reha Plans
:
Je nach Ergebnis passen wir Übungen (Intensität, Umfang) an.
Bei klaren Verbesserungen → nächste Reha-Stufe; bei Verschlechterung → ggf. Entlastung, erneute Entzündungshemmung ect..
Fazit
Durch das regelmäßige Befunden mit Anamnese, Sonografie, Palpation und Tests erhältst du ein detailliertes Bild des Heilungsfortschritts und Belastbarkeit.
Die jeweilige Wundheilungsphase erkennt man anhand von Schmerzzustand, Schwellung, Gewebekonsistenz und Funktionsstatus (Kraft, Beweglichkeit, Stabilität).
Diese objektiven und subjektiven Befunde bilden die Grundlage, um den Reha Plan zielgerichtet abzustimmen, den Workload zu bestimmen und Über- bzw. Unterbelastung zu vermeiden. So kannst Du frühzeitig erkennen, ob das Gewebe bereit für die nächste Belastungssteigerung ist oder noch Schonung und Entzündungshemmende bzw. Abschwellende Maßnahmen benötigt.
Eine konsequente und systematische Befundung sorgt damit für einen optimierten, sicheren Heilungsverlauf und eine bestmögliche (und sichere) Rückkehr zu voller Leistungsfähigkeit.
In den folgenden Beschreibungen, den einzelnen Kapiteln, der einzelnen Verletzungen lege ich Wert darauf, nicht nur die rein Physiotherapeutische Behandlung darzustellen, sondern ebenso den anschließenden Athletischen Aufbau und entsprechende Präventionsmaßnahmen und wenn nötig die RTP Test Batterien zu beleuchten.
Der Grund dafür ist, dass ein ganzheitliches Verständnis der Rehabilitationskette essenziell ist, um Sportlern langfristig zu einer vollen Leistungsfähigkeit zurückzuführen und weitere Verletzungen zu vermeiden.
Die Zeitangaben der einzelnen Reha Phasen sind nur indikativ und als Idealfall Angabe zu verstehen, sie hängen extrem vom Individuellen Heilungsverlauf des Verletzten Spielers ab und können durchaus extrem von den hier angegebenen Zeiten abweichen.
1. Warum nicht nur Physiotherapie allein?
Physiotherapie
schafft die
Grundlage
für die Heilung und Wiederherstellung der Funktion. Sie beinhaltet Schmerzlinderung, Entzündungshemmung, Wiedererlangung der Beweglichkeit sowie den beginnenden Muskelaufbau.
Jedoch ist das Ziel nach einer Verletzung (gerade im Sport) mehr als nur schmerzfrei zu sein oder Alltagsaktivitäten wieder aufnehmen zu können. Athleten müssen
voll belastbar
sein und in ihre gewohnten
Sportartspezifischen Bewegungen
zurückfinden.
Eine Verletzung hinterlässt oft
Defizite
in Kraft, Koordination und Ausdauer.
Wird das
Sportliche Niveau
nach der akuten Physiotherapie nicht systematisch aufgebaut, kommt es leicht zu
Rezidiven
.
2. Die Rolle des anschließenden Athletischen Aufbaus
Athletiktraining
beginnt dort, wo die reine Physiotherapie endet.
Es beinhaltet:
Steigerung der Kraft
(Konzentrisch, exzentrisch, isometrisch)
Reizsetzung für Gewebliche Adaptationsvorgänge (Maturtion)
Koordinations- und Stabilitätstraining
Plyometrische Übungen
, um Explosivkraft wiederzuerlangen
Sportartspezifische Drills
z. B. Antritte, Richtungswechsel
Ziel ist die
vollständige Belastungsfähigkeit
in der jeweiligen Sportart. Für Fußballer*innen zum Beispiel bedeutet das wieder Sprints, Zweikämpfe, Schüsse und Richtungswechsel ohne Einschränkung durchführen zu können.
Dieser Aufbauteil sichert, dass das behandelte Gewebe in Bezug auf Kraft, Ausdauer und Koordination
genug Kapazitäten
hat, um den
Leistungsanforderungen
(Wettkampf, Training) standzuhalten.
3. Prävention ist das wichtigste
Verletzungsprävention
bedeutet nicht nur, erneute Verletzungen der gleichen Art zu verhindern, sondern auch
anderen Strukturellen Problemen
vorzubeugen.
Gerade wenn ein Bereich verletzt war (z. B. die Oberschenkelmuskulatur oder ein Band am Knie), müssen umgebende Muskeln oder Gelenkfunktionen oft
Kompensieren
.
Ein vorausschauendes, präventiv orientiertes Programm (z. B. regelmäßige Stabilisationsübungen, spezifisches Krafttraining, Mobility, ausgewogene Trainingspläne) sorgt für
nachhaltige Belastbarkeit
und verringert das Risiko von
Folgeverletzungen
.
Prävention ist im Sport essenziell, um
Leistungsfähigkeit
zu halten und
Ausfallzeiten
zu minimieren…und Kosten zu sparen.
Fazit
Die
Kombination
aus
Physiotherapie
,
athletischem Aufbau
und
Prävention
ermöglicht eine
komplette Rehabilitation
, die nicht nur kurzfristig Symptome bekämpft, sondern Sportler
innen und Patient
innen
langfristig
wieder
leistungsfähig und gesund
macht.
Durch diese
ganzheitliche Betrachtung
wird sichergestellt, dass Verletzungen
optimal ausheilen
, das
Verletzungsrisiko
gesenkt wird und eine
sichere Rückkehr
in Sport und Alltag gewährleistet ist.
Nach Abschluss des athletischen Rehabilitationsaufbaus beginnt die gezielte und strukturierte Reintegration des Spielers in das Mannschaftstraining und den Spielbetrieb. Dieser Prozess erfolgt schrittweise, um die sportartspezifische Belastung sukzessive zu steigern, das Verletzungsrisiko zu minimieren und die Leistungsfähigkeit in einem realen Trainings- und Wettkampfumfeld sicher aufzubauen. Meine Grundlage dafür ist ein dreiwöchiger Wiedereingliederungsplan, der den individuellen Rehabilitationsverlauf berücksichtigt und in enger Absprache mit der medizinischen Abteilung, den Athletiktrainern und dem Trainerstab erfolgt.
Mein hier vorgestellter Wiedereingliederungsplan (z.B. eines Mittelfristig Verletzten Spielers < 10 Wochen Reha) ist natürlich wie alle in den nachfolgenden Kapiteln behandelten Rehaprotokolle als individualisierbares Konstrukt anzusehen der je nach Bedürfnis des Spielers beliebig verlängert oder auch verkürzt werden kann.
Aber Grundsätzlich achte ich auf folgende progressive Eingliederung:
In der
ersten Woche der Teilintegration
nimmt der Spieler
einmal täglich
am Mannschaftstraining teil, jedoch in reduzierter Form. Er absolviert das gemeinsame
Aufwärmen
sowie den
zentralen Teil des Trainings
, welcher technische, taktische, athletische und koordinative Inhalte umfasst. Auf die Teilnahme am letzten Trainingsabschnitt – in der Regel ein Kleinfeld- oder Großfeldspiel mit Gegnerkontakt – wird in dieser Phase bewusst verzichtet, um unnötige Belastungsspitzen sowie Zweikampfrisiken zu vermeiden. Der Fokus liegt in dieser Woche auf der
Wiedereingewöhnung in Gruppendynamik, Spielrhythmus und Bewegungsabläufe
unter kontrollierten Bedingungen.
In der
zweiten Woche
wird der Spieler in das
gesamte Teamtraining integriert
, nimmt also an allen Phasen der Trainingseinheit teil – weiterhin jedoch
nur einmal täglich
. Dabei wird besonders auf die Reaktion des Bewegungsapparats auf die vollständige Trainingsbelastung geachtet. Die Trainingsintensität wird individuell überwacht und angepasst, wobei die körperliche und mentale Belastungsverträglichkeit im Vordergrund steht. Die medizinische und athletische Abteilung begleitet diese Phase engmaschig, um frühzeitig mögliche Überlastungssymptome zu erkennen.
Ab der
dritten Woche
erfolgt die vollständige Reintegration in das reguläre Mannschaftstraining. Der Spieler ist nun auch für
zwei tägliche Trainingseinheiten
, sofern diese im Trainingsplan vorgesehen sind, freigegeben. Die Belastung ist nun wieder vergleichbar mit der seiner Mitspieler, wobei weiterhin auf individuelle Steuerung durch Monitoring-Parameter (z. B. Herzfrequenz, RPE-Skala, GPS-Daten) geachtet wird. In dieser Phase kann der Spieler je nach Verfassung und Trainingsreaktion an
belastungsintensiven Spielformen und Zweikampfsituationen vollständig teilnehmen
.
Am Ende der dritten Woche erfolgt die Teilfreigabe für den Wettkampf, unter Einhaltung eines Minutenmanagements, das sich an der Art und Schwere der vorausgegangenen Verletzung orientiert.
Der Einsatz erfolgt dabei progressiv gesteigert, typischerweise beginnend mit einem Kurzeinsatz über
15 oder 30 Minuten, gefolgt von einem
45- und 60-Minuten-Einsatz in den folgenden Wochen.
Ziel ist es, eine Rückkehr zur vollen Wettkampfbelastung über 90 Minuten kontrolliert vorzubereiten, ohne das Rückfallrisiko zu erhöhen.
Auch hier liesse sich noch weiter mit der Intensität jonglieren indem man den Spieler vom Anfang des Spiels bringt, oder erst zum Ende hin wenn die Spielintensität aufgrund von Ermüdung der Mannschaften schon etwas abgenommen hat
Wird der Spieler in einem Spiel, für das er medizinisch freigegeben wurde, nicht eingesetzt – beispielsweise aus taktischen oder strategischen Gründen – so wird er am gleichen Tag/Abend oder spätestens am Folgetag einem gezielten Kompensationstraining zugeführt.
Dieses wird in der Regel durch die Athletikabteilung des Vereins durchgeführt und stellt sicher, dass der Spieler die geplante physische Belastung nicht verpasst und auf den gleichen Belastungsstand gebracht wird wie die anderen Spieler seines Teams.
Das Kompensationstraining kann aus intensiven Intervallläufen, technischen Übungen unter hoher körperlicher Beanspruchung oder fußballspezifischen Belastungen bestehen, die an das Spielniveau angepasst sind.
Diese strukturierte Vorgehensweise erlaubt eine sichere und leistungsorientierte Rückkehr in den Trainings- und Spielbetrieb, respektiert individuelle Heilungsverläufe und integriert gleichzeitig alle relevanten sportwissenschaftlichen und medizinischen Aspekte zur Rückfallprävention und Belastungsoptimierung.
Muskelverletzungen sind die häufigsten Verletzungen im Fußball und stellen eine große Herausforderung für Spieler, Trainer und medizinisches Personal dar. Diese Verletzungen können die Leistungsfähigkeit eines Spielers erheblich beeinträchtigen und zu längeren Ausfallzeiten führen. Aufgrund der spezifischen Anforderungen des Fußballs, wie schnelle Sprints, explosive Bewegungen und intensive Richtungswechsel, sind die Muskeln besonders anfällig für Verletzungen. Dieses Kapitel bietet eine detaillierte Analyse der Arten, Ursachen und Klassifikationen von Muskelverletzungen im Fußball, mit einem besonderen Fokus auf die Munich Consensus Classification und die British Athletic Muscle Injury Classification sowie das 5-Stufen-Protokoll zur Behandlung von Muskelverletzungen.
Arten von Muskelverletzungen
Muskelverletzungen im Fußball lassen sich in zwei Hauptkategorien unterteilen:
Kontaktverletzungen
Diese treten auf, wenn ein äußerer Faktor, wie ein Tritt oder ein direkter Aufprall, den Muskel schädigt. Beispiele sind Prellungen oder Muskelquetschungen, die durch Kollisionen mit anderen Spielern verursacht werden. Solche Verletzungen führen oft zu Hämatomen und einer begrenzten Funktionalität des betroffenen Muskels.
Non-Kontakt-Verletzungen
Diese entstehen ohne äußeren Einfluss, meist durch innere Faktoren wie Überdehnung, plötzliche Belastung oder Ermüdung. Sie sind besonders häufig bei Sprints, abrupten Stopps, Sprüngen oder Richtungswechseln. Typische Beispiele sind Muskelzerrungen oder Muskelfaserrisse, die oft auf Überlastung oder unzureichende Vorbereitung zurückzuführen sind.
Ursachen von Muskelverletzungen
Muskelverletzungen im Fußball resultieren aus einer Kombination von internen und externen Faktoren:
Interne Faktoren
Muskuläre Dysbalancen:
Ungleichgewicht zwischen Agonisten und Antagonisten, z. B. Quadrizeps und ischiocrurale Muskulatur.
Vorherige Verletzungen:
Spieler mit einer Vorgeschichte von Muskelverletzungen haben ein erhöhtes Risiko für erneute Verletzungen.
Ermüdung:
Muskelermüdung reduziert die Fähigkeit, plötzliche Belastungen zu bewältigen, und erhöht das Verletzungsrisiko.
Beweglichkeit:
Eingeschränkte Flexibilität der Muskulatur kann die Dehnbarkeit und Belastbarkeit reduzieren.
Externe Faktoren
Spielintensität:
Hohe Intensität und wiederholte Belastungen im Fußball können zu Überlastung führen.
Platzbedingungen:
Unebene oder rutschige Spielflächen erhöhen das Risiko für plötzliche Bewegungen und Verletzungen.
Wetterbedingungen:
Kalte Temperaturen können die Muskeln weniger elastisch machen, was die Verletzungsanfälligkeit steigert.
Unzureichendes Aufwärmen:
Fehlende Vorbereitung vor dem Spiel oder Training erhöht das Risiko für muskuläre Probleme.
Klassifikation von Muskelverletzungen
Die genaue Klassifikation von Muskelverletzungen ist entscheidend für eine effektive Behandlung und die Prognose der Rückkehr zum Sport. Zwei International anerkannte Klassifikationssysteme sind die Munich Consensus Classification und die British Athletic Muscle Injury Classification. Beide Systeme bieten detaillierte Einteilungen, unterscheiden sich jedoch in Ansatz und Anwendung.
Munich Consensus Classification (MCC)
Die Munich Consensus Classification wurde 2012 eingeführt und basiert auf der funktionellen und strukturellen Integrität des Muskels. Sie unterscheidet Verletzungen anhand ihrer Lokalisation und ihrer Schwere:
Funktionelle Verletzungen
(keine strukturelle Schädigung sichtbar)
Typ 1:
Muskelüberlastung (z. B. DOMS - Delayed Onset Muscle Soreness).
Typ 2:
Neuro-muskuläre Dysfunktion (z. B. muskuläre Dysbalance, Spasmen).
Strukturelle Verletzungen
(sichtbare Schädigung auf MRT oder Ultraschall)
Typ 3a:
Kleine Muskelfaserrisse, weniger als 10 % des Querschnitts betroffen.
Typ 3b:
Größere Muskelfaserrisse, mehr als 10 % des Querschnitts betroffen.
Typ 4:
Totaler Muskelriss oder Muskelabriss von der Sehne.
Die MCC betont die funktionelle Bewertung und ist besonders nützlich für die Beurteilung von leichten Verletzungen, die keine strukturellen Schäden zeigen.
British Athletic Muscle Injury Classification (BAMIC)
Die British Athletic Muscle Injury Classification wurde 2014 entwickelt und fokussiert sich auf muskuläre Schädigungen und deren Lokalisation innerhalb der Muskelstruktur. Die BAMIC teilt Verletzungen in fünf Grade ein:
Grad 0:
Keine sichtbare Schädigung im MRT, jedoch klinische Symptome (z. B. Schmerzen).
Grad 1:
Leichte Verletzung, minimaler struktureller Schaden (<10 % des Muskels betroffen).
Grad 2:
Moderater Schaden (10–50 % des Muskels betroffen).
Grad 3:
Schwere Verletzung (50–100 % des Muskels betroffen).
Grad 4:
Vollständiger Muskelabriss.
Zusätzlich unterteilt die BAMIC Verletzungen nach der Lokalisation:
Myofasziale Verletzung:
Beschädigung an der Schnittstelle von Muskel und Faszie.
Muskuläre Verletzung:
Schädigung innerhalb des Muskelbauchs.
Muskulöse Tendinose:
Verletzung an der Muskel-Sehnen-Übergangszone.
Tendinöse Verletzung:
Schädigung direkt an der Sehne.
Gegenüberstellung von MCC und BAMIC
Fazit zur Klassifikation
Beide Systeme haben ihre Stärken.
Die Munich Consensus Classification bietet eine breitere Perspektive, indem sie funktionelle Dysbalancen einbezieht, während die British Athletic Muscle Injury Classification eine präzisere Diagnostik der strukturellen Schäden und deren Lokalisation ermöglicht. In der Praxis wird oft eine Kombination beider Systeme verwendet, um die Verletzung umfassend zu beurteilen und eine optimale Therapie einzuleiten.
Der Oberschenkel (insbesondere die Muskulatur der Vorder- und Rückseite) ist im Fußball mit Abstand die häufigste Verletzungsregion. Das hat sowohl anatomische, funktionelle als auch sportartspezifische Gründe. Nach Auswertungen der VBG (Verwaltungs-Berufsgenossenschaft), die u. a. den Profifußball in Deutschland versichert, entfallen in einer typischen Saison bei Profimannschaften oft rund 20–25 % aller dokumentierten Verletzungen auf den Oberschenkelbereich. Im Amateurbereich variieren die Angaben, doch auch hier steht der Oberschenkel an der Spitze der Verletzungsstatistik.
Quelle: Fussballverletzungen.com
Warum der Oberschenkel besonders häufig betroffen ist
Hohe muskuläre Belastung
Fußball erfordert explosive Bewegungen wie
Sprints, Schüsse, plötzliche Richtungswechsel
und kraftvolles Abbremsen. Dabei sind
Quadrizeps
(vorderer Oberschenkel) und
Hamstrings
(hintere Oberschenkelmuskulatur) extrem gefordert.
Die Oberschenkelmuskulatur setzt hohe Kräfte frei und muss gleichzeitig rasch reagieren (Exzentrische und Konzentrische Muskelarbeit). Das erhöht die Anfälligkeit für
Muskelzerrungen
,
Muskelfaserrisse
oder Rupturen.
Wiederholte Spitzenbelastungen
In einem typischen Fußballspiel oder Training erfolgen
zahlreiche Sprints
und
kurze Antritte
. Dabei wird die Oberschenkelmuskulatur immer wieder an ihre Leistungsgrenze gebracht.
Vor allem die
Exzentrische Belastung
beim Abbremsen ist kritisch, weil die Muskelfasern dabei stark gedehnt werden und mikroskopische Risse durch Ermüdung entstehen können.
Mögliche Defizite in Training oder Regeneration
Werden
Kraft- und Dehnübungen
speziell für die hintere Oberschenkelmuskulatur(Hamstrings)vernachlässigt, steigt das Risiko für Verletzungen.
Auch
Muskelungleichgewichte
(Dysbalancen) zwischen vorderem und hinterem Oberschenkel erhöhen die Verletzungswahrscheinlichkeit.
Unzureichende
Regenerationszeiten
und
fehlendes Aufwärm- oder Cool-down-Programm
sind zusätzliche Risikofaktoren.
Kontakt und Zweikämpfe
Gerade im Zweikampf können
Tritte
oder Zusammenstöße direkte Schäden an der Oberschenkelmuskulatur (Prellungen, sog. „Pferdekuss, Tomate“) verursachen.
Dies ergänzt die muskulären Verletzungsmechanismen durch äußere Gewalteinwirkung.
Wie oft treten Oberschenkelverletzungen laut VBG auf?
VBG-Daten aus dem Profifußball
zeigen, dass
etwa 20–25 %
aller Verletzungen an Oberschenkelmuskeln, -sehnen oder -ansätzen auftreten.
In manchen Saisons ist der Anteil laut VBG bei einzelnen Vereinen sogar noch höher, etwa
bis zu 30 %
der gemeldeten Fälle.
Bei
Amateurspielern
liegen konkrete Zahlen etwas auseinander, aber auch hier gilt der Oberschenkel als Spitzenreiter bei Muskelverletzungen.
Die VBG registriert dabei nur die gemeldeten (und somit Versicherten) Verletzungen. Daher kann davon ausgegangen werden, dass die Dunkelziffer (nicht gemeldete leichte Zerrungen oder Muskelverhärtungen) noch höher ist. Gerade bei Vereinen die sich zumindest in der Verletzungstabelle besser darstellen wollen oder die Marktwerte ihrer Spieler nicht gefährden möchten.
Everybody lies ! (Dr. Gregory House)
Fazit
Der Oberschenkel ist im Fußball am stärksten von Verletzungen betroffen, weil:
Er bei
Explosiven Aktionen
(Sprints, Schüsse) hoch belastet wird,
Exzentrische Kräfte
häufig auftreten (Abbremsen, Richtungswechsel),
Kontakt im Zweikampf
zu Prellungen und Muskelfaserschäden führen kann,
und
mögliche Trainings- bzw. Regenerationsdefizite
das Verletzungsrisiko zusätzlich erhöhen.
Die VBG-Daten belegen die hohe Verletzungshäufigkeit im Oberschenkelbereich, bei dem je nach Saison gut ein Fünftel bis ein Viertel aller Verletzungen zu verzeichnen sind. Damit ist klar, dass Prävention – etwa in Form spezifischen Kräftigungs- und Stabilisationstrainings, ausreichender Regeneration und gezielter Warm-up-/Cool-down-Programme – im Fußball unverzichtbar ist, um das Verletzungsrisiko zu senken.
Muskelverhärtungen entstehen häufig durch Überbeanspruchung,
unzureichende Regeneration oder lokale Durchblutungsstörungen in der Muskulatur. Bei Fußballspielern treten sie besonders häufig in den Oberschenkel- oder Wadenmuskeln auf, da diese Muskelgruppen während des Spiels einer konstanten und intensiven Belastung ausgesetzt sind. Die Verhärtung selbst ist ein Schutzmechanismus des Körpers, der die betroffene Region stabilisieren soll, jedoch gleichzeitig die Beweglichkeit und Leistungsfähigkeit einschränkt.
Eine Muskelverhärtung kann sich als langwieriges Problem erweisen, da sie nicht nur die sportliche Leistungsfähigkeit reduziert, sondern auch zu einer chronischen Verspannung der Muskulatur führen kann. Ohne adäquate Behandlung kann der Muskel dauerhaft verhärtet bleiben, was wiederum die Durchblutung und Nährstoffversorgung beeinträchtigt. Dadurch wird die Regeneration des Gewebes verzögert, und es besteht die Gefahr, dass sich die Verhärtung in benachbarte Muskelpartien ausbreitet. Eine anhaltende Verhärtung erhöht zudem das Risiko für Sekundärverletzungen wie Muskelfaserrisse, da das betroffene Gewebe weniger elastisch und anfälliger für plötzliche Belastungen ist.
Wird eine Muskelverhärtung nicht rechtzeitig behandelt, kann dies weitreichende Konsequenzen haben. Der Spieler könnte über längere Zeiträume nicht in der Lage sein, seine maximale Leistung abzurufen, was sowohl die individuelle Karriere als auch die Leistung der gesamten Mannschaft beeinträchtigen kann. Langfristig kann eine nicht behandelte Verhärtung zu einer Dysbalance zwischen verschiedenen Muskelgruppen führen, was wiederum die biomechanische Belastung erhöht und die Wahrscheinlichkeit von Überlastungs- oder Kompensationsverletzungen steigert. Zusätzlich können chronische Schmerzen und Verspannungen den Alltag des Sportlers beeinträchtigen, auch abseits des Sports.
Um dies zu vermeiden, ist eine frühzeitige und konsequente Behandlung unerlässlich. Dazu gehören Maßnahmen wie Physiotherapeutische Anwendungen, gezielte Dehnübungen, Massagen und gegebenenfalls physikalische Therapien wie Wärme- oder Elektrotherapie. Ebenso wichtig ist eine angepasste Belastungssteuerung, um die Muskulatur schrittweise zu entlasten und eine vollständige Regeneration zu ermöglichen. In schwereren Fällen kann die vorübergehende Reduktion oder Anpassung des Trainingsprogramms notwendig sein, um eine vollständige Heilung zu gewährleisten und erneuten Verletzungen vorzubeugen. Eine frühzeitige Intervention und eine professionelle Betreuung sind entscheidend, um eine schnelle Rückkehr zur vollen Leistungsfähigkeit zu ermöglichen und Langzeitschäden zu vermeiden.
Verhärtete Muskeln sind ein häufiges Leiden im täglichen Fussballgeschäft…meist als Relative während des Trainingsbetriebs gut Behandelbare Bagatelle.
Die Behandlung zielt darauf ab, die Muskelverspannungen zu lösen, die Durchblutung zu verbessern, die Beweglichkeit zu erhöhen und die Funktionalität des betroffenen Muskels wiederherzustellen.
Ein interdisziplinärer Ansatz, der verschiedenen Therapeutischen
Techniken kombiniert, ist am effektivsten. Die hier Beschriebene Vorgehensweise mit den Relativen Zeit/Behandlungsangaben geht von einem schweren Verlauf aus.
Ziele des Behandlungsprotokolls
Schmerzlinderung:
Reduzierung von Schmerzen durch Lösung von Muskelverspannungen und Triggerpunkten.
Verbesserung der Beweglichkeit:
Erhöhung des Bewegungsumfangs durch Dehn- und Mobilisationstechniken.
Muskelentspannung:
Förderung der Muskelentspannung und Reduzierung von Muskelverhärtungen.
Funktionelle Wiederherstellung:
Wiederherstellung der normalen Muskel- und Gelenkfunktion.
Prävention:
Verhinderung von Rückfällen durch langfristige Strategien und Übungen.
Behandlungsphasen
Phase 1: Akutphase (1–2 Tage nach Auftreten der Verhärtung)
Ziele:
Schmerzlinderung
Reduktion von Entzündungen und Schwellungen
Erhalt der Beweglichkeit
Maßnahmen:
Kälteanwendung:
Eispackungen
auf den betroffenen Muskel auflegen (15–20 Minuten, 3–4 Mal täglich), um Schwellungen und Schmerzen zu reduzieren.
Schonung und Entlastung:
Vermeidung von Überlastenden Aktivitäten, die den verhärteten Muskel weiter verhärten könnten.
Sanfte passive Bewegungsübungen:
Leichte, schmerzfreie Bewegungen des betroffenen Muskels zur Erhaltung der Gelenkbeweglichkeit.
Isometrische Muskelübungen:
Isometrische Kontraktionen
des betroffenen Muskels (Anspannen ohne Bewegung) zur Erhaltung der Muskelaktivität und Vorbeugung von Muskelatrophie.
Phase 2: Subakutphase (3–4 Tage nach Auftreten der Verhärtung)
Ziele:
Förderung der Muskelentspannung
Lösung von Triggerpunkten
Verbesserung der Durchblutung
Maßnahmen:
Triggerpunkt Behandlung:
Manuelle Triggerpunkt Therapie:
Direkte Druckausübung auf Triggerpunkte zur Lösung von Muskelverhärtungen und Schmerzlinderung.
Dry Needling:
Einsatz von dünnen Nadeln zur Deaktivierung von Triggerpunkten und Förderung der Muskelentspannung. Auch in Kombination mit Niederfrequenten Strömen.
Soft Tissue Therapie:
Massage:
Sanfte Massage der betroffenen
Muskelgruppe
zur Förderung der Durchblutung und Lösung von Verklebungen.
Myofasziale Techniken:
Anwendung von Faszien Rollen
oder anderen myofaszialen Techniken zur Lockerung des Gewebes.
Passive Dehnübungen:
Sanfte Dehnung
des betroffenen Muskels im schmerzfreien Bereich (20–30 Sekunden halten, 3–5 Wiederholungen).
Aktive Bewegungsübungen:
Einbindung von leichten aktiven Bewegungen des betroffenen Muskels zur Förderung der Muskelaktivität und Verbesserung der Beweglichkeit.
Thermotheapie:
Applikation von Warm Packungen wie Fango, Wickel mit Retterspitz
Elektrotherapie:
TENS und NF Stromformen zur Durchblutungsförderung
Phase 3: Rehabilitationsphase (5-7 Tagen)
Ziele:
Aufbau der Muskelkraft
Verbesserung der Beweglichkeit und Flexibilität
Wiederherstellung der funktionellen Bewegungen
Maßnahmen:
Deep Tissue Therapie:
Tiefengewebsmassage:
Intensivere Massage zur Lösung tiefer liegender Muskelverhärtungen und Verklebungen.
Myofasziale Release-Techniken:
Lösen von Faszien Verhärtungen zur Verbesserung der Gewebeflexibilität.
Progressive Dehnübungen:
Aktive Dehnungen:
Erweiterung des Bewegungsumfangs durch aktive Dehnübungen.
PNF-Dehnungen:
Einsatz von
PNF-Techniken
(z.B. kontrahierende und entspannende Dehnungen) zur Verbesserung der Muskelflexibilität und Beweglichkeit.
Kräftigungsübungen:
Leichte Kraftübungen:
Einsatz von Widerstandsbändern oder leichten Gewichten zur Stärkung des betroffenen Muskels.
Konzentrische und exzentrische Übungen:
Aufbau der Muskelkraft durch kontrollierte Muskelkontraktionen.
Propriozeptives Training:
Balance-Übungen:
Training auf instabilen Untergründen (z.B. Balance-Pad) zur Verbesserung der propriozeptiven Fähigkeiten und Gelenkstabilität.
Koordinationsübungen:
Einbeziehung von Übungen, die Gleichgewicht und Koordination fördern.
Phase 4: Aufbauphase
Ziele:
Weiterer Muskelaufbau
Steigerung der Bewegungsdynamik
Vorbereitung auf sportartspezifische Belastungen
Maßnahmen:
Intensiveres Krafttraining:
Kraftübungen mit höherem Widerstand:
Steigerung der Intensität bei Kräftigungsübungen (z.B. Kniebeugen, Ausfallschritte).
Funktionelle Übungen:
Integration von Übungen, die die normale Bewegungsfunktion des Muskels unterstützen.
Plyometrisches Training:
Sprungübungen:
Einführung von
plyometrischen Übungen
zur Verbesserung der Explosivkraft und Muskelreaktion.
Schnelle Richtungswechsel:
Übungen, die schnelle Bewegungen und Richtungswechsel simulieren.
Erweiterte Dehnübungen:
Dynamisches Stretching:
Bewegungsbasierte Dehnübungen zur Förderung der Muskelbeweglichkeit und Vorbereitung auf dynamische Aktivitäten.
Aktive Stretching-Programme:
Eigenständige Dehnübungen zur langfristigen Verbesserung der Flexibilität.
Sportartspezifische Übungen:
Simulation von Sportbewegungen:
Übungen, die typische Bewegungsmuster der jeweiligen Sportart nachahmen (z.B. Sprinten, Springen, Drehen).
Koordinationstraining:
Verbesserte Koordinationsübungen zur Integration von Kraft, Flexibilität und Beweglichkeit.
Phase 5: Athletischer Aufbau und Return to Competition (+/- 10 Tage)
Ziele:
Volle Wiederherstellung der sportlichen Leistungsfähigkeit
Optimierung der Muskelkraft und -ausdauer
Prävention von Rückfällen und zukünftigen Verletzungen
Maßnahmen:
Volles Krafttraining:
Hochintensives Krafttraining:
Einsatz von schweren Gewichten und komplexen Übungen zur Maximierung der Muskelkraft.
Progressive Belastungssteigerung:
Kontinuierliche Steigerung der Belastung bei Kräftigungsübungen, um die Muskelkraft und -ausdauer zu optimieren.
Sportartspezifisches Training:
Volle Integration in das Sporttraining:
Teilnahme an intensiven Trainingseinheiten, die den Anforderungen der Sportart entsprechen.
Simulierte Wettkampfsituationen:
Übungen und Drills, die typische Wettkampfsituationen nachbilden, um die Muskulatur auf reale Belastungen vorzubereiten.
Plyometrisches und Agilitätstraining:
Hochintensive Plyometrie:
Fortgeschrittene Sprung- und Explosivkraftübungen zur Verbesserung der Muskelreaktion und Schnelligkeit.
Agilitätstraining:
Übungen, die schnelle Richtungswechsel und komplexe Bewegungsmuster fördern.
Erhaltende Dehn- und Mobilisationsübungen:
Regelmäßiges Stretching:
Fortlaufende Dehnübungen zur Erhaltung der Flexibilität und Vermeidung von Muskelverkürzungen.
Mobilisationstechniken:
zur Sicherstellung der langfristigen Beweglichkeit.
Präventionsprogramme:
Stabilisations- und Propriozeptive Übungen:
Fortführung von Übungen zur Verbesserung der Gelenkstabilität und der propriozeptiven Fähigkeiten.
Regelmäßige Soft Tissue Therapien:
Anwendung von Massagen, Faszien Rollen und anderen Soft Tissue Techniken zur Vorbeugung von Muskelverhärtungen und Verklebungen.
Detaillierte Beschreibung der Behandlungstechniken
1. Dry Needling
Ziel:
Lösung von Triggerpunkten und Muskelverhärtungen, Förderung der Durchblutung und Muskelentspannung.
Durchführung:
Einsatz dünner Nadeln, die direkt in Triggerpunkte eingeführt werden, um Muskelkontraktionen zu lösen.
Vorteile:
Reduktion von Schmerzen, Verbesserung der Muskelspannung und Förderung der Heilung.
2. Triggerpunkt Behandlung
Ziel:
Direkte Linderung von Schmerzen und Muskelverspannungen durch Druck auf Triggerpunkte.
Durchführung:
Manuelle Druckausübung auf spezifische Triggerpunkte bis zur Lösung der Verspannung.
Vorteile:
Schnelle Schmerzlinderung, verbesserte Muskelentspannung und gesteigerte Beweglichkeit.
3. Soft Tissue Therapie
Ziel:
Lösung von Verklebungen und Verkürzungen im Weichteilgewebe, Verbesserung der Durchblutung.
Durchführung:
Einsatz von Massagetechniken, myofaszialem Release und anderen manuellen Methoden zur Lockerung des Gewebes.
Vorteile:
Reduktion von Muskelverspannungen, Verbesserung der Gewebeflexibilität und Förderung der Heilung.
4. Deep Tissue Therapie
Ziel:
Bearbeitung tiefer liegender Muskel- und Faszien Strukturen zur Lösung von chronischen Verspannungen und Verklebungen.
Durchführung:
Einsatz intensiver, langsamer Massagebewegungen, die tief in das Gewebe eindringen.
Vorteile:
Verbesserung der Durchblutung, Linderung von chronischen Muskelverspannungen und Förderung der Geweberegeneration.
5. Passives Dehnen
Ziel:
Verbesserung der Muskelflexibilität und Bewegungsreichweite ohne aktive Muskelkontraktion.
Durchführung:
Sanftes Dehnen des betroffenen Muskels durch den Therapeuten oder durch den Patienten selbst, ohne Widerstand.
Vorteile:
Erhöhung der Beweglichkeit, Vermeidung von Muskelverkürzungen und Verbesserung der Gelenkfunktion.
6. Releasing Behandlungen
Ziel:
Freisetzung von Muskelverspannungen und Verklebungen, Verbesserung der Beweglichkeit und Reduktion von Schmerzen.
Durchführung:
Kombination aus Massagetechniken, Stretching und Mobilisation, um verspannte Muskelpartien zu lösen.
Vorteile:
Entspannung der Muskulatur, Reduktion von Schmerzen und Verbesserung der Beweglichkeit.
7. PNF (Propriozeptive Neuromuskuläre Fazilitation)
Ziel:
Verbesserung der Bewegungsreichweite und Muskelkraft durch spezielle Dehn- und Kontraktionsmuster.
Durchführung:
Kombination von passivem Dehnen und aktiver Muskelkontraktion, oft unter Anleitung eines Therapeuten.
Vorteile:
Steigerung der Flexibilität, Verbesserung der Muskelkoordination und Förderung der neuromuskulären Effizienz.
Progression und Anpassung
Individuelle Anpassung:
Der Fortschritt des Patienten wird kontinuierlich überwacht und das Protokoll entsprechend angepasst, um optimale Ergebnisse zu gewährleisten.
Schmerzfreie Ausführung:
Alle Übungen und Techniken werden schmerzfrei durchgeführt. Schmerzen über einem bestimmten Schwellenwert (z.B. 3 auf der VAS Skala) sind zu vermeiden und die Intensität der Übungen entsprechend anzupassen.
Integration von Sportarten:
Frühzeitig können sportartspezifische Bewegungen integriert werden, um die Rückkehr zur vollen Leistungsfähigkeit zu unterstützen.
Präventionsmaßnahmen
Regelmäßiges Dehnen und Mobilisieren:
Einbindung von täglichen Dehnübungen zur Erhaltung der Muskelflexibilität und Beweglichkeit.
Kräftigungsübungen:
Fortlaufende Stärkung der betroffenen Muskulatur und der umliegenden Stabilisatoren zur Vorbeugung von erneuten Muskelverspannungen.
Propriozeptive und Balanceübungen:
Regelmäßiges Training auf instabilen Untergründen zur Verbesserung der Gelenkstabilität und zur Vorbeugung von Verletzungen.
Ergonomische Anpassungen:
Analyse und Anpassung von Haltung und Bewegungsmustern zur Vermeidung von Überlastungen und Fehlbelastungen.
Regelmäßige Soft Tissue Pflege:
Anwendung von Faszien Rollen, Massagen und anderen Soft Tissue Techniken zur Aufrechterhaltung der Gewebeflexibilität und Vermeidung von Muskelverhärtungen.
Zusätzliche Hinweise
Kommunikation:
Ständige Abstimmung mit dem behandelnden Physiotherapeuten, Arzt und mit dem Trainer ist entscheidend für den Erfolg der Behandlung.
Patientenaufklärung:
Der Spieler sollte über die Bedeutung der Einhaltung des Behandlungsplans, der korrekten Durchführung der Übungen und der Präventionsmaßnahmen informiert und motiviert werden.
Dokumentation:
Fortschritte und eventuelle Anpassungen des Behandlungsplans sollten sorgfältig dokumentiert werden, um eine optimale Therapieanpassung und Monitoring zu gewährleisten.
Fazit
Ein umfassendes Physiotherapeutisches Behandlungsprotokoll für eine Muskelverhärtung integriert verschiedene Techniken zur Schmerzlinderung, Muskelentspannung, Kräftigung und Beweglichkeitssteigerung. Durch die systematische Anwendung kann eine schnelle und effektive Rehabilitation erreicht werden. Der athletische Aufbau erfolgt schrittweise und zielgerichtet, um eine sichere Rückkehr zur vollen Leistungsfähigkeit und zur Prävention zukünftiger Muskelverhärtungen zu gewährleisten.
Eine Muskelzerrung der Adduktoren ist eine häufige Sportverletzung, die meist durch Überbelastung oder plötzliche Bewegungen wie Sprints, Richtungswechsel oder Kicks entsteht. Das Ziel der Therapie ist es, die Heilung zu fördern, Schmerzen zu reduzieren, die Funktion wiederherzustellen und die Rückkehr in den Sport sicher zu gestalten.
Phase 1: Akutphase (0–5 Tage)
Ziele: Entzündungs- und Schmerzkontrolle, Schutz der verletzten Muskulatur.
Schmerz- und Entzündungsreduktion:
Kompression des Verletzten Muskels
Kühlen ist hier nur bedingt nötig, wenn nur in Verbindung eines Systems wie Game Ready ect.
Entlastung: Vermeidung schmerzhafter Bewegungen (z. B. Adduktion oder Spreizen des Beins).
Manuelle Therapie:
Sanfte Lymphdrainage bei Schwellung.
Weiche Massagetechniken zur Lösung von Spannungen in der umgebenden Muskulatur, nicht des betroffenen Muskels (Myositis ossificans gefahr)
Mobilisation und Aktivierung:
Passive Mobilisation der Hüfte und des Beckens (schmerzfrei).
Isometrische Übungen der Adduktoren im schmerzfreien Bereich (z. B. sanftes Zusammenpressen eines Kissens zwischen den Knien im Liegen).
Phase 2: Subakutphase (5–14 Tage)
Ziele: Verbesserung der Beweglichkeit, Durchblutungsförderung, leichte Aktivierung der Muskulatur.
Schmerzarme Mobilisation:
Passive und aktive Mobilisation der Hüft- und Leistenregion.
Bewegungsübungen ohne Belastung der Adduktoren (z. B. Fahrradfahren ohne Widerstand).
Sanfte Dehnung:
Leichte, statische Dehnung der Adduktoren (z. B. im Sitzen mit gespreizten Beinen, sanft nach vorne lehnen).
Kräftigung:
Beginn mit isometrischem Training der Adduktoren:
Sanftes Zusammenpressen eines Medizinballs oder Kissens (5–10 Sekunden, 3–5 Wiederholungen).
Aktivierung der umliegenden Muskulatur (Gluteus, Quadrizeps, Hamstrings) ohne Adduktorenbelastung.
Propriozeption:
Einbeinstand auf stabilem Untergrund, unterstützt bei Bedarf.
Phase 3: Rehabilitationsphase (2–4 Wochen)
Ziele: Aufbau von Kraft, Stabilität und Koordination.
Kräftigung der Adduktoren:
Konzentrisches Training:
Adduktorentraining mit elastischen Bändern (z. B. Bein nach innen ziehen im Stehen).
Seitenlage: Oberes Bein anheben und senken (leichte Gewichte optional).
Exzentrisches Training:
Adduktoren-Slide-Übungen (z. B. Beinschlitten): Kontrolliertes Gleiten des Beins auf einem Tuch oder Schlitten.
Core- und Beckenstabilität:
Plank-Varianten: Seitliche Plank mit leichter Adduktorenaktivierung (z. B. Ball oder Kissen zwischen die Knie).
Glute-Bridge mit geschlossenen Beinen und zusätzlicher Ball-Kompression.
Koordination und Balance:
Einbeinstand auf instabilen Untergründen (z. B. Balance-Pad oder Therapiekreisel).
Seitliche Schritte mit Minibands.
Bewegungsübergänge:
Erste sportartspezifische Bewegungen wie sanfte Ausfallschritte oder Side-Steps.
Phase 4: Aufbauphase (4–6 Wochen)
Ziele: Dynamischer Kraftaufbau, Stabilität und sportartspezifisches Training.
Fortgeschrittenes Krafttraining:
Adduktoren:
Progression der Slide-Übungen mit höherer Belastung.
Kniebeugen mit Adduktorenaktivierung:
Gymnastikball oder Block zwischen die Knie.
Einbeinige Übungen:
Bulgarian Split Squats, einbeinige Deadlifts.
Propriozeption und Stabilisation:
Seitliche Sprünge auf weichem Untergrund (z. B. Matten) mit stabiler Landung.
Balance-Übungen mit Ball (z. B. Einbeinstand, Ball fangen).
Plyometrisches Training:
Erste sanfte Sprungübungen:
Beidbeinige und einbeinige Sprünge.
Seitliche Sprungbewegungen.
Sportartspezifische Belastungen:
Richtungswechsel bei langsamer Geschwindigkeit.
Kontrollierte Sprints und Beschleunigungsübungen.
Ballkontrolle und einfache Dribbling-Übungen im Fußball.
Phase 5: Return-to-Sport-Phase (ab 6. Woche)
Ziele: Wiederherstellung der vollen Belastbarkeit und sportartspezifischer Fähigkeiten.
Maximale Kräftigung und Stabilität:
Volle Kraftübungen mit Zusatzgewicht (z. B. Langhantel-Kniebeugen, Romanian Deadlifts).
Seitliche Ausfallschritte mit Gewicht oder Widerstandsbändern.
Plyometrisches Training:
Intensive Sprungübungen (z. B. Box Jumps, einbeinige Sprünge mit Richtungswechsel).
Seitliche und diagonale Sprünge mit Landekontrolle.
Sprints und Beschleunigung:
Intervalltraining: Sprints mit plötzlichen Stopps.
Kombination von Dribbling und kurzen Sprints im Fußballtraining.
Komplexes Sportartspezifisches Training:
Intensives Fußballtraining mit dynamischen Richtungswechseln, Tacklings und Schusstraining.
Spielformen (2v2, 3v3) mit progressiv steigender Intensität.
Prävention:
Regelmäßiges exzentrisches Training der Adduktoren.
Stetige Verbesserung der Hüftstabilität und Bewegungskoordination.
Fazit
Die Rückkehr zum Sport sollte nur bei vollständiger Schmerzfreiheit erfolgen.
Eine enge Zusammenarbeit mit Trainern und Therapeuten ist wichtig, um die Belastung individuell anzupassen.
Regelmäßige Präventionsübungen sind entscheidend, um erneute Adduktorenverletzungen zu vermeiden.
Ein schwerer Muskelfaserriss der Adduktoren ist eine ernsthafte Verletzung, die eine strukturierte und systematische Rehabilitation erfordert, um die vollständige Funktion der Muskulatur wiederherzustellen und die Rückkehr in den Sport sicher zu gestalten. Dieses Protokoll ist in fünf Phasen unterteilt und berücksichtigt den gesamten Heilungsverlauf von der akuten Phase bis zur Rückkehr in den Wettkampfsport.
Phase 1: Akutphase (0–7 Tage)
Ziele: Schmerzkontrolle, Reduktion von Schwellungen und Entzündungen, Schutz des verletzten Gewebes.
Ruhe und Schutz:
Belastung vermeiden, gegebenenfalls Verwendung von Unterarmgehstützen.
Schmerzhafte Bewegungen der Adduktoren (z. B. Spreizen des Beins) vermeiden.
Entzündungs- und Schmerzkontrolle:
Am Platz:
Kompression (elastischer Verband
z.B.mit Gerollter Binde als Komprimierendes Kissen), Hochlagern.
Einnahme von entzündungshemmenden Medikamenten (nach ärztlicher Absprache).
Manuelle Therapie:
Lymphdrainage zur Reduktion von Schwellungen.
Sanfte Mobilisation der umliegenden Gelenke (Hüfte, Knie) zur Förderung der Durchblutung und Vermeidung von Bewegungseinschränkungen.
Frühe Aktivierung:
Isometrische Übungen:
Sanftes Zusammenpressen eines Kissens zwischen den Knien, nur im schmerzfreien Bereich (5–10 Sekunden halten, 5 Wiederholungen).
Mobilisation ohne Belastung: Aktive Bewegungen der Hüfte in neutraler Position, ohne Dehnung oder Anspannung der Adduktoren.
Phase 2: Subakutphase (1–3 Wochen)
Ziele: Förderung der Heilung, Wiederherstellung der Beweglichkeit, schmerzfreie Aktivierung der Muskulatur.
Steigerung der Beweglichkeit:
Passive und aktive Mobilisation der Hüfte und Leiste im schmerzfreien Bereich.
Sanfte Dehnungsübungen der Adduktoren ohne Überlastung:
Im Sitzen, Beine leicht gespreizt, sanftes Nach-Vorne-Lehnen (10–15 Sekunden halten).
Muskelaktivierung:
Isometrisches Training:
Progression der Halteübungen mit leichtem Widerstand (z. B. Theraband oder Medizinball).
Leichte dynamische Übungen:
Aktives Anziehen des Beins zur Körpermitte gegen minimalen Widerstand (Theraband, geringe Spannung).
Stabilisierung der Hüft- und Beckenregion:
Beckenlift (Glute-Bridge) mit Kissen zwischen den Knien.
Seitlicher Unterarmstütz mit Stabilisierung (keine dynamische Bewegung).
Propriozeption:
Einbeinstand auf stabilem Untergrund, unterstützend durch Festhalten bei Bedarf.
Phase 3: Rehabilitationsphase (3–6 Wochen)
Ziele: Aufbau von Kraft, Stabilität und Verbesserung der funktionellen Bewegungsmuster.
Gezielte Kräftigung der Adduktoren:
Konzentrisches Training:
Bein nach innen ziehen mit elastischem Band in Rücken- oder Seitenlage.
Steigerung durch höheren Widerstand bei fortschreitender Heilung.
Exzentrisches Training:
Adduktoren-Slide-Übungen: Gleiten des verletzten Beins auf einem glatten Untergrund, langsames Zurückziehen.
Kräftigung der umgebenden Muskulatur:
Hüftabduktoren (z. B. seitliches Gehen mit Miniband).
Gluteale Muskulatur (z. B. einbeinige Glute-Bridge).
Quadrizeps und Hamstrings (z. B. Step-ups, Beinpressen).
Core-Stabilität und Balance:
Plank-Varianten mit Zusatzbelastung (z. B. Ball zwischen den Knien zusammendrücken).
Seitliche Planks mit leichtem Widerstand.
Funktionelle Bewegungsmuster:
Ausfallschritte (sanft, ohne Überlastung der Adduktoren).
Laterale Schritte mit Theraband-Widerstand.
Bewegungskontrolle:
Propriozeptionstraining: Einbeinstand auf instabilem Untergrund (z. B. Balance-Pad) mit dynamischen Armbewegungen.
Phase 4: Aufbauphase (6–8 Wochen)
Ziele: Aufbau dynamischer Kraft, Verbesserung der Belastbarkeit und sportartspezifische Vorbereitung.
Fortgeschrittenes Krafttraining:
Kniebeugen mit Zusatzbelastung und stabilisierender Adduktorenaktivierung (z. B. Ball zwischen den Knien).
Einbeinige Übungen: Bulgarian Split Squats, Step-downs.
Sportartspezifische Belastungen:
Seitliches Springen mit stabiler Landung.
Beschleunigung und Abbremsen in gerader Linie.
Richtungswechsel bei geringer Geschwindigkeit.
Plyometrisches Training:
Beidbeinige und einbeinige Sprünge in die seitliche Bewegung (z. B. Box Jumps mit seitlicher Landung).
Seitliche Sprungbewegungen mit Landekontrolle.
Ballarbeit (Fußball):
Langsame Passübungen und kontrolliertes Dribbling.
Erste Richtungswechsel mit Ball ohne Volllast.
Phase 5: Return-to-Sport-Phase (ab Woche 8–12)
Ziele: Wiederherstellung der vollen Belastbarkeit, sportartspezifisches Training und Prävention.
Maximale Belastbarkeit:
Langhantel-Kraftübungen (z. B. Kniebeugen, Deadlifts) mit progressivem Widerstand.
Seitliche Ausfallschritte mit Gewichten.
Plyometrisches Training:
Intensivere Sprungübungen (z. B. Sprung in diagonale Bewegungen).
Sprints mit plötzlichem Abbremsen und Wiederbeschleunigen.
Sportartspezifisches Training:
Hohe Intensität bei Richtungswechseln und Ballarbeit.
Simulation von Spielsituationen (z. B. 1-vs-1-Drills).
Prävention:
Regelmäßiges exzentrisches Adduktorentraining (z. B. Copenhagen Plank).
Verbesserung der Bewegungsmechanik und Stabilität (z. B. Hüft- und Beckenstabilitätstraining).
Zusätzliche Hinweise:
Die Rückkehr in den Sport sollte nur bei vollständiger Schmerzfreiheit und ohne funktionelle Defizite erfolgen.
Präventive Übungen sollten auch langfristig in das Trainingsprogramm integriert werden, um erneute Verletzungen zu vermeiden.
Eine Quadrizepszerrung ist eine Überdehnung oder teilweise Schädigung des M.Quadriceps, speziell der M.Rectus femoris und sehr selten der Vasten, an der Vorderseite des Oberschenkels. Diese Verletzung entsteht häufig durch eine plötzliche, starke Belastung, die die Dehnbarkeit des Muskels übersteigt. Im Fußball sind typische Ursachen abrupte Sprints, schnelle Richtungswechsel oder kraftvolle Schüsse, die den Muskel stark beanspruchen. Auch unzureichendes Aufwärmen erhöht das Risiko, da kalte Muskeln weniger elastisch sind. Zudem kann Muskelermüdung im Laufe eines Spiels oder Trainings dazu führen, dass der Quadrizeps weniger stabil arbeitet und anfälliger für Verletzungen wird. Dysbalancen oder eine ungleichmäßige Belastung der Muskulatur können ebenfalls eine Rolle spielen, da sie den Muskel zusätzlich belasten.
Phase 1: Akutphase (0–7 Tage)
Ziele: Schmerzlinderung, Reduktion von Entzündung/Schwellung, Schutz des verletzten Muskels.
Schutz und Schmerzkontrolle:
Kompression mit elastischem Verband
Sportliche Belastung sofort stoppen, eventuell Entlastung mit Gehstützen bei starken Schmerzen.
Manuelle Therapie:
Lymphdrainage:
Fördert den Abtransport von Flüssigkeit und reduziert Schwellungen.
Sanfte Mobilisation der umgebenden Gelenke (Hüfte, Knie), um Durchblutung zu verbessern.
Frühe Aktivierung (im schmerzfreien Bereich):
Isometrische Übungen:
Sanfte Anspannung des Quadrizeps ohne Bewegung des Knies (5–10 Sekunden halten, 3–5 Wiederholungen) z.B in HG Extension und Knieflexion.
Mobilisation der Hüfte und des Knies im schmerzfreien Bereich (z. B. Beugen und Strecken des Beins in Rückenlage).
Entspannungstechniken:
Wärmeanwendungen (nach den ersten 48 Stunden, wenn die Schwellung abgenommen hat).
Sanfte Massagen der umgebenden Muskulatur, ohne den verletzten Bereich direkt zu belasten.
Phase 2: Subakutphase (1–3 Wochen)
Ziele: Verbesserung der Beweglichkeit, Förderung der Heilung, erste muskuläre Aktivierung.
Dehnung des Quadrizeps:
Sanfte statische Dehnübungen (z. B. Fersensitz oder in Bauchlage das Sprunggelenk Richtung Gesäß ziehen) – 10–15 Sekunden, 3–5 Wiederholungen.
Muskelaktivierung:
Isometrische Übungen:
Intensivierung durch leichten Widerstand (z. B. Kissen unter das Knie in Rückenlage drücken), Seil-oder Gummizug.
Dynamische Übungen im schmerzfreien Bereich:
Knie strecken mit minimalem Widerstand (z. B. Theraband).
Aktivierung der Hüftbeuger und Abduktoren.
Manuelle Therapie und Massage:
Lösen von Verklebungen und Spannungen der umliegenden Muskulatur.
Myofasziale Techniken und sanfte Querfriktionen (wenn toleriert).
Stabilisierung und Propriozeption:
Einbeinstand auf stabilem Untergrund.
Übungen zur Aktivierung der Core-Muskulatur (z. B. Plank-Variationen).
Phase 3: Rehabilitationsphase (3–6 Wochen)
Ziele: Wiederherstellung der Muskelkraft, Verbesserung der Beweglichkeit und funktionellen Belastung.
Kräftigung des Quadrizeps:
Konzentrisches Training:
Beinstrecker-Übungen an der Maschine (niedrige Intensität, hohe Wiederholungen).
Kniebeugen ohne Gewicht, Bewegungsumfang schrittweise steigern.
Exzentrisches Training:
Langsames Absenken des Körpers bei Step-Downs oder Kniebeugen
Isometrisches Training
Knieextension in HG Extension, Knieextension in BL mit unterlagerten Füssen, oder in Rückenlage mit extendiertem HG und Knie in Flexionsstellung
Steigerung der Beweglichkeit:
Intensivere statische und dynamische Dehnübungen:
Fersensitz oder Ausfallschritt mit Hüftstreckung (Quadrizeps-Dehnung).
Progression der Mobilisation des Kniegelenks (volles Beugen und Strecken).
Stabilisation und Balance:
Übungen auf instabilen Untergründen (z. B. Balance-Pad) mit kontrollierten Bewegungen.
Integration der Hüft- und Beckenstabilität (z. B. seitlicher Unterarmstütz mit Beinabduktion).
Funktionelle Bewegungen:
Laterale Schritte mit Miniband um die Knie.
Leichte Ausfallschritte (forward lunges).
Phase 4: Aufbauphase (6–8 Wochen)
Ziele: Aufbau der dynamischen Kraft, Belastbarkeit und Vorbereitung auf sportartspezifische Bewegungen.
Fortgeschrittenes Krafttraining:
Kniebeugen mit Gewicht (Langhantel oder Kurzhantel, progressiv steigern).
Ausfallschritte mit Zusatzbelastung (z. B. Kurzhanteln oder Gewichtsweste).
Beinpressen mit gerader Beinachse.
Plyometrisches Training:
Beidbeinige und einbeinige Sprünge (Box Jumps, Drop Jumps mit kontrollierter Landung).
Explosive Richtungswechsel im leichten Tempo.
Sportartspezifische Übungen:
Beschleunigungs- und Abbremsübungen in gerader Linie. Stop and Go’s, Schusssimulation mit Seilzug oder Gummizug. Sprint und Antrittsimulation am z.B.Keiser Runner o.ä.
Erste Übungen mit Ball (z. B. Passen, Dribbeln bei Fußball).
Propriozeption und Stabilisation:
Steigerung der Balanceübungen (z. B. einbeinige Kniebeugen auf instabilem Untergrund).
Übungen für die Rumpfstabilität, um die Belastung auf das Knie zu reduzieren.
Phase 5: Return-to-Sport-Phase (ab Woche 8)
Ziele: Maximale Belastbarkeit und sichere Rückkehr zum Wettkampfsport.
Maximale Kraftentwicklung:
Fortschrittliches Krafttraining mit maximaler Belastung (z. B. Kniebeugen, Bulgarian Split Squats).
Exzentrische Übungen: Nordic Hamstrings kombiniert mit Quadrizeps Training.
Hochintensives Plyometrie-Training:
Sprints mit plötzlichem Stop-and-Go.
Laterale Sprünge mit explosiver Kraftentwicklung.
Sportartspezifische Bewegungen:
Simulation von Spielsituationen (z. B. Antritt und Richtungswechsel mit Ball).
Belastung durch Wettkampfübungen (z. B. 1-vs-1-Duelle im Fußball).
Stop and Go Übungen, Rückwärtssprints
Schusssimulation am Seilzug oder Gummiband
z.B mit verschiedenen.Stärken
Prävention:
Regelmäßiges exzentrisches Training der Quadrizeps Muskulatur (z. B. Bulgarian Split Squats, Nordic Hamstring kombiniert mit Hüftflexion).
Stärkung der gesamten Beinmuskulatur und Core-Stabilität.
Fazit
Während der gesamten Rehabilitation ist auf eine schmerzfreie Ausführung aller Übungen zu achten.
Ein schrittweiser Belastungsaufbau reduziert das Risiko für Rückfälle.
Die Prävention durch exzentrisches Training und regelmäßiges Stretching sollte langfristig in das Trainingsprogramm integriert werden.
Ein Muskelfaserriss des Quadrizeps ist eine schwerwiegendere Muskelverletzung, bei der einzelne oder mehrere Muskelfasern des vorderen Oberschenkelmuskels, meist auch hier des Rectus femoris, reißen. Diese Verletzung entsteht durch eine plötzliche, übermäßige Belastung oder eine abrupte Dehnung des Muskels, die seine Belastungsgrenze überschreitet. Im Fußball treten Muskelfaserrisse häufig bei explosiven Bewegungen wie intensiven Sprints, plötzlichen Richtungswechseln oder kraftvollen Schüssen auf, da der Quadrizeps dabei stark beansprucht wird. Auch eine unzureichende Erwärmung oder vorangegangene Muskelermüdung kann das Risiko erhöhen, da der Muskel dann weniger widerstandsfähig ist. In einigen Fällen führen muskuläre Dysbalancen oder eine falsche Belastungsverteilung dazu, dass der Quadrizeps besonders anfällig für Verletzungen wird. Ein Muskelfaserriss äußert sich typischerweise durch einen plötzlichen, stechenden Schmerz, oft begleitet von einer sichtbaren Schwellung oder einem Bluterguss, und führt zu einer deutlich eingeschränkten Beweglichkeit und Belastbarkeit des betroffenen Beins.
Phase 1: Akutphase (0–5 Tage)
Ziele: Schmerzlinderung, Kontrolle der Entzündung und Schutz des verletzten Bereichs.
Akut Versorgung:
Pause:
Ruhigstellung und Vermeidung jeglicher Belastung.
Kompression:
Elastische Binden, um Schwellungen zu minimieren.
Hochlagerung:
Verletztes Bein über Herzhöhe positionieren.
Manuelle Therapie:
Lymphdrainage:
Fördert den Abtransport von Schwellungen und unterstützt den Heilungsprozess.
Sanfte Mobilisation angrenzender Gelenke (Hüfte, Knie) zur Förderung der Durchblutung ohne Belastung des Quadrizeps.
Frühe Bewegungsübungen:
Passive und assistive Mobilisation des Kniegelenks (im schmerzfreien Bereich).
Isometrische Übungen:
Leichte Muskelanspannung ohne Bewegung (5 Sekunden halten, 5–8 Wiederholungen).
Entspannungstechniken:
Wärmeanwendungen außerhalb des Verletzungsbereichs zur Muskelentspannung.
Sanfte Dehnung benachbarter Muskulatur (z. B. Hüftbeuger).
Phase 2: Subakutphase (5 Tage – 3 Wochen)
Ziele: Förderung der Geweberegeneration, Wiederherstellung der Beweglichkeit und erste Aktivierung der Muskulatur.
Dehnung des Quadrizeps:
Sanfte, statische Dehnübungen im schmerzfreien Bereich:
Fersensitz mit leichtem Zug auf den Quadrizeps (10–15 Sekunden halten, 3–5 Wiederholungen).
Dynamische Mobilisation (z. B. kontrollierte Pendelbewegungen des Beins).
Muskelaktivierung:
Isometrisches Training:
Kräftigung des Quadrizeps durch Druck gegen ein festes Kissen (5–10 Sekunden halten, 5–8 Wiederholungen).
Leichte dynamische Übungen:
Beugen und Strecken des Knies gegen minimalen Widerstand (z. B. Theraband).
Kräftigung benachbarter Muskelgruppen:
Aktivierung der Hüftmuskulatur (Abduktoren, Adduktoren) und Core-Muskulatur durch Plank-Variationen oder Hüftbrücken.
Manuelle Therapie:
Querfriktionen:
Um Verklebungen zu lösen (falls toleriert).
Förderung der Gewebebeweglichkeit durch myofasziale Techniken.
Koordination und Stabilität:
Einbeinstand auf stabilem Untergrund.