Beloved demon of mine - Lucy Matoh - E-Book

Beloved demon of mine E-Book

Lucy Matoh

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Beschreibung

Von Gott auserwählt, den Menschen in Sorgen und Nöten, Leid, Schmerz und Trauer beizustehen, wandelt Camandriel seit Anbeginn der Menschheit über die Erde. Er liebt die Menschen mit all ihren Schwächen, Hoffnungen und Sehnsüchten, liebt sie für ihren Mut und ihre Sturheit. Kein Wunder, dass er sich ausgerechnet in den Dämon Mikeriash verliebt - sehr zum Ärgernis der anderen Engel ... (Deep) Von einem Jäger verfolgt zu werden, ist für einen Vampir selten der Start in eine gute Nacht. Dennoch führt es für Hagen zu einer Begegnung der erotischen Art. (In Between Worlds) Gabe und Jim führen etwas, das sie selbst als Feindschaft Plus bezeichnen: Im Arbeitsleben sind sie erbitterte Feinde, doch privat ergeben sie sich ihren Lüsten und Gelüsten. Bis zu dem Tag, der alles verändert. (Fairy tale love) Liam hat alles getan, um seinen Platz in der Gemeinschaft der Hexenjäger einzunehmen. Nun - fast alles. Als sein dunkles Geheimnis ans Licht kommt, bricht seine Welt zusammen. Und das lässt ihm nur noch einen einzigen Ausweg ... (Seeking solace) Vier Paare, vier Begegnungen voller Liebe, Lust und Leidenschaft - erotische Gay Fantasy Romance aus der Hand von Lucy Matoh.

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Beloved demon of mine

Beloved demon of mineDeep - Geliebter DämonSeeking Solace - Die Verführung des HexenjägersIn Between Worlds - Der Cop meines HerzensFairy tale love - LiebesmärchenBildnachweisÜber die AutorinImpressum

Beloved demon of mine

Von Gott auserwählt, den Menschen und Sorgen und Nöten, Leid, Schmerz und Trauer beizustehen, wandelt Camandriel seit Anbeginn der Menschheit über die Erde. Er liebt die Menschen mit all ihren Schwächen, Hoffnungen und Sehnsüchten, liebt sie für ihren Mut und ihre Sturheit. Kein Wunder, dass er sich ausgerechnet in den Dämon Mikeriash verliebt - sehr zum Ärgernis der anderen Engel ... (Deep) Von einem Jäger verfolgt zu werden, ist für einen Vampir selten der Start in eine gute Nacht. Dennoch führt es für Hagen zu einer Begegnung der erotischen Art. (In Between Worlds) Gabe und Jim führen etwas, das sie selbst als Feindschaft Plus bezeichnen: Im Arbeitsleben sind sie erbitterte Feinde, doch privat ergeben sie sich ihren Lüsten und Gelüsten. Bis zu dem Tag, der alles verändert. (Fairy tale love) Liam hat alles getan, um seinen Platz in der Gemeinschaft der Hexenjäger einzunehmen. Nun - fast alles. Als sein dunkles Geheimnis ans Licht kommt, bricht seine Welt zusammen. Und das lässt ihm nur noch einen einzigen Ausweg ... (Seeking solace) Vier Paare, vier Begegnungen voller Liebe, Lust und Leidenschaft - erotische Gay Fantasy Romance aus der Hand von Lucy Matoh. 

Deep - Geliebter Dämon

Camandriel schnaubt, wirft einen Blick auf die Armbanduhr und dann auf den Zettel, den er in Händen hält: ein zerknittertes Blatt mit einer schlampigen Bleistiftskizze, aus der ein rotes Kreuz hervorsticht. Der Zettel lag auf seinem Bett, als er vorhin von seiner Nachmittagsrunde nach Hause kam. Mikeriash weiß ganz genau, dass Camandriel gerade absolut keine Zeit für solcherlei Unsinn hat. Er wird ihm die Ohren lang ziehen, eine ordentliche Standpauke halten und dann dafür sorgen, dass sich dieser Tunichtgut mit etwas Sinnvollem beschäftigt. Ihm muss ja ziemlich langweilig sein, wenn er sich eine Schatzkarte für Camandriel ausdenkt. Oder Mikeriash hat einen seiner romantischen Momente. Würde ihn hier im Niemandsland ein romantisches Herbstpicknick erwarten? Camandriel sieht gen Himmel. Dichte Wolken drängen sich aneinander, angetrieben von starkem Wind, dunkel und trist. Gerade ist es trocken, aber bald wird der Nieselregen wieder einsetzen. Nicht gerade eine Atmosphäre, die Romantik und Zärtlichkeit verströmt. Dann hat Mikeriash sich vermutlich schlicht einen Scherz erlaubt.

Noch einmal kontrolliert der Engel die Bleistiftzeichnung und vergleicht sie mit den umliegenden Gebäuden. Hier … hier ist der eingezeichnete Bahnübergang. Folglich sind es nur noch ein paar hundert Meter bis zum Zielort. »Überraschung« steht in Mikeriashs unordentlicher Schrift neben dem roten Kreuz. Camandriel seufzt und setzt sich wieder in Bewegung. Rings um ihn nichts als leerstehende Gebäude, ohne Fenster und mit kaputten Dächern.

Es ist ein altes Fabrikgelände, das sich die Natur langsam wieder zurückerobert. Der asphaltierte Boden weist Risse auf, Gras und Wurzeln durchbrechen das Grau. An den Wänden der Gebäude wachsen Efeu und andere Kletterpflanzen gen Dach. Was hier hergestellt wurde, darauf lässt nichts schließen. Es stehen keine Gerätschaften herum, nirgends hängen Schilder. Aber es muss eine Weile ganz gut gelaufen sein, wenn sich die Fabrik einen Anschluss ans Schienennetz leisten konnte.

Von dem Glanz und Reichtum, der hier einmal geherrscht haben muss, ist nichts mehr übrig. Ein paar Eichhörnchen huschen über das Dach eines Gebäudes, neben dem ein Baum gute vier Meter in die Höhe ragt. Der Stamm ist breit, die Krone mächtig. Das dunkelgrüne Laub rauscht in der steifen Brise, die auch beharrlich an Camandriels dunkelbraunem Sommermantel zupft. Er hat den wasserabweisenden, dünnen Baumwollmantel sehr zu schätzen gelernt hat, denn in dieser Gegend ist es selbst im Sommer kühl und meist recht nass. Steigen die Temperaturen über 22 Grad, verlässt kaum jemand mehr das Haus aufgrund der »gnadenlosen Hitze«. Camandriel selbst liebt den Frühling, ist aber kein rechter Freund sommerlicher Höchsttemperaturen. Vermutlich fühlt er sich deshalb in Benston so wohl.

Nun ja – und auch wegen Mikeriash. Er ist ziemlich verrückt, etwas zu sorglos und viel zu impulsiv. Eine Mischung, die ihn regelmäßig in Schwierigkeiten bringt. Aber gerade deswegen hat Camandriel ihn so gerne um sich. Es ist dieses Gefühl, das er -

Fast hätte er sie übersehen.

Auf dem schmutzig grauen, von verrotteten Blättern und Dreck überzogenen Asphalt fiel sie nicht sonderlich auf. Doch jetzt, wo er sie gesehen hat, kann Camandriel seinen Blick nicht mehr abwenden. Er hält inne, mit offenem Mund und schmalen Augen, die Brauen zusammengekniffen. Ein anderer Passant hätte sie vielleicht für die Feder einer sehr großen Krähe oder eines Raben gehalten. Camandriel weiß es besser. Und er weiß auch, dass sie nicht einfach abfallen.

Wie in Trance hebt Camandriel den Kopf, sucht langsam den Platz nach weiteren Hinweisen ab. Etwa zwanzig Meter entfernt entdeckt er etwas, das seine Aufmerksamkeit erregt. Hastig läuft er los. Schon auf halber Strecke erkennt er, dass es tatsächlich eine weitere Feder ist. Einige Meter entfernt noch eine. Und noch eine. Camandriel folgt mit pochendem Herzen und wachsender Anspannung der Spur schwarzer Federn. Fünf, zehn, fünfzehn. Zu viele. Viel zu viele. Angst keimt in seinem Magen. Was ist hier los? Was ist passiert? Er muss ihn finden, muss ihn unbedingt finden. »Bitte, lass es nicht zu spät sein«, flüstert Camandriel und kämpft dagegen die sich ausbreitende Panik an, doch all seine Muskeln sind zum Bersten gespannt.

Dann bleibt er stehen.

So plötzlich, dass er beinahe vornüber gefallen wäre.

Sie stehen im Kreis, Schulter an Schulter, haben ihm den Rücken mit den großen, weißen Schwingen zugewandt. Ein Flügelschlag, dann sind sie verschwunden. Der Platz ist fast leer, nur ein Haufen schwarzer Federn bleibt zurück. Ein Haufen Federn, aus dem ein Bein herausragt.

»Was habt ihr getan ...« Camandriel stürmt los, lässt sich neben ihn auf die Knie fallen, ignoriert den Schmerz, ignoriert die schwarzen Federn, die aufwirbeln und durch die Luft tanzen. So viele. So schrecklich viele. »Bitte nicht. Bitte. Bitte nicht.« Seine Hände gleiten über den regungslosen Körper, der mit dem Gesicht am Boden liegt. Camandriels Finger greifen nach den Schultern, drehen Mikeriash auf den Rücken. »Bitte. Bitte.« Das Gesicht ist bleich, die Augen geschlossen, dunkelbraune Locken fallen ihm in die Stirn. »Nein.«

Tränen sammeln sich in Camandriels Augen, seine Sicht verschwimmt. »Mach die Augen auf. Bitte.« Seine Finger tasten über das Gesicht, den Hals, spüren einen Puls, flach und schwach, tasten weiter über die Arme, den Oberkörper, suchen nach Verletzungen, einem Messer, das vielleicht noch immer in seinem Körper steckt, einem Dolch oder einem Dorn, und zucken zurück, als sie in etwas warmes, nasses eintauchen.

Hastig schlägt Camandriel die hellbraune Lederjacke auf, unter der sich ein großer, dunkelroter Fleck gebildet hat. Er schiebt den weichen, nassen Pullover hoch, legt seine Hand auf die Wunde und schließt die Augen. »Bitte. Bitte, Micky, bitte«, rollt das flehentliche Mantra unablässig über seine Lippen, während Wärme und goldenes Licht aus seiner Hand und in Mikeriashs Wunde wogen. Camandriel spürt, wie sich Venen und Arterien schließen, die Blutung versiegt, Muskeln und Haut heilen, Zellen sich regenerieren. Er hört erst auf, öffnet erst die Augen, als die Wunde vollkommen geschlossen ist und nichts als eine trockene, blutige Kruste auf Mikeriashs Bauch daran erinnert, dass dort eben noch eine Fleischwunde klaffte. Camandriels Blick haftet an dem bleichen Gesicht, den großen, dunklen Augenrändern, den farblosen Lippen. »Bitte, Micky. Bitte.«

Doch Mikeriash bewegt sich nicht.

Warum öffnet er nicht die Augen? Warum schlägt sein Herz nicht wieder fester, schneller? Behutsam schiebt Camandriel beide Hände unter den Körper seines Freundes und kämpft sich auf die Beine. Sie müssen hier weg, so schnell wie möglich. Zurück in seine Wohnung können sie nicht. Dort würden die Mistkerle zuerst suchen, sobald ihnen klar wird, dass ihr Plan missglückt ist. Aber wohin dann? Und wie? Falls er bis zu einem Versteck fliegt, können die anderen seine Spur mit Leichtigkeit verfolgen. Dann wäre die ganze Flucht sinnlos. Also nur bis zur nächsten Mitfahrgelegenheit.

Camandriel spannt seine Flügel an und fliegt los. Niemand kann ihn dabei sehen, der Schlag seiner Flügel lässt ihn so schnell beschleunigen, dass er gemeinsam mit Mikeriash zu Licht und Luft wird, über die verlassene Gegend hinweg rast und in die Stadt hinein in eine schmale, leere Seitengasse. Dort landet er, sanft und makellos. Behutsam schiebt er den blutigen Pullover wieder hinunter und klappt die Lederjacke zu. Fast könnte man meinen, Mikeriash schlafe nur. Camandriel schluckt gegen die Enge in seinem Hals an, sieht sich um, marschiert los und trägt Mikeriash zur Straße, dorthin, wo einige Taxifahrer auf Kundschaft warten.

Sie steigen mehrmals um, bis sie schließlich vor einem Hotel aussteigen. »Ein Doppelzimmer«, sagt Camandriel zu dem Mann an der Rezeption, der ihn kritisch mustert. Er bemüht sich um ein verlegenes Lächeln. »Zu viel getrunken, zu wenig geschlafen. Liebeskummer.«

Jetzt huscht auch ein Lächeln über das Gesicht des Portiers. »Da müssen wir alle mal durch«, sagt er, nimmt Camandriels Kreditkarte entgegen und zieht sie durch einen Schlitz. »Wie lange werden Sie bleiben?«

»Zwei Tage, vielleicht drei.«

»Ich gebe Ihnen ein Zimmer auf der mittleren Etage. Der längste Weg zum Dach hinauf und zu vorbeifahrenden Autos hinunter. Sicherheitshalber.« Und damit überreicht er Camandriel die Kreditkarte und eine Zimmerkarte. »Soll ich Ihnen zum Aufzug helfen?«

»Nein, danke. Das schaffe ich noch.«

Zehn Minuten später sitzt Camandriel auf der Bettkante und legt ein nasses, kaltes Gästehandtuch auf Mikeriashs Stirn. Ein fruchtloses Unterfangen angesichts des hohen Fiebers, das von Mikeriash Besitz ergriffen hat. Die dunkelbraunen Locken kleben an der schweißnassen Stirn, seine Augen huschen unter den geschlossenen Lidern unruhig hin und her, seine Zähne klappern, die Finger krallen sich ins Bettlaken. Der ohnehin fast schon zierliche Körper seines Freundes wirkt zerbrechlich, die Matratze scheint ihn langsam zu verschlucken. Gemurmelte Worte und Laute rollen über die Lippen des Dämons, unterbrochen von rauem, trockenem Husten.

Camandriel beißt die Zähne zusammen, löst behutsam Mikeriashs verkrampfte Finger vom Bettlaken und nimmt die kühle Hand in seine Hände. Wie können seine Hände kalt sein, wo doch der restliche Körper zu verglühen scheint? In seinem ganzen, langen Leben ist Camandriel noch nie krank gewesen. Engel werden nicht krank. Sie können verletzt werden, sogar tödlich verwundet. Und natürlich … vergiftet.

Camandriel hat versucht, das Fieber aus Mikeriashs Körper zu verbannen, doch etwas blockiert seine Kräfte. Was, wenn das Fieber nicht von der Wunde an sich herrührt, sondern von einem Gift, in das die Waffe getränkt war? Engelsgifte waren seit den Großen Kriegen verboten, in dem sowohl Engel, als auch Gefallene die Gifte gegeneinander eingesetzt hatten. Beide Seiten wurden sich darüber einig, dass gewisse Dinge besser sicher und unzugänglich aufbewahrt werden.

»Was habt ihr nur getan ...«, murmelt Camandriel und streicht eine dunkelbraune Locke aus der schweißnassen Stirn. Wie konnten seine Brüder und Schwestern nur zu einem solch drastischen Mittel greifen? Ja, Mikeriash ist ein Gefallener, aber seit der Übereinkunft werden keine offenen Kämpfe ausgeführt. Wird jemand von der einen Seite von jemandem von der anderen Seite angegriffen, darf er sich verteidigen, zur Not den Angreifer auch eliminieren. Aber das hier? Nein. Das ist nicht richtig. Mikeriash hat die Engel sicherlich nicht angegriffen. Es muss ein Hinterhalt gewesen sein. Doch aus welchem Grund? Warum sollten sie ihm auflauern, ihn überfallen?

Mikeriash ist kein Heiliger, nein, ganz sicher nicht. Er stellt Unfug an. Bringt gerne Dinge durcheinander, sorgt für Missverständnisse und findet es unterhaltsam zu beobachten, was danach geschieht. Einen jungen Studenten in der U-Bahn stolpern und seinen kalten Kaffee auf eine perfekt gestylte Frau verschütten zu lassen, ja, das ist etwas, das Mikeriash amüsiert. Dazusitzen und zuzusehen, was diese beiden Menschen aus dem Missgeschick machen. Wird sie handgreiflich? Beleidigt sie ihn? Oder entschuldigt er sich und lädt sie als Wiedergutmachung zum Essen ein? Wohin führt die Konfrontation, zu Streit oder Verliebtheit? Vielleicht einer schnellen Nummer im Waschsalon?

Auch, wenn Camandriel diese Art der Einmischung nicht gutheißt, so ist sie doch von der gleichen Harmlosigkeit, mit der ein Zweitklässler mit einem Gummiband Papierkügelchen auf die Rücken der Schüler in der ersten Reihe schießt.

Einige Gefallene geben sich große Mühe auf der Karriereleiter der Hölle möglichst weit nach oben zu steigen und sorgen dafür im großen Stil für Verderben und Elend. Mikeriash interessiert sich nicht für deren Rangeleien und Intrigen. »Wieso soll ich mich abrackern, irgendeinem armen Schwein seine Seele abzuluchsen, wenn ich genauso gut in diesem Pub sitzen, kühles Bier trinken und Sport sehen kann?« Camandriel beißt die Zähne zusammen, kämpft gegen weitere Tränen an. An jenem Nachmittag im Pub hat er Mikeriash zum ersten Mal getroffen. Er war von einer Woge der Trauer und Verzweiflung in diesen Pub gezogen worden, hat geglaubt, der ganze Pub müsse voller Menschen sein, die Trost bedurften. Als er dann dort ankam, waren nur zwei Personen anzutreffen: der Barkeeper und ein Gast. Und letzterer war nicht einmal menschlich.

Ein heftiges Zittern geht durch Mikeriashs Körper. Camandriel legt ihm eine Hand auf die Wange. »Es wird alles wieder gut«, sagt er leise, während Tränen über seine eigenen Wangen laufen und seine Worte Lügen strafen. Manche Engelsgifte töten sofort, manche langsam, aber letztendlich töten sie immer. Camandriel schließt die Augen und lässt Licht und Wärme durch seine Finger in den Körper seines Freundes fließen. Er kann den vergifteten Körper nicht heilen, aber wenn es ihm gelingt, die Schmerzen nur ein wenig zu lindern …

»Ich bin ein Engel des Trostes, meine Aufgabe ist es, Schmerzen zu lindern ...«, hört er sich sagen. Er kann sich an den Widerwillen erinnern, den er Empfand, als er mit dem Gefallenen sprach. Camandriel dachte damals, Mikeriash sei im Pub, um den Barkeeper zu verführen. Ihm etwas Großes anzubieten, vielleicht ein florierendes Geschäft, die Idee für ein geniales Bierrezept oder schlichtweg Geld und Frauen. Etwas, das der Barkeeper in seiner Verzweiflung annahm, ohne auch nur eine Sekunde darüber nachzudenken, dass er damit seine Seele verkaufte. Erst, als der Barkeeper zum Rauchen auf den Hinterhof verschwand, aber die Aura aus Trauer und Verzweiflung im Pub sich keinen Millimeter bewegte, wurde Camandriel bewusst, dass sie nicht vom Barkeeper ausging. Und das war so völlig absurd, dass er dem Drang widerstehen musste, unter den Tischen und hinter dem Tresen nachzusehen, ob sich nicht dort doch ein Mensch befand, dem diese Aura gehörte.

Langsam nimmt das Zittern und Krampfen unter Camandriels Bemühungen ab. Camandriel öffnet erleichtert die Augen, betrachtet Mikeriash, vielleicht auf der Suche nach eine Anzeichen für Hoffnung. Sein Gesicht wirkt weniger angespannt, aber immer noch bleich, die blassen Lippen verfärben sich bereits leicht bläulich. Das Leben weicht aus ihm, mit jedem flachen, schwachen Atemzug.

Camandriel nimmt das kleine Tuch von Mikeriashs Stirn und steht auf, um es erneut in kühlem Wasser zu tränken. Aus den Augenwinkeln erregt etwas seine Aufmerksamkeit, lässt ihn innehalten. Er kneift die Brauen zusammen, tritt näher heran.

Klein, orange-braun und rundlich liegt es nur wenige Millimeter von Mikeriashs Fingerspitzen entfernt auf dem weißen Bettlaken. Wie angewurzelt steht Camandriel mit dem warm-nassen Handtuch in der Hand vor dem Bett und starrt auf den Stein.