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Beschreibung

Bei dir ist ein erzählender Glaubenskurs speziell für 10- bis 13-jährige Young Teens. 10- bis 13-Jährige sind schon zu alt für klassische Jungschargeschichten und noch zu jung für herausfordernde Bibelarbeiten. Bei dir füllt diesen "Zwischenraum" mit einem erzählenden Glaubenskurs: > 12 ausgearbeitete Einheiten orientieren sich an Beziehungsthemen aus der Lebenswelt der Young Teens: Wo gehöre ich dazu? Wie will ich sein? Wie erleben mich andere? Von diesen Alltagsfragen her ergibt sich die Beschäftigung mit den Grundlagen des Glaubens. > Den Kern jeder Einheit bilden erzählte Begegnungsgeschichten aus dem Neuen Testament. Sie werden an Knotenpunkten durch vertiefende Fragen unterbrochen, die gemeinsam diskutiert werden. So kommt die biblische Geschichte mitten hinein ins Leben der Young Teens. > Alle Einheiten sind in sich abgeschlossen und können frei kombiniert werden. Zusätzlich lassen sich Einheiten zu den Themen Liebe, Hoffnung und Nachfolge verbinden. Das Buch bietet fundiertes Wissen rund um die Zielgruppe der Young Teens - von Entwicklungspsychologie über Theologie bis hin zu Gesprächshilfen, außerdem Praxistipps zum Erzählen von Geschichten und zum Thema Taufe.

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In unseren Veröffentlichungen bemühen wir uns, die Inhalte so zu formulieren, dass sie Frauen und Männern gerecht werden, dass sich beide Geschlechter angesprochen fühlen, wo beide gemeint sind, oder dass ein Geschlecht spezifisch genannt wird. Nicht immer gelingt dies auf eine Weise, dass der Text gut lesbar und leicht verständlich bleibt. In diesen Fällen geben wir der Lesbarkeit und Verständlichkeit des Textes den Vorrang. Dies ist ausdrücklich keine Benachteiligung von Frauen oder Männern.

Dieser Kurs ist in Kooperation mit dem CVJM-Landesverband Württemberg entstanden.

Impressum

© 1. Auflage 2015

buch+musik ejw-service gmbh, Stuttgart

All rights reserved.

ISBN Buch978-3-86687-109-0

ISBN E-Book978-3-86687-118-2

Lektorat: Birgit Götz, Marburg

Gestaltung und Satz: buch+musik – Heike Volz, Stuttgart

Bildrechte Illustrationen im Textteil: © Artco – Fotolia.com

Bildrechte Autorenfotos: privat

www.ejw-buch.de

Inhalt

Vorwort von Pfr. Gottfried Heinzmann

Vorwort von Prof. Dr. Friedrich Schweitzer

Die Kurskompetenz

Bei dir. Gott setzt ein Willkommenszeichen – Eine Einleitung

Young Teens – Beobachtungen einer bisher wenig beachteten Zielgruppe

Nicht mehr Kind, noch nicht erwachsen – Entwicklungspsychologische Entdeckungen

Worauf es wirklich ankommt – Elementarisierung und Kindertheologie

Wenn einer eine Reise tut – Ein Plädoyer für das Erzählen

Hilfen zum Gespräch – Wie ein Austausch gelingen kann

Das Kursprogramm

Teil A – Gott: Wo gehöre ich dazu?

1.   Warum gibt’s mich? Ich bin gewollt. – Gott für alle.
Der Kämmerer aus Äthiopien, Apostelgeschichte 8,26-40
2.   Wer bin ich? Ich bin wertvoll. – Jesus gibt Identität.
Die Heilung der blutflüssigen Frau, Markus 5,21-34
3.   Wer braucht mich? Ich bin gefragt. – Gott kommt zu mir.
Die Heilung des besessenen Geraseners, Markus 5,1-20
4.   Wo stehe ich? Ich bin gemocht. – Gott als Freund.
Die Auferweckung des Lazarus, Johannes 11,1-44

Teil B – Ich: Wie will ich sein?

5.   Wer beschuldigt mich? Ich bin entschuldigt. – Jesus lässt mich nicht hängen.
Die Verbrecher am Kreuz, Lukas 23,32-33.38-48
6.   Wie sehe ich aus? Ich bin schön. – Jesus gibt mir Ausstrahlung.
Die Heilung des Gelähmten, Apostelgeschichte 3,1-8
7.   Was mache ich mit meiner Angst? Ich bin mutig. – Gott killt die Angst.
Der Fischzug des Petrus, Lukas 5,1-11
8.   Was hält mich gefangen? Ich bin frei. – Jesus sprengt die Ketten.
Paulus und Silas im Gefängnis, Apostelgeschichte 16,23-34

Teil C – Die anderen: Wie erleben mich andere?

9.   Wie stehe ich dazu? Ich bin ehrlich. – Gott macht stark.
Paulus in Lystra, Apostelgeschichte 14,8-20
10. Was will ich weitergeben? Ich bin fröhlich. – Gott schenkt die Fülle.
Hochzeit zu Kana, Johannes 2,1-11
11. Wie gehe ich mit anderen um? Ich bin berührt. – Jesus leidet mit.
Der barmherzige Samariter, Lukas 10,25-37
12. Was kann ich für dich tun? Ich bin für dich da. – Jesus verbindet.
Der Hauptmann Kornelius, Apostelgeschichte 10,1-48

Das Kursspecial

Erste Schritte im Glauben

Eine Tauferinnerung mit Young Teens feiern

Die Young Teen-Taufe

Die Herausgeber

Die Autoren

Die Kettenkombination

Die einzelnen biblischen Geschichten können auch unter einem bestimmten Thema zu einer Themenkette aneinandergereiht werden.

Vorschläge für Kettenkombinationen:

   Liebe (Einheiten 1, 4, 5, 6, 11)

   Hoffnung (Einheiten 2, 8, 10, 12)

   Nachfolge (Einheiten 3, 4, 7, 9)

Vorwort von Pfr. Gottfried Heinzmann

„Wenn dein Kind dich morgen fragt“, mit diesen Worten werden Erwachsene in der Bibel dazu aufgefordert, Auskunft zu geben über den eigenen Glauben. Sie sollen dabei die Geschichte Gottes mit den Menschen erzählen und erläutern, wie es dazu kam, dass Gott dem Volk Israel die Gebote gegeben hat (vgl. 5. Mose 6,20 ff.). Anlass dazu bildet die Frage eines Kindes.

Wenn Young Teens Fragen stellen, richtet sich ihr Interesse zunächst einmal weder auf die Gebote noch auf biblische Geschichten. Es gibt viele andere Themen und Notwendigkeiten, die näher liegen. Sie müssen sich den Herausforderungen in der Schule stellen, sie müssen ihren Platz in der Gemeinschaft mit Gleichaltrigen finden, sie müssen sich selbst finden: Wo gehöre ich dazu? Wie will ich sein? Wie erleben mich andere? Dass der vorliegende Glaubenskurs bei diesen Fragen ansetzt und eine Verbindung zur Bibel herstellt, ist seine besondere Stärke.

Wenn Young Teens Fragen stellen, brauchen sie sensible Gesprächspartner. Dass gerade bei Fragen, die die eigene Identität betreffen, eine hohe Sensibilität gefordert ist, liegt auf der Hand. Ob und wie es gelingt, eine offene Gesprächsatmosphäre zu gestalten, hängt entscheidend von der Haltung der verantwortlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ab. Die Grundsatzartikel helfen dabei, die Zielgruppe, das Vorgehen und die Zielsetzung des Glaubenskurses zu reflektieren, und bilden eine notwendige Ergänzung zu den zwölf Praxiseinheiten.

Wenn Young Teens Fragen stellen und biblische Geschichten hören, müssen sie spannend erzählt sein. Ich freue mich, dass eine gute Tradition in der Jugendarbeit hier aufgegriffen und weitergeführt wird. Wenn biblische Geschichten spannend und dabei auch etwas ausschmückend erzählt werden, fällt es Kindern und Jugendlichen leichter, sich selbst in dieser Geschichte zu entdecken. Dass ihnen dadurch die Botschaft der Bibel näherkommt und sie das Wort Gottes als Zuspruch für sich selbst hören können, bleibt unverfügbar und Wirken des Heiligen Geistes.

Herzlich danke ich den Herausgebern Antje Metzger und Matthias Kerschbaum und den Autorinnen und Autoren der einzelnen Beiträge und Artikel dafür, dass sie diesen besonderen Glaubenskurs für Young Teens erarbeitet haben. Für die Jugendarbeit wünsche ich mir, dass die Young Teens als eigene Zielgruppe durch diese Materialien besser in den Blick genommen werden. Den Mitarbeitenden wünsche ich gute und offene Gespräche mit den Teenagern in ihrer Gruppe. Den Young Teens wünsche ich, dass sie merken: „Ich bin gemeint. Ich selbst komme in der Geschichte vor. Gott hat Interesse an mir.“

Vorwort von Prof. Dr. Friedrich Schweitzer

Nur selten finden sie besondere Beachtung: Die 10- bis 13-Jährigen, die in diesem Buch als „Young Teens“ angesprochen werden, sind fast so etwas wie eine vergessene Altersgruppe. Sie sind keine Kinder mehr – jedenfalls nicht so, wie es die Jüngeren sind. Zugleich sind sie aber auch anders als die älteren Jugendlichen, an die beim Jugendalter zumeist gedacht wird. Gerade deshalb ist es wichtig, dass diese Altersgruppe stärkere Beachtung findet.

Dazu kommt, dass in dieses Alter wichtige Übergänge fallen, vor allem der Übergang in eine andere Schule. Damit verbunden sind neue Mitschülerinnen und Mitschüler, oft auch neue Freundeskreise. Die vertraute Welt der Kindheit wird ein Stück weit verlassen. Das klappt nicht immer reibungslos. Angebote der Jugendarbeit können auch in dieser Hinsicht Unterstützung bieten.

Und der Glaube der Young Teens? Auch davon ist nur selten gesondert die Rede. Zumeist wird auch hier nur von „den Jugendlichen“ gesprochen, ohne dass deutlich wäre, wie groß die Unterschiede zwischen jüngeren und älteren Jugendlichen in Sachen Glaube sein können. Damit ist nicht gemeint, dass die 10- bis 13-Jährigen im Blick auf ihren Glauben noch eher wie Kinder sind. Aus den empirischen Untersuchungen zur Konfirmandenarbeit wissen wir, dass 13-Jährige schon viele Fragen haben und nicht selten auch weitreichende Zweifel. Den aktuellen Befunden zufolge kann beispielsweise die Mehrheit der evangelischen 13-Jährigen nicht glauben, dass Gott die Welt geschaffen hat. Vermutlich macht sich hier der Einfluss der Naturwissenschaft und besonders der Evolutionstheorie bemerkbar. Fragen und Zweifel gibt es aber auch im Blick auf andere Glaubensüberzeugungen, etwa zur Auferstehung Jesu Christi. Der Kinderglaube wird als nicht mehr tragfähig erfahren.

So ist es gut, wenn diesen Jugendlichen ein spezielles Angebot zu Glaubensfragen gemacht wird. Dabei müssen verschiedene Anforderungen ineinander greifen. Es muss Raum für Spiel und Spaß bleiben, besonders im Bereich der Jugendarbeit. Die Bibel muss in ihrer grundlegenden Bedeutung zum Zuge kommen. Und es muss Gelegenheit für offene Gespräche geben. Denn noch immer scheinen sich Jugendliche auch nicht so sicher zu sein, ob man in der Kirche oder auch in der kirchlichen Jugendarbeit ganz offen dazu stehen darf, was man nicht glauben kann. Ohne eine solche Offenheit können Fragen aber nicht geklärt werden.

Ein Buch kann nicht garantieren, dass die praktische Arbeit am Ende gelingt. Es kann aber wichtige Anregungen und Hilfestellungen bieten. Mir scheint, dass das mit diesem Buch sehr gut gelungen ist. Deshalb würde ich mich freuen, wenn es nicht nur viele Leserinnen und Leser fände, sondern wenn es auch ein Anstoß für spezielle Angebote für Young Teens werden könnte!

Bei dir. Gott setzt ein Willkommenszeichen

Eine Einleitung

Vor Kurzem erzählte mir eine Lena, die neu nach Berlin gezogen war, dass sie große Mühe hatte, um dort anzukommen. Eines Tages aber wendete sich das Blatt. Sie war zu Fuß unterwegs. Da erwartete sie ein ungewöhnlicher Willkommensgruß. Ein blaugelbes Fahrrad wartete kurz vor dem Mauerpark auf sie. An diesem Fahrrad hing ein DIN-A4-Zettel. Und darauf stand: „Bin in liebevolle Hände zu vergeben.“ Durch dieses Fahrrad kam Lena Berlin näher. Es haben sich sogar Beziehungen über das Fahrrad entwickelt. Es war ihr Willkommenszeichen, nachdem sie sich so gesehnt hatte.

Auch Gott setzt solch ein Zeichen in dieser Welt, als er sich mit ausgebreiteten Armen ans Kreuz hängen lässt. Und uns lädt er ein, in seinem Namen als wandelndes Willkommenszeichen unterwegs zu sein.

Die Kultur eines Willkommenszeichens kommt an, bringt in Beziehung und geht weiter. Nach drei Jahren ist Lena in Berlin angekommen, hat viele Freunde gefunden. Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, wo sie das Fahrrad jemand anderem hinstellen wird. Dort wird dann auch wieder ein DIN-A4-Zettel hängen.

Folgende drei Markenzeichen können aus dieser Geschichte für diesen Glaubenskurs abgeleitet werden:

–  Wir kommen bei den 10- bis 13-Jährigen an, weil wir ihnen ganz unterschiedliche Anknüpfungspunkte durch die Erzählungen und durch den Zoom in ihre Lebenswelt zur Verfügung stellen.

–  Wir bringen die 10- bis 13-Jährigen in Beziehungen, weil wir ihnen Gemeinschaft anbieten. Und dabei selbst etwas von unserem Glauben und Leben teilen.

–  Wir geben weiter, was Gott uns geschenkt hat, weil wir selbst beschenkt sind.

Der Glaubenskurs will ein Willkommenszeichen setzen. Deshalb sehen wir diesen Kurs mit den Erzählungen und Austauschmöglichkeiten über das Hier und Jetzt als Chance für die Arbeit mit jungen Teenagern.

Ausgangslage zur Entstehung des Kurses

1. Beobachtung aus der Praxis

In Gruppenstunden werden immer seltener biblische Geschichten erzählt. Oft werden für die Altersgruppe der 10- bis 13-Jährigen Andachten aus Andachtsbüchern vorgelesen. Diese sind nicht immer altersgerecht.

2. Soziologische Beobachtung

Erzählen ist die Sprache des Alltags. Eine Erzählung kann wohl am ehesten schichtenspezifische bzw. bildungsspezifische Barrieren überschreiten.

3. Theologische Beobachtung

Die Bibel ist ein Erzählbuch. Gott, von dem im Alten und Neuen Testament berichtet wird, ist ein in Geschichten verstrickter Gott. Jesus erzählt Geschichten und lädt uns damit ein, es ebenfalls zu tun. Zusammengefasst bedeutet das: „Der Erzähler macht den Hörer in der Erzählung zum Teilhaber einer ihm zuvor verborgenen oder verschlossenen oder nicht bekannten Wirklichkeit“ (Otto: Handbuch des Religionsunterrichts, Hamburg 21965, 219).

Das Kursprogramm

Die Einheiten sind jeweils durch vier Schritte aufgebaut. Mit einem Eisbrecher, meist ein Spiel, wird in das Thema eingeführt. Danach folgen die Story, der Zoom sowie ein Statement eines oder mehrerer Young Teens. Die Story und der Zoom bilden dabei das Herzstück des Kurses.

Die Story

Der Glaubenskurs bedient sich einer Verkündigungsform, die von Young Teens gern gehört wird: die Story. Die Erzählungen spielen in biblischen Zeiten und folgen der Typologie einer ausgeweiteten Nacherzählung. Dazu werden ganz eigene Charaktere geschaffen. Durch diese am Geschehen beteiligten Personen und deren Perspektive soll eine Identifikation der Hörer ermöglicht werden.

Die Story nutzt den Spannungsbogen der biblischen Geschichte und gestaltet ihn aus. Es werden keine Erklärungen an den Anfang oder den Schluss gestellt. Das gibt Freiraum und die Teilnehmenden können ganz individuell ihre Schlüsse ziehen. Damit wird die in der Geschichte selbst liegende Wirkkraft ernst genommen. Es handelt sich um Erzählungen, „die abstrakte Wahrheiten konkret greifbar und für das Herz durchdringbar machen“ (Faix/Weißenborn: Zeitgeist, Marburg 2009, 53). Dies passiert durch die Story und gleichzeitig durch die Person, die erzählt bzw. durch die Einheit führt. Die Mitarbeitenden sind der „Brief Christi“ (2. Kor 3,2 f.) und können deshalb darauf vertrauen, dass Gott sich durch sie seinen ganz eigenen Weg zu den Young Teens suchen wird. Gerade der Zoom, die Unterbrechung, eröffnet dazu einen Raum, der auf Augenhöhe voneinander lernen lässt.

Der Zoom

Durch einen Zoom werden Unterbrechungen an Knotenpunkten der Erzählung vorgenommen und von dort aus Bezugspunkte in die Lebenswelt der Young Teens angeboten. Hier entsteht ein gestalteter Diskussionsraum (angeleitet durch gezielte Fragen pro Unterbrechung). Dieser Raum kann von Mitarbeitenden und Teilnehmenden nach eigenem Ermessen frei gestaltet werden. Die Fragen dienen als Gesprächshilfe. Dabei geht es nicht darum, dass alle Fragen im Sinne eines Tests abgearbeitet werden müssen.

Die erzählte Zeit und die heutige Zeit werden durch dieses Zoomen zusammengebracht. „Wenn er [sc. Erzähler] erzählte Zeit und heutige Zeit zusammenbringt, zoomt er gleichsam auf die Ereignisse und nimmt dabei den Zuhörer Schritt für Schritt mit“ (Geel/Oskamp: Gut predigen, Gütersloh 2001, 51).

Matthias Kerschbaum

Young Teens

Beobachtungen einer bisher wenig beachteten Zielgruppe

Young … was?

Mein Telefon klingelt. Am anderen Ende der Leitung höre ich die Stimme meines 10-jährigen Neffen. Er fragt mich, ob ich daran denke, bei meinem Einkauf im Supermarkt Fußballbilder für ihn zu sammeln. „Selbstverständlich“, antworte ich, „bisher habe ich sogar schon fünf Päckchen für dich ergattert!“ Sichtlich zufrieden bedankt er sich. Doch bevor er das Gespräch beendet, braucht er noch meinen fachmännischen Rat: „Du hast doch da so eine App auf deinem Handy. Die mit den Smileys. Kannst du mir sagen, wie diese App heißt und wie viel sie so ungefähr kostet?“ Zum Glück kann ich ihm auch hier weiterhelfen, wohlwissend, dass er mich in diesem Fachgebiet bald selbst kompetent beraten wird.

„10- bis 13-Jährige“, denke ich nach Beendigung des Gesprächs, „zwischen Klebebildern und Technikinteresse, Plüschtier und Schminke, Kindheit und Teenzeit!“ Irgendwie sind diese Kinder keine Kinder mehr, diese Teens noch keine Teens. Aber was sind sie dann? Beim Studieren verschiedener Lektüren stelle ich fest, dass es für diese wichtige Zielgruppe keinen respektvollen Namen gibt. Man nannte sie bisher „Kids“, „Lückekinder“ oder „Übergänger“. Keiner dieser Begriffe wird den 10- bis 13-Jährigen gerecht.

Mit meinen beiden Kollegen habe ich deshalb über einen neuen Namen nachgedacht. Nach einer kreativen Phase und reiflicher Überlegung war der Name „Young Teens“ geboren. „Teens“ deshalb, weil sich die Zielgruppe nach den älteren Teens ausrichtet und sich von Kindern deutlich distanzieren will. In ihren Befindlichkeiten wird deutlich, warum man sie nicht „Kids“ und schon gar nicht „Oldkids“ nennen sollte. In diesem Punkt würden sie sich in ihrer Entwicklung in Richtung der Großen nicht ernst genommen fühlen. „Young“ steht als Abgrenzung zu den ab 14-Jährigen und gibt den Jüngeren eine eigene Identität, eine eigene Marke. Daher ist „Young Teens“ ein der Gruppe angemessener Name, wie ich finde.

Was ist charakteristisch für Young Teens?

Neuer Lebensabschnitt

Der Übergang vom Kindesalter hin zu den Young Teens ist mit einem Wechsel der Schule verbunden. Der Wochenplan für Schule und private Aktivitäten wird neu geschrieben. Das Zeitfenster wird enger, der Druck, mehr leisten zu müssen, wächst. Von Young Teens wird viel gefordert: neuer Schulweg, neue Schulkameraden, neuer oder ergänzender Freundeskreis, zusätzliche Schulfächer, ein höheres Maß an Eigenorganisation und Selbstständigkeit.

Der Glaube verändert sich

Young Teens gehen wichtige Entwicklungsschritte – weg vom kindlichen – hin zum jugendlichen Glauben. Das bedeutet, dass sich das „Wie“ ihres Glaubens verändert. Die erzählten biblischen Geschichten werden nicht mehr ungefragt übernommen. Die Lust am Diskutieren entsteht und nimmt zu. Gleichzeitig aber spielt für ihren Glauben das, was Vertrauenspersonen darüber sagen, weiterhin eine große Rolle. Mitarbeitende sind ein Vorbild im Glauben, sprich, an ihr oder ihm zeigt es sich, wie man Glauben lebt.

Wunsch nach Mitbestimmung bei gleichzeitiger Unsicherheit

Young Teens wollen sich ausprobieren, anderes und sich selbst entdecken. Zugleich wünschen sie sich, erste Verantwortung zu übernehmen und sich zu beteiligen. Daneben prägt die Young Teens-Zeit eine Fülle von Unsicherheiten. Aufgrund der Ablösung von den Eltern und Lehrkräften als bisherige Autoritätspersonen suchen sie nach neuen erwachsenen Bezugspersonen. Sie sehnen sich nach vertrauensvollen Beziehungen und erwarten Unterstützung in ihren persönlichen Anliegen.

Folgerungen für die praktische Arbeit

Entwicklungspsychologisch und entwicklungstheologisch gesehen sind Young Teens eine eigene Zielgruppe und brauchen daher eigene Räume für ihre biblischen Auseinandersetzungen. Hier sollten sich Young Teens ausprobieren können, um ihr Potenzial zu entwickeln. Es kann also nicht um vorgefertigte Programme gehen, sondern um Angebote mit Beteiligung und Diskussion. Dabei spielt auch die Ermöglichung von Eigenverantwortung eine Rolle. Sie dient der Stärkung des Selbstwertgefühls und hilft den Young Teens, in einem geschützten Rahmen zur eigenen Persönlichkeit heranzuwachsen. Die Mitarbeitenden verstehen sich dabei als Begleitende. Sie brauchen dafür eine hohe Akzeptanz bei Young Teens, da es nicht mehr nur auf das Angebot, sondern vermehrt auf Beziehungen ankommt. Wenn das Vertrauen zu Mitarbeitenden aufgebaut ist, können sie zu Bezugspersonen außerhalb des Elternhauses werden. Das bietet eine große Chance, mit Young Teens über die Lebens- und Glaubensfragen nachzudenken, über die sie sonst mit niemandem reden können. Mitarbeitende sind dabei wichtige Wegbegleiterinnen und Wegbegleiter. Gleichzeitig fordert es von Mitarbeitenden ein „Ja“ zur Beziehungsarbeit und damit Liebe und Zeit für junge Menschen.

Antje Metzger

Nicht mehr Kind, noch nicht erwachsen

Entwicklungspsychologische Entdeckungen

„Nicht schön ist, dass uns Jugendlichen gesagt wird, wir seien jetzt Erwachsene, aber auch nicht Kinder. Wer soll das noch verstehen?“, beklagt sich ein 15-jähriger Junge (Mietzel: Wege in die Entwicklungspsychologie, München 142009, 319).

Zu den bedeutsamsten Entwicklungen der frühen Adoleszenz gehören die körperlichen Veränderungen und ihre Folgen. Ein Wachstumsschub und der Prozess der sexuellen Reife setzen ein. Die Jugendlichen haben sich mit der Tatsache auseinanderzusetzen, dass sie sexuelle Wesen sind. Das weckt Neugier, aber löst auch Unsicherheiten aus. Jugendliche müssen ihre Geschlechtsrolle aufbauen und eine eigene Identität entwickeln. Das individuelle Reifungstempo lädt ein, sich mit Gleichaltrigen zu vergleichen und je nach Ergebnis zufrieden und stolz auf den eigenen Körper oder auch voller Minderwertigkeitsgefühle zu sein. Die eigene äußere Erscheinung wird wichtiger. Während der frühen Adoleszenz werden Situationen als besonders peinlich empfunden, in denen man sich nicht richtig gekleidet oder nicht ausreichend gestylt hat. Young Teens neigen verstärkt dazu, sich der Öffentlichkeit bei vermeintlichen Unzulänglichkeiten ihres Aussehens zu entziehen. Gleichzeitig bietet die äußere Gestalt auch eine Möglichkeit, Unabhängigkeit von den Erwachsenen zu erlangen; extravagantes Aussehen wird als Versuch gesehen, eigenständig und anders als die Masse zu sein.

Das Auseinanderklaffen von körperlicher Veränderung und psychischer Reife bringt den Jugendlichen in eine innere Zerreißprobe. Hinzu kommen die Erwartungen der sozialen Umwelt an den erwachsen aussehenden jungen Menschen, wovon sich viele Jugendliche überfordert fühlen. Diese Überforderung werden sie allerdings nicht offen eingestehen, sondern sie zu überspielen versuchen.

Das Denken des Menschen ändert sich im Alterszeitraum zwischen 11 und 15 Jahren noch einmal qualitativ: Viele Jugendliche greifen nicht nur verstärkt auf die Logik zurück, sondern können grundsätzlich auch abstrakt denken. Das heißt, dass Denkoperationen unabhängig vom Gegenständlichen werden. Verschiedene Kombinationen von Lösungswegen können systematisch durchgespielt werden. Abstraktes und dezentriertes Denken (zwei oder mehr Dimensionen werden berücksichtigt) ist für die Beschäftigung mit Themen notwendig, die die Jugendlichen nicht unmittelbar betreffen. Es verleiht ihnen die Möglichkeit, sich in andere und deren Situation hineinzuversetzen und somit Stellung zu beziehen. Dass dem Jugendlichen neue Denkmöglichkeiten zur Verfügung stehen, merkt man häufig, wenn man mit ihnen diskutiert. Im Vergleich zu früheren Entwicklungsstufen argumentieren sie logischer und systematischer.

Die Pubertät ist bestimmt durch die Neugestaltung von sozialen und zwischenmenschlichen Beziehungen. Der Jugendliche steht vor der Aufgabe, sich allmählich von der Familie zu lösen, und ist gleichzeitig noch abhängig. Eltern stehen vor der Aufgabe, den Jugendlichen aus der kindlichen Rolle zu entlassen. Der Bezug zur Familie wird relativiert, während die Bedeutung der Gleichaltrigen zunimmt. Wird dieser Umbau der Beziehungsmuster von den Eltern bzw. Erwachsenen angemessen und verstehend begleitet, können sie wichtige Bezugs- und Vertrauenspersonen bleiben.

Die Veränderungen, die ein Jugendlicher während der Pubertät am eigenen Körper beobachtet, werfen viele Fragen auf. Neue Gefühlserlebnisse und Erfahrungen können das Selbstwertgefühl infrage stellen. Für die Beantwortungen dieser Fragen gewinnen die Gleichaltrigen besondere Bedeutung. Sie müssen sich mit den gleichen Problemen auseinandersetzen und wissen allein schon deshalb am besten, wie einem zumute ist, wenn Krisensituationen die eigene Sicherheit erschüttern. Altersgruppen fordern als „Preis“ für ihre Hilfen in der Regel hohe Konformität, d. h. sie setzen ihre Mitglieder unter verstärkten Druck, sich den Gruppennormen anzupassen.

Die Beschäftigung mit der Gruppe der Gleichaltrigen bietet die Möglichkeit, eigene Einstellungen, Gefühle und Verhaltensweisen mit denen anderer zu vergleichen. Auf diese Weise wird eine wichtige Voraussetzung geschaffen, das eigene Selbstbild und die eigene Identität zu entwickeln. Jugendliche beschäftigen sich verstärkt mit den Fragen: Wer bin ich eigentlich? Wer will ich sein? Wie soll meine Zukunft aussehen? Dabei spürt der Jugendliche, dass die gewünschte Identität und die Realität oft auseinanderklaffen. Immer wieder entdeckt der Jugendliche bei seiner Selbsterkundung Widersprüche in der eigenen Person. Das Bewusstsein dieser Diskrepanz kann als unangenehm und schmerzvoll erlebt werden.

Ein Kennzeichen der Adoleszenz besteht darin, Lebensstandards der Erwachsenen sowie das elterliche Vorbild und ihre Autorität infrage zu stellen. Es ist die Zeit, in der sich Moral- und Wertvorstellungen entwickeln und Grundsteine für soziales Engagement und politische Stellungnahme gelegt werden. Die Entwicklung eines moralischen Urteils schafft die Basis, ein Gefühl für soziale Ungerechtigkeit zu entwickeln, die über die eigene Lebenswelt hinausgeht. Dies wird auch durch die Fähigkeit unterstützt, der Realität gegenüber einen kritischen Standpunkt einzunehmen. Jugendliche lernen über sich und ihre Handlungen nachzudenken und diese von außerhalb zu betrachten.

In der Pubertät bleibt nichts, was vorher galt, ungeprüft bestehen – seien es Gesellschaftsregeln, Tradition oder Glauben. Manche Vorstellungen vom lieben Gott zerbrechen oder werden verabschiedet. Die Fähigkeit, Abstand von sich selbst zu nehmen, ermöglicht, den bisherigen Glauben kritisch zu hinterfragen, um einen eigenen Standpunkt zu gewinnen. Hier kommt es oft zu einem Bruch mit den alten Traditionen und den „Glaubensresten“ aus der Kindheit. Vieles muss noch einmal überdacht, kritisch beleuchtet und neu formuliert werden, damit der Glaube zu etwas Eigenem werden kann. Der Glaube verbindet sich mehr und mehr mit der eigenen Persönlichkeit. Der Mensch entdeckt die Möglichkeit, sein Leben selbst in die Hand zu nehmen. Jugendliche sind dabei, zu sich selbst und zu anderen Beziehungen aufzubauen. Sie sind dabei Suchende und vor allem in der Pubertät unsicher. Sie brauchen Erwachsene (das müssen nicht die Eltern sein), die ihnen verlässliche Begleiter sind und ihnen vorleben, wie das ist, in einer Beziehung zu Gott zu leben.